San Sebastian 2016 verabschiedet sich
Ein Dokumentarfilm und eine Ausstellung, die den Verlauf von Donostia 2016 beschreiben, schließen das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt, das Mitte Dezember im baskischen San Sebastián zu Ende geht. Der Abschied wird begangen mit 80 Veranstaltungen, bevor es 2017 darum geht, Bilanz zu ziehen und das Erbe des Großprojektes zu analysieren. Bei den Abschieds-Events ragt das Konzert des Orchesters aus Toulouse und Orfeon Donostia heraus, Thema ist ausgerechnet das „Deutsche Requiem“ von Brahms.
Nach 12 Monaten Programm geht für Donostia / San Sebastián das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 mit einer Veranstaltungsreihe und einem Blick auf das Erbe zu Ende
Einen großen Event wird es zum Abschied nicht geben, zumindest nicht in der Art, wie er bei der Eröffnung zu erleben war. Vielleicht, um eine erneute Pleite zu vermeiden, wie jene der polemischen Installation des Katalanen Hansel Cereza auf der Brücke an der Flussmündung, bei dem sich die Hälfte des anwesenden Publikums beschwerte, nichts gesehen zu haben. Stattdessen öffnet das Kulturzentrum Tabakalera am 17. Dezember für die ganze Bevölkerung zu einem nächtlichen Fest: Konzerte, DJ-Sessions und Projektionen bilden den bunten Rahmen dieses Endspurts der Geschichte der ersten baskisch-europäischen Kulturhauptstadt. (1)
Mit diesem volkstümlichen Event am 17. soll auch der Eindruck korrigiert werden, den die Organisatoren zuletzt hinterlassen haben, als sie eine Ausstellung zensierten, deren Absicht eigentlich die Integration von Marginalisierten gewesen war – ein besonders schwerwiegender Fauxpas, der in den baskischen Medien einigen Wirbel auslöste. (2)
Als Teil dieses Epilogs gibt es am 19.Dezember im Kursaal ein Konzert des Toulouse-Orchesters und des großen Chores von Donostia (Orfeón), die zusammen das „Deutsche Requiem“ von Brahms interpretieren. Drei Tage zuvor findet im Rathaus ein institutioneller Akt statt, bei dem offiziell der Staffelstab der Kulturhauptstadt an die folgenden Städte weiter gegeben wird: das dänische Aarhus und das zypriotische Pafos.
Vom zweiten Ort, der mit Donostia im abklingenden Jahr 2016 den Titel Europäische Kulturhauptstadt geteilt hat – das polnische Wroclaw (Breslau) – wird ebenfalls die Rede sein in einem Programm mit einer Woche polnischem Theater und Tanz, unter dem Namen „Z Polski“. Zwischen dem 16. und dem 20. Dezember wird es dazu ein Dutzend Veranstaltungen geben, die sich auf das zentrale Motto von Donostia 2016 beziehen: Frieden und Koexistenz.
Das „Europäische Forum für Sprachliche Vielfalt“, der Abschluss des literarischen Projekts „Tschechov gegen Shakespeare“, das den Opfern von Gewalt gewidmete Projekt „Sin adios“ (Kein Adios), Vorführungen von Filmen wie „Paredes que hablan“ (Sprechende Wände), und „Europa Transit“ – all das ist Teil dieses umfassenden Schluss-Programms, das am 31.Dezember sein Ende findet. Daneben werden Veranstaltungen angeboten, die sich mit dem Erbe des Kulturhauptstadt-Jahres beschäftigen, sie werden in den kommenden Tagen konkretisiert. 2017 kommt es dann zu einem zweiten Nachspiel mit dem letzten Teil der Fortsetzungs-Ausstellung „Friedensverträge“. Im Januar wird mit einer Ausstellung unter dem Titel „Cuadernos de Bitácora“ (Kompass-Hefte) mit stark audiovisuellem Charakter Bilanz gezogen, welche Bedeutung die europäische Großaktion für die baskische Metropole hatte.
Ausstellung
Die Ausstellung wird am 16. Dezember eröffnet und am 22. wieder geschlossen, zu ihr gehört der Dokumentarfilm „Legatua – El legado“, in deutscher Übersetzung „das Erbe“. Mit den beiden zuletzt genannten Projekten wurde eine Produktions-Gesellschaft beauftragt, die aus einem breiten Spektrum 130 Personen interviewte, um sie nach ihrem persönlichen Fazit bezüglich der Kulturhauptstadt zu befragen.
„Cuadernos de Bitácora“ wird im Kulturzentrum Tabakalera seinen Platz finden, die Ausstellung hat chronologischen Charakter und ist in drei Etappen aufgeteilt: in der ersten geht es um die Bewerbung und das Konzept Donostia 2016 im Zeitraum von 2008 bis 2015; der zweite und längste Teil handelt von den Aktivitäten im laufenden Hauptstadt-Jahr; der dritte Teil stellt eine Reflektion dar, welche Nachwirkungen die Kulturhauptstadt in San Sebastián hinterlassen wird.
Pablo Berástegui (Generaldirektor von Donostia 2016), Xabier Paya (Programmdirektor), Ane Rodriguez (Generaldirektorin von Tabakalera) und Carlos Rodriguez (Kreativdirektor der Produktionsgesellschaft) stellten die Endphase des Programms bei einer Pressekonferenz vor. Unklar ist bisher, über welchen Haushalt die Stiftung Donostia 2016 in Zukunft verfügen wird und welche Aktivitäten sie im kulturellen Leben von Donostia anbieten wird.
ANMERKUNG:
(1) Die Informationen zum vorliegenden Text stammen aus der Publikation „Donostia 2016 se despedirá con más de 80 actividades y una mirada al legado“ (Donostia 2016 verabschiedet sich mit mehr als 80 Aktivitäten und einem Blick auf das Erbe) in der baskischen Tageszeitung Gara vom 29.11.2016
(2) Artikel „Zensur in der Kulturhauptstadt“ bei Baskinfo (Link)
http://baskinfo.blogspot.com.es/2016/11/zensur-in-der-kulturhauptstadt.html
FOTOS:
(1) Theaterszene (Foto Archiv Txeng)
(2) Der Chef der Kulturhauptstadt Donostia 2016 (Noticias de Gipuzkoa)
(3) Die Direktion der Kulturhauptstadt Donostia 2016 (Naiz)