Die Bandbreite der Rubrik MUSIK bewegt sich zwischen klassischer, moderner und folkloristischer Musik. Vorgestellt werden dem Baskenland eigentümliche Instrumente, Musikerinnen und Musiker, Musikgeschichte und musikalische Projekte.
Die radikale Version
Vom Clash-Konzert im Anoeta-Stadion über die Punkband Eskorbuto bis zum Abschied von Kortatu. Der Journalist Javier Jerry Corral hat ein spannendes Buch von 842 Seiten veröffentlicht unter dem Titel “Fiesta und Rebellion. Mündliche Geschichte des radikalen baskischen Rock“ (Fiesta y rebeldía. Historia oral del rock radical vasco) – die Geschichte einer Bewegung, die nach dem Franquismus ebenso kulturell wie politisch inspiriert war. Interviews mit 70 Protagonist*innen der Bewegung “Made in Euskadi“.
“Schwarze Milch“ Abschiedstour
Nach einer 17-jährigen Geschichte verabschiedet sich die Musikgruppe “Esne Beltza“ (Schwarze Milch) von den Bühnen des Baskenlandes – nicht ohne der großen Fangemeinde ein letztes Album und eine angemessene Abschieds-Tournee zu bieten. Auf einen bestimmten Stil lässt sich “Esne Beltza“ nicht festlegen, die Einflüsse sind zu unterschiedlich, über die Jahre wurde dies in der Tradition von “Mano Negra“ zum Markenzeichen der Gruppe, zu hören sind da Elemente von Rock, Chanson, Salsa, Reggae, Ska, Cumbia.
Aufhören mit 82 Jahren
Benito Lertxundi, einer der ältesten und bekanntesten Liedermacher der baskischen Musikszene, verabschiedet sich Ende 2024 von den Bühnen. Diskret und ohne große Töne, nach sechs Jahrzehnten als allseits anerkannter Förderer und Bezugspunkt der baskischen Kultur. Der 1942 geborene Lertxundi war Teil der widerständischen Kulturszene, die sich in den 1960er Jahren dem Franquismus entgegenstellte und baskische Musik und Kultur einem wachsenden Publikum zugänglich machte, gegen die Zensur des Regimes.
Meister des Trikitixa-Akkordeons
Kepa Junkera Urraza ist ein baskischer Musiker, Komponist und Produzent von Volksmusik mit baskischen Texten. Er ist Meister des Trikitixa-Akkordeons und hatte bis 2018 dreißig Alben veröffentlicht. Im Laufe seiner Karriere erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise. Neben seiner internationalen Bekanntheit blieb Junkera auch im Baskenland seinem Publikum treu und ist beliebt wie wenige andere. Ende 2018 erlitt er auf Tour in Belgien einen Schlaganfall, der seine Triki-Karriere abrupt beendete.
“Ich gehöre der Kulturfront an“
Fermin Muguruza lieferte einst die Soundtracks der rebellischen baskischen Jugend. Insbesondere der Jugend, die auf Unabhängigkeit setzte. Musik machte er weiter, in unterschiedlicher Besetzung, Kortatu, Negu Gorriak, Manu Chao … Dazu kamen Dokumentarfilme und der Zeichentrick-Zweiteiler “Black is Beltza“. Jetzt steht das 40-jährige Bühnenjubiläum vor der Tür, in Form einer kleinen Welt-Tournee. Für ein Auftakt-Konzert in Bilbo-Miribilla wurden innerhalb weniger Minuten 16.000 Karten verkauft.
Itziars Sohn - Itziarren semea
Im Jahr 1969 wurde in baskischer Sprache ein Lied mit dem Titel “Itziarren Semea“ (Itziars Sohn) veröffentlicht. Grundlage für den Liedtext war die wirkliche Geschichte eines mehrfach verhafteten und gefolterten baskischen Aktivisten. So wurde das Lied zum Plädoyer gegen Folter. Itziars Sohn war einer von vielen, die während des Franquismus in den Folterkellern der Guardia Civil schwer misshandelt wurden. Systematische Folter sollte den baskischen Widerstand brechen und das soziale Umfeld schwächen.
40 Jahre Kortatu
Vor 40 Jahren machte sich ein gewisser Fermin Muguruza auf, mit seiner Band Kortatu, die baskischen Musikherzen zu erobern, nicht wenige auch im europäischen Norden. Im spanischen Staat wurde er boykottiert, gemieden und verboten. Zum Jahrestag kehrt er zurück nach Madrid. Fermin Muguruza: "Nach allem, was sie versucht haben, um mich zum Schweigen zu bringen, wird es unser großer Sieg sein, wenn sich die Konzertsäle füllen". Der bekannteste baskische Musiker hat seine Welttournee 2024 vorgestellt.
Der frühe Skandal um die Vulpes
Sie wollten keine feministischen Ikonen sein oder Aushängeschilder von irgendetwas. Sie waren Rocker-Mädchen aus der Nachbarschaft, die Gruppen wie Sex Pistols oder Ramones hörten und eine eigene Punkband gründen wollten. Das war alles. Das Punk-Projekt “Las Vulpes“ entstand in den frühen 1980er Jahren im Bilbao-Stadtteil Irala, wo auch Gruppen wie MCD entstanden, mit familiären Verbindungen. Doch vor dem erfolgreichen Durchbruch kam der politische Skandal, weil die Texte zu provokativ waren.