kolu64a00Kalt wie Grönland

Der Februar ist nicht so kalt wie er sein müsste, aber der August war schließlich auch heißer als er sein müsste. Keine Logik, heiß und kalt. Ein kalter Ofen sorgt in Laudio (Araba) für heiße Gemüter, weil ein US-Multi die Glas-Herstellung einfrieren will, 171 Arbeitsplätze schmoren dabei weg. Auch die Streiks in den Schulen gehen in die heiße Phase, zu viel Stress und Schülerinnen, zu wenig Personal. Bei so viel Kälte sorgt nur noch die Kathedrale San Mames für akzeptable menschliche Wärme.

Otsaila, kalt und mörderisch. Otso und hil bedeuten des Wolfes Tod. Monat der scharfen Laute: hotz für kalt, txotx für Sidra, bihotz für Herz, motz für kurz, Anartz der Name.

(2025-02-05)

ATHLETIC ALS RASSISMUS-DETEKTOR

kolu64a05Athletic Bilbao hat in der Winterpause einen neuen Spieler verpflichtet, was in Athletic-kritischen Kreisen zu allerhand Polemik geführt hat. Um diese Polemik zu verstehen sind zwei Tatsachen Voraussetzung. Erstens, dass Athletic der einzige Verein in Europa ist, in dem ausschließlich einheimische baskische Kicker spielen. Als solche gelten alle, die im Baskenland geboren wurden oder hier das Kicken gelernt haben, egal wo geboren. Zweitens, der jetzt unter Vertrag genommene Spieler Maroan Sannadi aus Gasteiz ist in Marokko geboren.

Wie schon bei anderen Gelegenheiten wird die Personalpolitik beim Verein mit Argusaugen beobachtet, dazu kommt (nicht zum ersten Mal) auch ein leichter Hauch von Rassismus. Leicht, um es vorsichtig auszudrücken, denn wenn man die Nase nah genug heranführt, stinkt es, wie in Durango vor der Papierfabrik wenn und der Wind in Richtung Autobahn weht.

Es scheint unvermeidlich: wenn der rot-weiße Klub beschließt, einen Spieler mit etwas dunklerer Hautfarbe als der Durchschnitt im Baskenland in seine Reihen aufzunehmen, taucht die Moralpolizei des Fußballs auf, um den Club das Was, das Wie und jetzt sogar das Wann vorzuwerfen. So geschehen bei Sannadi Maroan. Die Winterverpflichtungen anderer Vereine sind zulässig, unsere die in Bilbao nicht. Athletic hat sich zu einem höchst zuverlässigen Rassismus-Detektor entwickelt. Die Verpflichtung der Spieler Sannadi, Djaló, Adama oder den Williams-Brüdern ist eine unfehlbare Methode, um alle rassistischen Komplexe einer ganzen Reihe von Hassern aufzudecken.

Und warum sind alle, die in den sozialen Medien Hass verbreiten, rassistisch? Das ist leicht zu erklären. Viele von ihnen berufen sich auf die “Philosophie“, jene selbst auferlegte Regel, nach der Athletic nur Fußballer unter Vertrag nimmt, die in Euskal Herria (Baskenland, Navarra und Iparralde) geboren oder aufgewachsen sind. Dazu kommen jene, die in den Jugendakademien der Clubs in diesen Gebieten ausgebildet wurden. Die Hass-Kritiker behaupten, dass der rot-weiße Klub jetzt die Einwanderung ausnutzt, um seinen Kader zu vervollständigen. Das ist selbstverständlich richtig.

Aber dieses Argument verleiht dem Ganzen den rassistischen Anstrich, denn das “Ausnutzen“ (in Anführungszeichen!) der Einwanderung hat Athletic im Laufe seiner Geschichte praktiziert. Nur waren die Einwanderer in anderen Epochen weißhäutig und kamen aus anderen Teilen der Halbinsel. Niemand hat je in Frage gestellt, dass Manolo Sarabia, einer der Stars der Meister-Teams der achtziger Jahre, der Sohn von Leuten aus Jaén war. Oder dass die Eltern von Dani ebenfalls von weit her kamen, um ihr Leben als Bauern aufzugeben. Oder dass Vivián, Sohn eines Galiciers, im aktuellen Team spielt, oder Unai Simón, dessen Familie aus Zamora stammt, der gleichen Abstammung wie die Eltern von Javier Clemente, die sich in Barakaldo niederließen, um ein besseres Leben zu finden.

Niemand hat die Stimme erhoben, als Ernesto Valverde, der in einem Dorf in der Extremadura geboren wurde, bei Athletic unterschrieb; oder Patxi Ferreira, in Salamanca geboren, oder Luis Fernando, der aus einem Dorf in Zamora stammt, oder Lorenzo Juarros, den niemand nach seinem baskischen Personalausweis fragte, obwohl er in Mambrillas de Lara in Burgos geboren wurde. Das heutige Infragestellen ist Rassismus mit allen Buchstaben. Die Hasser sollen wissen: Die Philosophie von Athletic hat sich nicht geändert. Was sich geändert hat, ist die Demographie. Früher kamen die Einwanderer aus Zamora, heute kommen sie aus Marokko, wie die Familie von Maroan Sannadi.

(2025-02-03)

GERNIKA UND DAS ANDALUSISCHE MASSAKER

kolu64a03In der Gemeinde Calahonda in Granada wurde am vergangenen Sonntag ein Schössling der Eiche von Gernika gepflanzt, um der Opfer zu gedenken, die bei dem als “Desbandá-Flucht“ bekannten Militärangriff ums Leben kamen, der als das größte Massaker des Franco-Regimes an der Zivilbevölkerung während des Krieges von 1936 gilt. Anfang Februar 1937 wurde die andalusische Zivilbevölkerung von den faschistischen Putsch-Truppen auf der so genannten “Todesstraße“ (der N-340) angegriffen, als Tausende von Menschen aus Málaga vor dem Vormarsch der Franco-Truppen flohen. Dieses Massaker an der andalusischen Zivilbevölkerung fand einige Monate vor der Bombardierung und Zerstörung von Gernika statt.

Anlässlich des 88. Jahrestages dieses tragischen Massenmordes pflanzten verschiedene Gedenk-Gruppen in Zusammenarbeit mit der Provinz-Regierung von Bizkaia und der Stadtverwaltung von Calahonda ein junges Exemplar des Baumes von Gernika im Rahmen einer Gedenkveranstaltung. Die Zeremonie begann mit einem Aurresku, das von einem Mitglied einer baskischen Gruppe vorgetragen wurde.

Auf Ersuchen der “Asociacion 14 de abril para la recuperación de la memoria histórica de la costa de Granada“ und in Zusammenarbeit mit dem in ganz Spanien tätigen ehrenamtlichen Gedenkkollektiv “Somos la Huía“ (Wir sind die Flucht) schickte die Bizkaia-Kammer einen dieser Bäume, um das Andenken an die Opfer zu ehren, einen Schössling mit Echtheitszertifikat, das bescheinigt, dass der gepflanzte Baum ein direkter Nachkomme der aktuellen Eiche der Casa de Juntas ist.

Neben dem Baum wurde folgende Inschrift angebracht: “Bäume gegen das Vergessen. Ein Schössling der Eiche von Gernika, Symbol des Widerstands gegen die faschistische Barbarei. Mit dieser Eiche erkennt Euskal Herria den Schmerz des andalusischen Volkes an, das ebenfalls das Massaker an der Zivilbevölkerung erlitt, die auf der N-340 von Málaga nach Almeria floh. Ein Mandelbaum wird ihn immer begleiten, um mit seinen Blüten die Erinnerung an jedes der Opfer zu bezeugen“.

Zwischen 3.000 und 5.000 Tote

Die “Desbandá“ fand zwischen dem 7. und 10. Februar 1937 statt, als Tausende von Andalusiern, vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen, eine verzweifelte Flucht entlang der Küstenstraße von Málaga in Richtung Almería unternahmen. Unterwegs erwartete sie ein vom Putschisten-Offizier Queipo de Llano inszenierter Angriff, der von italienischen und deutschen Faschisten unterstützt wurde.

Drei Tage lang wurde die Menschenkolonne aus Tausenden von Zivilisten in einer gemeinsamen Aktion der deutschen Legion Condor, der italienischen Luftwaffe und der nationalistischen Schiffe zu Lande, zu Wasser und aus der Luft niedergemacht. Neueste Forschungen gehen von 300.000 Menschen aus. Die Zahl der bei dem Massaker getöteten Menschen ist bis heute unbekannt. Der Historiker Paul Preston schätzt die Zahl auf 3.000 bis 5.000. (NAIZ)

(2025-02-02)

700 EURO FÜR EIN ZIMMER

Die hohen Mietpreise zwingen Arbeitnehmer und Familien dazu, eine Wohnung mit Menschen zu teilen, die sie nicht einmal kennen. Inmitten der Wohnungskrise, mit einem knappen Angebot und exorbitanten Preisen, ist das Mieten von Zimmern für viele Leute in Bilbao die einzige Möglichkeit geworden, unabhängig zu leben. Dabei handelt es sich nicht um Studenten, Hochschulabsolventen, junge Leute, die frisch von der Universität kommen, oder Berufstätige, die in einer neuen Stadt ankommen (die bisher üblichen Profile in diesem Markt-Sektor), sondern um Familien, Erwachsene oder Arbeitnehmer mittleren Alters, die sich keine Vollmiete leisten können und mit einem Zimmer auskommen müssen.

kolu64a02Allein in Bizkaia hat Caritas im vergangenen Jahr 4.289 Personen bei der Unterbringung in einem Zimmer unterstützt. Davon waren 38% Familien mit Kindern, meist Alleinerziehende. Insgesamt 1.617 Caritas-Kontakte berichten, auf diese Weise in der Region zu leben. “Die Zimmervermietung hat stark zugenommen. Wir finden mehr Arbeiter als Studenten und sogar Menschen zwischen 50 und 60 Jahren, die nach einer Scheidung eine neue Wohnung suchen“, sagt Ainara von einer Immobilien-Agentur. Die meisten von ihnen, so die Experten, mieten ein Zimmer nicht “zum Vergnügen“, sondern weil sie sich “die Kosten für eine Wohnung nicht leisten können“. In Bilbao liegen die Wohnungs-Mieten (60qm) in vielen Fällen über 885 Euro.

Zu diesem Schluss kommt auch die baskische Regierung in ihrem jüngsten Bericht. In dem Dokument, in dem das Profil der Bewerber für eine Sozialwohnung analysiert wird, wird davor gewarnt, dass die “Verknappung auf dem Markt“ das “Prekaritäts-Niveau“ der Personen auf der Suche nach einer Sozialwohnung “verschärft“ hat. Cáritas bestätigt, dass 113.000 Basken in einer “Situation der Armut leben, nachdem die Miete oder die Hypothek abbezahlt ist“.

Die Exekutive stellt fest, dass 38% der Basken, die sich zwischen Januar 2023 und Juni letzten Jahres bei Etxebide (Vermittlung von Sozialwohnungen) gemeldet haben, in einem Gemeinschafts-Zimmer oder einer Wohn-Gemeinschaft leben. Das sind etwa 5.200 Personen. In Bilbao steigt der Prozentsatz auf 47,4%. Dazu kommen noch 2.600 Personen, die nicht bei der baskischen Wohnungsbehörde gemeldet sind, die aber ähnliche Mietverträge haben. Ein Mitarbeiter der Immobilienagentur Erreka berichtet, dass “die Nachfrage brutal ist“. Idealista hat errechnet, dass das Interesse an einem Zimmer in Bilbao um 72% gestiegen ist. Und wie auf anderen Märkten hat der Anstieg der Bewerber vor allem zur Folge, dass auch die Preise steigen. Die Exekutive schätzt, dass die Einwohner Bilbaos durchschnittlich 357 Euro pro Monat für ein Zimmer ausgeben (5% mehr als 2022), ein Preis, den einige Immobilien-Portale auf 400 oder 600 Euro ansetzen.

Einem aktuellen Bericht des Portals Fotocasa zufolge ist Bilbao die zweit-teuerste Stadt Spaniens, wenn es um die Miete eines Zimmers geht. Nach den im Dezember von der digitalen Plattform erhobenen Preisen lag der Durchschnittspreis bei 621 Euro. Idealista senkt diese Berechnung auf 420 Euro im vierten Quartal. Baelo bestätigt, dass sich die Preise innerhalb eines Jahres verdoppelt haben. “Früher haben wir Zimmer an Durchreisende vermietet, aber jetzt rufen auch Alleinerziehende bei uns an. Es gibt viele Leute, vor allem Alleinstehende, die sich 1.000 Euro für eine Wohnung nicht leisten können“, fügt er hinzu. Die Anzeigen in den Online-Portalen bestätigen die Aussagen des Maklers. Die günstigsten Angebote in der Hauptstadt bewegen sich zwischen 300 und 400 Euro, die teuersten gehen bis zu 700 Euro, Nebenkosten inklusive.

“Flexibilität“ für Eigentümer

Die Vizepräsidentin des Verbandes der Immobilienmakler von Bizkaia, räumt ein, dass sich der Markt in einer “brutalen“ Situation befindet, angesichts des mangelnden Angebots und des stetigen Anstiegs der Immobilienpreise, aber auch in Anspielung auf die Bedingungen, zu denen viele Menschen in Bilbao zu leben verdammt sind. Obwohl ihre Immobilienagentur En Casa de Ana normalerweise keine Zimmer vermietet, erinnert sie sich an die Wirkung eines Angebots, das sie vor Monaten publizierte. “Ein Zimmer im Stadtteil Santutxu. 375 Euro ohne Nebenkosten. Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich 100 Personen bei uns, und 90% der Interessenten waren Arbeiter oder Ausländer, da dies die einzige Wohnmöglichkeit ist, zu der sie Zugang haben“.

Die befragten Experten sagen, dass es Vermieter gibt, die es vorziehen, Zimmer aus “Rentabilitätsgründen“ zu vermieten. “Stellen wir uns eine Wohnung für 1.200 Euro mit vier Schlafzimmern vor. Der Eigentümer würde 300 Euro pro Zimmer erhalten. Wenn er die Zimmer hingegen einzeln vermietet, kann er sie für 400 anbieten und mehr verdienen“, erklärt Jon Ander von der Immobilienagentur Deusto. Es gibt sogar Leute, die “das Wohnzimmer in ein anderes Zimmer umwandeln“, um ihr Einkommen zu erhöhen. Diese Praxis findet sich in mehreren der 300 Zimmerinserate in Bilbao, die auf Idealista zu sehen sind. In einigen Beschreibungen wird direkt darauf hingewiesen, dass die Wohnung “kein Wohnzimmer hat“ und die Gemeinschaftsräume auf Küche, Bad oder Flur reduziert sind.

Andere Vermieter wollen nicht nur ihren Gewinn steigern, sondern entscheiden sich für die Vermietung von Zimmern, weil die Verträge “nicht wie die übrigen Vermietungen durch das städtische Mietrecht, sondern durch das Zivilgesetzbuch geregelt sind“, erklärt Acasuso. Was bedeutet das? Erstens, dass der Vermieter “mehr Flexibilität“ hat, um seine Wohnung wieder freizukriegen. Die Vertragsdauer wird zwischen den Parteien vereinbart, ohne dass eine Mindestlaufzeit oder Verlängerungen festgelegt werden müssen, während bei regulären Mietverträgen eine Vertragsdauer von fünf Jahren mit der Möglichkeit der Verlängerung um zwei weitere Jahre vorgeschrieben ist. Ebenso sind befristete Mietverträge, da sie nicht im Wohnungsbau-Gesetz enthalten sind, von der Verpflichtung befreit, die Preise von einem Jahr zum nächsten zu begrenzen. Außerdem sind die Vermieter von Zimmern nicht verpflichtet, die Kaution im amtlichen Register zu hinterlegen, wie dies bei anderen Mietverträgen der Fall ist.

Immobilienmakler weisen auf einen weiteren Faktor hin. Dass es “Vermieter gibt, die die Meldepflicht für Zuwanderer ausnutzen“, um die Preise in die Höhe zu treiben. Obwohl diese Art der Vermietung in der Stadt “weit verbreitet“ ist, ist sie vor allem im Stadtteil Bilbao La Vieja “sehr verbreitet“, weil “Menschen aus anderen Kulturen das als normal ansehen“.

Das Vermieten von Zimmern hat jedoch auch seine Schattenseiten. Líbano ist der Meinung, dass “Im Zusammenleben werden viele Probleme verursacht“. Das Modell müsste stärker reguliert werden“. Wenn sich die Mieter nicht kennen, entstehen viele Probleme. „Die sozialen Netzwerke sind voll von Anzeigen, die Vermieter ermutigen dazu, Einzelzimmer zu vermieten, aber das ist ein echter Stress. Gute Mieter akzeptieren die von manchen Vermietern gestellten Bedingungen nicht“. (EC)

(2025-02-01)

DIE APOKALYSE

“Der Weltuntergang, meine Damen und Herrn, wird nach dem, was man heute so weiß, etwa folgendermaßen vor sich gehen“ … sang in den 70er Jahren sarkastisch ein Schweizer Liedermacher. Sicher nicht der Einzige, der sich zum Thema Gedanken machte. Manche gründen Sekten auf diesem Fundament, andere betrinken sich sinnlos, weil ohnehin alles zu spät ist: schmerzfrei in die Katastrophe, unter Drogen stirbt es sich leichter. Ganz ernst nahmen es 1947 (zwei Jahre nach Holocaust und dem letzten ganz großen Krieg) ein paar Wissenschaftler, indem sie die “Doomsday Clock“ schufen, die “Weltuntergangs-Uhr“, mit der sie den jüngsten Tag zu berechnen suchten. Zur Abwechslung auf ganz und gar nicht biblische Weise. Eine baskische Tageszeitung erinnert sich an diese skurrile und doch immer realer werdende Geschichte.

kolu64a01Die Stunde der Apokalypse rückt laut besagter Uhr “immer näher“. Denn “die Menschheit und der Planet selbst, wie wir ihn kennen, stehen am Abgrund“. Darauf weist die Weltuntergangsuhr hin, ein Instrument, das vor 78 Jahren geschaffen wurde, um symbolisch die Möglichkeit unserer eigenen Auslöschung anzuzeigen. Ihre Macher warnen: “Die Welt ist auf sofortiges Handeln angewiesen“. Jene Countdown-Uhr, ein symbolisches Instrument, das von Wissenschaftlern entwickelt wurde, um die Wahrscheinlichkeit des Untergangs der Menschheit zu veranschaulichen, steht in diesem Jahr 89 Sekunden vor Mitternacht, so nah wie noch nie in ihrer fast achtjährigen Geschichte.

Das “Bulletin of the Atomic Scientists“ ist das Sprachrohr der Organisation, die die Uhr seit ihrer Gründung im Jahr 1947 verwaltet. Darin wurde mitgeteilt, dass die angezeigte Stunde, die die Zeiger markieren, mit den aktuellen Katastrophen-Ereignissen zu tun haben: dem Krieg in der Ukraine, dem Konflikt im Nahen Osten und der Aufrüstung der Atomwaffen-Arsenale der Großmächte. “Die Vereinigten Staaten, China und Russland tragen die Hauptverantwortung dabei, die Welt vom Abgrund zurückzuholen. Wir sind auf sofortiges Handeln angewiesen“, warnte das Gremium.

Der Uhrzeiger ist in diesem Jahr vorgerückt, nachdem die Uhr in den letzten zwei Jahren noch 90 Sekunden vor Mitternacht angezeigt hatte. Das Fortschreiten von nur einer einzigen Sekunde “sollte als Hinweis auf extreme Gefahr und als unmissverständliche Warnung verstanden werden, dass jede Sekunde Verzögerung bei der Umkehrung des Kurses die Wahrscheinlichkeit einer globalen Katastrophe erhöht“, warnte die Organisation, die gegründet wurde, um die Welt vor der Gefahr einer nuklearen Katastrophe zu warnen. Zu ihren Mitgliedern gehören Dutzende von renommierten Wissenschaftler*innen, einstmals auch Albert Einstein und Robert Oppenheimer.

Aus der Beobachtungsstelle wird davor gewarnt, dass der Krieg in der Ukraine, der sich im dritten Jahr befindet, “aufgrund einer übereilten Entscheidung oder einer Fehlkalkulation jederzeit in einen Atomkrieg umschlagen könnte“. Oder, dass “der Konflikt im Nahen Osten ohne Vorwarnung zu einem größeren Krieg zu werden droht“. Gleichzeitig bauen verschiedene Länder immer mehr Atomwaffen und verstärken ihre Arsenale. “Der Prozess der nuklearen Rüstungskontrolle bricht zusammen, die hochrangigen Kontakte zwischen den Atommächten sind angesichts der real existierenden Gefahren völlig unzureichend“, wird beklagt.

Im Bulletin wird auch daran erinnert, dass “die Auswirkungen des Klimawandels im vergangenen Jahr deutlicher geworden sind“, dass “neu auftretende Krankheiten weiterhin die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Sicherheit der Welt bedrohen“ und dass technologische Fortschritte im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz “die Welt gefährlicher gemacht haben“.

“Wir richten einen leidenschaftlichen Appell an alle führenden Politiker: Es ist an der Zeit, gemeinsam zu handeln! Die existenziellen Bedrohungen, mit denen wir konfrontiert sind, können nur durch Partnerschaft auf globaler Ebene angegangen werden“, sagte der ehemalige kolumbianische Präsident Santos (2010-2018), Friedensnobelpreisträger 2016, bei der Vorstellung der Uhr. In der Notiz wird darauf hingewiesen, dass die derzeitige Situation auf der Erde schlimmer ist als 1953, als die Uhr in einer der angespanntesten Phasen des Kalten Krieges (Korea-Krieg) zwei Minuten vor Mitternacht schlug, als sowohl die Sowjets als auch die US-Amerikaner ihre ersten thermonuklearen Waffentests durchführten. Seitdem hat die Menschheit alle möglichen Situationen erlebt, doch die globale kapitalistische Gesellschaft ist dem Rand des Abgrunds immer näher gekommen. (NAIZ-baskultur)


ABBILDUNGEN:

(*) Tagespresse

(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2025-02-01)

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