Urbanes Leben

Vorgestellt werden in der Kategorie URBANES LEBEN bekannte Groß- und Kleinstädte, sowie Dörfer des Baskenlandes mit ihrer Geschichte, ihren kulturellen Aktivitäten und spezifischen Eigenarten.

urbanbi1Moderne Stadtordnung

“Tourismus-Wohnungen rauben den Städten die Seele, deshalb müssen sie gestoppt werden“. Dieser Satz stammt von dem katalanischen Stadtplanungs-Experten Salvador Rueda, der gleichzeitig Direktor der Agentur für Stadtökologie in Barcelona ist. Rueda war eingeladen zu einem Kongress in Vitoria-Gasteiz mit dem Titel “Euskal Hiria“ – Die baskische Stadt. Dabei sollte es um Ideen und Konzepte gehen, um die vielfach auftretenden Struktur-Probleme in Städten anzugehen. Das Interview bezieht sich auf Bilbao.

tasio1Das Prekaritäts-Modell

Das Tourismus-Modell, das sich in Euskal Herria immer mehr ausbreitet, beunruhigt zunehmend große Teile der Bevölkerung. Viele Jahre lang konnten wir beobachten, was an der nahe gelegenen Küste von Lapurdi geschah, die als Zweitwohnsitz von Pensionären aus Paris besetzt wurde. Seit 20 Jahren breitet sich der touristische Trend auch im Südbaskenland aus, wobei die Hauptstädte besonders betroffen sind. In Donostia ist seit 150 Jahren der Adels-Tourismus, in Bilbao seit 25 Jahren der Guggenheim-Effekt.

immob01Donostia, die Teuerste

Der Preis für Immobilien setzt seinen Aufwärtstrend im gesamten Süd-Baskenland fort. Besonders auffällig ist die Situation in Donostia, Hauptstadt von Gipuzkoa, die im August erneut historische Höchstpreise beim An- und Verkauf von Immobilien und bei Mietpreisen überschritten hat. Vor Barcelona und Madrid belegt Donostia die Spitzenposition im spanischen Staat. Der Stadtteil Gros ist mit 17,8€/m2 pro Monat das teuerste Viertel für Mietwohnungen – Ergebnis einer Studie des Immobilien-Portals Idealista.

36dss1Ein historischer Rundgang

Zum 86. Jahrestag der faschistischen Besetzung von Donostia / San Sebastian wird im September 2022 eine Reihe von theatralisierten Stadtrundgängen organisiert. Die Besuche sollen an die Ereignisse erinnern, die sich während des Militärputschs der faschistischen Generäle 1936 in der Hauptstadt Gipuzkoas und während des Spanienkrieges abspielten. Die Faschisten hatten die Loyola-Kaserne besetzt und waren auf ihrem Vormarsch ins Zentrum abgewehrt worden. Donostia fiel am 13. September 1936 in ihre Hände.

aldak01Wandel mit Fragezeichen

Wandel in Bilbo. Die Bevölkerung schrumpft und altert, die Lebensqualität sinkt. Weit verbreitete Armut, Wohnungsnot, Prekarität auf dem Arbeitsmarkt und Jugendarbeitslosigkeit sind seit Langem ungelöste Probleme. Die Stadt setzt weitestgehend auf Tourismus, Makroevents, Kongresse, Hotels und Dienstleistung, was die genannten Probleme keiner Lösung zuführt, sondern sie zusätzlich verschärft. Der Einsatz von Technologie ist ambivalent. Das neoliberale Bilbo geht in eine Zukunft voller Ungewissheiten.

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Überleben am Stadtrand Bilbaos

Die Pandemie hat unsere Vorstellungen und Bedürfnisse von Leben, Wohnen und Umwelt verändert. Die vom Lockdown in der Stadt erwischt wurden, mussten ihre Spaziergänge auf dem Balkon durchführen. Die Land-Bewohnerinnen hingegen lebten ihren Alltag weiter wie zuvor. In der Stadt war die Ansteckungsgefahr enorm, auf dem Land so gut wie Null. Für die auf engem Raum Eingeschlossenen war die Erfahrung traumatisch, mehr noch für ihre Kinder. Nur die marginalen Stadtteile entzogen sich diesen negativen Erfahrungen.

chabola1Vom Elend des Kapitalismus

Jenseits der offiziellen Geschichtsschreibung zeigt Iñigo López Simón in seinem Buch “Este barrio de barro“ (Dieses Viertel aus Schlamm) anhand von Zeugenaussagen das Leben jener Menschen auf, die Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Dörfer Richtung Bilbao verließen, um in der boomenden Industrie zu arbeiten und in Baracken-Siedlungen leben mussten. "Die offizielle Geschichte romantisiert das Phänomen der Baracken-Siedlungen in Bilbao stark, die Wohnbedürfnisse der Arbeiterklasse wurden immer ignoriert.

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Bußgelder wegen irregulärer Vermietung

Der Massentourismus hat längst das Baskenland erreicht. San Sebastian schon länger, nun ist Bilbao immer mehr im internationalen Blickfang. Gentrifizierung, AIRBNB, Wohnungsarmut, Preissteigerungen und Vertreibung einheimischer Bevölkerung aus den Zentren sind die Schlagworte, die die öffentliche Diskussion markieren. Die baskische Regierung hat nun begonnen, Strafen zu verhängen gegenüber Eigentümern von Tourismus-Wohnungen, die illegal oder irregulär vermietet werden. Eine überfällige Maßnahme.

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