Keine Region im spanischen Staat ist so streikfreudig wie das Baskenland. Viele sind politisch geschult und aktiv und nehmen ihre Interessen in die Hand. Die baskischen Gewerkschaften haben radikalere Positionen wie die sozialdemokratischen, Generalstreik und Klassenkampf gehören hier zum Alltag.
Die unsichtbar gemachte Arbeit
Eisenerz-Abbau spielte eine tragende Rolle bei der Industrialisierung Bizkaias. Nach dem Karlistenkrieg 1876 wurden die Eisenvorkommen im Gebiet Arboleda-Muskiz auf Nachfrage der europäischen Eisen- und Stahlindustrie ausgebeutet. Zehntausende kamen nach Bizkaia, um Arbeit zu finden, Männer und Frauen. Während den Männern wichtige Rollen zugeschrieben wurden, in der Mine, der Gewerkschaft, der Gesellschaft und im Streik, blieb die Arbeit von Frauen unsichtbar. Ein Buch wirft Licht auf diesen Mangel.
Die aktivste Arbeiterbewegung
Die baskische Arbeiterbewegung und ihre Gewerkschaften lassen grüßen: Auf die Autonome Region Baskenland (Euskadi: Araba, Bizkaia, Gipuzkoa) entfiel im vergangenen Jahr die Hälfte aller im spanischen Staat registrierten Streiks. Auch bei der Zahl der durch Arbeitsniederlegungen verlorenen Tage und der daran beteiligten Arbeitnehmer lag das Baskenland bei über 50%. Das spricht einerseits für einen hohen Organisierungsgrad unter den Beschäftigten, andererseits für das Bewusstsein als Arbeiterklasse.
Drei Gewerkschaften bündeln Kräfte
Eine neue anarcho-syndikalistische Aktionseinheit bahnt sich im spanischen Staat an: Fast 40 Jahre nach der Spaltung der spanischen Confederación Nacional del Trabajo (CNT, Nationale Arbeits-Konföderation) haben die drei größten anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften eine “Einheitsaktion“ vereinbart. Nach Jahren der Uneinigkeit sollen nun die Kräfte gebündelt werden. Das Ganze vor dem Hintergrund eines weltweiten reaktionären Tsunami und dem Anwachsen ultrarechter Parteien auch im spanischen Staat.
… erfolgreich beendet
Es ist geschafft. Der längste Streik Europas ist nun Geschichte. Das hat ein Betriebsrats-Mitglied der kämpferischen baskischen Gewerkschaft ELA gegenüber dem Internetportal Telepolis bestätigt. Nach 1.345 Tagen haben die Novaltia-Beschäftigten im Baskenland Lohnerhöhungen bis zu 34 Prozent erkämpft, zudem werden sie mit 9.500 Euro entschädigt. Novaltia ist ein Zulieferer für Apotheken und formal eine Kooperative, hat jedoch nichts mit einem partizipativen oder fortschrittlichen Betriebsmodell zu tun.
Antirassismus und Antikapitalismus
Pastora Filigrana ist Rechtsanwältin, Mitglied der linken andalusischen Gewerkschaft SAT, Aktivistin und Roma-Feministin. Auf Einladung von AMUGE, der Vereinigung der Roma-Frauen des Baskenlandes, hielt sie im Bürgerzentrum des Stadtteils Bilbo-Otxarkoaga einen Vortrag über Rassismus aus der Sicht einer Roma-Frau und Juristin, die sich als Feministin versteht. "Mit Hass-Diskursen wird gerechtfertigt, dass es Menschen ohne Rechte gäbe". Antikapitalismus ohne Feminismus und Antirassismus ist undenkbar.
… mit Klasseninteressen
Osasunbidea ist der Name des Gesundheitssystems in Nafarroa (Navarra). Derzeit ist dieses System von drei verschiedenen Streiks betroffen: In dieser Woche wird der Streik der Ärzte fortgesetzt, am Mittwoch findet ein Streik in der gesamten Verwaltung statt und am Samstag protestieren die Krankenschwestern und -pfleger. Wie es zu diesen drei verschiedenen Arbeitskämpfen kam, erklärt ein Artikel der Tageszeitung Gara: “Antworten zum Verständnis der Streiks im öffentlichen Gesundheitssystem Navarras“.
Gewerkschaft gegen Kapitalismus
Über die Ausbeutung von Migranten in Spanien, Wassermangel und eine Kampagne dagegen. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, einer katastrophalen Wasserwirtschaft mit illegalen Brunnen und Verstößen gegen Naturschutzbestimmungen rufen in Deutschland Aktivisten zum Boykott spanischer Erdbeeren auf. Ein Gespräch mit Óscar Reina Gómez, Sprecher der Gewerk-schaft der andalusischen Arbeiter und Arbeiterinnen (SAT – Sindicato Andaluz de Trabajadoras). “Den größten Boykott führen die Unternehmer selbst“.
Schluss mit Arbeits-Sklaverei?
Paket-Auslieferer spielen weltweit mit Schein-Selbstständigkeit. Bedeutet ein hartes Urteil gegen Amazon in Spanien den Schluss dieser Ausbeutung? Immer stärker kommen Lieferdienste unter Druck und zahlen Millionenstrafen. Nun droht auch Gefängnis. Das Land wird zum Vorreiter internationaler Gesetzgebung. Der Druck auf Online-Handelsplattformen und Lieferdienste, die zu den Krisengewinnern der Corona-Pandemie gehören, nimmt in Spanien immer stärker zu. Ein Bericht von Ralf Streck bei Telepolis.