Keine Region im spanischen Staat ist so streikfreudig wie das Baskenland. Viele sind politisch geschult und aktiv und nehmen ihre Interessen in die Hand. Die baskischen Gewerkschaften haben radikalere Positionen wie die sozialdemokratischen, Generalstreik und Klassenkampf gehören hier zum Alltag.
Der Suiza-Fall in Asturien
“Freiheit im Suiza-Fall, Gewerkschaftsarbeit ist kein Delikt” – so lautet die Aufschrift eines Transparents bei einem Protest in Pamplona. Denn sechs Mitglieder der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft CNT in Xixon (Gijón, Asturien) sollen für ihre friedliche Gewerkschaftsarbeit dreieinhalb Jahre in den Knast. Nur über Mobilisierungen könnte die baldige Inhaftierung noch abgewendet werden. Dabei geht es nicht nur um die sechs Aktivistinnen, Gewerkschaftsarbeit insgesamt steht auf dem Spiel.
Neoliberale Rundumschläge (PNV)
In Vorwahlzeiten liegen die Nerven blank. Vor allem dann, wenn die letzten paar Urnengänge in die Hosen gingen. Dies ist das aktuelle Leid der baskischen Rechten: christdemokratisch, sozial und neoliberal. Dem PNV-Ministerpräsidenten ist zudem auf den Magen geschlagen, dass er von der eigenen Partei abgesägt wurde zugunsten eines jungen Newcomers. Seine Lieblingsgegner sind Gewerkschaften und Linke. Hinter den letzten ideologischen Rundumschlägen steckt eine anti-feministische Verschwörungstheorie.
Verdacht von rechts
Die baskische Rechts-Presse wärmt eines ihrer Lieblingsthemen auf: die angeblich fehlende Arbeits-Motivation der baskischen Arbeiterklasse. Die arbeitsfähigen baskischen Bürger*innen fehlten im vergangenen Jahr pro Kopf 22 Tage am Arbeitsplatz, laut Statistik sei dies doppelt viele wie vor zehn Jahren. Mit diesen Zahlen wäre die Autonome Region Baskenland jene mit der zweithöchsten Zahl an krankheitsbedingten Fehlzeiten, weit über dem spanisch-staatlichen Durchschnitt von 16,8 Tagen.
Unterstützung aus den Betrieben
Im spanischen Baskenland mobilisieren auch Gewerkschaften zu einem feministischen Generalstreik, um die Arbeit in der Pflege zu verbessern und sie aus den Klauen kapitalistischer Verwertung zu befreien. VW-Beschäftigte im Werk Pamplona (bask: Iruñea) beteiligen sich an diesem Generalstreik, den Mitglieder des baskischen Gewerkschafts-Verbandes LAB in der Niederlassung organisieren. Unterstützung von sozialen Bewegungen und 1.500 Betriebsrät*innen. Michael Knopp und Raul Zelik in Neues Deutschland.
Ungebrochener Kampfeswille
Zwar sind die Arbeitskämpfe im Baskenland etwas zurückgegangen, sie machen aber immer noch 40% der Streiks im ganzen spanischen Staat aus. Insgesamt stieg die Zahl der Arbeitsniederlegungen im Staat auf 777, das macht 14% mehr als im Vorjahr. Mehr als 300 dieser Streiks fanden im Baskenland statt. Die Zahl der Streik-Teilnehmer*innen stieg insgesamt um 53% auf fast 193.000 und die Zahl der Ausfalltage um 39% auf 988.000. Bei den Ausfalltagen liegt Madrid mit 361.000 vor dem Baskenland mit 169.400.
Gegen das ausbeuterische Pflege-System
Das Baskenland schreibt erneut Arbeitskampf-Geschichte: Am 30. November 2023 wird auch für all jene die Arbeit niedergelegt, die selbst gar nicht streiken können, wie zum Beispiel illegalisierte Einwanderinnen, die in der häuslichen Pflege zu miserablen Bedingungen arbeiten. Mobilisiert wird in allen Orten und Stadtteilen über Kundgebungen und feministische und gemischte Vollversammlungen. “Die Straße gehört uns“, Feministinnen unterstützten 2020 den Streik für würdige Renten. (Ralph Streck, Vorwärts)
Einsatz von Streikbrechern
Der Logistik-Riese Amazon erlebt derzeit, was Streiks und Winterstürme bedeuten, ausgerechnet in der Hauptgeschäftszeit um Weihnachten, Tausende von Paketen warten auf Auslieferung. Mit teils unbefristeten Streiks kämpfen Lagerarbeiter für mehr Lohn. In Sevilla wird schon seit November gestreikt – nun auch im Baskenland, in der Zweigstelle Trapagaran vor Bilbao. Weil sich die Geschäftsleitung hartnäckig zeigen, könnten sich die Streiks verlängern. Bericht von Ralf Streck bei Neues Deutschland.
Kein Anschluss … 1973
Bis heute ist wenig bekannt, dass es auch während des Franquismus Streiks gab, die hart bestraft wurden. Zum Beispiel der in einer Stahlfabrik in Etxebarri wegen Entlassungen. Der Streik der Telefon-Frauen (Kabelfrauen) hatte seinen Ursprung vor fünfzig Jahren in Miraballes, Bizkaia. Es war der erste Telefónica-Streik während des Franco-Regimes, vorbereitet in einem Anruf-Zentrum in der Altstadt. Mit Entlassungen und Gewalt wurde er unterdrückt, die Zentrale wurde von gedungenen Schlägern zerstört.