Tagesstimmungen einfangen – Unglaubliches kommentieren – billige Anekdoten zum Besten geben – bissig sarkastisch kommentieren – dem Leid auf den Grund gehen – dem Banalen die Stirn bieten – die Wahrheit aussprechen (prawda, verflucht!) – die Stimmung auf den Höhepunkt treiben – alles nur kein ordentlicher Journalismus: hier sind Sie richtig! Hier arbeitet die Satire-Abteilung von Baskultur.info auf Hochtouren. Wir haben aus der Übertreibung eine Regierung gemacht. Bitte beißen Sie sich fest!
Kalt wie Grönland
Der Februar ist nicht so kalt wie er sein müsste, aber der August war schließlich auch heißer als er sein müsste. Keine Logik, heiß und kalt. Ein kalter Ofen sorgt in Laudio (Araba) für heiße Gemüter, weil ein US-Multi die Glas-Herstellung einfrieren will, 171 Arbeitsplätze schmoren dabei weg. Auch die Streiks in den Schulen gehen in die heiße Phase, zu viel Stress und Schülerinnen, zu wenig Personal. Bei so viel Kälte sorgt nur noch die Kathedrale San Mames für akzeptable menschliche Wärme.
In der Geschichte graben
Weiter werden im Baskenland Leichen aus dem Krieg ausgegraben und identifiziert. Ein Jahr Völkermord in Palästina hat auch in Euskal Herria tiefe Spuren hinterlassen. Antifaschisten werden vor Gericht gestellt, weil sie gegen faschistische Wahl-Akte protestierten. In den Altstädten von Donosti und Bilbo organisiert sich Widerstand gegen den mörderischen Massen-Tourismus, der normales Leben unmöglich macht. Zur Rettung eines Naturschutz-Gebiets hat sich eine Initiative gegen Haifische aufgemacht.
Gestern am Abgrund
Urte berri on – sagen Baskinnen, wenn sie treuherzig das alte Jahr verabschieden und für das neue von Herzen eine spürbare Besserung wünschen: “Jahr neu gut“. Nichts ist weiter von der Realität entfernt. 2025 beginnt mit einer kräftigen Preiserhöhung, Energie, Lebensmittel, Mieten – nicht jedoch bei den Einkünften. Die Armut-Reichtum-Schere der kapitalistischen Gesellschaften klafft weiter auseinander. Die Hoffnung lebt woanders: Rebellion, weil die Luft zum Atmen knapp wird (Frantz Fanon).
Alltag macht krank
Nach so viel Fiesta und mehr als zwei Monaten Sommer müsste es verboten sein, einfach so ins kalte Wasser geworfen zu werden: zurück an das Montage-Band, das Lehrerpult, den Lieferdienst oder den unbequemen Schulstuhl. Es ruft die Pflicht im Kapitalismus. Malochen oder darauf zuarbeiten. Die Folge: Kurz-Depression, Entzugs-Erscheinungen oder eine erste Krankschreibung wegen eines imaginären Bandscheiben-Vorfalls. Doch das Leben geht weiter, bis zur nächsten Fiesta, bis zur nächsten Demonstration.
Friede den Hütten
Weihnachten in Valencia, wo der Schlamm noch fußhoch steht. Weihnachten in Gaza, wo weiter Bomben fallen wie Sternschnuppen. Weihnachten in Bilbao, wo 500 Obdachlose verzweifelt einen trockenen Platz für die Nacht suchen. Schon alle Weihnachtsgeschenke besorgt? Black Friday in der Innenstadt. Alles billiger! Nimm drei – Zahl zwei! Kaufrausch-Rennen zum Betäuben künstlicher Konsumwünsche. Nie waren so viele flimmernde Lichter in den Straßen von Bilbao montiert, was sind wir alle doch glücklich.
Das Meer lacht sich kaputt
“Unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter, sogar die Sonne muss bei uns eine Jacke von Flanell tragen, wenn sie sich nicht erkälten will“, schrieb Heinrich Heine einst über die wärmste Jahreszeit, zwischen 1797 und 1856 hatte er das Vergnügen eines Erdbewohners. Wie sich die Zeiten ändern. Heute müsste Heine schreiben: “Unser Winter ist nur ein weiß angestrichener Sommer, sogar die Schneeflocke muss bei uns in Isoliertüten gepackt werden, wenn sie nicht vor dem Niedergang schmelzen will.“
Winterliche Mobilisierungen
Die gesellschaftliche Rechts-Entwicklung findet nicht allein in xenophoben oder homophoben Diskursen ihren Ausdruck, auch “mangelnde Sicherheit“ wird in die Schlacht geworfen. Dass Donostia “erstickt“ ist keine fehlgeleitete Metapher, sondern Ausdruck der Folgen des Massentourismus. Das Guggenheim-Projekt im Urdaibai-Schutzgebiet wurde vorübergehend auf Eis gelegt: wegen Hindernissen oder zur Vorbereitung einer Attacke aus dem Hinterhalt. In Grönland schmilzt das ewige Eis. Grönland ist überall.
Fiesta Stiere Tod
Europa hat gewählt, nun ist Frankreich an der Reihe, die Ultrarechte darf sich auf einen neuen Wahlerfolg freuen. Faschisten kommen nicht mehr per Militärputsch an die Macht, sondern über Wahlen. Nachdem das Wahlvolk vorher ordentlich belogen und getäuscht wurde. Nur im Baskenland funktioniert dieses Konzept noch nicht. Hier wird aus rechts und links, aus Krieg und Frieden mit einem Mal Fiesta, Fiesta, Fiesta. In Pamplona werden Stiere durch Straßen getrieben, zum Spaß der internationalen Macho-Welt.