GLOSSAR
Mit einer Liste von Begriffen, Bezeichnungen, sowie Persönlichkeiten aus dem politischen und kulturellen Leben und aus der Geschichte stellt Baskultur.info seinem Publikum ein erstes Glossar vor, als Handreichung zum besseren Verständnis der Texte und Artikel der Webseite. Die Liste wird sicherlich im Laufe der Zeit erweitert werden.
Aguirre, José Antonio
Der erste Ministerpräsident – Lehendakari – von Euzkadi, nachdem die republikanische spanische Regierung dem Baskenland im Oktober 1936 eine Autonomie zugestanden hatte. Hintergrund war der Anschluß der baskischen Rechtsnationalisten (PNV) an die republikanische Verteidigung gegen den Militärputsch faschistischer Generäle. Aguirre (1904-1960) ging erst nach Paris ins Exil und nach der Besetzung durch die Nazis über Umwege in die USA. 1946 kehrte er nach Frankreich zurück und führte die baskische Exilregierung.
Arana, Sabino
Arana, baskischer Schriftsteller und Politiker (1865-1903), wird zu den Begründern des baskischen Nationalismus gezählt. Arana brach mit dem Karlismus und entwickelte ein neues politisches und soziales Konzept, dem baskischen Volk schrieb er besonderen Rassencharakter zu. Euzkadi war für ihn das "Vaterland der Basken". 1892 erschien sein Werk "Bizcaya por su Independencia"(Bizkaia für seine Unabhängigkeit). Wegen seiner politischen Aktivitäten mehrfach eingesperrt, gründete er zusammen mit seinem Bruder Luis 1895 die Baskische Nationalistische Partei EAJ/PNV (spanisch: Partido Nacionalista Vasco, baskisch: Eusko Alderdi Jeltzalea).
Aranzadi
Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi wurde 1947 gegründet mit der Absicht, die Arbeit der im Franquismus verbotenen Gesellschaft für Baskische Studien fortzuführen. Ihr Zweck ist die wissenschaftliche Erforschung von Natur und menschlichem Wirken. Ihren Namen hat die Gesellschaft von Telesforo de Aranzadi, einem Anthropologen und Ethnologen (1860-1945). Besondere Bedeutung kommt Aranzadi heutzutage bei der Aushebung von Massengräbern aus der Zeit des Spanienkriegs und der Identifizierung der dabei gefundenen Opfer des Faschismus zu. Kürzlich hat Aranzadi eine Aufsehen erregende wissenschaftliche Expertise erstellt, in der die systematische Folter spanischer Polizeikörper seit den 1960er Jahren geprüft und bestätigt wurde.
Aranzadi, Telesforo de
Telesforo Aranzadi Unamuno (1860-1945) war ein auf Anthropologie, Botanik und Zoologie spezialisierter Wissenschaftler, Doktor in Pharmazeutik und Naturwissenschaften. Zudem war er Professor für Mineralogie und Zoologie an den Universitäten Granada und Barcelona. Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi im Baskenland trägt seinen Namen.
Armendáriz, Montxo
Baskischer Film-Regisseur (*1949). Verfilmte Bernardo Atxagas Werk Obabakoak (2005). Armendáriz erhielt zwei Mal den Goya-Filmpreis, die Filme Silencio Roto (Gebrochene Stille) und La Guerrilla de la Memoria (Die Erinnerungs-Guerrilla) beschäftigen sich mit der Problematik des Spanischen Krieges und der Dikatur.
Arzalluz, Amets
Bertsolari, der 2013 die im vierjährigen Rhythmus stattfindende letzte Bertsolari-Meisterschaft gewann.
Athletic Club de Bilbao
Fussballclub in Bilbao, bei dem ausschließlich Baskinnen und Basken spielen, eine Tatsache, die ihn weltbekannt gemacht hat. Im Jahr 1898 von englischen Ingenieuren gegründet, ist Athletic neben dem FC Barcelona und Real Madrid der einzige Verein, der immer in der ersten Liga spielte. 24 Mal wurde der Club Pokalsieger, acht Mal spanischer Meister, zuletzt 1984.
Atxaga, Bernardo
Atxaga (*1951) studierte Wirtschaftswissenschaft und Philosophie, arbeitete zunächst als Bankangestellter, Buchhändler, Baskisch-Lehrer und Autor von Rundfunk-Sendungen. Seit 1980 widmet er sich der Schriftstellerei. Im Baskenland wurde Atxaga bekannt mit Kinderbüchern und Gedichten (Etiopia, Nueva Etiopia), die auch vertont wurden. Er war Mitglied der avantgardistischen Gruppe POTT (1978–1983), der auch Joseba Sarrionandia, Ruper Ordorika, Jon Juaristi und andere angehörten. Außerhalb des Baskenlandes ist Atxaga in erster Linie als Prosa-Autor bekannt. Obabakoak (Die Leute aus Obaba) wurde mit bedeutenden spanischen Literaturpreisen ausgezeichnet, in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und von Montxo Armendáriz verfilmt. In mehreren seiner Bücher wird das Tabu-Thema des baskischen Terrorismus aufgegriffen. Atxaga ist Mitglied der baskischen Sprach-Akademie Euskaltzaindia.
Barandiarán, Joxemiel
José Miguel de Barandiarán y Ayerbe (1889-1991) war ein baskischer Pfarrer, Anthropologe, Ethnologe und Archäologe. Seiner Arbeit zu verdanken sind die wissenschaftlichen Auswertungen zahlreicher Ausgrabungen von urzeitlichen Stätten und Hinterlassenschaften im Baskenland. Dolmen und Cromlechs, eisenzeitliche Kult- und Totenstätten wurden dabei gefunden und freigelegt. Der Spanische Krieg unterbrach die Forschungsarbeit. Erst 1953 konnte er zurückkehren, just zu dem Zeitpunkt als in Salamanca an der Universität die Professur für baskische Studien eingerichtet und zu der er als Gastdozent eingeladen wurde, um einen Vortrag zu halten über "Die aktuelle Situation der baskischen Studien". Er stirbt 101jährig nach einem Leben voller historisch wertvoller Ausgrabungen, wissenschaftlicher Analysen und Publikationen.
Barricada
Historische baskische Rockgruppe, 1982 gegründet und erst vor Kurzem aufgelöst. Die Band war Teil der als radikaler Baskenrock bezeichneten Musikbewegung der 80er Jahre, zeichnete sich in ihren Texten durch soziale und politische Inhalte aus und wurde mehrfach von Plattenfirmen zensiert. Gründungsmitglied "El Drogas" ist bis heute eine kreative Persönlichkeit in der baskischen Musikszene.
Basterretxea, Nestor
Der Bildhauer, Maler, Designer und Filmdirektor Basterretxea (*1924) ist ein Klassiker in der baskischen Kunstszene. Seine Familie musste 1937 ins Exil, erst ins französische Baskenland und nach der Besetzung durch die Nazis nach Argentinien. Zurück im Baskenland wird er zusammen mit Jorge Oteiza mit der umstrittenen Gestaltung der Basilika in Arantzazu (Gipuzkoa) beauftragt. Er nimmt Teil an verschiedenen internationalen Ausstellungen avantgardistischer Kunst, ist neben Augustín Ibarrola Mitgründer der experimentellen Kunstgruppe "Equipo 57" und später der Gruppe "Gaur" (Heute), wegweisend für die Entwicklung der baskischen Kunst. In den 60er Jahren macht er sich ans Filmschaffen, sein bekanntestes Werk ist "Ama Lur" (Mutter Erde), ein Dokumentarfilm, der die franquistische Zensur überwand und eindrucksvoll baskische Tradition und Lebensweise schildert. Basterretxeas Arbeiten stehen überall im Baskenland, u.a. in Gernika, Bakio, Gasteiz, Bilbao und seiner Heimatstadt Bermeo.
Bertsolaritza
Bertsolarismo, baskisch Bertsolaritza, ist ein frei improvisierter Reimgesang in baskischer Sprache, der im gesamten Baskenland bei gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Ereignissen, sowie bei Meisterschaften praktiziert wird (alle vier Jahre Bertso Finala). In der Regel "unterhalten" sich zwei Bertsolaris (Verssänger/innen) auf der Bühne mit spontan gereimten Versen, die nach thematisch gestellten Aufgaben und vorgegebenen Melodien gesungen werden. Diese Reim-Kunst hat eine große Tradition in Euskal Herria, sie geht zurück auf Zeiten, als es noch keine Schriftfassung des Euskara gab. Vergleichbare Vers-Kulturen gibt es in Irland, Südamerika, Kuba, die auf römische und altgriechische Kulturen zurückgehen. Im Dezember 2013 gewann Amets Arzalluz das Bertso-Finale in Bilbao vor 15.000 Zuschauer/innen, die von morgens um 11 bis abends um 20 Uhr aushielten.
Cano, Harkaitz
Cano (*1975) gehört zur neuen Generation baskischer Schriftsteller/innen. Nach dem Jura-Studium veröffentlichte er seinen ersten Roman, Beluna Jazz, danach die alternative Weltgeschichte Belarraren ahoa (Strohmund), den Erzählband Neguko zirkua (Winterzirkus), der 2006 den Preis der spanischen Literaturkritik erhielt, sowie eine Sammlung literarischer Reportagen, das Ergebnis eines einjährigen New York-Aufenthalts: Piano gainean gosaltzen (Frühstück auf dem Klavier). Harkaitz Cano ist Drehbuchautor für Film- und Fernsehproduktionen und Comics und hat verschiedene Autoren ins Baskische übersetzt, darunter Hanif Kureishi und Allen Ginsberg. Sein Roman Pasaia Blues wurde im Pahl-Rugenstein-Verlag ins Deutsche übersetzt. Darin erzählt er die Geschichte eines Polizisten auf der Spur eines ETA-Kommandos, das die Polizei mit üblichen Methoden nicht zu fassen bekommt. Die heruntergekommene Industrielandschaft der 90er Jahre rund um den größten Schrotthafen Europas in Pasaia ist Schauplatz des tödlichen Spiels.
Cassin, René Samuel
Cassin (1887-1976) war ein aus Baiona stammender Jurist und Richter, der federführend die Universelle Menschenrechts-Carta verfasste und 1968 mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2013 war ihm das von Jean Luis Davant inszenierte Pastoral-Theater in Iparralde gewidmet.
CAV-EAE
Spanisch: Comunidad Autónoma Vasca (CAV), baskisch: Euskal Autonomia Erkidegoa (EAE) ist die Bezeichnung der Autonomen Gemeinschaft Baskenland, eine Art Bundesland innerhalb des spanischen Staates, mit dem wesentlichen Unterschied, dass der Staat zentralistisch und nicht föderal verfasst ist. Die CAV umfasst die Provinzen Araba (Álava), Bizkaia (Vizcaya) und Gipuzkoa (Guipuzcoa). Ihr Autonomie-Statut gründet sich auf der spanischen Verfassung nach Francos Tod, sie ist mit relativ starken eigenen Kompetenzen ausgestattet, die jedoch nicht den Kompetenzen eines deutschen Bundeslandes gleichkommen.
Chillida, Eduardo
Chillida (1924-2002) gehört zu den bedeutendsten Bildhauern des 20.Jh. Seine bekanntesten Werke sind große Skulpturen mit raumgreifenden Strukturen. Bekannte Werke stehen u.a. in San Sebastián (Peine del Viento / Windkamm), Düsseldorf (Thyssen-Hochhaus), Berlin Bundeskanzleramt und Nationalgalerie (Gudari / Krieger), sowie in Gijon (Asturien), Münster, Bonn, München. In Hernani (Gipuzkoa) hat der Künstler noch zu Lebzeiten den Chillida-Leku Skulpturenpark gegründet.
Club Atlético Osasuna
Erstliga-Fussballclub aus Pamplona (bask: Iruña), 1920 durch Fusion gegründet. Osasuna ist baskisch und bedeutet Gesundheit.
Davant, Jean Luis
Aus dem nordbaskischen Soule stammender Poet, Schriftsteller, Bertsolari und Theater-Regisseur (*1935). Er schrieb verschiedene Geschichtsbücher und inszenierte mehrfach die Pastoral-Volkstheaterstücke in Iparralde. Der Kultur in Soule stark verbunden.
Deportivo Alaves
Fussballclub der baskischen Hauptstadt Vitoria/Gasteiz, derzeit in der 2.Liga. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte war die Finalteilnahme im UEFA-Cupa 2001 mit einer dramatischen 4:5 Niederlage gegen den FC Liverpool.
Durango
Kleinstadt in der baskischen Provinz Bizkaia, die im Spanischen Krieg mehrfach von der faschistischen Luftwaffe angegriffen wurde, am 31.März 1937 schwer getroffen von italienischen Fliegern.
Egaña, Andoni
Bertsolari, der 1993, 1997, 2001und 2005 die im vierjährigen Rhythmus stattfindenden Bertsolari-Meisterschaften gewann.
EITB
Baskisch: Euskal Irrati Telebista ist das öffentliche baskische Radio und Fernsehen, angegliedert an das Kultur-Ministerium der baskischen Regierung. Es wurde 1982 gegründet zur Unterstützung des Normalisierungs-Prozesses der baskischen Sprache Euskara. Thematisch befasst sich EITB mit Fragen aus allen Teilen des historischen Baskenlandes, auch Iparralde und Navarra, was gelegentlich zu politischem Streit führt. Neben verschiedenen Radiokanälen unterhält EITB vier TV-Kanäle, ETB1 in baskischer Sprache, ETB2 auf Spanisch, sowie zwei weitere Sport- und Kulturkanäle.
EKE
Euskal Kultur Erakundea, frz: Institut Culturel Basque, ist das baskische Kultur-Institut des nördlichen Baskenlandes, Iparralde. 1990 gegründet wird es subventioniert vom französischen Kultur-Ministerium und den Regional-Verwaltungen von Aquitaine und Pyrénées-Atlantiques.
Epaltza, Aingeru
Aingeru Epaltza Ruiz de Alda wurde 1960 in Pamplona geboren und gilt als Vorreiter moderner baskischer Literatur. Der studierte Journalist arbeitete für verschiedene Zeitungen und das baskische Fernsehen. Später repräsentierte er den baskischen Sprachrat von Navarra, ein Posten, von dem er zurücktrat, da er mit der Sprachpolitik der navarrischen Regierung nicht einverstanden war. In deutscher Sprache ist sein Roman "Rock'n'Roll" erschienen, die Geschichte eines Kriminalfalls, der in Pamplona spielt: Vier unterschiedliche Freunde, das Verschwinden der Leiche einer alten Frau, ein abgeschnittener Finger, Recherchen eines frustrierten Journalisten, viele Verdächtige, doch kein Licht im Dunkel (Reihe Zubiak, Pahl-Rugenstein).
Ertzaintza
Baskisch: Hüterin des Volkes. Dieser Polizeikörper wurde 1982 in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland gegründet aufgrund der Kompetenzen, die das zwischen der spanischen und der baskischen Regierung ausgehandelte Autonomie-Statut nach dem Ende des Franquismus vorsieht. Ihre Vorgeschichte hat die Ertzaintza in der 1936 in Kriegszeiten von der ersten baskischen Regierung aufgebauten Ertzaña-Polizei.
ETA
Baskisch: Euskadi ta Askatasuna, Baskenland und Freiheit, ist eine 1959 während der Franco-Diktatur gegründete antifaschistische Untergrund-Organisation, die zu Beginn Sabotage-Akte verübte, später Attentate gegen militärische und polizeiliche Ziele beging und nach dem Ende der Diktatur auch Politiker/innen angriff. Insgesamt mehr als 800 Personen verloren bei ETA-Attentaten ihr Leben, darunter der designierte Nachfolger von Franco, Carrero Blanco, was einen großen Einfluß hatte auf die politischen Planungen des Regimes nach Franco. In der Geschichte ETAs gab es verschiedene Fraktionen und Spaltungen, so beendete ETA político-militar 1982 den bewaffneten Kampf und integrierte sich ins politische System. 2011 verkündete ETA das definitive Ende der bewaffneten Aktivitäten und ist im Rahmen des sogenannten Friedensprozesses bereit, ihre Waffenarsenale aufzulösen. Bereits seit 5 Jahren sind keine bewaffneten Aktivitäten mehr zu verzeichnen.
Etxahun Zaharra
Pierre Topet, "Etchahun Zaharra" genannt (1786-1862), war ein nordbaskischer Wanderer, Bertsolari und Sänger. Nach unglücklicher Jugend, Zwangsverheiratung und Gefängnisaufenthalt machte er sich als Pilger auf den Weg und wurde unter europäischen Romantikern bekannt, Adalbert Chamisso widmete ihm ein Gedicht. In späten Lebensjahren kehrte er in die Heimat zurück, wurde als Sänger zu Festen und Feiern eingeladen und brachte zudem Kindern das Lesen bei.
Etxahun Iruri
Etxahun Iruri (für manche auch Etchahun Gaztea), richtiger Name Pierre Bordazaharre (oder Bordarçarre, 1908-1979), wurde nach seinem Geburtsort und zur Vermeidung von Verwechslungen Iruri oder Gaztea (der Junge) genannt. Er war ein nordbaskischer Schriftsteller, Schafhirte, sowie Autor und Regisseur verschiedener Pastoral-Volkstheaterstücke. In den 30er Jahren wurde er als Sänger und Bertsolari bekannt, er komponierte Lieder wie das im gesamten Baskenland überaus beliebte "Agur Zuberoa" (Auf Wiedersehen Zuberoa). Seit den 50er Jahren inszenierte er mehrere Pastoral-Volkstheaterstücke.
Etxepare Institut
Das von der baskischen Regierung geförderte Institut hat zur Aufgabe, die baskische Kultur und die baskische Sprache, das Euskara, im Ausland bekannt zu machen. Namensgeber ist der navarrische Pfarrer und Schriftsteller Bernart Etxepare, der 1545 das erste Buch in Euskara schrieb. Das Institut hat seinen Sitz in Donostia (San Sebastián).
Etxepare, Bernart
Etxepare (1480-1545) ist der Autor des ersten (bekannten) in baskischer Sprache geschrieben Buchs mit dem Titel "Linguae Vasconum Primitiae". Dieses Werk "Neuheiten der baskischen Sprache" war sein einziges Buch, gedruckt wurde es 1545 in Bordeaux. Etxepare war Pfarrer im niedernavarrischen St-Jean-Pied-de-Port. Während seiner Lebenszeit wurde das Königreich Navarra von der kastilischen Krone angegriffen und der südlich der Pyrenäen liegende Teil militärisch erobert (1512). Somit bestand das Königreich nur noch aus dem Nordteil. Aufgrund politischer Streitigkeiten wurde Etxepare eingeperrt. "Linguae Vasconum Primitiae" ist eine Niederschrift von fünfzehn Vers-Kompositionen, denen ein Prosa-Prolog vorausgeht. Geschrieben wurde es im niedernavarrischen Euskara-Dialekt. Zwei der Kompositionen sind religiöser Natur, zehn handeln von Liebe, eine ist autobiografisch, die beiden übrigen stellen ein Hohelied auf die baskische Sprache dar. Im autobiografischen Teil schildert er seinen Gefängnisaufenthalt in Bearn aufgrund eines falschen Verrats-Vorwurfs.
Euskadi / Euzkadi
Von Sabino Arana, dem Gründer des baskischen Nationalismus und der konservativ-nationalistischen Partei PNV geprägter Begriff für die drei baskischen Provinzen Araba, Bizkaia und Gipuzkoa, die heute die Autonome Gemeinschaft Baskenland (CAV) ausmachen und unter dem Namen País Vasco / Baskenland bekannt sind. Der Begriff wird benutzt, wenn ausdrücklich von den drei Westprovinzen die Rede sein soll, oder von Personen, die sich von der historischen Einheit des gesamten Baskenlandes abgrenzen wollen, und von Politiker/innen, die keine politischen Sensibilitäten in Navarra verletzen wollen. In den Medien wird mehrheitlich der Begriff Euskal Herria (Baskisches Volk) benutzt. Von Sabino Arana wurde der Begriff mit "z" geschrieben, heute mit "s".
Euskal Etxea
"Baskisches Haus" – Name für die in aller Welt existierenden baskischen Kulturzentren, die meisten von baskischen Emigrant/innen gegründet. In Berlin gibt es ein von der baskischen Regierung offiziell anerkanntes Euskal Etxea, in München ein zweites im Aufbau.
Euskal Herria
Baskischer Ausdruck, der "Baskisches Volk" oder "Baskisches Dorf" bedeutet. Er bezieht sich auf die Gesamtheit aller baskischen Provinzen, also das historische Baskenland wie es bis zum Jahre 1200 im Königreich Navarra vereinigt war. Deshalb ist der Begriff politisch geprägt, in der abgelaufenen Legislaturperiode der Autonomen Gemeinschaft Baskenland war seine Benutzung im baskischen Fernsehen verboten.
Euskaltzaindia
Baskisch: Hüterin des Baskischen. Die offiziell so genannte Königliche Akademie der Baskischen Sprache (Real Academia de la Lengua Vasca) wurde 1919 gegründet und ist eine Einrichtung zur Pflege und Standardisierung der baskischen Sprache, sowie zu ihrer Erforschung durch philologische und etymologische Studien. In den Jahren der Diktatur war sie ebenso verboten wie der Gebrauch der baskischen Sprache selbst. Sie hat ihren Sitz in Bilbao (bask: Bilbo) und Zweigsitze in Baiona (frz: Bayonne), Donostia (span: San Sebastián), in Gasteiz (span: Vitoria) und in Iruña (span: Pamplona).
Euskara
Die baskische Sprache, Eigenbezeichnung auch euskera, eskuara, üskara, wird in allen Teilen des historischen Baskenlands (Euskal Herria) von etwa einer Million Menschen gesprochen, darüber hinaus in der baskischen Diaspora in Europa und Amerika. Die ursprüngliche Verbreitung war weiträumiger, von Santander/Kantabrien bis Bordeaux/Frankreich und Zaragoza/Aragon. Euskara gilt als die älteste lebendige Sprache Europas. Es ist laut Forschung mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt. Während alle anderen Sprachen Europas zu sog. Sprachfamilien gehören, sei es zu den indogermanischen, den uralischen, den Turksprachen oder den semitischen Sprachen, gilt das Euskara als eine sogenannte isolierte Sprache.
Ez Dok Amairu
"Keine Dreizehn mehr" ist frei übersetzt der Name eines avantgardistischen Kollektivs baskischer Künstler/innen, die zwischen 1966 und 1972 daran arbeiteten, die in der Diktatur in Vergessenheit geratene baskische Kultur in Erinnerung zu rufen und zu erneuern. Die Dreizehn hinter sich zu lassen sollte bedeuten, die Diktatur des Regimes und ihre Limitierungen zu überwinden. Zu ihren Aktivitäten gehörten "die neuen baskischen Lieder" in baskischer Sprache, die eine Botschaft von Hoffnung, Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit vermitteln, sowie ein neues nationales Bewusstsein schaffen sollten. Ez Dok Amairu umfasste weitere künstlerische Disziplinen wie Literatur und gestaltende Kunst. Konzerte und Festivals waren die Orte der Transmission dieser Inhalte und Botschaften. Zum Kollektiv zählten Benito Lertxundi, Jexux Artze, Jorge Oteiza, Jose Angel Irigarai, Jose Anton Artze, Julen Lekuona, Lourdes Iriondo, Mikel Laboa, Néstor Basterretxea und Xabier Lete. Vergleichbare Bewegungen während des Franquismus entwickelten sich auch in Andalusien und vor allem Katalonien.
Frontón
Platz oder Halle, um den baskischen Volkssport Pelota zu spielen. Frontons weisen in der Regel drei Spielwände auf und sind auf der rechten Seite offen, u.a. für Zuschauer/innen.
Gasteiz
Spanisch: Vitoria, Hauptstadt der baskischen Provinz Araba (bsk), Alava (spn) und gleichzeitig Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (CAV), bestehend aus den drei Provinzen Araba, Bizkaia und Gipuzkoa.
Gernika
Kleinstadt in Bizkaia, die als heimliche Hauptstadt des Baskenlandes gilt, weil dort im Mittelalter die spanischen Könige auf die baskischen Selbstbestimmungsrechte (Fueros) schwören mussten. Standort der baskischen Eiche. Die Stadt wurde am 26.April 1937 von der nazistischen Legion Condor in Schutt und Asche gelegt. Der englische Reporter George Steer machte Gernika mit seinen Artikeln in der Times zum Fanal gegen den Krieg, Picasso machte die Geschichte der Vernichtung weltbekannt mit seinem Bild "Guernica".
Guggenheim Museum
Vom Architekten Frank Gehry entworfenes postmodernes Museums-Gebäude, 1997 eingeweiht. Die baskische Regierung verhandelte die Installation mit der Guggenheim-Stiftung, der bis heute die konzeptionelle Kompetenz für die Ausstellungen zukommt. Im Baskenland umstritten wegen der immensen Kosten, mittlerweile das touristische Zugpferd von Bilbao.
Haritschelhar, Jean
Jean Haritschelhar Duhalde (1923-2013) war ein nordbaskischer Schriftsteller und Linguist, sowie Professor für Euskara und Linguistik in Bordeaux. Von 1962 an war er Mitglied der Königlichen Akademie der baskischen Sprache, Euskaltzaindia, und zwischen 1988 und 2004 deren Präsident.
Hegoalde
Das südliche, im spanischen Staat liegende Baskenland mit den vier Provinzen Navarra, Gipuzkoa, Bizkaia und Araba, geteilt in zwei Autonome Regionen (die Forale Gemeinschaft Navarra und die Autonome Gemeinschaft Baskenland, CAV). Hegoalde ist baskisch und bedeutet "Südseite".
Herri Batasuna
HB war eine 1978 gegründete links-nationalistische Wahlplattform (deutsch: Volkseinheit), mit der sich die baskische Linke an Wahlen in Navarra und der CAV beteiligte und deren Ziel die Vereinigung des Baskenlandes und die Erlangung der Unabhängigkeit war. HB änderte mehrfach den Namen und wurde 2002 von der spanischen Regierung für illegal erklärt. Nach dem Ende des bewaffneten Kampfes von ETA konnte die Linke mit Sortu (Gründen) eine neue Partei aufbauen.
Iglesia, Alex de la
Baskischer Filmemacher, Drehbuchautor und Produzent (*1965). Gewann 1995 beim spanischen Film-Festival einen Goya-Preis und stand mehrfach auf der Kandidatenliste. Zwischen 2009 und 2011 Präsident der Spanischen Filmakademie, der er aufgrund politischer Differenz mit der Regierungspolitik den Rücken kehrte. Neuestes Werk 2013 "Las Brujas de Zugarramurdi" (Die Hexen von Zugarramurdi).
Ikurriña
Von Sabino Arana, dem Begünder des baskischen Nationalismus entworfene Flagge (weißes und grünes Kreuz auf rotem Hintergrund). In der Autonomen Gemeinschaft Baskenland offizielle Flagge, in den übrigen Provinzen häufig benutzt, in Navarra bei offiziellen Anlässen verboten. Während der Diktatur war die Ikurriña illegal.
Indurain, Miguel
Baskischer Radsportler (*1964), der von 1991 bis 1995 fünf Mal in Folge die Tour de France gewann, dazu zwei Mal den Giro de Italia, eine Weltmeisterschaft und einen Olympiasieg errang.
Iparralde
Der nordliche Teil des Baskenlandes, im französischen Staat gelegen. Er umfasst drei kleine Provinzen, Soule (bask: Zuberoa/Xiberua, Hauptstadt Maule/Mauleón), Labourd (bask: Lapurdi, Haupstadt Baiona/Bayonne), und Basse Navarre (Nieder-Navarra, bask: Nafarroa Beherea, Hauptstadt Donibane Garazi/Saint-Jean-Pied-de-Port). Die drei Provinzen stellen keine eigene Verwaltungseinheit dar, die baskische Sprache (wie alle anderen regionalen Sprachen in Frankreich) haben keine offizielle Anerkennung. Iparralde ist baskisch und bedeutet "Nordseite".
Izagirre, Koldo
Izagirre (1954) hat sich als Philosoph, Philologe und Schriftsteller der Entwicklung der baskischen Sprache verpflichtet. Seit 1976 publiziert er Poesie, Essays und Romane. Zusammen mit Bernardo Atxaga gründete er in den 70ern die Zeitschrift Ustela, die später zu einem wichtigen Verlag für die junge Generation von Schriftsteller/innen wurde. Izagirre fordert von Schreibenden Einmischung in soziale, kulturelle und politische Angelegenheiten der Gesellschaft.
Jaio, Karmele
Karmele Jaio (1970) studierte Informations-Wissenschaften und arbeitete als Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften war sie Pressebeauftragte der Stiftung Euskalgintza Elkarlanean und des Baskischen Fraueninstituts Emakunde. 2004 erschien der Erzählband "Hamabost zauri" (Fünfzehn Wunden), 2006 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Amaren eskuak" (Mutters Hände), der vom Pahl-Rugenstein-Verlag in deutscher Sprache herausgegeben wurde.
Jimenez, Edorta
Edorta Jimenez (1953) arbeitet als Seemann, Übersetzer und Autor, schreibt Kolumnen und Drehbücher, hält Vorträge über Literatur und engagiert sich für den Erhalt des Naturschutzgebietes Urdaibai. Vielseitigkeit, Skepsis gegenüber vermeintlichen Wahrheiten sowie ein bildhafter Erzählstil sind für sein literarisches Schaffen charakteristisch. Oft wählt er Mundaka und die baskische Küste als Thema und Kulisse. Unter dem Namen Omar Nabarro veröffentlichte er sechs Gedichtbände. Für seine Kurzgeschichten-Sammlung Atoiuntzia erhielt er 1990 den Gabriel-Aresti-Preis. "Baleen berbaroa" (1997, Die Stimme des Wals) konzipierte Jimenez als Auftakt einer Triologie. Der Roman schildert den Lebensweg eines Seemanns zur Zeit der Renaissance. Mit "Sukar ustelaren urtea" (Das Jahr des Typhus) folgte 2004 der zweite Band. Das in der Zubiak-Reihe übersetzte "Der Lärm der Grillen" (Kilkerren hotsak) hat den Spanischen Krieg zu Thema, es geht um die Aufarbeitung alter Agentengeschichten.
Kortatu
Kortatu (baskisch: schneiden) war eine 1984 gegründete Band aus der Bewegung des radikalen Basken-Rocks. Als erste Gruppe nahm sie Ska in ihr musikalisches Repertoir auf. Anfangs sangen sie auf Spanisch, gingen dann auf Baskisch über und waren über Jahre hinweg die Kultband der linken Jugendbewegung. Kennzeichnend für ihren Stil ist das Gemisch aus Ska, Punk und Reggae. Kortatu wurde von Negu Gorriak (bask: Kalte Winter) abgelöst, danach begann der Protagonist der beiden Gruppen, Fermin Muguruza, seine Odyssee durch verschiedene Bands und Stilrichtungen. Bekanntestes Stück von Kortatu ist "Sarri, Sarri", gewidmet dem aus dem Gefängnis geflohenen späteren Schriftsteller Joseba Sarrionadia, bis heute in allen Radio-Stationen vertreten.
Königreich Navarra
Als unabhängiger Staat existierte Navarra von 824 bis weit in die Neuzeit hinein. Im Jahr 1200 gingen dem Staat, der sich anfangs Königreich Pamplona nannte, die drei Westprovinzen Gipuzkoa, Araba und Bizkaia militärisch an die kastilische Krone verloren. Im Jahr 1512 war es erneut Kastilien, das den südlichen Teil Navarras eroberte, das Königreich wurde auf den nördlich der Pyrenäen liegenden niedernavarrischen Teil reduziert und später von der französischen Krone geschluckt. Nach ihrer Hauptstadt hatten die mittelalterlichen Herrscher den Titel "König von Pamplona" geführt, der erst von Sancho VI. im Jahr 1162 in "König von Navarra" geändert wurde.
Laboa, Mikel
Kein anderer Liedermacher hat das Panorama des baskischen Volkslieds in den vergangenen 40 Jahren mehr beeinflusst als Laboa (1934-2008). Er verstand sich als politischer Künstler in der Tradition von Atahualpa Yupanqui. Mikel Laboa studierte Medizin und wurde Psychiater. Bei einem Benefiz-Konzert 1958 sang er zum ersten Mal vor Publikum. Seit den 60er Jahren trat er regelmäßig im Baskenland auf und musste sich mehrfach mit der franquistischen Zensur auseinandersetzen. Bekannt wurde er durch moderne Interpretationen traditioneller baskischer Lieder. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit künstlichen Sprachformen, die an Dadaismus erinnern. Das populäre Lied "Txoria txori" (Vogel Vogel), das von Zensur und Freiheit handelt, stammt aus seiner Feder, im Baskenland kennt es jedes Kind.
Legion Condor
Nazi-deutsche Luftwaffen-Einheit, die im Spanischen Krieg nach 1936 auf Seiten der Putsch-Generäle eine wichtige Rolle spielte. Die Legion zerstörte u.a. Gernika vollständig, was den ersten Vernichtungs-Angriff der Geschichte auf zivile Bevölkerung darstellte. Die Kriegsbeteiligung von 1936 bis 1939 stellte für die Nazi-Luftwaffe gleichzeitig einen großangelegten Feldversuch für ihre neuen Waffen und Geräte dar, die im 2.Weltkrieg zur Anwendung kommen sollten.
Lehendakari
Der baskische Titel für den Ministerpräsidenten der Autonomen Region, im Übrigen wird der Begriff auch für Präsident (von Vereinen zum Beispiel) verwandt; wörtliche Übersetzung: Vorsteher.
Lertxundi, Anjel
Anjel Lertxundi Esnal (*1948) gilt als einer der wichtigsten Autoren baskischer Literatur. Zunächst studierte er am Priesterseminar in Donostia, später Philosophie und Geisteswissenschaften in Rom und Valencia. Er arbeitete als Lehrer, Schulleiter und Dozent. 1970 erschien sein erstes Buch, eine Sammlung von Kurzgeschichten. Mittlerweile umfasst sein literarisches und publizistisches Werk neben Kurzgeschichten auch Romane, Essays sowie Artikel, Kunst- und Filmrezensionen für verschiedene Zeitungen. Eines seiner großen Anliegen ist die Pflege und Weiterentwicklung der baskischen Sprache. So befasst er sich u.a. mit der Neuschöpfung baskischer Worte, z.B. für Begriffe aus der Welt des Internets. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des Baskischen Schriftstellerverbandes EIE und ist Mitglied der Königlichen Akademie der Baskischen Sprache. Zweimal gewann er den Baskischen Literaturpreis sowie den Nationalen Kritikerpreis. Auf Deutsch erschien sein Roman "Domingos letzte Wette", eine Milieugeschichte um die baskische Wettleidenschaft.
Lertxundi, Benito
Lertxundi (*1942) hatte das Glück, 1965 auf die baskische Kulturgruppe "Ez Dok Amairu" (Keine Dreizehn mehr) zu treffen, in der die Avantgarde der baskischen Kreativität vereinigt war – Schriftsteller, Musiker/innen, Bildhauer – und die auf Lertxundi wie auf künftige Generationen von Kulturschaffenden großen Einfluss haben sollte. Im Jahr 1971 veröffentlichte Lertxundi – der Barde von Orio genannt – seine erste Platte und hat seitdem nicht aufgehört, Konzerte zu geben und Neues zu komponieren.
Lizarazu, Bixente
Französisch-baskischer Fussballer, der nicht nur bei Bayern München spielte und mit Frankreich Weltmeister wurde, sondern auch ein Jahr bei Athletic Bilbao aktiv war, dem Club, bei dem nur Basken spielen.
Lujanbio, Maialen
Erste Frau, die 2009 die alle vier Jahre stattfindende Bertsolari-Meisterschaft gewinnen konnte.
Medem, Julio
Baskischer Film-Regisseur (*1958), Autor von bekannten Filmen wie "Die Liebenden des Polarkreises" oder "Lucia und der Sex ". Mit "Pelota vasca. La piel contra la piedra" (Baskisch Pelota. Haut gegen Stein), einem beachtlichen aber mit viel Polemik aufgenommenen Dokumentarfilm über den politischen Konflikt zwischen dem spanischen Zentralstaat und dem Baskenland wagte sich Medem an ein kontroverses Thema.
Mitxelena, Koldo
Koldo Mitxelena Elissalt (1915-1987) wird bis heute als Autorität in der Euskara-Forschung betrachtet, er war einer der Betreiber der Vereinheitlichung der Sprache (Batua). Aus nationalistischem Hause kommend, war er als Milizionär an der Verteidigung des Baskenlandes beteiligt, wurde in Santoña festgenommen und verbrachte Jahre in verschiedenen Gefängnissen. Auch nach seiner Entlassung war er politisch aktiv, was ihm einen zweiten Gefängnisaufenthalt einbrachte. Er gelangte in den Lehrbetrieb der Uni Salamanca und konnte legal Euskara erforschen. Vom im Exil befindlichen Sprachinstitut Euskaltzaindia wurde er beauftragt, die Grundlagen für eine Vereinheitlichung des Euskara zu erarbeiten.
Muguruza, Fermin
Muguruza (*1963) ist baskischer Musiker und Grüdungsmitglied der Gruppen Kortatu und Negu Gorriak aus der Bewegung des radikalen Baskenrocks. Wie Manu Chao gehört er zu den Vertretern der Mestizo-Musik, in der Stilrichtungen wie Reggae, Ska, Hip-Hop und Punkrock gemischt werden. Seine Texte waren von Beginn an politisch motiviert. Nach der Auflösung von Negu Gorriak begann Fermin Muguruza seine Odyssee durch verschiedene Gruppen und Stilrichtungen baskischer und internationaler Musik, die ihn nach Kuba, Palästina, Kurdistan und Jamaika führte.
Navarra
Einst eigenständiges Königreich, ist Navarra (baskisch: Nafarroa) heute eine autonome Region innerhalb des spanischen Staates, nachdem politische Interessen in der Post-Franco- Zeit für eine regionale Abspaltung der Provinz vom offiziellen Baskenland führten. Hauptstadt ist das für seine Feste bekannte Pamplona (baskisch: Iruña).
Ordorika, Ruper
Baskischer Liedermacher (*1956), der sowohl Folk alsauch Rock und Blues in seinem Repertoire vorweist. In frühen Jahren war er Teil der literarischen Bewegung POTT, zusammen mit späteren Schriftstellern wie Joseba Sarrionandia, Bernardo Atxaga, Jon Juaristi und Manu Ertzilla. Ordorika gilt als wichtiger Erneuerer des baskischen Lieds, seine erste LP publizierte er 1980 unter dem Titel "Hautsi da anphora", bei der er Texte von Bernardo Atxaga verarbeitete.
Oteiza, Jorge
Jorge Oteiza Enbil (1908-2003) war einer der bedeutendsten baskischen Bildhauer, Maler und Autoren des vergangenen Jahrhunderts, sowie Pionier der abstrakten Kunst. Er lebte lange im Exil in Brasilien, wo seine künstlerische Arbeit erste Früchte trug. In den 50er Jahren war er mit Néstor Basterretxea an der Gestaltung des Benediktiner-Konvents in Aranzazu (Gipuzkoa) beteiligt, bei der es zu heftigen Polemiken kam. Berühmt sind seine 14 Apostel, die heute den Konventseingang bewachen. Raum und Zeit, Fülle und Leere, sowie die Suche nach dem eigentlichen Charakter des Baskischen bestimmten sein Werk zeitlebens. 1988 erhielt Oteiza den Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Kunst. Im Ort seiner Werkstatt in Altzuza (Navarra) ist das Oteiza-Museum zu finden.
Pelota
Typisch baskisches Ballspiel mit vielen Varianten und zwei oder vier Akteuren (keine Frauen). Die bekanntesten sind Pelota Mano (Hand), Palo (Holzschläger), Cesta Punta (strohgeflochtener Korb). Mit einer Ausnahme wird in einem Feld mit drei Wänden gespielt. In praktisch jedem baskischen Dorf ist ein offener Frontón oder eine Pelota-Halle zu finden. In Iparralde bestehen die traditionellen Frontóns aus einer einzigen Frontwand. Vor allem die Meisterschaften von Pelota Mano finden in der Bevölkerung und in den Medien allergrößte Beachtung.
Picasso, Pablo
Im Auftrag der spanischen Regierung malte Pablo Picasso für die Welt-Ausstellung in Paris von 1937 das berühmte Bild mit dem Titel "Guernica". Die zum Bildtitel führende Zerstörung der baskischen Stadt Gernika geschah jedoch erst nach der Auftragsvergabe an Picasso, sodass er seine ursprüngliche Bildidee verwarf und die Schrecken der Bombardierung zum Ausdruck brachte.
PNV
Spanisch: Partido Nacionalista Vasco, baskisch: Eusko Alderdi Jeltzalea (PNV/EAJ), deutsch: Baskische Nationalistische Partei. Stärkste politische Partei in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (CAV). Gegründet 1995 von Sabino Arana Goiri, war während der Diktatur verboten, eine Exilregierung agierte von Paris aus. Moderat konservativ-christlich ausgerichtet, setzt die Partei aktuell auf einen ausgeweiteten Autonomie-Status innerhalb des spanischen Staates, die Frage der Unabhängigkeit hat deutlich weniger Gewicht.
Real Sociedad San Sebastián
Fussball-Club aus der baskischen Stadt Donostia (Gipuzkoa), bei dem früher ebenfalls nur Basken spielten, mittlerweile auch Spanier und Ausländer. Gewann die spanische Meisterschaft 1981 und 1982.
San Fermín
Durch das Hemingway-Buch "Fiesta" und die oft tödlichen Stierrennen weltweit berühmt gewordenes Stadtfest im navarrischen Pamplona, baskisch: Iruña.
Sarrionandia, Joseba
Baskischer Schriftsteller und Übersetzer (*1958). Studierte baskische Philologie und gründete mit dem Schriftsteller Bernardo Atxaga, dem Musiker Ruper Ordorika u.a. die avantgardistische Zeitschrift POTT, die maßgeblich zur Entwicklung der modernen baskischen Literatur beitrug. Zeitgleich schloss er sich aus Empörung über die politische Kontinuität nach Francos Tod der Untergrundorganisation ETA an. 1980 wurde er verhaftet, schwer gefoltert und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Fünf Jahre später gelang ihm auf spektakuläre Weise die Flucht. In seinem unbekannten Exil übersetzte Sarrionandia u.a. Werke von Samuel Taylor Coleridge, Konstantinos Kavafis, T. S. Eliot und Fernando Pessoa. Heute gilt er als einer der führenden baskischen Schriftsteller, bekannt für die Entwicklung neuer literarischer Stile. Sein Roman "Lagun izoztua" (Der gefrorene Mann) wurde ins Deutsche übersetzt.
Spanischer Krieg
Ein durch den Putsch faschistischer Generäle am 18.Juli 1936 ausgelöster Krieg, der häufig "Spanischer Bürgerkrieg" genannt wird, was insofern nicht zutrifft, dass es in diesem Konflikt im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs eine starke internationale Beteiligung gab: die Sowjetunion, die Internationalen Brigaden auf Seiten der Republik; das faschistische Italien und Hitler-Deutschland auf Seiten der Putschisten um die Generäle Franco und Mola. Der Krieg endete im April 1939 mit dem Sieg der Faschisten und leitete eine fast 40 Jahre lange Diktatur ein.
Traineras
Ruderboote mit 13 Männern oder Frauen besetzt plus einer Person am Steuer. Historisch im Hochsee-Fischfang eingesetzt, sind die Traineras heutzutage Teil eines beliebten Sports im Baskenland. Von April bis September finden Regatten statt, an denen Boote aus der ganzen Nordküste teilnehmen, die Meisterschaften ausspielen.
Urretabizkaia, Arantxa
Die Schriftstellerin und Historikerin Arantxa Urretabizkaia (*1947) ist regelmäßig in Diskussionsrunden zu politischen und sozialen Themen zu finden. Sie gilt als eine der ersten engagierten baskischen Schriftstellerinnen in der Aufbruchszeit der 1970er und 1980er Jahre. Anfang der 70er übersetzte sie u.a. Teile des Werkes von Franz Fanon zur Revolution in Afrika (Afrika iraultzaren alde). Zu ihrem poetischen Werk zählen "San Pedro bezperaren ondokoak" (1972, Die Folgen der Nacht vor San Pedro) und "Maitasunaren magalean" (1982, Im Schoß der Liebe). Ihre bekannteste Prosaveröffentlichung ist "Zergatik Panpox" (1979, Warum Panpox). Der Kurzroman provozierte seinerzeit, weil die Autorin eine alleinerziehende Mutter als Protagonistin wählte. In deutscher Sprache erschien in der Zubiak-Reihe des Pahl-Rugenstein-Verlags "Das rote Heft" (Koaderno gorria), die Geschichte einer Frau im Exil, die ihre Familie aus den Augen verliert und versucht, mit einem Tagebuch ihr Leben zu vermitteln.
Uribe, Kirmen
Kirmen Uribe (*1970) ist einer der jüngsten und gleichzeitig erfolgreichsten baskischen Autoren. Seinen ersten Preis erhielt er, als er wegen Wehrdienstverweigerung im Gefängnis war. 2009 erhielt er den Nationalen Literatur-Preis für Erzählungen für sein Buch "Bilbao-New York-Bilbao". Immer wieder beteiligt sich Kirmen Uribe an phantasievollen multimedialen Projekten, bei denen seine Herkunft aus einer baskischen Fischerfamilie einfließt.
Urkullu, Iñigo
Aktueller Ministerpräsident (Lehendakari) der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (CAV), die aus den drei Provinzen Araba, Bizkaia und Gipuzkoa besteht und unter País Vasco bekannt ist. Urkullu ist ein Politiker der konservativ-nationalistischen Partei PNV.