Die Abteilung LITERATUR liefert eine Übersicht über die Vergangenheit und Gegenwart der Literatur in Euskara und über das Euskara. Daneben ins Baskische übersetzte deutsch-sprachige Literatur, ins Deutsche übertragene baskische Literatur, sowie eine Auflistung deutsch-sprachiger Artikel über baskische Themen.
Durango 2024, Ausgabe 59
Die 69. baskische Buch- und Musik-Messe in Durango hat soeben ihre Tore geschlossen. Erneut füllten Zehntausende die Landako-Halle und vorsorgten sich mit Weihnachts-Geschenken. Andere ließen sich neu erworbene Scheiben oder Bücher direkt von den Autor*innen abzeichnen. Zuweilen gab es Wartezeiten wegen Überfüllung, auf den Gängen herrschte das gewohnte Gedränge. Ein Luxus wäre es gewesen, sich in aller Ruhe von vier kenntnisreichen Personen zwischen den Buch- und Musik-Ständen führen zu lassen.
Baskisch, Literatur, Kultur
"Vor 40 Jahren haben wir von einer baskischen Kultur, wie wir sie heute haben, nicht einmal geträumt". Der Schriftsteller Anjel Lertxundi (Orio, * 1948) zieht eine positive Bilanz bei der Entwicklung der baskischen Sprache, Literatur und Kultur im Allgemeinen. Lertxundi gilt als einer der großen Erneuerer des Erzählens in baskischer Sprache. Sein umfangreiches vielfältiges Werk ist von Experimentierfreude geprägt, er benutzt Elemente aus verschiedenen Stilen und Epochen und fügt sie neu zusammen.
Gegen Kapital und Patriarchat
Silvia Federici ist eine der renommiertesten Theoretikerinnen des antikapitalistischen Feminismus, eine politische Philosophin, die überall großes Interesse weckt, zuletzt auch im Baskenland. Ihre Gedichte in einem auf Euskara übersetzten Werk, erschienen beim baskischen Buchverlag Txalaparta, werden illustriert mit Aquarellen von Begonia Santa-Cecilia. Ende Mai 2024 erfolgte die Vorstellung in verschiedenen Orten von Euskal Herria. “Frauen sind das grundlegende Subjekt des sozialen Wandels“.
Minderheitensprachen in Europa
Die baskisch-deutsche Text- und Poesie-Anthologie "Die Stimmen der Amsel" erschien im Oktober 2018 im österreichischen EYE-Verlag, der sich auf Literatur in Minderheiten-Sprachen spezialisiert hat, das zwölfte Buch der Sammlung "Am Herzen Europas", die der österreichische Künstler Gerald Nitsche ins Leben gerufen hat. Das Werk umfasst eine Einführung in baskische Sprache und Kultur, eine Bibliografie der Geschichte des Euskara, eine umfangreiche Textsammlung sowie Biografien der Autorinnen.
Kultur-Hauptstadt Durango
Die Buch- und Musik-Messe in Durango ist ein Hit im baskischen Kulturleben. Sie gilt als Gratmesser für das Wohlergehen der baskischen Sprache und Kultur und erlebt jeden Dezember einen Zulauf von hunderttausend Besucher*innen. Im Zentrum steht der direkte Kauf-Kontakt mit den Kulturschaffenden: Schriftsteller*innen, Fernsehstars oder Musiker*innen, die sonst nur aus den Medien bekannt sind. Doch leidet die Azoka unter einem Konzentrations-Prozess: die Kleinen bleiben weg, die Großen breiten sich aus.
Antifranquistin, Internationalistin
Genoveva Forest Tarrat, im Baskenland besser bekannt unter dem Namen Eva Forest, war Ärztin, Schriftstellerin, Verlegerin und international bekannte Widerstands-Kämpferin gegen die Franco-Diktatur. Geboren wurde sie am 6. April 1928 in Barcelona, sie starb am 19. Mai 2007 in ihrer baskischen Wahlheimat Hondarribia. Als Oppositionelle gegen das franquistische Regime wurde Eva Forest wiederholt verhaftet und gefoltert. Einige ihrer Erzählungen und Essays wurden auch in die deutsche Sprache übersetzt.
Die Krimi-Saga von San Francisco
Um seine Krimi-Serie über den afrikanischen Detektiv Touré zu schreiben, begab sich der Schriftsteller Jon Arretxe in die Höhle des Löwen. Er zog in den Arbeiter- und Migranten-Stadtteil San Francisco, im Süden von Bilbao. Dorthin, wo sonst nur die Ärmsten der Armen leben und Migrant*innen immer mehr werden, weil es sonstwo keine billigen Wohnungen gibt. Seine Krimis sollten authentisches Flair haben, so Arretxes Motivation. Jetzt wird die Serie sogar verfilmt – am Original-Schauplatz, versteht sich.
Karmele Jaios dritter Roman
Zehn Jahre nach ihrem ersten Roman “Mutters Hände“ legt die baskische Schriftstellerin und Journalistin Karmele Jaio ein neues Werk vor. “Aitaren Etxea“ wird der Titel sein: “Vaters Haus“. Eine Dreiecksgeschichte, die von der Bedeutung von Traditionen im baskischen Leben handelt. Zuletzt hatte Karmele Jaio 2015 die Gedichte-Sammlung “Jetzt haben wir Tote“ publiziert. Bereits vorher hatte eines ihrer Werk eine Übertragung ins Theater erlebt. Ihr erfolgreicher Erstroman fand den Weg in die Kinos.