In der Rubrik REISEKULTUR werfen wir einen kritischen Blick auf die Geschichte des Tourismus im Baskenland, seine Tendenzen und Aussichten im Sinne sozial verantwortlichen Reisens. Der traditionelle Massen-Tourismus wird beleuchtet, alternative Reisewege werden vorgestellt. Reiseberichte aus verschiedenen Epochen vervollständigen das Bild des Tourismus, der durch das Baskenland führt.
Franquisten-Propaganda 1938
Am 18. Juni 1937 floh die baskische Regierung aus Bilbao, am Tag darauf zogen die Faschisten in die Stadt. Damit war im Baskenland der Krieg zu Ende. Andernorts zogen sich die Schlachten noch bis April 1939. Bereits vor Kriegsende, am 1. Juli 1938, wurden von den Faschisten die “Kriegsrouten“ ins Leben gerufen, planmäßige Fahrten in “prächtigen Reisebussen“, die es den Besuchern ermöglichen sollten, “die noch brennenden Spuren“ des Konflikts im Baskenland, in Kantabrien und in Asturien zu sehen.
Urlaub in Balkonien
Kritik am Massen-Tourismus breitet sich immer mehr aus. Aufgescheucht durch die unerträglichen Situationen in Venedig oder Santorini und angeregt durch die Protest-Aktionen auf den Balearen oder den Kanarischen Inseln erkennen immer mehr Kollateral-Betroffene Stadt-bewohner*innen in Europa, dass nur Widerstand gegen die ungezügelte Tourismus-Werbung eine Hoffnung auf Besserung zulässt. Die Protestaktionen werden phantasievoller, die bürgerliche Presse fragt unverblümt: Wie konnte es nur dazu kommen!
Bloss weg hier!
Weil alle anderen Reiseziele schon derart überlaufen sind, dass sogar hartgesottenen Touristen die Lust vergeht, zieht die Reisebranche die letzten Register und zündet die vorletzten Raketen. Ein Reisebüro in Transsibirien bietet seit Kurzem Tripps in die Hölle unter dem Motto: Schließlich war schon bei Dante, die Hölle das Interessante. Vorerst beschränkt sich das Angebot auf Tagesausflüge bei 45 Grad Hitze. Später sollen auch Wochenangebote hinzukommen, Begegnungen mit Höllenpersonal inklusive.
Die Eingeweide der Reise-Branche
Anna Pacheco tauchte ein halbes Jahr lang Undercover in drei Luxushotels in Barcelona ein und gab sich als Angestellte aus, um an Firmen-Veranstaltungen, Weihnachts-Essen und Treffen mit der Geschäftsführung teilzunehmen. Dank der Kontakte, die ihr eine Gewerkschaft in diesem Sektor vermittelte, konnte sie die Klassenbeziehungen und den moralischen Erpressung analysieren, die dort herrschen: Arbeitnehmer werden benutzt, um die Launen der Gäste zu befriedigen und das Tourismus-Geschäft zu steigern.
“Die Amerikaner kommen”
Grönland ist enorm groß, die größte Insel des Planeten. Grönland ist schön und nicht überlaufen. Jetzt kommen die Yankees. United Airlines wird Nuuk, die Hauptstadt Grönlands, von Newark und New Jersey aus nonstop anfliegen. Asiatische Ausgangspunkte sollen dazukom-men. Die abgelegene Insel im arktischen Norden Europas wünscht sich mehr Tourismus. Aber bitteschön nicht zu viel, die Fehler von anderen vermeiden. “Was wir momentan erleben, ist der Trubel, bevor die Herde kommt“, sagt ein Hotelmanager.
Es lebe die Tourismo-Phobie!
Der Tourismus im spanischen Staat geht in ein Rekordjahr. Wenn Barcelona, Donostia, Malaga, Palma, Teneriffa, Bilbo, Zaragoza im vergangenen Jahr schon aus den Nähten geplatzt sind, müssen wir für dieses Jahr einen neuen Begriff ausdenken. Tourismus, Massen-Tourismus, Over-Tourismus, Giga-Tourismus – Wahnsinn. Venedig, Kanaren, Mallorca, Bilbo – immer mehr Menschen gehen in halb Europa auf die Barrikaden, um ihren Lebensalltag, ihre Nachtruhe, ihre Nachbarschaft und ihre Wohnungen zu verteidigen.
Ursachen und Auswirkungen
Hosteltur ist ein Internet-Portal in spanischer Sprache, das alle Aspekte von Tourismus, speziell Hotel-Tourismus beleuchtet und für jede Erscheinung eindrucksvolle Zahlen präsentiert. Obwohl dabei zweifellos die Förderung der Branche im Vordergrund steht, bietet Hosteltur auch Einblicke in kritische Diskussionen um die Auswirkungen des aktuellen weltweiten Massentourismus. Was – so fragt sich Hosteltur – ist Tourismus-Phobie und worauf basiert sie? Es folgen Antworten, die in ihrer Klarheit überraschen.
Gegen Massentourismus
Mallorca: Neben Großdemonstrationen greifen Aktivisten nun auch zu kreativen Aktionen und “besetzen“ ihre Strände. Die Lage in vielen Urlaubs-Gebieten wird für viele Bewohner*innen zunehmend untragbar. Mieten explodieren mit dem Massentourismus. Für ein Zimmer müssen zum Teil 1.000 Euro gezahlt werden, dafür geht fast der gesamte Mindestlohn drauf, der im schlecht bezahlten Gaststätten-Gewerbe oft nur verdienen ist. Dazu kommen Müllberge, Wassermangel, Verkehrschaos und Lärm. Das Limit ist erreicht.