arto1Widerstand gegen Franco

Völlig unhistorisch wird die 60-jährige Aktivität der Untergrund-Organisation ETA heutzutage von der bürgerlichen Presse und rechten Politikern umfassend als “Terrorismus“ bezeichnet, ohne in Betracht zu ziehen, dass die Gruppe aus einer bürgerlichen Partei entstand, zu einer Zeit, als im spanischen Staat keinerlei demokratischen Rechte existierten: im Franquismus. Vor allem die Baskisch Nationalistische Partei PNV steht in engem Zusammenhang mit der ETA-Gründung. Eine unangenehme Angelegenheit.

Die antifranquistische Untergrund-Organisation ETA war eine Abspaltung junger Aktivisten von der baskischen PNV-Partei, die im französischen Exil auf westliche Unterstützung hoffte, um den spanischen Diktator Franco zu stürzen. Die Jungen hatten genug von der Partei-Lethargie.

Die Unkenntnis der Geschichte von ETA und des historischen Moments, in dem die Organisation gegründet wurde, macht es Nicht-Eingeweihten schwer, die Geschichte des baskisch-spanischen Konflikts zu verstehen. Grund für den vorliegenden Artikel ist die Rede einer Senatorin der Baskisch Nationalistischen Partei PNV, die kürzlich ungefragt erklärte, ETA sei ein “Irrtum“ gewesen, denn im Franquismus habe es auch friedliche Methoden der Opposition gegeben, dabei bezog sie sich auf das Tragen von Bergpullovern und Heiligenbildern. Eine mehr als dümmliche Bemerkung, deren Zweck allein Stimmenfang im rechten Lager ist, angesichts der bevorstehenden Wahlen im Mai.

Peinliche Geschichts-Wiedergabe

arto2Wer sich in der Geschichte des Franquismus nicht auskennt, könnte geneigt sein, der rechten Politikerin mit ihren Anti-ETA Parolen zu folgen. Das hat den linken baskischen Historiker Iñaki Egaña (1) (2) dazu bewegt, eine Antwort zu schreiben auf die unsäglichen Aussagen der Senatorin Beatriz Artolazabal (3), in der baskischen Regierung zuständig für Gleichberechtigung, Justiz und Sozialpolitik. Peinlich für die PNV-Frau, denn keiner beherrscht das Geschichtsarchiv der letzten 90 Jahre so wie Egaña. Schwer zu sagen, wie viele derer, die die Artolazabal-Aussagen in der rechten Presse gelesen haben, nun auch Egañas Antwort in der linken Presse gelesen haben, sicher nicht einmal die Hälfte. Die Senatorin mit Sicherheit.

Der Historiker hat deutlich gemacht, dass Artolazabal nicht einmal die Geschichte ihrer eigenen Partei kennt; und dass sie Zugang hat zum umfangreichsten Geschichts-Archiv im Baskenland, dem der PNV-Partei-Stiftung Sabino Arana, was Egaña von sich selbst nicht behaupten kann. Er stellt fest, dass nicht nur die franquistische Repression (vor allem gegen Bask*innen) zur Gründung von ETA beigetragen hat, sondern in gleichem Maße die politische Orientierungslosigkeit der PNV in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Zum Vorschein kommen aus heutiger Sicht delikate Details der PNV-Geschichte. Deren Kenntnis ist für die aktuelle Diskussion über die Geschichtsschreibung (relato) ebenfalls von großer Bedeutung. (Zum besseren Verständnis wurden Persönlichkeiten, Organisationen und Umstände im Text erklärt, sowie Fußnoten zum Nachlesen eingefügt).

Iñaki Egaña, Historiker

Manu Agirre ist einer der Gründer der Untergrund-Organisation ETA (im Jahr 1958). Er ist 97 Jahre alt und immer noch am Leben, obwohl einige Medien ihn bereits für tot erklärt haben. Er traf sich mit dem damaligen baskischen Exil-Präsidenten (Lehendakari) José Antonio Agirre (1904-1960) (4), den er mehrmals in seinem Exil-Hauptquartier in Paris besuchte. Manu Agirre war in Begleitung von Txillardegi (5), jenem Giganten der baskischen Literatur und Begründer der Renaissance der baskischen Sprache, den die PNV des 21. Jahrhunderts auch 11 Jahre nach seinem Tod weiterhin ignoriert. Als José Antonio Agirre 1960 starb, widmete ihm ETA die Titelseite ihrer Zeitschrift Zutik (Aufrecht): "gure presidente maitea" (unser geliebter Präsident).

Jesús Mari Leizaola (1896-1989) (6), der an weiteren Treffen mit den jungen ETA-Gründern teilgenommen hatte, wurde zum neuen Exil-Lehendakari ernannt. Tatsache ist, dass er dem Amt nicht gewachsen war. Trotzdem engagierte er sich, um die Folter gegen die Kämpfer der neuen Organisation anzuprangern, er unterstützte die im Burgos-Prozess angeklagten Aktivist*innen und verteidigte sogar öffentlich die Operationen von ETA: "Wir Basken sind nicht die Urheber von kriminellen Handlungen, sondern von Verteidigung". Das von ihm geleitete Regierungs-Bulletin veröffentlichte mehrere ETA-Kommuniqués. Und zum Ärger Madrids ging er sogar 1977 (während des Übergangs, zwei Jahre nach Francos Tod) noch so weit zu sagen, dass ETA-Aktivisten, die "militärische Eignung" bewiesen, sich den Polizei-Gruppen anschließen könnten, die die PNV als Vorstufe der baskischen Ertzaintza-Polizei vorbereitete.

Seit 1958 öffneten Dutzende von PNV-Aktivisten ihre Türen für ETA-Kämpfer, diskutierten mit ihnen, dankten ihnen für ihre Tapferkeit und entwickelten eine neue Illusion, die durch die Niederlage im Spanienkrieg (1936-1939) ausgelöscht worden war. Darüber hinaus schlossen sich ab diesem Zeitpunkt Hunderte von Aktivisten der Jeltzal-Jugend (7) der PNV der neugegründeten ETA an. Denen war es zu verdanken, dass ETA 1972 für die nächsten Jahre überlebte, obwohl die Organisation praktisch von der franquistischen Repression zerschlagen war. Die in jenen Jahren von der Guardia Civil getöteten ETA-Kämpfer hatten sich zuvor der Gruppe EGI angeschlossen (EGI – Euzko Gaztedi – Baskische Jugend), derselben bis heute existierenden Organisation, in der Jahre später auch der heutige baskische Ministerpräsident der Baskischen Autonomen Gemeinschaft Euskadi, Iñigo Urkullu, seine ersten politischen Schritte machte.

Während der Franco-Ära unterzeichneten ETA und die PNV gemeinsame Erklärungen. Das gilt auch für die der PNV nahestehende damals illegale Gewerkschaft ELA (1911 gegründet). Es gab so viele Gemeinsamkeiten, dass die PNV-Führung für Bizkaia 1969 eines der überraschendsten Kommuniqués herausgab, das im Jahr 2023 und für die aktuelle PNV kaum glaublich erscheinen mag: "Wir erkennen die Rechtmäßigkeit des gewaltsamen Kampfes gegen den spanischen Staat und generell gegen jede Form von Regierung an, die auf Gewalt und Terrorismus beruht. Wir lehnen jedoch Gewalt als Taktik ab, nicht weil sie ungerecht ist, sondern weil sie unwirksam ist. Aber wir glauben an die Notwendigkeit, Gewalt anzuwenden: zufällig, in spezifischen und besonderen Situationen, und systematisch in der Endphase der Befreiung, nach der Phase der Überzeugungsarbeit des Volks, in der wir uns befinden". Originalton PNV 1969.

arto31981 wurde Mikel Isasi, ein Mitglied der PNV-Führung, vor Gericht gestellt, weil er den ETA-Aktivisten Jokin Artajo und Alberto Asurmendi, die 12 Jahre zuvor (spätestens 1969) beim Hantieren mit einer Bombe ums Leben gekommen waren, Waffen und Sprengstoff übergeben hatte. Derselbe Mikel Isasi wurde 1996 auf Anordnung der französischen Richterin Levert verhaftet unter dem Vorwurf der Zusammenarbeit mit ETA, wie dies seine Partei-Kollegen in den Jahrzehnten vorher getan hatten. Nach der Spaltung der PNV im Jahr 1986 und der Abspaltung von Eusko Alkartasuna (EA) trafen sich die Jeltzales Xabier Arzalluz (8) und Luis Mari Retolaza (9) (beide PNV) in Bidarte (Iparralde) mit den ETA-Führern Txomin Iturbe (10) und José Luis Arrieta und baten um eine günstige Behandlung für diejenigen, die bei der PNV blieben.

Die Franco-Zeit ist in letzter Zeit jedoch Gegenstand von Revisionismus. Gemeint ist nicht die Arbeit des Melitoniums (das Opfer-Memorial von Vitoria-Gasteiz) (12), wo behauptet wird, dass die ETA-Aktivisten durch einen genetischen Defekt entstanden sind und dass der Abertzalismus (13) eine Anomalie ist, die den natürlichen Gesetzen widerspricht. Gemeint ist der "aufgeklärte" Teil der PNV, angeführt von Urkullu und der eifrigen Senatorin Beatriz Artolazabal, die sogar die Geschichte ihrer eigenen Partei leugnen und umschreiben wollen.

Der Revisionismus, mit dem die Jeltzales (Begriff für PNV-Politiker) die Stimmen der spanischen Rechten für die im Frühjahr anstehenden Wahlen gewinnen wollen, geht in die gleiche Richtung, der auch die Ultrabewegung auf dem ganzen Planeten folgt. Die Seifenblasen werden einfach wiederholt, um ihnen Glaubwürdigkeit zu verleihen. Senatorin Artolazabal hat ihren Beitrag geleistet, als wäre sie ein neuer Pío Moa (ehemals linker Aktivist der sich zum Faschisten gemausert hat, die Gernika-Vernichtung negiert und das Regime verteidigt) (14).

Auf diesem Weg versuchen Teile der PNV sich die baskische Geschichte aus rückwärts-gewandten Positionen heraus anzueignen. Unterstützt von Emporkömmlingen wie der erwähnten Senatorin, der beim Tod des Diktators kaum fünf Jahre alt war. Nur jemand, der über Folterknechte wie Melitón Manzanas (15) frivole Sprüche zum Besten gibt, kann behaupten, dass eine traditionell-baskische Wolljacke (Kaiku) ein Symbol des antifranquistischen Widerstands war (Zitat Artolazabal). Nur solche Leute, der sich nicht an die Etappen des Ausnahmezustands und der Repression erinnern, an die illegale Basis-Organisierung und die franquistischen Überfälle auf Arbeiter in ihrer Heimatstadt Vitoria-Gasteiz, kann behaupten, dass das Verteilen von Bildern des Heiligen Ignatius eine antifranquistische Handlung war. Übrigens hat die Ertzaintza die Ikurriña (baskische Fahne) gestohlen, mit der 2006 die Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Polizeimassakers vom 3. März 1976 in Vitoria-Gasteiz eröffnet wurde.

arto4Die Kulturfront von ETA war die treibende Kraft hinter den Ikastola-Schulen, den Gesangs-Veranstaltungen, den patriotischen Kundgebungen auf der Urbia-Hochebene oder in der Mairulegorreta-Höhle (1965), auch hinter der Verbreitung der baskischen Ikurriña-Fahne, zum Beispiel auf Hochspannungsleitungen. Bereits 1963 riefen ETA und die Widerstands-Organisation Enbata (16) in Iparralde nicht mehr zum baskischen Nationalfeiertag Aberri Eguna (am Ostersonntag) auf, zu dem bis dahin, von der PNV organisiert, als Gedenktag eine Messe gefeiert wurde.

Die abschließende Analyse des Historikers Iñaki Egaña, Ratschlag mit einbegriffen: “Unsere Geschichte ist vielschichtig und voller Eigenverpflichtungen. Die Toten aus dem Spanienkrieg (spanischen Bürgerkrieg) waren nicht ausschließlich von der PNV. Heute wissen wir, dass es sich statistisch gesehen mehrheitlich um Kommunisten, Anarchisten und baskische Nationalisten von der ANV handelte (17). Wir wissen auch, dass es für die Gründung der Untergrund-Organisationen Ekin (18) und ETA politisch Verantwortliche gab: es war nicht der Franquismus, sondern die Passivität der PNV und das Sich-Abfinden mit der Niederlage im Krieg. Und wir wissen auch, dass der kulturelle, politische und aktivistische Widerstand in jener Zeit einer Generation zu verdanken war, die mehr gab als sie forderte. Das Überleben der baskischen Widerstandskultur haben wir ihnen zu verdanken. Und wer Zweifel hat an den Tatsachen von damals, sollte unter anderem die Dokumenten-Sammlung der PNV-Stiftung Sabino Arana konsultieren. Ein Rat für die Senatorin Artolazabal: Lesen, und sei es nur ein einziges Mal, wird Ihnen helfen, die Wahrheit zu erkennen“.

ANMERKUNGEN:

(1) “El kaiku del gudari” (Der Pullover des Soldaten), Tageszeitung Gara, Autor: Iñaki Egaña, Historiker, 2023-01-28 (LINK)

(2) Iñaki Egaña (*1958), Historiker, Geschichtsforscher, ETA-Spezialist, Publizist, Vorsitzender der Stiftung Euskal Memoria, die sich der Erforschung der baskischen Geschichte nach dem Spanienkrieg widmet, speziell der franquistischen Repression.

(3) Beatriz Artolazabal Albeniz (Vitoria-Gasteiz, *1970) baskische Politikerin der Baskisch Nationalistischen Partei. Seit November 2016 war sie Senatorin für Beschäftigung und Sozialpolitik, seit September 2020 Senatorin für Gleichstellung, Justiz und Sozialpolitik in der dritten Regierung unter Ministerpräsident Iñigo Urkullu. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität des Baskenlandes. Nachdem sie in der Privatwirtschaft gearbeitet hatte, wurde sie im Jahr 2000 zur Stadträtin ihrer Heimatstadt gewählt. Abgeordnete für Soziales beim Provinzialrat Araba, vorher Wirtschafts- und Finanzdirektorin des baskischen Gesundheitsdienstes Osakidetza. Aktuell PNV-Kandidatin als Bürgermeisterin für Gasteiz.

(4) José Antonio Aguirre y Lecube (1904 Bilbo - 1960 Paris) baskischer Politiker, erster Ministerpräsident des Baskenlandes (von 1936 bis 1960, ab 1937 im Exil). Aguirre wurde als Sohn eines traditionell katholischen Schokolade-Fabrikanten geboren. Zunächst Spieler des Fußballclubs Athletic Bilbao, studierte Rechtswissenschaften an der Universidad Deusto-Bilbao. Nachdem 1931 in Spanien die Zweite Republik ausgerufen wurde, politische Karriere als Bürgermeister der baskischen Stadt Getxo. Im Juni 1931, November 1932 und Februar 1936 wurde er ins spanische Parlament gewählt. Später Vorsitzender der Baskisch Nationalistischen Partei (EAJ/PNV), vertrat einen harten Kurs in der Frage der Durchsetzung des baskischen Autonomiestatuts, das am 1. Oktober 1936 (nach Kriegsbeginn) vom spanischen Parlament angenommen wurde. Obwohl er im Spanienkrieg (spanischen Bürgerkrieg, 1936–1939) ideologisch rechts von der Volksfront stand, befürwortete er dennoch ein Eingreifen auf Seiten der Republik.

(5) José Luis Álvarez Enparantza (Donostia-San Sebastián, 1929 - 2012), bekannter unter dem Pseudonym Txillardegi, baskischer Linguist, Politiker und Schriftsteller in baskischer Sprache, einer der Gründer der Untergrund-Organisation ETA. Er gilt als eine der Personen, die den größten Einfluss auf den baskischen Nationalismus und die baskische Kultur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten. Txillardegi war kein Baskisch-Muttersprachler, sondern erlernte die Sprache im Alter von 17 Jahren. Sein Werk “Leturiaren Egunkari Ezkutua“ (Leturias versteckte Tageszeitung) gilt als der erste moderne Roman in baskischer Sprache und markiert einen Wendepunkt in der baskischen Literatur. Weil er zu den ETA-Gründern gehört, verweigert ihm die Stadt Donostia eine Ehrung.

(6) Jesús María de Leizaola Sánchez (1896 – 1989, Donostia), baskischer Rechtsanwalt und Politiker, Mitglied der Baskisch Nationalistischen Partei (PNV) angehörte. 1931 Abgeordneter im spanischen Parlament (zweite Republik). Nach Agirres Tod zwischen 1960 und 1978 Lehendakari der Exilregierung von Euzkadi.

(7) YEL ist die baskische Abkürzung für “Jainkoa eta Legezarra“, Gott und die alten Gesetze, in Bezug auf die historischen baskischen Selbstverwaltungs-Rechte (Fueros), alter Slogan der PNV, deshalb werden die Partei-Aktivisten auch “Jeltzale“ genannt.

(8) Xabier Arzalluz Antia (1932-2019) baskischer Politiker, Mitglied der Baskisch Nationalistischen Partei PNV. Abgeordneter für Gipuzkoa im spanischen Parlament während der verfassungsgebenden Legislaturperiode Spaniens nach Francos Tod, Vorsitzender der PNV zwischen 1980 und 2004.

(9) Luis María Retolaza Ibargüengoitia (Bilbao, 1924 - 2007) baskischer Politiker, Mitglied der Baskisch Nationalistischen Partei PNV, bekleidete führende Positionen in der Partei und war der erste Innenminister der baskischen Regierung (1980-1988) nach dem Franquismus.

(10) Domingo Iturbe Abasolo (1943 Mondragón – 1987 Algier), bekannt als Txomin Iturbe, Führer der baskischen pro-unabhängigen Organisation Euskadi Ta Askatasuna (ETA). Exil in Iparralde. Januar 1975 war er das Ziel eines Entführungsversuchs. Im November desselben Jahres blieb er bei einem Bombenattentat unverletzt. 1976 blieb er bei einem Anschlag mit einem Maschinengewehr erneut unverletzt und wurde drei Jahre später bei einem Anschlag in Anglet verwundet, bei dem ein zweiter ETA-Aktivist ums Leben kam. Nach dem Tod von José Miguel Beñarán Ordeñana "Argala" am 21. Dezember 1978 wurde er zum unumstrittenen Führer von ETA. Ende der 1970er Jahre wurde er von ETA zum Gesprächspartner in möglichen Verhandlungen mit der spanischen Regierung ernannt. Der erste Kontakt fand 1984 in Paris statt, während der Regierung von Felipe González. Diese Kontakte wurden abgebrochen, als er nach einem kurzen Aufenthalt in Libreville, der Hauptstadt Gabuns, zum letzten Mal verhaftet und nach Algerien ausgewiesen wurde. In Algier wieder aufgenommen war er erneut der wichtigste Gesprächspartner von ETA in einem Dialog mit der spanischen Regierung. Txomin Iturbe starb bei einem Verkehrsunfall in Algerien.

(11) José Luis Arrieta (1945-2001) war bis zu seiner Verhaftung im September 1986 Leiter des "Finanzapparats" von ETA. "Azkoiti" wurde von einem Pariser Gericht zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, 1992 freigelassen und zu Hausarrest in Perpignan verurteilt.

(12) Museum-Memorial für die Opfer des Terrorismus, vor wenigen Jahren eröffnetes Zentrum in der Stadtmitte von Vitoria-Gasteiz, das wenig historisch, dafür stark ideologisch den bewaffneten Konflikt im Baskenland dokumentiert. Direktor ist ein bekannter ultrarechter Journalist. Von der abertzalen Partei Sortu als “Melitonium“ bezeichnet, in Anlehnung an den Folterpolizisten und Faschisten Meliton Manzanas, der 1968 zum ersten ETA-Opfer wurde.

(13) Abertzalismus: “abertzal“ ist Baskisch und bedeutet patriotisch, in Abgrenzung zu nationalistisch. Der Begriff wird fast ausschließlich von der Unabhängigkeits-Linken benutzt.

(14) Luis Pío Moa Rodríguez (Vigo, 1948) spanischer Schriftsteller und Publizist über die Geschichte Spaniens im 20. Seine Themen: Zweite Spanische Republik, Bürgerkrieg, Franquismus. Er gilt als der führende Vertreter des Geschichts-Revisionismus in Spanien. In seiner Jugend war er Kommunist und beteiligte sich als Gründungsmitglied der marxistisch-leninistischen Organisation GRAPO an der Anti-Franco-Opposition. 1977 aus der GRAPO ausgeschlossen, 1983 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Sein Denken entwickelte sich vom Kommunismus über konservative Positionen bis zur direkten Verteidigung der Franco-Diktatur. Derzeit gibt es eine Kontroverse über den historischen Charakter seiner Aufsätze, der von namhaften Historikern und Hispanisten in Frage gestellt wird.

(15) Melitón Manzanas González (San Sebastián, 1909-1968), spanischer Polizist während der Franco-Diktatur, Kollaborateur der Gestapo während des Zweiten Weltkriegs und Leiter der Politisch-Sozialen Brigade (politische Polizei) von Gipuzkoa, wo er zahlreiche Regimegegner folterte. Er wurde von der Euskadi Ta Askatasuna (ETA) im ersten gezielten Attentat der Organisation getötet.

(16) Enbata (baskisches Wort für Wind, der der Galerna vorausgeht) war eine baskisch-nationalistische Wochenzeitschrift, die im französischen Baskenland auf Baskisch und Französisch erschien. Sie gab auch einer Bewegung mit der gleichen politischen Ausrichtung ihren Namen.

Gegründet von einer Gruppe junger Leute (darunter Ximun Haran, Jakes Abeberri, Jean Louis Davant, Mixel Labéguerie und Pierre Larzabal), ihre erste Ausgabe erschien im Oktober 1960. Drei Jahre nach ihrer Gründung, 1963, wurde die Zeitschrift zu einer politischen Bewegung, und im selben Jahr wurde anlässlich des baskischen Nationalfeiertags Aberri Eguna ein Manifest, die Carta de Itxassou, veröffentlicht, in dem die Selbstbestimmung und die Einheit von Euskal Herria (des gesamten Baskenlandes) gefordert wurde. Das kurz- und mittelfristige Ziel war die Schaffung eines Departements, das das französische Baskenland umfasst, wobei langfristig ganz Euskal Herria politisch, administrativ und kulturell vereinigt werden sollte. Nach dem tödlichen Attentat gegen den Franco-Nachfolger Carrero Blanco im Jahr 1973 durch ETA erklärte der französische Staatspräsident Georges Pompidou am 30. Januar 1974 Enbata für illegal, weil sie "die Integrität des nationalen Territoriums angreift". Im Jahr 2007 erreichte sie ihre 2000ste Ausgabe. Politische Nähe zur Partei Abertzaleen Batasuna (AB, Einheit der Patriotinnen).

(17) ANV (Acción Nacionalista Vasca - Eusko Abertzale Ekintza, EAE-ANV, dt: Baskische Nationalistische Aktion. Eine 1930 gegründete baskische Partei mit baskisch-nationalistischer Ideologie, gilt als erste links-nationalistische Partei. Sie war 1936 an der ersten baskischen Regierung beteiligt, die während des Spanienkriegs gebildet wurde. Während der Franco-Diktatur verboten. Während der Transition erneut legalisiert, war zwischen 1978 und 2001 Teil der linken Koalition Herri Batasuna. Im Jahr 2008 vom Obersten Gerichtshof verboten, weil angeblich Nachfolgerin der illegalisierten Partei Batasuna (die wegen ihrer Verbindungen zu ETA verboten war).

(18) Ekin, baskisch für "unternehmen" oder "bestehen"), geheime baskische nationalistische Organisation, die während eines Teils der Diktatur Francisco Francos aktiv war. Zu ihren wichtigsten Aktivisten gehörten Txillardegi, Julen Madariaga und Benito del Valle, die später auch die Euskadi Ta Askatasuna (ETA) gründeten.

ABBILDUNGEN:

(1) ETA-PNV (bbc)

(2) Txillardegi (elpais)

(3) Senatorin Artolazabal (eitb)

(4) Iñaki Egaña (elkar)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2023-01-30)

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