eusko001aWirtschaftlicher Erfolg in Iparralde

“Eusko“ ist der Name des bedeutendsten alternativen Zahlungsmittels in Europa. Seine Nutzer*innen und Unterstützer*innen haben sich eine günstige Situation zunutze gemacht und einen großen Erfolg erzielt, indem sie in Iparralde (französisches Baskenland) ein breites Spektrum von wirtschaftlichen Aktivitäten zur Teilnahme an diesem Projekt animiert haben: Produzent*innen und Konsument*innen. Der Schlüsselfaktor für den Erfolg der Alternativwährung war das kämpferische Engagement der Gemeinschaft.

Alternativ-Währung, Sammelbegriff für Neben- und Komplementär-Währungen, die innerhalb einer Volkswirtschaft parallel zu der offiziellen verwendet werden, als Tausch-, Zahlungs-, Investitions-, Schenkungsmittel oder Recheneinheit. Popularität erfahren Regionalwährungen, deren Verwendung örtlich beschränkt ist. Diese Form ist geldgedeckt und kann in die offizielle zurückgetauscht werden.

eusko002Eusko, die alternative baskische Währung führt seit zehn Jahren die Rangliste der Alternativ-Zahlungsmittel in Europa an. Mit einem Volumen von mehr als 3,5 Millionen Euro, die im Umlauf sind. Beeindruckende Zahlen: mehr als 4.000 Menschen nutzen den Eusko regelmäßig und 1.300 Berufstätige haben ein Eusko-Konto. 36 Stadtverwaltungen und der Baskische Gemeindebund (Mankomunidad) gehören zu den Mitglieds-Institutionen. Mit einem Solidaritätsbeitrag von 3% finanziert der Eusko zudem verschiedene soziale und kulturelle Vereinigungen. Seine Regeln zielen darauf ab, die Verwendung der baskischen Sprache und das Engagement für die Umwelt zu fördern. All dies macht Eusko zu einer der erfolgreichsten Initiativen unter dem Gesichtspunkt des Aufbaus eines Landes (gemeint ist ein unabhängiger Staat Baskenland). (1) (2)

Der Erfolg, den die Initiatoren des Eusko-Geldes in Ipar Euskal Herria (dem französischen Baskenland) erzielt haben, lässt sich so leicht nicht wiederholen. Wie viele Erfahrungen auch aus anderen Orten belegen, haben alternative Zahlungsmittel einen positiven Einfluss auf die lokale Wirtschaft. Sie leiden jedoch alle an bestimmten Handicaps, die ihre Entwicklung und Ausbreitung behindern. Ein Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren, die ihren Erfolg erklären, liefert einige Anhaltspunkte für künftige Erfahrungen.

Formen

Alternativ-Währungen können verschiedene Formen annehmen. Im weiteren Sinne können sie die Form von geldäquivalenten Gutschriften, Waren oder Dienstleistungen annehmen. Zunehmende Popularität erfahren hier sog. Lokal- oder Regionalwährungen (auch „Regiogeld“ oder „Regionalgeld“ genannt), deren Verwendung auf eine bestimmte Region oder Gemeinde beschränkt ist, in der sich die Nutzer der Alternativ-Währung in Vereinen verbinden (in Deutschland z.B. der „Roland“ in Bremen oder der „Chiemgauer“ in der Region Chiemsee). Diese Form der Alternativ-Währung ist zumeist geldgedeckt und kann (oft gegen eine Gebühr) in die offizielle Landeswährung eingetauscht werden.

Eine andere typische Form der Alternativ-Währung stellen sog. „lokale Tausch-Handel-Systeme“ dar, bei denen Güter, Waren oder Dienstleistungen gegen Guthaben-Punkte getauscht werden, die innerhalb des Systems gegen andere Güter, Waren oder Dienstleistungen getauscht werden können. Diese Form der Alternativ-Währung ist “leistungsgedeckt“. Viele Alternativ-Währungen sind als sog. „Schwundgeld“ konzipiert; sie verlieren über die Zeit an Wert, wenn man sie nicht ausgibt. Dies soll verhindern, dass das Regionalgeld gehortet wird.

Die Gründe zur Verwendung einer Alternativ-Währung variieren ebenso wie ihre Erscheinungsformen. Die zunehmend verbreitete Entwicklung und Verwendung von Alternativ dadurch motiviert, eine „neue Kultur des Gebens und Nehmens“ aufzubauen. Geldgestützte Regionalwährungen sind darüber hinaus häufig durch den Wunsch nach Erhaltung und Förderung regionaler Geld- und Wirtschafts-Kreisläufe motiviert und als Gegenbewegung zur Globalisierung der Märkte zu verstehen. (1)

Deflationäre Wirkung

eusko003Der Eusko hat wie andere alternative Zahlungsmittel eine deflationäre Wirkung. Solche Projekte entstehen bevorzugt in Zeiten, in denen die Preise fallen und die Leute Geld zurücklegen, um in der Zukunft zu kaufen und um von den erwarteten niedrigeren Preisen zu profitieren. In diesem deflationären Umfeld dienen die lokalen Währungen dazu, die ungenutzten Ersparnisse zu mobilisieren, die dann im Wesentlichen für lokale Produkte ausgegeben werden. Der Eusko wurde im Januar 2013 ins Leben gerufen, also zu einem Zeitpunkt, als die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 noch spürbar waren. In diesem Sinne war es eine günstige Situation, um sich zu etablieren. (2)

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist, dass es dem Projekt gelungen ist, verschiedene Wirtschaftszweige anzuziehen, was es Erzeuger*innen und Händler*innen möglich macht, die von ihnen benötigten Betriebsmittel zu kaufen. Mehr als die Hälfte der am Eusko beteiligten Gewerbetreibenden geben an, dass sie dank der Alternativwährung mindestens einen neuen Lieferanten gefunden haben. Damit eine lokale Währung effizient sein kann, muss die Wirtschaft, der sie dient, ausreichend diversifiziert sein, damit alle Nutzer mit ihr die Dinge bezahlen können, die sie benötigen, seien es Konsumgüter oder Rohstoffe. Auf diese Weise fördert und festigt sie die wirtschaftlichen Beziehungen innerhalb einer Gemeinschaft und stärkt ihr Produktionsgefüge.

Der Wert der Gemeinschaft

Einer der wichtigsten Werte alternativer lokaler Zahlungsmittel besteht gerade darin, dass sie zur Stärkung der lokalen Wirtschaft beitragen. Für Erzeuger*innen und Verbraucher*innen ist die Verwendung des Eusko jedoch erst einmal mit gewissen Kosten verbunden: Man muss die Währung umtauschen, Orte suchen, an denen sie akzeptiert wird, und versuchen, Lieferanten zu finden, die mit dem Eusko arbeiten.

Kurzum, eine lokale Währung erfordert ein gewisses kämpferisches Engagement, eine Gemeinschaft, die sie unterstützt. In diesem Sinne konnte das Eusko-Projekt dank des starken Gemeinschafts-Geistes der Menschen in Ipar Euskal Herria Wurzeln schlagen. Es ist nicht das Zahlungsmittel, das die Wirtschaft stärkt, sondern die Einstellung und das Engagement der Menschen.

Bereits am 02.11.2018 publizierte Baskultur.info einen Artikel über die Alternativ-Währung in Iparralde unter dem Titel “Regionalwährung in Iparralde – Mit dem Eusko zum Einkauf in Baiona“ (LINK).

ANMERKUNGEN:

(1) Alternativ-Währung, Gabler Bank-Lexikon (LINK)

(2) ”Eusko: La importancia de la comunidad está detrás de la moneda” (Eusko: Die Bedeutung der Gemeinschaft steht hinter dem Geld), Tageszeitung Gara, Autor: Isidro Esnaola, Wirtschafts-Redakteur, 2023-04-16 (LINK)

ABBILDUNGEN:

(1) Eusko (nationalia)

(2) Txanpon (economiasoidaria)

(3) Eusko (udalbiltza)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2023-04-18)

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