katar1Reise ins Fußball-Mittelalter

Katar 2022: Ein Fußball-Spektakel, bei dem Menschenrechte mit Kickstiefeln getreten werden. Für dieses hässliche “Facelifting“ eines diktatorischen Staates verantwortlich ist die Internationale Fußball-Föderation FIFA. Hier werden Milliarden gewonnen und verschoben, Sport tritt in den Hintergrund, nur Profit- und Fernseh-Millionen spielen noch eine Rolle. Über “Sportswashing“ wird einem nach Feudalismus und Homophobie stinkenden Gesellschafts-System eine internationale “Imagepflege“ verpasst.

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer beginnt am 20. November 2022 in Katar unter den Vorzeichen heftiger Kritik weltweit. Die Abwesenheit von bürgerlichen Freiheiten, Frauenrechten, katastrophale Homophobie und brutalste Arbeitsausbeutung stehen offen zur Debatte. Wie konnte es dazu kommen?

Mit einer Fläche von 11.521 Kilometern, etwas mehr als Nafarroa, ist das Emirat Katar zu einem wichtigen geopolitischen Akteur geworden. Es ist der weltweit größte Produzent von Flüssiggas, verfügt über das drittgrößte Gasvorkommen der Erde, dazu riesige Ölreserven. Zusammen mit einer ausgewogenen Bündnis-Politik mit Mächten wie China, den USA, dem Vereinigten Königreich (dessen Protektorat Katar war), Russland, und trotz seiner minimalen Fläche kam das autoritäre Familien-Regime zu einem auf krasser Ausbeutung basierenden Wirtschaftswachstum und einer überdimensionalen internationalen Bedeutung.

Gas – Öl – Doha

Im Mittelpunkt steht die riesige Hauptstadt-Metropole Doha, die in der arabischen Welt mit Abu Dhabi oder Dubai am Persischen Golf konkurriert. Die globalen Investitionen des Qatar Investment Authority Fonds, der Einfluss des Medienzentrums Al Jazeera und die Qatar Energy Company (deren Profite nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sprunghaft angestiegen sind) haben aus dem kleinen Emirat einen wichtigen globalen Akteur gemacht, der von der Dynastie Al Thani regiert wird (1). Im Abstand von maximal 65 Kilometer wurden in der Umgebung von Doha 8 WM-taugliche Fußballstadien modernster Machart hochgezogen, die nach dem Spektakel verwaisen werden. Die Kleinigkeit von insgesamt 220 Milliarden Euro aus dem Energiegeschäft wurden in WM-Infrastrukturen investiert.

Wo zum Teufel liegt Katar?

katar2Die ehemals britische Kolonie Katar ist ein Emirat in Vorderasien und liegt an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf. Das Land ist eine Halbinsel, die im Süden an Saudi-Arabien grenzt, im Nordwesten liegt das Königreich Bahrain. Von Süden nach Norden erstreckt sich das Land über rund 180 Kilometer, von Westen nach Osten über 80 Kilometer. Katar teilt Seegrenzen mit dem Iran im Norden und mit den Vereinigten Arabischen Emiraten im Osten, im Emirat leben etwa 2,7 Millionen Einwohner*innen, davon sind jedoch nur rund 10% Staatsangehörige. Die Mehrheit der restlichen 90% der Gesamtbevölkerung machen Arbeitsmigranten ohne katarische Staatsbürgerschaft und ohne soziale und politische Rechte aus; es ist die höchste Quote an Arbeitsmigranten der Welt. Aufgrund der mehrheitlich süd- und südost-asiatischen Herkunft dieser Migranten machen allein Südasiat*innen über die Hälfte aller Bewohner*innen Katars aus. (2)

Katar erlangte im Jahr 1971 seine vollständige Unabhängigkeit vom Imperium Großbritannien. Seither wird es als absolute Monarchie autoritär regiert. Staatsreligion ist der Islam, die Scharia ist Hauptquelle der Gesetzgebung. Der Staat wird in den letzten Jahrzehnten aufgrund seiner Unterstützung der Muslimbrüder und anderer radikalislamischer Gruppen und Organisationen kritisiert. Dies führte zur Katar-Krise 2017 bis 2021, im Zuge derer Katar von wesentlichen Ländern der arabischen Welt boykottiert wurde. Saudi-Arabien und Bahrain verhängten eine Luft-, See- und Landblockade gegen das Emirat. Doch hat Katar im Sport ein Element gefunden, mit dem die Isolierung überwunden und ein Weg der Entwicklung und internationalen Anerkennung gefunden werden soll. Zeichen dafür sind unter, anderem, die jährliche Austragung eines Formel-1-Rennens und eines Motorrad-Grand-Prix. Daneben richtete Katar 2011 die Asienmeisterschaft im Fußball aus, sowie die Weltmeisterschaften in der Leichtathletik, im Handball und Kunstturnen, sowie die Panarabischen Spiele. Mit Petro-Dollars lässt sich alles einfädeln und kaufen.

Der große Frankreich-Deal

Der Kauf des Pariser Fußballclubs PSG (Paris Saint Germain) durch einen katarischen Milliardär, der PSG zu einem der weltweit kapitalträchtigsten Vereine machte, sowie die Werbung für die staatliche Fluggesellschaft auf den Trikots des FC Barcelona waren weitere entscheidende Schritte in Richtung internationaler Anerkennung. Das Tüpfelchen auf dem “i“ ist jedoch die Organisation der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 – das bekanntlich bedeutendste Sportereignis des Planeten. Ein Ereignis, das die Aufmerksamkeit auf das kleine Emirat lenkt und damit auch auf die fehlenden Freiheiten und die völlig inakzeptablen Arbeitsbedingungen, denen Tausende von Wanderarbeitern beim Bau der Infrastrukturen für die Weltmeisterschaft ausgesetzt waren.

Der FIFA-Zuschlag vor zwölf Jahren war bereits stark umstritten und markierte den Anfang vom Ende der Ära Joseph Blatter, der auf die Option der USA als Austragungsort gesetzt hatte. Die 200 Millionen Dollar, die das Emirat zur Förderung seiner Kandidatur ausgab, schlugen jedoch stark zu Buche und wurden ausschlaggebend für die Wahl. Schon lange ist es ein offenes Geheimnis, dass bei FIFA-Abstimmungen Stimmen wie im Supermarkt gekauft werden. Die britische Sunday Times berichtete, dass zwei Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees "bestochen" wurden, obwohl das Emirat dies bestritten hat – wie nicht anders zu erwarten.

Schlüsselelement für die WM-Entscheidung war ein Treffen im Pariser Elysée-Palast (2010) mit folgenden Teilnehmern: der damalige französische Premierminister Nicolas Sarkozy (wegen Korruption verurteilt); Tamin bin Hammad al-Thani, der Kronprinz von Katar; Michel Platini, damaliger UEFA-Präsident (mittlerweile geschasst und wegen Korruption verurteilt), sowie Sebastian Bazin (3), Hauptaktionär und seit 2006 Präsident des Clubs Paris Saint Germain. Aus dem Treffen gingen zwei Mandate hervor: erstens sollte Platini die katarische WM-Bewerbung unterstützen; zweitens sollte das Emirat die Kontrolle über den Pariser Klub übernehmen, was 2011 durch den Aktien-Kauf durch einen katarischen Milliardär umgesetzt wurde. Das war nicht alles: Für den Fall des WM-Zuschlags sollten französische Unternehmen die Sahnestücke beim Bau der Stadien erhalten. “Business as usual“.

Der in diesem Zusammenhang von France Football veröffentlichte Bericht führte zu zwei juristischen Untersuchungen in den USA. Zum einen von Seiten der General-Staatsanwältin Loretta Lynch, mit FIFA-Direktor Chuck Blazer als Doppelagent; zum anderen der so genannte "Garcia-Report" (benannt nach einem unabhängigen Experten), der sich mit möglichen Korruptionsfällen im obersten Fußballverband befasste. Ein enormer Skandal, der zu Dutzenden von Verhaftungen führte und das Ende der Mandate von Blatter und Platini bedeutete.

Kafala-System – Tod von Arbeitsmigranten

katar3Zum zweiten großen Skandal wurde im Februar 2021 der Bericht der englischen Tageszeitung "The Guardian" über den Tod von 6.500 Arbeitern aus Bangladesch, Indien, Nepal, Sri Lanka und Pakistan, die beim Bau der Stadien und der Infrastruktur für die Fußball-Weltmeisterschaft ihr Leben verloren hatten. Als Ursache angegeben wurden mangelnde Sicherheit, Arbeitsunfälle und mörderische Hitze ohne Schutzmaßnahmen.

Die Arbeits-Bedingungen vieler Wanderarbeiter wurden durch das Kafala-Gesetz geregelt, das die Arbeitnehmer ihrer Rechte beraubt, wenn sie Arbeitsverträge mit lokalen Unternehmen unterzeichnen. Nach dem Jahresbericht von Amnesty International führt dies zu "hohen Anwerbegebühren, entsetzlichen Lebensbedingungen, Lügen über Löhne, verspäteten Lohnzahlungen, zu dem Verbot, die Stadien oder Arbeitslager zu verlassen, zum Verbot, das Land zu verlassen oder den Arbeitsplatz zu wechseln, sowie zu Drohungen und Zwangsarbeit". Für Übertreibung ist Amnesty International nicht gerade bekannt.

Ergebnis ist eine Art moderner Sklaven, die dazu gezwungen sind, bei extremer Hitze Marathon-Arbeitstage durchzustehen. Viele starben unter diesen Bedingungen. Angesichts der Kritik der internationalen Öffentlichkeit verpflichtete sich das Emirat, sein Arbeitsrecht zu ändern und das Kafala-System auf Eis zu legen. Dies wurde nur zum Teil gemacht, denn Human Rights Watch (HRW) stellt in seinem Bericht für das Jahr 2022 fest, dass "Katar wichtige Reformen eingeführt hat, die es Wanderarbeitern ermöglichen, ohne Erlaubnis des Arbeitgebers den Job zu wechseln und einen höheren, nicht-diskriminierenden Mindestlohn einzuführen".

HRW betont jedoch, dass sich diese Änderungen "für den Schutz der Arbeitnehmer-Rechte als völlig unzureichend erwiesen haben und schlecht umgesetzt werden", da die Arbeitnehmer*innen "weiterhin mit Lohnmissbrauch konfrontiert sind (Tausende wurden nicht bezahlt) und die Reformen schlecht durchgesetzt werden". Außerdem hat "The Guardian" vor kurzem die sexuelle Belästigung und Übergriffe gegen weibliche Hotelangestellte angeprangert. Auch die jüngsten Äußerungen von Khalid Salman, dem offiziellen Botschafter der Fußball-Weltmeisterschaft gegenüber dem deutschen Fernsehen (ZDF) wurden scharf verurteilt, er hatte Homosexualität als "Sünde" und "geistigen Schaden" bezeichnet. HRW weist in seinem Bericht darauf hin, dass "einige Maßnahmen der männlichen Vormundschaft und der Diskriminierung von Frauen und LGBTI-Gruppen fortbestehen".

Reise ins Mittelalter

Dass die Weltmeisterschaft in einer frauenfeindlichen, homophoben und feudalen Diktatur wie Katar ausgetragen wird, ist vor allem dem geringen moralischen Verständnis derjenigen zu verdanken, die diesen Sport seit Jahrzehnten managen. Dank ihrer Gleichgültigkeit und ihres mangelnden humanitären Bewusstseins ist in einigen Sportarten eine korrupte und tyrannische Kommandostruktur entstanden, insbesondere im Fußball. Die Verantwortlichen diktieren die Richtlinien, die Verbände und internationalen Organisationen, die Art der Wettbewerbe und die Orte, an denen sie ausgetragen werden. Immer mit dem Ziel, Milliardengewinne zu erzielen. Darüber geiern Hunderte von Agenten, Provisionshändlern, Verschwendern, Veruntreuern, Gaunern und dergleichen, die kein Interesse daran haben, ihre Arbeit auch nur mit einem Mindestmaß an Transparenz abzuwickeln. Angesichts dieses Personals ist es verständlich, dass die 2022er-Weltmeisterschaft in einer frauenfeindlichen, homophoben und feudalen Diktatur wie Katar ausgetragen wird. (4)

“Katar ist eine mittelalterliche Monarchie im absolutistischen Stil, die in den letzten zwei Jahrhunderten von der Familie Al Thani regiert wurde. Einer Familie, die bereits während der britischen Herrschaft die Plünderung des Landes anführte. Seit der Entdeckung der Öl- und Gasfelder in den 1940er Jahren ist Katar stetig reicher geworden, so dass die Einheimischen heute ein hohes Monatsgehalt beziehen. Die Zahl der ansässigen Ausländer, vor allem aus Indien, Pakistan, Bangladesch, Somalia, dem Sudan, Ägypten und anderen afrikanischen Ländern, beträgt etwa 2 Millionen, sie haben keinerlei Rechte. Ihr Durchschnittslohn liegt bei 275 Dollar im Monat, ihre Arbeitszeit ist nicht begrenzt, sie leben in überfüllten Räumen, haben keine Gewerkschaften, ihre Gesundheits-Versorgung hängt von der Willkür des Arbeitgebers ab, ihre Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt, sie haben keine Entschädigung bei Verletzung, Entlassung oder Tod“. (4)

“Die Bedingungen, unter denen die Migrantinnen und Migranten arbeiten, sind prekär und gefährlich. Nach Angaben der britischen Zeitung The Guardian sind beim Bau von Fußballstadien und neuer Infrastrukturen mehr als 6.000 ausländische Arbeiter ums Leben gekommen. Zahlen, die auch von Amnesty International bestätigt wurden. Zur alarmierenden Zahl von Todesopfern bei den Bauarbeiten der WM-Stadien und Infrastrukturen kommen die Verletzten und Behinderten infolge der Arbeitsunfälle. Für Fußballspieler und Manager hätte dies Grund genug sein müssen, sich dem dortigen Turnier zu verweigern. Doch als ob nichts passiert wäre, werden sie in wenigen Tagen inmitten einer mit Leichen übersäten Wüste einem Ball hinterherjagen, während Fans aus aller Welt bei Bier und Pizza das Spektakel verfolgen“. (4)

Wirtschaftsboom und soziale Ungleichheit

“In Katar steht auf Homosexualität die Todesstrafe, auf Untreue von Frauen die Steinigung und auf das Werben für andere Religionen, Gewerkschaften oder politische Parteien eine langjährige Haftstrafe. Es gibt weder eine Kontrolle über die Anwendung von Folter in staatlichen Einrichtungen oder durch die Machthaber. Noch das Recht, sich frei zu äußern oder Missstände anzuprangern. Mit anderen Worten: Die Fußballhelden und ihre Bosse werden der Welt eine beschämende Show aus einem der menschlich rückständigsten Länder bieten, einem Land, das von den westlichen Freunden freundlich behandelt wird und das heute in Doha die Pracht der feudalen Monarchie in Form von riesigen Wolkenkratzern und grasbewachsenen Feldern im Wüstensand zur Schau stellt“. (4)

Symbolische Gesten

katar4All dies hat die Fußball-WM 2022 in den Mittelpunkt des medialen Interesses gerückt. Wider Erwarten haben in diesem Fall auch einige der kickenden Protagonisten reagiert. Die große Mehrheit der Fußballer ist hinlänglich bekannt dafür, dass sie gerne die Hand aufhalten, wenig als Vorbild für die Jugend dienen und häufig keinen Satz ordentlich zu Ende sprechen können. Von humanitären Botschaften ganz zu schweigen. In frischer Erinnerung das Gelächter des PSG-Spitzenstars Mbappe zum Thema Klimakatastrophe. Nur wenige Kicker stehen über diesem intellektuellen Niveau. Dazu gehört Philipp Lahm, Weltmeister und ehemaliger Kapitän der deutschen Auswahl, er rief klar und deutlich zum Boykott Katars auf. In ähnliche Richtung gehen die Botschaften auf vielen Tribünen der Bundesliga. Die Entscheidung der FIFA, dem Katar-kritischen dänischen Team das Tragen von T-Shirts mit dem Slogan "Menschenrechte" zu verbieten, hat das Ansehen des Turniers nicht gerade verbessert.

Wo bedeutende Aktionen verboten werden, geht der Protest ins Detail. Einige Delegationen versuchen sich an symbolischen Gesten, wie das US-Team. Das Rot und Blau des Wappens soll durch die Farben zur Unterstützung der Rechte der LGTBI-Gemeinschaft ersetzt werden; das englische Team will Trikots an Wanderarbeiter übergeben; der Trainerstab des argentinischen Teams organisierte ein Solidaritätsspiel gegen Stadionarbeiter, an dem altbekannte Spieler wie Lionel Scaloni, Pablo Aimar, Roberto Ayala und Walter Samuel teilnahmen. Vor einigen Monaten trugen die Teams von Deutschland, Norwegen (nicht qualifiziert) und der Niederlande T-Shirts, auf denen Menschenrechte eingefordert wurden. Ausgewiesene Fußball-Pubs in Berlin boykottieren die Spiel-Übertragungen, obwohl sie dabei Publikum und Geld verlieren. Eine Umfrage ergab, dass 70% der Bevölkerung in der BRD das Katar-Spektakel kritisch sieht. Auf die sonst üblichen öffentlichen Großleinwand-Übertragungen, etwa am Brandenburger Tor, wird verzichtet.

Historische Präzedenzfälle

Es ist nicht das erste Mal, dass ein großes internationales Turnier in einem Staat stattfindet, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Die Fußball-WM 1934 fand im faschistischen Italien Mussolinis statt, die Olympischen Spiele 1936 im Hitler-Deutschland. Die Kicker-WM 1978 im Argentinien einer Militärdiktatur, die politische Gefangene aus Flugzeugen über dem Meer abwerfen ließ, das Finale fand ganz in der Nähe der ESMA statt, einem der brutalen Haft- und Folterzentren der Videla-Diktatur.

Dies sind nur die vier aussagekräftigsten Beispiele in der dunklen Geschichte von FIFA und IOK, aber es sind nicht die einzigen. Die Fußball-WM 1982 wurde 1966 an den faschistischen spanischen Staat vergeben, neun Jahre vor dem Tod des Diktators Franco. Das Turnier 1970 in Mexiko fand statt, obwohl die Armee 1968 ein Massaker anrichtete, bei dem mehr als 300 Student*innen getötet wurden. Die Amtszeit des Brasilianers Joao Havelange als FIFA-Chef dauerte von 1974 bis 1998, aus seiner Nähe zu verschiedenen diktatorischen Regimen machte Havelange keinen Hehl. Die U20-Weltmeisterschaften als Ausdehnung der Profi-WMs wurden 1987 an Pinochets Chile vergeben, 1989 durften sie von den Scheichs in Saudi-Arabien ausgerichtet werden und 1995 vom selben Katar.

Historisch

Wer auch immer das Turnier gewinnt, es wird unter negativen Vorzeichen in die Sportgeschichte eingehen: Menschenrechte, Korruption, das erste Turnier in Asien. Für die kurzfristig nutzlosen Stadionbauten wurde 15 Mal mehr Geld ausgegeben als noch in Brasilien. Ein Hotelplatz kostet 2.000 Euro, eine Eintrittskarte 1.500, ohne Eintritt kein Reisevisum. Der Volkssport Fußball wird auf seiner höchsten Ebene von den “oberen Zehntausend“ vertreten, von einer reichen Elite aus Mexiko, Argentinien, Polen oder Ghana. Nationalistische Exzesse bleiben den Teilnahme-Ländern auf eigenem Boden vorbehalten. Wie im richtigen kapitalistischen Leben blieben bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar Arbeits- und Menschenrechte auf der Strecke.

ANMERKUNGEN:

(1) Information aus: “Qatar 2022: Un mundial que pone a la FIFA ante el espejo de los derechos humanos“ (Katar 2022: Eine Weltmeisterschaft, die der FIFA den Spiegel der Menschenrechte vorhält), Tageszeitung Gara 2022-11-19 (LINK)

(2) Katar, Wikipedia (LINK)

(3) Sébastian Bazin, Banker und PSG-Aktionär, Wikipedia (LINK)

(4) “Catar, viaje a la Edad Media” (Katar, Reise ins Mittelalter), Nueva Tribuna, 2022-11-16 (LINK)

ABBILDUNGEN:

(1) WM 2022 Katar (eldiario)

(2) WM 2022 Katar (monitordeoriente)

(3) WM 2022 Katar (diario.es)

(4) WM 2022 Katar (atalayar)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2022-11-20)

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