renov1Gegen Green-Washing und Energie-Profiteure

Die Initiativen-Plattform “Energie-Übergang Navarra“ protestierte in der historischen Hauptstadt des Baskenlandes gegen weitere Genehmigungen für Windenergie- und Fotovoltaik-Anlagen, solange diese erneuerbaren Energiequellen nicht von einer generellen Änderung der Energie-Politik begleitet werden. Denn das Problem ist nicht allein die Herkunft der Energiequellen, es liegt auch im weiterhin völlig unmäßigen Verbrauch der Energie. Makro-Anlagen sind keine Lösung, die soll in der Nähe gesucht werden.

Nicht alles was als nachhaltig oder erneuerbare Energiequelle daherkommt ist ökologisch akzeptabel. Das ist das Thema einer Initiativen-Plattform in Navarra. Gefordert wird ein neues Energie-Modell, gegen “grüne“ Profiteure.

Die Plattform "Transformando la Energía de Nafarroa" ist ein Zusammenschluss von Gruppen aus Anue, Itza Zendea, Oltza Zendea, Etxauri, Eguesibar, Esteribar, Erroibar, Ezkabarte, Txulapain, Leotz, Lizoain-Arriasgoiti, Odieta, Olaibar, Urbasa-Andia und Izarbeibar. In Iruñea (Pamplona) haben diese Initiativen ihre "klare und energische Antwort auf die Aggressionen" bekräftigt, mit denen diese Orte durch "Projekte privater Energie-Unternehmen mit Duldung der Regierung von Navarra" konfrontiert sind.

Roberto Pascual als Sprecher der Plattform hat in Erklärungen vor der Presse auf die Notwendigkeit hingewiesen, "den Oligopolen ein Ende zu setzen, die zwar eine Energiewende vorschlagen, aber keinen wirklichen Modell-Wechsel". Ein solcher Wechsel beinhalte "die Reduzierung des Energie-Verbrauchs und die Gewinnung von Energie auf die direkteste Art, nicht nur über Elektrizität". Pascual räumt ein, dass es kompliziert ist, all das zu verwirklichen, weil sich im Parlament zu diesem Thema "alle gerne fotografieren lassen“, sich aber alle verstecken, wenn es auf Taten und grundsätzliche Entscheidungen ankomme.

Hundert Mega-Projekte

Nach Ansicht der Plattform "gibt es unter dem Vorwand der Klima- und Energiekrise mehr als 100 Megaprojekte für Windparks, Fotovoltaik-Parks, Makro-Tierfarmen, Bergwerke, Hochspannungs-Autobahnen oder Strecken für Hochgeschwindigkeits-Züge, die alle nur darauf abzielen, die Übergangs-Situation für neue profitable Geschäfte zu nutzen". Windparks werden bereits seit längerer Zeit in Frage gestellt, weil sie die Landschaft verschandeln, Wildvögel gefährden und das Problem nicht lösen. Fotovoltaik (direkte Umwandlung von Lichtenergie mittels Solarzellen) auf Dachflächen ist ein akzeptabler Schritt, doch sollen auch immer mehr riesige Felder mit Solarzellen bestückt werden. Makro-Tierfarmen werden grundsätzlich abgelehnt, weil durch sie das Grundwasser verseucht wird, die Lebensgrundlagen der Bevölkerung gefährdet und enorme Mengen an schädlichem Methan produziert werden. Negativ-Beispiele sind Caparroso im Süden Navarras und gleich hinter der Grenze eine weitere Makrofarm in der Provinz Soria.

Diese Situation wurde durch die Demonstration im Zentrum von Iruñea angeprangert, vor dem Sitz der Exekutive und des navarrischen Parlaments waren die Rufe besonders laut. Von Seiten der Plattform wurden Unternehmen scharf kritisiert, die sich kommunales Land und Naturwerte "aneignen und besetzen, ohne sich um die irreversiblen Schäden zu kümmern, die der Umwelt, der Natur und der Bevölkerung dadurch zugefügt werden".

Manifest

renov2Im Manifest, das am Ende der Mobilisierung verlesen wurde, wird festgestellt, dass die von großen Energie-Konzernen angebotene Lösung mit Makroanlagen "falsch ist". Als Beweis wird angeführt, dass der in den 1990er Jahren begonnene Kampf gegen den Klimawandel und für den Verzicht auf Kohle "es nicht geschafft hat, die Konzentrationen an Treibhausgasen zu reduzieren, sondern ganz im Gegenteil". Aufgrund dieses Versagens habe "die globale Erwärmung des Planeten extreme Ausmaße erreicht, die einen hohen Tribut an Menschenleben fordern und das Wohlergehen der Menschen ernsthaft gefährden".

"Die Nutzung fossiler Brennstoffe hat nicht abgenommen und macht nach wie vor 90% des Energieverbrauchs aus", heißt es von Seiten der Plattform, die davor warnt, dass "wir am Beginn einer Ernährungs-Pandemie stehen", bei der mehr als 84 Millionen Menschen in Folge von Gewalt, Armut und den Auswirkungen des Klimawandels vertrieben werden.

Green-Washing

Zudem wird darauf hingewiesen: "Die kapitalistische Wirtschaft mit grünem und digitalem Anstrich senkt nicht den Energie- und Materialverbrauch, sondern erhöht ihn bei knappen und strategischen Gütern exponentiell". Die öffentlichen Verwaltungen, "stellen sich völlig in den Dienst dieser Projekte, anstatt die Orte, ihre Menschen und die Umwelt zu schützen. Sie beteiligen sich an den großen Lügen und Unwahrheiten" im Zusammenhang mit diesen Makroprojekten, so der Vorwurf.

Unterstrichen wird im Manifest, dass die Regierung Navarra "gegenüber der kapitalistischen Privatinitiative eine passive und unkritische Haltung eingenommen und eine öffentliche Energiepolitik vernachlässigt" hat. Dies habe zu "einem Bruch geführt und einer sozialen Konfrontation zwischen denjenigen, die sich opportunistisch neue Geschäfts-Nischen mit erneuerbaren Energien suchen und der Gesellschaft, die von der Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen, ihres Bodens, ihres Gemeinwesens und der Umwelt direkt betroffen ist".

Die Plattform rief dazu auf, in Stadtteilen und Dörfern Bürgerinitiativen zu gründen, mit dem Ziel, eigene Energiequellen zu suchen und auf diese Energie zurückzugreifen. “Es gibt andere Modelle, die die Umwelt und die Gesundheit der Menschen respektieren". Alle alternativen Modelle müssen "von der Prämisse ausgehen, dass unsere Ressourcen begrenzt sind, dass sie kein unendliches Wachstum garantieren. Nur eine gerechte Verteilung der Ressourcen gewährleistet ein würdiges Leben für alle Menschen".

ANMERKUNGEN:

(1) “Reivindican en Iruñea un modelo energético respetuoso con el medio ambiente y con las personas“ (In Iruñea wird ein Energiemodell gefordert, das die Umwelt und die Menschen respektiert) Gara, 2022-05-28 (LINK)

(2)
Unter Fotovoltaik versteht man die direkte Umwandlung von Lichtenergie, meist aus Sonnenlicht, mittels Solarzellen in elektrische Energie. Seit 1958 wird sie in der Raumfahrt genutzt, später diente sie auch zur Energie-Versorgung einzelner elektrischer Geräte wie Taschenrechnern oder Parkscheinautomaten. Heute ist mit großem Abstand die netzgebundene Stromerzeugung auf Dachflächen und als Freiflächenanlage das wichtigste Anwendungsgebiet, um konventionelle Kraftwerke zu ersetzen. (LINK)

ABBILDUNGEN:

(1) Alternative Energie (Collage)

(2) Protest (naiz-foku)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2022-05-31)

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