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Wo die Legendenfrau Mari lebt

Die baskische Legendenfrau Mari hat viele Behausungen. Fast in jedem baskischen Bergmassiv wird ihr eine Niederlassung nachgesagt. Nicht zuletzt im Naturpark Gorbeia (spanisch: Gorbea). Dort sind Naturgeheimnisse zu entdecken wie das Itxina-Massiv - eine der eindrucksvollsten Landschaften des Baskenlandes. Das auf 1100 Meter Höhe liegende karstige Gebiet ist mit Buchen bewachsen und weist eine Unmenge Gruben, Höhlen und Dolinen auf. Mythen und Legenden ranken sich um Mari und ihren Lebensraum.

Von Pagomakurre aus kann das Itxina-Berggebiet bewandert werden, auf eigene Faust den Schildern folgend oder in Begleitung von Expert*innen: der Weg zur Entdeckung eines Mysteriums, das die Wälder, Höhlen und Täler des Gorbeia-Bergmassivs umgibt.

Das Itxina-Gebiet (spanisch Itzina) gleicht einem Labyrinth, in dem man sich unter Umständen leicht verrirren kann. Besonders real wird diese Gefahr, wenn zwischen den Buchen, Gruben und Höhlen Nebel aufkommt. Bei schlechter Sicht haben sich sogar schon Kenner*innen der Gegend verlaufen. Deshalb ist große Vorsicht angesagt. Oder professionelle Begleitung. Die Beschilderung ist gut genug, um sich alleine perfekt zurecht zu finden, Wegbeschreibungen gibt es im Internet zuhauf. Der Unterschied bei der Begleitung sind die Erzählungen, Geschichten und Legenden.

itxina02Die begleitete Route ist ein Angebot für interessierte Wanderer*innnen und Naturfreund*innen, sowie für Liebhaber*innen der baskischen Mythologie (1). Sie führt unter anderem zur bekanntesten Höhle des Itxina-Gebiets, der riesigen Supelegor-Koba, die gefahrlos besichtigt werden kann. Überall ist karstige Landschaft zu bewundern. Auch am „Ojo de Atxular“ führt der Weg vorbei. Dieses „Atxular-Auge“ ist ein natürlicher Felsdurchgang, den alle jene fotografieren, die sich die Mühe des Aufstiegs nach Itxina gemacht haben. An jener Stelle wird deutlich, wie die Menschen in alten Zeiten in der Lage waren, sich an die schwierigen natürlichen Gegebenheiten anzupassen.

Der Weg geht zum Eislager Nebarabarri und zur Lexardi-Schäferhütte –Orte, an denen noch Schafsglocken zu hören sind und das Echo der Rufe der Hirten. In der Schutzhütte am Berg kann (in Begleitung) ebendort hergestellter Käse gekostet werden, denn die Arbeit der Schafhirten beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf das Hüten der Tiere. Die Schafe werden gemolken, aus dieser Milch wird noch auf dem Berg Käse hergestellt: würzig-leckerer Schafskäse. Begleitet wird die Kostprobe von Legenden-Erzählungen voller Mythologie und Magie.

Schließlich führt der Weg ins geschützte Biotop von Itxina. Jenes Massiv entstand vor sage und schreibe ca. 120 Millionen Jahren, eine aus heutiger Sicht kaum vorstellbare Zeit. Ein subtropisches Meer bedeckte damals das heutige Berggebiet von Bizkaia und hinterließ vielerlei Erbe: Sedimente und organische Reste, Weichtiere und Korallen in Form von Versteinerungen. Das stark kalkhaltige Gestein trägt eine Menge von Fossilen in sich. Die vorbeikommenden Wanderer*innen können sie mühelos betrachten. Die Erosion hat in diesem karstigen Gebiet zu ganz eigenwilligen Formen geführt.

Die Exkursion beginnt im Erholungsgebiet von Pagomakurre, auf 875 Meter Höhe. Auf dem dortigen Parkplatz bleiben die Fahrzeuge zurück – gleichzeitig werdendie Wasserflaschen an der Quelle gefüllt. Eiben-Bäume begleiten von dort an der Weg. In Bizkaia, Araba, Navarra und Burgos einheimische Frösche bevölkern die Pfützen und Stauwasser.

Unterwegs zu bewundern sind Fettkräuter (Pinguicula), eine Gattung fleischfressender Pflanzen aus der Familie der Wasserschlauch-Gewächse (Lentibulariaceae). Die Mehrzahl der etwa 85 bekannten Arten findet sich in Mittelamerika, aber eben auch hier, am Aufstieg von Pagomakurre zum Itxina-Gebiet. Irgendwann geht es durch das „Auge von Atxular“, den besagten riesigen Felsbogen, durch den einstmals die Schafhirten und die Holzkohle produzierenden Köhler marschierten (baskisch: Olentzero, spanisch: Carbonero).

Legendendame Mari

itxina03An dieser Stelle bietet sich eine Verschnaufpause an. Um sich die Erklärungen anzuhören und die Landschaft auf sich wirken zu lassen, bevor es zwischen Buchen und Felsen weiter geht Richtung Supelegor-Höhle. In der großen Höhlen-Öffnung befindet sich eine kleine Luke, wo sich Fledermäuse gerne zum Schlafen aufhängen. In der Höhle selbst leben 16 der 25 Fledermaus-Spezies, die auf der iberischen Halbinsel katalogisiert sind. Das Ambiente ist bestens geeignet, um Legenden von Mari zu erzählen, der „Anboto-Dame“ genannten Frauenfigur – Anboto ist der in Bizkaia gelegene Berg, in dem Mari ihre Hauptwohnung hat, in einer nur schwer zugänglichen Höhle am Abgrund.

Von der Höhle geht es weiter nach Arko Atxa, einer interessanten geologischen Formation. In der Nähe ist die Lezabaltz-Grube, gleich neben dem Weg. Der Pferch bei Lexardi mit einer typischen Schäferhütte liegt oft im Nebel, dann ist für Wanderer*innen höchste Vorsicht geboten, denn die Wahrscheinlichkeit, sich zu verlaufen ist enorm. Neberabarri ist eine tiefe Erdgrube, die von einem dichtbelaubten Buchenwald umgeben und mit vielerlei Vegetation bewachsen ist. Neberabarri ist – im Winter und Frühjahr – ein Schneelager, in dem früher nutzbares Eis produziert wurde.

Am Kargaleku verliert sich das Massiv, von dort führt ein einfacher Weg zu den Arraba-Wiesen. Danach beginnt der Abstieg der Rundwanderung zum Ausgangspunkt zurück. Mit der Erfahrung von Höhlen, Gruben, Wiesen und Schafen, vielleicht auch einer Herde freilaufender Pferde in frischer Erinnerung.

Feuerball

Es wird erzählt, dass einige der Bewohner*innen der Kleinstadt Orozko einen Feuerball beobachtet haben, der am Himmel vorbeizog. Dieser Komet sei Mari selbst gewesen auf ihrer Reise vom Anboto-Berg zur Supelegor-Höhle. Die Göttin der baskischen Mythologie hat einen hervorragenden Geschmack und ist für das eine oder andere Naturphänomen verantwortlich. Sie hat verschiedene Wohnungen, die sich auf die bedeutendsten Berge des Baskenlandes verteilen. Eine davon ist im Gorbeia-Massiv, in Itxina, in der Supelegor-Höhle – ein perfekter Ort von und für Träumereien aller Art. Die an die Mythen von Mari glauben gehen davon aus, dass sie nicht alleine lebt, sondern von einem Hof von Hexen begleitet wird – Sorginak und Lamiak sind die beiden baskischen Begriffe für die Gestalten aus der Mari-Kompanie. Wenn die Gewitter heftiger werden und die Nacht sich auf die Berge legt, versammeln sich alle im Vorraum der Höhle um ein Lagerfeuer, in einem großen Raum von 400 Quadratmetern.

Gorbeia – Gorbea

itxina04Das Bergmassiv Gorbeia (spanisch: Gorbea) ist mit einer Höhe von 1481 Metern die höchste Erhebung zwischen den Provinzen Bizkaia und Araba. Das Massiv hat keinen typischen Gipfel, sondern eine langgezogene Hochebene, die weithin sichtbar ist. Oben befindet sich seit 1907 ein 17 Meter hohes Gipfelkreuz, an seiner Südflanke entspringt der Bayas-Fluss. Fälschlicherweise wird der Gorbeia gelegentlich als höchster Berg des Baskenlands angegeben, dies ist jedoch der Aitxuri in Gipuzkoa mit 1551 Metern. Der Monte Gorbeia befindet sich in einem Naturschutzgebiet, auf den Gipfel führen verschiedene Wanderwege von unterschiedlichen Ausgangspunkten.

Gorbeia-Wanderung in Daten

Ort: Gorbeia-Itxina-Massiv. Distanz: Rundweg über 11 Kilometer. Dauer: 6 Stunden. Empfehlungen: Wasser mitnehmen. Warnung: Bei Nebel besteht die Gefahr von Verirrung. Der Weg kann auf eigene Faust gemacht werden oder in Begleitung von professionellen Bergführer*innen. Webseite: euskaditrek.es.

 

ANMERKUNGEN:

(1) Information aus dem Artikel „La casa de Mari“ (Maris Wohnung), Tageszeitung El Correo vom 2.8.2018, es handelt sich um keine Übersetzung

ABBILDUNGEN:

(1) Itxina (mintegui.blogspot)

(2) Itxina (turismovasco)

(3) Itxina (turismovasco)

(4) Itxina (turismovasco)

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