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Es war einmal ein Virus ...

Dass die baskische Gesellschaft zum zweiten Mal in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, ist ein Angriff auf die Gemüter: Wie soll das alles enden? Wann soll das enden? Die Traditionellen und Schlauen sehen die Lösung in der Spritze. Doch wird die entsprechende Diskussion die Geister erneut auseinandertreiben in Gegnerinnen und Verfechter. Wichtiger ist die Überlegung, wieviel Änderung im gesellschaftlichen Leben die Pandemie bereits verursacht hat und ob wir zum Ausgangspunkt zurück wollen.

Coronavirus-Pandemie 2020: Von 22 Uhr bis 6 Uhr früh herrscht im Baskenland Ausgangssperre. Kneipen und Restaurants bleiben geschlossen, das Leben findet nur noch in der Fabrik, im Supermarkt und im reduzierten Theater statt. Nun droht die erbitterte Debatte über Notwendigkeit und Unsinn einer Covid-Spritze, an der kräftig verdient werden wird.

(2020-12-15)

KUBA – ES GEHT AUCH ANDERS

Gute Nachrichten von einer baskischen Nachbarinsel: Kuba ist es gelungen, Corona in Schach zu halten. Das Land verzeichnet bislang nur 1% der Todesfälle als das ähnlich stark bevölkerte Belgien. Dies ist das Ergebnis eines gut organisierten, auf Prävention ausgerichteten Gesundheits-Systems. In Havanna gibt es keine Person, die ohne Mund-Nasen-Schutz auf der Straße ist. Wenn man ein Gebäude betritt, misst jemand die Temperatur, Hände und Schuhe werden desinfiziert. Sitzungen finden mit den gebührenden Abständen statt.

kolu25f1Alle Corona-Patienten werden in Krankenhäuser eingewiesen und erst nach einem negativen Testergebnis nach Hause entlassen. Für Kontaktpersonen, die in beengten Wohnverhältnissen leben, wurden Quarantäne-Zentren eingerichtet. Auch diejenigen, die sich zu Hause in Quarantäne befinden, werden täglich von einem Arzt, einem Medizinstudenten oder einer Krankenschwester besucht.

Corona-Symptome werden mit kubanischen Medikamenten wie Beta-Interferon gemildert. Symptomfreie Patienten, Quarantänefälle und das medizinische Personal werden täglich prophylaktisch mit einem in Kuba entwickelten Nasenspray behandelt, das die Immunabwehr verstärken soll. Die Planmäßigkeit des Vorgehens ist beeindruckend.

In Kuba existieren bereits zwei Impfstoffe, “Soberana 1“ und “Soberana“. Die Entwicklung geschieht unabhängig, daher auch der Name, auf deutsch “souverän“. Beide befinden sich in der zweiten von drei Testphasen. Die Kubaner hoffen, zu Beginn des Sommers 2021 mit der Impfung der Bevölkerung beginnen zu können.

Der Impfstoff unterscheidet sich in seinem Wirkungs-Mechanismus nicht von anderen Kandidaten. Vermutlich werden am Ende alle diese Impfstoffe ähnlich wirksam sein. Der vieldiskutierte Wirksamkeitsgrad von 91, 92 oder 95 Prozent ist nur mathematische Spielerei. Entscheidend sind andere Fragen wie der Preis oder die Nebenwirkungen.

Der entscheidende Faktor ist aber die Einsatzfähigkeit des Impfstoffes. Die von Pfizer verwendete RNA-Technologie ist sehr empfindlich. Der Impfstoff muss bei minus 90 Grad gelagert werden. Das schränkt den Einsatz vor allem in armen Ländern stark ein. Die Kubaner gehen davon aus, dass ihr Impfstoff auch bei Temperaturen von zwei bis fünf Grad stabil bleibt. Kuba ist also dabei, einen Impfstoff für die sog. dritte Welt zu entwickeln.

Die US-Regierung hat die Pandemie-Situation genutzt, um die Wirtschafts-Blockade weiter zu verschärfen. Die Schweizer NGO “Medicuba Europa“ hat deshalb bisher mehr als 1 Million Euro nach Kuba geschickt, teilweise in Form von Medikamenten und technischen Apparaten, die die Inselregierung wegen des internationalen Boykotts nicht auf dem Weltmarkt kaufen kann. Es geht also auch anders. Olatz

(2020-12-10)

DIE ILLUSION DER WUNDERHEILUNG

Es wäre ja zu schön gewesen! Diese Corona-Wunderheilung in Großbritannien! Nur einen einzigen Tag hielt die Idylle um die 90-jährige Nordirin (wahrscheinlich Protestantin), mit der die große Kampagne zur Beseitigung des verfluchten Virus anlaufen sollte. Ein Tag Scheinwerferlicht, Schlagzeilen und Hochachtung über die wissenschaftliche Leistung. Die Hersteller konnten sich (trotz Regen) im Lichte der Glückwünsche sonnen – und im Schatten der Erwartung von Miliarden-Profiten.

Doch nur 24 Stunden danach: die Scham ist vorbei. Zurück im grauen Alltag der Halbwahrheiten, Viertellügen und Pandemien. “Bitte achten Sie auf die Nebenwirkungen. Wenn Sie Allergikerin sind, bitte nicht zur Impfung auf die Pritsche legen. Und Vorsicht bei Mehrfach-Empfindlichkeiten!“ Sicher gehörten diese Warnungen nicht zum Drehbuch des Bestsellers. Irgendwie muss durchgesickert sein, dass zwei Versuchspersonen (offenbar Krankenpfleger) hart angeschlagen die Pritsche verließen. Wohl wissend, dass die Nachricht Wasser auf die Mühlen der Negationisten und Spritzen-Zweiflerinnen bedeutet, stürzten sich die Medien auf die Nachricht. Schlagzeilen auch im Baskenland.

kolu25e1Der gewinn-trächtige Hersteller-Konzern beeilte sich, Beschwichtigungs-Meldungen zu verbreiten. Ein leicht durchschaubares Manöver. Dazu passte eine zweite Kollaps-Nachricht. Denn auch der russischen Konkurrenz scheint auf der Zielgeraden die Luft auszugehen. Zu Nebenwirkungen werden in diesem Fall gefährliche Lacheffekte! Sputnik heißt das Wundermittel im Osten und ist keine Wiederauflage des sowjetischen Raumfahrt-Programms der 1960er Jahre (die Risikogruppe der 70-Jährigen wird sich erinnern). Die 2020er-Rakete soll subkutan verabreicht werden, gegen Corona, Virus und die wilde Pandemie.

Sputnik besteht aus zwei Injektionen im Abstand von drei Wochen. Schlimm genug wäre gewesen, zwischen den Impfungen und drei Wochen danach keinen Alkohol zu trinken. So die anfängliche medizinische Empfehlung. Es hätte schlimmer kommen können – und es kam schlimmer! Dazu wird auch vorher um zwei Wochen Abstinenz gebeten. Macht 56 Tage. Und das so kurz vor Weihnachten, wo der Wodka im Sonderangebot in den Regalen steht. Entsprechend kurz sind die Warteschlangen vor den Spritzenhäuschen in Moskau.

Und das Baskenland lacht sich tot. Man stelle sich einen baskischen Politiker vor, der Sputnik unter die Leute bringen wollte. Die Massen lägen mit Weinkrämpfen auf dem Sofa! Sieben Wochen keinen Alkohol? Dann schon lieber ein Jahr Lockdown, oder Athletic in der Zweiten Liga! Zu befürchten wäre ein kollektiver Suizid der traditionellen Txikiteros (das sind Rentner, die sich in den baskischen Altstädten um die Mittagszeit zehn, zwölf Weinchen reinpfeifen und dazu singen). Mal im Ernst: auf die Flasche Sidra zum Mittagessen könnte ich noch verzichten, aber die kommunikativen Bierchen nach Feierabend in der Kneipe – wer will sich die nehmen lassen?

Interessant ist nebenbei die unterschiedliche mediale Wertung der beiden Nachrichten. Im us-englischen Fall ist es ein technischer Zwischenfall, der nachgebessert werden kann. Im russischen Fall wird ganz direkt gefragt, ob die Schnelligkeit der Entwicklung des Impfstooffs nicht ausreichend Grund zum Misstrauen ist. Da haben wirs. Die Russen betrügen, den Amis traut man so was nicht zu. Oder traut sich nicht, es auszusprechen. Um keine Panik aufkommen zu lassen.

Selbstverständlich hat Sputnik im Baskenland keine Chance. Selbstverständlich wird es Nebenwirkungen geben. Selbstverständlich werden wir davon nichts erfahren, zumindest nicht bis zu den ersten Todesfällen infolge ... oder in fünf Jahren, wenn die erste Großstudie abgeschlossen ist. Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, heißt es unter Soziologinnen. Für die Pharma-Industrie gilt das umso mehr. Nicht wahr? Olatz

(2020-12-08)

AUF TEUFEL KOMM RAUS

Egoismus ist, wenn nicht interessiert,was um uns herum passiert. Der eigene Bauchnabel als Mittelpunkt des Weltgeschehens. So oder ähnlich müssen 67 “junge Menschen“ gedacht haben, als sie sich in der Nähe von Bilbao in der vermieteten Herberge eines Klarissen-Klosters trafen, um der Basken liebster Freizeitbeschäftigung nachzugehen: eine Fiesta. Das Typische: Mobilisierung über Internet, 10 Euro Eintritt, DJ inbegriffen, Drogen selbst mitbringen. Eine (leider) an Normalität grenzende Angelegenheit – wenn nicht gerade Pandemie wäre und private Treffen sechs Personen nicht übersteigen sollten.

kolu25d05Aber sechs ist ja gar nichts, 67 müssen es sein! Ohne Distanz und Masken, wie einer der Beteiligten mit einem gewissen Stolz erzählte. Siebenundsechzig Personen, die hinterher nach Hause gehen, sich bei der Arbeit oder in der Familie mit wenigstens weiteren 67 Personen (wahrscheinlich das Dreifache) treffen: eine perfektes Panorama, um den von Unbekannten eingefangenen Virus an Bekannte weiterzugeben.

Alle haben das Recht auf Fiestas, nicht aber auf brachialen Egoismus, der andere in Gefahr bringt. Selbstverständlich war gleich nach Fiestabeginn die Polizei präsent, die Musik war laut genug, um den Event bekannt zu machen. Eindringen konnten die Beamten nicht, wegen fehlender rechtlicher Grundlage, also warteten sie von 22 Uhr nachts bis Mittags um 13 Uhr am nächsten Tag. Bis alle “Gäste“ das Lokal verlassen hatten.

Einige ließen sich die Gelegeheeit nicht nehmen, Handyvideos aufzunehmen, auf denen Rufe nach “Libertad“ zu hören waren. “Freiheit!“ Was denn für eine Freiheit? Die Freiheit sich anzustecken? Die Freiheit, den Virus weiter zu geben? Die Freiheit, für die Verlängerung der Ausgangssperre zu sorgen? Die Freiheit der Rücksichtslosigkeit? Die Freiheit der Egomanen! Die meisten“Gäste“ wollten nicht erkannt werden und verschwanden mit Kaputzen und Decken auf dem Kopf, nachdem ihre Personalien aufgenommen worden waren. Nur der unvermeidliche Obermacho hielt den Kopf hin: “Na klar haben wir eine Fiesta gemacht, ohne Masken und Distanz. Und morgen machen wir wieder eine. Wenn du magst, lade ich dich ein“, sagte er unverfroren der fragenden Reporterin in die Kamera.

Individuelle Freiheit geht bekanntlich nur so weit, bis sie an die Grenze der Freiheit von anderen stößt. An diesem Punkt beginnen Grenzverletzungen, Übergriffe, Agressionen gegenüber anderen Individuen und Gruppen. Man mag mir Neid vorwerfen, oder Feigheit, mich nicht zu trauen, dieselben Fiestas zu organisieren. Nicht einmal unter normalen Umständen (ohne Corona) wäre ich zu einer Party mit 67 (meist unbekannten) anderen gegangen. Der Vorwurf geht ins Leere. Als ich eingesperrt war im April, dachte ich an jene, die keine Mitbewohnerin hatten und keinen sonnenbeschienenen Balkon.

Bemitleidenswerte Rufe nach “Freiheit“ über die sozialen Medien sind mir zuwider. Meine Freiheit besteht darin, jeden Montag mit den Renterinnen für eine würdige Pension auf die Straße zu gehen; jeden Dienstag mit den Kneipen-Arbeiterinnen für eine Wiederöffnung der Lokale zu demonstrieren; jeden Mittwoch mit Migrantinnen zusammen Papiere für alle zu fordern; und jeden Donnerstag gegen Zwangsräumungen von armen Leuten einzutreten. Legal, mit Maske und Abstand. Solidarisch.

Ich befürchte, bei diesen notwendigen Protesten “in Freiheit“, denen am Freitag Kundgebungen für die Rechte der Kurdinnen, Palästinenserinnen oder Saharauis folgen können, nie auch nur einen dieser 67 Egomanen getroffen zu haben. Habe ich mich deutlich ausgedrückt? Olatz

(2020-12-06)

BEWEGUNG IM SPRITZEN-KRIEG

Die Ankündigungen kommen Schlag auf Schlag. “Nächste Woche beginnen wir mit den Impfungen.“ – “Das Unternehmen XY hat die Lizenz für die USA erhalten.“ – “Im Januar beginnen die Impfungen im Baskenland.“ Russland, Großbritannien und die USA sind allen voran. “Bis Juni werden wir die Hälfte der Bevölkerung geimpft haben.“ – “Der baskische Gesundheitsdienst beginnt mit der Schnell-Ausbildung von 1.000 Sanitäterinnen zur Verabreichung der Spritzen.“

Eile ist geboten. Eile gegen die Pandemie. Eile für das große Geschäft. Die Politik hat es eilig mit den Impfungen, um die Effizienz ihres Pandemie-Managements unter Beweis zu stellen. Die Pharma-Industrie hat es eilig, um im Rennen um den Verkauf der Impfstoffe die Nase vorn zu haben und sich den besten Anteil am Profitkuchen abzuschneiden. Doch Eile ist bekanntlich kein guter Ratgeber. Eile bedeutet den Tod gründlicher medizinischer Untersuchungen über Falsch- oder Nebenwirkungen. Wird die Impfung ausreichen? Wie lange wird ihre Wirkung anhalten? Was, wenn der Virus mutiert und die Spritze nicht mehr wirksam ist? Wann kommt die nächste Notwendigkeit einer Impfung? Weshalb geht es in den USA so schnell und in Europa nicht? Kann es an der Gründlichkeit der Untersuchungen liegen? Der britisch amerikanische Salto (Mortale) setzt Europa zusätzlich unter Zeitdruck.

kolu25d04FREIWILLIGE VOR

Doch das ist nicht alles. Dazu kommt die Frage: Wer lässt sich impfen und wer nicht? Oder: Wie lange wird die Impfung freiwillig sein? Umfragen besagen, dass die Voraussetzungen für die große Junk-Kampgne nicht gerade blendend sind. Das Misstrauen gegenüber dem Wunderheilmittel steigt. Gerade mal ein Drittel der spanischen Bevölkerung ist bereit, sich die weitgehend unerprobten Stoffe injizieren zu lassen, wenn sie bereit stehen, ohne weiteres Wissen um die Nebenwirkungen. Getestet wurden sie von den Pharma-Produzenten selbst – aber wer erzählt schon die ganze Wahrheit über die eigenen Unzulänglichkeiten. Das Misstrauen steigt, je näher der Startschuss rückt. Und das, obwohl die Gesundheits-Verantwortlichen nicht müde werden, gebetsmühlenhaft zu wiederholen, dass die vorher erfolgenden Untersuchungen durch die Europäische Medikamenten Behörde absolut gründlich und zuverlässig seien.

JASAGER UND NEINSAGER

Das Zentrum für Soziologische Untersuchungen (CIS) hat ermittelt, dass 8,4% der Befragten sich auf gar keinen Fall impfen lassen will. 55,2% wären dazu bereit, wenn sie genau wissen, wie das Wässerchen wirkt und welche Nebeneffekte es haben kann. Nur 32,5% hält bedingungslos den Arsch oder Oberarm hin. Vor einem Monat (Anfang November) waren es noch 36,8% Bedingungslose; Anfang Oktober 40,2% und im September 44,4%. Das Misstrauen steigt also in einem monatlichen Vier-Prozent-Rhythmus. Und das, obwohl acht von zehn Personen von sich behaupten, gut informiert zu sein über den Entwicklungsstand des Objekts der pharmazeutischen Begierde. Oder gerade deswegen.

Momentan dürfen alle darauf vertrauen, dass der Stich freiwillig sein wird, das haben der Regierungschef und sein Gesundheits-Apostel in die Medien posaunt. Welche Verfallszeit dieses Versprechen hat, steht in den Sternen. Hoffnungsfunke für die Staatstragenden ist die Tatsache, dass die Häfte der 55,2% Zweiflerinnen eventuell doch bereit ist zum Fix, wenn der Hausarzt es dringend empfiehlt, oder wenn Familienangehörige mit Risikofaktoren behaftet sind.

SCHLANGE STEHEN

Doch selbst wenn die Spritze auf den Markt geworfen wird, sind nicht alle gleichzeitig an der Reihe, die Parole lautet: hinten anstellen. Denn zuerst (da sind sich alle Spritzen-Promotoren einig) dürfen (müssen) die Risikogruppen ran, was zu einem tödlichen Privileg werden könnte. Die Alten und ihre Pflegerinnen, die bislang die härtesten Konsequenzen auszuhalten hatten, werden zuerst an die Front geschickt. Zum nächsten Gefechts-Batallion gehören alle im Gesundheits-Bereich Beschäftigten und die mit Risikofaktoren Behafteten. Danach sind all jene dran, die im öffentlichen Raum mit Kundinnen, Patientinnen oder Klientinnen zu tun haben. Erst an vierter Stelle kommen die Restlichen, das Fußvolk, die somit eine Frist haben, sich im kritischen Moment doch noch für die Einsiedelei oder das Exil zu entscheiden.

DRÜCKEBERGER

“Was ist mit euch? Ihr werdet zu den ersten gehören?“, fragte ich einen Freund, einen 40-jährigen Sozialarbeiter, der beruflich mit Jugendlichen ohne Familie zu tun hat. “Ich hab schon drei PCR-Tests hinter mich gebracht, kann schon sein, dass wir Priorität haben. Unter den Kolleginnen haben wir noch nicht darüber gesprochen. Ich verlasse mich darauf, dass ich mit meinem Alter und meiner guten Gesundheit nicht an vorderster Stelle stehen werde.“ Abwarten also. Ich selbst stehe auf der Warteliste sicher noch hinter ihm.

Doch allzu viele können sich auf diese Abwarte-Position nicht zurückziehen. Denn Impfkampagnen leben von ihrem massiven Charakter. Sollte es nicht genug “Freiwillige“ geben wird eben “unfreiwillig“ vakuniert. Dabei können die Regierenden auf die tätige Mithilfe der Bedingungslosen zählen. Mit dem “Gemeinwohl“ als Zaunpfahl. Gemeinwohl bedeutet, dass wir alle Abstriche machen müssen, damit es uns allen schnellstmöglich wieder besser geht. Wer da nicht mitmacht, erfährt nicht nur die Kontrolle der Polizei, sondern auch den Missmut des Nachbarn.

“Es ist ja wohl das Mindeste, sich eine Maske aufzuziehen.“ Richtig. Die Maske mag unangenehm und lästig sein, aber bitte keine Übertreibungen, schließlich dient es dem Gemeinwohl. Die Maske ist ein eher symbolischer Akt. Die Spritze ist es nicht. Sie stellt einen direkten Eingriff dar in die körperliche Unversehrtheit, einen Eingriff in die Selbstbestimmung über die eigene Physis (die üblicherweise nur wir Frauen im Zusammenhang mit Abtreibung einfordern).

Moralisch gesehen wird es einfach sein, das “Prinzip Maske“ auf das “Prinzip Spritze“ hochzurechnen. Will heißen, von der Nachbarin nicht nur das Aufziehen der Maske zu einfordern (aus purer gegenseitiger Rücksichtnahme), sondern auch die Bereitschaft zur Impfung. Wer die Maske nicht anlegt, bekommt es mit den Überwachern zu tun und erlebt die finanziellen Konsequenzen. Ich will mir nicht vorstellen, dass Menschen festgenommen werden, auf die Pritsche geschnallt und zwangsgeimpft. Die Szene ist zu häßlich und faschistoid.

Es wird subtilere Methoden geben, um die Pritsche zu ersetzen. Den Impfausweis, den wir demnächst sicher mitführen müssen, um ihn auf Wunsch jederzeit vorlegen zu können. Dieser Treue-Pass wird zum “Beweis für Verdienste um das Gemeinwohl“ werden. Sein Vorzeigen kann im Kinderhort, im Supermarkt und beim Betreten einer Behörde eingefordert werden. Ohne Impfung kein Zugang – alles ist ja so liberal und freiwillig. Wer nicht mitmacht, bleibt eben zu Hause – das dient ebenfalls dem Gemeinwohl. Noch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Starke Argumente, die so manche Zweiflerin zum (Ver)Zweifeln bringen können.

Ich gehöre nicht zu den Pandemie-Zweiflerinnen, zu den Masken-Gegnerinnen, zu denen, die befürchten, mit der Spritze auch noch einen Micro-Chip eingejagt zu bekommen. Aber ich bestehe hartnäckig auf das feministische Prinzip: “Mein Körper gehört mir!“ – Olatz

(2020-12-05)

MILITARISIERUNG DURCH COVID

Die Linke tut sich schwer, die Anti-Covid-Politik mit eigenen Kriterien zu kritisieren und deutlich zu machen, dass ein anderer Umgang möglich wäre. Selbst flagrante Auswüchse bei den Schutz-Maßnahmen werden mit Zurückhaltung kommentiert. Was gestern kritisiert wurde, erfährt heute zuvorkommendes Schweigen. Selbst der Überwachungsstaat, der bisher heftig angegangen wurde, wird in Covid-Zeiten mit Anteilnahme bedacht. Polizei erscheint uns plötzlich notwenidg, Hauptsache, ihr Vorgehen ist nciht offen rassistisch (wie in San Francisco, Bilbao). Was schlucken wir nicht alles, um die Virus-Tierchen einzudämmen.

Bei der Überwachung der Einhaltung von Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie stehen die Sicherheitskräfte häufig vor unlösbaren Aufgaben. Sie können ja nicht überall sein. Je umfassender die Verbote sind, desto vielfältiger die Phantasie, sie zu umgehen. Die Jugend geht voran. Und steckt sich häufig an. Botellon ist das Zauberwort, wörtlich übersetzt: die riesige Flasche, will sagen, die Flasche, aus der alle trinken, heimlich, im Park, im Garten, auf der Insel, immer schön versteckt.

kolu25d03Weil die Polizei nicht überall sein kann, um solcherart Corona-Verbreitung zu unterbinden, setzt die Regierung auf den Balearen-Inseln nun neue Methoden ein. Längst schon wurden die sozialen Netze überwacht, um Information über Aufrufe zu den heimlichen Partys abzufangen und einschreiten zu können. Nun wird neues Kriegsgerät aufgefahren. Drone. Die wurden bekanntlich für Kriegszwecke entwickelt, bevor sie (wie die Computer) auch für “zivilen“ Einsatz genutzt wurden. Um tolle Filme zu drehen, aus spektakulären Perspektiven, zum Beispiel; oder um übermütige Bergsteiger zu retten, die sich in unwegsame Gegenden oder Abhänge begeben haben. Wie auf den Balearen. Nun sollen die Drone genutzt werden, um illegale Jugend-Partys ausfindig zu machen.

Das stellt mich vor die Frage, auf welche Seite ich mich nun schlagen soll!? Die Seite der Jugend, die ihren Auslauf braucht und ihre Freiräume (die Ansteckung in Kauf nehmend)? Oder die Seite des Gemeinwohls, die darauf beruht, dass jede Ansteckung weniger ein Fortschritt für alle bedeutet? Schließlich haben alle von uns Einschränkungen hinnehmen müssen, mal mehr, mal weniger freiwillig. So kann ich weder die Partys befürworten, noch den Einsatz von Kriegsgerät gegen sie. Notwendige Einschränkungen müssen – pädagogisch – vermittelt werden, gegenüber Jugendlichen umso mehr. Um nicht in die dritte oder vierte Covid-Welle abzugleiten.

Denn jede Welle liefert für die Überwacher zusätzliche Argumente, noch schärfer, gründlicher, autoritärer und totalitärer vorzugehen. Jeder Botellon, so nett und entwicklungs-pädagogisch wichtig das auch sein mag, gibt den Überwachungs-Fanatikern neue Alibis für ihre Orwellschen Phantasien. Bereits im April wurde in Navarra Militär eingesetzt, um Bahnhöfe und Flughäfen zu desinfizieren – als ob das nicht auch andere durchführen könnten. Doch darum ging es nicht. Es ging um mehr. Es ging um den Versuch, festzustellen, inwieweit die Bevölkerung bereit ist, in einer Notstands-Situation Militär im Alltag zuzulassen, wie hoch die Schwelle ist für die Akzeptanz totalitärer Maßnahmen. Drone über den Inseln sind weniger sicht- und greifbar, nichts destotrotz sind es militärische Einsätze, die wir ohne wenn und aber zurückweisen sollten. Müssen. (Olatz)

(2020-12-02)

SEXUELLE AKTIVITÄTEN

Baskinnen und Basken hatten ohnehin noch nie den Ruf, in Sachen Sexualität besonders aktiv zu sein. Im Gegenteil, Witze über diesen Mangel gehören zum humorvollen Alltag. Man könnte meinen, Pandemie und wochenlanger Einschluss hätten zu mehr Nähe und zur Korrektur dieses Handicaps beigetragen, doch das genaue Gegenteil ist der Fall.

kolu25d02Zu diesem Ergebnis kam ein Verein mit dem schlichten Namen T4, der sich mit Statistiken um AIDS beschäftigt. Eine anonyme Umfrage aus Anlass des “Internationalen AIDS-Tages“ unter Tausend Personen zwischen 15 und 99 Jahren ergab: im Baskenland weniger sexuelle Kontakte, dafür mehr Konsum von Pornografie und Sexting. Sexting? Wusste ich auch nicht – ist der Austausch von Material und Fotos über Internet. Gefragt waren alle sexuellen Varianten, oral, Verkehr, Masturbation.

“Sexualität in Zeiten von Covid-19” lautet der Titel der Studie, die im Rathaus Bilbao vorgestellt wurde und die untersuchen sollte, wie sich die Maßnahmen zum Schutz gegen die Pandemie auf die familiäre Situation, die Beziehungen und vor allem die Sexualität ausgewirkt haben. Vor allem Letzteres interessiert T4 besonders, weil AIDS bekanntlich vor allem über sexuelle Kontakte übertragen wird. Alarmierend ist (für T4), dass in der Pandemie-Zeit die Zahl der AIDS-Tests um die Hälfte zurückging.

Im Ergebnis kommen vor allem die Bewohner*innen von Bizkaia schlecht weg. Hier gibt es bei der Hälfte der Befragten weniger Zärtlichkeit, Umarmungen und Küsse. Auch gibt es weniger Oral-Sex, Verkehr und Masturbation. Stattdessen konsumieren 22% der antwortenden Männer mehr pornografisches Material, bei den Frauen liegt der Anteil bei 10%. Zur Zunahme von Sexting wurden keine konkreten Zahlen vorgelegt. T4 räumt selbstkritisch ein, dass die Alterszuordnung bei der Sex-Praxis noch ungenügend ist. “Bei der Pornografie beunruhigen uns vor allen Dingen die dabei vermittelten Handlungs-Stereotypen und die dargestellte Gewalt gegen Frauen.“

Was die AIDS-Frage anbelangt, kommt die Studie zum Ergebnis, dass 72% der Befragten bei sexuellen Kontakten praktisch nie Präservative benutzt, 40% verzichten darauf sogar beim Geschlechtsverkehr. Bei dauerhaften Paaren sei dies nicht weiter Besorgnis erregend, bei wechselnden Partner*innen sei es allerdings alarmierend. Genauso wie das Sinken der Testzahlen in den Apotheken. Dass es nach 40 Jahren AIDS immer noch keine Impfung gibt, ist für T4 ein Skandal. Die Eile, mit der Impfstoffe gegen Corona gesucht und entwickelt werden, steht in krassem Widerspruch dazu. “Wir müssen weiter dafür kämpfen, dass es eines Tages eine präventive und eine kurative Spritze gegen AIDS gibt.“ (QUELLE)

(2020-11-29)

PANDEMIEN

Es gibt Momente, die die Welt vereinen und solche, die sie Welt spalten. Pandemie und Fußball bringen die Welt zusammen, Kapitalismus und Frauenverachtung spalten die Welt. Der Tod des Fußballstars Maradona hat beides zugleich geschafft.

In der Woche nach seinem frühen Tod wurde die mundiale Sportwelt dazu verurteilt, Schweigeminuten abzuhalten für eine Persönlichkeit, die so ziemlich alles in sich hatte: aufgestiegen aus den Barrios, sportlicher Erfolg, Umarmung mit Fidel Castro und Hugo Chavez, hingebungsvolle Verehrung in Neapel und Argentinien, Drogenkonsum. All das mussten wir uns in den vergangenen Tagen exzessiv servieren lassen. Bis zum Erbrechen. Denn ein Attribut für den Verblichenen kam zu kurz.

kolu25d01Bis uns eine völlig unbekannte Amateur-Fußballerin aus dem reaktionären Galicien daran erinnerte. Vor einem Spiel der zweiten oder dritten Frauen-Liga ereignete sich fast Unvorstellbares: Während 21 der zum Kick aufgelaufenen Sportlerinnen die Hommage für den toten Gott des Fußballs über sich ergehen ließen, setzte sich Paula mit dem Rücken zum Rest auf den Rasen, um stumm aber demonstrativ ihren Protest zum Ausdruck zu bringen. Das Foto macht die Runde.

“Vor ein paar Tagen, am Internationalen Tag gegen Geschlechter-Diskriminierung wurden solche Schweigeminuten nicht durchgeführt. Ich bin nicht bereit, das für einen Missbraucher zu tun“. Kein großer, aber ein konsequenter Diskurs. “Ich weigere mich, eine Schweigeminute zu machen für einen Vergewaltiger, einen Pädofilen und Missbraucher. Deshalb habe ich mich auf den Rasen gesetzt und den Rücken gezeigt“. Bislang wurden keine weiteren Reaktionen dieser Art öffentlich bekannt. Vielleicht gab es sie, ohne dass sie von den (immer willfährigen und tendenziös berichtenden) Medien wiedergegeben wurden.

“Um im Sport akzeptabel zu sein, musst du eine Persönlichkeit darstellen und mehr Fähigkeiten demonstrieren, als jene, die der Tote gezeigt hat, wir alle wissen, dass es sportlich gesehen außergewöhnliche Qualitäten waren“. Sagte Paula aus Galicien der Presse, publiziert ausgerechnet in der Männer-Zeitung Marca. Ihr unbekanntes Team verlor im Anschluss zehn zu null gegen Deportivo La Coruña. Doch das ist im vorliegenden Fall Nebensache. Danke Paula aus dem galicischen Niemandsland, du hast uns aus den Herzen gesprochen. – Olatz

(2020-11-25)

BASKISCHE NEGATIONISTEN

Die Covid-Alarmglocken werden derzeit geläutet, wenn unter 100.000 Personen 50 Corona-Fälle festgestellt werden. Die Ziffer beträgt 0,5% und hört sich nach nicht viel an. Sie steht jedoch für die Gefahr der Massenansteckung. Eine Schule nahe Vitoria-Gasteiz hat es nun auf rekordverdächtige 30% Ansteckungen gebracht, konkret 36 von 120 Schülerinnen sind vom Virus befallen, die Einrichtung wurde daraufhin vom Gesundheits-Senat geschlossen. Von schwerwiegenden Fällen ist bisher keine Rede, allerdings ist nicht bekannt, ob die Infizierten das Virus außerhalb der Schule an Risikogruppen weitergegeben haben.

kolu25c04In diesem gravierenden Fall handelt es sich um eine Privatschule mit dem Namen Geroa Waldorf Steiner, die bereits zu Kursbeginn im September auf sich aufmerksam machte. Waldorf Steiner sagt im Baskenland den allerwenigsten etwas. Wer mit deutschen Bildungsverhältnissen etwas vertraut ist wird hingegen “kein Wunder“ sagen. Ein Teil der Anthroposophie-Bewegung gehört offenbar zu den Negationisten innerhalb der Covid-kritischen Masse.

Schon bei Schulbeginn hatte Geroa Waldorf die Maskenpflicht ignoriert und war deshalb von der Behörde gerügt worden. Warnende Hinweise aus der Elternschaft (die offenbar teilweise vernünftiger ist), führten zu einer zweiten Rüge, die angesichts der Ansteckungen nun in eine Schließung übergegangen ist. Zudem hat die Behörde bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet wegen Nichtbefolgung von legalen Gesundheits-Verordnungen.

PRIVATSCHULEN

“Centros concertados“ heißen die Privatschulen im Baskenland, von der Bildungsbehörde anerkannte Einrichtungen (meist in der Hand der Kirche). Sie erhalten öffentliche Zuschüsse und müsssen im Gegenzug bestimmte Standards einhalten, wie ein Minimum an Baskisch-Unterricht, oder Verzicht auf Geschlechter-Trennung. Entsprechend genervt war der Bildungs-Senator, der von “einem sehr problematischen Fall sprach, bei dem sich die Zwischenfälle häuften“. Der Fall sei beispiellos, bisher sei es im Schulbereich nur zu individuellem Fehlverhalten gekommen, das jeweils korrigiert werden konnte.

Der Senator nutzte die Gelegenheit für den Hinweis, man habe “das unmöglich Erscheinende geschafft“ und trotz Pandemie erfolgreich den Schulbeginn aufgenommen. Von den Schulen sei nur 1% von Covid betroffen. Um die Präsenz in den Schulen abzusichern, hat die baskische Regierung mehr als 105 Millionen in den öffentlichen Bereich gesteckt, nachdem es zu Schulbeginn zu Streiks von Eltern und Lehrer*innen gekommen war, die sich über die Situation bitter beschwerten. Man kam den Forderungen teilweise nach und stellte Mittel bereit für neues Lehr- und Reinigungs-Personal, neue Kantinen, die Beschaffung von Desinfektions-Gel und Geräte zur Digitalisierung. Parallel dazu wurden Mittel für die “Konzertierten“ in entsprechender Höhe bewilligt, 37 Millionen Euro. Was nebenbei deutlich macht, dass das öffentliche Schulwesen im Baskenland 70% der Schulen abdeckt. Zur Erinnerung: Vor 40 Jahren, in Zeiten des Franquismus hatte die katholische Kirche das uneingeschränkte Monopol in der Schulbildung. (Olatz)

(2020-11-23)

BIG BROTHER SPRITZT DICH GESUND

An die Pharma-Schlacht um die gewinnbringendste Anti-Covid-Spritze reiht sich das Gefecht um die Kompetenz der Impfungsverabreichung. Am gestrigen Sonntag verkündete der spanische Regierungschef Sanchez großspurig, im Januar werde in 13.000 Gesundheits-Stationen mit Impfungen begonnen, bis Juni wolle man etwa 30 Millionen Personen erreicht haben. Das wären dann die 70%, von denen Expertinnen immer sprechen, wenn es um die Herden-Immunität geht. Dass der Chef der Sozialdemkraten bei der Impf-Kampagne von einer “Gesamt-Strategie“ sprach, gefiel dem baskischen PNV-Chef Urkullu ganz und gar nicht, einmal mehr fühlte er sich und das Autonomie-System vernachlässigt. Der Baske will einen eigenen Plan vorlegen.

kolu25c03Von einer Impfpflicht wollte Sanchez im Übrigen ausdrücklich nichts wissen. Genau an diesem Punkt erwartet die Regierungs-Verantwortlichen wahrscheinlich das härteste Stück Arbeit. Denn ungefähr 40% der Bevölkerung steht den Impfungen skeptisch gegenüber, eine schöne Masse also, somit steht noch viel Überzeugungsarbeit bevor und ersatzweise harte Drohungen bei Nichtbefolgung. Dass die Impfstoffe überstürzt und übereilt entwickelt werden, dass Test-Ergebnisse geschönt und die Freigabe-Kontrollen lässig sein könnten, ist vielen in der Bevölkerung nicht verborgen geblieben. Auch wenn die Spritze immer als der rettende Engel beschrieben wird, bleibt ein starkes Misstrauen gegenüber der Pharma-Industrie und der Regierung.

Im Baskenland hat sich in diesem Herbst etwa eine halbe Milion Personen (von 2,2 Mio.) gegen die traditionelle Grippe impfen lassen, das sind 50% mehr als im pandemiefreien Vorjahr, zuzuschreiben der Angst vor einer Doppelansteckung mit Covid und Grippe. In Galicien wird hingegen offen über eine Impfpflicht gesprochen oder ersatzweise von einem Bußgeld für die Verweigerer. Zu diesem Thema ist alles vorstellbar.

Zuerst wird es zweifellos einen Impfpass geben, den künftig alle mit sich führen müssen, wenn sie nicht vor verschlossenen Türen stehen wollen. In welcher Häufigkeit und wo der vorgelegt werden muss ist die nächste Frage. Hier deuten sich Ausschluß-Mechanismen an, die zu heftigen Konflikten führen können. Das Impfen ist nämlich auch ohne staatliche verordnete Pflicht keinesfalls eine individuelle Entscheidung. Denn all jene, die an die Spritze glauben und die Risiken von Nebenwirkungen auf sich nehmen, erwarten dieselbe Opferbereitschaft auch von ihren Nachbar*innen. Wer sich diesem sozialen Druck widersetzt, gefährdet (vermeintlich) das Gemeinwohl. Und dürfte, könnte, sollte, müsste bestraft werden. Wenn nicht ein guter Teil der Spritzen-Misstrauerinnen noch überzeugt werden, steht eine gesellschaftliche Spaltung bevor. Davon bin ich überzeugt – Olatz.

(2020-11-22)

DIE KORRUPTIONS- SPRITZE

Militärische Begriffe werden bewusst gebraucht: die Pharma-Industrie hat sich im bevorstehenden Krieg um die Covid-Spritze in Stellung gebracht. Das erste Regiment kommt aus den USA, es handelt sich um den weltweit führenden Pharma-Multi Pfizer. Der versprach kürzlich eine Wirksamkeit seines Impfstoffs von 90%.

Offenbar war Eile angesagt, denn der Stoff ist noch im Versuchsstadium. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Schnell wurde klar, dass die Pfizer-Kanone zwei große Nachteile aufweist. 1. muss sie auf all ihren Wegen kontinuierlich bei minus 75° Grad gekühlt bleiben; zweitens besteht sie aus zwei Injektionen, die zweite drei Wochen nach der ersten, theoretisch kann die Immunität erst nach 28 Tagen erreicht werden. Nachdem ein Konkurrent eine Wirksamkeit von 94% in Aussicht stellte, zog Pfizer nach und sprach von 95%. Rien ne va plus – Zustände wie im Wettbüro oder bei einer Versteigerung.

DIE KATZE IM SACK

Verschiedene Regierungen beeilten sich festzustellen, dass sie sich bereits soundosviele Millionen Dosen des Impfstoffs vertraglich gesichert hatten. Noch ohne die reale Qualität des Produktes zu kennen, noch ohne vergleichen zu können. Die Katze im Sack kaufen, sagt der Volksmund dazu. Kurz danach eine passende Meldung: nicht die Hersteller zahlen im Fall des Scheiterns oder von Nebenwirkungen eines Impfstoffs Schadensersatzgelder, sondern die jeweiligen Regierungen. Damit wären die Multis für erste Aus dem Schneider wenn es bei ihren medizinischen Eingriffen zu Kollateralschäden kommt. (Militärsprache beschreibt die Sachverhalte wirklich am Besten.)

kolu25c02AKTIENSPIELE

Danach begann es interessant zu werden. Am Tag der Bekanntgabe der Qualität der Pfizer-Waffe verkaufte der Pfizer-Präsident, ein gewisser Mister Albert Bourla, 61,8% seiner Unternehmens-Aktien für den Preis von 4,73 Millionen Euro. Hinreichend bekannt war, dass die Bekanntgabe sofort zu einer Steigerung der Börsennotierung von Pfizer geführt hatte. Mindestens verwunderlich also, dass gerade in jenem Moment, wo das Geschäft mit dem “vielversprechenden“ Produkt beginnen und die Profite explodieren konnten, ausgerechnet der erste Oberboss auf dieses Geschäft von Verkauf und steigenden Aktienwerten verzichtete. Das Manöver muss einen anderen Hintergrund haben.

Vielleicht ist der Impfstoff ja doch nicht so “effizient und vielversprechend“ wie behauptet ... Vielleicht beunruhigen die zu erwartenden Nebenwirkungen ... und stellen im schlechtesten Fall das Vermögen der Unternehmenseigner in Frage. Zu diesen Hypothesen passt die Geschichte dieses multinationalen Konzerns wie die Faust aufs Auge. Also auf zum Rückblick.

KORRUPT BIS INS MARK

Demnächst wird Pfizer 339 Millionen Euros bezahlen, um einVerfahren zu vermeiden wegen Korruption. Der Konzern hatte Mediziner*innen bestochen, damit sie seine Produkte verschreiben. Auch andere Unternehmen aus der Konkurrenz erwarten solche Prozesse (oder Vermeidungszahlungen). Die Pfizer-Filiale Parke-Davis hatte geschmiert, um das Epilepsie-Produkt Neurotin besser unter die Leute zu bringen. Der Konzern verdient damit ohnehin jährlich 2,7 Milliarden. Nicht genug.

In einem anderen Fall wurden die Resultate von Testversuchen manipuliert. So ist es im New England Journal of Medicine zu lesen. Danach wurden die ursprünglichen Ziele desselben Medikaments durch andere ersetzt, die gewinnbringender erschienen. Die Verfasserinnen des renommierten John-Hopkins-Instituts in den USA schließen daraus, dass die Fälscherei die Qualität der Probe-Studien in Frage stellt.

KONSPIRATION IN NIGERIA

Der nächste Fakt dürfte alle Verschwörungs-Theoretikern an den Rand eines freudigen Herzinfarkts bringen, weil sie es ja schon immer gewusst hatten. Mit einem Medikament namens Trovan hatte Pfizer in Nord-Nigeria klinische Versuche mit 200 Kindern gemacht. Elf davon starben direkt, andere erlitten Blindheit, Taubheit und andere schwere neurologische Folgeerscheinungen. Deshalb wurde mit der Regierung über Schadenersatz-Zahlungen verhandelt. Mehr noch, man spionierte im Leben des federführenden General-Staatsanwalts, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Dies geht aus Mails der US-Botschaft in Nigeria hervor, die von Wikileaks publiziert wurden (danke nochmal, Julian). Der korrupte Multi zahlte 75 Millionen Dolar (57 Mio. Euro) an die betroffenen Familien, um bereits begonnene Prozesse zu stoppen. Ein Kleingeld in Anbetracht der Milliardenumsätze.

MÖRDERISCHE PRAXIS

Weiterer Aspekt der Nigeria-Tests (in der Region Kano): Der Trovan-Stoff wurde bei den Tests mit einem anderen vergleichbaren verglichen. Letzterer wurde jedoch bewusst in geringerer Dosis angewandt, mit dem Ziel, dem Profit mit Trovan den Weg zu ebnen. Weitere Fragen?

Die kriminelle Praxis der Menschenversuche mit Trovan wurden von einem der beteiligten Mediziner publik gemacht, einem gewissen Juan Walterspiel.Ein Jahr nach Ende der Testreihe setzte sich der Experte mit der Konzernleitung in Verbindung und beklagte fehlende ethische Normen bei den Tests. Er wurde entlassen, angeblich aus anderen Gründen. Danach wurde das Medikament in USA und Europa getestet. In den Staaten wird es weiter verabreicht, wenn auch nur bei schlimmen Infektionen. Die EU nahm den Stoff vom Markt wegen Nebenwirkungen auf die Leber. In einem anderen Fall wurde Pfizer dazu verdonnert, ein muskuläres Entspannungsmittel wegegn “Verunreinigung“ vom Markt zu nehmen.

ALZHEIMER

Unbeabsichtigt entdeckte Pfizer bei Versuchen 2015, dass das getestete Mittel Enbrel gegen Alzheimer wirksam sein könnte. Dieser Spur wurde nicht weiter nachgegangen, um mit einer dafür notwendigen teuren Versuchsreihe nicht zu scheitern, sie hätten 80 Millionen gekostet. Es handelt sich um einen entzündungshemmenden Stoff, der bei reumatischer Arthritis zum Einsatz kommt. Für die Alzheimer-Vorbeugung stand eine Wirkungsziffer von 64% zu Buche, berichtet die Washington Post.

WILLKOMMEN IN SPAIN

Es kann davon ausgegangen werden, dass die spanische Regierung als künftige millionenschwere Kundin von Pfizer die eben geschilderten Informationen kennt. Die bisher vom Pharma-Riesen vorgelegten Daten könnten gründlich geprüft werden. Den Kommentaren folgend, die in den auf die ankündigung folgenden Tagen geamacht wurden, und die in den Medien bis zum Erbrechen wiederholt wurden, werden die mörderischen Machenschaften des Konzerns jedoch nicht auf die Goldwaage gelegt. Nicht das erste Geschäft mit korrupten Kapitalisten. Gespielt wird weiter mit der Gesundheit der Bevölkerung und mit öffentlichen Mitteln. Gegen besseres Wissen. (Der Text wurde am 12.11.2020 von der Organisation Izquierda Castellana (Kastilische Linke) publiziert. Entgegen unserer Gewohnheit in der Kolumne nennen wir an dieser Stelle die Quelle unserer Information: LINK.

(2020-11-19)

COVID UND SEXISMUS

Wieder einmal werden harte Zahlen für dramatische Umstände auf den Tisch gelegt, die sich mitten unter uns abspielen, nebenan, zwei Häuser weiter, gegenüber. Nicht direkt Corona, aber doch. Die Lockdown-Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie führten erst zu einem Rückgang der Anzeigen wegen sexistisch-patriarchaler Gewalt. Als der Lockdown gelockert wurde sprang die Zahl der Anzeigen jedoch in die Höhe.

kolu25c01Im März und April, zu Beginn des Einschlusses der Bevölkerung, reduzierten sich die Anzeigen wegen intrafamiliärer Macho-Gewalt “überraschenderweise“ um 11% bzw. 15%. Wir hören Aussagen der baskischen Senatorin für “Arbeit, soziale Integration und Gleichberechtigung“, anlässlich der Vorstellung einer Sensibilisierungs-Kampagne gegen Sexismus, vor der Tür steht der 25. November, “internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“.

Im Juni und Juli, als der Lockdown zu Ende ging, stiegen die Zahlen dramatisch um 31% (von 231 auf 303 Anzeigen). “Im Juni tauchten Anzeigen auf, die vorher nicht gemacht wurden“, erklärt die Politikerin. “Im März, April und Mai haben viele Frauen die Unterdrückung in ihren Haushalten ausgehalten so gut es ging. Als der Lockdown zu Ende war, haben sie ihre Leiden zur Anzeige gebracht. Der Einschluss hat die Lebensbedingungen in den Familien komplett verändert“. Eine späte Einsicht, einmal mehr haben wir Frauen die Rechnung bezahlt. Eine zusätzliche Rechnung. Nach den Rechnungen in den Krankenhäusern, in der Kindererziehung und in der Altenpflege.

Statistik erfasst auch die Formen der machistischen Gewalt. Neben der innerfamiliären Gewalt steht die Geewalt durch “Beziehungs-Partner oder Ex-Partner“. Also nicht unbedingt im innerfamiliären Bereich. Die Anzeigen wegen dieser Form der Unterdrückung reduzierte sich April um bis zu 24%, um im Juni um 43% hochzuschnellen: 230 Anzeigen gegenüber den 161 aus dem Vergleichszeitraum 2019.

Die vorgestellten Zahlen seien noch mit Vorsicht zu benutzen, sie seien statistisch noch nicht bestätigt. Die Provinz-Regierung habe eine Analyse in Auftrag gegeben über die Entwicklung der Macho-Gewalt während des Lockdowns. Sie hoffe, dass die Auswertung in sechs Monaten vorläge ... an Zynismus ist diese Ankündigung kaum zu übertreffen. Als bräuchten wir neue empirische Beweise für sexistische Gewalt (im baskischen Sprachgebrauch meist als “sexuelle Gewalt“ bezeichnet). Denn die Zahlen sind nichts anderes als die Bestätigung der düsteren Vorahnungen vom März. Die Politikerinnen brauchen Statistiken, um zu kapieren. Uns Feministinnen recht ein detaillierter Blick in den Alltag und die Gesellschaft.

“Die Daten der Analyse geben uns Information über die Verhaltensformen der Agressoren, entsprechend können wir unsere Interventionen in dieser Art von Situation ausrichten“. In der Zwischenzeit kann das Verachten, Schlagen, Vergewaltigen und Morden weitergehen – bis die Analyse vorliegt. Es ist nicht die erste und sicher auch nicht die letzte. Jede vorherige kam zu ähnlichen Schlüssen und hatte dennoch keine nachhaltigen Konsequenzen. Weder politisch, noch juristisch, noch gesellschaftlich.

Obwohl die Zahl der Notunterkünfte für von Gewalt betroffene Frauen (mit und ohne Kinder) von zwanzig auf vierzig erhöht wurde, ist die Situation in Bizkaia “an einen historischen Höhepunkt gekommen“. Auf die Notunterbringungen folgen geschützte Wohnungen. Von speziell gefährlichen Monstern bedrohte Opfer erhalten Bodyguards, die gerichtlich verordnete Distanz-Vorschriften garantieren sollen. Anstatt direkt die Gewalttäter zu überwachen. (Olatz)

(2020-11-18)

kolu25b03VOM SAUFEN UND STRAFEN

Wenn angesichts der gegenwärtigen Corona-Einschränkungen 200 Jugendliche bei einem nächtlichen Saufgelage erwischt werden, müssen knapp 400 Erziehungsberechtigte Farbe bekennen. Manche argumentieren, dass junge Leute ihren Auslauf und ihre Freiheit brauchen. Das stellt niemand in Frage. Auch ich benötige gelegentlich Abwechslung von der Arbeit, aber die Kneipen sind derzeit geschlossen. Ich betrachte dies als meinen kleinen Beitrag zur Überwindung der Katastrophe, weil wir alle Einschränkungen hinnehmen müssen.

Mein Sohn ist nicht mit Flaschen unterwegs, er trifft sich Nachmittags im Park in kleiner Gruppe mit seinen Freunden – und gut. Das baskische Erziehungs-Modell hingegen scheint vielfach darin zu bestehen, den Kids zwanzig Euro in die Hand zu drücken und zu hoffen, dass sie bis zur Sperrstunde fort bleiben. Freiheit ist subjektiv und kann äußerst egoistisch sein, wenn die Bande am nächsten Tag in der Schule oder der Ausbildungsstätte mit 50 anderen (und mitgebrachten Viren) den Tag verbringt. Erziehung zur sozialen Verantwortlichkeit ist dabei ein Frendwort.

Wo Erziehung und Pädagogik durch Abwesenheit glänzen, füllt die Polizei das Vakuum. In Bilbao hat die Polizei seit Juni 5.495 Anzeigen verteilt. 4.045 wegen des Nichttragens von Gesichtsmasken, 695 wegen der Teilnahmen an Saufgelagen, Botellón. 153 Anzeigen erfolgten wegen Nichtbefolgung der Schließungszeit in Kneipen, 60 wegen fehlendem Abstand, 24 wegen nicht genehmigten Tischen auf der Straße, 12 wegen Überschreiten der maximalen Gästezahl und 40 wegen Action in privaten Jugendclubs. 52 Anzeigen erfolgten wegen Versammlungen von mehr als 6 Personen, 375 wegen Verstößen gegen die Sperrstunde und 38 wegen Verlassens der vorgeschriebenen Wohnzone. Die Zahl der Anzeigen ist doppelt so hoch wie in der Lockdown-Zeit von März bis Mai.

Jeder Verstoß legitimiert die Anwesenheit und Praxis der Polizei, nicht nur jene zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen, auch deren Exzesse, die sich gegen ethnische Minderheiten richten. (Olatz)

kolu25b04VOM TRINKEN UND SPRITZEN

Die baskische Regierung beabsichtigt, die Einschränkungen und Schließungen bis ca. 10. Dezember aufrecht zu erhalten, falls keine neuen Virenherde feststellbar sind. Spätestens dann brummt das Weihnachtsgeschäft. Einstweilen bittet sie inständig, das Trinken und Essen auf der Straße zu unterlassen. Denn jene, die vorher den ganzen Tag in der Kneipe zugebracht haben, setzen sich nun nicht einfach vor die Glotze, sondern suchen die Nischen der Barrios, um gemeinsam zu trinken. Die Gastronomie wird nun doch entschädigt für ihre Ausfallzeiten. Ob dies ausreicht, um Zahlungs-Unfähigkeiten zu vermeiden, wird sich an der Reaktion der Betroffenen ablesen lassen.

Die spanische Gesundheitsbehörde hat grünes Licht gegeben für klinische Tests eines neu entwickelten Impfstoffs eines ausländische Pharmamultis (J&J). 30.000 Freiwillige sollen sich in 16 Krankenhäusern spritzen lassen, um die Wirksamkeit unter Beweis zu stellen.

(2020-11-16)

DAS SPRITZEN-WETTRENNEN

Hinter den Kulissen war es bereits lange im Gang: das Wettrennen um die erste und beste Impfungs-Spritze gegen das Coronavirus. Nun hat das Rennen die Öffentlichkeit erreicht, sprich: es nähert sich der Moment, in dem die Seren verfügbar sind, nachdem sie von den jeweiligen Gesundheits-Behörden geprüft und zugelassen werden.

kolu25b1Das Rennen um die Spritze ist nicht nur ein Wettkampf um die beste wissenschaftliche Leistung. Es ist vor allem eine Jagd nach Millionen oder Miliiarden-Profiten. Denn nichts ist derzeit besser in den Börsenkursen vertreten als Unternehmen mit vielversprechenden Impfstoffen. Die (zurecht) vielfach misstrauisch betrachtete Pharma-Industrie steht vor einem historisch einmaligen Wirtschafts-Erfolg. Dieser klar voraussehbare Kassen-Erfolg der Labore und ihrer Hintermänner war seit Pandemie-Beginn einer der Gründe, weshalb bestimmte Verschwörungs-Theoretiker davon ausgingen, dass die Pandemie gezielt angezettelt wurde, um jene gigantomanischen Gewinne einfahren zu können.

MILLIARDENGEWINNE

Leider folgten den Theorien in keinem Fall Anhaltspunkte oder Beweise. Es blieb bei der (durchaus logisch daherkommenden) Folgerung: Wem die Pandemie am meisten nutzt, der ist verantwortlich für sie. Es wäre nicht das erste Mal. Imperialistische Regierungen haben mehrfach in der Geschichte chemische und biologische Waffen gegen politische Gegner eingesetzt, oder sogar innerhalb der eigenen Bevölkerung Versuche gemacht. Allen voran die USA.

Die anbietenden Pharma-Unternehmen, an deren Namen wir uns langsam gewöhnen dürfen, sitzen in den Startlöchern, jede Woche Entwicklungs-Vorsprung kann sich in astronomischen Profit-Summen ausdrücken. Gleichzeitig haben sich Institutionen wie die Europäische Union oder Staatsregierungen als potenzielle Kunden in Stellung gebracht. Verhandelt werden Verträge über die Lieferung von Millionen von Impf-Dosen. Die EU zeigt sich dabei besonders schlau und kauft gleich bei verschiedenen Pharma-Anbietern. Es ist immer gut eine Auswahl zu haben, falls sich einer der Käufe als Flopp herausstellen sollte. In jedem Fall ist das Geld gut aufgehoben, denn die Spritzenkäufe gleichzeitig ein großer Transfer von öffentlichen Mitteln an die privaten Aktien-Millionäre der Pharma-Industrie.

WIE FUNKTIONIERT DAS GESCHÄFT?

Nachdem der Pharma-Konzern A vor Tagen sein Impf-Produkt vorstellte und dessen Einsatz für Jahresbeginn 2021 ankündigte, stiegen (selbstverständlich) die Aktien des Unternehmens. Als zwei Tage später der Konzern B an die Öffentlichkeit trat, stiegen dessen Aktien ebenfalls, gleichzeitig fielen die von Pharma A wieder. Warum? Pharma A hatte ein Produkt vorgestellt, das zwischen Produktion und Anwendung ohne Unterbrechung bei minus 70° Grad gekühlt werden muss. Sofort begannen die Spekulationen, wie eine solche Aufbewahrung samt Transport zu bewältigen sei. Ein Unternehmen in Gipuzkoa zeigte sich in der Lage, Millionen von Seren unter den erforderlichen Umständen zu lagern. Auch die wollen Geld verdienen. Dass für Pharma B jedoch Kühlschrank-Temperatur ausreicht, um seine Produkte zu konservieren, gab den Ausschlag für die gegenläufige Börsenaktivität. Zudem spricht Pharma B von einer 95%-igen Wirksamkeit seiner Spritze, Pharma A blieb bei 90% hängen. Aus Prozentpunkten wird Milliarden-Reichtum. Langsam werden wir zu Pandemie-, Pharma- und Börsen-Expertinnen geschult.

kolu25b02JUNKIE-PFLICHT

Wissenschaftlerinnen gehen davon aus, dass die Krankheit überwunden werden kann, wenn 70% der Bevölkerung Immunität erlangt hat. Der Weg geht über die Krankheit selbst oder über eine Impfung. Um die Herden-Immunität so schnell wie möglich herzustellen, liegt deshalb die Frage nahe, ob die Impfung zur Verpflichtung gemacht werden kann. Ein Jurist der baskischen Universität geht davon aus, dass dies aufgrund eines Gesundheits-Gesetzes aus dem Jahr 1986 möglich sei, obwohl im Text nicht explizit von Impfungen die Rede ist. Eine Pflicht sei jedoch nicht ratsam (um Konflikte zu vermeiden). Ein zweiter Experte hat zum Thema eine bessere Idee: Man könnte einen Impfpass einführen, den die Leute (zum Beispiel) beim Betreten einer öffentlichen Bibliothek vorzeigen müssen. Es bedarf wenig Phantasie, um sich die potenzielle Dimension dieses Impfpasses auszumalen. Öl auf das Feuer der Impf-Gegnerinnen.

FINGER IM SPIEL

Bayer, Merck, Novartis oder La Roche gehören zu den weltweit berüchtigsten Pharma-Produzenten. Diese Namen tauchen in den Listen der aktuell um den Covid-Impfstoff buhlenden Unternehmen überraschenderweise nicht auf. Vielleicht auch nicht überraschend, besser im Schatten agieren. Bayer riskiert eher einen Boykott-Aufruf als ein unbekanntes Unternehmen mit dem Namen BXT-Living. Insofern ist derzeit besonders interessant, wer die Anteileigner, Aktionäre und Profiteure der derzeitigen Spritzenbuhler sind. Schau nach im Börsenbericht. (Gabon – Olatz)

(2020-11-14)

SATURDAY NIGHT FEVER

Samstag Abend 18 Uhr, laue November-Luft, die Straßen in der Altstadt sind voller Passantinnen. Nichts erinnert daran, dass wir uns mitten in einer Pandemie mit Ausgangssperre befinden. Nur die Masken auf den Gesichtern und die Tatsache, dass die vielen Jugendlichen keine Alkoholflaschen in ihren ihren Taschen mitschleppen. Vier Stunden Frist bleiben bis zum nächtlichen Lockdown. Die Älteren sind zu zweit unterwegs, die Jungen in Cliquen, die meisten halten sich an die maximale Zahl von sechs.

kolu25a03Auffällig ist das Fehlen der Kinder. Die sind mit ihren Alten auf Spielplätzen, wo sie sich hemmungslos austoben können. Vereins-Sport ist schließlich ebenfalls verboten. Riesige Pulks von 12-jährigen jagen Fußbällen hinterher. Hier denkt niemand mehr an die festen “Blasen-Gruppen“ der Schulen, mit denen die Verteilung des Covid verhindert werden soll, bislang mit einigem Erfolg. Auf den öffentlichen Spielplätzen hingegen darf der Virus frei weitergegeben werden. Eltern haben sich was zu Trinken aus der Dose mitgebracht, rauchen und sind froh, sich mal einen Moment nicht um die Kids kümmern zu müssen.

Er liegt spürbar in der Luft, dieser Drang zur Versammlung, die verzeifelte Suche nach Kontakten und sozialem Leben. Wenn nicht in den Kneipen, dann eben auf Straßen und Spielplätzen. Es gibt gar nicht ausreichend Polizei, alle Dunkelstellen zu überprüfen. Schwachsinns-Begründungen für unzureichende und fehlgesteuerte Schutz-Maßnahmen wirken wie eine Aufforderung zur Regelverletzung. Wo zum Teufel, fragen sich viele, kommt in Euskadi dieser verdammte Virus her?

VOM HIMMEL GEFALLEN

Ein renommiertes Institut in Madrid und das “Nationale Netz zur Epidemologischen Überwachung“ versuchen sich an einer Antwort. Weil alle Regional-Verwaltungen verpflichtet sind, ihre Daten wöchentlich dort zur Analyse abzuliefern. Die Zahlen sind schwer zu interpretieren. Bei 95% der im Baskenland berichteten Fälle ist der Ursprung der Ansteckung unbekannt. Den krassen Gegensatz hierzu bilden die Regionen Rioja und Murcia, die in sieben von zehn Fällen wissen, wie sich die Patienten die Bestie geholt haben. Arbeiten baskische Pflegekräfte also schludrig? Das bedarf einer Erklärung.

Wird ein Covid-Fall bekannt, füllt das Gesundheits-Personal ein Formblatt aus, in dem sieben Ansteckungs-Versionen zur Auswahl stehen (bitte nur ein Kreuzchen): im Gesundheitssystem, im gesundheitlichen Ersatzsystem, bei der Arbeit, zu Hause, in der Schule, sonstwo und unbekannt. In Andalusien und Euskadi ist das Kreuz in 95% der Fälle bei “unbekannt“ zu finden, nur 5% werden anderweitig zugeordnet. In Navarra werden 70% verortet, in Valencia 60%, in Aragon, Kastilien sind es ebenso viele, da scheinen größere Anstrengungen zur Erklärung gemacht zu werden. Extremadura, die Kanaren und Galicien kommen immerhin noch auf 50%. Für die niedrige Zahl in Euskadi hat niemand eine Erklärung.

ANSTECKUNGS-BEREICHE

Die Auswertung der Gesamtzahlen ergibt auf staatlicher Ebene folgendes Bild: der Ort der häufigsten Virus-Übertragungen ist der häusliche Bereich (32%). In Euskadi will man davon nichts wissen, nur in einem Prozent der Fragebögen trifft das Kreuz das Zuhause mit Angehörigen und Freundinnen. Geschlossene Räume, keine Ventilation, Körperkontakt, vertrauliche Atmosphäre, die zum Abnehmen der Masken animiert.

Danach kommen der undefinierte Bereich “sonstwo“ mit 11%, der Arbeitsplatz mit 6%, Ersatz-Gesundheits-Zentren mit 4%, das Gesundheits-System mit 2% und die Schule mit 1,5%. Die übrigen 43% fallen auf “unbekannt“, wobei die staatliche Ziffer vor allem von Euskadi und Andalusien nach oben getrieben wird. Zwischen den Geschlechtern gibt es wenig Unterschied, nur im Gesundheitsbereich, wo doppelt so viele Fraune wie Männer angesteckt werden (wer hätte es gedacht). Gastronomie (tags) und Nachtleben (nachts) werden dummerweise in einen Topf geworfen, dennoch ergibt sich eine geringe Verbreitungsrate. Erwähnt werden noch Sportzentren, Akademine, öffentlicher Transport und Schönheits-Salons als Übertragungsorte. Aus dem Kulturbereich wurde nur ein einziger Fall mit elf Ansteckungen gemeldet – dennoch sind von der neuen Schließung gerade in diesem Bereich viele betroffen, die neben Kultur auch noch Ausschank betreiben.

(2020-11-13)

DIE MÄRCHEN-ERZÄHLERIN

Gabon – guten Abend. Mein Name ist Olatz. Immer noch. Die Baskultur-Redaktion hat mich zu einer zweiten Unterhaltungs-Etappe eingeladen, um die werte Leserinnenschaft mit Information und Kommentaren bei Laune zu halten. Zur Erinnerung: wir befinden uns nach wie vor in einer für viele tödlichen Pandemie, mittlerweile in der zweiten Welle. Nicht ganz so eingesperrt wie im April, aber doch einiger unserer geliebten Freiheiten beraubt. Vor allem die Sache mit den geschlossenen Kneipen macht uns schwer zu schaffen: keine Bars, keine Begegnungen, keine Freundinnen. Neben den ausführlichen Spaziergängen (ohne den Wohnort zu verlassen) bleibt nur das kommerzielle Rumdümpeln in Geschäften.

Gezwungenermaßen haben wir erneut mehr Zeit für uns selbst, zum Nachdenken, für Philosophie. Mittendrin (in jedwedem Prozess) Bilanz zu ziehen, ist nicht üblich, das überlassen wir üblicherweise den Soziologinnen, wenn alles schon fast vergessen ist. Ich bin weder Soziologin, noch halte ich mich an die üblichen Regeln. Vielmehr gehe ich davon aus, dass auch der halbe Weg (???) ausreichend Weisheit vermittelt hat, um Rückschlüsse zu ziehen für das, was uns noch bevorsteht. Widerstände, Neubestimmungen, Handlungsanleitungen, bitte keine Fehler wiederholen.

DAUER-KARNEVAL

Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich in wenigen Monaten herumlaufen würde wie eine Mischung aus Zombie und Karnevals-Verkleidung, hätte ich nur müde gelacht. Doch spätestens zwischen Februar und März (2020) haben wir den Anschluss an die Realität verloren. Nur kurzfristig, als das Coronavirus-Phänomen wie ein karibischer Hurrikan über uns hinwegfegte. Heute gehe ich mit Schirm und Maske “bewaffnet“ durch die Straßen meiner Heimatstadt, fast zur Unkenntlichkeit entstellt. Mit dem zusätzlichen Problem, dass wegen der “Schutzrüstung“ laufend die Brille beschlägt. Peinlich berührt und wehmütig denke ich an die Zeiten zurück, als ich die Asiatinnen belächelte, die ich im Fernsehen mit ihren Gesichtsmasken rumlaufen sah. Aus dem regierungsamtlichen Vermummungs-Verbot wurde ein Vermummungs-Gebot. Sogar Islam-Feinde müssen sich eingestehen, dass sie sich langsam der Burka-Kultur nähern.

Die vergangenen acht Monate haben uns zu anderen Menschen gemacht – inwiefern, müssen alle individuell beantworten. Wer den Krieg nicht erlebt hat, kann sich den Krieg nicht vorstellen. Wer die Pandemie nicht erlebt hat ... Wir waren überrascht, überrumpelt, irritiert, haben uns arrangiert, gewöhnt, halblegale Nischen und neue psychologische Überlebens-Strategien gesucht.

Viele haben zum ersten Mal gehört oder gelesen, dass es so etwas wie eine Welt-Gesundheits-Organisation gibt. Bei der es Mitglieder gibt oder Austritte (siehe D. Trump). Wir haben begriffen, was der Unterschied ist zwischen einer Epidemie und einer Pandemie, haben uns an die fälschlicherweise “Spanische Grippe“ genannte Pandemie erinnert und wurden mit täglich wechselnden Schutz-Verordnungen bombardiert, dass wir manchmal nicht mehr wussten, wo vorne und hinten ist: mit Handschuhen oder ohne, mit Maske oder ohne ... Kinder wünschten sich, wie Hunde behandelt zu werden.

SEHEN UND LERNEN

Wir haben gelernt und gelernt und gelernt ... das das Virus sichtbar und unsichtbar sein kann. Wer hätte vorher erklären können, was “asymptomatisch“ sein soll. Wir haben gelernt, mit anderen Maßstäben zu messen. Nicht nur körperliche Gesundheit wurde zu einem entscheidenden Faktor, plötzlich stand auch die mentale Gesundheit auf der Tagesordung, denn viele litten nicht an Covid, sondern schlicht an Angst vor Covid, vor der unsicheren Zukunft und vor dem Tod. Wir haben gelernt, wie nach dem Krieg für Lebensmittel-Karten am Laden Schlange zu stehen und beim Behördenanruf so lange auf Antwort zu warten, dass die Zeit reichte, ein ganzes Mittagessen zu kochen.

Vor allem haben wir gelernt, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche zu leben, weil sich Ereignisse und Gegenmaßnahmen vielfach überschlugen. Das Kompetenz-Gerangel der vielen Zentral- und Regional-Fürsten hat ermüdet, jeder war besser mit seinem Management, am Ende waren alle die gleichen Versager. Viele Köche verdarben auch den Pandemie-Brei. Meist war Coronavirus nicht eine Frage von Gesundheit, sondern von schmieriger Parteipolitik: “Was gibst du mir, wenn ich deinem Alarm zustimme“. Zahlen wurden wenn schon nicht gefälscht, dann doch nach politischem Gutdünken manipuliert. Unnötige Wahlen wurden beschworen und mit pandemischer Gewalt durchgezogen.

kolu25a02KONTAKTVERBOT UND MASKEN

Wir mussten uns anhören, dass jegliche Berührung von Fremden, Bekannten und Freundinnen zur Ansteckung führen kann und haben diese soziale Umgangsform zunehmend nur noch unter unseren Allernächsten praktiziert. Mit schlechtem Gewissen vielleicht, aber auch mit widerständischem Bewusstsein. Die meisten kamen durch, noch darf ich mich dazu zählen, auch wenn das Virus immer näher rückt.

Nichts war und ist so umstritten wie die Masken, hier haben die Expertinnen völlig versagt, nie konnten sie überzeugen, ob diese Art von Mund- und Atemschutz wirksam ist oder nicht. Ich selbst habe versucht, sie als kleineres Übel hinzunehmen, ohne mich zu echauffieren: besser mit Maske auf die Straße und zur Demo, als ohne Maske zu Hause eingeperrt. Manchmal vergesse ich sie umzuschnallen, wenn ich auf die Straße gehe, und manchmal vergesse ich sie abzunehmen, wenn ich nach Hause zurückkomme. Das Gerät ist zu einem Teil des Alltags geworden. Selbstverständlich hausgemacht und mit feministischem Logo. Wir sind Gewohnheitstiere.

POLIZEI-RASSISMUS UND MILITARISIERUNG

Von Beginn an wurde klar, dass bestimmte politische und Sicherheits-Kräfte die Notsituation der relativen Ausgangssperre für repressive Maßnahmen nutzen. Militär auf den Straßen bedeutet politischen Ausnahmezustand, die Befehlshaber hingegen registrierten ihre “neue Normalität“ mit vollster Genugtuung. Bei Pressekonferenzen der Zentralregierung waren immer Militärs anwesend, bis des Volkes Zorn dies änderte. Die beiden baskischen Polizeikräfte in Bilbao haben den neuen Aktions-Spielraum kräftig genutzt für rassistische und brutale Einsätze gegen Migranten und Migrantinnen. Wir wurden zu bloßen Beobachterinnen auf dem Balkon degradiert, die Möglichkeit zur politischen Intervention in den Straßen war versperrt. Rassistische Polizeigewalt gepaart mit vollständiger Straflosigkeit breitete sich aus wie ein Geschwür, es wird schwer werden, diese Praxis wieder zurückzudrängen.

TXINA - CHINA

Das mächtige Land im Osten stand von Beginn an im Mittelpunkt der Debatten, und erhielt alle denkbaren Auzeichnungen: einmal als Pandemie-Verursacher, dann als perfekte Pandemie-Manager, die in zehn Tagen ein ganzes Krankenhaus hochzogen und die ersten waren, die den Virus bezähmten. Zwischen Verachtung und Bewunderung. “Wenn in China ein Fall von Coronavirus festgestellt wird, werden vier Millionen Personen untersucht – das ist der große Unterschied“, brachte ein Gesundheits-Experte die chinesiche Mentaliltät auf den Punkt. Um uns herum hingegen Zögern, unsinnige Debatten, Kompetenzgerangel, Halbwahrheiten, Negationisten, Verschwörungs-Theoretiker und Maskenfeinde.

SOLIDARITÄT

Sich trotz Einschluss um die Nachbarinnen zu kümmern wurde zur humanistischen Pflicht. Überall schossen Hilfsnetze aus dem Boden, dennoch wurde ihr Altruismus wenig nachgefragt, weil Nachbarschafts- oder Hausgemeinschaften besser funktionieren und näher sind. Die Behörden sahen diese Initiativen mit schlechter Miene: alles was von unten kommt ist verdächtig und subversiv.

Selbst in der rechten Presse tauchten Artikel auf, die die Privatisierung von Gesundheitsleistungen und das limitierte öffentliche System in Frage stellten – reiner Opportunismus, denn mittlerweile sind sie aus dem Mediendschungel wieder verschwunden. Dafür müssen Schuleltern, Pflegepersonal und andere betroffene Berufs- und Interessengruppen streiken, um gehört zu werden und an der Verbesserung der Situation zu arbeiten. Wenn die Pandemie einen positiven Effekt haben soll, dann bei dem wachsenden Bewusstsein, dass es mit der Ökologie, der Massentierhaltung, den Sozialkürzungen und fehlenden Hilfsangeboten gegemn Armut so nicht weiter gehen kann.

VON DER ERSTEN WELLE ...

Das Ende des Alarmzustands und der Beginn neuer Bewegungsfreiheit wurde in der Gesellschaft sehr unterschiedlich interpretiert. Zwar war von “neuer Normalität“ die Rede, viele verstanden den Begriff jedoch nicht und gingen zur “alten Normalität“ zurück. Massentreffen, Feten, Disco, illegale Fiestas, jugendliche Massenbesäufnisse. Folgerichtig wurde die jüngere Generation plötzlich zum Covid-Überträger Nummer Eins und wurde bereits Ende Juli zum Schanzentisch für die zweite Welle. Soziale Verantwortung wurde klein geschrieben, wenn überhaupt vorhanden.

Beispielhaft reagierte der schwer angeschlagene Gastronomie-Bereich, in dem – mit dem Rücken zur Wand – die Schutzmaßnahmen weitestgehend konsequent eingehalten wurden. Dennoch wurden gerade sie zu Sündenböcken gestempelt und erneut geschlossen. Während viele sich über andauernde Schutz-Maßnahmen beschwerten und Schlupflöcher suchten, bemühten sich andere, im Rahmen des Möglichen ihre alten Aktivitäten wieder aufzunehmen. Die baskischen Renter*innen zum Beispiel, die seit drei Jahren jeden Montag für ihre Forderung nach würdiger Bezahlung auf die Straße gehen. Oder der Kulturbereich, der sich aufmachte, sich eben mit der Hälfte des Publikums zufrieden zu geben. Die ewige Frage: ist das Glas halb leer oder halb voll. Die Pessimisten sehen es leer, die Kreativen sehen es voll.

... ZUR ZWEITEN AUSGANGSSPERRE

Häufig sichtbare persönliche Unverantwortlichkeit und missliches politisches Management der Pandemie haben uns mit einer zweiten Welle konfrontiert. Vielleicht war es auch einfach die zwanghafte Logik der Statistik, denn bei allen Pandemien des letzten Jahrhunderts gab es zumindest einen zweiten Durchlauf. Scheinbar können wir uns diesem Zwang nicht entziehen. Nur in China ist dies offenbar möglich. Umsiedeln will ich dennoch nicht.

Was uns als nächstes bevorsteht ist nicht die dritte Welle, sondern die vergiftete Diskussion, ob wir uns impfen lassen sollen oder nicht. Oder ob wir gar dazu verpflichtet (verurteilt) werden. Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits die Covid-Leugner und Ultrarechten, wie sie sich die Hände reiben angesichts des Zulaufs, den sie erwarten können. Zivilen Ungehorsam werden sie es nennen und einmal mehr ein emanzipatorisches Element für ihre totalitären Absichten missbrauchen.

Ich erinnere mich an einen unsäglichen Liedermacher, der zu seinen besseren Zeiten sang: “Du lass dich nicht verbittern, in dieser bittren Zeit. Die Herrschenden erzittern, doch nicht vor deinem Leid. Du lass dich nicht erschrecken, in dieser Schreckenszeit. Das wolln sie doch bezwecken, dass wir die Waffen strecken, schon vor dem großen Streit.“ Dabei belasse ich es, bleibt gesund und stabil. Olatz

ABBILDUNGEN:

(1) Corona-Queen (FAT)

(2) Maskenpflicht (eleconomista)

(3) Spielplatz-Syndrom

(4) Impfstoff-Entwicklung

(5) Börsenberichte

(x)

(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-11-13)

Zwei Ermittler, von denen man mehr lesen möchte

12.12.20

Volker Albers

Baskische Tragödie

Baskische Tragödie

„Dunkle Wolken über Alberta“ von Thomas King ist ein pointierter Krimi. Alexander Oetkers „Baskische Tragödie“ überzeugt.

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