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Das Kriegsbeil ausgegraben!

Lockdown, Lockerung, Normalität – Ausgangssperre, Kneipenverbot, Lockerung ... neun Monate dauert das Auf und Ab mittlerweile und versetzt die Bevölkerung in eine Mischung zwischen Panik und Gewöhnung. Der Olentzero hat als besonderes Mitbringsel die Spritze in der Hand, doch die Hälfte der Leute willl nichts davon wissen. Längst verloren ist die Orientierung, was gerade verboten und erlaubt ist. Versuche, innerhalb des Möglichen einen akzeptablen Alltag zu organisieren. Dazu ein neuer Virus in Süd-England.

Coronavirus-Pandemie 2020: Wird aus der zweiten eine dritte Welle? Nicht einmal die begonnene Impfungs-Kampagne wird es vermeiden können. Lockerung bedeutet Massen, Massen bedeuten Ansteckungen und die führen zurück zum Einschluß. Ein fast perfekter Teufelskreis.

(2021-01-14)

ERNST NEHMEN

Familiäre Weihnachtsfeste hinterlassen ihre Spuren, die Covid-Zahlen steigen unaufhörlich. Wie anstrengend und unerträglich der neue Schulalltag sein muss, machte die Zahl von über 700 Lehrerinnen und Lehrer deutlich, die bei Wiederbeginn im neuen Jahrdurch Ersatz-Personal ersetzt werden musste.

kolu26a21Der mit den Regierungs-Maßnahmen kritische Mediziner Bengoa hält einen halbnormalen Sommer für möglich, wenn die Impfkampagne beschleunigt wird. Gleichzeitig warnt er davor, die englische Covid-Variante zu unterschätzen. “Die Situation ist gleich wie vergangenen März, oder etwas schlechter“, sagte er in einem Radio-Interview. “Deshalb sollten die selben Maßnahmen ergriffen werden wie im März 2020, ein Lockdown zu Hause, aber etwas kürzer, vielleicht drei bis vier Wochen“. In der Gesellschaft sieht Bengoa mehr Sensibilität und Bewusstsein, was die aktuelle Situation und notwendige Konsequenzen angeht. Bei den verantwortlichen Politikern sieht er das nicht. “Es ist als würden wir bei einer Krebserkrankung nur die Hälfte der Chemo-Therapie anwenden. Was wir vor uns haben ist aber viel gravierender, die ganze Dosis muss zur Anwendung kommen.“

Weihnachten war ein “super-ansteckender Event, für den wir jetzt die Rechnung bezahlen müssen“. Bisher sei unklar, wie weit die englische Variante im Baskenland verbreitet ist, es bestünde die Gefahr, die höhere Ansteckungs-Rate zu unterschätzen. Der Politik wirft er vor, dass versucht werde, einen Lockdown zu vermeiden und stattdessen halbherzige Maßnahmen ergiffen werden. “Gegen einen Virus helfen keine mittelmäßigen Maßnahmen. Aus politischen Gründen und um die Wirtschaft zu retten wird versucht, mit einem Minimum an Maßnahmen etwas zu erreichen. Aber das Ergebnis ist das genaue Gegenteil, die Wirtschaft wird noch mehr geschädigt, wenn weiter mit einem Minimum gearbeitet wird. Anstatt zu schnellen und hochwirksamen Maßnahmen zu greifen.“ Deshalb fordert er einen kurzen aber harten Lockdown, zusammen mit mehr Impfungen.

Nach Bengoas Ansicht hat der erste Lockdown funktioniert. Nun werde versucht, bei der zweiten Welle habe es nur noch eine Halb-Kontrolle gegeben, die nun in der dritten zu wiederholen versucht werde. Die dritte Welle sei jedoch wegen der englischen Variante deutlich ansteckender. “Die Zahlen steigen nicht einfach, sie multiplizieren sich. Die Situation ist schlimmer als uns erzählt wird.“ Laut Bengoa steigt die Gefahr von Viren-Mutationen, je länger die Pandemie andauert. Neben einem erneuten Kurz-Lockdown setzt der Mediziner dabei auf den Erfolg der Impfkampagne, die mit allen Mitteln beschleunigt werden müsse.

(2021-01-13)

VOM RAUCHEN

Endlich einmal eine gute Nachricht im Zusammenhang mit der endlosen P-Geschichte. Schon lange hatte ich sie erwartet, wurde aber auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Nun hat ausgerechnet die Regional-Regierung Navarras mir dieses Geburtstags-Geschenk gemacht.

Raucher*innen hatten während der Pandemie von Beginn an Privilegien. Als der Lockdown losging, wurde der Kauf der Droge zu einem der wenigen Alibis für den Gang auf die Straße. Weil Coronavirus in vielen Fälllen die Atemwege angreift, war ich von Beginn an verwundert, wie kulant mit den Tabak-Süchtigen umgegangen wird. An der Schlange zur Bäckerei wurde ich rücksichtslos mit Rauch zugeblasen. Intolerant sind nicht jene, die andere mit Gift konfrontieren, sondern die, die sich wehren und ihr Recht auf Gesundheit verteidigen. Besser wurde es, als die Rauch-Abstands-Regel eingeführt wurde und die Giftverbreiter sich etwa zurücknehmen mussten.

kolu26a21Was ich von einem rationalen Gesundheits-System (das den Namen Gesundheit verdient) erwartet hätte, ist: eine überzeugende Werbe-Kampagne “Hör-auf-zu-rauchen“. Womöglich mit ökonomischen Anreizen und ganz im Sinne der Pandemie-Bekämpfung. Doch wahrscheinlich hatte die Lobby der Tabak-Industrie von meiner Idee Wind bekommen und drohte mit fiskalen Konsequenzen. Kapital-Gewinne und Steuer-Einnahmen gehen vor Volxgesundheit.

Rauchen in öffentlichen Räumen und Gaststätten ist schon seit 10 Jahren verboten. Nun traut sich die Navarra-Regierung auch auf die Straße. Verboten wurde, in Straßencafes zu rauchen, auch im Gehen ist es nicht mehr erlaubt. Nur noch, wenn der Inhalator (oder das weibliche Gegenstück) mit angemessenem Abstand in einer Ecke steht und tut, was sie nicht lassen kann.

Ich bin eine tolerante Person. Ex-Raucherin. Nie habe ich geschmökert, wenn auch nur eine anwesende Person das nicht wollte. Habe mich auch nicht beschwert, wenn in Kneipen oder Jugendzentren marginal gegen die Regel verstoßen wurde (zu meinem physischen Nachteil). Doch die Pandemie hat mir den Rest gegeben. Den Rest von Toleranz genommen. Es ist eine falsche Tolerenz. Gegenüber den Übergriffigen und Verschmutzern. Die sich dann auch noch in ihren Menschenrechten angegriffen fühlen.

Die baskische Gesellschaft ist eine Drogen- und Sucht-Gesellschaft auf allen Ebenen: vom Wetten bis zum Joint. Bis heute ist Rauchen ein Status-Symbol, das vor allem Jugendlichen und Frauen auf dem Weg zu mehr sozialer Anerkennung hilft. Navarra ist ein Anfang. Sie sollen in Nischen getrieben werden, wo sie niemand mehr vergiften können. Verfluchte Toleranz! Olatz

(2021-01-12)

WIEDER UMZINGELT

Da sind wir doch schon wieder eingesperrt und für alle ist was dabei! Dieser Weihnachts-Kommerz konnte nicht gut gehen, er wurde zu einer Welle mit Vorankündigung. Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Wohl erwartet tut weniger weh. Und die baskische Regierung zeigt sich phantasievoll, mit immer neuen Konzepten will sie diese dritte Hälfte der Pandemie bewältigen.

Die Geschichte mit der Einsperre in der Provinz ist alt, ist auch egal. In Bizkaia gibt es schließlich alles, Meer, Berge, Supermärkte, Telepizza, Internet und Politiker, die wenig taugen. Die Kneipen müssen in diesem Fall nicht den schwarzen Peter markieren und dürfen offen bleiben (irgend jemand hat da etwas gelernt). Dafür gibt es Brot und Peitsche für lokale Virus-Werte. Die berühmten 500 auf 100.000 werden wieder aktiviert. Bisher waren sie die rote Markierung in der Morgenzeitung, jetzt setzt es Schläge. Wo das Limit übersprungen wird, wird dicht gemacht. Niemand mehr raus, niemand mehr rein. Im eigenen Virensaft schmoren bis die Zahlen besser werden.

Dabei gibt es selbstverständlich Spielraum für Manipulation. Die letzten Wochen haben nämlich gezeigt: wo viel getestet wird, ist viel positiv, also eigentlich negativ, aber lassen wir das mal ... viel Virus jedenfalls. So könnte jemand auf die Idee kommen, weniger zu testen, um die Zahlen gering zu halten. Die telefonischen Diagnosen laufen ohnehin ohne Test und mit der warmen Empfehlung, doch einfach zwei Wochen zu Hause zu bleiben, eine Netflix-Therapie zu machen und die gestressten Sani-Behörden tunlichst in Frieden zu lassen. Utzi bakean!

kolu26a20Die Arschkarte haben jene Orte mit großen Altersheimen. Wenn da der Blütenstaub fliegt ... je kleiner der Ort, desto stärker fallen die Mehrfach-Ansteckungen ins Gewicht. In Muskiz zum Beispiel. Bei einem Personalstand von 120 wurden 110 positive Negative gemeldet. Das haut rein. Niemand darf mehr rein, niemand mehr raus. Bermeo, Arrigorriaga, Markina, Arasate, mein geliebtes Agurain ... Derweil geht die Spritzen-Verteilung ihren sozialistischen Gang. Erst die oberen Zehntausend in den Altersheimen (apropos ... was ist eigentlich aus Oiartzun geworden?), dann die weniger Wichtigen, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Dem Regierungs-Sprecher rutschte neulich heraus, er wolle jeden Monat 2.000 Leute impfen. Schnelle Kopf-Rechnerinnen kamen zu dem Ergebnis, dass die Komplett-Impfung der baskischen Bevölkerung dann 10 Jahre dauern würde. Der Leidenswert steigt wieder, der Spaßwert ebenfalls. Tut mil leid, ich habe mich velsplochen.

Der nächste Kommerz-Feldzug ist übrigens Ostern. Es soll Zeitgenossinnen geben, die sich bereits Gedanken machen über den nächsten Urlaub in der Ferne. Es ist zynisch: in Madrid haben 8.000 Personen bei Minusgraden keine Heizung – und Frau Huber will die Thailand-Reise buchen. Wenn das so läuft, bin ich entschieden für eine Fortsetzung der Pandemie bis 2030. Vielleicht lade ich mir morgen zwanzig Leute in meine 30 Quadratmeter-Wohnung ... besser so als Massentourismus.

Ehrlich gesagt, bin ich froh, nicht als Engländerin geboren zu sein. Nicht wegen Brexit, auch nicht wegen Boris – ich bin einfach glücklich, die Zeitung noch in der Kneipe lesen zu dürfen. Mehr will ich vom Leben gar nicht mehr. Frau gönnt sich ja sonst nichts ... Olatz

(2021-01-10)

DER LANGSTRECKENLAUF

“Wenn sie uns sagen würden, das Ganze dauert sechs Monate und dann ist alles vorbei, dann könnten wir uns darauf einstellen, die Kräfte einteilen. Aber so wie es aussieht, laufen wir von einer Verlängerung in die nächste. Nach der ersten Welle die zweite, nur kommt die fritte und ein Ende ist nicht abzusehen“. Worte einer Freundin, die im Krankenhaus arbeitet. Die Erschöpfung ist in ihren Augen zu sehen.

Auch der Hoffnungsschimmer, den die Spritzen mit sich brachten, ist schon verflogen, bevor die Kampagne richtig in Bewegung kommt: wenig Impfungen, Zweifel an der Wirksamkeit, Ablehnung, keine überzeugenden Argumente, nun droht auch noch die englische Grippe ... Desillusion. Dass die Garantie des Weihnachts-Geschäfts und der Familienfeiern ihren Preis haben würde, war klar. Unklar war nur, wie hoch dieser Preis ist. Die Zahlen steigen, die dritte Welle rauscht an, neue Sanktionen sind angeküdigt.

kolu26a19KONSEQUENZ

“Es fehlt am Bewusstsein“, sagt meine Freundin. “Immer wenn die Einschränkungen gelockert werden, gehen die Exzesse los. Vor ein paar Tagen war ich im Stadtzentrum, in einer Kneipenmeile. Mich traf der Schlag: Feierstimmung, alle dicht an dicht, ohne Masken, singend.“ – “Wer will den Menschen die Freude am Leben nehmen?!“ entgegnete ich. “Du hast Recht“, antwortete sie, “aber es ist nur eine sehr kurze Freude, das Lachen und Singen bleibt uns im Halse stecken. Auch denen, die singen, wenn sie nach Hause kommen und hören, dass die Oma gestorben ist. Es fehlt an Bewusstsein.“

Es fehlt an Bewusstsein? Nach zehn Monaten Kampagnen, Appellen und Aufklärung? “Was uns da als Aufklärung vorgespielt wird, ist eine Show, auf die niemand mehr hereinfällt. Werbespots im Fernsehen für Masken, wir haben sie so oft gesehen, dass wir das gar nicht mehr ernst nehmen. Es ist zur Normalität geworden wie die Hundescheiße vor der Haustür. Der Appell des Gesundheits-Ministers – zum Lachen. Viele denken: naja, mich wirds schon nicht treffen. Die Leute brauchen keine Statistiken, die ohnehin manipuliert werden, sie brauchen Tote, oder Freundinnen, die es durchgemacht haben und von den Folgen erzählen können.“

ZEIT UND ENTSPANNUNG

Die Zeit spielt eine negative Rolle. Je länger das Leiden dauert, desto weniger werden die Maßnahmen ernst genommen. “Manche Experten sagen, das Covid verschwindet nicht, wir müssen damit leben. Das kann sein, aber die Aussage führt zu Entspannung und Nachlässigkeit. Du stehst ohnmächtig vor der Wellenbewegung, die auf dich zukommt, aber irgendwie muss das Leben ja weiter gehen. Vor allem für die Eltern und die Kinder. Die Kleinen sind mittel- und langsfristig die Leidtragenden. Wir können uns nicht vorstellen, was sie auf der psychischen Schiene alles mitnehmen.“

Ich fragte sie nach Alternativen. “Du kennst doch das Spirchwort: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Nicht, dass es mir besonders gefallen würde, aber den Ausweg sehe ich nur noch in drastischen Maßnahmen. Illegale Partys sind ein Anschlag auf unser aller Gesundheit. Nicht zuletzt die Gesundheit derer, die im Krankenhaus mit den Folgen konfrontiert sind.“ Ich spürte erneut die Müdigkeit aus ihren Worten. Unter Dauerspannung zu stehen, zermürbt körperlich und seelisch, dazu der Mangel an Personal. “Die Pandemie hat die Grenzen und Mängel unseres baskischen Gesundheits-Systems dramatisch aufgezeigt.“

Als sie den Begriff “drastische Maßnahmen“ benutzte, fiel mir automatisch das Bild von den Silvesterfeiern auf den Straßen von Wuhan ein. Falls sie denn echt waren. Dort wurde das Virus ausgerottet. Mit drastischen Maßnahmen, autoritär, asiatische Mentalität, sagen manche dazu. (Olatz)

(2021-01-08)

AUF IN DIE DRITTE WELLE

Von heute auf morgen wird von einer dritten Corona-Welle gesprochen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, als hätten alle sehnsüchtig darauf gewartet, als wäre es ein festes Datum im Kalender. Wenn alle Maßnahmen gegen die Pandemie versagen, muss die Partie wiederholt werden, wie die Generalprobe zum wichtigsten Theaterstück des Jahres. Und sie haben versagt, Nicht ein Mal, sondern gleich zwei Mal. Und die Lernfähigkeit scheint nicht besonders gestiegen zu sein.

kolu26a18Alle denken: die andern sind schuld und organisieren Familienfeste (Fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!), heimliche Partys (... einer geht noch rein ...) und tun momentan so, als wäre Urlaub wie 1995 auf den Kanaren. Rave, Botellón, Jaia, oder wie auch immer der Egoismus genannt wird. Dazu kommt das Versagen bei der Impf-Kampagne, die nur stockend in Gang kommt, wenn überhaupt – irgend jemand hat die angezogene Handbremse nicht gefunden ...

Die Strategie der baskischenRegierung gegen die Pandemie besteht aus drei Teilen: A. Limitierungen und Repression, B. Spritzen und Depression, C. Pädagogik, auf die niemand hört. Letzteres jeden Tag zur besten Sendezeit um neun. Meinem Freund Iñaki platzte der Knoten: “Die baskische Regierung rät ...“ – “Die Gesundheits-Senatorin beesteht darauf“ ... so oder ähnlich sehen die täglichen Moralappelle aus, mit denen das Virus in Schach gehalten werden soll. “Wir müssen verantwortlich sein. Ziel ist, die Gefahr bewusst zu machen, jeder einzelne muss wissen, ob es unbedingt nötig ist, noch einen Wein trinken zu gehen oder nicht ...“ darf der Regierungs-Sprecher hinzufügen. “Die Anti-Covid-Kampagne besteht aus einer Vielzahl unnützer Aufrufe, Empfehlungen und lahmen Predigten, die niemand ernst nimmt, während die Todesraten steigen“, sagt Iñaki.

Er ist außer sich. “Das wichtigste sind die Kommerz-Monate, Weihnachten und die Könige durften dem Handel nicht verloren gehen, deshalb wurden die Tore geöffnet. Im Januar müssen sie wieder geschlossen werden. Aber erst nach dem Schlussverkauf.“ Er hat Recht, bereits im Sommer begann das Spiel, da ging es noch um den Tourismus, der sich dann doch nicht so richtig einfinden wollte – aber das Covid-Feuer wieder entfachte.

Nun könnten wir davon ausgehen, dass Ruhe ist bis April, wenn zu Ostern der Reiseverkehr und Tourismus-Hipe wieder losgehen soll. Also zwei Monate Deckel drauf. Niemand auf die Straße. Kneipen wieder zu. Das fordert Iñaki, nach asiatischem Modell (ein Baske bis ins Rückenmark, aber kein kneipen-geselliger Typ). Wenn die Heizung 24 Stunden läuft, verdienen wenigstens die Energie-Unternehmen.

Zugegeben, die Karten sind neu gemischt: Verbote, Spritzen, englische Patienten und Spritzen-Verweigerung. Das kann spannend werden. Soll doch die Welt in Stücke fliegen – meinen Rotwein um viertel vor zwei lass ich mir nicht nehmen! Olatz

(2021-01-07)

IN EINER FREMDEN REALITÄT

“Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“ – mit diesen Worten könnte ich meinen heutigen Beitrag beginnen. Doch nichts liegt mir ferner (wenn ich mal von den Faschisten absehe, die sich in Parlamenten tummeln). Leider hat der hier beschriebene Fall eine gewisse Dramatik, auch eine Spur Zynismus. Vielleicht erinnert sich jemand ...

Vor zwei Wochen habe ich die Begegnung mit einem (eigentlichen) Freund geschildet, der mir nachhaltig deutlich machte, dass es das, was uns unter Coronavirus vorgemacht wird, nicht gibt. Dies setzte er konsequent in die Praxis um und erntete mehrere Bußgelder wegen Nichtbefolgen der Regeln. Was er sich nebenbei noch an Land gezogen hat ist den Virus selbst. Mit Frau und Kind. Viel zu bitter, um aus Schadenfreude zu lachen. Seltsame Feststellung: sie wurden angesteckt von etwas, das es nicht gibt. Wie vom heiligen Geist.

kolu26a17Natürlich gibt es das Covid, aber für sie eben nicht. Es macht mich sprachlos. Gute Besserung zu wünschen könnte als Beleidigung aufgefasst werden. Aber mit meiner Leichtgläubigkeit der offiziellen Versionen, bin ohnehin ich diejenige, die den Gesundheits-Faschisten auf den Leim gegangen ist.

Es sind nicht die einzigen, die die Realität leugnen. Der Milliardär Trump leugnet nicht nur Covid, sondern auch, Wahlen verloren zu haben. Das Leben geht weiter in einer anderen, vielleicht abgespaltenen Realität. Was ich der infizierten Familie nicht verheimlichen werde: dass es ganz schön unmenschlich ist, den Tausenden von Familien, die während der Pandemie Angehörige verloren haben, zuzurufen, dass das alles doch nur dem natürlichen Lauf der Dinge entspricht. Dass es keine “Übersterblichkeit“ gab, dass dieses Jahr nicht mehr Leute gestorben sind als im vergangenen und davor. “Mach dir nichts draus, Nachbar, das Virus gab es doch gar nicht.“

Aber vielleicht erinnert sich noch jemand an die notdürftig ausgehobenen Massengräber in New York, Ecuador oder Brasilien, als die Beerdigungs-Unternehmen den “Aufträgen“ nicht mehr hinterher kamen? Alles groß angelegte Inszenierungen, um die Weltbevölkerung zu täuschen? Diese Ignoranz ist menschenverachtend. Eine Keule in die Gesichter der Hinterbliebenen. (Olatz)

(2021-01-05)

PANDEMIE-WEITERBILDUNG

Möglicherweise stehe ich kurz vor einem Diplom in Biologie und Medizin. Allein die regelmäßige Lektüre halbwegs ernsthafter Tagesblätter hat mich in diese privilegierte Lage gebracht. Erst habe ich gelernt, was asymptomatisch für schlimme Auswirkungen haben kann, nun weiß ich sogar, was unter Zoonosen zu verstehen ist (nur 0,0001 Prozent der Welt-Bevölkerung kann das von sich behaupten).

kolu26a16Zoonosen sind Übergänge von Viren und Krankheiten von der Tier- auf die Menschenwelt. Hauptfaktor der Verbreitung von Zoonosen ist Umweltzerstörung. Das heißt, menschlichen Aktivitäten, die den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt begünstigen, treiben durch ihre Folgen auf die Umwelt auch das Pandemie-Risiko hoch.

Zwei Drittel aller neu auftretenden Krankheiten sind Zoonosen, Beispiele sind Ebola, Zika, das Nipah-Virus, Influenza und das Aids auslösende HI-Virus. Alle haben ihren Ursprung im Tierreich. Überträger können Fledermäuse oder Nagetiere sein, dazu Primaten, Wasservögel sowie Nutztiere wie Schweine, Kamele und Geflügel. Coronovirus ist seit der “Spanischen Grippe“ von 1918 mindestens die sechste globale Gesundheits-Pandemie, die ihren Ursprung in der Tierwelt hat.

RAUBBAU

Hintergund ist die Veränderungen in der Landnutzung, vor allem die Ausweitung und Intensivierung der Landwirtschaft, die immer stärker nach kapitalistischen und industriellen Prinzipien funktioniert. Handel, Produktion und Konsum von nicht ökologischen Produkten (zer)stören die Natur und erhöhen den Kontakt zwischen Wildtieren, Vieh, Krankheitserregern und Menschen. Den Wildtieren geht schlicht der Lebenraum aus. Der Weg zu Pandemien ist geebnet. Je stärker die räuberische Zivilisation sich im Lebensraum von Wildtieren breit macht, und die Lebenräume sich überlappen, umso größer das Risiko, dass wir uns mit unbekannten Viren infizieren.

Experten schätzen, dass Millionen unentdeckte Viren in Säugetieren und Vögeln schlummern. Davon könnte ein Teil die Fähigkeit entwickeln, Menschen zu infizieren. Wenn alles in den bekannten Bahnen weiter läuft könnten Pandemien öfter auftreten, sich schneller ausbreiten und mehr Menschen töten als Covid-19. Aber möglicherweise wird gerade das billigend in Kauf genommen. Der sogenannte Welt-Biodiversitäts-Rat rechnet zudem mit hohen Schäden für die Welt-Wirtschaft, wenn es nicht zu konsequenten Änderungen kommt. Für diesen Fall bleibt nur Kontrolle, Überwachung und Militär.

Die Ausbreitung des Coronavirus zeigt beispielhaft, was passiert, wenn das Gleichgewicht zwischen Natur und kapitalistischer Produktion bzw. Zivilisation außer Kontrolle gerät. Als vor 12 Monaten (angeblich) in China die ersten Fälle einer rätselhaften Lungenkrankheit auftraten, ahnte niemand, dass daraus eine Pandemie werden würde. Laut offiziellen Angaben ist das Virus auf einem Tiermarkt auf Menschen übergegangen. Nicht zum ersten Mal.

UMDENKEN

Biologen und Virologen waren allerdings nur wenig überrascht. Seit Jahren warnen sie vor Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übergehen und tödliches Potenzial in sich tragen. Im Kampf gegen solche Zoonosen hilft nur ein Umdenken. Denn Zoonosen sind kein Zufall. Ihre Ausbreitung wird allein durch menschliche Aktivitäten gefördert.

Ab Februar suche ich einen Job als Biologin, bevorzugt im Bereich Biologie und Anti-Kapitalismus. Dankbar für Tipps – Olatz

(2021-01-04)

DER ENGLISCHE PATIENT

Die südenglische Mutation des Coronavirus zieht längst Kreise. Trotz Brexit (das Virus kann nicht lesen) und Abwesenheit von Massentourismus, ist das Teufelstierchen auch im Baskenland gelandet. Ein Rugby-Gastspiel in Baiona reichte aus, um ein ganzes Team von ganzen Männern anzustecken. Covid überwindet auch geschlossene Grenzen, oder das, was uns als geschlossen vorgespielt wird.

kolu26a15Erste Stimmen sprechen vom Versagen der ersten Spritzen-Woche, die Nein-Sagerinnen sammeln sich. Dass es ausgerechnet eine Alten-Tagesstätte sein musste, die – zurecht – die wissenschaftliche Zuverlässigkeit des ersten herumgereichten Impfstoffs in Frage stellt, ist peinlich für viele andere, die es ebenfalls hätten wissen können und nichts zu sagen hatten. Aupa Aiton-Etxe!

Dass die Feiertage ihre Reifenspuren hinterlassen würden, war so klar wie die Schaufenster zum Winterschluss-Verkauf. Wenn sich Familien-Mitglieder aus verschiedenen Richtungen zusammen finden, freut sich das 19er-Tierchen. Daraus eine neue Welle zu schließen ist keine intellektuelle Leistung. Das Weihnachtsgeschäft wurde gerettet, alle haben ihre Geschenke bekommen und nach Drei-Könige geht es in den nächsten Lockdown. Frage ist nur, wen es trifft und wie lange. Die dritte Corona-Welle steht vor der Tür, ohne dass die zweite die Chance hatte, in die dritte Liga der Vergangenheit abzusteigen – beschweren sich bürgerliche Medien. Das Fest der Geburt Christi war einfach zu wichtig.

Ganz persönlich weiß ich langsam nicht mehr, was ich noch alles tun muss, um mir den Neunzehner endlich einzufangen (ich habe gelesen, dass eine überstandene Ansteckung mich nicht von der Spritze befreit). Viel zu spät habe ich von der Mammut-Fete in Katalonien mitbekommen, bei der mehr als 600 Raver (Duden: Begeisterte) alles dran gegeben haben, sich und halb Katalonien zu infizieren. Wäre auch zu peinlich gewesen, bei der Verhaftung neben diesen aufgetauten Hippies im Fernsehen zu erscheinen.

Drastische Worte sind nicht meine Sache, aber diese Raver-Geschichte hat mich mit Ekel erfüllt, Narzisstinnen erster Güte, denen die Nabelschnur nicht scharf genug abgeschnitten wurde: “Ich werde nicht heraustreten aus meinem Mutterleib-Paradies, ich hebe nur den Kopf über die Einfriedung“ textete die legendäre “Türe“ Jim Morrisson. Gut vorstellbar, dass der sich am Fabrik-Rave beteiligt hätte. Egoisten-Pack. Es erschließt sich keiner rationalen Seele, welche Qualität es beinhaltet, mit 599 weiteren Zugekifften und Verpillten eine Nacht (oder zwei) in einer trostlosen Halle zu verbringen. Mir reichen zwei netten Nachbarinnen auf der Straße oder drei unterhaltsamen Small-Talkerinnen in der Kneipe völlig aus.

Also: wie soll das alles enden? Gar nicht! Weil zu erwarten ist, dass das Virus endemisch wird, also stellenweise und dauerhaft immer wieder auftritt (das ist nicht von mir). Mit anderen Worten: Die Welt wird lernen müssen, mit dem Coronavirus zu leben – der Satz wiederholt sich. Und selbst bei einer (mal angenommenen) hohen Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es keine Garantie für die Ausrottung dieser Infektionskrankheit. Laster arte – Olatz.

(2021-01-02)

VERNÜNFTIGE VERWEIGERUNG

Mitten in die Impf-Kampagne in Altersheimen platzt die Nachricht: In einer Alten-Tagesstätte in Gipuzkoa werden die Nutzerinnen nicht geimpft. Das teilte die Direktorin von Aiton-Etxe in Oiartzun per Rundschreiben den Angehörigen mit. “Wir haben beschlossen, den alten Leuten keine Covid-Spritze der Marke Pfizer-Biontech zu verabreichen“.

kolu26a14In besagtem Rundschreiben heißt es, der Impfstoff sei ein Produkt, das sich noch in der Experimentier-Phase befinde. “Und nun soll es an der Bevölkerung ausprobiert werden, das steht im Dokument, welches das Unternehmen an die Kontrollbehörde geschickt hat.“ Im Schreiben wird darauf hingewiesen, dass jedweder Impfstoff eine Entwicklungszeit von vier bis zehn Jahren brauche, “und nicht wenige Monate wie im vorliegenden Fall“.

Es wird festgestellt, dass die Studien des US-amerikanischen Pharma-Unternehmens mit gesunden Personen durchgeführt wurden, “bei Personen mit mehrfachen anderen Krankheiten, die teilweise chronisch sind, gibt es keine ausreichenden Erfahrungen. Um solche Personen handelt es sich bei der Tagesstätte“, die 42 Plätze umfasst. Bei Impfungen müssten Vor- und Nachteile abgewogen werden, im vorliegenden Fall sei nicht nachgewiesen, dass die positiven Wirkungen die möglichen Risiken überwiegen.

Die Provinzregierung wollte sich zu der Information nicht äußern. Erstens läge das Rundschreiben nicht vor, zweitens sei unklar, ob in den Tagesstätten überhaupt geimpft werden solle, oder ob jede Nutzerin dafür zur Hausärztin gehen müsse.

(2021-01-01)

COVID-FAZIT (VORLÄUFIG)

“2020 war das schlimmste Jahr, an das ich zurückdenken kann“. Ein Satz den viele unterschreiben werden nach dem, was die vergangenen 12 Monate gebracht haben. Die große Mehrheit vielleicht. Dem stimme ich nicht zu (wie immer in der radikalen feministischen Minderheit). Wer den Satz unterschreibt, hat keinen Krieg erlebt, keinen Franquismus, hat nicht in der Sahel-Zone gelebt, in einer Kleiderfabrik in Bangladesh gearbeitet, ist nicht in Ciudad Juarez vorbeigekommen.

kolu26a13Je weniger wir das verstehen, was um uns herum passiert, desto einfacher fallen Superlative. Meine persönliche Bilanz: umständehalber Freundinnen verloren, einmalige Lebens-Erfahrungen gesammelt, umständehalber Freundinnen gewonnen, kleine Gesten und den Begriff “gegenseitige Hilfe“ zu schätzen gelernt.

Dass ich von Coronavirus verschont geblieben bin, ist eher zweitrangig, zwanzig Mal hätte es treffen können und hat nicht. Nicht dass ich mich eingeschlossen hätte, ich hatte das Glück, in der Einschluss-Phase nicht allein auf dem Balkon zu stehen. Und auch sonst von Gesundheit begünstigt gewesen zu sein. Der Nachbar, dem ich trotz Kontakt-Warnungen täglich kleine Dienste geleistet habe, wurde unsichtbar im Altersheim weggesperrt. Dass ich trotz meines miesen Einkommens privilegiert bin, daran besteht kein Zweifel. Trotz Armut und erzwungener Arbeitslosigkeit hatte ich immer was auf dem Teller, die Vermieterin hat mir angeboten, die Bezahlung der Miete aufzuschieben.

Für unsere Migrantinnen-Nachbarinnen war das Jahr grenzwertig. Vom Nichts ausgehend Abstriche zu machen ... wer es sehen wollte, und wirklich nur, wer es sehen wollte ... es ist mehr als deutlich geworden, dass diese Gesellschaft in soziale Klassen aufgespalten ist und der Reichtum diametral unterschiedlich verteilt ist. Dass die Sozial- und Gesundheits-Systeme versagt haben, dass Privatisierung für viele Zurückgebliebenen tödlich ist. Dass zu viel in Krieg und Zerstörung, und zu wenig in Versorgung, Ökologie und grundlegenede Notwendigkeiten investiert wird. Und in arme Gesellschaften außerhalb unserer Grenzen. Dass nachbarschaftliche Organisierung nicht nur nicht erwünscht ist, sondern als sozial gefährlich markiert wird. Nur wenige Ausnahmen wurden sichtbar.

Ohne das Negative aus den Augen zu verlieren, weigere ich mich standhaft, das Positive zu ignorieren. Die von einem alles verbietenden Überwachungsstaat Fabulierenden haben die perfekte Ausrede gefunden, die Hände in den Schoß zu legen und sich selbstmitleidig als perfekte Opfer zu fühlen (und dem Faschismus in die Hände zu fallen). Andere haben keine Gelegenheit, keinen Moment, keine Ausrede und keine Nische ausgelassen, die alte Wut, notwendige Kritik und grenzen-sprengende Kreativität auf die Straße zu tragen.

Nichts wird sein wie vorher. Zum Schlechten sagen die Pessimistinnen. Aber nicht nur, sagen die Optimistinnen. Die Pandemie hatte klärende Wirkung: sie hat mir vorher oberflächliche Beobachtungen zu Gewissheiten werden lassen. – Gesundheit und Standhaftigkeit! – Olatz

(2020-12-30)

kolu26a12SCHWARZE LISTE DER IMPF-GEGNERINNEN

Es war abzusehen, dass es bei den Spritzen nicht ganz so locker und freiwillig zugehen würde, wie es bisweilen den Anschein hatte. Vor zwei Wochen sagte der spanische Gesundheits-Minister Illa klar und deutlich, dass es keine Impf-Pflicht geben werde.

Nun korrigierte er sich und sagte, dass Menschen, die nicht zu einem ihnen verordneten Impftermin erscheinen, in einem speziellen Register vermerkt würden. "Die Bürger werden einbestellt, wenn sie an der Reihe sind, und wir bitten darum, wenn sie vorgeladen werden, dann zu dem Termin zu gehen." Die Nachfrage lautete: "Werden die Menschen mit Vor- und Nachnamen registriert, die sich lieber nicht impfen lassen wollen?" Darauf antwortete Illa zunächst: "Nein".

Und dann: "Die Form, das Virus niederzukämpfen, ist, dass wir uns alle impfen lassen, umso mehr Menschen umso besser." Das sei nicht nur gut für uns selbst, sondern für alle, es sei ein Ausdruck der Solidarität gegenüber unseren geliebten Angehörigen und Freunden und gegenüber der gesamten Gesellschaft, rührte er die Werbetrommel für die Impfungen weiter.

Erst dann kam er zur eigentlichen Frage, womit sich sein Nein faktisch schließlich in ein Ja verwandelte: "Was man tun wird, in einem Register, das mit europäischen Partnern geteilt wird, denn wir haben uns alle auf ein Covid-19-Register mit Leuten verpflichtet, denen die Impfung angeboten wurde, die sie aber einfach abgelehnt haben." Entschuldigend fügte er an, dass es derlei Register angeblich auch zu anderen Pathologien gäbe.

Die Menschen würden zwar registriert, aber das Register werde nicht öffentlich gemacht, Privatsphäre und der Datenschutz würden respektiert. Angeblich geht es nur darum, zu überprüfen, dass auch wirklich jedem "Spanier eine Impfung angeboten wurde". Doch warum wird dann eine Liste derjenigen angefertigt, die sich nicht impfen lassen wollen? Es würde doch reichen, über eine Positivliste sicherzustellen, dass jedem Bewohner die Möglichkeit zur Impfung geboten wurde.

Es ist denkbar, dass Illa eine auf EU-Ebene getroffene geheime Abmachung ausgeplaudert hat. Möglich ist, dass er die Verantwortung für die zweifelhafte Maßnahme an die EU weiterzureichen versucht. Möglich ist auch, dass er vorhat, das Register als Drohkulisse zu benutzen, damit sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Klar ist: Sind die Daten erst einmal erhoben, dann ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. (Grüße an RS) – Olatz

(2020-12-29)

WIE GEFÄHRLICH IST B.1.1.7?

Nach den Meldungen über eine neue aggressive Virus-Variante wurde Großbritannien vorübergehend abgeriegelt. Ja hilft das denn? Die Wahrheit ist: Ein paar Hundert Gramm Materie ohne eigenes Leben, verteilt über die ganze Welt, sagen laut “Schach“. Mehr ist es nicht, was unter dem Namen Sars-CoV-2 die Menschheit in Atem hält wie kaum ein Stoff zuvor. Ein tückischer Stoff, gerade erweist er aufs Neue seine Unberechenbarkeit und seine Durchschlagskraft.

kolu26a11Die neue Variante des Erregers hat sich durch Mutationen herausgebildet, es ist ein Vorgang, der Wissenschaftler*innen nicht überrascht, andere aber in Depressionen schleudert. Was aus Großbritannien bekannt wurde, scheint zu dieser schaurigen Assoziation zu passen: Die dort aufgetretene Variante ist um einiges ansteckender als die bisherigen Linien von Sars-CoV-2. Wenn das stimmt, könnte das Supervirus alle europäischen Pandemiepläne über den Haufen werfen. Trotz Junk-Material und gutem Glauben. Auch aus iberischen Regionen wurde die Ankunft des neuen Ansteckers bereits gemeldet.

Was es mit dieser Erregerlinie genau auf sich hat, sollten nun die Wissenschaftler*innen herausfinden. Im Moment ist nicht einmal ganz sicher, dass der kürzlich und als erster für die EU freigegebene Impfstoff gegen sie ebenso gut wirkt wie gegen andere Spielarten des Virus. Geduld!

“Geduld ist nicht die Fähigkeit zu warten, sondern die Fähigkeit, beim Warten gut gelaunt zu bleiben.“ Könnte von Laotse, Eduardo Galeano, Simone de Beauvoir oder Pep Guardiola sein. Ist es aber nicht. Kauft ein Leute, es ist nicht viel Sekt in den Supermarkt-Regalen übrig. – Olatz

(2020-12-28)

DIE UNSCHULDIGEN

“Die Spritze ist der Anfang vom Ende“, “Trump weigert sich zurückzutreten“, “Pfizer ist in Wirklichkeit ein Placebo“ oder “Keine neuen Positiven gestestet“ – was ist wahr und was nicht? Schon lange fällt die Unterscheidung schwer, nicht nur in Anbetracht der vielen absichtlichen Falschmeldungen, um das Publikum zu irritieren oder den politischen Gegner bloßzustellen. Heute ist die Differenzierung besonders schierig, denn heute ist der “Innocentes-Tag“.

kolu26a10“Innocente“ heißt eigentlich “unschuldig“ auf Spanisch, gemeint ist eher “leichtgläubig, naiv“. Es ist der Tag der humorvoll verstandenen Falschmeldungen und der Moment höchster Aufmerksamkeit, um nicht auf eine besonders intelligente Innocentada-Nachricht hereinzufallen. Unter dem Gelächter von allen. Aprilscherze werden diese Akte von Spaßguerrilla in nördlicheren Regionen zu einer anderen Jahreszeit genannt.

Aber zurück zum eigentlich. Es ist nicht die Zeit für Witze. Alles ist bitter ernst. Ein Witz könnte sein, dass bereits am zweiten Tag der Spritzen-Nachschub in Spananien “aus logistischen Gründen“ stagnierte und keine weiteren Schüsse verabreicht werden konnten. Keine Innocentada in diesem Fall, nur der Gipfel des schlechten Managements. Im Prinzip sind wir bereits ein ganzes Jahr mit Aprilscherzen konfrontiert: von Seiten der Natur, von Seiten der Realität und von Seiten der Regierungen (mit Ausnahme Neuseeland).

Unschuldig ist hier niemand mehr. Nicht die Party-Feiernden, nicht die Dauerraucher, nicht der Nachwuchs, nicht die Politiker. Und schon gar nicht die derzeit vielzitierte heilige Maria, die uns als Jungfrau (angeblich) vor wenigen Tagen ein Ei ins Nest gelegt hat. Ein Glück, dass dieses Jahr langsam zu Ende geht. So ein Pech, dass darauf ein neues Covid-Jahr folgen wird. Grüße – Olatz

(2020-12-27)

DIE SPRITZE IST DA!

Pfizer-BioNTech geht in die Menschheits-Geschichte ein. Als Zaubermittel gegen die Pandemie 2020. Zeitgleich um 12 Uhr wurden heute im südlichen Baskenland die ersten Spritzen in Oberarme gestochen. Und nicht nur hier, im selben Moment überall in Europa – eine Aktion von starkem Symbolgehalt sollte es werden im Kampf gegen die weltweite Bedrohung. Mediengerecht, voller Optimismus, fotogen, widerspruchsfrei, den Blick nach vorne gerichtet, einsilbig.

dez67x17Kritische Stimmen waren heute in keinem Fall gefragt. “Das war wie gegen die Grippe“, durfte eine der Pionierinnen in die Kamera sagen. Drei Frauen waren es, die in Euskadi zuerst ihre Dosis bekamen. Auch das passt ins Bild. Matriarchinnen zuerst. Auch Pflegerinnen durften am ersten Tag den Arm hinhalten. Zweihundert insgesamt. Klingt wie ein Witz, aber mehr ist im großen Europa momentan nicht möglich. Bei 70 Grad minus.

In den kommenden Wochen werden die Spritzen hereintröpfeln (ein sicher widersprüchliches Bild). Die JA-Sagerinnen werden den absoluten Vorzug erhalten gegenüber den NEIN-Sagerinnen (sorry, Berthold für die Ausleihe). Die Frage ist nur noch: Wer geht zuerst ins Rennen um die köstliche Flüssigkeit. Im öffentlichen Raum. Die Privaten gehen andere Wege. Sie lassen sich die Dosen nach Hause liefern oder bestimmen den Termin im teuer bezahlten Krankenhaus selbst.

“Das ist der Anfang vom Ende“ durften heute mehrere Politiker*innen in Medien-Mikrofone sagen, fast so synchron wie die Schüsse selbst. Die drohende Warnung, dass mit der Junk-Kampagne die leidige Geschichte noch lange nicht ausgestanden ist, kam heute unter ferner liefen. Dafür ist in den nächsten Tagen genug Zeit. Heute waren keine “agua-fiestas“ (Miesmacher) erwünscht und zugelassen. Nur Heldinnen, JA-Sager, Mutige und Positivistinnen. Herzlich willkommen bei der Gehirnwäsche! – Olatz

(2020-12-25)

NEGATION DER REALITÄT

Offenbar sind die Baskinnen und Basken relativ stark von negationistischen Tendenzen verschont geblieben, was die Geschichte mit dem Virus und der Pandemie angeht. Bislang hatte ich mehr (viruelle) Diskussionen mit meinen deutschen Freundinnen, als in meinem Lebensumfeld. Nun hat es mich erwischt. Nicht der Corona, sondern eine Live-Diskussion mit einem hartnäckigen Zweifler.

Wahrscheinlich ist Zweifler zu gelinde gesagt, denn im Laufe der überraschenden Diskussion mit einem eigentlich angenehmen Freund brachte ich keinen Fuß auf die Erde. Will sagen, meine Argumente und Einwände wurden alle vom Tisch gefegt (dabei standen wir auf der Straße).

kolu26a8Schon fünf Bußgelder hat er sich eingefangen, wegen Masken-Verweigerung. Dass ich ehrlich sagte, dass mir die Maske das kleinere Übel ist, muss für ihn ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Gibt es den Virus deiner Meinung nach? fragte ich ihn? Er lachte nur. Die Masken seien ein Witz.

Die PCR-Tests hätten keinerlei Aussagekraft. Der derzeit benutzte Krankheits-Begriff sei völlig schwachsinnig. Die Asymptomatischen könnten keine Viren weitergeben (doch kein Negationist?). Es seien dieses Jahr nicht mehr Leute gestorben als in anderen Jahren. Es könne nicht angehen, dass der Staat vorschreibe, wann und mit wem er Umgang haben könne. Für kleine Kinder sei es ein Trauma, nur vermummten Menschen ins Gesicht zu blicken. Wir stünden auf der Schwelle zum totalitären System. Daneben regte er sich darüber auf, dass er nach Weihnachten nicht nach Dänemark reisen könne.

Er selbst nannte sich Nazi, weil doch die Ultrarechten sich unter die Covid-Kritischen gemischt hätten. Und mich behandelte er wie einen Nazis-Mitläufer, weil ich auf die staatliche Repressions-Masche hereinfalle. Ich versuchte es mit dem Hinweis, nicht alles sei verboten, es sei durchaus möglich, Demonstrationen, Kultur-Veranstaltungen oder linke Buchmärkte zu organisieren, eben mit reduziertem Publikum – er sah mich verächtlich an, wie einen, der in seiner Naivität nicht merkt, wie er gerade betrogen wird. Meinem Ringen nach Positivität in dieser beschissenen Zeit, meiner unermüdlichen Bereitschaft zur Suche nach menschlicher Nähe – geistig, physisch, politisch – begegnete er mit seiner Sense. Wusch!

Der Mensch ist eigentlich ein sanfter Typ, so kannte ich ihn bisher. Nun stand er mir gegenüber mit zusammengekniffenen Augen, in seinem Innersten angegriffen (nicht von mir, sondern von der staatlichen Autorität). Wie ein Tiger vor dem Sprung. Seine Freundin mischte sich ein und sagte, das Schlimmste sei, dass sich durch die Diskussionen über die Pandemie die Menschen entzweien und abwenden.

Ich sagte nicht laut, was mir als Antwort spontan einfiel: da musst du dich aber nicht wundern! In acht Monaten Pandemie hatte ich mit niemandem über den Covid gestritten, mich entzweit oder abgewendet. Mit wenigen Ausnahmen habe ich mich sensiblen Nachbarinnen und Freundinnen gegenüber gesehen, die zu allem bereit waren – im Rahmen des aktuell Möglichen. Menschen, die die Schutz-Maßnahmen kritisch sehen – und trotzdem eine Masken tragen. Leute, die in der umwelt- und tierfeindlichen Produktion die Ursache sehen für das erlebte Übel – und dennoch Abstand halten. Freundinnen, denen der Rassismus und Militarismus nicht erst seit Covid völlig gegen den Strich geht – und die trotzdem die Ausgangssperre einhalten.

Doch bei dieser Begegnung hatte ich nicht den Hauch einer Chance, dem Bild des Anpassers, des Unterwürfigen, des Unkritischen, des Anhängers der Totalitären zu entgehen.

Adorno sagte, dass es nach Auschwitz nicht mehr möglich ist, beim Anblick des Schönen das Schreckliche zu vergessen. Meine geistige Rettung in der Pandemie besteht in der dialektischen Umkehrung dieses beachtenswerten Paradigmas. Trotz des Schreckens, der Gefahr und den obrigkeits-staatlichen Tendenzen bin ich nicht bereit, vor den Lichtblicken die Augen zu verschließen. – Olatz

(2020-12-23)

WER BITTE WÄHLT DIESES PACK?

Gelegentlich übersteigt Dummheit und politische Perversion jegliche Vorstellungskraft und alle Orwellsche Phantasie. Erneutes Beispiel: “Eine gute Lösung, um neue Coronavirus-Ansteckungen zu vermeiden, wäre, an Weihnachten nur Reisen und Treffen von Gläubigen zuzulassen, es macht keinen Sinn, dass Atheisten das tun, oder Kommunisten oder Podemisten. Gefeiert wird Weihnachten, die Geburt von Gottes Sohn.“ Das meint der Vox-Abgeordnete David Arranz und posaunt es in die Welt.

Eigentlich müssten jetzt Millionen von Katholiken aufspringen und sich distanzieren, weil dieser Wahnsinn in ihrem Namen ausgesprochen wurde. Tun sie aber nicht, weil sie nichts davon erfahren haben, oder weil ohnehin alles egal ist. Jeder beleidigt so gut er kann. Jeder ruft zu Hass und Rassismus auf, so gut er kann.

Kürzlich haben tiefbraune Alt-Militärs (hier besser tiefblau, die Farbe der Falange) die Liquidierung von Millionen repulikanischer Abweichler*innen insinuiert, beides passt vorzüglich ins national-katholische Weltbild. Vox und die Generäle wissen, dass die politische Macht aus den Gewehrläufen kommt. Wie vor 84 Jahren. – Olatz

(2020-12-20)

COVID AUSSER RAND UND BAND

Der Begriff “Dritte Covid-Welle“ hat noch nicht ausreichend Fuß gefasst, da wird er schon ins Reich der Nebensächlichkeiten abserviert. Einen Tag lang (zumindest) konzentriert sich die Pandemie-Diskussion nicht um Spritzen, sondern um das, was demnächst aus Südengland herüberschwappt. Eine Mutation des Coronavirus, die sich 70 Mal schneller verbreitet und deren Ursprung bisher nicht ausgemacht werden konnte. Betroffen ist der englische Süden um London. Ähnliche Meldungen kommen aus Südafrika.

Internationale Reaktionen ließen heute – nachdem die Nachricht seit Tagen gedeckelt worden war – nicht mehr auf sich warten. Nach dem freiwilligen Brexit kommt nun der unfreiwillige Rausschmiss: um die zehn Nachbarländer haben die Verkehrs-Verbindungen gekappt, Reisende aus GB n´sind nicht mehr erwünscht. Aber keine Sorge: dieses Virus wird den Inselsprung schaffen, weil auch hier wieder zu spät reagiert wurde. Möglicherweise stehen wir vor einer Situation, die den Lockdown vom April wie ein Kaffeekränchen erscheinen lässt.

kolu26a7Für Europa, den spanischen Staat, für das Baskenland beginnt am 27. Dezember die Impfkampagne, ein Sonntag. Der folgende Montag geht nicht, weil es der “Tag der Unschuldigen“ ist, der Tag der Aprilscherze. Da will niemand ein Risiko eingehen. Was diese Impfkampagne bewirken soll, steht immer mehr in den Sternen. Denn sobald ein neues Virus in Umlauf geht, taugt die Spritze nicht mehr und der Wettlauf geht von Neuem los.

Stellen wir uns vor: Mitten in die Festzeit fällt die Impfkampagne. Nach den Weihnachts-Exzessen überfällt uns die dritte Welle, ein neuer Teil-Lockdown. Gleichzeitig tauchen die ersten Mutations-Fälle auf, der Lockdown wird verschärft. Kann sich jemand vorstellen, dass die Impfkampagne unter diesen Umständen abgebrochen wird? Vielleicht, weil die Spritzentrupps angesichts neuer tödlicher Drohungen in Streik gehen?

SCHÖNE AUSSICHTEN

Es mag pessimistisch klingen. Doch ist es besser, mental vorbereitet zu sein, auf das was kommt oder kommen könnte. Der Pandemie einen Schritt voraus. Im Dschungel der sich überschlagenden Nachrichten ging unter, dass der spanische Gesundheits-Chef in Aussicht gestellt hat, dass nicht nur zwei sondern drei Impfungen nötig sein könnten, um auf sicher zu gehen. Vielleicht noch eine, und noch eine zur Auffrischung ... bis uns eines Tages die Nachricht ereilt, dass der erste geimfte Person wieder an Covid erkrankt ist. Oder an der Mutation.

In den baskischen Nachrichten durfte eine Ärztin heute Werbung machen für das US-amerikanische Pionier-Serum, mit dem die europäische Bevölkerung konfrontiert ist. Sie empfahl sogleich die Einführung eines Impfpasses ... bereits vor Wochen haben wir an dieser Stelle gewarnt vor der ausschließenden Funktion dieses Ausweises: bei der Behörde, im Supermarkt ... ein australisches Flugunternehmen will nur noch nachweislich Geimpfte transportieren. Ebenfalls Nachricht von heute. Frohe Feiertage, kann ich da nur sagen. Olatz

(2020-12-19)

MASKEN-PHILOSOPHIE

Nichts (außer demnächst die Spritze) scheidet die Geister so, wie die ätzende Gesichtsmaske. Hilfreich oder nicht sei an dieser Stelle dahingestellt. In der Konsequenz lassen die einen keine Gelegenheit aus, sich über die Lästigkeit des Gegenstandes zu beschweren und ein Magengeschwür zu riskieren. Andere (dazu zähle ich mich) nehmen die Herausforderung des Unvermeidlichen an und machen das Beste daraus. Denn Magengeschwüre und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und zehren an den Abwehrkräften, die wir gerade so dringend benötigen gegen das Virus. Zudem lenkt der Masken-Disput ab von der notwendigen Kritik an den behördlichen Maßnahmen gegen Covid.

kolu26a5PHANTASIE

Masken, oder Mascarillas in unseren Breiten: Kein Element der Corona-Pandemie hat die betroffenen Gemüter derart kreativ gemacht. Bereits im April kamen – weil es klinische Masken nicht zu kriegen gab – die häuslichen Nähmaschinen zum Einsatz, noch lange bevor diese Schutz-Utensilien zur generellen Pflicht wurden. Masken mit auswechselbarem Filter, in allen Farben, wenn nötig mit Logo – die Basis war der industriellen Fabrikation einen Schritt voraus. Mittlerweile hängt in jeder Metzgerei ein Sortiment Masken, was sich zu Geld machen lässt, wird verkauft.

BRILLEN-PROBLEMATIK

Als Brillenträgerin hat mich nicht die Maske gestört, sondern der Begleiteffekt des Brillennebels. Sobald es etwas schneller gehen muss, beschlagen sich die Gläser. Manchmal nahm ich das Gestell ab und die Erfahrung der Weitsichtigen auf mich. Was mich möglicherweise die eine oder andere Freundschaft gekostet hat, wegen Ignorierens auf der Straße. Versteht sich, dass ich nach anderen Lösungen suchte. Die Maske unterhalb der Nase hatte wenig Perspektive, weil die Polizei solcherart Fehlverhalten bestraft und die lieben Mitmenschen sich zu Hilfspolizisten aufschwangen.

KOPYSHOP

Ein Angestellter im Kopierladen half mir aus der Patsche. Von den Bediensteten wurden durchsichtige Plastikschirme benutzt, die auf der Nasenspitze aufsitzen, dem Atem die Wege freihalten, die Brille nicht in Mitleidensdchaft ziehen – und außerdem legal sind. Den Spaß ließ ich mir 30 Euro Kosten. Musste mich nur damit anfreunden, dass ich auf der Straße von ca. 90% der Vorbeikommenden begafft wurde (nie jedoch angemacht). Selbst als ich unglücklicherweise zur Polizeistation musste, gab es keinen Widerspruch zu meinem Schutzgerät.

DIE GAFFER

Um den Gaffer-Effekt etwas zu dämmen tat ich etwas, was den Masken-Hasserinnen möglicherweise als Dolchstoß-Legende in die Annalen eingehen könnte: unter dem Plastikschirm zog ich noch eine Klinikmaske auf, nur bis zu den Lippen, versteht sich, damit waren die Atemwege frei und die Misstrauischen beruhigt. Ich kann verstehen, dass ich mit diesen zwei Abwehrreihen von manchen als übereifrig oder anpässlerisch angesehen wurde. Aber der Zweck heiligt die Mittel: Mir läuft keine Brille mehr an!

VERGESSSEN

Wem ist es nicht passiert, dass er oder sie in Eile auf die Straße ging und erst durch die misstrauischen Blicke der Passantinnen merkte, dass die Maske zu Hause geblieben war. Verflucht! Dabei gibt es auch den umgekehrten Fall. Schon mehrfach kam ich nach vielen Wegen zurück nach Hause und merkte erst nach einiger Zeit, dass ich die Maske noch nicht abgesetzt hatte. Was mich in der Ansicht bestärkte, dass es ganz so schlimm doch nicht sein konnte mit den Masken-Lasten. Das Teil mit dem Feminismus-Zeichen habe ich richtig liebgewonnen! Gebe ich zu ...

kolu26a6DER GIPFEL

Trotz dieser technologischen Meisterleistung war der Gipfel noch nicht erreicht. Bis die Gaze-Masken auf den Markt kamen. In Schwarz lassen sie aus kurzer Distanz die Mundwinkel erkennen, in Weiß wirken sie wie ein Garnichts. In der Apotheke werden sie nicht verkauft, weil sie klinisch nicht anerkannt sind, aber in jedem Klamottenladen sind sie zu haben. Mit Legalmarke. Atem perfekt! Nase bedeckt! Abwehr gegen die Covid-Tröpfchen? Keine Ahnung, wahrscheinlich nicht, muss ich zugeben. Aber das ist ein Problem von anderen. Mit Husten würde ich weder dieses Netz aufziehen, noch auf die Straße gehen. Die Gaze-Maske ist schlicht die perfekte Ausrede.

SPERRSTUNDE

Dieser Tage ging ich kurz vor Sperrstunde durch die Altstadt, bis sich hinter meinem Rücken drei junge Männer köstlich über meine Maske amüsierten. Offenbar kannten sie meine Masken-Version nicht und hielten sie für einen Witz. Als mir einer die “Feuer-Probe“ vorschlug, trat ich einen Schritt zurück, weil ich über den Alkoholisierungs-Grad der drei keine Vorstellung hatte. Sie zeigten mir, worum es geht. Einer zündet ein Feuerzeug an und hält es dem anderen vor die Maske. Der bläst – und die Flamme geht nicht aus (weil die dichte Maske den Atem abhält). Dann war ich dran mit Blasen, durch meine Netz-Anschaffung. Das Ergebnis war wie erwartet. Die Jungs krümmten sich vor Lachen. Ich konnte nur noch hinterherschieben, dass meine Errungenschaft legal und verkehrstauglich war. Covid-tauglich vielleicht nicht, aber das steht auf einem anderen Stern. Olatz

(2020-12-18)

AN VORDERSTER COVID-FRONT

Im gestrigen Beitrag über die Verbreitung des Coronavirus und der sich entwickelnden Immunität wurde lapidar festgestellt, dass sich Frauen und Männer zu gleichen Teilen anstecken, es also keine geschlechtsspezifische Ansteckungs-Gefahr gäbe. In unserem Beitrag haben wird diese Aussage hinterfragt, mit Blick auf die Beschäftigungs-Situation im Gesundheits- und Pflege-Bereich. Bekanntlich besteht die große Mehrheit der Beschäftigten aus Frauen.

Eine neue Informationsquelle stellt dies unter Beweis. Eine Studie des Wissenschafts-Instituts Carlos III hat festgestellt, dass 77% der Covid-Infizierten im Gesundheits-Bereich Frauen sind. Während der ersten Covid-Welle ereigneten sich 20% der Ansteckungen in diesem Bereich, mit deutlich mehr als zwei Drittel der Betroffenen unter Frauen.

Auch die folgenden Zahlen zeigen Unterschiede und stellen die gestrigen Aussagen in ein zweifelhaftes Licht. Lange nicht alle Corona-Fälle wurden in Krankenhäusern behandelt und mit regulären Tests verifiziert. Viele Personen erhielten Fern-Diagnosen und verbrachten die Krankheit zu Hause, um dem Krankenhaus-System den Rücken frei zu halten. 65% dieser zu Hause Kurierten waren Frauen. Und warum? Entweder waren sie – trotz Krankheit – daheim unverzichtbar. Oder die Krankheit fiel unter Frauen nicht so schlimm aus. Dazu passt, dass 69% der Betten in den Intensivstationen von Männern belegt waren (über die Geschlechter-Verteilung in den Krankenhäuser erscheinen keine Angaben).

GESCHLECHTER-UNTERSCHIEDE

Trifft der Coroanvirus die Männer somit heftiger? Oder werden sie bei Einlieferungen bevorzugt? Unter den Covid-Toten waren 56% Männer, auch diese Zahl geht in dieselbe Richtung. Eindeutige Hinweise, dass die Corona-Symptome nach Geschlechtern verschieden sind: bei Frauen waren sie stärker mit dem Verdauungs-System verbunden, bei Männern mehr mit dem Atem-System.

Die Über-80-Jährigen waren 28 Mal mehr vom Tod gefährdet als die Über-40-Jährigen. Während der ersten Welle im Frühjahr 2020 mussten 45% der positiv Getesteten ins Krankenhaus, 4,5% davon kam auf die Intensivstation (mehr Männer), 11,9% der Positiven überlebte nicht (mehr Männer). Und 95% der Toten hatten weitere Krankheits-Symptome.

Frauen tragen weltweit weit mehr als die Hälfte der Last der menschlichen Zivilisation auf ihren Schultern. Das ist allgemein bekannt. Dass sie bei der Pandemie einen größeren Teil der Rechnung bezahlen, wird Zeit brauchen, ins Bewusstsein der Mehrheit zu rücken. Olatz

(2020-12-17)

IMMUNITÄT

Zahlen sind Schall und Rauch. Vor allem, wenn es um das Coronavirus geht. Dennoch interessant, was eine Studie des Gesundheits-Ministeriums herausgefunden haben will. 2.628 Personen wurden in Euskadi (den drei baskischen West-Provinzen) einem Bluttest unterzogen, 8,2% wiesen Antikörper auf. Das bedeutet, dass sie entweder das Covid hintersich gebracht haben oder dass es in asymptomatischer Form an ihnen vorbeigegangen ist, ohne Krankheits-Symptome, aber mit Immun-Reaktion.

kolu26a3179.580 Baskinnen und Basken sind hochgerechnet mittlerweile immun gegen das Virus (8,2%), 96.800 davon in Bizkaia, der bevölkerungs-stärksten Provinz. Die Studie besagt, in der zweiten Welle seien genauso viele Leute erkrankt wie bei der ersten Welle. Doch der Vergleich hinkt ganz offensichtlich. Denn im Frühjahr wurden praktisch nur die realen Krankheitsfälle getestet und registriert, nicht wenige haben die Krankheit – ohne jeglichen Test – zu Hause überstanden. Massentests wurden mangels Testmaterial praktisch nicht gemacht. Ganz anders in der zweiten Welle seit September. Kaum ein Tag mit weniger als 10.000 Tests in Euskadi, meist in Krisengebieten mit vielen Ansteckungen. Dabei fanden die Asymptomatischen deutlich mehr Anerkennung, die Zahl der entdeckten Covid-Fälle wurde realistischer. Fazit: in der ersten Welle müssen es mehr Covid-Fälle gewesen sein, nicht nur die Hälfte.

Was die Immunität auf Provinz-Ebene ausmacht, liegt Araba (als im April am schlimmsten betroffenes Gebiet) mit 12% am höchsten, nach der ersten Welle wurden dort 7,5% Immune ausgemacht. Bizkaia ging von 3,6% im ersten Durchgang auf 8,4% im zweiten (+4,8%), 96.800 Bizkainos und Bizkainas haben die Pandemie (hoffentlich) hinter sich gelassen. In Gipuzkoa liegen die Zahlen bei 2,5% zum Ersten und 6,4% zum Zweiten. Demnach hätte Araba eine doppelt so hohe Immunität erreicht wie Gipuzkoa.

Der staatliche Schnitt liegt übrigens bei 9,9%, hochgetrieben wird er von den Chaos-Provinzen Madrid, Soria und Cuenca, die vielen Covid-Fälle dort haben für 18% Immunität gesorgt. Leiden zahlt sich also aus – nur die Toten haben davon nichts. Doch liegen auch die Rekordzahlen aus Madrid noch deutlich unter der Schwelle von 40%, die von Expertinnen als Minimum für eine Herden-Immunität angenommen wird. Helfen wird also nur die dritte Welle zusammen mit der Spritze, um auf die notwendige Herdenzahl zu kommen.

Am stärksten betroffen von Corona waren bestimmte Berufsgruppen: aus dem Gesundheitsbereich (16,8%), die Gruppe der Hausangestellten zur Pflege von abhängigen Personen (16,3%), Reinigungskräfte in Privathaushalten (14%) und andere öffentlich Beschäftigte (13%).

Zwischen Frauen und Männern konnten keine Unterschiede festgestellt werden, was Covid-Ansteckungen betrifft, zumindest unter gleichen Ausgangs-Bedingungen. In absoluten Zahlen dürften es deutlich mehr Frauen gewesen sien, weil in den genannten Krisenbereichen deutlich mehr Frauen arbeiten als Männer. Nur Kinder kamen generell besser weg. Ganz persönlich gehöre ich noch nicht zu den Glücklichen in Bizkaia und warte auf die dritte Welle und die Spritze. Doch wenn das Virus mutiert fangen wir ohnehin alle, immun oder geimpft, wieder bei Null an: “Gehe zurück nach der Badstraße, gehe direkt dorthin, ziehe keine 4.000 Mark ein!“ Olatz

(2020-12-16)

VOM SURFEN AUF DER WELLE

Ausgerechnet Deutschland! Das hochgeschätzte Deutschland, für viele Vorbild beim Coronavirus-Management. Doch nun droht der Krankenhaus-Kollaps. Und plötzlich stehen wir hier im Süden besser da. Oder täuschen wir uns? Die Wellen laufen nicht synchron. Im Baskenland wurde der Kneipengang wieder erlaubt, das tut gut. Soziales Leben ist lebensnotwendig für die Psyche. In Massen ausgeführt ist es kontraproduktiv, weil die Fratze des dritten Lockdowns hinter der nächsten Straßenecke grinst. Die ersten sprechen von der dritten Welle. Dazu muss niemand hellsehen können.

kolu26a2DIE SITUATION

Was auch immer wir derzeit erleben, nichts ist neu, alles ein Déjà Vu ... die Einschränkungen, die Repression, die Lockerung. Mehr denn je leben wir von einem Tag auf den anderen, den von der Hand in den Mund Lebenden geht die Luft aus. Über allen hängt das Damoklesschwert der 500 Covidfälle auf 100.000 Bewohnerinnen in 14 Tagen. Orte, die darüber liegen, werden geschlossen. Die tägliche Bilanz zeigt, wer auf oder absteigt. Zwei Orte in Gipuzkoa konnten sich nur zwei Tage über Kneipenbetrieb freuen. Da wars schon wieder vorbei.

Erleichtert, dass wir unsere Freundinnen wieder treffen dürfen, wieder essen gehen können, wieder in Gesellschaft Bier und Wein trinken ... schlicht, unsere sozialen Kontakte wieder repressionsfrei pflegen können. Auch wenn das konditioniert ist: alles bis acht Uhr, in Gruppen zu sechs, um zehn zu Hause. Aber was soll der Geiz, der Fortschritt ist beachtlich. Fragt sich nur, wie lange das Glück hält. Denn ausgerechnet im Moment der Lockerung steigen die Zahlen schon wieder, Nachwirkungen von Black Friday und der vergangenen Feiertage.

EXZESSE

Die einen organisieren illegale Partys, die anderen gehen den Behörden auf den Leim. In Bilbao zum Beispiel bestand die Stadtverwaltung darauf, die weihnachtlichen Feierseelen mit Lichterspielen zu beglücken. Riesige Laser projizieren riesige Bilder auf riesige Rathaus-Wände. Und riesige Massen finden sich ein, um das Spektakel zu genießen. Eigentor, könnte man sagen. Da predigen die Politikerinnen von Masken und Abstand und nochmal Abstand, und organisieren eine Lichterorgie, Körper an Körper. Den Behörden und Covid-Verwalterinnen ist die Glaubwürdigkeit längst verloren gegangen.

DIE LÖSUNG

Klar, dass es so nicht weitergehen kann. Sonst drehen immer mehr Leute durch, die Spannung steigt ohnehin ständig. Politik und Medien bombardieren uns mit Nachrichten über konkurrierende Pharma-Konzerne, Spritzen und Impfungen. Die unmissverständliche Nachricht: “Nur die Spritze kann uns retten!“ Der Gesundheits-Minister wiederholt gerne, dass alles freiwillig ablaufen müsse. Aber wenn die Hälfte der Bevölkerung dem Geschäft misstraut, hat jemand ein Problem. Ein zweites deutet sich am Horizont an: das Virus mutiert. Aus Süd-England wurden 1.000 Infizierungen mit einer neuen Viren-Bedrohung gemeldet. Dass Corona heimtückisch ist und flexibel, war schon länger bekannt. Was bevorsteht ist nicht nur die auf der dritten Welle segelnde Impf-Kampagne – dazu kommt die erste Welle einer ganz neuen Bedrohung. Guten Rutsch also in das nächste Schlamassel! Olatz

ABBILDUNGEN:

(16-12) Collage FAT

(16-12) Verzweiflung

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(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-12-16)

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