Mörderische Bomben auf Otxandio
Die Kleinstadt Otxandio im Südosten Bizkaias kämpft seit 80 Jahren gegen das Vergessen. Nur vier Tage nach Beginn des franquistischen Militäraufstands gegen die spanische Republik wurde der Ort zum Schauplatz eines Kriegsverbrechens. Mit einer Veranstaltungsreihe erinnerte der Ort an die Toten der Bombardierung vom 22. Juli 1936 und setzte erneut die Suche nach den Verantwortlichen für das Massaker auf die Tagesordnung, das sicher noch lange in der kollektiven Erinnerung der Gemeinde präsent bleiben wird.
Vier Tage nach dem Militäraufstand der Generäle um Franco wurde der kleine Ort Otxandio in Bizkaia Opfer einer Bombardierung, der 60 Menschen zum Opfer fielen. Für das Baskenland war es der Ausgangspunkt zu einem 11 Monate dauernden Krieg.
Viele Einwohnerinnen und Vereine nahmen in Otxandio (span: Otxandiano) an den Veranstaltungen teil, die zur Aufarbeitung der Geschehnisse und zur Erinnerung an die „erste Bombardierung gegen Zivilisten in Europa“ organisiert waren. Erinnert wurde auch an die Ereignisse danach, denn Otxandio fiel im April 1937 in die Hände der Faschisten. Vom Moment des Militärputsches an befand sich in und um Otxandio eine baskische Verteidigungslinie, die lange standhielt, die tragisch verlief und Tausende von Menschenleben kostete. (1) (2016-07-31)
Erinnerung
Am 22. Juli 2016, dem 80. Jahrestag der Bombardierung, hielt das Rathaus von Otxandio auf dem Andikona-Platz eine öffentliche Ratssitzung ab – der Platz, der im Juli 1936 zum tödlichen Ziel geworden war. Mehr als 60 Zivilpersonen wurden getötet, darunter viele Kinder, die sich in freudiger Erwartung auf dem Platz der Kleinstadt versammelten, weil die ankommenden Flugzeuge republikanische Zeichen hatten. In dieser Sitzung beschloss der Gemeinderat mit fünf Stimmen der Linkskoalition EH Bildu und drei der konservativ-nationalistischen Partei PNV, sich der argentinischen Klage gegen die Verbrechen des Franquismus anzuschließen, um die Verantwortlichen des Massakers zur Rechenschaft zu ziehen. (2)
An der zentralen Erinnerungs-Veranstaltung auf dem Andikona-Platz nahmen die wenigen noch lebenden Zeitzeuginnen teil, sowie Personen, die sich der Aufarbeitung der Geschichte von Krieg und Faschismus widmen. Auch die Bürgermeisterin der Nachbarstadt Urduña, Idoia Aginako, war anwesend und das hatte seinen Grund. Aus Urduña (ebenfalls Bizkaia) stammte einer der mörderischen Piloten, ein Baske, der während der franquistischen Diktatur verschiedene Auszeichnungen und Ehrentitel erhielt, unter anderem den Ehrenbürgertitel seiner Heimatstadt Urduña. Die Bürgermeisterin des Ortes, derzeit in den Händen von EH Bildu, war anwesend, um den Einwohnerinnen von Otxandio persönlich mitzuteilen, dass der Stadtrat von Urduña beschlossen habe, dem Flieger Ángel Salas Larrazabal, die Ehren-Auszeichnungen posthum abzuerkennen, die ihm während des Franquismus verliehen worden waren.
Die erste Bombardierung
An jenem 22. Juli vor 80 Jahren warfen zwei Flugzeuge Bomben auf den Platz Andikona im Herzen Otxandios und töteten mindestens 61 Personen. Ein Jahr zuvor war es während der italienischen Invasion in Äthiopien (auch Abessinien-Krieg genannt, zwischen 1935 und 1936) zu verschiedenen Luftangriffen gekommen; ebenso im sogenannten Rif-Krieg, den Spanien von 1921 bis 1926 gegen Marokko geführt hatte. Daher kommt die differenzierende Feststellung, dass die Bombardierung Otxandios den ersten Flugzeug-Angriff in Europa darstellt (zuvor gab es bereits einen Luftangriff auf Venedig in den Revolutionsjahren 1848/49, allerdings von unbemannten Heißluftballons aus). Manche Wissenschaftler formulieren konkreter und sprechen vom ersten Flugzeugangriff in der Geschichte auf eine weiße Bevölkerung.
Die tragischen Ereignisse
Es war Mittwoch. Auf dem zentralen Platz Andikona spielten Kinder. Sommerurlauber in „weißen Hosen“ genossen ihre Ferien. Frauen wuschen Wäsche. Der Platz war unter anderem wegen seines Brunnens beliebt. Vier Tage nach dem Aufstand der Militärs mit General Franco gegen die legitime Regierung der zweiten Republik waren neben Zivilpersonen auch Milizionäre und Soldaten der bilbainischen Garellano-Kaserne auf dem Platz. Die Gemeinde feierte mit der Schutzpatronin Santa Maña ihr jährliches Fest mit einiger Nervosität, denn die Nachrichten bezüglich der aktuellen politischen Lage nach dem Militäraufstand boten Grund zur Besorgnis.
In dieser Situation tauchten am Himmel zwei Breguet-19-Flugzeuge auf. Breguet-19 war ein leichter Bomber des französischen Flugzeugbauers Breguet Aviation, der seit 1924 in großen Stückzahlen hergestellt wurde. Was niemand wusste: die beiden Flugzeuge kamen vom Stützpunkt Recajo in Agoncillo in der Region La Rioja. Aus verschiedenen Gründen hatte die anwesende Bevölkerung keine negativen Befürchtungen: zum einen, laut Aussage noch lebender Zeugen, grüßten die beiden Piloten freundlich und lächelten dabei. Viele grüßten zurück und winkten nach oben. Zum anderen trugen sie republikanische Abzeichen, so die Feststellung von Xabier Irujo, Historiker am Institut für baskische Studien der Universität Nevada und unermüdlicher Forscher des Krieges im Baskenland. Der Zeitzeuge Gabriel Otalora beschrieb, dass die Flugzeuge „in niedriger Flughöhe mehrere Kreise zogen und fast den Kirchturm streiften“. Es war ungefähr neun Uhr morgens.
Die Soldaten der Garellano-Kaserne von Bilbao hatten auf dem Andikona-Platz ihr Verwaltungszelt aufgebaut, weil der Brunnen Trinkwasser bot. „Das Wasser des anderen Brunnens der Gemeinde auf dem Plaza Mayor war eisenhaltig und zum Kochen ungeeignet“, erklärte der Histotriker Jon Irazabal Agirre vom Verein Gerediaga. (3) Die Sympathie für die Piloten schlug erst um, als diese begannen, „Papiere“ abzuwerfen. „Wir dachten, es handle sich um Flugblätter oder um Bonbons, etwas das glitzerte. Wir hatten damals doch keine Ahnung, was eine Bombardierung war“, stimmten mehrere Zeugen des Massakers überein.
Täuschung
Denn die Flieger waren keine Republikaner. Sie waren Handlanger der aufständischen Militärs gegen die demokratische gewählte republikanische Regierung. Zu allem Übel war einer der Flieger sogar aus Bizkaia, aus der Stadt Urduña (spanisch: Orduña). Jener Ángel Salas Larrazabal wurde später vom spanischen König Juan Carlos I mit dem Ehrentitel „Kapitän der Luftstreitkräfte“ ausgezeichnet, wegen seiner „außergewöhnlichen und hervorragenden persönlichen Verdienste“. Im zweiten Weltkrieg war Salas Larrazabal Teil der 15. Spanischen Staffel (Escuadrilla Azul española), die von Juni 1941 bis Februar 1944 an der Seite der deutschen Luftwaffe Angriffe gegen die Sowjetunion flog. Der andere Bomberpilot war José Muñoz Jiménez. (4)
Nach dem Bombenabwurf sah der Gemeinde-Arzt José Maurolagoitia auf dem Platz groteske Szenen von „zerstückelten Leichen, verstümmelten Kindern, enthaupteten Frauen“. Die Verwundeten flehten ihn in baskischer Sprache an, er möge ihnen helfen. Das Rinnsal glasklaren Wassers des beliebten Brunnens verwandelte sich in einen Strom aus Blut und Tod. Jon Lasuen, ein noch lebender Zeitzeuge, war am Tag der Bombardierung 14 Jahre alt. Er erzählt: „Ich habe überlebt, weil mein Vater, Angestellter im Rathaus, mich losschickte, um ein Exemplar der Zeitung Euzkadi zu kaufen, für die er selbst schrieb. Als ich zum Platz zurück kam, sah ich, dass die Bomben ihm die Beine weggerissen hatten. Er starb später im Krankenhaus in Bilbao. Zwei meiner Brüder, 10 und 11 Jahre alt, und drei Cousins lagen tot auf dem Platz. Es war schrecklich!“
Der damalige Theologiestudent und spätere Bischof Bittor Garaigordobil (1915 geboren) wurde Zeuge des Angriffs, weil er zur Messe nach Otxandio gekommen war. „Mir schauderte, als ich den ohrenbetäubenden Lärm der abgeworfenen Bomben hörte und Menschen und Tiere tot sah. Es war entsetzlich und ich rannte in Richtung Olaeta davon. Über einen Bergpfad erreichte ich mein Haus in Abadiño. Nach diesem schrecklichen Erlebnis ging ich nie mehr zur Messe nach Otxandio, sondern begann, nach Urkiola zu gehen“, erzählt der heute 101 Jahre alte Geistliche.
Ein Gemälde über das Massaker, das Santi Capanaga 1964 fertigstellte, ist zum Symbol gegen das Massaker geworden, ähnlich wie das Gemälde „Guernica“ von Pablo Picasso zum Symbol für Gernika wurde. Santiago Capanaga, in Otxandio geboren, war bei der Bombardierung 13 Jahre alt, er verlor an jenem Tag mehrere Freunde, Nachbarn und Familienangehörige. Die Malerei wurde für ihn bei der Verarbeitung der Attacke zu einer Art von Brücke, das Gemälde dient den nachfolgenden Generationen als Erinnerung.
Der Täter aus Urduña
Ángel Salas Larrazabal (Urduña, Bizkaia, 1906 – Madrid, 1994) war Pilot des spanischen Militärs. Er wird als Ass der spanischen Luftwaffe bezeichnet. Im Februar 1936 wurde er von der republikanischen Regierung zum Kapitän befördert. Am 19. Juli, einen Tag nach dem Beginn des Militäraufstands ging er nach Pamplona, das bereits zur faschistischen Zone gehörte. Auf dem Luftweg organisierte er den Kontakt zwischen den drei entscheidenden aufständischen Generälen, Mola in Pamplona, Franco in Tetuan und Queipo de Llano in Sevilla. Am 22. Juli 1936 nahm er (gegen Otxandio) an der ersten Bombardierung des Spanischen Krieges teil. Im September 1937 wurde er zum Befehlshaber einer Flieger-Gruppe, im April 1939 zum Kommandant einer Jagdstaffel (Escuadrilla de Caza) ernannt. Kein anderer Pilot Spaniens hat mehr Einsätze geflogen. Im Juli 1941 schloss er sich freiwillig als Oberbefehlshaber der Escuadrilla Azul (auf Deutsch: 15. Spanische Staffel) an, um die Nazis im Krieg gegen die Sowjetunion zu unterstützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er als Militärattaché in Berlin und Lissabon und bis zum Ende seines Berufslebens 1972 oberster Chef der spanischen Luftstreitkräfte und Luftabwehr. Für seine militärischen „Verdienste“ erhielt er im Laufe seine Karriere viele Ehrungen und Medaillen, unter anderem eine spanische militärische Tapferkeitsauszeichnung, die höchste militärische Auszeichnung in Friedenszeiten, das goldene Kreuz der Nazis sowie das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse. (5)
Unklare Opferzahlen
Die beiden mörderischen Piloten wurden vom Aufstand-General Emilio Mola (1887-1937) für ihre „tapfere Tat” beglückwünscht. Zusammen haben sie bei der Bombardierung mindestens 61 Menschen getötet. Der aus Otxandio stammende Wissenschaftler Zigor Olabarria hat in einer Forschungsarbeit diese Zahl von Toten festgestellt. Zuvor hatte bereits der Historiker Jon Irazabal 57 Personen identifizieren können. „Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Zahl der Opfer höher war, weil etliche Verletzte in die Krankenhäuser von Bilbao und anderen Orten gebracht wurden und sollten sie dort verstorben sein, wurden ihre Sterbeurkunden dort ausgestellt und aktenkundig“, erklärt Irazabal.
Beim Transport der Verletzten nach Bilbao und Durango halfen die Einwohnerinnen der Gemeinde. Das Zivilkrankenhaus von Bilbao und jenes von Durango schickte jeweils eine Gruppe von Ärzten nach Otxandio. Außerdem halfen Freiwillge des Vorläufers der heutigen Gewerkschaft ELA (Solidaridad de Trabajadores Vascos, STV) und Krankenschwestern des Vereins patriotischer Frauen (Emakume Abertzale Batza, EAB). Unter den Toten waren fünf Milizionäre und vier Soldaten, alle anderen waren Zivilistinnen. 24 Tote waren jünger als 18 Jahre, 16 davon waren keine 10 Jahre alt. „Weder Gernika noch Durango, weder Coventry noch Nagasaki, können mit den Opferzahlen von Otxandio verglichen werden“, wertete ein Redakteur namens R. in der Tageszeitung Euzkadi.
Am Nachmittag desselben Tages, merkt Irazabal an, näherte sich ein weiteres Flugzeug Otxandio und löste Panik aus. Aber diesmal war das Ziel des Bombers nicht Otxandio sondern Bilbao. Dort wurden Flugblätter abgeworfen, mit denen General Mola die Bevölkerung dazu „einlud“, sich zu ergeben. Die Frontlinie von Otxandio wurde am 31. März 1937 erneut bombardiert.
Aufarbeitung
Der Historiker Xabier Irujo arbeitet nach wie vor an der Katalogisierung der Bombardierungen, die Euskadi erlitt. Der Kodirektor des Zentrums für baskische Studien an der Universität von Nevada teilte dem Korrespondenten der Tageszeitung Deia mit, dass er bereits „mehr als 1000 Bombardierungs-Einsätze registrieren konnte. Jeder Einsatz kann zwischen einer und sieben Bombardierungen umfassen“, berichtet er. Die Bombenangriffe der Italiener gegen Abessinien dienten als Feldversuch für kommende Aktionen wie zum Beispiel den Angriff auf Durango am 31. März 1937, der die Front von Otxandio und benachbarte Orte wie Elorrio und Durango zu Fall brachte, ausgeführt von der italienischen Staffel Aviazione Legionaria. Vor ungefähr fünf Jahren listete die Regionalregierung Bizkaias 37 baskische Gemeinden auf, die aus der Luft bombardieret worden waren. Diese Angriffe setzten sich in Europa fort, erreichten Hiroshima und dauern bis heute an.
Der Todespilot und spätere General Salas Larrazabal schrieb seine eigene Version der Geschehnisse vom 22. Juli 1936. Der faschistische Militär vermied es, über Details Auskunft zu geben, er ging davon aus, die Angaben über den Angriff in Otxandio seien „übertrieben“. Er verschwieg, dass die Piloten mehrfach über dem Ort kreisten und mit ihrer Gestik eine größtmögliche Zahl von Zivilpersonen auf den Platz locken wollten, in Erwartung von abgeworfenen Flugblättern. Als eine ausreichend große Anzahl von Personen versammelt war, griffen sie aus einer Höhe von nur 70 Metern an, wohlwissend, dass die Mehrzahl der Versammelten Zivilpersonen waren, darunter viele Kinder. 25 Minuten lang warfen sie alle mitgeführten Bomben ab. Die Breguet-19 konnte bis zu 472 Kilogramm Sprengstoff laden. Zum Abschluss flogen sie eine weitere Runde über Otxandio, da sie genau wussten, dass es keine Flugabwehr gab und sie nichts zu befürchten hatten“, fügt Irujo hinzu.
Nach diesem „Luftangriff“ (Salas vermeidet das Wort Bombardierung) „war nichts mehr zu hören von einer militärischen Einnahme der Provinzhauptstadt Vitoria-Gasteiz bis November“, was bei Irujo den Eindruck hinterlässt, dass es tatsächlich einen Plan gab, die Hauptstadt der Provinz Alava zu erobern. Salas trägt keine Indizien zur Klärung bei. Er verkleidet die Greueltat als Teil einer Strategie großen Kalibers.
Aberkennung von Titeln und Auszeichnungen
Während des gesdamten Franquismus war es üblich, Straßen und Plätze umzubenennen mit den Namen von „altgedienten Faschisten“, auch die Verleihung von Ehrentiteln aller Art gehörte zur Tagesordnung. Was den Todespiloten von Otxandio und andere Mitglieder des Regimes anbelangt, hat der Gemeinderat von Urduña (span: Orduña) mit den Stimmen von EH Bildu und PNV am 11. Juli 2016 beschlossen, alle Auszeichnungen und Medaillen, die mit dem Franquismus in Verbindung stehen und die nach wie vor geltendem Recht entsprechen, zu annullieren und posthum zu entziehen. Die Bürgermeisterin Idoia Aginako kündigte an, für September 2016 eine Veranstaltungsreihe zur Geschichtsaufarbeitung zu organisieren. Die getroffene Entscheidung führt dazu, dass dem Militärpiloten Ángel Salas Larrazabal der am 23. August 1942 erhaltene Ehrenbürgertitel der Stadt rückwirkend entzogen wurde. Außerdem hatte Salas am 12. Juni 1959 den Ehrenstab der Stadt überreicht bekommen. Um der Bevölkerung von Otxandio diese Entscheidungen direkt mitzuteilen, wurde beschlossen, dass die Bürgermeisterin persönlich an den Veranstaltungen zur Erinnerung an die Bombardierung teilnehmen solle. Weitere Aberkennungen waren die einzige von der Stadt verliehene diamantene Medaille am 2. Mai 1961 an Francisco Franco Bahamonde und die goldene Medaille an José Luis de Arrese y Marga, Theoretiker der Vertikalen Gewerkschaft im Franquismus.
ANMERKUNGEN:
(1) Der vorliegende Artikel basiert auf Informationen aus folgenden Veröffentlichungen: „Otxandio, ochenta años del ‘primer Gernika’“, Tageszeitung Deia 24.07.2016 / „Otxandio se querella en busca de los responsables del bombardeo”, 24. Juli 2016 Tageszeitung Gara
(2) Argentinische Klage: In der Zeit nach Francos Tod beschloss die mit Franquisten besetzte Übergangs-Regierung eine Amnestie, wie sie von einer breiten Volksbewegung gefordert worden war. Im Schatten dieser Amnestie wurden auch alle franquistischen Verbrechen von 1936 bis zum Tod des Diktators für straffrei erklärt. Das heißt konkret, dass bis heute kein einziger Kiregsverbrecher jemals auch nur vor Gericht bestellt wurde. Entsprechende Versuche wurden jeweils mit Hinweis auf das Amnestie-Gesetz abgelehnt. Für die UNO ist dieses Amnestie-Gesetz illegal, weil es gegen die (auch von Spanien unterzeichnete) Menschenrechts-Konvention verstößt. Dort ist festgelegt, dass es für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit weder Verjährung noch Amnestie geben kann. Diese Menschenrechte sind überall einklagbar, deshalb kam es über Argentinien zu einer Klage gegen noch lebende Mitglieder des Franquismus, Folterpolizisten, Minister, die von der spanischen Regierung erneut blockiert wird, dennoch in Gang gekommen ist. Eine argentinische Richterin fordert die Auslieferung von zumindest vier Altfranquisten, was die spanische Regierung zumindest in Bedrängnis bringt.
(3) Der Verein Gerediaga Elkartea ist ein baskischer Kulturverein, der sich die Forschung und Verbreitung der baskischen Geschichte, Kultur und Sprache zur Aufgabe gemacht hat. Er wurde 1965 in Durango (Bizkaia) gegründet. Der Verein organisiert die jährlich im Dezember in Durango stattfindende baskische Buch- und Musik-Messe (Durangoko euskal liburu eta disko azoka) und hat erst kürzlich einen neuen Sitz in Abadiño (Bizkaia) bezogen.
(4) José Muñoz Jiménez, 1906 Madrid – 1941 Sowjetunion): Pilot des spanischen Militärs und einer der erfahrensten und erfolreichsten Flieger des Landes. Er befehligte mehrere Flugstaffeln und wurde im August 1938 von den Franquisten zum Kommandanten befördert. Wenig später wurde er der Dritten Jagdstaffel der Legion Condor zugeteilt. Trotz vieler Einsätze überlebt er den Spanienkrieg unverletzt. In der Nachkriegszeit war er zunächst Schüler, später Dozent an der Hochschule für Luftfahrt, bis er sich im Juli 1941 der Escuadrilla Azul (auf Deutsch: 15. Spanische Staffel) anschloss und an der Seite der Nazis am Krieg gegen die Sowjetunion teilnahm. Am 27. November 1941 wurde sein Flugzeug von der russischen Luftabwehr abgeschossen.
(5) Die Ehrungen von Ángel Salas Larrazabal im Einzelnen: (*) La Medalla Militar: die Militärmedaille ist eine spanische militärische Tapferkeitsauszeichnung (*) La Medalla Aérea: höchste militärische Auszeichnung in Friedenszeiten (*) La Cruz de Oro Alemana: das Deutsche Kreuz war eine deutsche Militärauszeichnung (offiziell: Kriegsorden) im Zweiten Weltkrieg und wurde am 28. September 1941 durch Adolf Hitler in den Abteilungen Gold und Silber gestiftet. (*) La Cruz de Hierro de 1ª y 2ª clase: das Eiserne Kreuz war eine ursprünglich preußische, später deutsche Kriegsauszeichnung, die vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. am 10. März 1813 in Breslau für den Verlauf der Befreiungskriege in drei Klassen gestiftet wurde. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des Zweiten Weltkrieges durch das nationalsozialistische Staatsoberhaupt Adolf Hitler wurde das Eiserne Kreuz am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung, die zunächst in vier Klassen verliehen werden sollte. (*) 1991 – also 16 Jahre nach Francos Tod(!) – verlieh ihm der damalige spanische König Juan Carlos I den Ehrentitel „Generalkapitän der Luftstreitkräfte“ auf Grund seiner „außergewöhnlichen Verdienste.“
FOTOS:
(1) Fliegerangriff (Foto: sareantifaxista.blogspot.com)
(2) Gemälde von Santi Capanaga über die Bombardierung von Otxandio (Foto: mugalari.eus)
(3) Gedenkveranstaltung Otxandio zum 80. Jahrestag der faschistischen Bombardierung (Foto: mugalari.eus)
(4) Gedenkveranstaltung Otxandio zum 80. Jahrestag der faschistischen Bombardierung (Foto: mugalari.eus)
(5) der faschistische Flieger Ángel Salas Larrazabal, selbst Baske und am Angriff auf Otxandio beteiligt (Foto: mugalari.eus)