Vernichtung durch die Legion Condor
Xabier Irujo, Historiker und Leiter des Zentrums für Baskische Studien an der Uni Nevada, hat zehn Jahre lang alle verfügbaren Einzelheiten des Angriffs auf Gernika recherchiert, für sein Buch "Gernika, 26. April 1937". Er gilt als der beste Kenner der Kriegsverbrechen der Legion Condor in Bizkaia. "Auf eine Gräueltat folgt immer eine Lüge, Franco hat die Bombardierung angeordnet, das ist dokumentiert", so Irujo bei der Präsentation des Buches "Gernika. Genealogy of Lie". Ein Rückblick auf Gernika.
85 Jahre nach der Bombardierung und Vernichtung der baskischen Stadt Gernika – ein Angriff gegen die Zivilbevölkerung – zieht der baskische Histotriker Xabier Irujo Bilanz. Über Bomben und Lügen.
Frage: Die erste Frage ist vielleicht abwegig, aber ich will sie trotzdem stellen: War die Bombardierung von Gernika ein Kriegs-Experiment oder ein taktischer Angriff, mit dem Ziel einen Rückzugsort zu schwächen?
Xabier Irujo: Die Bombardierung von Gernika war vieles, aber eines war sie nicht, sie war keine taktische Bombardierung. Sie hatte zwei zentrale Funktionen: zum einen war sie ein Kriegs-Experiment und zum anderen sollte sie Panik auslösen. Diese Bombardierung der Zivilbevölkerung hatte zum Ziel, die Regierungstruppen zusammenzuziehen und die Front auf einen Schlag zu zerstören. Das ist in der Geschichte schon viele Male passiert. Wie beim Angriff auf die Twin Towers in New York zielen diese Panik-Attentate immer darauf ab, viele Menschen zu töten, möglichst Zivilisten, und eine große Katastrophe zu verursachen. Das ist Gernika. Bei der Bombardierung wurden 85% der Gebäude zerstört. Andererseits ist Gernika Kettenglied eines Experiments. Es ist Teil eines Experiments, das Schritt für Schritt durchgeführt wurde, erst in Durango, dann in Eibar ...
Wer hat die Bombardierung angeordnet?
Franco hat alle Bombardierungen angeordnet. Es konnte nicht anders sein, darauf beruhte Francos Macht. In diesem Kampf um die Macht zwischen ihm, Mola und den anderen Generälen hatte jeder seine Trümpfe in der Hand. Und Franco war an der Spitze der deutschen Luftwaffe. Hugo Sperrle, der Kommandant der Legion Condor, sprach nur ausschließlich und direkt mit Franco.
An der baskischen Front waren die drei vorhandenen Luftstreitkräfte – die Nationale Luftwaffe (gemeint ist der Teil der staatlichen Flugzeuge, die die Aufständischen um Franco nach dem Militärputsch an sich reißen konnten), die italienische Aviazione Legionaria und die Legion Condor – aufs Engste mit Franco verbunden. Er ordnete alle Bombenangriffe an. Vom 22. Juli 1936 bis zum 17. August 1937 habe ich für Euskadi 1.600 Bombardierungen katalogisiert. Das bedeutet, dass mehr als zweitausend Bombenangriffe durchgeführt wurden, jeder einzelne unter Francos Kommando.
Das Ziel von Hermann Göring, dem Chef der Luftwaffe, war es, die Nützlichkeit von Flugzeugen in der Kriegsführung zu beweisen. In welchem Zusammenhang steht dies mit Francos Bombardierungs-Befehl?
Franco wollte den Krieg gewinnen und Göring wollte zeigen, dass der nächste Krieg in der Luft ausgetragen werden würde, dass die Luftfahrt das beste Werkzeug sein würde. Aus deutscher Sicht ist das der entscheidende Punkt. Franco wollte den Krieg gewinnen und brauchte mehr Flugzeuge als jene, die der republikanischen Regierung zur Verfügung standen. Deshalb holte er Flugzeuge und Piloten aus Deutschland und Italien.
Die Bombardierung von Gernika veranschaulicht diese Logik: nachdem ein Ort dreieinhalb Stunden lang bombardiert und mit Maschinengewehren beschossen wird, können Infanterietruppen diesen Ort fast kampflos einnehmen. So war es an der baskischen Front Tag für Tag, zumindest solange es nicht regnete. Aus der Luft wurden die Verteidigungslinien und die Schützengräben beschossen, ununterbrochen von 8.00 Uhr morgens bis 6.00 Uhr abends. Danach rückten dann die Infanterietruppen vor und stießen im Allgemeinen auf wenig Widerstand. Doch trotz allem gab es eine Menge Widerstand. Wir müssen zum Beispiel berücksichtigen, dass die Front in Eibar sieben Monate oder länger stand und sich keinen Millimeter bewegte. Während der Frühjahrs-Kampagne rückten die Aufständischen unter Mola täglich einen halben Kilometer vor. Das ist sehr wenig. Sie stießen auf Widerstand. Richthofen schrieb mehrmals in sein Tagebuch, dass er sehr wütend sei und Bilbao in Schutt und Asche legen wollte.
Es gibt einen Schlüsseltag: den 20. April, Hitlers Geburtstag. Zunächst hieß es, man wolle ihm an diesem Tag den Fall von Bilbao schenken. Da die Aufständischen dies jedoch als schwierig empfanden, wurde die Bombardierung von Gernika zum Geschenk?
So war es. Gerade weil sie Gernika nach drei Wochen immer noch nicht eingenommen hatten, begannen Görings Rivalen zu sagen, dass sie es nie schaffen würden, Bilbao zu Fall zu bringen, dass sie nicht gut genug vorgehen würden, dass es keine Koordination gäbe. Sie wussten, dass die Legion Condor ein sehr schlechtes Verhältnis zu den Italienern und zum Faschistengeneral Emilio Mola hatte. Sperrle und Richthofen hatten immer ein gutes Verhältnis zu Franco, aber nicht zu den anderen.
Die Aussage, dass ein Bombenangriff ein Geburtstags-Geschenk sein könnte, mag überraschend klingen. Aber im Zweiten Weltkrieg war es immer so. Die größten, umfangreichsten und verheerendsten deutschen Bombenangriffe fanden fast immer am 19. oder 20. April statt. Dies war der Fall bei der Eroberung Norwegens, der Bombardierung Londons und der Bombardierung Athens. Deswegen fand auch die erste Bombardierung Berlins seitens der Alliierten am 20. April statt. Dies ist nur ein Kapitel von Hitlers Geburtstag. Seine Geburtstags-Geschenke waren riesig.
Mit der Zunahme der Luftangriffe wurde die Verteidigung für die legitime Regierung immer schwieriger. Der baskische Ministerpräsident Agirre bat den katalanischen Ministerpräsidenten Companys selbst um Flugzeuge. Hat er auch die Sowjetunion darum gebeten?
Die Wahrheit ist, dass er diese Bitte jeden Tag an alle richtete, aber Kampfflugzeuge waren sehr teuer. Die Regierung hatte kaum Geld, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Das Ersuchen wurde täglich an die republikanische Regierung gerichtet, die kam dem Wunsch aber nicht nach. Sie hatten verschiedene Ausreden. Wie George Steer (2) schrieb, hat die republikanische Regierung keine Flugzeuge an Agirre übergeben, weil sie Angst hatte. In gewisser Weise war es eine politische Entscheidung. Sie wollten nicht, dass die baskische Regierung Flugzeuge hatte. Die Flugzeuge standen immer unter dem direkten Kommando der republikanischen Regierung.
Gernika wurde von 59 Flugzeugen bombardiert, aber im April und Mai 1937 verfügten die Aufständischen insgesamt über etwa 200 Flugzeuge. Die Republik hingegen hatte acht Flugzeuge in Euskal Herria, konkret in Bizkaia. Das war der große Unterschied. Sie waren wehrlos. Mehrfach wurde geschrieben, dass Bilbao nicht gefallen wäre, wenn die baskische Regierung dreißig Jagdflugzeuge gehabt hätte.
Der Tag der Bombardierung, der 26. April 1937, war ein Montag, ein Markttag. Viele Flüchtlinge aus Gipuzkoa waren auf Anraten der Regierung aus Bilbao gekommen, weil die Lebensmittelversorgung in Gernika weniger schwierig war als in Bilbao.
Sieben Züge kamen in Gernika an. Die Zahl der angekommenen Personen ist nicht bekannt. Bürgermeister Labauria spricht von etwa 12.000 Menschen. Der Priester und Vertreter der baskischen Regierung Alberto Onaindia, von ebenfalls 12.000. Etwa 5.000 bis 7.000 Menschen kamen an diesem Tag in Gernika an. Wer kommt am 26. April nach Gernika, um mitten im Krieg nach Lebensmitteln zu suchen? Alle oder überwiegend Zivilisten. Die meisten von ihnen waren Frauen, ältere Personen und Kinder. Das war die Lage in Gernika, und sie wurden alle von der Bombardierung erwischt.
Hatte das Wissen, dass viele zivile Personen, alte Leute und Kinder vor Ort sein würden, einen Einfluss auf die Wahl des Tages für den Angriff?
Ja, natürlich. Gernika wurde am Montag angegriffen, weil sie wussten, dass es Markttag war. Am Montag dem 19., einen Tag vor Hitlers Geburtstag, wurde nicht bombardiert. Die Bombardierung wurde um eine Woche verschoben, nicht um einen oder zwei Tage. Sie musste am Montag erfolgen, das ist die Logik einer Panik-Katastrophe. Es muss eine große Anzahl von Opfern zu beklagen sein und auch das von der Katastrophe betroffene Material, sprich Gebäude, Straßen, Depots, muss groß sein. Um diese beiden Faktoren geht es bei einem Panik-Bombardement. Das geschah in Gernika.
Es wird erwähnt, dass der Angriff in verschiedenen Phasen durchgeführt wurde. George Steer nannte dies "den Rhythmus des Todes". Wie sah das aus?
Da ist von allem etwas dabei, ein bisschen Psychologie und natürlich auch Technik. Diese Phasen beschreiben den technischen Aspekt, mit dem Wolfram von Richthofen im April im Baskenland experimentiert hat. Er begann, wie ich bereits sagte, in Durango. Dann fügte er bei der Bombardierung von Eibar einige Neuerungen hinzu, und in Gernika wurde das gesamte Experiment durchgeführt.
Die erste Phase bestand darin, die Leute in die Schutzräume zu locken. Von Richthofen wusste, dass er Gernika von Norden kommend auf überraschende und einfache Art und Weise ruinieren konnte. Stattdessen griff er von Osten an, wo die Flieger am besten zu sehen waren. Sie bombardierten von Osten her und ließen sich viel Zeit, um Alarm auszulösen und die Menschen in die Schutzräume zu zwingen. Niemand konnte sich vorstellen, dass 40 bis 46 Tonnen Bomben abgeworfen werden würden. Diese Schutzräume waren nutzlos, sie wurden zu Fallen. So starben beispielsweise allein in der Kirche Andra Mari 450 bis 500 Personen.
Die Angreifer wollten, dass sich so viele Menschen wie möglich bewegten. Also schickten sie ein Flugzeug, das Kreise über der Stadt zog. Der ausgelöste Sirenenalarm gab den Leuten eine Viertelstunde Zeit, sich in die Schutzräume zu begeben, dann begann die Bombardierung. Das zweite Ziel dieser ersten Phase war, Gernika das Wasser abzuschneiden. Zuerst wurde der zentrale Wassertank bombardiert, damit zum Löschen der Feuer kein Wasser vorhanden war.
Nach dieser Bombardierung warteten sie 45 Minuten. Das ist die Zeitspanne, die Feuerwehrleute, Ärzte oder Krankenschwestern brauchen, um die betroffenen Orte zu erreichen und mit den Hilfsleistungen zu beginnen. Hier sollten sie festgehalten werden, niemand sollte Gernika verlassen können. In diesem Moment wurden die Kettenangriffe in Gang gesetzt – drei Jagdflugzeuge, die koordiniert angriffen. Elf dieser Ketten wurden aufgestellt. Diese 32 bis 33 Flugzeuge beschossen alle, die aus Gernika fliehen wollten, alle sollten im Zentrum der Stadt bleiben.
Dann begann überraschenderweise von Norden her die eigentliche Bombardierung mit schweren Ju-52-Flugzeugen. 21 Flugzeuge bombardierten in Dreiergruppen das Stadtzentrum. Sie warfen die ersten Sprengbomben ab, die die Häuser von oben nach unten durchbrachen. Um zu verhindern, dass die in den Schutzbunkern verbliebenen Personen fliehen konnten, warfen sie in einer dritten Phase Brandbomben auf die Trümmer. In der Endphase war Gernika ein einziges Flammenmeer und die noch Lebenden versuchten zu fliehen. Um dies zu verhindern, zogen weitere einhundert Minuten lang die Ketten von Jagdflugzeugen ihre Kreise über Gernika. Das Ziel war, alle Personen innerhalb des Feuerrings festzuhalten.
Am Ende hinterließ ein solch brutaler Angriff bemerkenswerte Zahlen: Wie viele Tote und Verletzte forderte diese Bombardierung?
Eine wichtige Frage, die mit Bedacht beantwortet werden sollte. Wir haben Unterlagen, um eine Antwort zu geben. Wir sollten vermeiden, von unbestätigten Zahlen zu sprechen, so wie das andere tun. Uns liegt ein Bericht der baskischen Regierung vor, der besagt, dass bei der Bombardierung von Gernika mehr als 1.654 Personen ums Leben kamen. Aber es war bekannt, dass die Zahl der Todesopfer weitaus höher war. Die Überlebenden hatten keine Zeit, die Leichen aufzuspüren, die unter den Trümmern liegen geblieben waren. Darüber gibt es keine Zahl. Die Zahl des Berichts umfasst vor allem diejenigen, die in den Krankenhäusern gestorben sind.
Wir haben 38 Zeugen, die die Bombardierung Gernikas miterlebten und damals darüber sprachen. Sie alle sagten, dass es mindestens tausend Tote gab. Diese Aussagen stellen hundert Prozent der Information dar, die wir haben. Es gibt keine weiteren Hinweise, keine weiteren Zeugenaussagen. Und niemand von denen, die damals in Gernika waren, spricht von einer geringeren Opferzahl.
Franco befahl die Erstellung eines Berichts mit dem Titel “Herrán“, in dem zwei verschiedene Zahlen genannt werden. Wenn ich mich richtig erinnere, ist einmal von 126 die Rede und einmal von 45 Toten. Sie stimmen also nicht überein. Zudem handelt es sich nicht um ein historisches Dokument. Ein von Franco in Auftrag gegebener Bericht, der seine Lüge untermauern sollte, kann uns nicht als Grundlage dienen. Ziel dieses Berichts war die Verbreitung der Lüge, die "Roten" hätten Gernika in Brand gesteckt. Daher kann er nicht herangezogen werden.
Die Antwort auf die Frage nach den Opfern lautet, dass es mehr als zweitausend Tote gab. Warum? Wir haben das Dokument der baskischen Regierung über 1.654 Tote, eine Zahl, die vom Bürgermeister und anderen Zeugen bestätigt wurde. Zusammen mit den Verschütteten in der Kirche Andra Mari sind es 1.600 plus 500, also mehr als zweitausend. Das ist die einzige Antwort, die wir geben können, wissenschaftlich und historiographisch. Alle anderen Antworten, egal ob von 2.530 oder von 317 die Rede ist, haben keinen historiographischen Wert, sie basieren auf keinen Kriterien und sie stellen nur Meinungen dar.
Um solche Hypothesen zu entwickeln, war für die franquistische Nachforschung die hermetische Abriegelung Gernikas nach der Eroberung entscheidend. Auch der Chef des Generalstabs der Legion Condor, Wolfram von Richthofen, war ziemlich besessen von diesen Untersuchungen. Welche Art von Studien haben sie durchgeführt?
Was sie analysieren wollten, waren zum einen die Schutzräume. Richthofen war sehr besorgt über die Schutzräume. In Durango und Eibar hatte er gesehen, dass Personen überlebten, die in Bunkern Zuflucht gefunden hatten. Das wollte er künftig vermeiden. Gemessen wurde auch die Wirkung einer 250-Kilogramm-Bombe auf verschiedene Bodenarten. Sie haben überprüft, welche Typen von Mauern und Wänden Stand hielten und welche nicht. Und viele andere Dinge. All das wurde schriftlich festgehalten, wir haben das Dokument. Deshalb wissen wir, dass es tatsächlich passiert ist. Das Gleiche geschah überall. Laut Richthofens Tagebuch reiste er zweimal nach Eibar, um die Folgen des Bombenangriffs vom 25. April zu ermessen. Er war auch in Elorrio und Elgeta. Er sagte, es müsse eine detaillierte Analyse der Auswirkungen der Bombardierung vorgenommen werden. Die Überlebenden wurden gefragt, warum sie noch am Leben waren, damit dies beim nächsten Mal nicht mehr vorkommen sollte.
Für die Wahl von Gernika gab es viele Gründe, aber einer war entscheidend: Gernika war nie zuvor bombardiert worden. Richthofen wusste hinterher also genau, was seine Flugzeuge angerichtet hatten.
Dann kam die Lüge von Gernika. Der Franquismus machte die Roten zu den Urhebern der Bombardierung, die Bataillone, die zur Verteidigung Bizkaias aufgestellt worden waren. Die Aufständischen übernahmen keine Verantwortung für den Angriff. Warum entschieden sie sich für Lügen und übernahmen nicht die Verantwortung?
Es ist klar, dass sie wussten, was sie getan hatten. Auf eine Gräueltat folgt immer eine Lüge. Das ist ein allgemeines Phänomen bei Exzessen und Verbrechen. Franco hatte die Bombardierung angeordnet, das wissen wir und es ist dokumentiert. Einige Leute behaupten immer noch, Franco habe nichts von diesem oder von anderen Bombenangriffen gewusst. Franco gab nicht nur den Befehl, sondern nur wenige Stunden später, am Morgen des 27. April, noch vor 7 Uhr, auch den Befehl zum Lügen.
Es gab zwei Lügen: dass Gernika nicht wie Lekeitio (Oktober 1936) bombardiert worden sei. Und, dass Gernika von baskischen Bataillonen niedergebrannt wurde. Das Gleiche wurde an vielen anderen Orten gesagt, zum Beispiel in Mungia, Irun und Eibar. Diese Aussagen werden immer noch wiederholt: "Eibar, Irun wurden von den sich zurückziehenden Roten verbrannt". Das ist falsch. Ich sage nicht, dass die Abziehenden nicht einige Häuser niedergebrannt hätten, was in Irun tatsächlich geschah. Aber die Stadt selbst, die große Zerstörung, wurde von den Flugzeugen verursacht.
Richthofen selbst schrieb in sein Tagebuch, dass Eibar von den "Roten" niedergebrannt wurde, wobei er sich selbst belog. Das ist gruselig. Er war es, der die von Franco angeordnete Bombardierung koordinierte. Außerdem schrieb er, seien die Brandbomben eher knapp gewesen, weil nach den vorangegangenen Angriffen nicht genügend Bomben übrig gewesen seien. Das schrieb er. Lügen, die auch für Orte wiederholt wurden, in denen die Bombardierungen von extremer Grausamkeit waren.
Zum Schluss sei noch der Name des Gernika-Bataillons erwähnt oder dass einer der ersten Panzer, die nach dem Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg in Paris einfuhren, den Namen Gernika trug. Warum wurde Gernika zum Symbol?
Gernika wurde nach dem Bombenangriff zu einem Symbol. Es wird oft gesagt, dass das an Picassos Bild "Guernica" läge, aber das stimmt nicht. Von Anfang an, sozusagen, als Gernika bombardiert wurde und bevor Picasso sein Bild in Paris ausstellte, wurden in der ganzen Welt Tausende von Artikeln über Gernika veröffentlicht. Die New York Times zum Beispiel veröffentlichte zwischen dem 27. April und dem 14. Juli 1937 insgesamt 63 Artikel, die meisten davon auf den Titelseiten. Gernika war also schon damals ein Symbol, und deshalb hat Picasso sein Bild so benannt. Er wollte das Wesen des Krieges anprangern. Später wurde Gernika über das Werk Picassos bekannt. Und natürlich war Gernika bereits ein Symbol, wegen Iparragirres Gedicht "Gernikako Arbola" (3) oder nach Wordsworths Gedicht (4). Aber damals war es das Symbol der Demokratie, des Parlamentarismus und der politischen Rechte des baskischen Volkes. Nach der Bombardierung, wie Telesforo Monzón (5) sagte, hörte Gernika auf, nur ein Symbol des baskischen Volkes zu sein und wurde zu einem internationalen Symbol.
ANMERKUNGEN:
(1) Das Interview erschien in baskischer Sprache beim Radiosender "irratia.naiz.eus". Es wurde geführt von Maialen Andres (LINK)
(2) George Steer (1909-1944) war ein in Südafrika geborener britischer Journalist. Er war Kriegsberichterstatter für die Londoner Zeitung "The Times" im Spanienkrieg. Bekanntheit erlangte er durch seine Veröffentlichung über die Bombardierung von Gernika am 26. April 1937. In seinem Telegramm an London beschrieb er die deutschen Bombenhülsen und die Verwendung von Thermit als Brandbeschleuniger, um die Stadt in Brand zu setzen.
(3) José María Iparragirre (1820-1881) war ein baskischer Dichter und Volksmusiker. Sein unkonventionelles und abenteuerliches Leben brachte ihm den Spitznamen "baskischer Barde" ein, ein Image, das er mit seinen improvisierten Liedern und Versen untermauerte. Sein bekanntestes Lied "Gernikako Arbola" ist eine Hymne an die Eiche von Gernika.
(4) William Wordsworth (1770-1850) war ein britischer Dichter und führendes Mitglied der englischen Romantikbewegung. Über die Eiche von Gernika schrieb er 1810 folgendes Gedicht: THE OAK OF GUERNICA – Oak of Guernica! Tree of holier power / Than that which in Dodona did enshrine / (So faith too fondly deemed) a voice divine / Heard from the depths of its aerial bower- / How canst thou flourish at this blighting hour? / What hope, what joy can sunshine bring to thee, / Or the soft breezes from the Atlantic sea, / The dews of morn, or April's tender shower? / Stroke merciful and welcome would that be / Which should extend thy branches on the ground, / If never more within their shady round / Those lofty-minded Lawgivers shall meet, / Peasant and lord, in their appointed seat, / Guardians of Biscay's ancient liberty.
(5) Telesforo Monzón (1904-1981) war ein baskischer Schriftsteller und Politiker. Er war ein historischer Führer der Baskischen Nationalistischen Partei EAJ-PNV während der Zweiten Republik und des Spanienkriegs. Nach dem Krieg wurde er für mehr als vierzig Jahre ins Exil gezwungen. Nach seiner Rückkehr ins Baskenland wurde er zu einer führenden Persönlichkeit der baskischen Unabhängigkeits-Bewegung und zum Mitgründer der linken Koalition Herri Batasuna.
ABBILDUNGEN:
(1) Xabier Irujo (naiz)
(2) Gernika 1937 (elmundo)
(3) Xabier Irujo (twitter)
(4) Gernika 1937 (nationalgeografic)
(5) Xabier Irujo (eldiario)
(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2022-06-23)