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Schafhirten, Museen und Höhlenmenschen

Was ist die Kultur einer Gesellschaft? Sicher mehr als eine Ansammlung von historischen Daten und Ereignissen. In jeder Höhle findet baskische Kultur ihren Ausdruck, in jedem Museum und sei es noch so postmodern. Kultur drückt sich aus in der Sprache, in diesem Fall eine außergewöhnliche. Sie wird deutlich in speziellen Gewohnheiten, Legenden; auch in Sportarten, die anderswo kaum zu finden sind. Transparent wird sie über das Verständnis von Begriffen wie Bertsolaritza, Palanka oder Herri Kirolak.

Über die Kurzvorstellung von baskischen Museen, Persönlichkeiten aus dem gesellschaftlichen Leben, sowie über prägende Orte wird die Kultur der baskischen Gesellschaft vorgestellt.

Aguirre, Lope de * Der ca. 1511 in Oñati geborene Lope war ein Konquistador in Diensten der kastilischen Krone (Tod 1561). Bei einer Expedition zur Suche des Goldlandes Eldorado lehnte er sich gegen die Krone auf. Sein Name wurde zum Synonym für Grausamkeit und Verrat in den kastilischen Kolonien Amerikas. Werner Herzog drehte 1972 den Film "Aguirre, Zorn Gottes" über diese historische Figur.

kultu02Alhondiga-Kulturzentrum * Die Alhondiga war ursprünglich das städtische Weinlager Bilbaos, gebaut zwischen 1905 und 1909. Das Weinlager erlitt einen Brand und stand lange leer, verschiedene Pläne zur Nutzung wurden nicht umgesetzt, unter anderem sollte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude zum Parkhaus werden. Schließlich wurde mit großem finanziellem Aufwand ein Kulturzentrum daraus gemacht, zu dem Ausstellungsräume, ein Kino, eine Bücherei, ein Schwimmbad, Studienräume sowie Gastronomie gehören. In der Eingangshalle des 2010 wiedereröffneten Zentrums stehen 47 Säulen, alle von unterschiedlicher Gestaltung, die der Einrichtung einen touristischen Wert verleihen sollen, der durch das Angebot von Führungen unterstrichen wird.

Aranzadi * Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi wurde 1947 gegründet mit der Absicht, die Arbeit der im Franquismus verbotenen Gesellschaft für Baskische Studien fortzuführen. Ihr Zweck ist die wissenschaftliche Erforschung von Natur und menschlichem Wirken. Ihren Namen hat die Gesellschaft von Telesforo de Aranzadi, einem bekannten Anthropologen und Ethnologen (1860-1945). Besondere Bedeutung kommt Aranzadi heutzutage bei der Aushebung von Massengräbern aus der Zeit des Spanischen Krieges und der Identifizierung der dort gefundenen Opfer des Faschismus zu.

Aranzadi, Telesforo de * Telesforo de Aranzadi Unamuno (1860-1945) war ein auf Anthropologie, Botanik und Zoologie spezialisierter Wissenschaftler, Doktor in Pharmazeutik und Naturwissenschaften. Zudem war er Professor für Mineralogie und Zoologie an den Universitäten Granada und Barcelona. Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi im Baskenland trägt seinen Namen.

Armendáriz, Montxo * Baskischer Film-Regisseur (*1949). Verfilmte Bernardo Atxagas Werk Obabakoak (2005). Armendáriz erhielt zwei Mal den Goya-Filmpreis, die Filme Silencio Roto (Gebrochene Stille) und La Guerrilla de la Memoria (Die Erinnerungs-Guerrilla) beschäftigen sich mit der Problematik des Spanischen Krieges und der Dikatur.

Artium Museum * Das Museum in Gasteiz-Vitoria ist zeitgenössicher Kunst und Kultur gewidmet. Es ist im Zentrum der baskischen Hauptstadt zu finden und wurde 2002 eröffnet.

Arzalluz, Amets * Ein Bertsolari-Reimsänger, der 2013 die im vierjährigen Rhythmus stattfindende letzte gesamtbaskische Bertsolari-Meisterschaft gewann. (> Bertsolaritza)

Barandiarán, Joxemiel * José Miguel de Barandiarán y Ayerbe (1889-1991) war ein baskischer Pfarrer, Anthropologe, Ethnologe und Archäologe. Seiner Arbeit zu verdanken sind die wissenschaftlichen Auswertungen zahlreicher Ausgrabungen von urzeitlichen Stätten und Hinterlassenschaften im Baskenland. Dolmen und Cromlechs, eisenzeitliche Kult- und Totenstätten wurden dabei gefunden und freigelegt. Der Spanische Krieg unterbrach die Forschungsarbeit. Erst 1953 konnte er zurückkehren, just zu dem Zeitpunkt als in Salamanca an der Universität die Professur für baskische Studien eingerichtet und zu der er als Gastdozent eingeladen wurde, um einen Vortrag zu halten über “Die aktuelle Situation der baskischen Studien“. Er stirbt 101jährig nach einem Leben voller historisch wertvoller Ausgrabungen, wissenschaftlicher Analysen und Publikationen.

kultur03Basterretxea, Nestor * Der Bildhauer, Maler, Designer und Filmdirektor Basterretxea (1924-2014) ist ein Klassiker in der baskischen Kunstszene. Seine Familie musste 1937 ins Exil, erst ins französische Baskenland und nach der Besetzung durch die Nazis nach Argentinien. Zurück im Baskenland wird er zusammen mit Jorge Oteiza mit der umstrittenen Gestaltung der Basilika in Arantzazu (Gipuzkoa) beauftragt. Er nimmt Teil an verschiedenen internationalen Ausstellungen avantgardistischer Kunst, ist neben Augustín Ibarrola Mitgründer der experimentellen Kunstgruppe "Equipo 57" und später der Gruppe "Gaur" (Heute), wegweisend für die Entwicklung der baskischen Kunst. In den 60er Jahren macht er sich ans Filmschaffen, sein bekanntestes Werk ist "Ama Lur" (Mutter Erde), ein Dokumentarfilm, der die franquistische Zensur überwand und eindrucksvoll baskische Tradition und Lebensweise schildert. Basterretxeas Arbeiten stehen überall im Baskenland, u.a. in Gernika, Bakio, Gasteiz, Bilbao und seiner Heimatstadt Bermeo.

Bertsolaritza * Bertsolarismo, baskisch Bertsolaritza, ist ein frei improvisierter Reimgesang in baskischer Sprache, der im gesamten Baskenland bei gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Ereignissen, sowie bei Meisterschaften praktiziert wird (alle vier Jahre Bertso Finala). In der Regel “unterhalten“ sich zwei Bertsolaris (Verssänger/innen) auf der Bühne mit spontan gereimten Versen, die nach thematisch gestellten Aufgaben und vorgegebenen Melodien gesungen werden. Diese Reim-Kunst hat eine große Tradition in Euskal Herria, sie geht zurück auf Zeiten, als es noch keine Schriftfassung des Euskara gab. Vergleichbare Vers-Kulturen gibt es in Irland, Südamerika, Kuba, die auf römische und altgriechische Kulturen zurückgehen. Im Dezember 2013 gewann Amets Arzalluz das Bertso-Finale in Bilbao vor 15.000 Zuschauer/innen, die von morgens um 11 bis abends um 20 Uhr aushielten.

BIBA! – Kulturcafe * Der „Kulturgune“ BIBA! wurde 2016 von einer bilbainischen Fiestagruppe gegründet, die sich der baskischen Kultur verpflichtet fühlt und die zu diesem Zweck eine Stiftung gegründet hat, über die per vielfältiger Mitgliedschaften das Kulturcafe finanziert wird. BIBA! ist die erste nichtöffentliche kulturelle Einrichtung in Bizkaia, die regelmäßig Theater, Lesungen, Konzerte, Podiumsdiskussionen, Bertsolari-Veranstaltungen organisiert –kostenlos. Auch für Buch-, Film- und Platten-Präsentationen ist BIBA! in seiner kurzen Lebenszeit zu einer festen Adresse geworden. Das Cafe ist in der Altstadt von Bilbao zu finden.

Cassin, René Samuel *  Cassin (1887-1976) war ein aus Baiona stammender Jurist und Richter, der federführend die Universelle Menschenrechts-Carta verfasste und 1968 mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2013 war ihm das von Jean Luis Davant inszenierte Pastoral-Theater in Iparralde gewidmet.

Chillida, Eduardo Chillida (1924-2002) gehört zu den bedeutendsten Bildhauern des 20.Jh. Seine bekanntesten Werke sind große Skulpturen mit raumgreifenden Strukturen. Bekannte Werke stehen u.a. in San Sebastián (Peine del Viento / Windkamm), Düsseldorf (Thyssen-Hochhaus), Berlin Bundeskanzleramt und Nationalgalerie (Gudari / Krieger), sowie in Gijon (Asturien), Münster, Bonn, München. In Hernani (Gipuzkoa) hat der Künstler noch zu Lebzeiten den Chillida-Leku Skulpturenpark gegründet.

Davant, Jean Luis * Aus dem nordbaskischen Soule stammender Poet, Schriftsteller, Bertsolari und Theater-Regisseur (*1935). Er schrieb verschiedene Geschichtsbücher und inszenierte mehrfach die Pastoral-Volkstheaterstücke in Iparralde. Der Kultur in Soule stark verbunden.

Douglass, William A. * Douglass wurde 1939 in Reno, Nevada (USA) geboren, studierte Anthropologie und erhielt ein Stipendium für Spanien. Später wurde ihm ein Forschungsauftrag über baskische Kultur angeboten, der ihn nach Etxalar, Navarra führte und seine Leidenschaft für die baskische Geschichte und Kultur entfachte. Douglass schrieb mehrere Bücher über das Baskenland und die Sprache Euskara, später gründete er in Reno das inzwischen renommierte Zentrum für Baskische Studien (Center for Basque Studies).

kultu04Egaña, Andoni * Ein Bertsolari-Reimsänger, der 1993, 1997, 2001 und 2005 die im vierjährigen Rhythmus stattfindenden gesamtbaskischen Bertsolari-Meisterschaften gewann. Heute arbeitet er als Übersetzer und Schriftsteller. (> Bertsolaritza)

EITB * Baskisch: Euskal Irrati Telebista ist das öffentliche baskische Radio und Fernsehen, angegliedert an das Kultur-Ministerium der baskischen Regierung. Es wurde 1982 gegründet zur Unterstützung des Normalisierungs-Prozesses der baskischen Sprache Euskara. Thematisch befasst sich EITB mit Fragen aus allen Teilen des historischen Baskenlandes, auch Iparralde und Navarra, was gelegentlich zu politischem Streit führt. Neben verschiedenen Radiokanälen unterhält EITB vier TV-Kanäle, ETB1 in baskischer Sprache, ETB2 auf Spanisch, sowie zwei weitere Sport- und Kulturkanäle.

EKE * Euskal Kultur Erakundea, frz: Institut Culturel Basque, ist das baskische Kultur-Institut des nördlichen Baskenlandes, Iparralde. 1990 gegründet wird es subventioniert vom französischen Kultur-Ministerium und den Regional-Verwaltungen von Aquitaine und Pyrénées-Atlantiques.

Etxahun Zaharra * Pierre Topet, "Etchahun Zaharra" genannt (1786-1862), war ein nordbaskischer Wanderer, Bertsolari und Sänger. Nach unglücklicher Jugend, Zwangsverheiratung und Gefängnisaufenthalt machte er sich als Pilger auf den Weg und wurde unter europäischen Romantikern bekannt, Adalbert Chamisso widmete ihm ein Gedicht. In späten Lebensjahren kehrte er in die Heimat zurück, wurde als Sänger zu Festen und Feiern eingeladen und brachte zudem Kindern das Lesen bei.

Etxahun Iruri * Etxahun Iruri (für manche auch Etchahun Gaztea), richtiger Name Pierre Bordazaharre (oder Bordarçarre, 1908-1979), wurde nach seinem Geburtsort und zur Vermeidung von Verwechslungen Iruri oder Gaztea (der Junge) genannt. Er war ein nordbaskischer Schriftsteller, Schafhirte, sowie Autor und Regisseur verschiedener Pastoral-Volkstheaterstücke. In den 30er Jahren wurde er als Sänger und Bertsolari bekannt, er komponierte Lieder wie das im gesamten Baskenland überaus beliebte “Agur Zuberoa“ (Auf Wiedersehen Zuberoa). Seit den 50er Jahren inszenierte er mehrere Pastoral-Volkstheaterstücke.

Etxepare Institut * Das von der baskischen Regierung geförderte Institut hat zur Aufgabe, die baskische Kultur und die baskische Sprache, das Euskara, im Ausland bekannt zu machen. Namensgeber ist der navarrische Pfarrer und Schriftsteller Bernart Etxepare, der 1545 das erste Buch in Euskara schrieb. Das Institut hat seinen Sitz in Donostia (San Sebastián).

Etxepare, Bernart * Etxepare (1480-1545) ist der Autor des ersten (bekannten) in baskischer Sprache geschrieben Buchs mit dem Titel "Linguae Vasconum Primitiae“. Dieses Werk “Neuheiten der baskischen Sprache“ war sein einziges Buch, gedruckt wurde es 1545 in Bordeaux. Etxepare war Pfarrer im niedernavarrischen Donibane Garazi (frz: St-Jean-Pied-de-Port). Während seiner Lebenszeit wurde das Königreich Navarra von der kastilischen Krone angegriffen und der südlich der Pyrenäen liegende Teil militärisch erobert (1512). Somit bestand das Königreich nur noch aus dem Nordteil. Aufgrund politischer Streitigkeiten wurde Etxepare eingesperrt. "Linguae Vasconum Primitiae“ ist eine Niederschrift von fünfzehn Vers-Kompositionen, denen ein Prosa-Prolog vorausgeht. Geschrieben wurde es im niedernavarrischen Euskara-Dialekt. Zwei der Kompositionen sind religiöser Natur, zehn handeln von Liebe, eine ist autobiografisch, die beiden übrigen stellen ein Hohelied auf die baskische Sprache dar. Im autobiografischen Teil schildert er seinen Gefängnisaufenthalt in Bearn aufgrund eines falschen Verrat-Vorwurfs.

Euskal Etxea * “Baskisches Haus“ – Name für die in aller Welt existierenden baskischen Kulturzentren, die meisten von baskischen Emigrant/innen gegründet. In Berlin gibt es ein von der baskischen Regierung offiziell anerkanntes Euskal Etxea, in München ein zweites im Aufbau.

Euskaltzaindia * Baskisch: Hüterin des Baskischen. Die offiziell so genannte Akademie der Baskischen Sprache wurde 1919 gegründet und ist eine Einrichtung zur Pflege und Standardisierung der baskischen Sprache, sowie zu ihrer Erforschung durch philologische und etymologische Studien. In den Jahren der Diktatur war sie ebenso verboten wie der Gebrauch der baskischen Sprache selbst. Sie hat ihren Sitz in Bilbao (bask: Bilbo) und Zweigsitze in Baiona (frz: Bayonne), Donostia (span: San Sebastián), in Gasteiz (span: Vitoria) und in Iruña (span: Pamplona).

kultu05Euskara * Die baskische Sprache, Eigenbezeichnung auch euskera, eskuara, üskara, wird in allen Teilen des historischen Baskenlands (Euskal Herria) von etwa 800.000 Menschen gesprochen, darüber hinaus in der baskischen Diaspora in Europa und Amerika. Die ursprüngliche Verbreitung war weiträumiger, von Santander/Kantabrien bis Bordeaux/Frankreich und Zaragoza/Aragon. Euskara gilt als die älteste lebendige Sprache Europas. Es ist laut Forschung mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt. Während alle anderen Sprachen Europas zu sog. Sprachfamilien gehören, sei es zu den indogermanischen, den uralischen, den Turksprachen oder den semitischen Sprachen, gilt das Euskara als eine sogenannte isolierte Sprache.

Euskal Museoa * Euskal Museoa, oder spanisch: Museo Vasco, ist ein allgemeiner Name, den eine ganze Reihe von ethnografischen Museen im Baskenland tragen. Je nach Größe und Standort sind sie unterschiedlich konzipiert. Beispiele: Durango, Gernika, Einige geben neben der Stadtgeschichte auch Einblick in die baskische Urgeschichte, insbesondere jene Museen in Bilbao und Orozko.

Ez Dok Amairu * “Keine Dreizehn mehr” ist frei übersetzt der Name eines avantgardistischen Kollektivs baskischer Künstler/innen, die zwischen 1966 und 1972 daran arbeiteten, die in der Diktatur in Vergessenheit geratene baskische Kultur in Erinnerung zu rufen und zu erneuern. Die Dreizehn hinter sich zu lassen sollte bedeuten, die Diktatur des Regimes und ihre Limitierungen zu überwinden. Zu ihren Aktivitäten gehörten “die neuen baskischen Lieder“ in baskischer Sprache, die eine Botschaft von Hoffnung, Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit vermitteln, sowie ein neues nationales Bewusstsein schaffen sollten. Ez Dok Amairu umfasste weitere künstlerische Disziplinen wie Literatur und gestaltende Kunst. Konzerte und Festivals waren die Orte der Transmission dieser Inhalte und Botschaften. Zum Kollektiv zählten Benito Lertxundi, Jexux Artze, Jorge Oteiza, Jose Angel Irigarai, Jose Anton Artze, Julen Lekuona, Lourdes Iriondo, Mikel Laboa, Nestor Basterretxea und Xabier Lete. Vergleichbare Bewegungen während des Franquismus entwickelten sich auch in Andalusien und vor allem Katalonien.

Gaztetxe * „Gaztetxeak“ sind wörtlich übersetzt Jugendhäuser (gazte + etxe), die es in fast jedem baskischen Ort gibt. Die meisten gehen zurück auf Hausbesetzungen von leerstehenden Gebäuden, Häusern oder Wohnungen. Sie werden genutzt als alternative Treffpunkte für junge Leute, die an Selbstverwaltung, Selbstorganisation und nichtkommerziellem Alltag interessiert sind. In der Regel haben die Gaztetxeak auch für ihre direkte Umgebung eine wichtige Funktion, weil sie eine kulturelle Bereicherung für viele Altersklassen darstellen und häufig den fehlenden öffentlichen Raum für Treffen und Veranstaltungen bieten. Bekannteste Gaztetxeak: das seit 30 Jahren in der Altstadt von Gasteiz-Vitoria existierende Haus; die im September 2011 im bilbainischen Stadtteil Rekalde mit einem brutalen Polizeieinsatz geräumte Kulturfabrik Kukutza III; das Haus Txibilenea in Sestao, untergebracht im ehemaligen Verwaltungsgebäude einer Hochofen-Gesellschaft, das nach Verhandlungen mit der Stadt geduldet wird; oder das Zentrum Zazpi Katu (7 Katzen) in der Altstadt von Bilbao, das vier Räumungen überlebte.

Gipuzkoa Museen * Wie auch in Bizkaia, Navarra und Araba gibt eine Webseite Auskunft über die Standorte aller Museen in Gipuzkoa, von historischen über archäologische und urgeschichtliche bis hin zu Museen zeitgenössischer Kunst.

Guggenheim Museum * Vom Architekten Frank Gehry entworfenes postmodernes Museums-Gebäude, 1997 eingeweiht. Die baskische Regierung verhandelte die Installation mit der Guggenheim-Stiftung, der bis heute die konzeptionelle Kompetenz für die Ausstellungen zukommt. Im Baskenland selbst aufgrund der immensen Kosten nach wie vor in Frage gestellt, ist das Gebäude mittlerweile das touristische Zugpferd Bilbaos. Das Museum ist zum umstrittenen Symbol für eine kulturelle Umorientierung Bilbaos und des Baskenlandes geworden.

Haritschelhar, Jean * Jean Haritschelhar Duhalde (1923-2013) war ein nordbaskischer Schriftsteller und Linguist, sowie Professor für Euskara und Linguistik in Bordeaux. Von 1962 an war er Mitglied der offiziellen Akademie der baskischen Sprache, Euskaltzaindia, und zwischen 1988 und 2004 deren Präsident.

Herri Kirolak * Herri Kirolak heißt übersetzt „Volkssport“, oder „Dorfsport“, denn „Volk“ und „Dorf“ ist in der baskischen Sprache dasselbe. Doch steht Herri Kirolak für weit mehr als eine sportliche Betätigung. Bei den Disziplinen handelt es sich um alte Berufe, die vor dem Aussterben stehen oder schon gar nicht mehr praktiziert werden. Berufe aus der Landwirtschaft (u.a. Heuballen heben), oder aus der Forstwirtschaft (Sägen, Einsatz von Äxten, Besteigen von Bäumen). Herri Kirolak wird häufig bei Fiestas praktiziert oder bei Landwirtschafts-Märkten. Einige der Disziplinen führen sogar Meisterschaften durch. Zum Beispiel die Aizkolaris, die mit der Axt Baumstämme durchtrennen. Dabei ist mitunter viel Geld im Spiel, weil es sich nebenbei auch noch um Wetten handelt. Nicht um Geld geht es bei den Harrizulatzaileak. Der Sport geht zurück auf eine Tätigkeit im Bergbau, als mit einer Eisenstange (Palanka) Löcher in den Fels gehauen wurden, um dort Dynamit zur Sprengung zu platzieren. Dies war einer der angesehensten Berufe in den Minen. Beliebt sind auch die Harrijasotzaileak, die Steinheber. Bekannteste Figur dieser Disziplin ist Iñaki Perurena (>), der nebenbei auch noch Poet, Bildhauer, Bertsolari und Schauspieler wurde.

Kafe Antzokia * Dem Namen widersprechend ist das Kafe Antzokia in Bilbao weit mehr als eine gastronomische Einrichtung. Die Institution wurde 1997 als „Abspaltung“ von einer anderen Baskischschule für Erwachsene gegründetund hat sich seither zu einer der wichtigsten Organisationen im Bereich baskische Kultur und Sprache entwickelt. Der Name geht auf die Geschichte des Gebäudes zurück, in dem die Einrichtung ihren Sitz hat:ein ehemaliges Theater. Antzokia heißt schlicht Theater auf Baskisch. Zu finden sind dort eine Baskischschule (Gabriel Aresti), ein Radio in baskischer Sprache (Hiri Irratia), eine bilbainische Fiestagruppe, ein Restaurant, sowie ein Konzertraum, in dem wie nirgendwo sonst in Bilbao (und vielleicht im Baskenland) Musik, Theater, Film, politische Konferenzen kultiviert und weiterentwickelt werden. Das Kafe Antzokia befindet sich in der Innenstadt nahe des Albia-Parks.

kultu06Loyola, Ignatius von * Der Ritter und Religionsgründer  wurde auch Iñigo López de Loyola genannt (1491-1556). Geboren in Azpeitia, Gipuzkoa, war Loyola Mitbegründer und Gestalter der Gesellschaft Jesu, die später auch als Jesuitenorden bezeichnet wurde. 1622 wurde Ignatius heiliggesprochen.

Lujanbio, Maialen * Lujanbio war in der baskischen Geschichte die erste Bertsolari-Reimsängerin, die 2009 die alle vier Jahre stattfindende gesamtbaskische Bertsolari-Meisterschaft gewinnen konnte. (> Bertsolaritza)

Mitxelena, Koldo * Koldo Mitxelena Elissalt (1915-1987) wird bis heute als Autorität in der Euskara-Forschung betrachtet, er war einer der Betreiber der Vereinheitlichung der Sprache (Batua). Aus nationalistischem Hause kommend, war er als Milizionär an der Verteidigung des Baskenlandes beteiligt, wurde in Santoña festgenommen und verbrachte Jahre in verschiedenen Gefängnissen. Auch nach seiner Entlassung war er politisch aktiv, was ihm einen zweiten Gefängnisaufenthalt einbrachte. Er gelangte in den Lehrbetrieb der Uni Salamanca und konnte legal Euskara erforschen. Vom im Exil befindlichen Sprachinstitut Euskaltzaindia wurde er beauftragt, die Grundlagen für eine Vereinheitlichung des Euskara zu erarbeiten.

Museum der Schönen Künste * Das Museum in Bilbao wurde 1908 eröffnet und lebte lange von großzügigen Schenkungen oder Kunst-Erbschaften, bevor es in die öffentliche Hand überging. Das große Museum zeigt in der Regel zwei temporäre und eine Dauerausstellung, in der baskische Künstler*innen gut vertreten sind.

Mythen, Legenden * Mythen und Legenden sind in der baskischen Kultur überall präsent und bekannt. Aufgrund seiner vielen Berge und des somit schwierigen Zugangs wurde das Baskenland erst spät christianisiert. So konnten sich animistische Glaubensformen länger halten als anderswo. Teilweise wurden die Legendenwesen mit christlichen Figuren verbunden. Jedenfalls weiß heutzutage jedes Kind, wer Andra Mari ist, die matriarchale Figur, die in Höhlen ihre Behausungen hat („bei Nebel auf dem Gipfel ist Andra Mari zu Hause und hat ihren Herd angezündet“). Daneben gibt es den Basajaun (Herr des Waldes), die Jentilak (Riesen), den Gaueko (Herr der Nacht), den Ieltxu, die Lamiak (Hexen), den einäugigen Ttartalo oder den Akerbeltz, eine Mensch-Widder-Mischung. Der baskischen Tradition wird eine matriarchale Tendenz nachgesagt, darüber streiten sich jedoch unterschiedliche Forscher*innen und Autor*innen.

Oteiza, Jorge * Jorge Oteiza Enbil (1908-2003) war einer der bedeutendsten baskischen Bildhauer, Maler und Autoren des vergangenen Jahrhunderts, sowie Pionier der abstrakten Kunst. Er lebte lange im Exil in Brasilien, wo seine künstlerische Arbeit erste Früchte trug. In den 50er Jahren war er mit Nestor Basterretxea an der Gestaltung des Benediktiner-Konvents in Aranzazu (Gipuzkoa) beteiligt, bei der es zu heftigen Polemiken kam. Berühmt sind seine 14 Apostel, die heute den Konventseingang bewachen. Raum und Zeit, Fülle und Leere, sowie die Suche nach dem eigentlichen Charakter des Baskischen bestimmten sein Werk zeitlebens. 1988 erhielt Oteiza den Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Kunst. Im Ort seiner Werkstatt in Altzuza (Navarra) ist das Oteiza-Museum zu finden.

kultu07Pastorala * Die Pastorala (spanisch: Pastoral) ist ein traditionelles Volkstheater aus Iparralde, dem nördlichen Baskenland. Die Ursprünge der Pastorala gehen zuürck ins Mittelalter. Wie der Name andeutet geht es zurück auf die öffentliche Vorführung von Themen, die mit der Kirche in Zusammenhang standen. Auch klassische Figuren der Geschichte wurden dargestellt, wie die Heilige Johanna oder Julius Cäsar. Dies änderte sich in den 1950er Jahren, dank Etxahun Iruri (>), einem Schriftsteller, Schafhirten und Regisseur verschiedener Pastoral-Volkstheaterstücke. Heute sind auch Kriege, oder die Nazibesetzung von Iparralde Gegenstand der Aufführungen, dargestellt wurden historische baskische Figuren wie Sabino Arana, Jose Antonio Agirre oder Telesforo Monzon. Gespielt wird die Pastorala von Laiendarsteller*innen, die von ein oder zwei professionellen Sänger*innen verstärkt werden. Auch der Direktor ist Profi. Jedes Jahr ist ein anderes Dorf an der Reihe, ein neues Stück einzuüben, das dann im August zwei bis drei Mal auf einer großen Feldbühne aufgeführt wird. Die Vorstellungen dauern drei bis vier Stunden. Die Theatergesellschaft teilt sich in Gute und Böse, die aus zwei unterschiedlichen Türen auf die Bühne kommen. Gesungen wird im alten Iparralde-Euskalki, das heißt im nordbaskischen Regional-Dialekt, zur Verständnishilfe werden dem Publikum Übersetzungen auf Französisch gereicht.

Pelota * Typisch baskisches Ballspiel mit vielen Varianten und zwei oder vier Akteuren (keine Frauen). Die bekanntesten sind Pelota Mano (Hand), Palo (Holzschläger), Cesta Punta (strohgeflochtener Korb). Mit einer Ausnahme wird in einem Feld mit drei Wänden gespielt. In praktisch jedem baskischen Dorf ist ein offener Frontón oder eine Pelota-Halle zu finden. In Iparralde bestehen die traditionellen Frontóns aus einer einzigen Frontwand. Vor allem die Meisterschaften von Pelota Mano finden in der Bevölkerung und in den Medien allergrößte Beachtung.

Perurena, Iñaki * Iñaki Perurena (*1956) aus Leitza (Navarra) ist der bekannteste Vertreter des baskischen Landsports, baskisch: Herri Kirolak, spanisch: Deporte Rural. Er ist ein Steineheber (bsk: harrijasotzaile, spn: levantador de piedras). 1973 debutierte er bei einem Wettbewerb, 1994 schlug er den Hebe-Rekord mit einem Stein von 320 Kilogramm. 1999 hob er 100 Mal einen Stein von 100 Kilogramm, in 5 Stunden und 4 Minuten. Diesen Rekord verbesserte er 2003 mit 1700 Hebungen in 9 Stunden. Mit einer Hand hob er drei Mal einen 250-Kilo-Stein, einen 200-Kilo-Stein hob er vier Mal. Dem üblichen Klischee eines Kraftprotzes zum Trotz ist Perurena auch Poet, Schriftsteller, Bildhauer, Schauspieler und Bertsolari. In verschiedenen Artikeln verteidigt er die navarrische Identität als Basis der baskischen Nation.

Plateruena * Beim Plateruena handelt es sich um ein Kulturcafe in Durango (Bizkaia), in dem baskische Kultur im weiteren Sinne ihren Raum findet: Konzerte, Theater, Ausstellungen und andere Veranstaltungen. Dazu umfasst es ein Restaurant. Das Plateruena wurde 2007 auf dem neuen Gelände (Landa) der traditionellen Buch- und Musikmesse Durango gebaut. Als Vorbild gilt das Kafe Antzokia (>) aus Bilbao.

kultu08San Telmo Museum * In diesem städtischen Museum von Donostia / San Sebastian ist die Entwicklung der baskischen Gesellschaft dokumentiert. Das Gebäude an der Urumea-Flussmündung stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es wird seit 1932 als Museum genutzt und wurde zuletzt nach einem Umbau 2011 wiedereröffnet.

Tabakalera * Im Jahr 2016 in Donostia (San Sebastian) eröffnetes städtisches Kulturzentrum, früher eine Tabakfabrik, die lange leer stand. Tabakalera dient zum einen der Aus- und Fortbildung von Kreativen in Donostia (San Sebastian) und Gipuzkoa, zum anderen ist es ein Schaufenster der Kreativität.

Txakolingunea * Im bizkainischen Küstenort Bakio ist das Txakoli-Museum zu finden. Txakoli ist ein leicht säuerlicher baskischer Wein, der in früheren Zeiten in Bauernhöfen zum Eigenkonsum produziert wurde. Nach seiner Veredelung und Promotion durch die baskische Regierung ist er mittlerweile zu einem Exportprodukt geworden. Txakoli wird vorwiegend als Weißwein produziert, in Bizkaia und Gipuzkoa sind Bakio und Getaria die bekanntesten Standorte. Doch auch in Araba gibt es Txakoli-Produktion.

Xenpelar * Frantzisko Petrirena Rekondo (1835-1869), in Gipuzkoa geborener bekannter Bertsolari des 19. Jahrhunderts, der bereits mit 12 Jahren bekannt wurde und die Bertsolari-Kunst revolutionierte.

ABBILDUNGEN:

(*) Euskal Museoa Orozko (FAT)

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