Vorbildliche Erinnerungsarbeit
Neben dem stagnierenden „Friedensprozess“ bleibt die Aufarbeitung des Krieges von 1936 im Baskenland ein politischer Dauerbrenner. Kein Tag vergeht ohne Nachricht, sei es aus dem Bereich der Politik oder aus der Bewegung der zivilen Gruppen, die an der Aufarbeitung der Geschichte beteiligt sind. Kontinuierlich werden Massengräber von illegal Erschossenen gehoben. Bemerkenswert und beispielhaft im Bereich Geschichts-Aufarbeitung sind die Bemühungen der kriegsbetroffenen gipuzkoanischen Gemeinde Elgeta.
Elgeta ist ein kleiner Ort mit etwas mehr als 1000 Einwohnerinnen, er liegt auf 460 Metern Höhe, unweit von der Grenze zur Provinz Bizkaia. Bekannt wurden Elgeta und die Intxorta-Berge im Krieg von 1936, weil der faschistische Vormarsch dort 9 Monate lang aufgehalten wurde. Trotz Übermacht und schlechter Ausrüstung.
(2016-03-15) Der am 18. Juli 1936 durch einen Staatsstreich ausgelöste Spanische Krieg war in der baskischen Provinz Gipuzkoa relativ schnell beendet. Denn ein Großteil der dortigen Militärs stellte sich auf Seiten der Putschisten, der baskische Widerstand hatte gegen die Übermacht der aus Navarra anrückenden faschistischen Truppen wenig Chance, und die militärische Unterstützung aus Madrid blieb aus. Der einsetzende Flüchtlingsstrom und die militärische Front bewegten sich in der Folge nach Westen, Richtung Bizkaia. Denn diese Provinz war fest in der Hand der baskischen Regierung, die sich loyal zur demokratisch gewählten republikanischen Regierung des spanischen Staates verhielt.
In den Höhenzügen um Elgeta, den sogenannten Intxorta-Bergen, kam es über neun Monate zu erbitterten Kämpfen. Obwohl sie besser ausgerüstet und zahlenmäßig überlegen waren und über eine Luftwaffe verfügten, waren die faschistischen Truppen lange nicht in der Lage, das Gebiet einzunehmen. Denn die baskischen Verteidiger hatten den Vorteil, dass ihre Stellungen in den Bergen lagen und die Angreifer aus dem Tal kommen mussten. Dieser Widerstand hielt bis April 1937, als mit der Offensive des faschistischen Generals Mola die baskischen Linien durchbrochen wurden. Elgeta wurde angegriffen, von der nazi-deutschen Legion Condor mehrfach bombardiert und von italienischen Truppen überrannt.
Die Geschichte des langen Aushaltens haben Elgeta und Intxorta zu einer Legende des baskischen Widerstandes gemacht. Weil das Rathaus von Elgeta traditionell in der Hand der baskischen Linken war, wurde dort mit einer Art von Erinnerungsarbeit begonnen, die in anderen Orten nicht üblich war und ist. Von der Stadtverwaltung und dem Verein „Intxorta 1937 Kultur Elkartea“ wurde im Ort ein kleines Museum eingerichtet, in dem der Krieg in all seinen Dimensionen geschildert wird. In den Bergen wurden Schützengräben, Bunker und Abwehrstellungen wieder ausgegraben und zugänglich gemacht, Informationstafeln aufgestellt, begleitete Besichtigungen erklären interessierten Besucherinnen auf eine ganz praktische Art, was vor fast 80 Jahren geschah.
Im April jeden Jahres findet am Ehren-Denkmal in den Bergen eine Gedenkfeier statt, seit dem Jahr 2013 wird in einer großen theatralischen Inszenierung ein Gefecht nachgespielt (1). Manche mögen es fragwürdig finden, aus dem Krieg ein Schauspiel zu machen. Tatsache ist, dass in Elgeta ein Weg gefunden wurde, der die Geschichte des Krieges, des Leidens und der Vernichtung nicht nur der Generation der Erwachsenen in Erinnerung ruft, sondern auch den Jüngeren nahebringt, die vielfach nicht mehr wissen, wie ihre Großeltern lebten, dass diese Sklavenarbeit leisten mussten, im Gefängnis waren oder erschossen wurden. Elgeta ist zu einem Beispiel für praktische Geschichtsvermittlung geworden.
Nun hat die Gemeinde dieser Vermittlung ein neues Medium hinzugefügt. Auf einer Webseite (2) wird in Etappen die Geschichte der Intxorta-Schlachten erklärt, angeboten wird eine Art virtueller Rundgang, der es allen Interessierten ermöglicht, auf eigene Faust loszuziehen und die Orte der Ereignisse zu besuchen. Immer begleitet von einer Routenbeschreibung, die auch per Mobiltelefon abrufbar ist. Beschrieben werden nicht nur die Gefechte, sondern auch die Orte des Horrors, den die Zivilbevölkerung nach dem Einmarsch der Faschisten erlitt. In den verstreut liegenden Bauerhöfen am Berg geschahen ungeheuerliche Verbrechen, ganze Familien wurden ausgerottet, Kriegsverbrechen, die zumindest in Elgeta in lebendiger Erinnerung geblieben sind, und die den Besucherinnen vermittelt werden.
Ganz uneigennützig sind all diese Angebote nicht, denn Elgeta verspricht sich neben seiner ortsansässigen Industrie mit diesem Geschichts-Tourismus eine kleine Zusatzeinnahme. So sind auf der Webseite auch Adressen zu Gastronomie und Übernachtung zu finden, sowie eine Beschreibung verschiedener Gebäude im Ort und weitere nützliche Information. Zu finden ist das Projekt im Internet unter elgetamemoria.com, ausgewählt werden können dort sechs Sprachen: Euskara, Spanisch, Katalan, Englisch, Deutsch und Französisch. Damit wird auch schon klar, an wen sich die Mühen der Gemeindeverwaltung von Elgeta richten, lange nicht nur an Einheimische oder Nachbarinnen aus Gipuzkoa. Elgeta ist beispielhaft. Im Folgenden ein Blick auf die Stationen des Rundgangs:
Station 1: Maala Plaza. Panorama und allgemeiner Überblick über die Front.
Auch für die Ereignisse, die den Verlauf dieses Krieges bestimmen würden, sollte die Stadt Elgeta mit ihrer geografischen Lage erneut ein strategisch wichtiger Ort werden. Wie schon während der Bandenkriege, des Spanischen Unabhängigkeitskrieges oder der Karlistenkriege wurde der kleine Ort in Gipuzkoa Mittelpunkt und wiederholter Schauplatz heftiger militärischer Auseinandersetzungen. Von hier aus kann man seine Orographie, Höhe und die dominierende strategische Grenzlage zu dem gipuzkoanischen Kriegsschauplatz erkennen, der sich in der Hand der Franquisten befand. Diese Merkmale waren zudem ein entscheidender Faktor im Hinblick auf eine mögliche Einnahme Biskayas, denn hier bot sich den gut ausgerüsteten Truppen von General Mola, die später über weitere moderne und motorisierte Kräfte verfügen sollten, ein schneller Zugangsweg. Dieser Tatsache waren sich die Verteidiger in ihrer immensen Unterlegenheit bewusst, und Elgeta wurde so zum Mythos des baskischen Widerstandes für eine Nachhut, die mehr schlecht als recht überlebte, während gleichzeitig tausende von Flüchtlingen aus anderen Provinzen durch das Gebiet zogen.
Angesichts des unmittelbar bevorstehenden Falls der Ortschaften der Region Alto Deba waren die Einwohner Elgetas im Sommer 36 tagelang Zeugen eines unaufhörlichen Stroms tausender gipuzkoanischer Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Biskaya. Privatfahrzeuge, requirierte Fahrzeuge oder ganze Familien zu Fuß, die alle versuchten, so gut sie konnten ihr Hab und Gut zu transportierten; Menschen, die vor den Schrecken flohen, die den Feldzug der Franquisten in Gipuzkoa begleiteten. Menschen, die zurückblickten und - als sei es das letzte Mal - einen Blick auf ihr Zuhause warfen und die unzähligen weißen Betttücher sahen, die als Zeichen der Kapitulation auf den Dächern und Balkonen von Bergara wehten. Später, nach der endgültigen Niederlage, sollte man sie zur Rückkehr zwingen und ihre Unterstützung der Republik auf grausame Weise bezahlen lassen. Dichte Rauchschwaden verdeckten das nahegelegene San-Juan-Tal, das direkt gegenüber dieser Tafel zu sehen ist. Bevor die letzten Milizionäre den Ort in aller Eile verließen, um sich auf die Anhöhen zurückzuziehen, auf denen wir uns hier befinden, hatten sie die Weizenfelder in Brand gesteckt. Elgeta, das zusammen mit Eibar und Arrasate zu den letzten Ortschaften Gipuzkoas gehörte, die den Aufständischen in die Hände fallen sollten, besiegelte einmal mehr sein Schicksal.
Station 2: Zalbidea/Atxilua. Azkonabieta und die Front von Elgeta in den Jahren 1936 und 1937.
Der sogenannte Abschnitt Elgeta hatte eine Ausdehnung von rund fünf Kilometern und erstreckte sich von den Anhöhen von Basalgo (Bergara) über Azkonabieta und den Hügel von Karabieta bis zu dem Ort Elgeta. Von dort verlief er entlang der heutigen Straße nach Kanpazar bis Ansensio, wo sich das Denkmal "Intxortako Atea" (Pforte des Intxorta) befindet, der Ort, an dem 1936 der erste Schutzwall errichtet wurde. Danach führte der Abschnitt an den Gehöften von Arrota vorbei über den Weideweg des Gaztelumendi bis zum Zabaleta. Der Abschnitt unterstand seinem Generalstab (Oberst Vidal Munárriz). Eine ausgedehnte Frontlinie, die mit wenigen Männern und Waffen auskommen musste. Was ein mögliches Durchbrechen der Front anging, hatte der Abschnitt im Vergleich zu den feindlichen Positionen wesentliche Vorteile, was unter anderem für die ständigen Rückschläge entscheidend war, die die Offensiven von General Mola verzeichnen mussten. Während der ersten Monate des Jahres 1937 wurden die Verteidigungslinien unter Aufsicht des auch für die Gipuzkoa-Front verantwortlichen Oberst Joaquín Vidal Munárriz weiter oben neu formiert, entlang der Linie Azkonabieta-Basalgo, nahe der Bergkämme, die von hier aus zu sehen sind.
Mit dem Feuer ihrer Gewehre, Maschinengewehre sowie der Artillerie beherrschten die baskischen Kämpfer die Anhöhen des weiten Tales, das bis nach Bergara reicht. Sie stoppten die Vorstoßversuche des zweiten Angriffs, der von einem der franquistischen Verbände mit Unterstützung der italienischen "Fiamme Nere" und ihren leichten Panzerfahrzeugen durchgeführt wurden, die über die Straße zwischen Bergara und Elgeta anrückten, jedoch auf der Höhe des Bauernhofes Jalotza nicht mehr weiter kamen. Denn in der Nähe des Friedhofs von Elgeta hatte man strategisch eine Panzerabwehrkanone positioniert, so dass es den Panzern unmöglich war, nach Elgeta vorzustoßen.
Die Leitung des Abschnitts hatte Eduardo Urtizberea, Kommandant der Mikeletes (Polizeieinheit der Provinzregierung von Gipuzkoa) inne, sein Adjutant war Miguel Eskoin, Leutnant der Guardia Civil Einheit in Bergara. Platzmajor war José Bengoetxea. Der Intendantur stand Hilario Urretabizkaia vor, der Sanitätsdienst lag in den Händen der Stabsärzte Bibiano Larramendi und Juan Arrazola. Am 18. März begannen die Franquisten gegen zehn Uhr nachts einen Mörserangriff auf den Ort Elgeta. Dabei wurde Urtizberea auf seinem Befehlsposten in dem noch heute erhaltenen "Casa de la Diputación" (Haus der Provinzregierung), durch das ein Durchfahrtsbogen führt, schwer verletzt. Sein Adjutant, Fidel Iñurrieta, war auf der Stelle tot, Eduardo Urtizberea starb etwas später, am 4. Mai. Miguel Eskoin, sein anderer Adjutant, übernahm die Führung des Abschnitts während der Kämpfe im April 37. Wie ein großer Teil der republiktreuen Guardia Civil Gipuzkoas, hatte sich der republikanisch gesinnte Eskoin vor der Einnahme des Kriegskommissariats in Bergara durch die Franquisten in der Ausbildung der freiwilligen Milizionäre dieser Ortschaft ausgezeichnet, ebenso wie in den Kämpfen gegen die aufständischen Militärs im Juli 1936 in Donostia, als diese sich in verschiedenen strategischen Gebäuden der Stadt verschanzten.
Station 3: Asensio. Franquistische Schützengräben.
In Richtung des gekennzeichneten Wegs nach Bergara, knapp dreihundert Meter von der Stelle, an der wir hier stehen, beginnt direkt hinter dem Kiefernwald ein Buchenhain, der noch heute die gut sichtbaren und erhaltenen Überreste der Schützengräben der Aufständischen beherbergt.
Deren Bauweise unterscheidet sich stark von der Konstruktion der Gräben der Gudaris, der Soldaten der baskischen Armee; sie bestehen aus geradlinigen, unterbrochenen Grabenreihen, die wiederum durch zahlreiche Laufgräben miteinander verbunden und mit Schützenlöchern und Stellungen für Mörser ausgestattet waren. Am 19. und 20. April, kurz vor Tagesanbruch, kamen die in diesem Abschnitt in Stellung befindlichen baskischen Artilleristen den Aufständischen zuvor, die ihre geplanten Vorstöße vorbereiteten. An beiden Tagen eröffneten sie im Morgengrauen überraschend mit all ihren Geschützen (insgesamt zwölf) das Feuer gegen diese vorgerückten Positionen und deren direkte Nachhut in Angiozar, die dabei zahlreiche Verluste erlitten. Der Überraschungseffekt, auf den die aufständischen Angreifer mit ihrem Plan gesetzt hatten, war somit zunichte gemacht. Das Gegenbatteriefeuer der Faschisten deckte zudem deren verstreute Stellungen im Tal von Bergara auf, ein Fehler, den der Artilleriechef der franquistischen Armee, General Martinez Campos, Jahre später in seinen Memoiren eingestand.
Station 4: Asensio. Vorderste Angriffslinie.
Nach den anhaltenden und fruchtlosen Versuchen Madrid einzunehmen, entwickelte die militärische Führung der Aufständischen mit Unterstützung der Deutschen und Italiener den Plan zur Invasion der isolierten Nordfront. Nach sieben Monaten angespannter Ruhe hatte sich die Baskische Armee organisiert, verfügte über mehr und bessere Waffen und Lager, Drahtzäune, Schützengräben und Luftschutzbunker waren neu errichtet worden.
Die Parteimilizen organisierten ihre eigen Bataillone, die wiederum von der Baskischen Regierung koordiniert wurden. Zu Beginn der Offensive, am 31. März 1937, hielt die Baskische Armee eine ausgedehnte Front mit 40.000 Mann in Stellung. Sie verfügte über 80 veraltete und versprengte Artilleriegeschütze und für anhaltende Angriffe gab es kaum Munition. Ihre Luftstreitkräfte umfassten lediglich fünfzehn alte Maschinen. Die Offensive begann mit der brutalen Bombardierung von Durango. Zunächst hatte General Mola den Ort Otxandio ausgewählt, um die baskischen Verteidigungslinien zu durchbrechen.
Das langsame und mühsame Vorwärtskommen und das anhaltend schlechte Wetter in der Gegend zwangen ihn am 15. April seine Pläne zu ändern. Wie schon im Oktober 36 dachte er jetzt an Bergara und Elgeta. So wurde Bergara mithilfe einer beeindruckenden Menge Männer und Kriegsmaterial eingenommen. Requetés (karlistische Paramilitärs), Falangisten, reguläre Soldaten, 90 großkalibrige Artilleriegeschütze, Mörser, italienische "Fiamme Nere" mit ihren Panzerfahrzeugen sowie Batterien der Abteilung 88 der Legion Condor bildeten den Stoßtrupp, deren Kommando Camilo Alonso Vega, damals Oberstleutnant, innehatte. Ihnen standen die Bataillone Martiartu der PNV (Baskisch Nationalistische Partei), UHP der JSU Gipuzkoa (Vereinigte Sozialistische Jugend), Kirikiño der PNV sowie zwei Kompanien des Bataillons Dragones der gipuzkoanischen JSU gegenüber. Begleitet wurden sie von einem Dutzend Artilleriegeschützen unterschiedlichen Kalibers des Baskischen Artillerieregiments. Ein Verhältnis von einem gegen sieben. Trotzdem sollten sie die Truppen Molas in Schach halten, bis es deren Nachhut gelingen würde, die Front zu durchbrechen.
Ständige Desertionen bei der in Bergara stationierten Truppe, die eigenen Observationen der unentwegten Bewegungen militärischer Einheiten und Kriegsmaterials, sowie weitere Informationen auf eine bevorstehende Offensive alarmierten die baskischen Kommandanten. Ein Mitglied der Kommunistischen Partei, der als Informant bei einer in Bergara stationierten Einheit der Falange eingeschleust war, meldete sich bei den Kommandanten des Abschnitts Elgeta kurz vor der Offensive und lieferte detaillierte Angaben zu Umfang, Stellung und Ausstattung der Truppen in Bergara. Diese Informationen waren so wichtig, dass sie bis in die höchsten Ebenen der Baskischen Regierung weitergeleitet wurden. Auch der Lehendakari (Baskischer Präsident) wurde unterrichtet. So wurde die Artillerie verstärkt und die Bataillone entlang des Abschnitts in Bereitschaft gesetzt. Angesichts der nicht zu übersehenden Bewegungen der in Bergara stationierten Truppen beschossen die baskischen Batterien von Elgeta am 15. April Bergara, genauer gesagt, das Unternehmen "La Algondonera" in dem Ortsteil San Antonio, in dem die paramilitärischen karlistischen Truppen der Requeté untergebracht wurden. Bei dem Beschuss starben acht Arbeiterinnen, zwei davon waren Mütter von Gudaris (Mitglieder der Baskischen Armee) der Stellungen von Elgeta. Am darauffolgenden Tag ließ Camilo Alonso Vega die angreifenden Truppen auf weiter vorn liegende Positionen vorrücken. Dabei folgte er Anweisungen aus Burgos, wo man sich wiederum auf die Wettervorhersagen bezog, die die Wetterstation Igeldo ihnen täglich weiterleiten musste. Doch angesichts des anhaltenden schlechten Wetters - tief liegende Wolken und Nebel - kehrten sie noch am gleichen Tag auf ihre Ausgangsstellungen zurück. Am 18. April beschoss die baskische Artillerie die gegnerische Stellung bei Angiozar und verursachte schwere Verluste in der Einheit, die in die Vorhutstellung bei Asensio aufrücken sollten. Die den Infanteriekämpfen vom 20. April vorausgehenden Aktivitäten hatten begonnen. Der Überraschungseffekt, auf den die Aufständischen gesetzt hatten, war wirkungslos geworden.
An jenem 18. April 1937 beschossen Jägerstaffeln den Ort Elgeta und baskische Positionen, einschließlich der Artilleriestellungen in Karabieta und Umgebung. Am 19. April um vier Uhr morgens startet die baskische Artillerie, die mit zwei 15,5-Geschützen verstärkt worden war, auf Anweisung der Kommandantur des Abschnitts bei km 79,500 auf der Anhöhe von Karabieta überraschend einen heftigen Feuerangriff auf die Stoßtrupps, die sich für den Vorstoß, der für den nächsten Tag geplant ist, beim Asensiomendi sammeln. Diese Aktion kommt für die Kommandanten der Aufständischen unerwartet und macht den Überraschungseffekt ihres geplanten Angriffs zunichte. Gleichzeitig sind sie gezwungen, sich auf ein Artillerieduell einzulassen und damit die Positionen ihrer Artilleristen aufzudecken. Am frühen Morgen des 20. Aprils eröffnet die baskische Artillerie erneut das Feuer auf die Stellungen von Asensiomendi (Tafel 2) und in den gegnerischen Reihen kommt es wie am Vortag zu zahlreichen Verlusten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Pläne der aufständischen Kommandanten aufgedeckt worden waren. Stunden später musste dafür ein hoher Preis gezahlt werden. Die Kämpfe begannen also nicht, wie bis heute immer wieder behauptet, im Zusammenhang mit den Angriffen am 20. April sondern bereits zwei Tage davor, dank des Geschicks und des Eingreifens der baskischen Kommandanten und der ihnen unterstehenden Artillerie, auch wenn diese nur in beschränktem Maße zum Beschuss auf große Distanz fähig war, sei es wegen der geringen Anzahl von Geschützen, weil diese veraltet waren oder weil es an ausreichender Munition für anhaltend heftigen Beschuss mangelte und natürlich ein Teil der Munition für die nachfolgend zu erwartenden Angriffe zurückbehalten werden musste.
Trotz dieser Aktion starteten die faschistischen Luftstreitkräfte am Mittag des 20. April mit massiver Bombardierung und Unterstützung durch Jagdflugzeuge im Tiefflug ihre Operation kombinierter Angriffe auf die "Intxortas", die über zwei Stunden dauern sollte. Danach beschoss die in Bergara positionierte aufständische Artillerie drei Stunden lang die baskischen Positionen. Dabei konzentrierte sie den Kanonenbeschuss auf die Intxorta-Berge und den Schutzwall, an dem wir gerade stehen, sowie auf den Bereich der baskischen Artilleriestellungen von Karabieta und beim Friedhof von Elgeta. Die zu diesem Zeitpunkt noch operativen baskischen Geschütze und die Mörser nahe der Angriffslinie eröffneten das Feuer auf die Angreifer, um die Attacke abzuwehren. Die beiden Intxorta-Gipfel gleichen Vulkanen, aus denen rötlicher Rauch aufsteigt. Die Telefonverbindungen zwischen den baskischen Stellungen und ihren Kommandanten sind unterbrochen, Elgeta steht in Flammen, zahlreiche Geschütze, die Munition und Begleitfahrzeuge der Artillerie werden von den Bomben der Legion Condor zerstört. Später dann, nach einer qualvollen Stille, waren zwischen den langen und hohen Säulen dichten Rauchs und Feuers von überall Schüsse zu hören, ein eindeutiger Hinweis auf Angriffe, die immer wieder zurückgeschlagen wurden. Die ununterbrochenen Angriffe der Luftstreitkräfte, Artillerie und der Stoßtrupps dauerten bis in die Nacht an.
Nach einer relativen Ruhe am 21., 22. und 23. April begannen die Angriffe erneut und mit gleicher Intensität, wurden aber erneut zurückgeschlagen. Während dieser Tage beschossen die bereits in Mitleidenschaft gezogene baskische Artillerie und die Mörser unaufhörlich versprengte Ziele wie Angiozar, Bergara (auf die in Kaserne und Lazarett umfunktionierte Studienakademie "Real Seminario") und die Positionen der Aufständischen in Asensio. Währenddessen rückte das aus zahlreichen karlistisch gesinnten Basken bestehende Bataillon Zumalakarregi über Besaide weiter vor, um den Ort Elorrio im Rücken der Verteidiger einzunehmen. Diesen gelang es, kurz bevor ihnen der Rückzug abgeschnitten werden konnte, ihre Stellungen über den Pass von Egoarbitza in Richtung Ermua-Eibar zu verlassen. Zurück blieben auf dem Schauplatz dieser verheerenden Ereignisse viele gefangene, tote und verletzte "Gudaris" der baskischen Armee. Elgeta und Umgebung waren zerstört.
Station 5: 1937, die vorderste linie der Schützengräben
Dieser Schützengraben hier wurde im Frühjahr 1937 errichtet, angesichts der zahlreichen Hinweise auf eine bevorstehende Offensive, die den Baskischen Kommandanten vorlagen. Er ist nach Osten ausgerichtet, zum Ubera-Tal. Im Prinzip ist er eine Fortsetzung der Schützengräben, die 15 Meter hinter dem Schutzwall lagen, den wir besucht haben. Wegen der Arbeiten, die seit damals am Berg vorgenommen wurden, sind diese heute nicht mehr zu sehen.
Der Schützengraben hier ist geradlinig, 80 Meter lang und verfügt über einen engen Gang mit einer Breite von 0,5 Metern sowie Nischen, in die jeweils zwei Schützen passten. Diese Verteidigungslinie, die angelegt wurde, um einen möglichen Vormarsch an der linken Flanke der Stellungen der Männer des Bataillons Martiartu auf den Intxorta-Bergen zu stoppen, sollten während der Kämpfe im April 37 keinerlei Bedeutung haben.
Die auf der Tafel abgebildete 105 mm Haubitze wurde "Metrallero" genannt. Ihre Ladung bestand aus Bleikugeln, die herausgeschleudert wurden, wenn die Explosion vor Bodenkontakt erfolgte. Ihr Zünder konnte so eingestellt werden, dass die Explosion auf einer zuvor festgelegten Höhe erfolgte. Die franquistische Artillerie setzte diese Waffe in Kombination mit den Luftangriffen auf dieses Gebiet ein, allerdings nicht sehr erfolgreich. Die Waffe war dazu gedacht, die Verteidiger in ihren Schützengräben zu halten, um so der angreifenden Infanterie ihre Arbeit zu erleichtern. Die mangelnde Koordination zwischen den franquistischen Geschützen und Stoßtrupps verhinderte den gewünschten Effekt. Noch heute graben wir hier Dutzende dieser Projektile aus den Hängen dieser Berge, alle stammen aus italienischer Produktion.
Station 6: Der Schutzwall von Partaitti
Oktober 1936: Die Front stabilisiert sich. Am 4. Oktober 1936 bringen Milizionäre des neugeschaffenen baskischen Armee (Eusko Gudarostea) die Vormarschpläne des navárrischen Generals Mola zum Scheitern.
Mit Hilfe des Militärs und anderer, den Putsch unterstützender Gruppen, nahmen die vier Kolonnen der karlistischen Requeté aus Navarra, denen sich später zahlreiche Gleichgesinnte aus Gipuzkoa und Alava anschließen sollten, im Sommer 36 die Provinz Gipuzkoa ein. Sie kamen dabei bis zu dem Fluss Deba, der eine Art Trennungslinie darstellt. Nur die Grenzorte Eibar und Elgeta konnten in der republiktreuen Zone gehalten werden. Am 22. September fällt Bergara der Kolonne Tejero in die Hände, die über Zumarraga von Antzuola aus vorstößt, und wenig später, am 26. September fällt nach einem verzweifelten Abwehrkampf gegen die von Vitoria vorstoßenden Einheiten von Alonso Vega auch Arrasate. Angiozar, Partaitti und Umgebung sind die letzten gipuzkoanischen Stellungen, die von Milizionären verteidigt werden, die verzweifelt versuchen ein Gebiet zu halten, dessen Orographie für das Aufhalten der Truppen der Putschisten große Vorteile bietet.
Kurz zuvor, am 23. September, kommen im Hafen von Santander dank der Intervention von Lezo de Urreztieta und Telesforo Monzón tausende alte Gewehre aus der Tschechoslowakei an. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Milizionäre und die Gudaris der Baskischen Armee, die in Gipuzkoa besiegt und umgehend an dieser Frontlinie/diesem Schutzwall hier wieder im Einsatz waren, ihre Stellungen am 4. Oktober wirksam verteidigen konnten. Sie verstanden es nicht nur, sich dem Überraschungsangriff entgegenzustellen, sondern konnten auch den versuchten Vorstoß von General Mola zurückschlagen und ihn zwingen, seine Truppen überstürzt auf ihre Ausgangsstellungen zurückzuziehen, wobei auf den Abhängen von Asensio und der Berge Gaztelu und Zabaleta zahlreiche Tote und Verwundete zurückblieben. Außerdem wurden sechs Gefangene gemacht.
Die gegen die Aufständischen erfolgreiche Truppe bestand sowohl aus unerfahrenen Freiwilligen als auch aus Kämpfern, die sich zuvor bei der Verteidigung Gipuzkoas bewährt hatten. Um die Intxorta-Berge zu verteidigen, schlossen sich den eilig in Milizen, Einheiten von Parteien und Kompanien formierten Bewohnern der Orte Bergara, Elgeta, Osintxu und Soraluze weitere Freiwillige aus anderen Orten und Provinzen des Baskenlandes an. Dabei war auch eine kleine Gruppe antifaschistischer Freiwilliger aus Belgien, der zwei junge Frauen angehörten.
Die Auseinandersetzungen begannen um sechs Uhr morgens und dauerten bis zum späten Abend. Viele der Gudaris wurden auf den Vorposten oder in den abgelegenen Bauernhöfen in diesem Bereich davon überrascht. Wie in Arrikotxo in der Nähe von Angiozar oder in Zabaletas auf dem gleichnamigen Bergausläufer, konnte die Vorhut der Angreifer, die sich von Angiozar aus den baskischen Positionen zum Angriff genähert hatten, das Überraschungsmoment nutzen und Gruppen von Milizionären gefangen nehmen und überwältigen. Alle diese Milizionäre wurden sofort an Ort und Stelle ermordet. Diese besonders brutale und unmenschliche Art der Kriegsführung, die für die Putschisten bezeichnend war, sollte sich Monate später am gleichen Ort wiederholen. In den Bauernhöfen Ansuategi (Tafel 8) und Ikatzarre, zu denen wir später kommen werden, waren zwei Gruppen mit insgesamt fünfzehn Milizionären und einer Milizionärin eingekesselt worden. Nach ihrer Gefangennahme wurden sie auf der Stelle auf brutale Weise ermordet.
Mit jenem 4. Oktober geriet die Situation in eine Sackgasse, die - unterbrochen von gelegentlichen Artillerie- und Mörserduellen - sieben Monate des Verlaufs des Krieges im Norden ausmachen sollte, eine Zeit, in der es gelang, die erste Baskische Regierung der Geschichte zu bilden. Ihre Statuten wurden "Statuten von Elgeta" genannt. Zur gleichen Zeit konzentrierten sich Franco und Mola auf das Zentrum des spanischen Staats. Madrid wurde zu dem Ziel, das sie in wenigen Wochen einnehmen zu können glaubten. Doch sollte die Hauptstadt der Republik ihren permanenten und intensiven Angriffen standhalten. Es ist das Madrid des "NO PASARÁN", Brennpunkt internationaler Aufmerksamkeit und Schlachtfeld für ausländische Interessen. Der Krieg hatte sich internationalisiert. Die ersten russischen Panzer und Flugzeuge kommen, ebenso freiwillige Antifaschisten aus über achtzig Ländern. Und genauso kommt aus Deutschland die Legion Condor der Nazis und das "Corpo Truppe Voluntarie" (CTV) des faschistischen Italiens Mussolinis.
Station 7: Schutzraum des ersten Walls.
Diese Schutzräume, wie auch die an der Nordseite der Intxorta-Berge, dienten den Soldaten zum Ausruhen und sollten sie vor dem kontinuierlichen Beschuss der in Bergara und Umgebung stationierten Artillerie und dem immer wieder aufflackernden Feuer der Mörser schützen. Letztere befanden sich wesentlich näher an den baskischen Positionen, hinter der Kapelle von Asensio, im San-Juan-Tal und in dem Buchenhain am Nordhang des Asensiomendi.
Die vorderste Linie der Front war eigentlich nicht gerade der geeignetste Ort zum Ausruhen. Doch hier befanden sich die baskischen Soldaten und die Milizionäre in der Nähe ihrer Posten, falls ein Angriff zurückgeschlagen werden musste. Der Bau dieser Art Schutzräume erfolgt verstärkt, als eine neue, bis dahin unbekannte Waffe auftaucht: Luftstreitkräfte als strategisches Element. Die Legion Condor, die italienische Aviazione und die immer besser ausgestattete und den Aufständischen zu Dienste stehende Aviación Nacional sind die Verursacher des überwiegenden Teils der Zerstörungen im Baskenland, auch die wehrloser Ortschaften wie Elgeta und Eibar. Die intelligente Nutzung des Gebiets dieses Frontabschnitts, das zudem eine Schlüsselposition im Hinblick auf die Eroberung Biskayas darstellte, ist einer der Gründe für die ständigen Niederlagen der Angreifer im Oktober 36 und April 37.
Der Bau der Schutzräume war einfach, man griff dazu auf die Handbücher aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Die Tarnung war praktisch der einzige Schutz dieser Schutzräume, die von Fliegerbomben oder großkalibrigen Granaten zerstört werden konnten. Man nutzte die Neigung des Abhangs, um dann nach innen zu graben, so dass eine Anpassung an das Gelände gelang, die vor allem als Tarnung bei Luftangriffen unerlässlich war. Das ausgegrabene Loch wurde mit drei Reihen Stämmen der Buchen bedeckt, die in diesem Gebiet wuchsen. Dieses solide Holzdach wurde mit Sandsäcken oder kompakter Erde verstärkt. Abgeschlossen wurde der Bau mit einer dritten Schicht, einer Tarnung aus Vegetation aus der direkten Umgebung. Hier konnten sich die Mitglieder der Truppe ausruhen und man konnte Munition lagern, auf die man jederzeit Zugriff hatte. In diesem konkreten Fall diente der Schutzraum auch als Kommandoposten.
Station 8: Die zweite Schützengrabenreihe
Wie im Fall der Tafel 5, die wir bereits besucht haben, diente auch diese zweite Befestigungslinie mit ihren vorgelagerten Drahtzaun-Reihen dem Schutz des Maschinengewehrnests "La Belga" und war das Ergebnis des stufenförmigen Aufbaus der Verteidigungslinien bei den Intxorta-Bergen, der unter Anleitung von Pablo Beldarrain im Frühjahr 37 ausgeführt wurde. Der rund 160 Meter lange Schützengraben hat in diesem Fall die Form eines offenen Bogens und sein Aufbau folgt den gleichen Kriterien wie der andere Graben: Ein mittlerer, ca. 1 Meter breiter Gang mit einer Reihe aufeinanderfolgender zur Ansensio-Kapelle und den franquistischen Stellungen ausgerichteten Nischen für jeweils einen Schützen. Verbunden war er mit einem von Beldarrain als "der Schiefe" bezeichneten Abzweig, der zickzackförmig oder kurvig verlief und wie die übrigen Schützengräben, die die linke Flanke der Intxorta-Berge schützten, Richtung Norden ausgerichtet war. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hangs, Richtung Süden, ist das Ende des Grabenabschnitts seltsamerweise kurvig, geschützt und tief, was den damals geltenden Vorschriften entsprach.
Im Frühjahr 1937 gab es an diesen Berghängen hier keine Bäume, und die wenigen Buchen, die später zum Bau der Schutzräume für die baskischen Soldaten verwendet wurden, wuchsen weiter oben und reichten nur bis zum Gipfel und Absatz des Intxorta Txiki. Zabaleta, Añabarreta, Gaztelumendi und die Intxorta-Berge waren mit einer dichten Vegetation aus Farn überzogen, so dass die baskischen Positionen aus der Luft und von anderen, höher gelegenen Stellungen leicht auszumachen waren. Die Schutzräume, die zwischen der Nordseite des Intxorta Handi und dem Ort Elgeta errichtet wurden, hatten eine bessere Tarnung, da dort dichte Buchen- und Kiefernhaine standen, und sie zudem im Allgemeinen außerhalb der Sichtweite der gegnerischen Positionen in Bergara lagen. Anfang 1937 wurde auf Anordnung der baskischen Kommandanten damit begonnen, die Schutzwälle aus Sandsäcken und an den Wegesrändern aufzugeben, da sie ein leichtes Ziel für die Artillerie und Luftangriffe waren. Es wurde damit begonnen, tiefe und enge Schützengräben stufenförmig anzulegen. Außerdem zog man die Errichtung einer zweiten Verteidigungslinie in Erwägung, die jedoch nie verwirklicht wurde.
Station 9: Die Stellung „La Belga"
Dieses MG-Nest mit dem Namen „La Belga" wird allen Gudaris in Erinnerung bleiben, die bei den Kämpfen im Oktober 1936 dabei waren und die Stabilisierung der Front während der Folgemonate ermöglichten. Ursprung der Legende ist eine Gruppe junger Belgier, die von Irun kamen, wo sie während der ersten Wochen des Aufstands gegen die Truppen von Beorlegui gekämpft hatten, die die Stadt bedrohten. Es waren wohl die ersten ausländischen Kämpfer, die nach Spanien kamen. Niemand erinnert sich daran, wie sie hießen, wann sie kamen oder welcher politischen Gruppierung sie angehörten. Zu dieser Gruppe gehörten auch zwei Frauen und sie brachten etwas mit, was seinerzeit Mangelware war: ein Maschinengewehr. Keiner der unerfahrenen und schlecht ausgerüsteten freiwilligen baskischen Kämpfer wird jemals ihre Begeisterung und ihren Einsatz während der Kämpfe am 4. Oktober 1936 vergessen. Aus einer günstigen Position - direkt gegenüber der Asensio-Kapelle - versetzte dieses Maschinengewehr der franquistischen Infanterie einen schweren Schlag und zwang diese, sich auf den Boden zu werfen. Nach der Stabilisierung der Front verschwanden die Belgier. Man hat nie wieder etwas von ihnen gehört.
Die Rolle der Milizionärinnen war nicht dieselbe und nicht so ausgeprägt wie in anderen Regionen des republikanischen Spaniens. Außer bei den Kämpfen der ersten Kriegsphase, insbesondere in Gipuzkoa, waren die Frauen der Parteien eher hinter der Front aktiv. Sie arbeiteten in der Produktion für den Krieg, kümmerten sich um die Lebensmittelversorgung und andere Dienstleistungen in den Kasernen ihrer männlichen Mitstreiter, waren als Krankenschwestern oder Fahrerinnen in den Kriegsgegenden tätig. Marina Ginesta, einer Ikone der Rolle dieser Frauen während des Krieges, gelang es als Übersetzerin offiziell Mitglied der republikanischen Armee zu werden. Marina, die auch 2009 weiterhin in Frankreich lebte, wohin sie geflohen war, ist heute 91 Jahre alt. Auf dem Foto, das am 21. Juli 1936 von dem Fotografen Juan Guzman auf der Dachterrasse des Hotels Colón in Barcelona aufgenommen wurde, ist sie für immer verewigt. Die Frau, die wir auf dieser Tafel sehen, ist heute ein Symbol für all jene Frauen, die zum Gewehr griffen und Schulter an Schulter mit ihren männlichen Mitstreitern in zahlreichen Schlachten kämpften.
Die jungen Leute, die damals bei „La Belga“ waren und noch heute eine im kollektiven Gedächtnis verankerte Legende sind, waren wohl die ersten antifaschistischen Freiwilligen, die sich am Krieg beteiligten, lange bevor die in Paris sitzende KOMINTERN die rund 60.000 „Voluntarios de la Libertad“ (Freiwillige für die Freiheit) organisierte, die in Spanien zunächst bei der Verteidigung Madrids intervenierten und später allgemein unter dem Namen „Internationale Brigaden“ bekannt wurden.
Bei den Vorbereitungen der Vorstöße von 37 ließ die franquistische Artillerie ihre Wut besonders an dieser Stellung aus, die relativ gut sichtbar war, da sie sich um den Abhang zog, der an dem Schutzwall begann. Die Richtung, aus der die Geschütze kamen, rief die Erinnerung an den Rückschlag wach, den die aufständischen Truppen im Herbst 36 erlitten hatten. Die Stellung wurde von den Verteidigern aufgegeben und das Maschinengewehr auf eine andere Position gebracht, die weiter oben, in der Nähe des höchsten Punktes des Intxorta Txiki lag.
Station 10: Schutzraum „La Belga“.
Auf diesem Bergabsatz wurde im Frühjahr 37 der beste Schutzraum für den Schutz der Truppe vor Fliegerbomben erreichtet. So erklärte es Pablo Beldarrain, Kommandant des 56. Bataillons Martiartu, dessen Einheit während der Kämpfe im April 1937 auf der Stellung zwischen dem Ort Elgeta und dem Gaztelumendi-Berg dem ständigen Beschuss der Artillerie, der Legion Condor und der Stoßtrupps der aufständischen Infanterie standhielt. Angesichts des Wissens um die Vorbereitung der unmittelbar bevorstehenden Offensive durch General Mola wurde der Schutzraum im Frühling jenes Jahres errichtet. Er war Teil der geplanten Befestigungsanlagen zur Verstärkung der alten Schutzwälle, die während der Auseinandersetzungen im Oktober 1936 benutzt worden waren und die für den sich abzeichnenden modernen Krieg völlig überholt waren. Die baskischen Einheiten, ihre Bataillone der politischen Parteien, deren Grundstruktur vier Kompanien mit Schützen sowie Intendantur-, Maschinengewehr-, Mörser- und Sanitätseinheiten umfasste, mussten Einheiten der Sappeure/Ingenieure hinzuziehen, da ihnen selbst Fachkräfte für die Errichtung dieser Anlagen fehlten. Am Mittag des 20. Aprils 37 hielten Leutnant Muguruza vom Bataillon Martiartu und eine Gruppe Gudaris seiner Einheit in diesem Schutzraum dem ersten Ansturm der Jagdbomber und dem intensiven Artilleriefeuer stand, das dem Vorstoß vorausging.
Die Anpassungen und Verbesserungen der neuen Befestigungen, die angesichts der veränderten Situation vorgenommen wurden, bestanden im Bau weiterer, mit Metallplatten verstärkter Schutzräume wie diesem hier. Neue Schützengräben wurden errichtet, die schmaler waren und bessere Deckung gegen die Luftangriffe boten, Drahtzäune und Hindernisse aus Geäst und Eisen- und Stahlstangen wurden angelegt, um die gegnerische Infanterie aufzuhalten. Dieser Schutzraum auf diesem kleinen Bergabsatz hier lag außerhalb der Sichtweite der feindlichen Truppenstellungen auf dem gegenüberliegenden Asensiomendi und diente den Kämpfern, die sich 1937 zwischen der nahegelegenen Position La Belga und den neuen, diese umgebenden Schützengräben verteilten, als Stützpunkt. In diesem Schutzraum ruhten sich die Kämpfer aus, aßen und es gab ein kleineres Munitionslager für die Truppen auf den nahegelegenen Positionen. Man nutzte das Gefälle der Hänge um den Schutzraum so auszuheben, dass die Deckenkonstruktion der Neigung des Berges entsprach, damit sie dann, getarnt mit Vegetation aus der direkten Umgebung, auf den Fotos, die die neuen Luftstreitkräfte auf ihren Aufklärungsflügen zur Unterstützung der Bodenoffensive machten, nicht auffielen.
Station 11: Ansuategi Bazterrekoa
Dank der Forschungen von Mitgliedern des Vereins „Intxorta 1937 Kultur Elkartea“ konnten zwischen dem 9. und 21. Juni 2004 von dem wissenschaftlichen Verein Aranzadi Zientzia Elkartea in zwei Massengräbern neben diesem Bauernhaus die Überreste von sechs Milizionären/Gudaris geborgen werden. Zum Begraben ihrer Leichen hatte man die zahlreichen, von den Geschossen in diesem Bereich erzeugten Krater benutzt. Nur wenige Meter entfernt befand sich einer der vielen Schutzräume, in denen sich die Kämpfer vor den kontinuierlichen Bombardierungen schützten.
Biktor Garai Aranzeta, Einwohner von Elgeta, berichtete am 27. März 2004 gegenüber IKE (Intxorta 1937 Kultur Elkartea): „Als die Franquisten am Samstag, den 24. April 1937 den Bauernhof Ansuategi Bazterrekoa erreichten, es war 4 Uhr nachmittags, hatten sich unser Vater und sieben weitere Basken zum Schutz vor dem schrecklichen Beschuss in einer Grube nahe des Hauses versteckt. Sie forderten sie auf Spanisch auf: ‘Kommt alle raus zum Sterben!‘ Unser Vater, Jose Bizente Garai, kam aus dem Unterstand und erklärte, dass er der Besitzer des Hofs sei, was sie denn wollten. Darauf erwiderten sie nur ‘Hände hoch!‘ und erschossen ihn. Drei andere töteten sie neben der Tür, die anderen vier neben einer anderen Tür. Unter ihnen waren baskische Soldaten aus Azpeitia und Mondragón. Unser Bruder war damals 11 Jahre alt und Zeuge des Ganzen, er hat das alles miterlebt“.
Man begrub sie neben dem Haus, in den Löchern, die die Bomben der deutschen Luftwaffe in den Boden geschlagen hatten. Hinweise, die an den Überresten gefunden wurden, bestätigen die Eile, in der die Männer hingerichtet wurden. Bei den Leichen fand man auch persönliche Gegenstände wie Zahnbürsten, Münzen, Feldgeschirr, Ringe oder Uhren. Eine der Uhren war um zehn nach fünf stehengeblieben, wahrscheinlich der Moment der Erschießung. Die Untersuchung eines der Skelette durch den Rechtsmediziner Pako Etxeberria ließ auf dessen junges Alter schließen: zwischen 16 und 18 Jahren. An einer der Leichen wurde ein Armband mit einer Erkennungsmarke mit der Nummer 71.513 gefunden. Sie gehörte dem Milizionär Jose Zuazua Mondragón vom Bataillon Dragones, ein Arbeiter der Fabrik Unión Cerrajera in Arrasate.
Zur gleichen Zeit wurden damals auf dem nahegelegenen Bauernhof Ikatzarre weitere sieben junge Gudaris und eine Milizionärin gefangengenommen. Auch in ihrem Fall wurde dasselbe Schnellverfahren angewandt: sie wurden auf der Stelle erschossen und ihre Leichen vergraben. Augenzeugen berichten, dass die junge Frau ein weißes Tuch um den Kopf trug. Die Exhumierung und Identifizierung der Leichen wurde hier, wie bei drei weiteren Massengräbern im Gebiet Alto Deba, noch nicht vorgenommen.
Station 12: Die Kapelle San Salvador, ein Monolith zu Ehren der zivilen Todesopfer.
Dieser Monolith wurde zur Erinnerung und zu Ehren der in Elgeta erschossenen Menschen von Bittor Garai gestaltet. Eine der Angegriffenen, Antxoni Telleria, berichtet: „In der Nacht des 24. April gegen drei Uhr morgens kamen einige Aufständische zum Bauernhof Sesto Gain. Sie wollten mich vergewaltigen, ich war damals 13 Jahre alt. Mein Vater, Pedro Tellería Askasibar, weigerte sich, mich ihnen auszuliefern, sie schossen ihm aus nächster Nähe in den Kopf. Als ich erkannte, dass er am Verbluten war, drückte ich meine Hand auf die Wunde, und als sie das zweite Mal auf ihn schossen, zerfetzten sie meine Hand. Meiner Mutter, Francisca Lamarain Aranzabal, schlugen sie den Schädel mit dem Gewehrkolben ein. Sie starb zehn Tage später, ohne vorher noch einmal zu Bewusstsein zu gelangen. Als sie erkannten, dass sie nicht einfach bekamen, was sie wollten, griffen sie zur Gewalt: Ermordungen, Vergewaltigungen ... all das“.
Auf dem Bauernhof Ansuategi Erdikoa öffnete ihnen der republikanische Gemeinderat Canuto Ugalde die Tür. Während sie ihm den Schädel einschlugen, gelang es seiner Familie durch den Hinterausgang zu fliehen. Die vierte Person, zu deren Ehren der Monolith errichtet wurde, ist der Vater von Bittor Garai, Jose Bizente Garai von dem Bauernhof Ansuategi Bazterrekoa. Doch diese vier waren nicht die einzigen Zivilisten, die in Elgeta während des Kriegs ermordet wurden. Allein zwischen dem 20. und 27. April 1937 wurden über fünfzehn Personen getötet. Alle diese Personen waren Zivilisten. Es waren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die nicht verjähren.
Diese Stelle hier und die 1937 auf der Höhe der Abhänge der Intxorta-Berge nach Norden errichteten Schützengräben waren Schlüsselstellungen für das Zurückschlagen eines eventuellen Vormarsches der aufständischen Truppen in das Gebiet zwischen unserem Standort und dem Ort Elgeta. Eine solche Bewegung hätte die Einbeziehung der Verteidiger an den Intxorta-Bergen zur Folge gehabt. Deshalb wurde Anfang 1937 in der Kapelle ein Maschinengewehr positioniert und hinter der Kapelle, etwas weiter oben, eine Batterie aus 4 schweren Mörsern des Bataillons Nr. 79 M.A.I. (Bataillon Begleitende Maschinerie „Irrintzi“), die gute Arbeit leisteten und auf den Hügel von Asensiomendi gerichtet waren, die Stellung, von der die franquistische Artillerie am heftigsten angriff.
ANMERKUNGEN:
(1) Im Jahr 2016 finden die Gedenkveranstaltungen und die Inszenierung am 24. April statt, einem Sonntag. 2016 ist das Jahr einer besonderen Ehrung für die Frauen, die an den Kämpfen teilnahmen und die – oft in Abwesenheit der Männer – Verfolgung, Vergewaltigung und Repression auszuhalten hatten, und sich dazu um die Kinder kümmern mussten.
(2) Die Webseite von Elgeta Memoria lautet elgetamemoria.com
FOTOS:
(1) Jährliche Gedenkfeier für die Opfer des Krieges von 1936/37 in den Intxorta-Bergen bei Elgeta. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(2) Ortsschild Elgeta / Gipuzkoa. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(3) Fernansicht Elgeta von den Intxorta-Bergen aus. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(4) Milizionäre von 1937 auf einem Foto im Elgeta-Museum (Foto Archiv Txeng – FAT)
(5) Baskischer Gudari-Soldat mit angelegtem Gewehr (Foto Archiv Txeng – FAT)
(6) Reliquien im Erinnerungs-Museum Elgeta (Foto Archiv Txeng – FAT)
(7) Modell einer italienischen Savoia-Maschine, die zu Beginn an den Luftangriffen gegen Intxorta beteiligt waren, später war die Legion Condor der Nazis an der Reihe (Foto Archiv Txeng – FAT)
(8) Gudari-Gruß am Elgeta-Tag (Foto Archiv Txeng – FAT)
(9) Zuschauerinnen beim Schauspiel in den Intxorta-Bergen (Foto Archiv Txeng – FAT)
(10) Navarrische Requeté-Truppen, die auf Seiten der Faschisten kämpften, beim inszenierten Angriff auf Intxorta (Foto Archiv Txeng – FAT)
(11) Besuchsgruppe, die die Geschichte des Krieges um Elgeta kennen lernt (Foto Archiv Txeng – FAT)