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Urdaibai vom Verschwinden bedroht

Der Klimawandel bedroht auch die baskische Küste. Der steigende Meeresspiegel wird Überschwemmungen verursachen, Sandbänke reduzieren und Feuchtgebiete verschwinden lassen. Wenn keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden. Auf zwei gefährdete Gebiete in Bizkaia wird besonders hingewiesen: das Sumpfgebiet von Urdaibai, das die Hälfte seiner Fläche verlieren kann, und das Verschwinden eines großen Teils des Sandgebiets von Bakio. Dazu die Gefahr von Überschwemmungen in zahlreichen städtischen Zentren.

Erderwärmung führt zu Klimawandel. Klimawandel zu steigendem Meeresspiegel. Der führt zur Bedrohung von niedrig liegenden Küstengebieten und zum Verschwinden ganzer Küstenlandschaften. Auch im Baskenland. Ein Panorama möglicher Konsequenzen in Bizkaia.

Die kürzlich öffentlich vorgestellte Horrorkulisse zum Thema Erderwärmung und Klimawechsel ist Teil der Botschaft der Abteilung für Territoriale Planung, Wohnen und Verkehr der Baskischen Regierung. Präsentiert wurde deshalb ein Plan, mit dem die Auswirkungen der globalen Erwärmung bewältigt oder zumindest eingedämmt werden sollen.

urkli02Am stärksten betroffen

Die Städte und Gemeinden, die am meisten betroffen sein werden, sind Getxo, Erandio, Bakio, Bilbao (alle Bizkaia) sowie Zumaia, Zarautz, Irun und Hondarribia (alle Gipuzkoa). Dazu zählt auch ein Gebiet bei Trapagaran im ehemaligen Bergbaugebiet von Groß-Bilbao, heute ein Industriegebiet, das in einer Überschwemmungszone liegt. Die Informationen stammen aus einem Basis-Dokument, an dem die baskische Regionalregierung arbeitet, um die globale Erwärmung zu bekämpfen.

Urola Kosta in Gipuzkoa, mit den Kleinstädten Orio und Zumaia, ist ein weiteres der am stärksten betroffenen Gebiete, aufgrund der hohen Überschwemmungs-Gefahr für Wohngebiete und wirtschaftliche Aktivitäten. Dieser weiter zu entwickelnde Küstenschutz-Plan beinhaltet Maßnahmen wie den Einsatz von Pumpsystemen zur Vermeidung von Überflutungen – auf den ersten Blick ein lächerlicher Gedanke angesichts einer weltweiten Katastrophe, die der aktuellen Form der Zivilisation, der vorherrschenden Nahrungsmittel-Produktion und der rücksichtlosen kapitalistischen Produktionsweise zu verdanken sind.

Verlust von Strandfläche

Auch die baskische Küste ist mit dem Verlust von Strandfläche durch immer stärkere Gezeiten konfrontiert. "Hier liegt das Hauptrisiko des Klimawandels im Baskenland. Trotz anderer Auswirkungen wie dem Temperaturanstieg um 3,1 Grad bis 2100 oder der Zunahme der Niederschlags-Intensität um 10 bis 15% und zusätzlich zur erhöhten Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen in städtischen Gebieten", heißt es in dem Bericht. Die am stärksten betroffenen Strände sind die von La Concha (Donostia – San Sebastian), Zumaia (Itzurun), Aia (alle Gipuzkoa) und Lekeitio und Ea (Bizkaia). Die Verantwortlichen der Abteilung betonten, dass das sandige Strand-Gebiet vor Bakio mehr als 30% seiner Oberfläche verlieren könnte.

urkli03Gezeiten

Der Plan konzentriert sich auf die schwerwiegenden Folgen der globalen Erwärmung auf die Dünen und Sümpfe, besonders empfindliche Gebiete. Der Bericht besagt, dass von den 315 Hektar Sümpfen im Jahr 2100 nur noch 25% übrig sein werden, wenn das schlimmstmögliche Szenario in Betracht gezogen wird. Die Auswirkungen auf die Sümpfe von Urdaibai, Butroe, Orio und Txingudi stechen besonders ins Auge. Im Fall des Biosphären-Reservats und Naturschutzgebietes Urdaibai, das erst vor zwei Wochen als neuer Standort für zwei weitere Guggenheim-Museen auserkoren wurde (2) werden bis 2045 von 240 Hektar Sumpfgebiet 50 Hektar verloren gehen. Und im Jahr 2100 wird es nur noch weniger als die Hälfte der heutigen Fläche geben. "Ökosysteme wie die Sümpfe würden fast verschwinden. Dies ist nicht nur ein großer ökologischer Verlust, dazu kommt, dass diese Ökosysteme heute dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen", so die Verantwortlichen des Vizeministeriums für Raumordnung. Zweifacher Schaden also.

Steigendes Meeresniveau

Die Studie schätzt, dass der Meeresspiegel bis 2045 um 17 Zentimeter ansteigt. Für das Jahr 2100 werden zwei Szenarien skizziert: Das erste Szenario mit Treibhausgas-Emissionen, in dem die in den Pariser Vereinbarungen enthaltenen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels eingehalten werden. Dieses etwas günstigere Panorama würde einen Anstieg des Meeresspiegels von 53 Zentimetern bedeuten. Das andere Szenario – Weiterwirtschafften ohne Minderungsmaßnahmen – würde einen Gezeiten-Anstieg von 80 Zentimetern verursachen.

Springtiden

Das Dokument besagt, dass die Springtide im Baskenland derzeit 2,69 Meter beträgt, ein Maximum, das alle 18-19 Jahre erreicht wird (das Springhochwasser bei besonderen Sonne-Erde-Mond-Konstellation ist höher als das mittlere Tidehochwasser). Im Jahr 2100, im extremsten Szenario, wird die Springtide 3,49 Meter erreichen. Das meteorologische Hochwasser, das durch Wind und Stürme beeinflusst wird, liegt derzeit bei 2,91 Metern und wird im Jahr 2100 auf 3,71 Meter ansteigen; und die Häufigkeit, mit der dieser Höchststand erreicht wird, wird deutlich höher sein als heute.

urkli0458% der Bevölkerung

Ein Verantwortlicher des Regional-Ministeriums für Territoriale Planung betonte die "zwingende Notwendigkeit", auf den kommenden Klimawandel zu reagieren. Er sagte, es sei höchste Zeit, "uns darauf vorzubereiten, damit unsere Küstenstädte und -dörfer in Zukunft sichere und bewohnbare Orte bleiben können". Der Plan betrifft 63 baskische Gemeinden und 58% der Bevölkerung des Baskenlandes.

Die baskische Küste erstreckt sich von der Bucht von Txingudi (Gipuzkoa-Grenze zu Iparralde) bis zur Spitze von Kobaron (Bizkaia-Grenze zu Kantabrien) mit einer Gesamtlänge von 275,5 Kilometern. Davon sind 81% Felsen oder Klippen, 1% machen Flussmündungen aus, 8% sind Strände und die restlichen 10% sind von Infrastruktur besetzt, hauptsächlich Häfen. Der Plan umfasst auch jene Gemeinden, die nicht am Meer liegen, in denen die Gezeiten jedoch ankommen. Wie die Großstadt Bilbo (span: Bilbao) zum Beispiel, das 14 Kilometer vom Meer entfernt am Nervión-Fluss liegt. Auf der ehemaligen Industrie-Halbinsel Zorrotzaurre (Bilbo-Deustu), die derzeit zur Wohninsel umgerüstet wird, werden alle Neubauten einen bis eineinhalb Meter höher nach oben gezogen.

ANMERKUNGEN:

(1) Information aus: “La subida del nivel del mar amenaza a la mitad de las marismas de Urdaibai“ (Der Anstieg des Meeresspiegels bedroht die Hälfte der Feuchtgebiete von Urdaibai) Tageszeitung El Correo, 2021-06-24 (LINK)

(2) Als Springtide, teilweise fachlich ungenau Springflut, wird eine Tide bezeichnet, deren Hoch- und Niedrigwasser durch eine besondere Sonne-Erde-Mond-Konstellation stärker ausfallen als im Mittel. Das Springhochwasser ist höher als das mittlere Tidehochwasser. Verursacht wird die Springtide durch besonders starke Gezeitenkräfte, die durch Anziehungskräfte als auch durch Fliehkräfte bei der Drehung um den gemeinsamen Schwerpunkt entstehen. Etwa 2/3 der Kräfte werden durch den Mond und 1/3 durch die Sonne verursacht. Befinden sich Sonne, Mond und Erde auf einer Geraden, so addieren sich diese Kräfte und erzeugen auf der Erde stärkere Flutberge in Richtung Mond aber auch auf der Rückseite. Gleichzeitig bildet sich ein verstärktes Niedrigwasser in übrigen Bereichen der Erde. Eine Springtide entsteht also sowohl bei Vollmond, wenn die Erde zwischen Sonne und Mond (Opposition) steht, als auch bei Neumond, wo der Mond zwischen Sonne und Erde (Konjunktion) steht. Bei Halbmond wirken die Kräfte von Sonne und Mond hingegen in unterschiedliche Richtungen und die Tide fällt deutlich geringer aus (Nipptide). Besonders stark wird eine Springflut, wenn der Wasserstand durch auflandigen Wind weiter erhöht wird. (LINK)

ABBILDUNGEN:

(1) Urdaibai

(2) Urdaibai (elcorreo)

(3) Butroe (elcorreo)

(4) Urdaibai (elcorreo)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2021-06-28)

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