„Ich versprech dir Anarchie“
Beim Gay-Lesbo-Trans-Filmfestival ZINEGOAK wurden nach 10 Tagen von Filmvorführungen die Preise vergeben. Dabei hob die Jury des Festivals den Dokumentarfilm „Irrawady Mon Amour“ und die Schauspielkünste der Schwedin Tuva Jagell und der Chilenin Claudia Cantero hervor. Die Abschlussgala des Gay-Lesbo-Trans-Filmfestivals ZINEGOAK fand am 28. Februar im BBK-Saal in Bilbao statt, doch die Auszeichnungen standen bereits am Vortag fest, wobei eines der 500 gezeigten Werke besonders herausragte.
Aus dem Spektrum von 500 bei der diesjährigen Ausgabe vorgestellten Filme ragte ein Werk besonders heraus: „Ich versprech dir Anarchie“. Tatsächlich erhielt dieser Film den Preis für den besten Spielfilm in der 13. Ausgabe des Gaylesbotrans Filmfestivals ZINEGOAK in Bilbao. Der Direktor des Films, der US-Amerikaner Julio Hernández Cordón, durfte sich mit dem Preis der besten Regie schmücken. Von der ZINEGOAK-Jury wurden besonders die Fähigkeiten des Filmemachers betont, der seinem Streifen eine gute Dosis „Frechheit, Mut, schlechte Erziehung und romatischen Zauber“ beizusteuern wusste. „Ich versprech dir Anarchie“ ist eine romantische Ballade, „die uns aufgrund ihres hohen Grades an Spannung und Verzauberung begeistert“, betonte die Jury. Dieser Film, eine mexikanisch-deutsche Koproduktion, erzählt die Geschichte von Miguel und Johnny, Freunde und Geliebte seit Kindesbeinen, die entscheiden, ihr eigenes Blut an einen verstohlenen Kontakt zu verkaufen, um schnelles Geld zu machen. (*)
Die international besetzte Jury, bestehend aus dem brasilianischen Regisseur Karim Aïnouz, der Italienerin Tatiana Lo Iacono (künstlerische Leiterin des Sicilia-Queer-Filmfest) und Maialen Beloki (Mitglied im Auswahlkommitee des Zinemaldia-Film-Festivals von Donostia / San Sebastian) entschied, den Preis für den besten Dokumentarfilm an die italienische Produktion „Irrawady Mon Amour“ zu verleihen. Jener Film spielt in Myanmar in ländlicher Umgebung, wo sich die Bevölkerung trifft, um ein von der Militärregierung verbotenes Fest zu organisieren: die Hochzeitsfeier zweier homosexueller junger Männer.
Als bestes Drehbuch wurde ein Werk von Laura Bispuri und Francesca Maniera mit dem Titel „Vergina Giurata“ prämiert. Es handelt sich um eine „überraschende und unbekannte Geschichte, die kraftvoll und fließend“ das Leben von Hana erzählt, einer Frau, die sich dazu verpflichtet, ihre Jungfräulichkeit auf ewig zu bewahren und die laut traditionellem albanischem Recht zum Mann erklärt wird.
Der Preis für die beste Hauptdarstellerin ging an die Schwedin Tuva Jagell, Protagonistin des Films „Pojkarna, Girl Lost“, weil sie in ihrer „jugendlichen Direktheit eine solide Persönlichkeit schafft, die die Zuschauerinnen vom ersten Moment an für sich einzunehmen weiß“.
Claudia Cantero erhielt den Preis für die beste Nebendarstellerin in „La Visita“, weil sie laut Jury „mit jedem Auftritt aufs Neue überrascht“. Der Film handelt von der transsexuellen Elena, die ins Haus ihrer Eltern zurückkehrt, um der Beerdigung ihres Vaters beizuwohnen. Ihre Erscheinung löst große Überraschung aus, da sie in keinster Weise an den jungen Felipe erinnert, der vor so vielen Jahren dieses Haus verlassen hatte.
Der französische Film „Je suis Anne Marie Schwarzenbach“ wurde mit dem Preis für den besten Experimentarfilm ausgezeichnet, da er sich auf „originelle Weise der emblematischen und schillernden Aktivistin“ der 20er Jahre annähert, die dem Film ihren Namen gibt. Die Regisseurin Véronique Aubouy lässt 16 junge Schauspieler und Schauspielerinnen in wechselnden Rollen als Schwarzenbach und deren Freunde und Geliebte agieren, ein Beziehungsreigen, in dem die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen. Der Preis für den besten Kurzfilm der Sektion OFF schließlich ging an den Zeichentrickfilm „Ama“ für den Verdienst, „einen positiven Blick auf die Melancholie vermittelt zu haben“.
Weitere Auszeichnungen
Der Preis Lesben und Gender (Lesbianismo y Genero), von der Gleichstellungs-Stelle der Stadt Bilbao mit 1.500€ dotiert, ging an den Film „Sangailes Vasara“, von der Litauerin Alanté Kaväité. Die aus Vetreterinnen verschiedener Vereine zusammengesetzte Jury hob positiv „die unterhaltsame und liebenswerte Art und Weise“ hervor, „in der ein Prozess der Selbstverwirklichung dargestellt wird, der als Modell für die kommende Generation dienen kann“.
Den Preis „Vielfalt und Menschenrechte“, verliehen von der Zentralstelle für Gleichstellung, Kooperation und Vielfalt der Regionalregierung Bizkaia (3.000€), erhielt der mexikanische Kurzfilm „Club Amazonas“ von Roberto Fiesco. Er stellt die „Solidarität als Strategie der Selbstbestimmung von Personen dar, die auf Grund ihrer Geschlechtsidentität, ihrer Herkunft und ihrer ökonomischen Situation unter mehrfacher Diskriminierung leiden“.
Dem us-amerikanischen Kurzfilm „Pink Boy“ von Eric Rockey wurde der Jugendpreis zugedacht, vergeben von einer Jury, die sich aus Studentinnen der Gruppe LGTB (Vereinigung von Lesben, Gays, Trans- und Bisexuellen in Euskadi) der baskischen Universität UPV/EHU zusammensetzte. Er beschreibt die Überraschung einer lesbischen Mutter, als sie ihren Sohn dabei beobachtet, wie er beim Tanzen sehr mädchenhaft agiert. Besondere Erwähnung fand in der Jury der Kurzfilm „Vainilla“ von Juan Beiro, der ein schwerwiegendes Thema liebevoll und feinfühlig bearbeitet: Was bleibt uns von denen, die wir verlieren.
QUELLE:
(*) Offizielle Webseite des Gay-Lesbo-Trans-Filmfestivals Bilbao. (Link)
FOTOS:
(*) Foto Archiv Txeng