Installationen und Theater auf der Straße
Das diesjährige Straßen-Theater-Festival in Lekeitio wird vom 6. bis 13. Juli 2016 auf den Plätzen des malerischen Küstenortes in Bizkaia ausgetragen. Es ist bereits die 27. Festival-Ausgabe, die Jahr für Jahr eine breite und attraktive Auswahl an kleinen und größeren Spektakeln bietet und viele Zuschauerinnen aus der Stadt und aus dem Umland anlockt. Dieses beliebte Theater- und Action-Festival stellt nach wie vor eine der bedeutendsten kulturellen Begegnungen der Küstengemarkung Lea-Artibai dar.
Das internationale Straßen-Theater-Festival von Lekeitio stellt sich 2016 in seiner 27. Ausgabe in neuer Form dar und umfasst ein vielfältiges Angebot von Aktivitäten. Im Jahr 2016 begrenzt sich das Festival nicht auf darstellende Künste, sondern fördert parallel auch kunst- und kulturschaffende neue kreative Initiativen und integriert verschiedene neue Disziplinen in sein vielfältiges Programm. Die diesjährige Ausgabe trägt den Namen „Kaleka“, was in deutscher Übersetzung ungefähr „Auf der Straße sein“ bedeutet – „kale“ heißt Straße in der baskischen Sprache Euskara, das Suffix „ka“ steht für eine Aktivität, ein aktuelles Tun (www.kaleka.eus) (1).
In neuer Form – Kaleka
Am diesjährigen Programm beteiligt sind unter anderem das Kollektiv Basurama aus Madrid, das Parks und Plätze mithilfe von wiederverwertetem Müll in Spielplätze verwandelt. Daneben eine Installation der Gruppe Toc de Fusta aus Katalonien, ein Marionettenspiel der besonderen Art der baskischen Gruppe Zurrunka, eine clowneske Fahrradtour mit dem Trio Bigolis Teatre, ein Feuer- und Rhythmus-Spektakel von Deabru Beltzak und eine Parodie der seit mehr als zwanzig Jahren aktiven Theatergruppe Hortzmuga aus Bilbo. Darüber hinaus finden Workshops für Professionelle statt, die von dem chilenischen Mimen und Clown Murmuyo, von Maiya Murphy (unterrichtet Tanz- und Bewegungstheater an der Universität von Singapur) und von Thomas Prattki (Theaterschule Lispa in Berlin und London - Bewegung, Stimmarbeit, Improvisation) angeboten werden. Darüber hinaus stehen Film-Vorstellungen und Clown-Spektakel mit Murmuyo sowie viele Events mehr auf dem Programm (2).
Selbstverständnis
Philosophie des internationalen Festivals ist, die Beziehung zu fördern zwischen den Arbeiten der Künstlerinnen und Kollektive verschiedener Bereiche der Kreativität, die mit ihren Arbeiten im öffentlichen Raum, in außergewöhnlichen Räumen oder in Räumen historischer Bedeutung erscheinen und dabei die darstellenden Künste einbeziehen, sich jedoch nicht auf diese beschränken. Die starke Verbindung zum Straßentheater ist dabei maßgebend.
1989 gegründet, ist das Festival eines der Pioniere im Bereich Straßenkunst in Euskal Herria. Wie die Festival-Organisation unterstreicht, wurde seit seiner Gründung auf drei wesentliche Merkmale geachtet: Unterstützung lokaler Kreativität, Aufbau von Beziehungen mit anderen Regionen und Vernetzung mit anderen Ländern. Dank „Kaleka“ konnten die Einwohnerinnen Lekeitios, sowie alle Besucherinnen, die im Laufe der Jahre aus anderen Regionen in den Küstenort kamen, verschiedene ausländische Theaterschaffende kennenlernen, die aus allen fünf Kontinenten kamen, um in den Straßen der Kleinstadt das Beste ihres Repertoires zu zeigen.
Während all dieser Jahre hat sich das Festival weiterentwickelt, die letzten beiden Jahre jedoch sind geprägt von einer tiefgründigen Reflexion, die unmittelbar nach der letzten Ausgabe im Juli 2015 begann und nach Monaten intensiver Arbeit in einen Prozess der Umgestaltung mündete, der „schrittweise umgesetzt werden wird“, erklärt der Bürgermeister Koldo Goitia. „Diese neue Etappe kann als Übergang betrachtet werden, hin zu einer kulturellen Situation in Weiterentwicklung“ (2). Deshalb setzt die Stadtverwaltung von Lekeitio auf einen flexiblen Anpassungsprozess. Eine der deutlichsten Veränderungen dieser Ausgabe ist das neue Image, das in der neuen Bezeichnung des Festivals seinen Ausdruck findet: „Kaleka. Internationales Straßen-Theater-Festival von Lekeitio“.
„Außerdem nutzen wir ab jetzt alle zur Verfügung stehenden Kommunikationswege wie Facebook, Twitter und Instagram sowie YouTube und die Kaleka-Webseite“, sagte Koldo Goitia weiter. Die neue Organisation von Kaleka hat die Vernetzung mit dem kreativen Sektor gesucht, die aus Lekeitio stammende und in Madrid lebende bildende Künstlerin Miren Pastor wurde als Verantwortliche für Design und Kommunikation ausgewählt. Bereits für die diesjährige Ausgabe wurden Vernetzungen mit benachbarten Festivals aufgebaut, wie zum Beispiel mit dem Festival „Kalerki“, das die Gemeinde Zarautz (ein Küstenort in Gipuzkoa) veranstaltet. Dies hat u.a. dazu geführt, dass Stücke von Gruppen wie Trócola Circus, Murmuyo und Colabse aufgenommen werden konnten.
Die Gruppen und Einzelkünstlerinnen, die in Lekeitio auftreten werden, kommen aus so verschiedenen Herkunftsorten wie Katalonien, Balearen, Murcia, Andalusien, Kastilien und Leon, Madrid, Singapur, Deutschland und Chile. Das ganze Jahr über werden Aktivitäten angeboten, die der neuen Arbeitslinie entsprechen: Workshops, Aktionen, Arbeitsproben, mit dem Ziel, die Teilnahme auszuweiten und einen stärkeren Eindruck auf die Bevölkerung und auf lokale Projekte zu erreichen. In diesem Jahr wird das Festival unterstützt von der Provinzregierung Bizkaia, von Basque Tour, der Tourismus-Agentur der baskischen Regierung und vom Sozialwerk einer Bank in Bizkaia.
Höhepunkte
In einem breiten Performance-Angebot beinhaltet das diesjährige Programm ein Spektakel der Gruppe Basurama aus Madrid. Das aus Architekten und Umweltschützern bestehende Unternehmen baut interaktive Installationen auf, die aus Plastikmüll bestehen, der in der Gemeinde gesammelt wird. Damit schaffen sie einen Raum, in dem Müll zum spielerischen Objekt wird und der eine völlig unübliche Form der Beziehung mit Abfallprodukten zulässt (Link: www.basurama.org) (3). Die aus Katalonien stammende Gruppe Toc de Fusta bietet im Uribarren-Park ein Erlebnis für alle Altersgruppen, bei der mit selbstgebauten großformatigen Automaten, riesigen Puzzles aus Holz und Geschicklichkeitsspielen, die aus vielseitigen Mechanismen zusammengesetzt sind, experimentiert werden kann (Link: www.tocdefusta.com) (4).
Bewegungs-Theater
Es wird auch ein Theaterstück geben, bei dem sich das Publikum mit den agierenden Schauspielerinnen bewegen muss, gespielt von der Theater-Gruppe Zurrunka, ein Marionettentheater, bei dem ein alterndes Paar über die Kultur der Geschwindigkeit reflektiert (Link: www.zurrunkateatro.wordpress.com) (5). Bigolis Teatre bietet eine Show, bei der zwei elegante Radfahrer auf einem Tandem einen Piano-Mann in Bewegung versetzen (Link: www.bigolisteatre.com) (6). Die lokale Gruppe Deabru Beltzak (bask: schwarze Teufel) verbindet städtischen Tanz mit Feuer und Rhythmus von einem neuen und fantastischen Winkel aus (Link: www.deabrubeltzak.com) (7). Die vier Mitglieder von Trócola Circus bieten eine originelle Aufführung, in der sie sowohl Alltagsobjekte als auch abstrakte Strukturen von Zeit und Raum erforschen und eine kurzweilige Show präsentieren, in der Akrobatik und Jonglage nicht zu kurz kommen (Link: www.latrocola.com) (8).
ANMERKUNGEN:
(1) Webseite www.kaleka.eus (Link)
(2) Information aus Artikeln der baskischen Tageszeitungen Deia (Lokalbeilage Hemendik) und El Correo. Die Zitate stammen aus dem Artikel „Kaleka de Lekeitio suma nuevas disciplinas creativas a su variada oferta de teatro de calle“ (Link).
(3) Eventgruppe Basurama (Link: www.basurama.org)
(4) Theater- und Event-Gruppe Toc de Fusta (Link: www.tocdefusta.com)
(5) Theater-Gruppe Zurrunka (Link: www.zurrunkateatro.wordpress.com)
(6) Theater-Gruppe Bigoli Teatre (Link: www.bigolisteatre.com)
(7) Theater-Gruppe Deabru Beltzak (Link: www.deabrubeltzak.com)
(8) Theater-Gruppe Trócola Circo (Link: www.latrocola.com)
FOTOS:
(*) alle Fotos sind von vorhergehenden Ausgaben des Straßen-Theater-Festivals Lekeitio (Foto Archiv Txeng – FAT)