Archäologische Entdeckung in der Altstadt
Erdarbeiten in einem altem Gebäude der Altstadt von Donostia (San Sebastian) haben eine interessante Entdeckung ermöglicht. Gefunden wurden dabei fünf riesige Tonkrüge, die aus dem 16. Jahrhundert stammen. Die Gefäße wurden entdeckt in der Erdschicht eines Hausportals der San Lorenzo Straße. Sie wurden benutzt um Öl zu konservieren. Nach Angaben der Verantwortlichen ist noch nicht ganz klar, ob es sich dabei um Olivenöl oder Walfett handelte. Die Funde wurden in ein archäologisches Lager gebracht.
Bei Bauarbeiten in der Altstadt von San Sebastian wurden große Tonkrüge aus dem 16. Jahrhundert gefunden, die der Lagerung von Walfett und Olivenöl dienten. Der Fund unterstreicht die Bedeutung der Stadt im regionalen Handel jener Epoche.
Entdeckt wurden die Keramiken beim Einbau eines Aufzugs in einem alten Gebäude. Der Aufzug sollte im Hausflur zwischen den Treppen gebaut werden. Beim Ausheben einer Erdgrube für den Aufzugsschacht wurde der erste Tonkrug entdeckt. (1) Die daraufhin verständigten Archäolog*innen fanden beim Graben Tage später vier weitere Gefäße. Die gesamte Altstadt von Donostia steht unter Denkmalschutz und gilt als archäologische Sonderzone. Wenn es hier zu Bauarbeiten kommt werden diese jeweils von Archäologen begleitet, bzw. es werden vorher Gutachten angefertigt. (2)
Am Fundort in der Altstadt gaben der Kultursenator und der stellvertretende Bürgermeister den beachtlichen Fund am 15. Oktober 2018 vor der Presse bekannt. Anwesend war auch der Archäologe Alfredo Moraza von der wissenschaftlichen Gesellschaft Aranzadi (3). Nach Angaben des Archäologen Moraza sind die fünf Gefäße identisch groß. Sie haben einen Durchmesser von 110 Zentimetern und sind 150 Zentimeter hoch. Alle waren zu jenem Zeitpunkt noch halb in die Erde eingegraben, in Erwartungen der Hebung der Gefäße. Die erfolgte nur wenig später und war nicht einfach. Denn die riesigen Gefäße mussten durch den schmalen Portaleingang ins Freie bugsiert werden.
Moraza wollte nicht ausschließen, dass am Fundort noch weitere Krüge derselben Art gefunden werden könnten. Denn gesucht wurde bislang nur unter dem Gebäude, in dem die Bauarbeiten stattfinden. Das ehemalige Tonkrug-Lager könnte sich aber unter den Nachbargebäuden fortsetzen. Als sie entdeckt wurden waren die Gefäßt komplett mit Erde bedeckt, zu sehen waren nur die oberen Öffnungen, durch die in früheren Zeiten die Flüssigkeiten eingefüllt wurden.
Der Wissenschaftler erklärte, dass in der direkten Umgebung der Riesenkrüge Spuren von verschüttetem Walfett festzustellen seien, „da ist offenbar öfter was daneben gegangen“ (1). Walfett war in jener Zeit ein äußerst wertvolles Material, es wurde auch Tran, Polaröl oder Fischöl genannt. Unter anderem wurde es zur Beleuchtung der Straßen benutzt.
Der Archäologe versichterte, dass das Walfett aus Neufundland stammte. Zur Zwischenlagerung vor der Weiterverteilung wurde es in dieser Art von keramischen Gefäßen gelagert. Danach wurde es zum Verkauf in andere Orte des Baskenlandes gebracht. Bereits im 16. Jahrhundert fuhren baskische Fischer auf halbjährigen Fangzügen in das heute Neufundland genannte Gebiet, das zu Kanada gehört. Manche vermuten sogar, dass die baskischen Fischer schon vor der sogenannten „Entdeckung“ des amerikanischen Kontinents durch Kolumbus und seine Soldaten den Weg über die Meere kannten und befuhren. Dort wurden Kabeljau und Wale gefangen, die Bestandteile wurden bearbeitet und konserviert, um dann ins Baskenland gebracht zu werden. In Red Bay, Neufundland, sind noch heute viele Spuren dieser baskischen Präsenz zu finden. Gleichzeitig gab es in jenen Jahrhunderten auch im Atlantik vor der baskischen Küste noch eine Walspezies, den sogenannten kleinwüchsigen baskischen Wal, das letzte Exemplar wurde Ende des 19. Jahrhunderts erlegt.
Ins Archäologie-Depot
Der Kulturbeauftragte Denis Itxaso berichtete, dass die Krüge nach ihrer Ausgrabung ins Depot für archäologische Gegenstände der Provinzverwaltung Gipuzkoa gebracht würden. Die Einrichtung heißt Gordailua und befindet sich in der Nachbarstadt Irun. Gleichzeitig hob er die Ähnlichkeit hervor, die die neu gefundenen Tonkrüge aufweisen mit anderen Krügen, die bereits vor mehr als 20 Jahren gefunden worden waren. Der damalige Fundort war der heutige Bretxa-Markt, ebenfalls in der Altstadt von Donostia. Die beiden Entdeckungsorte sind nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt.
Die 1998 gefundenen zehn Tonkrüge waren nicht nur von archäologischer Bedeutung, auch stadtgeschichtlich hatten sie einen Aussagewert. Sie waren ein Hinweis darauf, dass dieser Teil der Donosti-Altstadt damals als Geschäftsort genutzt wurde – vor wenigstens 400 Jahren. Die Gefäße waren aus Ton hergestellt, hatten aber eine größere Dimension. Ihr Durchmesser betrug 130 Zentimetern, ihre Höhe 170. Das bedeutete ein Fassungsvermögen von 1.450 Litern. Bekannt war, dass die Krüge in Andalusien fabriziert worden waren. Alle Gefäße waren von den damaligen Lager-Eigentümern in der Erde abgestützt mit Steinen, die verbleibenden Leerräume waren mit Sand ausgefüllt.
Auch die Tonkrüge von 1998 dienten der vorübergehenden Aufbewahrung von Öl, in diesem Fall Olivenöl aus Andalusien. Zum Zeitpunkt der Entdeckung waren sie in einem außerordentlich guten Zustand. An einem der Gefäße war sogar eine Namens-Inschrift zu lesen: „Cristoval Mexía“ muss der damalige Lagerbesitzer oder Händler der Ware gewesen sein. Itxaso hob hervor, dass mit diesen Entdeckungen die Bedeutung von Donostia (San Sebastian) als regionales Handelszentrum unter Beweis gestellt werde. Mit ihrem Hafen hatte die Stadt einen direkten Kontakt zum nordbaskischen Baiona (frz: Bayonne). „Was damals transportiert wurde war so wichtig wie heute das Erdöl“, sagte der Politiker.
(Publikation: Baskultur.info 2018-10-25)
ANMERKUNGEN:
(1) „Hallan cinco grandes tinajas del sigloXVI en Donostia” (In Donostia wurden fünf Tonkrüge aus dem 16. Jh. gefunden) Tageszeitung Gara, 2018-10-18
(2) „Halladas cinco tinajas del siglo XVI bajo un portal de Donostia” (Unter einem Portal von Donostia wurden fünf Tonkrüge aus dem 16. Jh. gefunden) Tageszeitung Noticias de Gipuzkoa, 2018-10-18 (Link)
ABBILDUNGEN:
(*) Tonkrüge Donostia (Noticias de Gipuzkoa)