santim1Neu-Beschreibung Santimamiñe

Unter den zahlreichen baskischen Urzeit-Höhlen ist Santimamiñe eine der ältesten und die bekannteste. Sie wurde 1916 entdeckt und wegen Schäden an den Höhlenmalereien später für den öffentlichen Besuch geschlossen. Eine neue aktualisierte Broschüre enthüllt alle Geheimnisse dieser legendären Höhle, im Biosphären-Reservat Urdaibai gelegen, zwischen Bermeo und Gernika. Die Publikation fasst die Forschungen über die Höhle, ihre Umgebung und die Geschichte ihrer urzeitlichen Bewohner*innen zusammen.

Die 1916 von Kindern entdeckte Höhle Santimamiñe ist zu ihrem Schutz nur noch über eine 3D-Video-Simulation zu erleben, der Eingang ist bei Anmeldung live besuchbar. Eine neue Publikation erklärt ihre Geschichte und die Bedeutung der dort gefundenen Höhlenmalereien, Gravuren und Materialreste.

Wie vorher in Altamira (Kantabrien) und danach in Lascaux (Bergerac, Süd-West-Frankreich) entsprang die Entdeckung der Höhle von Santimamiñe und der dortigen steinzeitlichen Malereien dem Spiel von Kindern. Es geschah im Januar 1916. Einige Jungen, die sich bereits in der Höhle umgesehen hatten, betraten die Grotte noch einmal in Begleitung von José F. de Bengoechea. Der informierte die Provinzverwaltung von Bizkaia per Brief über die Entdeckung. "Wir waren überrascht, die erwähnten Zeichnungen zu sehen. Die anderen waren Kinder, der älteste von ihnen 13 Jahre alt, sie schenkten den Malereien keine Bedeutung, sagten nur einige Sätze auf Baskisch, die wie folgt lauteten: 'ene emen otzue', was sich auf einen Bären bezieht, und 'erristan emen bi', was sich auf kämpfende Wildschweine bezieht." In Wirklichkeit handelte es sich um Bisons, aber das konnten die Kinder nicht wissen.

Höhlen-Geschichte

santim2So begann die zeitgenössische Geschichte von Santimamiñe. Die Provinzverwaltung nahm sich schnell der Höhle an und förderte deren Wertschätzung, Schutz, Erforschung und machte sie bekannt. Das letzte Kapitel in diesem Zusammenhang wurde im Mai 2023 vorgestellt, in Form eines neuen Begleitbuchs zu dieser Höhle, mit dem Titel "Santimamiñe: Gida/Guía". "Es ist die dritte Broschüre über diese Höhle, die veröffentlicht wird", erklärt der Archäologe Iñaki García Camino, Direktor des Arkeologischen Museums von Bizkaia und Koordinator der Veröffentlichung. Zuvor gab es bereits die von Néstor de Goicoechea und Juan María Apellániz angefertigten Werke, deren Inhalt nun deutlich ergänzt wurden. Denn Santimamiñe war in diesem Jahrhundert Gegenstand von weiteren Ausgrabungen und neuen Studien, die bis 2019 andauerten. (1)

Die Höhle von Santimamiñe befindet sich in der Bizkaia-Stadt Kortezubi, die gefundenen Überreste und Höhlenmalereien stammen aus dem oberen Paläolithikum, dem Magdalénien (Jungsteinzeit zwischen 14.000 und 9.000 v. Chr.). Die Höhle gilt als Ikone der Bizkaia-Kultur und als deren wichtigste prähistorische Stätte. Seit Juli 2008 steht sie als Teil der der paläolithischen Felskunst der kantabrischen Küste" auf der Liste des UNESCO-Welterbes. (2)

Entdeckung

Santimamiñe befindet sich in einer Höhe von 150 Metern über dem Meeresspiegel, am Fuße des Berges Ereñozar, dessen Gipfel das Feuchgebiet der Natuschutzfläche um 448 Meter überragt. Sie liegt in der Nähe der Einsiedelei San Mamés (auf Baskisch: Santi Mamiñe), von der sie ihren Namen hat.

In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der Entdeckungen von Höhlen mit steinzeitlicher Kunst. Dazu gehörte auch Santimamiñe. Im Jahr 1916 waren einige Jungen auf die Suche nach Abenteuern, fanden eine Höhle und stiegen ein. Sie brachen riesige Stalaktiten ab und entdeckten einen Geheimgang, hinter dem sie die Malereien fanden, schenkten ihnen jedoch keine Beachtung.

Kurz darauf, im August 1916, übernachtete der Komponist Jesús Guridi in Kortezubi. Eines der Entdecker-Kinder erzählte ihm, dass sie bei einem Ausflug im Januar des Jahres zusammen mit Freunden in einer Höhle Zeichnungen gesehen hatten. Der baskische Komponist war interessiert und organisierte mit Bengoechea und den Kindern einen Ausflug. Sie besuchten erneut die Höhle und entdeckten die Malereien. Guridi meldete die Entdeckung in Bilbao an ein Mitglied der Denkmalschutz-Kommission von Bizkaia, der nach einer persönlichen Besichtigung der Höhle die Kommission im Mai 1917 offiziell informierte. Der Komponist wurde eingeladen, um die Einzelheiten seiner Entdeckung zu erläutern.

Nach der Entdeckung wurden die Höhlen am 16. September 1917 von Abbé Breuil untersucht, einem Wissenschaftler, der auf Einladung der Denkmalschutz-Kommission die erste offizielle Bestätigung des Alters der Malereien vornahm. In der Folge wurden mehrere Studien und Ausgrabungen durchgeführt. Die wichtigste Studie wurde zwischen 1917 und 1918 mit Beteiligung von Telesforo de Aranzadi, José Miguel de Barandiarán und Enrique Eguren durchgeführt. Im Rahmen dieser Studie wurde der Eingang der Höhle ausgegraben, wo später weitere Studien und Veröffentlichungen durchgeführt wurden, wie die von J. M. Apellániz im Jahr 1960 und von Xabier Gorrotxategi für seine Doktorarbeit.

Beschädigung

Zwischen 1980 und 2000 wurden Studien durchgeführt, um die Schäden an den Gemälden in ihrer Gesamtheit zu ermitteln. Diese Studien ergaben, dass der Zugang eingeschränkt werden musste, um die Mikroklima-Bedingungen in der Höhle nicht zu verändern. Die damals (1997) beschlossenen Maßnahmen bestanden darin, die tägliche Besucher-Kapazität auf 75 Personen zu begrenzen und die größere Malereikammer zu schließen.

santim3Die Höhle von Santimamiñe ist eine der prähistorischen Stätten der kantabrischen Atlantikküste. Neben Asturien, Kantabrien und Aquitanien gibt es im Baskenland weitere wichtige Fundorte, die ein breites Panorama von Höhlenmalerei abdecken. Die Höhle wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Diese Definition umfasst 14 Stätten, darunter die Höhlen Tito Bustillo und Candamo in Asturien, die Höhle von Ekain im Baskenland und die Komplexe Montecastillo, Covalanas und La Garma in Kantabrien.

Im Jahr 2006 wurden die Anlagen für die Öffentlichkeit vollständig geschlossen und Erhaltungs-Maßnahmen durchgeführt. Diese Konservierungs-Maßnahmen sahen die Demontage der Beleuchtungsanlagen und die Beschränkung der Besuche auf den Vorraum der Höhle vor, in dem die archäologischen Ausgrabungen durchgeführt wurden, so dass der Rest der Höhle im Dunkeln und nur für Forschungs- und Wartungszwecke zugänglich blieb.

Die Höhle

Die Höhle von Santimamiñe ist von großer Schönheit. Sie ist 365 Meter lang und konnte bis zu ihrer Schließung im Jahr 2006 besichtigt werden. Sie ist reich an Kalkformationen mit zahlreichen Stalaktiten und Stalagmiten, die seltsame Figuren bilden. Außerdem gibt es Vorhänge aus Kalziumkarbonat in verschiedenen Farben, die von den jeweiligen Oxiden im Wasser abhängen. Etwa 60 Meter vom Eingang entfernt öffnet sich links oben ein schmaler Gang, der sich in zwei Teile aufweitet: der eine ist der Vorraum zu den Malereien, der andere die Hauptkammer.

Die Fundstelle am Eingang der Höhle erbrachte Funde aus dem Jungpaläolithikum bis zur Römerzeit. Die wichtigste Stufe ist das Magdalénien, zu dem die Malereien und Gravuren gehören. Daneben wurde ein Muschelhaufen gefunden, der die Bedeutung von Krustentieren für die Ernährung der prähistorischen Bewohner*innen belegt.

In der gesamten Höhle gibt es 47 Malereien, die allesamt Tiere darstellen. Es handelt sich um 32 Bisons, sieben Wasserschweine, sechs Pferde, einen Hirsch und einen Bären. Alle Figuren sind monochrom in Schwarz dargestellt. Das für die Ausführung verwendete Material war Holzkohle. Die ersten Figuren befinden sich in der Haupthalle, etwa zehn Meter hinter dem Eingangs. In der sogenannten tiefen Zone, etwa hundert Meter weiter, befinden sich weitere Figuren, darunter ein Bison und ein Pferd.

In der Vorkammer befindet sich eine große Gruppe von Figuren, die von dem zeitweiligen Besucherandrang stark beschädigt wurden, darunter Pferde und Bisons. In der viereckigen Hauptkammer mit einer Länge von 4, einer Breite von 3 und einer Höhe von 3,5 Metern befindet sich die spektakulärste Figurengruppe der gesamten Höhle. Neben dem Eingang befindet sich eine Gruppe von eingravierten und bemalten Bisons. Auf der Haupttafel, oberhalb und rechts eines konischen Stalagmiten, auf dem sich die vorherigen Figuren befinden, sind 8 Bisons, ein Pferd und eine gebogene Linie zu sehen.

Der Schaden

Die Ende des 20. Jahrhunderts durchgeführte Studie zeigte die Anfälligkeit des Monumental-Komplexes. Es wurden Maßnahmen ergriffen, um die Besuche einzuschränken und die große Malereikammer zu schließen. Die Infrastrukturen, die in der Höhle zur Erleichterung des Besuchs durch die Öffentlichkeit eingerichtet worden waren, waren sehr schädlich, insbesondere die Beleuchtung, die das Wachstum von Mikroorganismen- und Vegetations-Kolonien fördert, vor allem in den Bereichen, die ständig beleuchtet sind.

Die Beleuchtung beeinflusst auch die Temperatur in der Höhle. Metallstrukturen führen zu Oxidation und Kondensation, was ebenfalls vermieden werden muss. Ein weiterer Faktor, der festgestellt wurde, ist die Zunahme des von den Besuchern produzierten CO2, zu dem noch die Zunahme des Schmutzes hinzukommt, der zum Teil von außen kommt und zum Teil aus dem Staub, der in der Höhle aufsteigt.

Jahrtausende alte Landschaft

santim4Als Ersatz für Besuche wird im Konferenzraum der Einsiedelei von San Mamés, etwa 50 Meter vor dem Höhleneingang, unter dem Titel "Santimamiñe, eine tausendjährige Landschaft" ein 3D-Video projiziert, eine beeindruckende Simulation. Besucher*innen werden dabei mit einer speziellen Brille durch die Höhle “geführt“ und erhalten dabei Erklärungen in verschiedenen Sprachen. Die Rekonstruktion erfolgt auf der Grundlage von Scans der Höhle und hochauflösenden Digitalfotos, aus denen ein vollständiges dreidimensionales Modell des gesamten Raums erstellt wurde. (2)

“Unsere Vorstellung ist, dass alle, der nach Santimamiñe kommen, die Erfahrung ihres Besuchs mit nach Hause nehmen können", sagt García Camino. Oder sogar mehr. Denn die Höhle ist teilweise geöffnet: "Man besichtigt die Stätte, den Ort der Besiedlung", den Raum, in dem ihre Bewohner*innen in prähistorischer Zeit lebten, in der Eingangshalle. "Aus konservatorischen Gründen ist es nicht möglich, die Gemäldekammer zu betreten", die vor Jahrzehnten durch unkontrollierte Besuche stark beeinträchtigt wurde. Die neue Broschüre behandelt daher ausführlich das, was man heute persönlich in Augenschein nehmen kann, aber auch das, was nicht zu sehen ist. Es handelt sich um ein Werk der "Verbreitung von allen Informationen über das bisher Erforschte, das für ein nicht spezialisiertes Publikum zugänglich zusammengefasst wurde".

Die Publikation ist in Kapitel unterteilt, die von führenden Fachleuten der Materie verfasst wurden. Sie befassen sich mit der natürlichen Umgebung, in der sich die Höhle befindet, mit ihrem geologischen Wert, mit ihrer Entdeckung, über die in der Presse ab 1917 berichtet wurde. Auch mit den archäologischen Ausgrabungen, die sie durchlaufen hat - von den ersten Ausgrabungen, im Jahr 1918 durchgeführt von José Miguel de Barandiarán, Telesforo de Aranzadi und Enrique de Eguren. Bis zu den jüngsten Ausgrabungen von Juan Carlos López Quintana zwischen 2014 und 2019: die Geschichte der Besiedlung, von den magdalénischen Hirschjägern (Jungsteinzeit 18tsd bis 12tsd Jahre v. C.) bis zur erneuten Nutzung der Höhle in der Römerzeit. Selbstverständlich auch die beeindruckende Sammlung paläolithischer (steinzeitlicher) Höhlenkunst, mit schwarz gemalten oder mit Steinwerkzeugen eingravierten Figuren, zu denen einige rot gemalte nicht-figurative Motive hinzukommen. Insgesamt gibt es 29 Bisons, 6 Pferde, 7 Ziegen, 3 nicht unterscheidbare Vierbeiner, 2 imaginäre Tiere, einzelne Rinder-, Bären-, Hirsch- und Rehfiguren sowie eine mögliche kopflose weibliche Darstellung.

ANMERKUNGEN:

(1) ”Una nueva guía actualizada revela todos los secretos de la cueva de Santimamiñe” (Eine neue aktualisierte Broschüre enthüllt die Geheimnisse der Santimamiñe-Höhle), El Correo, 2023-05-17 (LINK)

(2) Santimamiñe, Wikipedia (LINK)

ABBILDUNGEN:

(1) Santimamiñe (xn-santimamie)

(2) Santimamiñe (euskadi.eus)

(3) Santimamiñe (foru aldundia)

(4) Santimamiñe (asbibe ikas)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2023-05-21)

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