Neue Normalität oder alte Grausamkeit
Das Baskenland blickt zurück auf 99 Tage Alarm-Zustand, Einschluss, Ausgangssperre, Angst vor Ansteckung, Kollaps in Krankenhäusern, Statistik-Fälschung und Massensterben in Altersheimen. Niemand kann sagen was die „neue Normalität“ bringen wird. Begonnen hat der Kampf um die Bezahlung der entstandenen Rechnungen: Millionenverluste in Wirtschaft und bei Steuer-Einnahmen, Millionen Menschen werden verschärft in die Armut getrieben.
2020-07-18 / Post-Covid Tag (27)
ABSCHIED
Ein guter Freund hat uns verlassen, zurückgelassen in all der Corona-Unsicherheit, und hat noch mit seinem Tod ein Symbol hinterlassen. Lucio Urtubia stammte aus einer armen Familie mit fünf Geschwistern, er war Maurer und Anarchist, 1931 im karlistischen Navarra geboren. Durch direkte Aktionen wie Enteignung durch Raub, Bankraub oder Fälschungen wurde er bekannt.
Beim Militärdienst entdeckte er das Schmuggeln an der Grenze. Nach einem Raub 1954 musste er nach Frankreich fliehen, weil ihm im franquistischen Spanien die Todesstrafe drohte. In Paris kam er in Kontakt mit Jugendlichen der Anarchistischen Föderation und später mit Größen wie André Breton oder Albert Camus. Bald wurde er gebeten, das antifranquistische Maquis-Mitglied Quico Sabaté bei sich zu verstecken. Lucio verübte eine Serie von Raubüberfällen, um die Beute für politische Zwecke zu verteilen. Er begann, sich als Fälscher zu betätigen und versorgte Guerilleros und politische Exilanten mit Dokumenten. In den 60er Jahren fälschte er mit anderen Libertären zusammen Geld, um kapitalistische Volkswirtschaften zu destabilisieren.
Lucios “Meisterstück“ waren gefälschte Schecks der Citybank, deren Erlös ging erneut zur Unterstützung von Guerilla-Bewegungen in Lateinamerika (Tupamaros, Montoneros) und Europa. Er wurde geschnappt, aber nur zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
Lucios ereignisreiches Leben ist geprägt durch fünf internationale Haftbefehle, mit dem französischen Langzeit-Gefangenen Jean-Marc Rouillan verband ihn eine tiefe Freundschaft. Er verteidigte stets die Arbeit: “Wir sind Maurer, Maler, Elektriker, wir brauchen den Staat nicht, für nichts.“
Als Todestag wählte Lucio den 18. Juli (2020), den 84sten Jahrestag des franquistischen Militäraufstand, der in einen Krieg gegen die spanische Republik überging und dem eine Jahrzehnte lange Diktatur folgte. Bis in den Tod bleibt er so der antifaschistischen Erinnerung verbunden. Seine Tatkraft und seine Phantasie werden uns fehlen.
2020-07-17 / Post-Covid Tag (26)
GESTERN STANDEN WIR AM ABGRUND
… heute sind wir einen Schritt weiter. Denn wer am Abgrund Faxen macht, stürzt leicht ab. In Anbetracht der gegenwärtigen widersprüchlichen Nachrichten das Gleichgewicht zu behalten ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Einerseits Dutzende von Nachrichten über Rückfälle in die Pandemie; andererseits absurde Reaktionen der politisch Verantwortlichen. Monatelang mussten wir uns anhören, dass Gesichtsmasken keinen Schutz vor dem Coronavirus darstellen. Nun sind sie nicht nur in öffentlichen Gebäuden und im Transport zur obersten Pflicht geworden, sondern generell im öffentlichen Raum, oben ohne wird mit Bußgeld bestraft. Drei Monate lang übertrafen sich Politiker*innen und Mediziner*innen gegenseitig darin, den Masken (insbesondere deren Billigversionen) jegliche Funktion abzusprechen. In der Hochzeit der Ansteckungen bei voller Ausgangssperre war es kein Problem, beim Zigaretten-Einkauf oder beim Gassigehen mit dem Hund maskenfrei aufzulaufen. Diese Zeiten sind vorbei. Nach dem Vermummungsverbot das Vermummungsgebot.
WAS IST PASSIERT?
Während sich die Städte langsam aber spürbar wieder mit Tourist*innen füllen (mit Masken), häufen sich die Meldungen aus dem gesamten Baskenland (und umzu), die von neuen Ansteckungsherden sprechen. Zum besonders schwerwiegenden Fall in Ordizia, der zu Wahlgangs-Verboten führte, kamen und kommen beunruhigende Meldungen aus Eibar, Getaria, Zarautz, Tolosa, aus Pamplona gleich drei Mal. Ein Campingplatz wurde geschlossen wegen Virenfällen, ein Jugendcamp ebenfalls, 30 Kinder und acht Betreuerinnen wurden isoliert. Dabei handelt es sich nur um die bekanntesten Fälle, doch die Zahlen steigen: gestern 60, heute 90. Auch Todesfälle werden wieder verzeichnet. Das Besondere ist, dass es nunmehr vor allem Kinder und Jugendliche sind, die mit Viren daherkommen. Denen kann ja nicht viel passieren, könnte man annehmen. Aber hinter Kindern stehen bekanntlich Erwachsene und Großeltern, bei denen es dann gar nicht mehr so rosig aussieht. Baskische Erziehungsberechtigte schaffen es jedenfalls nicht, ihren Nachwuchs von dem abzuhalten, was die Jugendlichen am liebsten machen: Feiern, Fiesta Botellón, Äthylkoma inbegriffen. Ein Erziehungsproblem, das zum Gesundheitsproblem mutiert.
UND UMZU
Wie berichtet kam der Virenfokus in Aragon und Katalonien durch zusammengepferchte Erntehelfer zustande. Der oberste Pandemie-Chef in Madrid geht davon aus, dass dieser Fokus den ganzen Sommer präsent bleiben wird – schöne Aussichten. In Katalonien ist die Corona-Neuauflage (600 neue Fälle pro Tag) mittlerweile soweit gereift, dass die Regionalregierung in einer Provinz einen neuen Einschluss verordnete. Also die Rückkehr zur Phase Null. So viel Verantwortlichkeit stieß bei vielen auf Widerspruch und Widerstand. Es kam zu einer Klage, bei der festgestellt wurde, dass die Regierung ihre Kompetenzen überschritten habe. Die ist aber nicht bereit, die Maßnahme zurückzunehmen und schob ein Regierungsdekret hinterher. Anstatt sich um die Eindämmung zu kümmern begegnet man sich also lieber auf dem juristischen Parkett.
Wenig besser geht es auf den Balearen zu. Dass die sehnsüchtig erwarteten deutsch-englischen Ballermänner gleich in die Vollen gehen würden und sich in Massen auf engstem Raum besaufen würden, war klar. So waren die Balearen die ersten, die Gesichtsmasken zur Pflicht machten. Die Ballermänner müssen also mit Masken saufen – Hauptsache sie zahlen!
2020-07-15 / Post-Covid Tag (24)
TAGESSCHAU
Wenn die bundesdeutsche Tagesschau über das Baskenland schreibt, kann nichts Gutes dabei herauskommen. “Im Baskenland kam die separatistische liberale PNV des Regierungschefs Iñigo Urkullu bei Zugewinnen auf 31 Sitze im Regionalparlament, drei mehr als 2016“, berichtet das Herzstück der Nachrichten im wiedervereinten Lande. Wer solchen Schwachsinn schreibt, verdient damit zwar Geld, verarscht die Kundschaft jedoch nach Strich und Faden. Basken und “separatistisch“, das passt wie Faust aufs Auge, diese Begriffe sind untrennbar miteinander verbunden, ein Muss für jedes platte Medium. Man könnte es auch als glatte Lüge bezeichnen, die zwischen Donau und Weser niemand zu überprüfen in der Lage ist.
Das “separatistisch“ oder nationalistisch“ trägt die PNV allenfalls in ihrem Namen, ihre politische Praxis ist meilenweit davon entfernt (sehr zum Leidwesen eines gewissen Arnaldo Otegi). Dabei gibt es in der Partei durchaus Menschen, die sich gerne von der spanischen Monarchie, Korruption, dem Chauvinismus und der Überheblichkeit verabschieden wollen. In der Partei-Führung ist diese Haltung hingegen rar gesät. Nur zu den Wahlen holt die Partei das Selbstbestimmungs-Fähnchen aus der Mottenkiste, um gerade jene bei der Stange zu halten. Denn Aufgabe der Partei ist nicht, die politische Landkarte zu verändern, sondern Unternehmerpolitik zu machen und in alle Windrichtungen Zement zu werfen.
Der Partei- und Regierungschef ist durchaus in der Lage, einen Satz zu sagen wie: “Wir bestehen auf das Selbstbestimmungs-Recht der Völker. Dabei treffen wir jedoch keine einseitigen Entscheidungen, sondern wünschen uns von der Zentralregierung ein bilateral vereinbartes Referendum.“ Nach schottischem Modell. Dabei bleibt es dann, Themenwechsel. Also von wegen separatistisch. Selbst die chauvinistischsten Medien im Stierkampfland vermeiden dieses Wort im Zusammenhang mit der baskischen Rechten.
Bliebe noch die Zuschreibung “liberal“. Wie liberal? Was soll liberal denn bitte bedeuten? Liberal sind alle. Die Abtreibungs-Befürworter, die Schwulen-Sympathisanten, die Grünen, die Obama-Fans und die von Sankt Pauli. Wer sich jedoch die Mühe macht, diesem L-Wort drei kleine Buchstaben voranzusetzen, trifft die Realität weit genauer als sich die Meldungs-Improvisatoren bei der Tagesschau das vorstellen können. Give me an N! Give me an E! Give me an O! Whats that spell: Neoliberal. Endlich sind wir bei der Sache. Die Partei privatisiert, wo es nur geht, steht mit Gewerkschaften auf Kriegsfuß, streicht Stellen im Gesundheitswesen mitten in der Pandemie-Krise, verteilt Zementaufträge an alle befreundeten Bauunternehmer und freut sich über jede Verwaltungs-Kompetenz, die sie sich mit ihren Stimmen in Madrid erkaufen kann. Neoliberal wie es im Buche steht. Nie wieder Tagesschau!
2020-07-14 / Post-Covid Tag (23)
DER ZEITUNGSVERTEILER
Als der Zeitungsverteiler Ovidio am 10. Juli früh morgens in die Altstadt Bilbao ging, tat er das in Vertretung seiner Mutter, die sich im Urlaub in der Heimatregion befand. Wie es früher üblich war, bestand der Zeitungs-Kiosk aus einem kleinen Regal an einer Straßenecke, auf dem die Exemplare gestapelt waren. In diesem Fall an einer Ecke zum Santiago-Platz, gleich bei der Kathedrale. Um Zeitungen zu verteilen ging Ovidio ein paar Straßen weiter – und war plötzlich zur falschen Zeit am falschen Ort. Nie sollte er seine Mutter wiedersehen. Denn ein Trupp uniformierter und zivil gekleideter Polizisten war einem ETA-Kommando hinterher, mitten in der Altstadt. Die Polizisten ballerten wild durch die Gegend, verletzten verschiedene Passanten, doch die Verfolgten entkamen. Ovidio wurden frontal im Gesicht getroffen. Vier Tage zwischen Leben und Tod. Dann war seine kurze Existenz vorbei.
Die Geschichte spielte sich 1981 ab. Der Franquismus war noch warm, die Polizei erschoss fast täglich – ungestraft – irgendwelche Demonstranten, Autofahrer oder Passanten. ETA verübte jede Woche ein tödliches Attentat, in Madrid versuchten Altfranquisten, die neue “demokratische“ Regierung wegzuputschen und wieder “Ordnung“ herzustellen. Die Medien jener Zeit berichteten, in der Altstadt Bilbao sei es zu einer gegenseitigen Schießerei zwischen den ETA-Leuten und der Polizei gekommen. Augenzeugen und die Nachbarschafts-Vereinigung der Altstadt dementierten dies energisch. Geschossen hatte allein die Polizei. Ovidio war ein Polizei-Opfer.
Dennoch wurde der tote Austräger wurde zum “Opfer von Terrorismus“ erklärt, seine Familie erhält seither eine Pension von staatlicher Seite. Im Gegensatz zu anderen “Opfern des Terrorismus“ fanden sich an den Todestagen jedoch nie Vertreter der Opferverbände ein, die sonst keine Gelegenheit ausließen, auf ihr Schicksal hinzuweisen. Es waren Leute aus der baskischen Linken, die vor 10 Jahren begannen, erneut an den aus Galicien stammenden jungen Mann zu erinnern. Jeden 14. Juli, in der Barrenkale Barrena Straße, unter der schlichten kupfernen Erinnerungstafel in baskischer Sprache. Dort, wo Ovidio die tödliche Kugel erwischte. Eine Polizeikugel. Ovidio war und ist ein Opfer der franquistischen Polizei, ein Opfer des bis heute nicht beendeten Franquismus. Ein Opfer, dessen gewaltsamer Tod nie vor Gericht verhandelt wurde.
2020-07-13 / Post-Covid Tag (22)
EINER WIRD GEWINNEN
Auch bei den Wahlen in der Autonomen Region Baskenland kam alles, wie es kommen musste. Oder zumindest so, wie es die Umfragen seit Wochen vorhersagen. Denn nichts ist so berechenbar wie die politische Verteilung der baskischen Sympathien. Vier haben gewonnen und zwei verloren, das ist die generelle Bilanz des Sektkorken-Phänomens.
Wenn Parteien Wahl-Stimmen verlieren und dennoch Parlaments-Sitze dazugewinnen, kann dies nur eine Erklärung haben: die Wahlbeteiligung ist ordentlich in den Keller gegangen. Von 62% bei den letzten Regionalwahlen auf 52% am gestrigen Tag. Das ist ein historisches Tief, nie zuvor nach der Franco-Diktatur entschieden sich 47% der Wahlberechtigten, zu Hause zu bleiben. Die Gründe sind vielfältig. Der wichtigste ist sicher, dass die Angst vor dem Coronavirus viele abgehalten hat. Vielleicht noch wichtiger: dass es nicht wirklich um Entscheidendes ging, um wenig mehr als die Bestätigung des Status Quo.
WINNER TAKES ALL
Nun dürfen Wahlanalysen Blüten treiben wie sonst nur die Covid-Blümchen. Eindeutige Wahlsiegerin wurde die Baskisch Nationalistische Partei PNV (der wir von dieser Stelle aus empfehlen, das “nationalistisch“ im Namen durch “neoliberal“ zu ersetzen, sogar die Abkürzung bliebe gleich: PNV). Sie verlor 39.000 Stimmen, stieg aber prozentual um 1,5% und gewann drei Parlamentssitze dazu. Die sozialdemokratische PSE-PSOE verlor 5.000 Stimmen und stieg im Stimmanteil dennoch um fast 2%, dafür gab es einen Parlamentssitz mehr. Unbestrittenes Wahlsternchen jedoch ist die linksliberale Koalition EH Bildu, zu der die alte baskische Linke (mittlerweile Sortu) zählt. Hier stimmten alle Zahlen überein. Tendenz aufsteigend: 23.000 Stimmen mehr, 6,5% mehr Anteil und vier Sitze dazu. Das kann sich zwar sehen lassen, ist aber meilenweit vom erklärten Ziel einer politischen Wach-Ablösung entfernt.
Denn die beiden erstgenannten Gewinner-Parteien werden ihre bisherige Koalition fortsetzen und weiter neoliberale Kürzungspolitik machen. Die Wahlen waren eilig früh genug angesetzt worden, um nach der Katastrophe der ersten Pandemie-Welle die Folgen des Covid-Rollbacks nicht am Stimmenanteil zu spüren. Dass dies geschehen könnte, wurde in den Orten Zaldibar und Ordizia klar, wo die PNV stark verlor. In Zaldibar hatte Ende Januar eine Müll-Lawine aus einer illegal geführten Mülldeponie zwei Arbeiter verschüttet, die seither vergeblich gesucht werden. Ein Wiederaufflammen des Coronavirus hatte in Ordizia zum Wahlverbot für einige hundert Personen geführt.
VERSAGER
Kommen wir zu den Losern der Massen-Veranstaltung. Mit ihren ständigen Infights fügt die Protestpartei Podemos ihrem kometenhaften Aufstieg vor Jahren mittlerweile einen fatalen Sinkflug hinzu. Obwohl die baskische Kandidatin die einzig kämpferische unter ihresgleichen war, indem sie mehr als Floskeln auf die Bühne brachte. Ergebnis dennoch: Verlust von 86.000 Stimmen (von 157.00 auf 71.000), was einem prozentualen Abrutsch von 15 auf 8% entsprach und zur Reduzierung der Sitzplätze von 11 auf 6 führte.
Als zweite Absteiger-Partei steht die postfranquistische “Volkspartei“ PP auf der Liste, gleich mit einer Doppel-Niederlage. Um kein Debakel zu erleiden hatten die Madrider Führer auf eine Koalition mit der ehemaligen Abspaltung Ciudadanos gesetzt. Weil dies dem baskischen Parteichef nicht gefiel, wurde dieser kurzerhand geköpft und durch einen altgedienten Abstimmungsfälscher ersetzt. Der Schuss ging nach hinten los, wie es Militaristen gerne zu nennen pflegen. 47.000 Stimmen weniger sorgten für einen Tauchvorgang, der sicher Spuren hinterlassen wird (von 107.000 allein auf 60.00 zu zweit).
Ach ja, fast vergessen, da bliebe noch der vierte Wahlsieger, ein echter Baske mit dem Namen Abascal, der aber leider auf das falsche Pferd setzt: die post-franquistische und neo-faschistische Vox Partei. In ihr hat sich der Ultramüll aus der PP gesammelt und zu neuen Diskursen aufgerappelt. Klar war, dass die Ultras in den bevölkerungsstarken Provinzen Bizkaia und Gipuzkoa keine Chance hatten, wohl aber in der Südprovinz Araba. Dafür sorgt das ganz spezielle baskische Wahlrecht, das allen drei Provinzen dieselbe Anzahl von Parlamentssitzen garantiert, obwohl in Araba nur ein Viertel der Bevölkerung von Bizkaia lebt. Mit anderen Worten: wenn in Bizkaia 20.000 Stimmen nötig sind für einen Sitz, dann reichen in Araba 5.000.
Genau das war der Vox-Plan für den schon immer rechtslastigen Süden. Man könnte sagen: ein Sitz macht den Kohl nicht fett, also was solls. Tatsache ist, dass wir in den kommenden vier Jahren über die Medien täglich migranten-feindliche, anti-baskische, anti-feministische, euskara-feindliche und neo-franquistische Machosprüche geliefert bekommen, brühwarm aus dem Parlament. Schwer auszuhalten. Wo die gewählt wurden? In Getxo, Irún und der Rioja Alavesa. Getxo ist kein Wunder. In der alten PP-Hochburg haben offenbar viele vorgezogen, zum alten Caudillo-Original zurückzukehren und sich von der demokratisch verschmutzten Kopie abzuwenden – back to the roots. In Neguri hat die alte baskisch-franquistische Oligarchie ihren Sitz. Der Getxo-Stadtteil Neguri hält den legendären Rekord, dass ETA nirgendwo mehr Aktionen aller Art durchführte als dort.
DIAGNOOOOSE
Eine Wahlanalyse der höheren Sphären lieferte die neue, nunmehr sozialdemokratisch orientierte baskische Linke nach ihrem triumphalen Erfolg. “Nie gab es im baskischen Parlament eine vergleichbare abertzale Hegemonie. Gleichzeitig existiert in der Kammer eine linke Mehrheit“. Das muss erklärt werden. Als “abertzal“ (patriotisch) wird üblicherweise die baskische Linke bezeichnet, die von der PNV sind die Jeltzalen, die sich auf göttliche Werte beziehen. Nun wird einfach mal zusammengezählt (66,34%), als würde es politisch ausreichen, gemeinsam für den Erhalt der baskischen Sprachen einzustehen.
Zur “linken Mehrheit“ im Parlament werden die neoliberalen Sabinianos der PNV sicher nicht gezählt. Da bedient man sich dann der Reststimmen von Podemos und zählt opportunistischer Weise die Sozialdemokraten hinzu: jene, die den korrupten König stützen, Sozialkürzungen vornehmen, deren Innenminister der Folter zugeschaut hat, eine Partei, die staatliche Todesschwadronen organisiert hat und serienweise morden ließ. Guten Appetit auch!
So viel zu fragwürdigen Analysen. Von den 75 Abgeordneten sind übrigens 39 Frauen und 36 Männer. Könnte jemand daherkommen und behaupten, es handele sich um die erste feministische Regierung in Europa. Hoffen wir es nicht. Chef bleibt der vorherige neoliberale Amtsinhaber, für den links und rechts zu existieren aufgehört haben.
2020-07-12 / Post-Covid Tag (21)
… WIE ES KOMMEN MUSSTE
Stell dir vor es gibt Wahlen und nicht alle dürfen hin. Dies ist die Situation im gipuzkoanischen Ordizia, momentan der Ort mit den meisten Wieder-Infizierten durch Coronavirus im Baskenland. Das Recht zur Wahl ist eigentlich in der Verfassung festgeschrieben, aber die baskische Regierung interessiert das wenig. Die Wahl-Kommission empfahl, neue Wege zu suchen, um das Wahlrecht sicherzustellen. Wenn es um Behörden und Firmen geht, ist Fernarbeit am PC der große Hit. Wenn es um das Wahlrecht geht, scheint Internet noch gar nicht erfunden. Und der Ministerpräsident entblödet sich, von “normalen Verhältnissen“ zu sprechen. Die Wahlbeteiligung ist rekordverdächtig niedrig, was nicht wundert: wer will sich schon gerne ausgerechnet bei der Massen-Veranstaltung Wahlen den Virus holen!
Täglich neue Meldungen von neuen Rebrotes (Virus-Rückfälle), kreuz und quer über die Halbinsel verteilt. Insgesamt mehr als 100 Brandherde. Immer mehr Städte und Regionen ordnen eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum an: Katalonien, Aragon, Andalusien. Aus Katalonien werden neun Tote und an die 800 Ansteckungen gemeldet, Tendenz steigend. Ob dies die einlaufenden Touristenmassen an der Costa Brava kümmert bleibt offen. Man ist ja immer erst hinterher schlau.
ICH GEH NICHT RAUS
Eine Menge Personen haben den Lockdown auf eigene Faust und freiwillig verlängert. Wenn angesichts von Angstgefühlen von Freiwilligkeit gesprochen werden kann. Es soll sich um Tausende handeln, die der neuen Freiheit nicht gefolgt sind und sich weiterhin zu Hause einschließen oder verschanzen.
Nerea ist 21 Jahre alt und erhielt von ihren Freundinnen die Einladung, die neue Freiheit zu feiern. Das führte zu einem Angstzustand, der ihr die Atemluft nahm. Sie blieb zu Hause. Kepa ist herzkrank. Bei seinem ersten Spaziergang schockten ihn die maskenfreien Gesichter, überfüllte Straßencafés und fehlende Distanz zwischen den Personen. Es sollte bei diesem Ausgeh-Versuch bleiben. Asier hat Lust, seine 96-jährige Oma wieder zu sehen. Doch größer als die Lust ist die Angst, er könnte sie anstecken, also besser keine Besuche. Vielleicht eine ganz vernünftige Überlegung, aber eine psychologische Belastung.
“Hypochonder oder obsessive Personen trifft es besonders hart“, sagt ein Psychiater. Dass drei Monate lang von Risiko-Gruppen die Rede war, hat sich in den Köpfen der Betroffenen nachdrücklich festgesetzt: kürzlich Operierte, Diabetes-Fälle, Lungenkranke und viele andere Krankheitsbilder gelten als besonders gefährdet. Die Folge ist, sich markiert zu fühlen, eine andauernde Furcht vor Ansteckung oder andere anzustecken. Der nächste Schritt ist Selbsteinschluss, denn nur die eigene Wohnung bietet Schutz. Es ist eine besondere Angst, manchmal unverhältnismäßig und unkontrollierbar, bis hin zu panisch.
Gründe dafür finden sich auf der Straße zuhauf. Nicht nur die dichten Massen von feiernden Jugendlichen oder trinkenden Kneipen-Gängerinnen provozieren Panik, auch rücksichtloses Benehmen wie unkontrolliertes Husten und Nießen, auf den Boden spucken, unerwünschte Nähe von Fremden, unfreiwillige Berührungen. Phobien sind die Narben des Lockdowns. “Die Herausbildung solcher Haltungen ist ganz von der Persönlichkeit abhängig. Umso schlimmer, wenn kein helfendes Umfeld oder keine schützende Familie vorhanden ist“, sagt der Psychiater. “Auch davon, wo die Einzelnen den Einschluss erlebt haben: auf dem Land, wo sich das Leben während der Pandemie kaum verändert hat, oder in dem Gefängnis einer kleinen Stadtwohnung ohne Balkon. Vor allem ältere Menschen sind betroffen. Doch gibt es auch Kinder, die nicht auf die Straße wollen. Wenn diese Angst nicht bearbeitet wird, kann es zu einer psychischen Schädigung kommen, die die Rückkehr in den Alltag immer schwieriger werden lässt.“
2020-07-11 / Post-Covid Tag (20)
VOM WINDE VERWEHT
In Euskal Herria hat sich eine Reihe von Firmen etabliert, die mit erneuerbaren Energien arbeiten. Zwar will sie niemand auf dem Bergrücken haben oder an der Küste, aber Tatsache ist, dass die Windräder eines der Elemente darstellen, die zu unserem ökologischen Überleben beitragen können. Gamesa war eine dieser Firmen, weit über die Grenzen hinaus bekannt. Weil es sich um einen stark aufstrebenden Wirtschaftssektor handelt, sind Konzentrations-Prozesse und Übernahmen keine Seltenheit. Auf dem kapitalistischen Markt herrscht immer Krieg, die Großen fressen die Kleinen.
Vor drei Jahren kam es zu einer Fusion von Gamesa und Siemens, keine feindliche Übernahme, eher eine friedliche Vereinigung. Im Spiel war auch der spanische Multi Iberdrola, doch der stieg nach feindlichen Streitigkeiten um Aufsichtsrats-Posten wieder aus. Nun hat Siemens-Gamesa der baskischen Region Navarra ein Post-Corona-Geschenk präsentiert. Im Rahmen von Restrukturierungs-Maßnahmen soll ein Windturbinen-Werk in Navarra geschlossen und mehr als 230 Mitarbeiter entlassen werden, nach elf Jahren Produktion. Eine Entscheidung, die in sämtlichen deutsch-sprachigen kapitalismus-verdächtigen Webportalen die Runde macht. Das Werk steht in Aoiz (spn: Agoiz), in den Vorpyrenäen, also einem Gebiet, in dem Industrie-Ansiedlungen nicht gerade reichlich gesät sind. Umso härter der Schlag für eine strukturschwache Gegend, derart viele Arbeitsplätze mit einem Federstrich zu verlieren.
Der Begriff “Restrukturierungs-Maßnahmen“ ist ein Euphemismus, eine Art verbales Versteckspiel, bei dem die wahren Hintergründe des Manövers nicht klar benannt werden sollen. Immer geht es darum, Kosten einzusparen und Gewinne zu erhöhen, entweder durch Rationalisierung oder durch Internationalisierung, das heißt, die Verlegung der Produktion in sogenannte Billigländer. Die Anlage in Aoiz ist auf kleine Turbinen-Modelle der Baureihe die SG 3.4-132 spezialisiert, die hauptsächlich für den Inlandsmarkt eingesetzt werden. 239 Mitarbeitern soll nun die Existenzgrundlage entzogen werden.
Die geografische Lage der Produktion, mehr als 200 Kilometer vom nächsten Hafen entfernt, mache das Werk für die globalen Märkte nicht wettbewerbsfähig. Die Entscheidung sei “alternativlos“. So die Unternehmensleitung, im Auftrag irgendeiner Zentrale in irgendeiner Stadt zwischen Berlin und München.
“Unter den gegenwärtigen Umständen sind wir verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die langfristige Nachhaltigkeit dieses Unternehmens und die Arbeitsplätze von mehr als 24.000 Kollegen auf der ganzen Welt zu sichern, darunter fast 5.000 in Spanien “, sagt Alfonso Faubel, CEO Onshore von Siemens-Gamesa.
Nachhaltigkeit ist noch so ein Versteck-Begriff, manche benutzen ihn als quasi-Synonym für ökologisch, in Wirklichkeit handelt es sich um die Variante eines etwas weniger schädlichen und in grünem Gewand daherkommenden Kapitalismus, der genauso profitorientiert ist und auf lokale und menschliche Schicksale genauso wenig Rücksicht nimmt.
Der Standort Navarra solle allerdings auch in Zukunft ein wichtiger globaler Engineering-Hub für die Entwicklung und Erprobung von Windkraft-Anlagen für den deutsch-baskischen Windenergie-Spezialisten bleiben, so die Zentrale – ein schwacher Trost für die Mitarbeiter*innen. “Spanien wird für uns weiterhin das Land mit dem größten Produktions-Standort sein. Darüber hinaus verstärken wir unsere F&E-Aktivitäten, die weniger zeitweiligen Marktbedingungen ausgesetzt sind, und haben in den letzten zwei Jahren über 450 Mitarbeiter in Navarra und im Baskenland eingestellt“, ergänzte Faubel.
Prototypen der Siemens Gamesa 5.X-Turbine der neuesten Generation sollen am Standort in Alaiz südlich von Pamplona installiert und getestet werden. Die Gondel wird im Siemens Gamesa-Werk in Ágreda (Region Soria) montiert, das Komponenten wie Getriebe und Generatoren aus anderen Werken in Spanien bezieht. “Trotz des kurzfristig herausfordernden Umfelds hat sich die Windenergie als wettbewerbsfähigste Quelle für neue Generationen in den meisten Teilen der Welt konsolidiert und ihre mittel- und langfristigen Aussichten solide gemacht“, so ein offizielles Statement.
Die auf der Abschussliste stehenden Beschäftigten sehen das etwas anders. Sie sind nicht bereit ihre Arbeitsplätze kampflos abzugeben. Die Frage nach den Mitstreiter*innen wird entscheidend sein. Nicht bekannt, nicht auszuschließen und eher wahrscheinlich ist, dass Gamesa für die Aoiz-Ansiedlung vor elf Jahren Zuschüsse von den navarrischen Regierung erhielt. Vom Winde verweht.
2020-07-10 / Post-Covid Tag (19)
WIE ERWARTET
Es kam, wie es kommen musste. Wo zu viel Eile ist, stellen sich die Unfälle umgehend ein. Die hastige Ansetzung der Regionalwahlen in Galicien und im Baskenland werfen drei Tage vor der Abstimmung ihre Schatten voraus. In verschiedenen Orten und Regionen flammt der Coronavirus wieder auf und macht deutlich, dass von Wahlen unter “normalen Verhältnissen“ nicht zu sprechen ist. Die Ansteckung im gipuzkoanischen Ordizia zieht Kreise, selbst Verantwortliche aus der baskischen Regierung mussten eingestehen, dass die immer mehr werdenden infizierten Bewohner*innen wohl ihre Stimme nicht abgeben können. Zur Briefwahl hatten sie sich nicht angemeldet, nun ist es angesichts des Hausarrests zu spät. Es kam, wie es kommen musste, wo die Eile vorherrscht. Oder das politische Kalkül, nicht bis zum Herbst zu warten, wenn das katastrophale Coronavirus-Management möglicherweise noch deutlicher wird. Das Kreuz mit der parlamentarischen Demokratie.
In Galicien sind verschiedene Bürgermeister*innen des Landkreises La Mariña noch einen Schritt weiter gegangen und haben die Absage der Wahlen gefordert. Wo mehr als 70.000 Personen von relativer Ausgangssperre betroffen sind, kann eben- und keinesfalls von geregelten Verhältnissen für Wahlen ausgegangen werden. Aber Demokratie ist bekanntlich ebenso relativ wie Einsteins Theorie. Und weiter kommt, wie es kommen musste. Im navarrischen Tudela – wo ausgerechnet keine Wahlen stattfinden – wurde das Glück einer Eheschließung von zwei Dutzend Ansteckungen überschattet. Herzlichen Glückwunsch von dieser Seite!
Zu hoffen ist, dass die in den Startlöchern sitzenden Reisewilligen rechtzeitig von den aktuellen Entwicklungen Wind bekommen und sich im letzten Moment doch für die Rundwanderung um den Starnberger See oder den Spaziergang über die Wümme-Wiesen entscheiden. Denn Reisen ist fatal, es ist nichts anderes als der Versuch, das Virus möglichst schnell in verschiedensten anderen Gegenden wieder aufblühen zu lassen, oder als Reise-Souvenir nach Hause zu bringen. Erst einmal angekommen, wird Corona dann von feiernden Mengen und Massen weiterbefördert. Wie in Ordizia oder Tudela.
Die offizielle Wahlkommission im Baskenland hat sich nicht weiter zur unfreiwilligen “Wahl-Enthaltung“ in Ordizia geäußert. Das ist schließlich Aufgabe der zuständigen Administration. Sei‘s drum. Wenn Wahlen etwas verändern würden, wären sie verboten. Und wo nicht gewählt wird, verändert sich sowieso nichts. Die baskischen Tourismus-Behörden erwarten Ihren Besuch. Dringend!
2020-07-08 / Post-Covid Tag (17)
WO DIE VIREN BLÜHEN
“Rebrote”, Wiederaufblühen ist das blumige Wort, mit dem in spanischer Sprache Rückfälle in die Coronavirus-Pandemie bezeichnet werden. Diese Rebrotes werden immer mehr und kommen näher. Zu Beginn der Covid-Krise machte sich einen Moment lang der Eindruck breit, dass das Virus klassenübergreifend attackiert. Namen wie Tom Hanks, Quim Torrá, Boris Johnson legten diese Wahrnehmung nahe. Doch wird mittlerweile immer deutlicher, dass die Rebrotes durchaus klassenspezifischen Trennungslinien folgen.
Was dem einen sein Fleisch, ist dem andern sein Gemüse. Gemeint sind die neuen Flammenherde des Coronavirus. In Deutschland wurde die Fleischfabrik Tönnies noch berüchtigter als sie es ohnehin schon war, im spanischen Staat sind es die großen Gemüseplantagen, die ins Licht der Empörung kommen. Was haben zwei so unterschiedliche Wirtschaftsbereiche gemeinsam? Beide sind davon geprägt, dass sehr viele ausländische Arbeitskräfte beschäftigt sind. Die werden häufig nach dem Prinzip “Hire and Fire“ angeworben, möglicherweise über Subfirmen, die ihren Teil vom Lohn abzweigen. Aus Afrika, dem Maghreb, oder Rumänien: es handelt sich um billige Arbeitskräfte, häufig zählt nicht das Tarifrecht des Arbeitslandes sondern das des Herkunftslandes.
“Die miesen Bedingungen auf Arbeitsstellen und bei der Unterbringung in Massenunterkünften in der deutschen Fleischindustrie sind über den Wiederausbruch von Coronavirus ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten“ schreibt Ralf Streck bei heise.de. “Was die Fleischindustrie in Deutschland ist, ist die Frucht- und Gemüse-Industrie in Spanien. Dort werden unter oft fatalen Bedingungen Erntehelfer gehalten.“
“Gehalten“ ist kein schönes Wort, wenn es um den Umgang mit menschlichen Wesen geht. Doch es trifft zu, mit aller Härte. Menschliche Kriterien scheint es in diesen Wirtschafts-Bereichen nicht zu geben, in denen einheimische Arbeiter*innen trotz Wirtschaftskrise wenig Motivation zur Tätigkeit zeigen. Bereits der UNO-Sonderberichterstatter für extreme Armut hatte in seinem Bericht –schon vor der Corona-Pandemie – heftig kritisiert, dass die "Ärmsten in Spanien im Stich gelassen werden" (RS).
Diese infrahumanen Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft wirken sich in Zeiten von Ansteckungs-Gefahr katastrophal und tödlich aus. Gütersloh bildet das Fanal in Deutschland, in spanischen Gefilden war “ein Neuausbruch zunächst in Huesca (Aragon) unter Erntehelfern verzeichnet worden, aber auch unter den Plastikplanen in Murcia“, überall dort, wo Billigarbeiter in Massenunterkünften oder improvisierten Containern zusammengepfercht vegetieren müssen. Für das Virus existieren dort perfekte Ausbreitungs-Bedingungen. Und die politisch Verantwortlichen schauen zu.
Weitere relevante Rebrotes gibt es derzeit in Lugo (Galicien) mit Lockdown und mehreren Hundert Angesteckten, sowie in Ordizia (Gipuzkoa). Dabei zieht sich eine Spur von Ordizia in das katalanische Krisengebiet. Nachforschungen haben ergeben, dass eine Person aus dem Ort in Lleida zu Besuch war und nach der Rückkehr den Virus im Familienkreis verteilt hat. In diesem Fall waren es nicht Menschenmassen, die zusammengepfercht waren, sondern Kneipen, wo sich Massen freiwillig einfanden: drei beliebte Gaststätten, ein langes Wochenende, sofort sind es 50 Infizierte. Nun herrscht Maskenpflicht. Ordizia ist ein Ort im Ballungsgebiet Goierri mit Beasain als Hauptort, dort steht die berühmte CAV-Fabrik, die Züge und Straßenbahnen für alle Welt baut. Wie immer hat sich das Virus eine hervorragende Ausgangsbasis gesucht.
Lugo und Ordizia sind 600 Kilometer voneinander entfernt und haben eine weitere Gemeinsamkeit. Trotz Massen-Ansteckung wurde im erstgenannten Ort nur 5 Tage Lockdown verordnet, wo es hätten deutlich mehr sein müssen. Der Hintergrund: am Sonntag wird gewählt, da passt eine Ausgangssperre schlecht ins Bild.
Die Regierungs-Verantwortlichen wussten von den Risiken, als sie eilig-eilig den Termin ansetzten, nur kurz nach Ende des Alarmzustands. Denn alle fürchten sich vor der großen zweiten Welle, die erneut ihre technische Unfähigkeit im Umgang mit der Krise deutlich machen würde (oder wird). Weil auch im Baskenland gewählt wird, werden in Ordizia außer mahnenden Worten und massiven Tests überhaupt keine Maßnahmen ergriffen. Diese Art von Krisenmanagement ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Auf zur zweiten Halbzeit!
2020-07-07 / Post-Covid Tag (16)
BETRUG BEI COVID-UNTERSTÜTZUNG
Um Tausende von Arbeitnehmer*innen während des Covid-Lockdowns vor der Entlassung zu schützen, erfand die Zentralregierung das ERTE-Programm. ERTE bedeutet vorübergehende Kündigung mit Recht auf Erhalt des Arbeitsplatzes. Dabei zahlte der Staat einen unterschiedlich hohen Anteil am Gehalt der vorübergehend Arbeitslosen. Die Staatskasse wurde mit Milliarden belastet. Doch wurden betriebsbedingte ERE-Kündigungen, von der Rechten und Unternehmern bevorzugt, verhindert.
Wo es Geld gibt, gibt es auch Schwindel. Deshalb sind nun Hunderte von Inspektor*innen des Arbeits-Ministeriums unternehmerischen Betrügereien auf der Spur. Von 30.000 verdächtigen Fällen ist die Rede. Viele Unternehmen mussten zwar schließen, hatten keinen Umsatz und keine Gewinne, mit ERTE sparten sie aber zumindest die Lohnkosten.
Die ersten Überprüfungen zeigten eine “beängstigend hohe Zahl von Tricksereien“ zugunsten der Unternehmen. Arbeitnehmer*innen wurden zur Arbeit gezwungen, obwohl sie über ERTE vorübergehend in die Arbeitslosigkeit geschickt worden waren, ihre Verträge wurden manipuliert. Andere wurden ohne Sozialversicherung weiter beschäftigt, nachdem ihre Verträge ausgelaufen waren.
Die auf der Untersuchungs-Liste stehenden Unternehmen teilen sich in zwei Gruppen. Zur ersten Gruppe zählen 20.000, die bereits seit Wochen Verdacht erregten durch Unregelmäßigkeiten bei Verträgen. Zum Beispiel wurden über ERTE Leute bezahlt, die erst nach Verhängung des Alarmzustands eingestellt wurden. Zu diesem großen Block gehören zahlreiche Unternehmen, die nur wenige Tage vor dem Alarm gegründet wurden und sofort ERTE beantragten.
Die zum zweiten Block gehörenden weiteren 10.000 Betriebe werden überprüft, weil teilweise anonyme Anzeigen eingegangen sind. Bei einigen wurden neu eingestellte Arbeitnehmer*innen zu Überstunden gezwungen, während bei anderen die Stunden reduziert wurden. Einige Betriebe nahmen ihre Tätigkeit wieder auf, ohne dies den Behörden zu melden, die Beschäftigten kassierten weiter über ERTE. Die kriminelle Phantasie der Kapitalisten, sich aus der Staatskasse zu bedienen, kennt keine Grenzen und ist teilweise derart dreist, dass es regelrecht auffallen muss.
In der ersten Überprüfungsphase wurden 704 Betriebe bei Schiebereien über ERTE erwischt. In 73% der Fälle wurden aktive Beschäftigte entdeckt, die Arbeitslosengeld erhielten, in 8% der Fälle erfanden die Unternehmer Angestellte und kassierten für sie, und 5% wurden erwischt mit Leuten ohne Sozialversicherung. Auch Kleinunternehmer, sogenannte Autonomos, wurden erwischt: 4,5% kassierten vom Staat und arbeiteten weiter. Den übrigen 9,5% wurden Norm-Übertretungen verschiedener Art nachgewiesen. Manche Unternehmer ließen ihre Angestellten bei ERTE-Bezug weiterarbeiten und zahlten schwarz noch Zuschläge. Strafen sind angesetzt bis zu 187.000 Euro pro Arbeitnehmer*in in irregulärer Situation.
Ungefähr vier Millionen Arbeitnehmer*innen kamen in den zweifelhaften Genuss von ERTE-Zahlungen, die in vielen Fällen noch nicht ausgezahlt wurden. Demgegenüber steht ein breites Repertoire von Betrugstricks von Unternehmern. In einigen Fällen mussten sich die Prüfer*innen von der Polizei helfen lassen. Zum Beispiel beim Eintritt in eine Werkstatt, deren Tor der Unternehmer verschloss, weil zwei Beschäftigte am Arbeiten waren, während sie ERTE kassierten. In einer Konditorei arbeiteten alle 12 Angestellten, obwohl sechs über ERTE suspendiert waren und weitere zwei teilweise.
Doch kam es bei den Betrügereien auch zu Eigentoren der gierigen Kapitalisten. In vielen Fällen wurden Beschäftigte mit Zeitverträgen nach deren Ablauf einfach weiterbeschäftigt. Dies führte nach dem Arbeitsrecht automatisch zu unbefristeten Verträgen. Durch diesen Betrugsweg und seine Aufdeckung durch die Inspektor*innen entstanden somit 9.500 Festverträge. Eines konnten die Prüfer*innen jedenfalls feststellen: die Coronavirus-Krise hat zur verschärften Prekarisierung der Arbeit beigetragen. Der Kapitalismus lässt grüßen.
2020-07-06 / Post-Covid Tag (15)
CORONAVIRUS IM ABWASSER
Die baskische Regierung wird künftig die Abwässer in den vier großen Kläranlagen der Region nach Covid-19 untersuchen. Die Ergebnisse sollen einerseits Aufschluss geben über die aktuelle Tendenz der Pandemie, gleichzeitig sollen sie zu einer Art Frühwarn-System werden, mit dessen Hilfe neue, bislang unbekannte Viren geortet werden. Die Nachricht stammt vom 1. Juli 2020, hat jedoch eine vier Tage alte Vorgeschichte.
Denn am 26. Juni meldeten die Nachrichten, dass das Coronavirus bereits im März 2019 in Barcelona angekommen war. Das wäre genau ein Jahr vor der zu Pandemie erklärten Seuche. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftlerinnen der Universität Barcelona, als sie alte archivierte Abwasserproben von Barcelona aus den vergangenen Jahren untersuchten. Die Proben vom 12. März 2019 ergaben das Vorhandensein des Covid-19, zu einem Zeitpunkt, als noch nirgendwo anders in der Welt dieses Virus ausgemacht worden war. Zur Erinnerung: Anfang Dezember 2019 wurde Coronavirus im chinesischen Wuhan zur Epidemie erklärt, in Europa wurde der erste offizielle Fall Ende Januar aus Frankreich gemeldet. Die Viren in Barcelona wurden fälschlicherweise als schwere Grippe diagnostiziert.
Auch wenn es sich bei Coronavirus um eine Lungen- und Atem-Krankheit handelt, finden sich dennoch auch in menschlichen Exkrementen Viren-Gene. Wenn die Wissenschaft zu deren Identifikation in der Lage ist, könnten somit aus den Abwässern neue virologische Gefahren herausgelesen werden. Untersucht wurden in Barcelona auch gefrorene Proben aus den Monaten vor der Pandemie, Anfang Januar bis Anfang März. Das Ergebnis zeigte ein zunehmendes Auftreten des Virus und ist – im Nachhinein gesehen – eine Art Chronologie der Ankunft des Coronavirus im Staat. Am 15. Januar wurde die Präsenz des Virus festgestellt, 41 Tage vor dem ersten offiziellen Covid-Fall am 25. Februar.
Untersucht wurden eingefrorene Abwasser-Proben von Januar 2018 bis Dezember 2019. Bis auf eine waren alle negativ, die Ausnahme bildete jene vom 12. März 2019. Die Präsenz von Coronavirus war zwar sehr niedrig, aber dennoch gut feststellbar. Eine Erklärung könnte sein, dass Barcelona jedes Jahr Millionen von Tourist*innen und Geschäftsreisende aus aller Welt empfängt. Deshalb sei es mehr als wahrscheinlich, dass es bezüglich des Coronavirus ähnliche Situationen in anderen Orten der Welt gäbe, so die Forscher*innen.
Nach dem Vorspiel ein Nachspiel. Ein chinesischer Spezialist für Atem-Krankheiten hat (in einer Meldung vom 5. Juli) festgestellt, Spanien sei der Ursprung des Coronavirus und nicht Wuhan. Dies ginge aus den Untersuchungen der Universität Barcelona in Abwässern hervor. Die Feststellung kommt kurz vor der Reise einer Untersuchungs-Kommission der Welt-Gesundheits-Organisation WHO nach China, um den Ursprung der Pandemie auszumachen. Die Mehrheit der Expert*innen geht von China als Ursprungsland der Pandemie aus. Die chinesischen Behörden bestehen jedoch darauf, dass sich die Suche nach dem Ausgangspunkt nicht nur auf ein Land konzentrieren dürfe.
2020-07-05 / Post-Covid Tag (14)
QUARANTÄNE FÜR 270.000
Im spanischen Staat flackern die Corona-Hotspots. Wenige Wochen nach der Lockerung müssen mehrere spanische Regionen neue Corona-Herde in den Griff kriegen. Erstmals wurde wieder eine größere Stadt abgeriegelt.
Zur Quarantäne für 200.000 Menschen in den katalanischen Städten El Segrià und Lérida kam auch in Galicien eine Ausgangssperre für die Provinz A Mariña, hier mussten 70.000 Personen in Quarantäne, vorerst nur für fünf Tage. Hier hatten sich in den letzten Tagen über 100 Personen neu infiziert.
Erntehelfer sind stark betroffen. Viele Corona-Herde traten in Firmen auf, die sich dem Obstanbau widmen und die auf die Hilfe von Saisonarbeitern angewiesen sind. Diese Erntehelfer, die mehrheitlich aus Osteuropa und Afrika stammen, melden meist nicht, wenn sie Symptome haben, aus Angst, den Job zu verlieren. Ein Problem ist auch, dass die meisten Arbeitgeber ihnen keine würdige Unterkunft zur Verfügung stellen und sie gezwungen sind, in improvisierten Wohncontainern auf engstem Raum hausen zu müssen. “Die Krise in Lérida hat nicht nur eine sanitäre, sondern auch eine soziale Komponente“, sagte die katalanische Gesundheitsministerin.
Die neuen Beschränkungen kommen für die Betroffenen in Katalonien zur Unzeit, viele saßen auf gepackten Koffern und können nun ihre Sommerferien nicht antreten. Wer Glück und eine Zweitwohnung hatte, konnte sich rechtzeitig vor Beginn des Lockdowns noch an die katalanische Küste absetzen.
Auch in anderen Regionen tauchen neue Corona-Herde auf. So wurde in der 200 Kilometer von Madrid entfernten Provinz-Hauptstadt Albacete ein Wohnhaus abgeriegelt, in dem sich 18 Menschen mit dem Virus infiziert hatten. Im südspanischen Cartagena suchte die Polizei nach einem jungen Einwanderer aus Algerien, der positiv auf das Virus getestet worden war, aber aus dem Krankenhaus geflohen war.
Spanien ist mit offiziell 28.385 Corona-Toten und über 251 000 Infizierten eines der Länder Europas, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind. Zurzeit zählen die Behörden 45 aktive Corona-Herde.
2020-07-04 / Post-Covid Tag (13)
CORONA-RÜCKFALL IN KATALONIEN
Nach neuen Corona-Ausbrüchen müssen in Katalonien wieder mehr als 200.000 Menschen scharfe Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit hinnehmen. Erstmals seit der Lockerung der Corona-Maßnahmen im Staat ist dort wieder eine Großstadt wegen steigender Infektionszahlen unter Quarantäne gestellt worden. Wie Kataloniens Regionalpräsident mitteilte, darf niemand mehr in die Stadt Lleida und umliegende Gemeinden der Gegend Segrià reisen oder sie verlassen, außer um zur Arbeit zu gelangen. In Segrià sei ein "sehr deutlicher Anstieg" von Ansteckungen bestätigt worden.
Die Polizei errichtete Kontrollposten an den Zufahrtsstraßen. In Segrià seien bis auf Weiteres auch wieder Treffen von mehr als zehn Menschen verboten, so die katalanische Gesundheits-Ministerin. Bewohner*innen von Altersheimen dürfen vorübergehend keinen Besuch mehr empfangen. Ein Lockdown innerhalb der Quarantänezone sei aber bisher noch nicht nötig. Geschäfte und Restaurants müssen nicht wieder schließen, die Menschen dürfen ihre Wohnungen jederzeit verlassen. Die Ministerin rief die Bevölkerung dazu auf, Versammlungen zu meiden und familiäre Feiern zu begrenzen oder zu verschieben. Die neuen Einschränkungen dauern vorläufig zwei Wochen. Seit 22. Juni lässt der spanische Staat wieder Touristen aus Europa ins Land.
Im Laufe dieser Woche waren in Segrià 365 neue Infektionsfälle registriert worden. In Krankenhäusern von Lleida würden 28 Covid-Kranke behandelt, sechs auf Intensivstationen. Die meisten Infektionen stehen mit Agrarbetrieben, Seniorenheimen und einem Wohnviertel in Zusammenhang.
KEINE ZWEITE WELLE
Die Welt-Gesundheits-Organisation sieht in den steigenden Infektionszahlen in etlichen Ländern kein Anzeichen einer "zweiten Welle". Vielmehr handele es sich um einen zweiten Höhepunkt der ersten Welle. Umso mehr müssten Hygiene-Maßnahmen konsequent weiter angewendet werden. "Sonst könnten wir eine Situation bekommen, wo das Infektionsniveau steigt". Das Potenzial einer zweiten Welle sei da, etwa im Winter, wenn wieder mehr Menschen eng in Räumen zusammen seien und das Virus sich dadurch leichter verbreiten könne als jetzt.
2020-07-03 / Post-Covid Tag (12)
RÜCKFALL TOURISMUS RÜCKFALL
Der Tourismus ist zurückgekehrt ins Baskenland. Unklar, ob definitiv oder vorübergehend. Denn die Nachrichten von lokalen Fällen von Wiederaufflammen des Coronavirus sind eine Konstante, die uns durch jede Nachrichten-Sendung begleitet: Massenansteckung in Portugal, Hunderte Infizierte in deutschem Großschlachthof, ein kompletter Wohnblock in Santander, die Zahl der Neuansteckungen in spanischen Städten steigt langsam aber beständig, laufend werden neue Fälle in Krankenhäusern im Baskenland gemeldet. An die Horrormeldungen aus Brasilien und USA haben wir uns gewöhnt, China meldet neue und gefährlichere Viren aus Peking, dazu den Beginn einer neuen Schweinegrippe. Mit dem Öffnen der Grenzen, nicht zuletzt für Tourismus, werden neue Korridore zur Wiederverbreitung der Pandemie geschaffen.
Noch sind es vereinzelte Reisende, die in Bilbao auf der Straße zu sehen sind, einzelne Stadt-Führungen, es wird versucht, an alte Gewohnheiten anzuknüpfen. Die Flugbewegungen werden noch in Dutzenden gezählt, nicht wie vorher zu Hunderten. Dennoch ist das Panorama alles andere als Vertrauen erregend. In der baskischen öffentlichen Verwaltung werden die Mitarbeiter*innen angehalten, jetzt im Juli Urlaub zu nehmen und nicht wie üblich im August oder später. Die Begründung: wer weiß, was im September auf uns zukommt. Diese Befürchtung, dieses Argument ist bislang nur einmal aufgetaucht, als es um die übereilige Ansetzung der Regionalwahlen im Baskenland ging. Ein großes Interesse an diesem Schachzug hatte die regierende PNV-Partei, die offenbar einen Corona-Rückfall nicht ausschließt oder sogar damit rechnet. Das schlechte Management der Pandemie-Krise ist bisher zu keinem Handicap der Regierenden geworden, ein Rückfall könnte jedoch nicht voraussehbare Folgen haben. Deshalb die Eile mit den Wahlen, deren Ausgang praktisch feststeht.
Trotz der Halb-Vorhersage eines Wiederaufflammens der Pandemie, macht die baskische Regierung den Spagat und wirbt mit allen Mitteln für einen neuen Tourismus. Einerseits werden die Grenzen geöffnet, auf der anderen Seite soll es in diesem Reisesommer – der praktisch begonnen hat – einen Tourismus zu nahen Zielen geben. Sprich: Urlaub zu Hause im Baskenland – wo es plötzlich doch so viele nette Orte gibt.
Binnen-Tourismus ist das neue Zauberwort, der Rettungsanker der Branche. Denn “die Ausländer“ werden mit Sicherheit nicht in denselben Massen anlanden wie in jüngst vergangenen Zeiten. Ab Mitte Juli sollen es nur 20% der Hotels sein, die den Betrieb wieder aufnehmen, manche wollen erst im September wieder angreifen. In der Presse ist zu lesen, dass der Sektor einen Verlust von 83 Milliarden befürchtet. Deshalb ist von einer staatlichen “Rettungsaktion“ im Umfang von 4,2 Milliarden die Rede. Das ist erstens eine Menge Geld, zweitens ein Transfer von öffentlich zu privat. Und die Unternehmen beschweren sich auch noch über die niedrige Summe. Sie fordern eine Verlängerung der ERTE-Subventionen, mit denen die Regierung Entlassungen verhindert – während gleichzeitig bekannt wird, dass mit diesen Subventionen millionenfach betrogen wird. All das ist Teil der “neuen Normalität“, die vielen gar nicht so neu erscheinen wird.
2020-06-29 / Post-Covid Tag (8)
BILBAO VERBIETET TOURISMUS-VERMIETUNG IN DER ALTSTADT
“Die Stadtverwaltung von Bilbo hat beschlossen, alle touristischen Vermietungen in der historischen Altstadt zu untersagen. Die Maßnahme beginnt am 1. Juli und bedeutet, dass alle Vermietungen über Vermittlungs-Plattformen wie Airbnb und andere ab sofort nicht mehr zulässig sind. Um Widersprüche zu vermeiden, wird der Tourismus-Konzern nicht mit Namen genannt. Erklärt wird die Maßnahme mit dem enormen Druck, den das relativ kleine Gebiet durch riesige Massen an Touristen und die entsprechenden Vermietungen erlitten hat. Über das Verbot von Tourismus-Wohnungen in der Altstadt soll die Lebensqualität vor Ort, aber auch in der ganzen Stadt wieder verbessert werden.
Der für Urbanismus zuständige Stadtrat erklärte die Entscheidung als Folge von Studien, die von der Verwaltung in Auftrag gegeben worden waren. Darin werden die Konsequenzen beschrieben, die die einheimischen Anwohner durch die große Zahl von T-Wohnungen erleiden mussten. ‘Die Bewohner müssen in ihren Heimen in Ruhe leben können, denn auf der Straße haben sie zusätzlich mit Massentourismus zu tun. Die Maßnahme soll zu dieser Erleichterung beitragen‘. Den Daten der Stadtverwaltung zufolge hat die Vermietung von Immobilien an Touristen in Bilbao stark zugenommen, das heißt: ‘eines von 15 Gebäuden taucht in irgendeiner der digitalen Vermietungs-Plattformen auf‘. Die Nichtbeachtung dieser neuen Regeln kann zu Bußgeldern bis zu 20.000 Euro führen.
Vor dem Vermietungs-Verbot wurde die Bevölkerung der Stadt befragt, 780 äußerten sich zum Thema. ‘Mehr al 75% sprachen sich für das Verbot aus, manche davon wollten das Verbot auf die ganze Stadt ausgedehnt sehen. Doch das geht nicht angesichts der bestehenden Gesetzgebung‘, so die Erklärung der Verwaltung.“
Wie gerne würden wir eine solche Nachricht lesen und zur Kenntnis nehmen, dass sie wirklich eine baskische Stadt betrifft, Bilbao, San Sebastián, egal. Was für eine Erleichterung wäre damit für die Bewohner*innen der betroffenen Städte oder Stadtteile verbunden. Das anfangs Beschriebene hat sich nämlich nicht in Bilbao ereignet, sondern in der holländischen Hauptstadt Amsterdam. Im vergangenen Monat April (in den Niederlanden gab es keinen Lockdown wie im spanischen Staat), als die Maßnahme noch in der Diskussion war, beeilte sich Airbnb mit der Feststellung, man wolle alles unternehmen, um die entstehenden Belästigungen zu verringern. Danach wechselte der Touri-Multi den Ton und zeigte sich besorgt “über die Pläne, die illegal sein und fundamentale Rechte der Bevölkerung verletzten können, weil ihre Einnahmen in diesen schwierigen Zeiten reduziert werden“. Die alte Leier der Plattform-Kapitalisten: wenn ihre Milliarden-Gewinne begrenzt werden sollen, holen sie das Argument von der netten internationalen Wohngemeinschaft aus der Mottenkiste.
Gestern berichtete die lokale Presse, dass in Bilbo und Donosti wieder erste Touristinnen gesichtet wurden. In beiden Städten (und anderen) gibt es immer mehr Menschen, die alles dafür tun, um einen Massentourismus (Overtourismus) wie vor der Pandemie für immer zu verhindern und für eine angenehmere Wohn- und Lebens-Situation zu sorgen.
2020-06-28 / Post-Covid Tag (7)
RUHE AUF DER AUTOBAHN
Im Sommer wird es auf baskischen Autobahnen etwas ruhiger zugehen – die einheimische Bevölkerung wird sicher dankbar sein dafür! Wer ihnen dieses ökologische Geschenk vermittelt hat? Der autokratische Sonnenkönig von Marokko, der ansonsten nur dann auffällt, wenn er die Berber*innen und Sahara-Bewohner*innen foltern oder massakrieren lässt. Doch die Angst vor einem Rückfall in die offene Pandemie, sowie die Tatsache, dass niemand richtig vorbereitet ist auf diese gigantische Völkerwanderung, hat zur Entscheidung geführt, die Operation „Meerengen-Übergang“ in diesem Jahr platzen zu lassen, oder zumindest nicht in der bisherigen Form zu praktizieren.
Betroffen sind vor allem marokkanische Arbeitsmigrant*innen, die irgendwo in Mitteleuropa leben und arbeiten und in der Sommerzeit üblicherweise in ihre Heimat fahren. Bei dieser Massen-Bewegung wurden im Jahr 2019 immerhin 3.340.045 Personen und 760.215 Fahrzeuge gezählt, die zwischen dem 15. Juni und dem 15. September die Meerenge zwischen Afrika und Europa kreuzten. Das war Rekord. Dem Rekord, sicher auch bei den Einnahmen für Autobahn-Gebühren durch die baskischen Behörden, folgt nun der Absturz.
Normalerweise quält sich diese Menschen- und Blechmasse, egal aus welchem Land genau kommend, durch den baskischen Grenzübergang Biriatu, zwischen Hendaia und Irun, um dann über die baskische Hauptstadt Gasteiz und weiter über Madrid zum Fähranleger Algeciras zu kommen. (Manche Reisende werden sich vielleicht schon einmal gefragt haben, weshalb die baskischen Autobahnen in arabischer Schrift beschildert sind – hier ist die Erklärung).
Bis 10. Juli ist die Grenze gemäß marokkanischer Entscheidung sowieso geschlossen. Die Ursprungs- und Transitländer Holland, Belgien, Deutschland, Frankreich und Spanien sind vor dem Hintergrund nicht unglücklich über die Entscheidung in Rabat, dieser zahlenmäßig brutalen Stampede große Hindernisse in den Weg zu legen. Denn ein Reiseverbot bedeutet der Entschluss nicht. Wer sich einer Quarantäne von neun Tagen aussetzen will, und gleichzeitig zwei negative Tests vorlegen kann, darf die marokkanische Heimat dennoch genießen. Geschätzt wird jedoch, dass darauf nur 20 bis 30% der üblicherweise Reisenden zurückgreifen. Zudem besteht das Risiko, dass bei einem Wiederaufflammen des Coronavirus die Grenzen ganz schnell wieder geschlossen werden und niemand zurückkehren kann an den mitteleuropäischen Arbeitsplatz.
Der spanische Pandemie-Oberguru Fernando Simón dankte den marokkanischen Behörden “für die große Sorgfalt“. Dem schließen wir uns von dieser Stelle aus bedingungslos an. Denn so wird die Luft über den baskischen Bergen in diesem Sommer nicht ganz so strapaziert wie sonst, die Unfallzahlen werden sinken und die Maut-Säckel bleiben etwas leerer, was uns aber nicht sonderlich zu beschäftigen hat. Denn wichtiger denn je ist das gute Durchatmen.
2020-06-26 / Post-Covid Tag (5)
NEUES STADT-MODELL GEFORDERT
Verschiedene sozial-politische Gruppen haben in Bilbao von der Stadtregierung ein Umdenken gefordert. Die Vereinigung der Nachbarschafts-Initiativen, eine Ökologie-Gruppe, ein Verein zur Förderung der Radkultur und die Bewegung Pro Flüchtlinge (unter anderen) haben ihre Lehren gezogen aus dem Lockdown und dem sozialen Notstand, der in der Folge in vielen Bereichen deutlich wurde. “Wir wollen ein gerechteres und nachhaltiges Bilbao für alle Bewohner*innen“. Sie fordern ein Umdenken bei den Verantwortlichen der Gemeinde-Verwaltung. Die Basisgruppen sind der Ansicht, dass die neue Situation nach dem Coronavirus eine Gelegenheit darstellt, anzuhalten und über neue Entwicklungsmodelle für die Stadt nachzudenken.
Fußgänger*innen und Radfahrer*innen ohne Bewegungsfreiheit, Kinder ohne Bewegungs-Möglichkeiten in den Parks – das waren die gewohnten Bilder der vergangenen Monate. Die immer gut genutzten städtischen Sportzentren mussten beim Lockdown zu Notunterkünften für Obdachlose umfunktioniert werden, weil diese nicht (wie üblich) auf der Straße bleiben konnten. Allein in Bilbao geht die Zahl dieser Obdachlosen in die Hunderte. Die Situation hat gezeigt, dass die Verwaltung nicht ausreichend vorbereitet war und ist auf das Elend der Leute ohne Wohnung.
Die Initiativ-Gruppen sprechen sich für ein neues Stadt-Modell aus, in dem beim Entwurf des öffentlichen Raums die Bewohner*innen und deren Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen sollen. Ein Modell, welches das Recht auf eine würdige Wohnung garantiert und niemand auf der Straße lässt, nur weil manche keine Wohnadresse angeben können. Ein Modell, das auf würdigen und ökologischen Werten basiert. Ein Modell, das Kultur und Freizeitangebote für alle Stadtteile garantiert.
Die Basisgruppen heben hervor, dass während des Lockdowns mehr denn je die Bedeutung nachbarschaftlicher Strukturen deutlich wurde, soziale Netze, die in der Lage sind, gegenseitige Hilfe vor allem in den armen Stadtteilen zu organisieren. Die Gruppen kritisieren, dass sie während der akuten Krise als wichtige Faktoren im Nachbarschafts-Alltag von der Verwaltung nicht angehört wurden, dass ihre geäußerten Vorschläge nicht ernst genommen wurden.
Von Tourismus, dessen Förderung in den vergangenen zwanzig Jahren bei der Verwaltung alle anderen Prioritäten übertraf, war bei der Pressekonferenz nicht die Rede. Doch die bisher praktizierte Ausrichtung auf Tourismus, Millionen-Investitionen, internationale Events und Spektakel drängen die Bedürfnisse und Notwendigkeiten vieler Bewohner*innen und vieler Stadtteile in den Schatten. Der öffentliche Raum wird zunehmend dem Tourismus unterworfen. Tourismus musste während der Pandemie auf Null gefahren werden und wird eine Zeit brauchen, bis er wieder Niveau erreicht. Das macht einerseits die Abhängigkeit von der Monokultur Tourismus deutlich, gleichzeitig fehlende Strukturen und Mittel für die Einheimischen, allen voran die Ärmsten der Armen.
Die städtischen Basisgruppen benutzten in ihren Ausführungen auch nicht die Begriffe Kapitalismus, Neoliberalismus und Privatisierung. Vielleicht aus Vorsicht, um niemanden zu erschrecken. Dabei sind diese drei Säulen der bestehenden Ordnung das Bermuda-Dreieck für die Interessen der großen Mehrheit der Bevölkerung.
2020-06-24 / Post-Covid Tag (3)
VERFLUCHTE RADFAHRERINNEN
Es bleibt abzuwarten, ob die Pandemie-Erfahrung in der Bevölkerung und ihrem Bewusstsein pädagogische Spuren hinterlassen hat, was das Verhältnis zu Gesundheit und natürlicher Lebens-Umgebung anbelangt. Jede Epidemie oder Pandemie ist nicht nur irgendein Virus, der auf uns hereinbricht wie ein Gewitterblitz. In jedem Fall sind sie menschengemacht, die Folge eines brutalen und rücksichtlosen Umgangs mit der Umwelt. Ob es sich um Privatisierung-Kapitalisierung von Altersheimen handelt oder um Massentierhaltung, um das Einpferchen von ausländischen Arbeiter*innen in Schlachthöfen oder die Brandrodung im Amazonas, um Fracking oder die Schaffung von riesigen Plastik-Inseln im Ozean. Eine unendliche Geschichte in vielen Kapiteln, die ihre Konsequenzen hat in unkontrollierbaren Katastrophen und Pandemien.
Der Lockdown war eine brachiale Zäsur, zumindest theoretisch eine Gelegenheit, über die kapitalistische Lebens- und Konsum-Praxis nachzudenken. In der Zeitung ist zu lesen, dass die neoliberale Provinz-Verwaltung Bizkaia in den nächsten drei Jahren die aktuell 400 Kilometer Radwege verdoppeln will. Ein erster Schritt. Die Stadtverwaltung Bilbao, bis in die Portokasse in den Massentourismus verliebt, will den Autoverkehr in Zukunft behindern. Ja, richtig gehört: behindern ist die Redewendung, um die Nutzung von Motorfahrzeugen unattraktiv zu machen. Noch ein Schritt, nachdem während des Alarmzustands bereits ein Geschwindigkeits-Limit von KM-30 eingeführt (wenn auch nicht kontrolliert) wurde. Plastiktüten und Plastik-Geschirr soll verboten werden, in absehbarer Zeit, lässt eine Regierung wissen. Morgen wäre der richtige Moment, oder besser noch gestern.
Derweil werden tiefgründige Witze gemacht über umweltverträgliche Fahrrad-Benutzung. “Radfahrer*innen sind eine Katastrophe für die Wirtschaft eines Landes. Sie kaufen keine Autos, nehmen keine Kredite auf zum Kauf derselben, sie schließen keine KFZ-Versicherung ab und kaufen kein Benzin und Motoröl. Sie bringen keine Fahrzeuge zur Reparatur in den Werkstätten, zahlen keine Parkgebühren, verursachen keine schweren Unfälle, brauchen keine vielspurigen Autobahnen und haben kein Übergewicht. Verflucht nochmal! Gesunde Personen sind für die Wirtschaft unnötig und überflüssig. Sie kaufen keine Medizin, gehen nicht in Krankenhäuser und zu Ärzten. Sie tragen nichts zum Brutto-Sozial-Produkt des Landes bei.
Auf der lobenswerten anderen Seite schafft jeder neue McDonalds-Laden mindestens dreißig Arbeitsplätze: zehn Herzspezialist*innen, zehn Zahnärztinnen, zehn Spezialistinnen zur Gewichtsabnahme. Dazu kommen selbstverständlich die gut bezahlten Angestellten bei McDonalds. Über die Entscheidung Radfahren oder McDonalds sollte also wirklich gut nachgedacht werden.“
Übrigens-1: Spaziergänger*innen sind noch schlimmer. Die kaufen noch nicht einmal Fahrräder.
Übrigens-2: In meinem Mail-Postfach war heute die Werbung eines Autoverleihs mit der Überschrift “Vermeide den öffentlichen Transport … mit einem Leihwagen“, und weiter heißt es: “Mit einem Leihwagen kannst du gefährliche Massenansammlungen vermeiden“. Jeder versucht eben auf seine Art, aus den Kollateralschäden seinen Profit zu ziehen. Uns sei es noch so perfide.
2020-06-23 / Post-Covid Tag (2)
ZURÜCK INS FUSSBALLSTADION!
Blöde Frage: “Wer hat Lust, wieder ins Stadion zu gehen und Fußball live zu erleben?“ Alle schreien hier! Auch die gut bezahlten Funktionäre dieses menschlichen Grundbedürfnisses haben sich ernsthafte Gedanken gemacht und sind zu folgenden Schlüssen gekommen.
Selbst die Dauerkarten-Besitzer müssen sich bei Athletic Bilbao vorher in Listen einschreiben, Schutzmasken sind Pflicht, der Zutritt erfolgt in fünf Zeitetappen. Die erste beginnt eineinhalb Stunden vor dem Spiel, im Abstand von 15 Minuten werden Gruppen von Fans ins Stadion San Mamés geschleust. Risikogruppen betreten die Arena als letzte 15 Minuten vor Anpfiff. Dauerkarten-Besitzer müssen sich in eine Interessierten-Liste eintragen, damit der Club “die genaue Zahl von Personen erfahren kann, die zur Auswahl für die verfügbaren Sitzplätze für ein Spiel in Frage kommen. Die Fans müssen bei der Einschreibung persönliche Kontaktdaten angeben. Der Verband überlässt es dem Club Athletic, Kriterien aufzustellen, um unter den interessierten Fans eine Auswahl zu treffen.
Vor dem Eintritt wird bei allen Fans die Temperatur gemessen, sollte sie höher sein als 37,5° wird vorerst der Zugang verwehrt, nach 10 Minuten wird die Temperatur erneut gemessen. Sollte sie wieder zu hoch sein, ist der Zutritt ausgeschlossen. Am Eingang werden die Daten des vorgelegten Ausweises überprüft. Für alle Sitzplätze sind spezielle Zugangszeiten festgelegt und ein bestimmtes Eingangstor, durch das der Eintritt zu erfolgen hat. Das Tragen eines Mundschutzes ist absolute Pflicht. Der Verkauf von Essen und Getränken im Stadion ist verboten. Aus diesem Grund erhalten alle Fans beim Zutritt ein Minimum von zwei Flaschen Wasser von 33cl. Die Zuschauerinnen bleiben während des gesamten Spiels auf dem zugeteilten Sitzplatz, sowohl vor wie auch nach dem Spiel. Das Verlassen des Stadions erfolgt in Kolonnen, geordnet und überwacht.
Stellt sich erneut die Frage: “Wer hat Lust, wieder nach San Mamés zu gehen und Athletic live zu erleben?“ Stellen wir uns einen sonnigen Tag im September vor. Nach glücklicher Vorauswahl sind wir in die erste Zeitzone zum Eintritt eingeteilt. Pünktlich 90 Minuten vor Beginn des Matchs stehen wir am Eingang und werden auf die Plätze geleitet. Dort verharren wir bis Spielbeginn. Womöglich sind die beiden Wasserfläschchen bereits bei Anpfiff konsumiert. Das Spiel dauert mit Unterbrechungen zwei Stunden. Bei Abpfiff haben wir also schon dreieinhalb Stunden hinter uns. Der Sonnenbrand tut weh und die Blase drückt wie lange nicht. Nun heißt es Warten auf den geordneten Abmarsch. Nach gut vier Stunden relativer Bewegungslosigkeit auf der Sitzschale betreten wir wieder ziviles Terrain und entspannen uns. Also: “Wer hat Lust, wieder ins Stadion zu gehen und Fußball live zu erleben?“
Nachspiel: Sollte einer der Tausende von Zuschauern in den folgenden Tagen positiv auf Coronavirus getestet werden, haben die Behörden den Vorteil, sofort zu wissen, welche weiteren Fans in unmittelbarer Nähe saßen, weil die Tribüne ja wie ein Schachbrett mit Namen aufgeteilt war. Wundere dich also nicht, wenn eine Woche später die Polizei in deiner Tür steht und dich zum C19-Test im Krankenhaus auffordert. Was tun wir nicht alles für den Fußball. Was tun wir nicht alles, um Epidemien zu vermeiden.
(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-06-23)