Im Sommer wird alles wieder gut
Die baskische Akzeptanz der viel zu schnell entwickelten Impfstoffe hat deutlich zugenommen. Die vorläufige Suspendierung eines Impfstoffs wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen in halb Europa zeigt in die Gegenrichtung. Nach den Altenheimen sind Sanitäterinnen, Polizistinnen und Lehrerinnen an der Reihe. Gefängnis-Insassinnen wurden von der Impf-Liste genommen. Der Türen öffnende Impfpass rückt näher, ebenso der Ausschluss aller Nicht-Geimpften. Das Unternehmertum arbeitet fleißig an Entlassungen.
Die Arbeitslosigkeit steigt ebenso wie die Geschäftsaufgaben. Die Arbeitgeber-Verbände fordern freies Recht auf Entlassung. Der Konsum von Psycho-Pharmaka nimmt zu, der von Verhütungsmitteln nimmt ab. Es herrscht Covid-Müdigkeit. Schutzregeln und politische Entscheidungen werden immer weniger ernst genommen.
(2021-05-20)
ÜBERSTERBLICHKEIT
Übersterblichkeit, das haben wir im vergangenen Jahr gelernt, ist die Sterblichkeitsziffer, die über die übliche Rate hinausgeht, aufgrund von äußeren, zusätzlichen Einflüssen wie der Pandemie. Die löste im vergangenen Jahr einen Anstieg der Todesfälle im Baskenland um 12,4% aus. Die Provinz Araba (Alava) war das am stärksten vom Covid betroffene Gebiet, obwohl Gipuzkoa das Jahr 2020 ebenfalls mit einem starken Anstieg der Sterblichkeit abschloss.
Wäre 2020 ein normales Jahr gewesen, ohne Pandemie, würden heute wahrscheinlich 3.052 Basken mehr leben. Es handelt sich um diejenigen, die im vergangenen Jahr an Covid oder durch das Virus ausgelöste Komplikationen starben, wie aus dem jüngsten Bericht des baskischen Statistik-Dienstes Eustat hervorgeht. Zwölf von hundert Menschen, die im Baskenland starben, waren von SARS CoV 2 befallen. Insgesamt trauerten die Baskinnen und Basken im vergangenen Jahr um 24.237 Angehörige, eine Zahl, die die Bevölkerungszahl weiter schrumpfen lässt und den Generationswechsel auf dem Arbeitsmarkt zusätzlich problematisch macht. Die Differenz zwischen Neugeborenen und Verstorbenen war in den drei Euskadi-Provinzen erneut negativ, mit dem erschwerenden Faktor der Pandemie und einer geringeren Zuwanderung von Migrantinnen, die die Balance in den letzten 10 Jahren im Gleichgewicht gehalten hatten.
Eustat spricht von vorläufigen Daten, die zeigen, dass etwas mehr Frauen als Männer gestorben sind (12.186 / 12.051) und stellt fest, dass Araba in diesem ersten Jahr der Pandemie am schlechtesten abgeschnitten hat, hier stiegen die Todesfälle um 19,3%. Vitoria war eine der Einflugschneisen des Virus im spanischen Staat, der Lockdown wirkte erst spät. Im Gegensatz dazu war Bizkaia mit einem Anstieg von 10,7% Toten am wenigsten betroffen. In Gipuzkoa stiegen die Sterbefälle um 12,7%, diese Übersterblichkeit konzentrierte sich hauptsächlich auf das letzte Quartal. 74,5% dieser Todesfälle ereigneten sich in Krankenhäusern und 21,3 % in sozialmedizinischen Einrichtungen. Insgesamt überstieg im Baskenland die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten um 9.516 Personen. Nach Territorien betrachtet, verlor Bizkaia 5.933 Einwohnerinnen, Gipuzkoa 2.716 und Araba 867. Die Eustat-Daten zeigen, dass die dritte Welle (November, Dezember) im vierten Quartal die Menschen in Gipuzkoa am stärksten betroffen hat. Der Anstieg betrug 23,2% und ist doppelt so hoch wie der baskische Durchschnitt. Zwischen Oktober und Dezember starben 6.281 Menschen in der Provinz, tausend mehr als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
DRITTE URSACHE
Die Haupt-Todesursachen sind üblicherweise Tumore und Kreislauf-Krankheiten, sie waren 2020 für 48,8% der Fälle verantwortlich. Dritte Ursache war Covid-19 mit 15,5%. Die Todesfälle durch Atemwegs-Erkrankungen sanken im Vergleich zum Vorjahresquartal um 42%, was Expertinnen auf die Wirkung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen zurückführen. Gravierend sind die Todesfälle, die durch Verdauungs-Pathologien verursacht werden. Es waren 271, das heißt 5,9% mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019. Aufgeschlüsselt nach historischen Territorien war die Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus in diesem letzten Teil des Jahres in Gipuzkoa mit 430 am höchsten, gefolgt von Bizkaia mit 416 und Álava mit 126 Fällen (zu beachten ist allerdings die Gesamtzahl der Bevölkerung, die in Araba am niedrigsten und in Bizkaia am höchsten ist – A: 330.000, B: 1.150.000, G: 720.000). 97,1 % der Todesfälle durch das Coronavirus traten bei über 60-Jährigen und 72,2 % bei über 80-Jährigen auf. (Quelle)
UND SONST … In der Diskussion um die “Cocktail-Impfung“ beim zweiten Durchgang, kam der Vorschlag auf, die Entscheidung den Betroffenen zu überlassen – das Chaos wird jeden Tag undurchschaubarer. Expertinnen, WHO und Regierung sind sich jeden Tag weniger einig.
(2021-05-19)
DIE MACHT DER PATENTE UND SANKTIONEN
Der Gipfel dieser Impfstoff-Schlacht ist, dass mit dem Mangel an Impfstoffen gespielt wird. Weltweit gibt es ungenutzte Produktions-Kapazitäten. Aber die Produzenten in diesen Ländern können nicht an die Arbeit gehen, weil Firmen wie Pfizer stur an ihren Patenten festhalten. Dies ist umso zynischer, als fast alle Impfstoffe dank besonders großzügiger staatlicher Unterstützung entwickelt wurden. Der Partner von Pfizer, BioNTech, erhielt 445 Millionen Dollar an Steuergeldern.
Pfizer, zusammen mit den anderen Pharmariesen, tut alles, um diese Patente in eigenen Händen zu behalten. Dabei gehen sie über Leichen. Mehrere Länder versuchen, Patente abzuschaffen, Südafrika und Indien versuchen, mit der Unterstützung von hundert Ländern, eine Lockerung durch die Welthandels-Organisation WTO zu erreichen. Eine von Pfizer und Johnson & Johnson finanzierte amerikanische Lobby ging sofort zum Gegenangriff über und setzte die US-Regierung unter Druck, nicht nachzugeben.
SANKTIONEN
Zwei andere pharmazeutische Lobbygruppen fordern die US-Regierung unterdessen auf, Sanktionen gegen Chile, Kolumbien, Ungarn und eine Reihe anderer Länder zu verhängen, die Initiativen zur Umgehung von Patenten ergreifen. Diese Lobbyisten haben große Macht, da sie im letzten Jahr 38 Millionen Dollar ausgegeben haben, um Politiker und Beamte auf den richtigen Kurs zu bringen. In Thailand weiß man, was es bedeutet, wenn die US-Regierung im Namen der Pharmaindustrie zurückschlägt. Im Jahr 2007 versuchte das Land, AIDS-Medikamente herzustellen. Als Sanktion verhängten die USA hohe Zölle auf eine Reihe thailändischer Exporte, darunter Flachbildschirme und Schmuck, ein direkter Angriff auf die Wirtschaft des Landes.
In einer Zeit also, in der reiche Länder, die 16 % der Weltbevölkerung ausmachen, mehr als die Hälfte der aktuellen Verträge für die Lieferung von Impfstoffen erhalten, tun die Pharmariesen alles, um ihre Gewinne zu sichern. Dass sie auf diese Weise dem Kampf gegen die Pandemie schaden, kümmert sie nicht. (Sven Magnus / NL) (Spanisch: Insurgente)
UND SONST … Die Tourismus-Industrie rührt überall die Trommel, verlorenes Terrain soll mit allen Mitteln und Versprechungen wieder erobert werden. Navarra, Iparralde, London und New York gehen wieder zu einer gewissen Kneipen- und Kino-Normalität zurück.
(2021-05-18)
PFIZER-MAFIA IN ARGENTINIEN
Pfizer wollte den Impfstoff zwar nach Argentinien liefern, verlangte aber, dass das Unternehmen gegen mögliche Schadensersatz-Ansprüche geschützt werde. Über ein Gesetz für diese Garantie wurde bereits im Oktober abgestimmt. Doch das Gesetz ging Pfizer nicht weit genug. Für eigene Fehler bei der Durchführung der Impfkampagne sollte das Unternehmen weiterhin haften. Das Gesetz wurde geändert, Pfizer war dennoch nicht zufrieden und brach die Verhandlungen ab. Im Dezember stellte Pfizer eine zusätzliche Forderung. Argentinien sollte Militärbasen, Botschaften und Reserven der Nationalbank als Sicherheiten verpfänden, auf die es im Falle von Schadensersatz-Ansprüchen zurückgreifen konnte.
VERHANDELN WIE DER IWF
Argentinische Beamte wurden angesichts dieser Druckmechanismen an die Verhandlungen mit internationalen Geldgebern und dem IWF erinnert, als das Land im Jahr 2001 bankrott war. Der IWF stellte die Finanzhilfe ein, weil Argentinien sich weigerte, strenge Auflagen zu erfüllen, die auf eine Demontage der Regierung und den Ausverkauf des Landes hinausliefen. Pfizer hat nun diesen Weg eingeschlagen. Eine anonyme Quelle aus einem weiteren nicht genannten Land Lateinamerikas mahnt künftige Historiker bereits zur Wachsamkeit. "In fünf Jahren laufen die Vertrauensklauseln aus und dann wird man wissen, was bei diesen Verhandlungen wirklich passiert ist." (Sven Magnus / NL) (Spanisch: Insurgente)
UND SONST … Weil AstraZeneca zur Neige geht, soll künftig auf wenig vertrauensvolle Impf-Cocktails zurückgegriffen werden.
(2021-05-17)
SCHMUTZIGE SPRITZEN-DEALS
Der Deal zwischen Pfizer und Netanyahu geht weit über Dollars hinaus. Die israelische Regierung gewährt Pfizer im Austausch für die schnelle Lieferung des Impfstoffs Zugang zu medizinischen und statistischen Daten der eigenen Bevölkerung. Pfizer kann diese Daten nutzen und dann mit den Ergebnissen protzen. Welche Daten werden weitergegeben? Das ist ein Geheimnis. Unter Druck gab Israel den Vertrag bekannt, aber vieles davon war unlesbar. Daten sind zu einer Ware geworden, für die Unternehmen bereit sind, viel zu bezahlen.
Der Deal mit Israel erwies sich für Pfizer nur als eine kleine Vorbereitung für Verhandlungen mit anderen Ländern. Das britische “Bureau of Investigative Journalism“ deckte auf, wie Pfizer in lateinamerikanischen Ländern operiert. Die Journalisten sprachen mit Personen im argentinischen Gesundheits-Ministerium. (Sven Magnus / NL) (Spanisch: Insurgente)
UND SONST … Die vierte Corona-Welle zieht sich zurück. Einige Expert*innen sehen einen Sommer ohne Masken im Freien, andere halten solche Aussagen für verfrüht.
(2021-05-13)
ZURÜCK IN DIE STADIEN!
Mitten in der vierten Coronavirus-Welle geht es Schlag auf Schlag. Kein Alarmzustand mehr, keine Ausgangssperre. Im Sport geht es nun schneller als die Optimisten sich geträumt und die Skeptiker befürchtet haben: im Fuß- und Basketball soll ab sofort wieder Publikum zugelassen werden. Alles in Maßen und nicht überall gleich viel. Denn die Ansteckungszahlen sind regional sehr unterschiedlich. In Euskadi war man heute stolz, die 400er-Grenze unterschritten zu haben (auf 100.000 Bewohnerinnen gerechnet). Also keine rote Zone mehr. Anderswo werden allerdings schon zweistellige Zahlen geschrieben, von denen die Baskinnen und Basken nur träumen können.
Das Kulturministerium und die Präsidenten der Kicker- und Basket-Liga haben die günstige Situation genutzt, wieder Publikum zuzulassen. Allerdings nur in jenen Regionen, die auf Zahlen von weniger als 100 Ansteckungen zurückblicken können. Als da wären: Galicien, Extremadura, Valencia, Balearen und Murcia, vorerst. Bewertet wird nach Autonomen Regionen, nicht nach Provinzen. Die Regeln für die neue Publikums-Zulassung: maximal 30% des Fassungsvermögens, maximal 5.000 Zuschauerinnen, ausschließlich lokales Publikum, um Reisen zu vermeiden. Der Verzehr von Speisen, Getränken und Tabak ist nicht gestattet. FFP2-Masken sind Pflicht, am Eingang wird die Temperatur gemessen. Torjubel selbstverständlich im Sitzen und nicht im Stehen.
Die Regierung begrüßt die Nachricht als “Botschaft der Hoffnung“. Andalusien ist übrigens noch nicht unter den “schwachinfizierten“ Regionen. Doch genau dort soll der spanische Teil der Eurocopa ausgetragen werden, schon im Juni, nachdem Bilbao als Spielort eliminiert wurde – da unten müssen also noch ein paar Hausaufgaben gemacht werden. Die Kick-Spiele, zu denen schon an diesem Wochenende 5.000 Zuschauerinnen zugelassen werden: Valencia-Eibar und Villarreal-Sevilla. In der zweiten Liga: Castellón-Ponferradina, Mallorca-Alcorcón und Lugo-Mirandés. In den nächsten Tag, wenn sie in der Phase 1 bleiben: Elche-Athletic, Levante-Cadiz und Celta-Betis. Wir kehren zur Normalität zurück, ist die Message. Wenn das mal keine Bruchlandung wird! (OLATZ)
UND SONST … Gerichte in Navarra und auf den Kanaren haben die von den jeweiligen Regierungen verordnete Ausgangssperre als unzulässige Einschränkung der Grundrechte zurückgenommen. Auch die Schließung der Terrassen von Straßencafés wurde für nicht erklärt. Nur das Limit von sechs Personen in Gruppen bleibt gültig. Beide Regierungen ziehen nicht zum Obersten Spanischen Gericht.
(2021-05-11)
REPRESSION GEGEN SOZIALE BEWEGUNGEN
Die Pandemie hat im Baskenland (und anderswo) zu einer deutlich stärkeren Polizeipräsenz geführt, weil die Covid-Restriktionen kontrolliert werden mussten. Ganz nebenbei wurde diese Präsenz gegen bestimmte Bevölkerungs-Gruppen genutzt, wie Migrantinnen, die es in dieser Zeit besonders schwer hatten und haben, zu überleben. Es ist von wiederholtem Polizei-Rassismus die Rede.
Langsam finden die verschiedenen Polizeikörper bei ihren Aktionen zu ihren “Hauptfeinden“ zurück, dem “linken Pack“, streikenden Arbeiter*innen, rebellischen Jugendlichen und Hausbesetzer*innen. Heute früh wurde eine Wohnung in der Altstadt Bilbaos geräumt, die vor zwei Wochen von einer Basis-Gewerkschaft AZET besetzt wurde, als Versammlungsraum und Notaufnahme für Zwangsgeräumte. Pikant an der Sache war von Beginn an, dass über der besetzten Wohnung ein PNV-Stadtrat wohnt. So war es kein Wunder, dass der juristische Weg gar nicht erst ausgereizt, sondern die Zwangsräumung als Freundschaftsdienst durchgezogen wurde.
AZET setzt sich genau dafür ein, dass Zwangsräumungen verhindert werden, sowohl in privaten wie öffentlichen Objekten leben seit einiger Zeit Besetzer*innen, die keine Mittel für die Bezahlung von Miete haben, oder die im vergangenen Jahr durch Einnahmeverluste zahlungsunfähig geworden sind. Noch diese Woche sind zwei Räumungs-Termine vorgesehen, die unter den gegebenen Voraussetzungen brisant werden: Räumung mit Polizeieinsatz.
Als wäre das noch nicht genug hat sich für morgen (12-5) die neofaschistische Gruppe Desokupa angekündigt, die im Auftrag von Hausbesitzern ohne richterlichen Räumungsbefehl mit Einschüchterung und Gewalt Räumungen durchführt. Zuletzt vor drei Wochen in Bizkaia. Der Innensenator lügt zwar vor dem Parlament, die baskische Polizei habe nichts mit dieser Gruppe zu tun, die hingegen prahlt über Video ganz offen, dass sie beste Kontakte hat und von Polizeikollegen Informationen bezieht. Zu dieser Repressionswelle passt, dass in Pamplona vor zehn Tagen neun Jugendliche festgenommen wurden, denen vorgeworfen wird, eine Abspaltung von ETA gegründet zu haben, wahlweise wird ihnen die Durchführung von Sabotageakten unterstellt. Streikende Arbeiter werden im Auftrag der Regierung verprügelt, Kommerz geht vor Pandemie.
RÜCKBLICKE: * (1979) Ladearbeiter im Hafen Bilbao weigern sich, ein tonnenschweres Bauteil für das AKW Lemoiz zu entlade++n. Es handelt sich um ein Ersatzteil für ein von ETA bei einem Anschlag beschädigtes Objekt. Auch in Arbeiter in Bordeaux schließen sich dem Entladeboykott an. * (1987) In Lyon wird der Nazi Klaus Barbie wegen Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt. * (1981) Tod der Reggae-Legende Bob Marley.
(2021-05-10)
DAS CHAOS GEHT WEITER
Das Pandemie-Chaos setzt sich fort auf allen Ebenen. Zwar sinken die Zahlen momentan, doch die Feierlaune nach dem Ende des Alarmzustands wird in absehbarer Zeit Konsequenzen haben. Die Verantwortlichen im Gesundheits-Bereich sind deshalb zutiefst beunruhigt und meinen unisono, dass die Zeit für einen derartigen Lockerungs-Sprung noch lange nicht anstand.
Die Zunft der Richter*innen ist ebenso unzufrieden, weil ihnen bei diesem unwürdigen Spiel eine Rolle zugeordnet wird, die ihnen weder angemessen ist, noch gefällt. Sie sollen nun entscheiden, was nach dem Alarm-Ende eine unzulässige Einschränkung von Grundrechten ist und was nicht – in Abwesenheit der Politik, der diese Kompetenz eigentlich zukommt. Sollte die Richter-Entscheidung für die Grundrechte negative Konsequenzen haben, wären die Sündenböcke vorprogrammiert.
Beim Grundrechte-Spiel setzen alle auf unterschiedliche Karten. Die baskische Regierung ließ sich vor Beschlussfassung von den Richtern vorgeben, welches Limit zu beachten sei. In Navarra wird die Ausgangssperre beibehalten, bis das oberste Gericht der Region möglicherweise gegenteilig entscheidet (morgen, Dienstag). Auf den Kanaren wurde dieser Schritt bereit vollzogen, das OG nahm die Ausgangssperre der Regierung zurück, die klagt nun vor dem staatlichen Tribunal Supremo. Genau dieses hin und her wollte man im Baskenland vermeiden, aber wenn schon eine Region diese Klage durchzieht, wäre dies auch für Euskadi richtungsweisend, weil die übergeordnete Instanz relevant ist.
Auch im LABI genannten Pandemie-Krisenstab der baskischen Regierung ändern sich die Kriterien. Der Sprecher betont nun plötzlich die Nützlichkeit einer verlängerten Kneipenöffnung, weil es dadurch viel geordneter und sicherer zugehe, als wenn sich alle (in Feierlaune befindlichen) in irgendwelche Ecken, Parks oder Wohnungen zurückziehen (was an dieser Stelle mehrfach vorweggenommen wurde). Welch ein Umdenken! Denn bisher waren die Kneipen (wider besseres Wissen) die schlimmsten Ansteckungsorte, die jeweils als erste dicht gemacht wurden. Was viele die Existenz gekostet hat. Zynismus regiert auf allen Bühnen. Warum Euskadi bei diesem Ordnungs-Argument dann nicht wie Navarra bis 23h öffnen lässt, ist allerdings wieder schleierhaft. Wir erleben weiterhin ein gesundheits-politisches Chaos erste Güte – und die allerwenigsten fragen sich, von wem sie eigentlich regiert werden. (OLATZ)
UND SONST … Erste lange Warteschlange am Flughafen Bilbao, zu viele wollen weg. Baskischer Bergsteiger verlässt Basislager Everest, wegen zu vielen Corona-Fällen.
(2021-05-09)
GRENZENLOSER EGOISMUS
Party, Böller, Alkohol, so verrückt wird das Lockdown-Ende gefeiert. “Freiheit, Freiheit“ jubelten viele auf Straßen und Plätzen von Bilbao bis Sevilla. Überall wird gefeiert und getrunken, maskenfrei, distanzlos, als gäbe es kein Morgen, und das Coronavirus erst recht nicht. Seit Sonntag sind die strengen Corona-Beschränkungen ausgelaufen. Für Tausende gab es deshalb kein Halten mehr. Narzissmus und Egoismus sind schwer angesagt.
Nach sechs Monaten Lockdown haben Zigtausende in der Nacht zum Sonntag das Ende des Corona-Alarms gefeiert. Das Zentrum Madrids war auch um 2 Uhr morgens noch voller Menschen. "Alkohol, Alkohol. Wir sind hier, um uns zu betrinken", sangen vielerorts junge Leute. Viele wahrten weder Abstandsregeln noch trugen sie Masken. Völlig zynische Szenen angesichts der Tatsache, dass die Pandemie noch lange nicht zu Ende ist und das in Krankenhäusern weiter fleißig gestorben wird. Experten warnen nun vor neuen Infektionen.
Die Präsidentin von Spaniens Epidemiologischer Gesellschaft, Elena Vanessa Martínez, sagte der Zeitung "El País", es gebe immer noch viele Infizierte, die das Virus weitergeben könnten. Die Zahl der Geimpften sei noch relativ klein. Mehr Kontakte führten zu mehr Infektionen. "In dieser Situation bin ich besorgt über das Signal falscher Sicherheit, das mit dem Ende des Notstands und dem Ende der nächtlichen Ausgangssperre gesendet wird."
UND SONST … Die Covid-Zahlen sinken, doch bevor sie auf eine Mindestmaß zurückgehen, wird in vierzehn Tagen wegen des Alarm-Endes eine neue Welle erwartet.
(2021-05-08)
DIE NEUE FALSCHE FREIHEIT
Eine seltsame Nacht steht bevor. Um 24 Uhr endet der Alarmzustand und mit ihm die gesetzliche Basis für Ausgangssperre, lokalen und regionalen Einschluss und Menschenversammlungen. Das gilt auch für jene Orte der “roten Zone“. Heute müssen wir um 22 Uhr zu Hause sein, wie jede Nacht seit November. Aber nur zwei Stunden, denn um Null Uhr beginnt die neue Zeitrechnung: wir können fahren, wohin wir wollen, zu welcher Zeit auch immer. So sicher wie das Amen in der Kirche, dass sich viele die Gelegenheit um 00.01 Uhr nicht entgehen lassen werden. Sucht und Besessenheit kennen keine Grenzen, schon gar nicht die Selbstbeschränkung.
Denn viele sehen die neue Freiheit als Gefahr. Zum Beispiel die im Gesundheits-Bereich Beschäftigten. Denn die vierte Corona-Welle ist nach wie vor auf ihrem Höhepunkt und die wundersame Problemlösung durch Spritzenkampagnen ist nur in weiter Ferne sichtbar. Nachvollziehbar, dass in den Krankenhäusern mit großer Sorge auf die Entwicklung geschaut wird. Wir werden zwei Wochen warten müssen – das haben wir im letzten Jahr gelernt – bis sich die Folgen der neuen Freiheit in Zahlen niederschlagen. Zu Optimismus gibt es keinen Grund.
Die baskische Regierung ist vernünftigerweise einer weiteren Verunsicherung aus dem Weg gegangen und hat das Oberste Gericht vor der Beschlussfassung befragt. Die Regierung in Navarra geht den umgekehrten Weg, sie behält die Ausgangssperre bei, bis auf Widerruf durch ein Gericht. Präsident Urkullus Durchhalteparolen hören sich derweil so abgedroschen an wie elterliche Moralpredigten. Wie in jeder vorangegangenen Lockerungsphase wird an Vernunft, Zurückhaltung und Selbstbeschränkung appelliert – nicht gerade die Stärke der fiesta-süchtigen Bask*innen.
Die Gaststätten-Betreiber*innen sind glücklich, dass sie wieder Gäste empfangen dürfen, zwar nur bis 22 Uhr, aber immerhin. Sie waren nie das Problem, weil es nirgendwo geordneter zuging als da. Stattdessen wurden sie von der Politik immer als Sündenböcke markiert. Der einzige Lichtblick ab morgen, Sonntag, 9. Mai, dem Tag, an dem nicht wirklich ein neues Leben oder eine neue Freiheit beginnt. Was beginnt, ist ein neues Kapitel in der elendig widersprüchlichen Geschichte des Kampfes gegen die Pandemie. (OLATZ)
UND SONST … Expertinnen warnen, dass der Ursprung von 90% der Corona-Ansteckungen nicht geklärt ist. Der Zugang zu verschiedenen Bergwanderungen muss wegen zu großem Fahrzeugaufkommens gesperrt werden.
(2021-05-06)
HIER REGIEREN STAATSANWALT UND RICHTER!
Die Rechtsunsicherheit, die sich im spanischen Staat nach dem Ende des Gesetz zum Alarmzustand ergibt, hat Konsequenzen: Die baskische Regierung hat sich vor ihrer Beschlussfassung über künftige Covid-Schutzmaßnahmen an die regionale Staatsanwaltschaft und den Obersten Baskischen Gerichtshof (TSJPV) gewandt, um mögliche Beschränkungen juristisch abzuklären. Noch bevor dieser Gerichtshof sich äußert (Freitag 13h), ist klar, dass die baskische Regierung sich an die Entscheidung halten wird, der Weg zum Obersten Spanischen Gerichtshof (TS) wird ausgeschlossen.
"Wir können keine Perioden der Unentschlossenheit und Ungewissheit mit Einsprüchen oder Nicht-Einsprüchen riskieren, durch die wir die Wirksamkeit der Maßnahmen in Frage stellen", sagte der Lehendakari (Ministerpräsident). Euskadi muss sich also erneut den Richtern unterwerfen, um Maßnahmen gegen die Pandemie abzusichern. Dem TSJPV liegt die von der Regierung formulierte Vorlage zur Bewertung vor. Insbesondere geht es um lokalen Lockdown, die nächtliche Ausgangssperre und die Begrenzung von Personen-Gruppen im öffentlichen und privaten Bereich. Definitiv läuft in der Nacht von Samstag auf Sonntag der Alarmzustand ab. Der Richter Entscheidung wird das letzte Wort sein, denn der Lehendakari hat nicht die Absicht, den Rechtsstreit fortzusetzen. Alea jacta est.
Das TSJPV-Gremium muss klären, ob die baskische Regierung die Befugnis hat, die Grundrechte auf Mobilität und Versammlung einzuschränken, ohne die bisherige gesetzliche Basis des Alarmzustands, der seit März 2020 immer wieder verlängert worden war. Die Staatsanwaltschaft hat ihr negatives Votum bereits veröffentlicht. Wie auch immer die Entscheidung des Gerichtshofs lautet, es gibt bereits Vergleichsmaßstäbe, denn entsprechende Instanz der Region Balearen hat der Weiterführung einer Ausgangssperre zugestimmt. Die Richter des TSJPV haben die Balearen also im Rückspiegel.
UND SONST … Joe Biden hat den revolutionären Vorschlag gemacht, die Impf-Patente vorläufig außer Kraft zu setzen, die EU will den Vorschlag erwägen. Dabei geht es um Milliarden-Profite (oder nicht). Allein die Nachricht hat zu Kurseinbrüchen bei der Pharmamafia geführt.
(2021-05-05)
POLITIK, EXPERTENTUM, JUSTIZ - ALLE VERSAGT
Am 9. Mai 2021 läuft im spanischen Staat der sog. Alarmzustand aus. Dieses von der Zentralregierung und den Autonomien gemeinsam beschlossene Gesetz war die rechtliche Grundlage für alle seit März 2020 beschlossenen Maßnahmen und Restriktionen zur Eindämmung und Überwindung der Coronavirus-Pandemie. Das Ende dieses Alarm-Gesetzes fällt zusammen mit dem Höhepunkt der vierten Covid-Welle im Staat, die in Euskadi besonders heftige Auswirkungen hat. Einige Regional-Regierungen fordern die Verlängerung des Alarmzustands, um weiterhin Einschränkungen vornehmen zu können, darunter Euskadi. Doch Madrid lehnt dies ab und verweist darauf, dass die Regionen Gesetzgebungs-Kompetenzen hätten, die ausreichen sollten, Maßnahmen zu ergreifen.
Dies führt zu einem Dilemma, das während der Pandemie in verschiedenen Momenten zum Tragen kam. Wenn die Zentralregierung ein Gesetz beschließt (sofern es nicht verfassungswidrig ist), ist dies allgemeingültig. Mit dem Alarmgesetz wurden Grundrechte temporär eingeschränkt, mit dem Ende des Gesetzes sind diese Grundrechte wieder hergestellt. Wenn Regionen mit ihren Autonomie-Kompetenzen Einschränkungen beschließen wollen, ergibt sich juristisch eine andere Situation, weil sie nicht das Recht haben, in der Verfassung garantierte Grundrechte einzuschränken. Die autonomen Regionen können zwar die Sperrstunde der Gaststätten regeln, wie sie wollen, aber sie können keine Entscheidungen vom Ausmaß der Ausgangssperre beschließen, ohne mit der Justiz in Konflikt zu geraten. Die Regelungen, die nun auf Regional-Ebene (unkoordiniert) erarbeitet werden, bewegen sich somit alle am Abgrund. Eine Klage reicht aus, um sie möglicherweise zu Fall zu bringen.
Dies zeigt ein weiteres Dilemma der Pandemie. Es kann getrost festgestellt werden, dass alle Gesundheits-Behörden in der ganzen Breite und Hierarchie auf globaler Ebene versagt haben. Angefangen von der Welt-Gesundheit-Behörde bis hinab zum kleinsten lokalen Gesundheits-Zentrum. Die beschlossenen Maßnahmen waren vielfach fachlich nicht begründet, sie waren widersprüchlich, nicht koordiniert und wurden ständig verändert, teilweise ins Gegenteil des Vorherigen. Mehrfach wurden Maßnahmen beschlossen, die von Gerichten gekippt wurden, weil sie irgendwelche Gesetze oder Regeln verletzten. In Euskadi war dies zum Beispiel die zurückgenommene Schließung der Gaststätten. Mit dem Wegfall der gesetzlichen Basis Alarm verschärft sich die Lage erneut.
Angesichts des Versagens der politischen und pandemie-technischen Entscheidungen, die eigentlich fachlich fundierte Entscheidungen sein sollten, ergibt sich die völlig unsinnige Situation, dass Richterinnen und Juristinnen über gesundheitspolitische Belange entscheiden müssen. Damit ist keine der beteiligten Parteien zufrieden, weder die Politik noch die Expertinnen noch die Juristinnen. Dennoch muss festgestellt werden, dass die Bekämpfung der Pandemie ab dem 9. Mai in bedeutendem Maße in den Händen von Staatsanwälten und Richterinnen liegt – weil Politik und Expertinnen eins ums andere Mal versagt haben.
UND SONST … Die Ansteckungszahlen gehen zurück. Osakidetza setzt in Schulen und Gesundheitszentren Speicheltests ein zur Identifizierung von Covid. Die Staatsanwaltschaft widersetzt sich der Einschränkung der Bewegungsfreiheit und der Ausgangssperre.
(2021-05-03)
ICH MUSS RAUS HIER
In Erwartung der Wiedereröffnung der Regional- und Landes-Grenzen vervielfachen sich Urlaubs-Buchungen. Die Einladung der Zentralregierung zur Planung von Reisen, sowie die zeitliche Nähe des Alarmzustands-Endes führten dazu, dass Tausende von Bask*innen in Reisebüros eilten.
Die nach wie vor bestehende Ungewissheit für den Sommer ist zwar noch ziemlich groß, dennoch machen sich viele an die Reiseplanung. Und zwar früh. Anfang April traute sich kaum jemand, für August und September ein Reiseziel zu buchen, dafür gibt es nun einen Run für Juli, Juni und sogar für Ende Mai. Im Schatten der Impf-Kampagne hat sich die Zahl der Buchungen in der letzten Woche nach den optimistischen Botschaften der Zentralregierung vervielfacht.
Auf keinen Fall soll der Alarmzustand nicht über den 9. Mai hinaus verlängert werden, was die Wiedereröffnung der Grenzen und die Wiederherstellung der Mobilität ermöglichen würde. Die Reiseabschlüsse haben sich verdoppelt, obwohl sie immer noch 60% unter dem liegen, was zur gleichen Zeit vor zwei Jahren abgerechnet wurde. "Es ist klar, dass die Leute reisen wollen und nach Informationen suchen, sich aber noch nicht so recht trauen." Denn die Situation im Baskenland ist nach wie vor kritisch. Anders ist die Lage in verschiedenen europäischen Staaten, in denen die Öffnung der Grenzen möglich erscheint. Die baskische Regierung hingegen versucht, den Alarmzustand irgendwie zu verlängern oder durch eine neue Regelung zu ersetzen.
EILE BEI DEN AGENTUREN
Die Tourismus-Agenturen in Euskadi haben es eilig. Noch gäbe es zu viel Unsicherheit. "Wir fordern die Behörden auf, Klarheit zu schaffen, denn die Leute sind verunsichert und viele trauen sich nicht zum Abschluss von Reservierungen, weil sie nicht wissen, was nach dem nächsten Sonntag passiert." – "Der Reisewunsch ist groß, sobald die Bedingungen definiert sind, werden wir eine Flut von Reservierungen erhalten." Das Profit-Interesse der Branche ist klar, vorschnelle Entscheidungen könnten jedoch zum wiederholten Mal zu Rückschlägen führen; Sommer und Weihnachten 2020, Ostern 2021 führten jeweils zu neuen Corona-Wellen.
Einstweilen werden bevorzugt zeitlich näher liegende Reisen gebucht, fast ausschließlich auf nationaler Ebene. Andalusien ist das beliebteste Ziel, dann die Inseln, vor allem die Kanaren und die Küsten. Die Auswahl ausländischer Reiseziele funktioniert opportunistisch: bevorzugt in Regionen, wo weniger Restriktionen, weniger Schutzmaßnahmen vorherrschen, Quarantäne schon gar nicht. "Das Produkt Karibik und Costa Rica funktioniert recht gut, auch Aufenthalte auf den Malediven, die wir hoffen, bald zu multiplizieren, wenn Iberia Direktflüge ermöglicht.“ Überraschend gibt es Reservierungen für Weihnachten nach Lappland. Die Erwartung von Tourist*innen in Euskadi ist bescheiden, kein Wunder. Auf europäischer Ebene bahnt sich ein Impfungs-Tourismus an: nur wer sich die Spritzen hat setzen lassen wird reisen dürfen.
UND SONST … Die Corona-Zahlen gehen leicht zurück. Die baskische Regierung plant ein Dekret für Restriktionen nach dem Ende des spanischen Alarmzustands. Ein indisches Schiff bringt die indische Corona-Variante in den Hafen Bilbao.
(2021-05-02)
BASKISCHE FAKE NEWS
Zahlen an denen niemand zweifelt: ausgerechnet die Autonome Region Baskenland (Euskadi) steht in der Coronavirus-Bilanz der vierten Welle am schlechtesten da. Ansteckungen, Einlieferungen, Tote (relativ zur Bevölkerung) überall an der Spitze. Wie es dazu kam, wird je nach politischem Standpunkt – unterschiedlich eingeschätzt: war es nun die Ostermassen am Strand, oder die ungebremsten Fußballfans vor dem Cup-Finale? Oder war es etwa die fehlende Entschlossenheit der baskischen Regierung, die – um der Wirtschaft Geschenke zu verteilen – zu schnell lockerte und zu spät die Zügel anzog und dabei Massenaufläufe ermöglichte? Dass im Vergleich zu anderen Regionen (die beileibe keine Vorzeige-Politik darboten) Fehler gemacht wurden, steht außer Zweifel.
Und weil sich in der Politik Fehler niemand eingestehen will, werden Zahlen frisiert. Es wird mit falschen Ziffern gearbeitet, bewusst, also gelogen – in der heutigen politischen Fachsprache werden solche Manöver Fake News genannt, bekanntermaßen eine Domäne der faschistischen Vox-Partei. Doch die PNV kämpft offenbar um den zweiten Rang.
Der baskische Ministerpräsident (Lehendakari) sagte gestern, dass in Euskadi (CAV) prozentual weniger Menschen erkrankt sind als im gesamten spanischen Staat. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums, das weniger Fälle zählt als die CAV, wurden 8,4 % der Bevölkerung in der CAV positiv getestet, im Staat waren es aber nur 7,4%. Urkullu weiter: weniger Menschen seien gestorben, 189 Todesfälle pro 100.000 Einwohner, doch im Staat war der Durchschnitt 165. Euskadi ist Spitze und will es nicht sein. Urkullu sagte auch, dass "alle eingegangenen Impfstoffe verabreicht wurden“. Nämlich 740.000 Dosen. Das ist richtig, das Problem ist, dass 900.000 angekommen sind, somit liegt die Prozentzahl der Impfungen bei 84,7% und nicht bei Urkullus 100%. Euskadi bleibt beim Verhältnis zwischen erhaltenen und verabreichten Impfdosen weiter das Schlusslicht.
Natürlich hat Urkullu das Recht, seine Politik zu verteidigen. Was nicht geht ist, dabei zu leicht widerlegbaren Lügen zu greifen. Es ist respektlos gegenüber dem Parlament und der Bevölkerung, zeigt einen gravierenden Mangel an vernünftigen Argumenten und ein Demokratie-Verständnis wie die Faschisten. Nichts Neues in diesem post-franquistischen Staat, der sich von seiner Altlast nie befreit hat. Dem schließt sich die wichtigste baskische Regierungspartei nunmehr an. Nicht nur in diesem Fall. (OLATZ)
UND SONST … Am gestrigen Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse wurde in Euskadi die Rekordzahl von 31.000 Impfungen vorgenommen.
(2021-04-30)
BERICHT VON DER IMPFUNG
Der Bericht einer guten Freundin, sie habe sich gegen Coronavirus impfen lassen, überraschte mich. In den Gesprächen, die wir in den vergangenen Wochen führten, hatte sie sich den angebotenen Stoffen gegenüber sehr kritisch gezeigt und war von den politisch-gesundheitlichen Schutzmaßnahmen ebenso abgefressen wie ich. “Ganz rational war die Entscheidung nicht“, gestand sie mir, als wir uns zum Kaffee trafen.
“Eigentlich hatte ich erwartet, nach all den wichtigen Berufs- und Risikogruppen ganz am Ende der Liste zu stehen. Aber dann erhielt ich über Handy Einladungen, mir einen Termin geben zu lassen. Erst hab ich das ignoriert. Als dann AstraZeneca aus dem Verkehr gezogen wurde, dachte ich, die nehmen es doch noch ein bisschen ernst mit den Vorsichtsmaßnahmen. Ich warf einen Blick auf die Webseite des Gesundheitsamts und hab festgestellt, dass für meine Altersgruppe zwei andere Präparate vorgesehen waren.“
Meine Freundin ist bodenständig, keine von denen, die sich zum Vergnügen ständig ins Flugzeug setzen, um die Tourismus-Industrie am Laufen zu halten. Dass sie nicht zum Wandern fahren kann, war dennoch ein spürbares Handicap. Ich fragte, wie es denn nun war. “Alles ganz easy und schnell, ich musste in der Sporthalle nicht lange warten. In Dreiergruppen wurden wir einbestellt.“ Dann bekam sie überraschend doch die “schlechte Spritze“, die Information im Internet war falsch. Der entsprechende Hinweis auf die Webseite wurde von der Spritzerin nicht ernst genommen. “Ruckzuck war ich geimpft und hatte meinen zweiten Termin im Juli in der Tasche.“
Weil es in unserem Umfeld mittlerweile einige Geimpfte gibt, waren wir halbwegs über die zu erwartenden Begleiterscheinungen informiert. “Was ich am nächsten Tag erlebte, war die blanke Überraschung. Ich wachte auf mit starken Gliederschmerzen am ganzen Körper und kam nicht aus dem Bett. Mein Kopf war kurz vor dem Explodieren, es wurde ein Schlaf- und Fernsehtag. Die folgende Nacht war übel, ich konnte mich kaum bewegen, vor allem der Sticharm schmerzte wie nichts Gutes. Die Hoffnung, dass der zweite Tag besser werden würde, stellte sich als Illusion heraus. Und nochmal so eine beschissene Nacht – niemand hatte mir von einem ähnlichen Verlauf nach der Impfung berichtet! Am dritten Tag ließen die Kopfschmerzen nach, aus dem Bett kam ich dennoch nicht, ich begann zu bereuen, dass ich den Schritt unternommen hatte und hatte Stress mit negativen Phantasien. Erst am Tag vier war ich, bis auf den Arm, wieder halbwegs einsatzfähig. Danach hatte ich noch drei Tage leichtes Nasenbluten –genau das Gegenteil von diesen Thrombosen! Und seltsamerweise hat meine Sehfähigkeit mit einem Schlag nachgelassen, das hatte ich schon mal mit meiner letzten neuen Brille.“
Ich war sprachlos und einigermaßen erschrocken. Sie würde es nicht wieder machen, sagte sie, einen Moment lang hatte sie sich schon auf dem Weg ins Krankenhaus gesehen. “Das Schlimmste ist, du kannst dich praktisch an niemand wenden. Auf den Papieren, die ich bekam, war kein Kontakt, kein Telefon angegeben, so was für Notfälle. Das interessiert die überhaupt nicht, im Gegenteil, es stört deren Arbeitsplan. Und wenn du ins Krankenhaus gehst, kannst du dich darauf gefasst machen, dass du acht Stunden auf dem Flur stehst, das hab ich vor der Pandemie schon erlebt, ist sicher nicht besser geworden.“ Der Reihe nach bestätigte sie mir all meine Vorurteile (oder Einschätzungen). Ein faules System, das menschlichen Ansprüchen und Erfordernissen in keiner Weise gerecht wird.
“Und warum hast du nicht angerufen?“ fragte ich sie. “Ich wollte mit niemand in der Welt mehr etwas zu tun haben. Am Ende bist du eine Nummer in der Tages-Statistik von 10.000 und wenn du nicht gerade stirbst, bist du ein erfolgreicher Fall, der dazu benutzt wird, die Ausfälle zu legitimieren. Du musst schon den definitiven Abgang machen, bevor dein Fall ernsthaft registriert wird. Du musst dir nur den aktuellen Fall der Frau in Gasteiz anschauen, sie ging zwei Mal in die Notaufnahme und wurde mit Beruhigungsmitteln abgespeist, bevor sie zusammenbrach und ins Koma versetzt wurde.“ All das ist einfach nur eklig und unmenschlich. (OLATZ)
UND SONST … Vor Sommer sollen alle über 50 Jahre geimpft sein. Wissenschaftliche Gesellschaften fordern, die zweite AZ-Impfung solle freiwillig sein; Pfizer will eine dritte Impfung, um 100% Schutz zu bieten. Die baskische Regierung fordert eine Verlängerung des Alarmzustands. 154 Klassen in 100 Schulen sind unter Quarantäne.
(2021-04-28)
TROMBOSE UND KOMA
Eine 57-jährige Frau, die mit AstraZeneca geimpft wurde, ist in ein künstliches Koma versetzt worden, nachdem sie in Vitoria-Gasteiz eine Thrombose erlitten hat. Die Betroffene arbeitet im öffentlichen Nachbarschafts-Hilfsdienst, deshalb wurde sie geimpft. Es handelt sich um den ersten Fall von schwerwiegenden Nebenwirkungen nach AZ-Impfungen im Baskenland. Vorher waren eine Lehrerin aus Marbella, ein Soldat in Navarra und ein Lehrer aus Toledo an den Folgen der Impfung gestorben. Insgesamt wird ein Dutzend Fälle von Impfungsfolgen überprüft, Informationen werden nicht gerade großzügig ausgegeben.
Bei der Betroffenen wurde eine Thrombose im Gehirn festgestellt. Sie spürte ein Unbehagen und brach etwa eine Woche nach der Verabreichung der ersten AZ-Dosis zusammen. Dass sie geimpft wurde, obwohl sie an Blut-Pathologien litt, ist schwer nachvollziehbar und nur mit grober Nachlässigkeit zu erklären. In den offiziellen Verlautbarungen wird der Zusammenhang zwischen Impfung und Nebenwirkungen regelmäßig in Zweifel gezogen (bis das Gegenteil eindeutig bewiesen ist).
Gleichzeitig werden eins ums andere Mal die absoluten Impf-Zahlen in die Debatte geworfen, als ob x Millionen Impfungen ohne schwere Nebenfolgen den Tod von auch nur einer Person rechtfertigen würde. Tatsache ist, dass die Geimpften nicht weiter betreut werden. Das heißt, die Gesundheitsbehörden haben keinen Überblick über die leichten und mittelschweren Nebenwirkungen, solange sich die Betroffenen nicht an die Krankenhäuser wenden. Genau davon wird abgeraten, weil die Hospitäler überfordert sind.
UND SONST … Nachdem das spanische Gesundheits-Ministerium vergangene Woche der baskischen Regierung von der Zulassung von Publikum im Bilbao-Stadion abgeraten hat (Eurocopa), macht sie nun den Vorschlag, die letzten vier Liga-Spieltage mit Zuschauerinnen auszutragen.
(2021-04-26)
FALSCHE SPRITZEN
Wo viel Geld im Spiel ist, sind auch Trittbrettfahrer nicht weit. Längst ist das Geschäft mit den Impfstoffen zu einem Wettlauf um Milliarden geworden. Von Gesundheit ist nicht mehr die Rede. Vertraglich zugesicherte Lieferungen werden bei besserer Zahlung der Konkurrenz anderweitig verscheuert, die Qualität der Stoffe ist und bleibt zweifelhaft. Jetzt sind auch noch Fälschungen im Spiel.
Für die Mafia der Pharmaindustrie, die Spritzen improvisiert, die Lobby manipuliert und die Preise nach oben getrieben hat, ist die Konkurrenz der Impf-Trittbrettfahrer keine Überraschung. Mafia trifft Mafia. In Mexiko wurden falsche Impfdosen ausgemacht, die als Placebos Geld bringen sollen. Für viele ist es die letzte Hoffnung, sich über Impfung vor der Pandemie zu schützen, viel Geld geht über den Tisch und dann kommt die Fälschung.
In zwei Fällen hat die Pfizer-Mafia selbst die Fälschungen untersucht und den Verdacht bestätigt. Überrascht ist niemand. Dosen mit einem gefälschten Etikett tauchten in Mexiko auf und wurden laut "Wall Street Journal" offenbar bereits an 80 Patienten in einer Klinik verabreicht. Geschädigt wurde durch die unwirksame Substanz niemand. Die Fläschchen waren aufgefallen, weil die Kühlboxen andere Farben und falsche Seriennummern hatten. Auch das Verfallsdatum war verdächtig.
"Praktisch alle auf diesem Planeten brauchen die Impfung. Manche sind verzweifelt. Die Nachfrage ist höher als das Angebot", steht im Wall Street Journal. "Bald werden wir viel mehr Impfstoff liefern können. Aber bis dahin wird es eine Versorgungslücke geben, die Kriminelle zu ihrem eigenen Vorteil nutzen werden." In Polen waren es Anti-Falten-Mittel, die als Impfstoff getarnt auftauchten. Im Darknet wurden sowohl gefälschte PCR-Zertifikate als auch Fläschchen mit Pfizer-Impfstoff zum Verkauf angeboten. Ein TV-Forschungsteam kam dem Betrug auf die Spur. Die Substanz wurde in Polen bisher an niemanden verabreicht.
UND SONST … Weil die Intensivstationen der baskischen Krankenhäuser wieder ans Limit gekommen sind, hat die Gesundheitsbehörde alle nicht dringenden Operationen auf unbestimmt verschoben. In einer Woche wird der schlimmste Moment der vierten Welle erwartet.
(2021-04-21)
EHRE, WEM EHRE GEBÜHRT
Die Weltgesundheits-Organisation WHO hat soeben dem kubanischen Anti-Coronavirus-Impfstoff Soberana 2 "die Kategorie exzellent" verliehen. "Soberana 2 wurde in Kuba entwickelt, es ist der erste lateinamerikanische Impfstoff gegen das Coronavirus und nach Phase-III-Tests wäre er im Mai fertig". Der kubanische Soberana 02 hat auf dem Süd-Kontinent für Furore gesorgt. Er steht auf der Auswahlliste der WHO und ist der erste in Lateinamerika entwickelte Impfstoff, der die Phase 2 der klinischen Studien bestanden hat. Er hat einen Vorteil, der ihn unverwechselbar macht: er kann in der älteren Bevölkerung umfassend angewendet werden.
"Der Impfstoff trat am 19. Oktober letzten Jahres in die sukzessiven Testphasen, Anfang März bestätigte das Pharma-Unternehmen BioCubaFarma, dass die Aufsichtsbehörde für Medikamente, Ausrüstung und medizinische Geräte von Kuba (Cecmed) grünes Licht für die letzte Phase der Forschung gegeben hat". Für diesen Test wurden mindestens "90.000 Kubaner aus 10 Gemeinden geimpft", Cecmed selbst garantierte die "erschöpfende Auswertung der bisherigen Versuche" und bezeichnete den Impfstoff als "sehr sicher". Soberana-2 ist ein "kombiniertes Medikament, in dem das Virus-Antigen und Tetanus-Toxoide vorhanden sind. Erwartet wird, dass die Immunität die Schleimhaut der Atemwege erreicht, um das Eindringen des Virus zu verhindern". "Das heißt, der Impfstoff würde die Ansteckung verhindern. Das garantieren alle bisher angewandten Impfstoffe nicht. Dies wird bestätigt, der Stoff reduziert die Symptomatik und das verringert Todes-Risiko".
UND SONST … Schlimmer als jedes Coronavirus ist, dass die UEFA heute Bilbao den Status als europäische Fußball-Hauptstadt entzogen hat, weil die baskische Regierung auf ihren Gesundheits-Maßnahmen besteht. Alle heulen um die Millionen, die die Stadt dadurch verliert. Viele andere sind froh, von dem Hooligan-Spektakel verschont zu sein.
(2021-04-17)
BILBAO – SEVILLA 0:1
Es handelt sich um ein Ergebnis aus dem Fußball und doch nicht. Denn was sich anhört wie ein Spielstand nach 90 Kickminuten, ist vielmehr eine Entscheidung am grünen Tisch: Bilbao verliert mit großer Wahrscheinlichkeit den Status als Austragungsort für vier Spiele der um ein Jahr verschobenen EUROCOPA-2020. Und noch bevor die Nachricht vom Verband und der UEFA offiziell bestätigt wird, werden Schuldzuschreibungen verteilt. Für die spanische Rechte ist die baskische Regierung schuld, weil sie angeblich kein Interesse hat an der Durchführung von drei Spielen der im Baskenland reichlich verhassten spanischen Auswahl. Ein typischer falscher Einwurf von der rechten Außenlinie: denn warum sollte sich die baskische Regierung jahrelang um den Job beworben haben, um im letzten Moment ohne gewichtige Gründe zu knicken!
Andere lamentieren, die Regierung hätte zu hohe Gesundheits-Anforderungen für die Zulassung von Publikum gestellt hat, die automatisch zum Ausscheiden von San Mames geführt hätten. Also bitte schön, in welcher Zeit leben wir denn! Ein Jahr lang wird kein einziges Spiel mit Zuschauerinnen durchgeführt und dann plötzlich Tore auf für die Euro?! Seriosität war noch nie die Stärke derer, die immer nur den Profit als Kriterium vor sich herschieben. Vielleicht wird die konsequente Haltung der Regierung als die einzige zutreffende Schutzmaßnahme in die baskische Pandemie-Geschichte eingehen.
In den Todesanzeigen heißt es jetzt “Bilbao verliert eine große Gelegenheit“, oder “Die Eurocopa hätte nicht nur Millionen an Einnahmen gebracht, sie wäre auch eine ideale Werbung auf dem ganzen Planeten für den Tourismus-Standort Bilbao gewesen“. Stimmt! Doch genau das wollten viele in Bilbao und im Baskenland von Beginn an nicht! Keinen Tourismus, keine spanischen und polnischen Hooligans, keine Faschisten-Fans, keine Makroevents, keine Aufhebung des Nachtflugverbots, keinen Makro-Puff, keine tausend Airbnb-Wohnungen, keine Gentrifizierung. Nichts davon. Denn alles hängt zusammen.
“Die Europameisterschaft ist einer dieser Züge, die nur einmal vorbei kommen, und Bilbao hat ihn gerade verpasst. Es ist nicht nur eine schlechte Nachricht für das Hotel- und Gaststätten-Gewerbe, obwohl die schon damit gerechnet haben, dass ihre anfänglichen Erwartungen durch die pandemischen Einschränkungen geschmälert werden. Für eine Stadt mit internationaler Projektion, die sich der Welt öffnen will, Groß-Veranstaltungen anziehen, um in den großen Ligen zu spielen – für eine Stadt mit solchen Ambitionen ist es eine Katastrophe, ein Schaufenster dieser Dimension zu verlieren.“ Viele atmen auf, vielleicht sogar bei der Polizei ebenfalls. Denn die sparen sich so manche Straßenschlacht. Touristifizierungs- und Gentrifizierungs-Prozesse sind nicht aufzuhalten. Doch dank der Pandemie wurden sie kräftig gebremst. Zeit zum Luft holen. (OLATZ)
UND SONST … In Haiti wurde noch keine einzige Impfung vorgenommen. Ein Protein soll schuld sein an den Nebenwirkungen von AstraZeneca. Bilbao gibt sich geschlagen beim Kampf um den Austragungsort für die Eurocopa.
(2021-04-16)
TOURISMUS ALS SYNONYM FÜR COVID
Getaria ist das Symptom, die Küste der Beweis: Coronavirus gedeiht besser in touristischen Orten. Der Anstieg der Coronavirus Fälle kann momentan überall beobachtet werden. Doch ein Blick auf die Daten aus touristischen Gebieten macht deutlich, zu welchen Auswirkungen die Entscheidung geführt hat, das ungezügelte Reisegeschäft an Ostern zuzulassen. An der Küste von Gipuzkoa sind die Fälle im Vergleich zu den letzten beiden Märzwochen um 133% gestiegen. Im Inland nur um 68 %.
In Getaria wurden im gesamten Monat März sechs Fälle von Coronavirus registriert, die 14-Tage-Rate lag am 31. März bei 106 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen (die Alarm-Grenze liegt bei 400). Vierzehn Tage und eine Osterwoche danach kamen in der Stadt (in den zwei Aprilwochen) 35 Fälle hinzu, die Rate liegt heute bei 1.237 Fällen. Tatsächlich müsste Getaria in die rote Zone eingeordnet werden, aber die Regierung hat noch keine Entscheidung getroffen. Eigentlich kein großes Thema, da die absoluten Zahlen als kleine Gemeinde nicht besonders hoch sind. Aber was in Getaria geschieht ist der Ausdruck eines Trends, der nicht auf diese Küstenstadt beschränkt ist. Zwei Wochen nach Beginn der Osterwoche werden die Folgen der Entscheidung der baskischen Regierung deutlich, an der Mobilität festzuhalten und die Beschränkungen erst am 6. April zu aktualisieren.
GIPUZKOA
In Anbetracht der unzureichenden Informationslage und dem Einfluss anderer Faktoren neben der Mobilität (zum Beispiel die Ankunft neuer Covid-Varianten in einigen Teilen der Region) kann der Anstieg der letzten Tage nicht allein auf Tourismus zurückgeführt werden. Deutlich wird jedenfalls, welchen Effekt die Mobilität auf die Städte hatte, in denen gewöhnlich viele Besucherinnen einlaufen. Gipuzkoa bietet ein geeignetes Szenario, das Phänomen zu beobachten. Seine neun Küstengemeinden konzentrieren den Großteil des Tourismus in der Provinz. Nicht weniger als 77 % unter normalen Bedingungen. Die Ergebnisse der Beobachtung sind also aussagekräftig.
In den letzten beiden Märzwochen registrierten diese neun Gemeinden – Hondarribia, Pasaia, Donostia, Orio, Zarautz, Getaria, Zumaia, Deba und Mutriku – 546 Fälle von Coronavirus. In den ersten beiden Aprilwochen ist die Zahl auf 1.270 Fälle angestiegen, der Anstieg betrug bemerkenswerte 133%. Man kann argumentieren, dass der Anstieg das gesamte Baskenland betraf (oder ganz Europa), aber die Daten aus Gipuzkoa haben ein eigenes Profil. Außerhalb der touristischen Gebiete (in Städten ohne Strand) ist die Zahl der Fälle um 68 % gestiegen. Der Anstieg ist bemerkenswert, aber er hat nichts mit dem der Küstengemeinden zu tun.
ÄHNLICHER TREND IN DER RIOJA ALAVESA
Eine ähnliche Dynamik kann auch in der Rioja Alavesa beobachtet werden (dem Süden der baskischen Provinz Araba). Araba liegt mit seinen Corona-Zahlen insgesamt relativ hoch. Die Ansteckungsrate steigt kaum an, aber sie sinkt auch nicht. So wurden beispielsweise in den letzten beiden Märzwochen im Baskenland 1.237 Corona-Fälle registriert. In den ersten zwei Wochen des Aprils sind die Fälle auf 1.333 gestiegen. Wachstum ist vorhanden, aber mit 8% ist es niedrig. Ein Blick auf die Daten von Bastida und Guardia (die beiden größten Städte der Gegend) lässt einen ganz anderen Trend erkennen. In diesen beiden Orten, bekannt für Tourismus in der Rioja Alavesa, kam es in den letzten beiden Märzwochen zu sieben Fällen. Im April waren es schon 28. Eine Vervierfachung, oder anders ausgedrückt, ein Anwachsen um 300%.
Der Effekt ist auch spürbar, wenn wir die gesammelte Inzidenz betrachten. In Araba insgesamt lag diese Rate, auf 14 Tage gerechnet, am 31. März bei 372 und liegt heute bei 432. Auch hier gibt es einen Anstieg, der aber nicht allzu ausgeprägt ist. In Bastida hingegen hat sie sich vervierfacht, von 256 auf heute 1.025, während sie sich in Guardia verdreifacht hat, von 261 auf 782. Der negative Einfluss von Reisetätigkeit, Tourismus und Strand ist nicht von der Hand zu weisen. Aber das Ostergeschäft musste ja unbedingt gerettet werden. Jetzt zahlen wir alle den Preis mit einem neuen lokalen Lockdown.
UND SONST … Der Virus verbreitet sich wild in Bilbao. Die aggressivsten Covid-Varianten bedrohen den Sommer in Euskadi. Der Staat will den Covid-Pass bis Juni einführen.
(2021-04-14)
ZWEIFEL AM IMPFSTOFF
Stunden nach der Ankündigung, dass der Janssen-Impfstoff wegen der schweren Nebenwirkungen in den USA vorerst nicht nach Europa kommt, stellen sich drei Fragen: Wie lange wird die Auswertung dauern? Wird die EU den Kauf stoppen? Ist es glaubwürdig, dass der spanische Staat bis Ende August 70% der Bevölkerung geimpft haben will? Die gestern bekannt gewordene Aussetzung des Janssen-Einzelimpfstoffs in den USA und sein Nicht-Export nach Europa ist nach den Vorfällen um AstraZeneca ein Rückschlag bei der Impf-Kampagne. Aber wie ernst? Wie lange wird die Auswertung dauern? Der Stopp wurde in den Vereinigten Staaten entschieden, hat aber direkte Auswirkung auf Europa, wo die Ankunft des Mittels dringend erwartet wird. In den USA wird die Kontrolle durchgeführt, um zu prüfen, wie groß das Risiko von Thrombosen ist, denn dort wurden bereits sieben Millionen Impfstoffe injiziert (mit sechs schweren Nebenwirkungen).
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat eine eigene "Überprüfung" eingeleitet, sieht aber momentan keinen kausalen Zusammenhang. Wie lange kann die Untersuchung dauern? Bei AstraZeneca verging seit dem Bekanntwerden der ersten Todesfälle in Dänemark weniger als ein Monat, bis die EMA zu einer Diagnose kam. Die jedoch nicht allzu aufschlussreich war und im Baskenland dazu geführt hat, dass die Verwendung der Dosen auf 60 bis 69 Jahre beschränkt wird (was bei Janssen auch passieren könnte). Die Überprüfung wird jedenfalls mehr von den USA als von Europa abhängen.
Wird die EU den Kauf stoppen? Es gibt keine offizielle Bestätigung, aber heute berichtet die italienische Zeitung "La Stampa", dass die EU die Verträge von AstraZeneca und Janssen nicht verlängern wird, was eine erhebliche Änderung der Impfprognosen bedeutet. Laut der Zeitung (Quelle im italienischen Gesundheits-Ministerium) "hat die EU-Kommission im Einvernehmen mit den Staatschefs vieler Länder beschlossen, die Verträge mit Unternehmen, die virale Vektorimpfstoffe herstellen, nicht verlängert werden, wenn die für das laufende Jahr geltenden Verträge auslaufen". Das Ziel, erklärt die Zeitung, ist es, sich auf Seren zu konzentrieren, die von Pfizer und Moderna verwendet werden, die bisher mehr Sicherheit gebracht haben was Effizienz und Lieferungen betrifft.
Kann der spanische Staat seine Prognose wirklich einhalten? Gesundheits-Ministerium und autonome Gemeinschaften werden angesichts der fehlenden Seren ihre Pläne ändern müssen. Präsident Pedro Sanchez erklärte jedoch, dass er an dem Impfziel von 70 % der Bevölkerung bis Ende August festhält. Und im Interview sagte der Minister für Verbraucher-Angelegenheiten, Alberto Garzón: "Wir wussten von Anfang an, dass diese Nebenwirkungen möglich wären. Wir müssen sehen, wie sich die Ereignisse entwickeln, um zu sehen, ob sich die Zielsetzung ändert, aber im Prinzip ist halten daran fest. Von baskischer Seite wird AstraZeneca scharf kritisiert: "Die versagen bei ihren Versprechungen mehr als ein Luftgewehr auf dem Rummelplatz ". Deshalb werden man sich mehr auf Pfizer stützen, das Lieferungen garantiert und dessen Liefer-Umfang steigt.
UND SONST … Der europäische Covid-Reisepass garantiert keine freie Mobilität in den EU-Ländern. Die PNV warnt Sanchez, die Aufhebung des Alarmzustands im Mai sei eine Leichtfertigkeit.
(2021-04-12)
EIN HARTER COVID-SOMMER
Die aktuelle Pandemie-Entwicklung im Baskenland deutet auf eine weniger intensive, aber längere Ansteckungs-Welle hin. Die epidemiologische Entwicklung in Hego Euskal Herria ist Besorgnis erregend, nur die Provinz Bizkaia bleibt momentan noch unter 400 Fällen pro hunderttausend Einwohnerinnen. Der signifikante Anstieg der registrierten Infektionen multipliziert die Zahl der Gemeinden in Euskadi, die erneut lokal eingeschlossen werden, diese Orte dürfen von der jeweiligen Bevölkerung nicht verlassen werden. Heute sind es fünfzig, morgen werden es mehr sein. Zu erwarten ist, dass die Zahlen in den kommenden zwei Wochen weiter steigen, als Resultat der Ferien- und Oster-Umtriebe, die überall verzeichnet wurden. Vor allem die Küstenorte in Gipuzkoa, in denen es zu völlig überfüllten Stränden kam, schreiben dunkelrote Zahlen.
SCHLIMM, SCHLIMMER … COVID In Expertenkreisen heißt es, dass eine Positivitätsrate von 5% Zeichen einer “unkontrollierten Übertragung“ sei – derzeit liegt die Rate doppelt so hoch. Die epidemiologische Entwicklung im Süd-Baskenland ist mehr als schlecht, derzeit ist die Lage im Baskenland eine der übelsten im ganzen Staat. Das angekündigte Ende des Alarmzustands (in der Kompetenz der Zentralregierung) droht wie ein Damoklesschwert. Denn ohne Alarm sind keine Einschränkungen mehr möglich, was verstärkt zu Chaos und Exzessen führen könnte, die es ohnehin schon gibt. Die baskische Regierung hat den spanischen Ministerpräsidenten deshalb um eine Verlängerung gebeten. Und gleichzeitig angekündigt, dass der anstehende Sommer mit Sicherheit problematischer wird als der vergangene Sommer 2020. Er schloss nicht aus, dass die Bewegungsfreiheit zwischen den Regionen oder Provinzen weiter eingeschränkt bleiben könnte.
FUSSBALL-SPEKTAKEL Dass angesichts dieser Situation über die Austragung einer Fußball-Europa-Meisterschaft in Bilbao überhaupt noch nachgedacht wird, ist der blanke Hohn. Die Frage, ob an Bilbo als Spielort festgehalten werden soll, wird zur Gretchen-Frage für die neoliberale baskische PNV-Regierung. Einerseits will man gerne Geld verdienen und das Stadtbild auf der Welt herumzeigen. Doch die veranstaltende UEFA will Publikum zugelassen haben. Bisher steht die Regierung zu ihren strengen Covid-Zahlenauflagen, erst deren Überwindung solle den Zugang zum Stadion möglich machen. Klar ist, dass dies aufgrund der knallharten Anforderungen nicht möglich sein wird, nicht einmal im besten Fall. So wäre das Fußball-Spektakel nur zu retten, wenn sich die Regierung von den eigenen Limits verabschiedet und sie herabsetzt. Damit würde sie ihre ohnehin angekratzte Glaubwürdigkeit vollends verlieren.
UND SONST … Der “Oster-Effekt“ verursacht Druck in den Intensivstationen wegen Coronavirus. Die baskische Regierung prophezeit einen Sommer mit mehr Restriktionen als im vergangenen Jahr. Die Schutzmaßnahmen wegen der Eurocopa sollen nicht gelockert werden.
(2021-04-11)
PANDEMIE-FLUCHT AUS BIZKAIA
Hunderte von Bewohner Bizkaias haben sich im letzten Jahr in der spanischen Nachbarregion Kantabrien angemeldet. Asier und Arantxa, aus Bilbao (um die 60 Jahre alt) sind zwei davon. Seit Wochen sind sie Bewohner von Santoña mit allen Rechten. Vorher wurde das Für und Wider genau erwogen. Verschiedene Faktoren mussten bedacht werden: Lebensqualität, Steuern, Natur, Gesundheits-System, Anbindung. Asier und Arantxa wollten weg aus der Stadt und Ruhe zu finden. Die Kriterien für einen solch wichtigen Schritt haben sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Doch Pandemie und Covid-Restriktionen haben die Bewertung dieser Kriterien stark verändert, sich für einen Wohnortwechsel zu entscheiden. Asier und Arantxa wurden von Coronavirus überzeugt.
Es handelt es sich um ein globales und zunehmendes Phänomen: die Flucht der Menschen aus dem Asphalt, auf der Suche nach Natur. Im Fall der Grenz-Provinzen Bizkaia und Kantabrien hat das neue Panorama zu einer "Trendwende" geführt. Sagen Immobilien-Fachleute, die es wissen müssen. Die Nachbar-Region wird von den Menschen in Bizkaia nicht mehr nur als Zweitwohnsitz gesehen. Viele von ihnen haben sich dauerhaft niedergelassen. Manche kommen und gehen jeden Tag. Die Telearbeit machen können, arbeiten von Kantabrien aus. Im Küstenort Noja ist die Nachfrage nach besseren Internet-Verbindungen in Haushalten in die Höhe geschossen. Ibai und Iratxe verbrachten den Lockdown in ihrer Wohnung in Santurtzi (Bizkaia). Im Sommer, während der Lockerungsphase, ließen sie sich in ihrem Zweitwohnsitz Noja nieder, direkt am Strand. Nach dem Urlaub blieben sie. "Den größten Teil meiner Arbeit ich kann von zu Hause aus erledigen, nur ab und zu muss ich ein paar Tage weg ", erklärt Ibai.
NOJA UND SANTOÑA
Die Daten sind aufschlussreich. Nicht in allen kantabrischen Städten ist die Zahl der Neubewohnern aus Bizkaia in gleichem Maße gestiegen. Den größten Zuwachs haben Gemeinden, die über das Jahr hinweg eine stabile Bevölkerung haben. In Noja (2.600 registrierte Einwohner, im Sommer 80.000) wurden im Jahr der Pandemie 51 aus Bizkaia angemeldet, 17 wurden aus dem Register gestrichen. Die Stadtverwaltung von Santoña, mit einer festen Einwohnerzahl von etwa 11.000, meldet die Ankunft von 134 neuen Bizkainas seit März 2020. Asier und Aratxa sind zwei der Neuen. Das Ehepaar aus Bilbao hatten einen Zweitwohnsitz in Santoña und eine erwachsene Tochter. Seit Jahren verbringen sie dort Urlaub und viele Wochenenden. Sie ist im Ruhestand und er macht Vertretungen. Sie hatten mehrfach über die Option gesprochen, im Rentenalter in die kantabrische Küstenstadt zu ziehen. Die Pandemie (Monate ohne Zugang zum Sommerhaus) hat alles überstürzt. Seit ein paar Wochen sind sie angemeldet. "Bilbao ist unerträglich geworden. Hier in Santoña gehst du raus, hast Natur und einen langen Strand ", erklärt Arantxa. Asier macht es nichts aus, dass er 140 Kilometer zur Arbeit hat. "Anstrengend, aber die Nachmittage und freien Tage hier verbringen zu können, macht das mehr als wett", gibt er zu.
VIELE AUS MADRID
Das Phänomen ist in Castro Urdiales (30 km von Bilbao) besonders stark. Seit Beginn der Pandemie wurden 965 neue Einwohner gemeldet. Mehr als die Hälfte (50,88%) aus Bizkaia. Danach Personen aus der Region selbst (7,8 %), an dritter Stelle aus Madrid (5,07 %). Ein starker Zuwachs, denn in den letzten Jahren ist das Register stabil geblieben. Die Einwohnerzahl von Castro stieg von 2017 bis 2020 von 31.817 auf 32.270 (+453). Am 31. März 2021 waren es bereits 33.408 Einwohner (+1.138). Die Verwaltungen von Castro und Laredo wollen keine Aussagen dazu machen.
DER WASSERVERBRAUCH IN CASTRO
In Castro ist der Wasserverbrauch doppelt so hoch, wie er laut der Zahl der gemeldeten Personen sein dürfte. Hier haben sich nach offiziellen Angaben etwa 300 Personen angemeldet, um Bußgelder wegen illegaler Grenz-Überschreitungen zwischen Euskadi und Kantabrien zu vermeiden. Viele lebten de facto bereits in Castro, obwohl sie nicht angemeldet waren. Josu gehört zu dieser Gruppe. Er will seinen Namen nicht nennen, "wegen der Probleme mit den Nachbarn ", die damit drohten, ihn bei der Polizei zu "denunzieren". Josu verbringt viel Zeit in seinem bisherigen Zweitwohnsitz in Castro, ansonsten in Barakaldo. Er gibt zu, dass er während der Pandemie "gelegentlich" von einem Haus zum anderen gereist ist, was zu heftigem Streit mit Castro-Nachbarn führte, die ihm sagten, dass er dort nicht sein dürfe. "Vor der Pandemie wurde mir vorgeworfen, dass ich nicht angemeldet bin, und jetzt scheint es zu stören, dass ich angemeldet bin", sagt er.
Bislang hatte er bei den Polizeikontrollen Glück. Die Guardia Civil kontrolliert sogar die Warteschlangen der Supermärkte, um Nichtangemeldete zu erwischen, er entkam nur knapp. Jetzt kann er sich "ruhiger" bewegen. "Da ich in Bizkaia arbeite, habe ich die Berechtigung, an beiden Orten zu sein." Warum so viele nach Kantabrien ziehen? Es gibt deutliche Unterschiede bei den Covid-Restriktionen. Die Ausgangssperre gilt ab 23h nachts, in Euskadi ab 22h. Die Gaststätten müssen um 22.30h schließen, im Baskenland bereits um 20h. Trotz der starken Abwanderung lebt eine beträchtliche Anzahl von Bizkainos weiter in Castro, ohne angemeldet zu sein. "Viele lehnen es wegen des Gesundheits- und Steuersystems ab. Wenn mir etwas Ernstes zustößt, ziehe ich es vor, in Bilbao versorgt zu werden", sagt einer, der noch in Bizkaia gemeldet ist.
UND SONST … “Es ist ganz klar, dass die Akzeptanz gegenüber den Schutzmaßnahmen jeden Tag sinkt“ (Sprecher der baskischen Regierung)
(2021-04-10)
NEUE AUSFLUGSZIELE
Das Baskenland ist voller wunderschöner Ausflugsziele. Die Rede ist hier jedoch nicht von den tollen Altstädten direkt neben der Autobahn, spektakulären Küsten oder karibisch wirkenden Stränden. Sondern von den entlegenen Geheimnissen, der Mehrheit der Baskinnen bisher nur über Zeitungs-Berichte bekannt, in schwer zugänglichen Gebieten, oft nur über lange Wanderungen erreichbar. Mit deren zauberhafter Ruhe hat die Pandemie Schluss gemacht. Weil die Bask*innen nicht mehr nach Madrid, Asturien oder Mallorca fahren können, haben sie sich den einheimischen Geheimplätzen zugewandt. Orte in denen kaum 100 Menschen wohnen, werden plötzlich von Tausenden überschwemmt, aus Bilbao, Gasteiz oder Donosti.
Erratzu im idyllischen Baztan-Tal, zum Beispiel, ist der Wanderzugang zu einem Wasserfall, den bisher nur die eisenharten Wanderfreund*innen kennen. Nun ist Massentourismus angesagt. Die wenigen Kneipen überfüllt, keine Parkplätze, Müll, Müll, Müll. Oder Lagran im alavesischen Süden, Zugang zu einem legendären Berggipfel. Auch dieser Ort ertrinkt im Besuchsstrom. “Noch nie gehört“, hätten 98% der Baskinnen vor Kurzem noch gesagt. Orte, in denen es ein ganzes Jahr keine Covid-Fälle gab, sehen sich plötzlich städtischen Massen gegenüber, die alles Mögliche mitbringen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Die Pandemie hat alles verändert. Der Xorroxin-Wasserfall wird seine Ruhe wieder erlangen, wenn Thailand und die Kanaren wieder zugänglich sind. Die Sucht nach Reisen bleibt unersättlich. Mit allen denkbaren Kollateralschäden. (OLATZ)
UND SONST … Schlimmere Zahlen als vor zwei Monaten im Baskenland und Navarra. Überall rote Zone, ab Dienstag lokaler Lockdown.
(2021-04-09)
COVID: DIE AUSREDE, UM RECHTE ZU BESCHNEIDEN
Einige der politischen Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie haben nur dazu gedient, Rechte und Freiheiten zu beschneiden, so die Menschenrechts-Organisation Amnesty International in ihrem Jahresbericht. Einige politische Führer haben den Gesundheits-Notstand im Jahr 2020 dazu genutzt, ihre Macht zu festigen und die internationale Zusammenarbeit zu untergraben, indem die Gesundheitskrise dazu genutzt wurde, autoritäre Maßnahmen auszuweiten, Rechte zu untergraben, Kritik zu zensieren und Polizeigewalt zu verstärken.
Die neue Generalsekretärin von Amnesty International (AI), Agnès Callamard, vertritt, dass Covid-19 "die Ungleichheiten zwischen den Ländern schonungslos offengelegt und verschärft" und innerhalb der nationalen Grenzen "die erschreckende Missachtung des Gemeinwohls der Menschheit durch unsere Führer aufgezeigt" habe. Bei der Vorstellung des Jahresberichts zog Callamard Bilanz über "eine Welt im Chaos", mit bröckelnden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systemen, die indirekt als Nährboden für Viren dienen, auch im politischen Sinn, was sich an den Maßnahmen zeigt, die die Organisation als "mittelmäßig, betrügerisch, egoistisch und trügerisch" bezeichnet.
Einige Staatsoberhäupter haben versucht, die autoritären Notmaßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 zu normalisieren, andere haben die Pandemie als Gelegenheit gesehen, ihre Macht zu festigen. "Anstatt die Menschen zu unterstützen und zu schützen, haben sie die Pandemie einfach benutzt, deren Rechte massiv zu untergraben", sagte Callamard und zitierte Fälle wie Ungarn, wo die Regierung eine Reform eingeführt hat, die die Verbreitung von Falsch-Informationen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft. Länder wie Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Oman haben ähnliche Maßnahmen erlassen, die laut Amnesty nur dazu dienten, kritische Kommentare zum Umgang der Regierungen mit der Pandemie zu kriminalisieren.
Fälle von Polizeigewalt wurden auf den Philippinen, in Nigeria und Brasilien (und aus Bilbao) gemeldet. In Brasilien haben die Übergriffe der Sicherheitskräfte während des Gesundheits-Notstands zugenommen. AI schätzt, dass die Polizei zwischen Januar und Juni 2020 durchschnittlich 17 Menschen pro Tag – insgesamt mehr als 3.100 – getötet hat. In El Salvador und der Dominikanischen Republik wurden mehr Menschen verhaftet als infiziert. In Lateinamerika, wo es "eine Mischung aus Verleugnung, Opportunismus und Missachtung der Menschenrechte" gab, sind historisch marginalisierte Gruppen den Auswirkungen von Covid-19 stärker ausgesetzt.
Für andere Staatsoberhäupter wie Indiens Narendra Modi oder Chinas Xi Jinping war die Pandemie eine Gelegenheit, von anderen umstrittenen Maßnahmen abzulenken, wie z. B. der Durchsuchung von Wohnungen und Büros im Falle Indiens oder der Unterdrückung von Minderheiten in Ostturkestan und der Verabschiedung von repressiven Gesetzen in Hongkong im Falle Chinas.
Callamard appellierte an die internationale Gemeinschaft, einzugreifen, und erinnerte daran, dass Institutionen wie der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) und die UN-Menschenrechts-Mechanismen "dazu da sind, Täter zur Rechenschaft zu ziehen, egal ob es sich um Einzelpersonen oder Staaten handelt". "Traurigerweise zeigte das Jahr 2020, dass sie in einer politischen Pattsituation gefangen sind, die von Führern verursacht wird, die versuchen, kollektive Reaktionen auf Menschenrechts-Verletzungen zu untergraben und davon zu profitieren", beklagte der Sekretär von Amnesty International. (OLATZ)
UND SONST … Neue Altersregelung bei AstraZeneca: nun soll zwischen 60 und 69 geimpft werden. Die bereits ein Mal geimpften Jüngeren sollen eventuell auf die zweite Dosis verzichten; oder mit einem anderen Stoff nachgeimpft werden. Improvisation ist Trumpf.
(2021-04-08)
A BIS Z, IM KRIEGSZUSTAND
Immer wenn wir denken, “Schlimmer geht’s nimmer“, was das Covid-Management anbelangt, kommt irgendein verantwortungsloser Politiker und setzt doch noch einen drauf. In diesem Fall ist es halb Europa, das einen Plot wie im schlechtesten Katastrohen-Film auf das Parkett bringt. AstraZeneca (AZ) ist der Stoff der dumpfen Handlung. Seit Wochen herrscht Polemik um den Junkstoff, im Zickzack-Kurs versuchte die Politik, das Problem zu umschiffen: Impfungen mit Todesfolge – keine gute Werbung für die Rettung der Menschheit.
Jetzt soll der Stoff denen entzogen werden, die vermutlich besonders (tödlich) von den Nebenwirkungen betroffen sind, dabei ist die Strategie unterschiedlich: in einem Land wird der goldene Schuss nicht mehr über 65 Jahre verabreicht, im nächsten nur von 60 bis 65, wieder andere setzen das Limit bei 60, andere ziehen den Stoff ganze aus dem Verkehr. Totales Chaos. Klar ist nur eines: der Stoff kann tödlich wirken, vor allem bei jüngeren Personen und bei Frauen.
Die Durchhalte-Parolen sind an Zynismus nicht zu übertreffen. “Die Vorteile überwiegen die Nachteile“. Übersetzt heißt das, “wir nehmen gerne zwei, drei vier Dutzend Nebenwirkungs-Tote in Kauf, wenn wir gleichzeitig 2 Millionen immunisieren können.“ Wie wäre es denn mit 68 zu 67? Oder: “An Covid sterben mehr Menschen als an den Nebenwirkungen von AZ.“ Weltmeisterschaft der Dünnbrettbohrer, es wird nicht die letzte Blüte sein. Die Politik hat die Pharmalobby nicht mehr über sich, sie ist zu deren Sprachrohr geworden. Denn in zehn oder zwanzig Jahren (wenn nicht früher) werden sicher weiter schwerwiegende Spätfolgen festgestellt, wenn alles zu spät ist und wir uns bereits mit der drittnächsten Pandemie herumschlagen.
Dass die Altersgruppen nun eingeschränkt werden, ist ein Eingeständnis über das Versagen des Medikaments. Auch wenn alle hinzufügen, dass sie nicht wissen, wie der genaue Zusammenhang ist zwischen Gut und Böse. An Coronavirus sterben Personen, die sich angesteckt haben. An AZ sterben gesunde Leute, die sich schützen wollten. Friendly fire – will sagen, wenn im Krieg geschossen wird, kann es durchaus auch mal die eigenen Leute treffen, die gerade im Weg standen. Denn so ist Krieg. AstraZeneca und die Versorgung der Welt mit teuren, von Steuergeldern bezahlten Pharma-Produkten ist genau das: Krieg.
UND SONST … Die vierte Welle der Pandemie rollt unaufhaltsam durch das Baskenland, Ansteckungszahlen wir vor zwei Monaten. Bilbao rutscht in die rote Zone (ab Dienstag). Herden-Immunität von 70% wahrscheinlich doch erst im November.
(2021-04-07)
ALLES WIRD GUT!
Pedro Sanchez hat den Mund ordentlich voll genommen und angekündigt, dass bis Juli die Hälfte seiner Bevölkerung geimpft sein werde. Eine Aussage, die in Hinblick auf die fehlenden Impfstoffe und die bisher langsame Arbeitsweise utopisch klingt oder zumindest viele Fragen offen lässt. Der im November 2020 beschlossene Alarmzustand soll über Mai 2021 hinaus nicht verlängert werden. Damit würde die rechtliche Grundlage für lokalen Lockdown, Ausgangssperre und Schließung von Gaststätten wegfallen.
Sollte Sanchez` Ankündigung Realität werden, käme dies dem Verkünden des Endes der Pandemie gleich: denn nur die Abwesenheit von Coronavirus macht Schutzmaßnahmen überflüssig. Das Ende wiederum ist nicht vorstellbar, wenn im Juli erst die Hälfte der Bevölkerung geimpft sein soll. Absurde Zahlenspiele, einmal mehr.
Der baskische Ministerpräsident Urkullu, ebenfalls ein bekannter Freund unlogischer Maßnahmen, beschwerte sich nicht über die Ankündigung vom Ende des Alarms, sondern über die Tatsache, dass er wieder einmal nicht vorher gefragt wurde. Damit wären wir am Ausgangspunkt der Leidensgeschichte vor einem Jahr zurück. Madrid entscheidet, der Rest muss (folgsam) folgen. Und die Basken wissen alles besser.
UND SONST … Kritik an der Polizei, weil sie vor dem Pokalfinale nicht entschlossen genug gegen die randalierenden Fans vorging. Überraschende Antwort: “Wir sind doch kein Polizeistaat“.
(2021-04-06)
KOLLATERALSCHÄDEN IN KAUF NEHMEN
Zum ersten Mal nach den Meldungen über Todesfälle bei gesunden Personen, die mit AstraZeneca geimpft wurden, räumt ein hochrangiger Beamter der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) ein, dass es Hinweise auf einen "Zusammenhang" zwischen den tödlichen Thrombosen und dem britischen Impfstoff gibt.
"Wir können jetzt klar sagen, dass es einen Zusammenhang gibt. Was diese Reaktion auslöst, wissen wir allerdings noch nicht. Kurz gesagt, in den nächsten Stunden werden wir feststellen, dass es einen Zusammenhang gibt, aber wir müssen noch verstehen, wie das passiert", gab Marco Cavaleri, Leiter der Impfstoffstrategie bei der EMA, in einem heute veröffentlichten Interview mit der italienischen Tageszeitung Il Messaggero zu.
Cavaleris Aussage ist eine wesentliche Änderung der Position der EMA zu dem Impfstoff. Am 18. März, nachdem mehrere Länder die Verabreichung dieses Mittels nach mehr als dreißig Fällen von Thrombosen in der EU ausgesetzt hatten, erklärte das Komitee zur Risikobewertung (PRAC) der EMA, es gäbe keine schlüssigen Beweise, die die Embolien mit dem Impfstoff in Verbindung bringen. Obwohl damals bereits eingeräumt wurde, man könne nicht völlig ausschließen, dass es eine Verbindung gibt. Deshalb drängte die Behörde die zehn europäischen Länder (darunter Spanien), die die Impfung mit AstraZeneca ausgesetzt hatten, dies so schnell wie möglich wieder zurückzunehmen, da die "Vorteile des Impfstoffs die Risiken bei weitem überwiegen".
Diese Haltung der EMA hat sich nicht geändert. Cavaleri betonte, das Nutzen-Risiko-Verhältnis spräche immer noch für den Impfstoff, auch wenn seine Verabreichung mit Thrombosen in Verbindung gebracht wird. Der EMA-Direktor erklärte, derzeit müsse der Impfstoff bei bestimmten Bevölkerungs-Gruppen eingesetzt werden: "Junge Frauen sind häufig Opfer von Thrombosefällen, sie erleiden das Covid jedoch weniger stark. Es wird sorgfältige Arbeit erfordern, um zu verstehen, ob das Nutzen-Risiko-Verhältnis für den Einsatz des Impfstoffs in allen Altersgruppen spricht", sagte er. Nach der PRAC-Stellungnahme im März endeten die Bedenken keineswegs, weiterhin wurden Thrombose-Fälle gemeldet. Großbritannien hat in den letzten Tagen eingeräumt, dass sieben kürzlich mit AstraZeneca Geimpfte gestorben sind und 23 weitere Personen Schlaganfälle unterschiedlicher Art erlitten. Die Mehrheit (22 Patienten) war von venösen Hirnthrombosen betroffen, diese Erscheinung wird am häufigsten mit der Impfung durch AZ in Verbindung gebracht. OLATZ
UND SONST … Bilbao und Donostia sind haarscharf an einem neuen lokalen Einschluss vorbeigeschrammt. Doch am Montag wird die Maßnahme angesichts der steigenden Covid-Zahlen unvermeidlich. Dagegen hat es Gasteiz und die Provinz Araba getroffen, daneben wurden mehr als 20 Ortschaften isoliert, Tendenz steigend.
(2021-04-03)
ADRENALIN
Wenige Stunden vor dem historischen Cup-Finale zwischen La Real und Athletic. Die Stimmung auf den Straßen ist bestens, überall mischen sich blaue und rote Trikots. Die Behörden hatten gewarnt, aber ohne Wirkung. Ein angesichts der Pandemie viel zu großer Massenauflauf konzentriert sich auf der Pozas-Straße, der Fanmeile vor dem Bilbo-Stadion San Mames. Ohne jegliche Kontrolle, Adrenalin pur. Endlich wieder mal eine richtige Party auf der Straße, viel zu lange darauf verzichtet. Dieser Tag ist ideal – und wenn es das letzte Mal im Leben ist!
Weihnachtsfeiern, Ostergeschäfte, Pokalfinale – alles andere als dienlich für die Eindämmung des Covid. Die Rechnung für Weihnachten haben wir im Januar bezahlt. Die für Ostern zahlen wir im April. Die von Pozas zahlen extra. Denn aus der Massenfeier ist Straßenrandale geworden. Junge Männer kühlen sich ihr Mütchen und nutzen den Schatten der Masse, um die Polizei zu narren, Container brennen. Die Polizei schießt, wie damals auf Iñigo Cabacas, den friedlichen Fußball-Zuschauer vor der Kneipe vor elf Jahren.
Zu viel Adrenalin ist kein guter Berater. Manche werden sagen, ist ja verständlich nach so viel Verboten und Einschränkungen, die jungen Leute brauchen ihren Auslauf. Den brauchen wir alle, auch ohne drauflos zu schlagen. Die Politiker zögern keinen Moment, gegen die Randale ins Kraut zu schießen. Dabei sollten sie vornehm schweigen, denn ein Großteil der Verantwortung für die Scherben geht auf ihr Konto. Wer eins ums andere Mal die Wirtschaft in den Vordergrund stellt und die Masse leiden lässt, muss sich über den (männlichen) Volksaufstand nicht wundern. Die Geduld ist längst aufgebraucht, Vertrauen war ohnehin nie vorhanden. Schlechtes Krisen-Management führt zur Brutalisierung der Szenerie an allen Enden. Das sollten sich die Dickhälse hinter die Ohren schreiben. OLATZ
UND SONST … Im Westen nichts Neues, Bilbao steht vor dem Eintritt in die rote Zone.
(2021-04-01)
SPRITZENPFLICHT
Seit Wochen wurde stolz gemeldet, dass es baskischen Altersheimen keine neuen Corona-Fälle mehr gäbe, seit alle geimpft sind und die Sicherheits-Maßnahmen streng eingehalten werden. Nun der Rückschlag in Gipuzkoa und zwar heftig. In einem kleinen Ort im Goierri-Landkreis wurden mehr als 20 Bewohnerinnen und Bedienstete positiv getestet, nur asymptomatisch, aber immerhin. Das pikante: drei Arbeiterinnen hatten die Impfung verweigert. Das kann nicht ohne Folgen bleiben …
In Italien ist man da schon einen Schritt weiter. Für Bedienstete im Gesundheitswesen wird die Impfung zur Pflicht. Drei Aufforderungen bzw. Verwarnungen wird es geben. Nach dem ersten negierten Impf-Aufruf werden 20% des Gehalts abgezogen, nach dem zweiten noch einmal so viel. Bei der dritten Verweigerung folgt ein vorläufiges Berufsverbot, erst einmal bis Dezember. Schöne Bescherung … OLATZ
UND SONST … Jugendliche prügeln sich auf dem Rückweg vom Strand um Fahrplätze im öffentlichen Bus, der Transport kollabiert.
(2021-03-31)
SIE SIND WIEDER DA!
Sie sind wieder da und auf der Straße einfach zu erkennen. An ihrer Kleidung, ihren Gewohnheiten, den falschen Schlappen zur falschen Tageszeit. Oder am schlechten Englisch der Stadtführerinnen. Sie kommen aus Deutschland, Frankreich, Holland und England und haben Tausende von Reisekilometern hinter sich. Meine “Bewegungsfreiheit“ mit Bilbao als Mittelpunkt geht 15 Kilometer nach Westen, 30 nach Norden, 130 nach Osten und 60 nach Süden. Mir reicht das vorläufig, vielen anderen baskischen Zeitgenossinnen nicht, sie wollen endlich wieder … und dürfen nicht. Besonders bitter ist es, im direkten Umfeld die Fernreisenden anzutreffen – die sehr wohl dürfen.
Keine noch so schlaue Regierung kann solche Widersprüche erklären. Auch nicht die eigenen Panne-Entscheidungen und Schwachsinns-Maßnahmen. Während die Gaststätten wieder zur Kurzarbeit gezwungen werden, laufen an den Sonnenstränden Zehntausende Einheimische auf, um sich über alle Schutzmaßnahmen hinwegzusetzen und sich fröhlich anzustecken, dass die vierte Welle endlich in aller Herrlichkeit entfalten kann. Der Rückweg wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, dabei füllen sich Metro und Busse derart, dass sich der Vergleich mit den berühmten Sardinen förmlich aufdrängt. Lasset den Virus zu mir kommen – an weihnachtliche Besinnlichkeit erinnernd. Die Begleiterscheinungen der Pandemie wirken über weite Strecken surrealistisch. Die Gegenmaßnahmen kommen auf derselben Strecke daher. Also wenigstens: Touris go home. OLATZ
UND SONST … Das Messezentrum Bilbao wird sich ab morgen füllen wie die bizkainischen Strände, um täglich 5.000 Impfungen durchzuführen. Im Mittelpunkt das tödliche AstraZeneca.
(2021-03-30)
NOTLÜGEN ZUR IMPFUNG
Die Unwahrheiten über den Impfstoff AstraZeneca werden immer unverschämter, die tödlichen Nebenwirkungen häufen sich. In Norwegen, Dänemark, Spanien und Deutschland werden schwere Folgen der Impfung registriert, einige tödlich. In anderen Staaten werden ähnliche Erscheinungen offenbar gedeckelt. Aber überall wird weiter gespritzt. Die offizielle Version: ein direkter kausaler Zusammenhang sei nicht feststellbar. Vorher gesunde Menschen sterben nach der Spritze – kein Zusammenhang erkennbar. Aus Deutschland werden 31 Fälle von Kollateralschäden gemeldet (im baskischen Fernsehen). Neun Fälle mit tödlichem Ausgang, sieben Frauen und zwei Männer, was keine Neuigkeit darstellt. In einer norwegischen Untersuchung war bereits festgestellt worden, dass Frauen anfälliger sind für Gehirn-Thrombosen nach der AZ-Spritze.
Besonders verdächtig ist nun die Änderung bei der Altersgruppe, die mit AZ gefixt werden soll. Bislang war der Stoff für alle bis zum Alter von 65 Jahren vorgesehen, ein Grund dafür wurde nie genannt, offenbar wurde eine Gefahr für Ältere vermutet. Nun verkehrt sich die Strategie in ihr Gegenteil: mit der Todesspritze sollen ab sofort nur noch über 65-Jährige geimpft werden, zumindest nach Meldungen aus Deutschland und dem Baskenland. Und wieder erklärt niemand, was dahinter steckt. Wir müssen selbst den Grips anstrengen, es liegt auf der Hand: von den bisherigen Nebenwirkungen waren ausschließlich oder vor allem (unklare Information) jüngere Menschen und Frauen betroffen.
Zwei Millionen AZ-Impfungen wurden in Deutschland verabreicht, das ist für die Verantwortlichen Grund genug, 31 Fälle von schweren Nebenfolgen als notwendiges Übel zu hinzunehmen: “besser als hundert oder tausend Covid-Tote“. Das wagt niemand zu sagen, aber gedacht wird es. Weil keine Bereitschaft besteht, wirksame Maßnahmen gegen die Pandemie einzuleiten und wirksame Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Pandemien. Wir stehen vor einem als Kollateralschaden geschminkten Serienmord. (OLATZ)
UND SONST … Die baskischen Strände sind voll wie im August, ohne Distanz und Masken. Die baskischen Busse sind voll wie japanische U-Bahnen zur Rush-Hour. Die baskischen Straßencafés sind voll, als hätte es Tourismus nie gegeben. Die Covid-Zahlen steigen, als hätte es nie eine Pandemie gegeben.
(2021-03-28)
PANDEMISCHE DUMMHEIT
Kilometerlange Autoschlangen, zum Strand, an den Zugängen zu den bekanntesten Bergwanderungen. Wie immer hatten alle dieselbe Idee, dasselbe Ziel und dachten sicher, dass sie dort allein sein werden. Die Situation ist surrealistisch. Wieder war es der letzte Tag vor den neuen Restriktionen, und wieder geht der Unternehmungs-Impuls über alle Vernunft. Wer an die Urdaibai-Strände wollte, stand hinter Gernika bereits im Stau, in Muskiz an der kantabrischen Grenze ging es ähnlich eng zu. Bask*innen sind Suchtmenschen, die meisten jedenfalls. Dass es anders geht ist sicher, auf meinem Spaziergang durch abgelegene Barrios im Stadtgebiet war durch Ruhe und wenig Auflauf geprägt. OLATZ
UND SONST … Nach 80% der 200.000 Köpfe zählenden Bevölkerung in Gibraltar geimpft ist, wurde die Maskenpflicht zurückgenommen.
(2021-03-27)
LEGALES MASSENKONZERT
Barcelona geht neue Wege aus der Coronavirus-Krise. In einem großen Veranstaltungs-Saal fand ein Konzert mit 5.000 Personen statt. Mit grünem Licht durch die Gesundheitsbehörden und ohne Sicherheitsabstand der Anwesenden. Zum Schutz waren nur Gesichtsmasken gefordert, sowie ein negativer Test direkt vor der Veranstaltung. Die Veranstaltung war ausverkauft und wurde zu einem vollen Erfolg. Ob sich dieser Erfolg auch Tage nach dem Event fortsetzt, bleibt abzuwarten. Das Konzept gilt als Prototyp für Veranstaltungen in Pandemie-Zeiten.
UND SONST … Die neuen Restriktionen der Baskischen Regierung beginnen am Montag, Verzweiflung und Depression gehen um. Immer mehr Orte übersteigen die Hürde von 400 und werden wieder eingeschlossen.
(2021-03-26)
VIERTE WELLE AMTLICH BESTÄTIGT
“Zwei Schritte vor und drei zurück, so kommt der Mensch voran“ – so oder ähnlich ist das Motto der (nicht nur) baskischen Anti-Covid-Politik. Ein Witz, wenn es nicht so ernst wäre. Niemand macht sich und anderen etwas vor, dass wir auf der vierten Welle schwimmen. Nur drei Wochen, nachdem die dritte für beendet erklärt wurde. Osterferien, Oster-Tourismus – Risikofaktoren erster Güte standen vor der Tür. Alle Empfehlungen zur Zurückhaltung halfen nichts. Die britische Covid-Variante stellt mittlerweile 90% der baskischen Ansteckungsfälle.
Und wieder wird zurückgerudert. Wieder wird den Gaststätten der schwarze Peter zugeschoben. Jetzt soll drinnen nur noch gegessen werden, allein die Terrassen bleiben erlaubt. Vorläufig. Die lokalen Lockdowns werden ab 400 Fällen pro 100.000 ebenfalls wieder eingeführt bzw. verschärft. Alles schon mal dagewesen! Déjà vu hoch zehn.
Die Reaktion: Enttäuschung bei denen, die gewissenhaft die Regeln eingehalten haben, um die öffentlichen Aktivitäten aufrecht zu erhalten. Verzweiflung in der Gastronomie. Hass unter den Gastronom*innen, die erneut als Verantwortliche disqualifiziert werden. Ignoranz unter denen, die ohnehin nicht viel nachdenken und nur mit Adrenalin und Promille funktionieren. Der Gang durch den abendlichen Freitag war ein Spießrutenlauf durch maskenfreie Massen mit Bierflasche in der Hand, in engen Straßen ohne Polizeipräsenz. Nach dem erneuten Teil-Lockdown machte das Altstadt-Ambiente den Eindruck von Endzeit-Stimmung: “Nach uns die Sintflut“. Eine Mischung zwischen Ungläubigkeit, Surrealismus und Rebellion.
Ein normaler Sommer rückt in weite Ferne. Damit auch die Eurocopa in Bilbo. Wir wollen nur noch aufwachen und feststellen, dass alles nur ein schlechter Traum war. (OLATZ)
UND SONST … Die schwarze Liste der meist-angesteckten Orte wird publiziert. Dafür kommt die Tour de France im Jahr 2023. Die Polizei schießt auf Arbeiter, die für ihre Arbeitsplätze kämpfen. Wer im Baskenland gebucht hat, darf auch reisen. Wenigstens bleiben die Karfreitags-Prozessionen verboten.
(2021-03-22)
CORONA-ARMUT, CORONA-LÜGEN
“Niemand bleibt zurück“ war eine der Parolen, die zu Beginn der Pandemie immer wieder zu hören war, gebetsmühlenhaft, verdächtig oft. Bereits da war klar, dass es sich um einer der großen Corona-Lügen handelte. Weil sich einige Promis und Präsidenten schnell ansteckten, wurde gleichzeitig die Parole ausgegeben, dass das Virus klassenübergreifend zuschlage. Eine weitere zur Hölle stinkende Unwahrheit. Längst ist die Verfallszeit dieser Propaganda überschritten. Wir sehen der Realität ins Auge.
In Lateinamerika trieb Die Pandemie die Armut auf höchsten Stand seit 12 Jahren. Als Folge der akuten durch das Coronavirus forcierten Wirtschaftskrise verzeichnete Lateinamerika im Jahr 2020 einen Rückgang des Brutto-Inlands-Produkts BIP um 7,7%. Die Armut betrifft 209 Millionen Menschen, das macht 33,7% der Gesamtbevölkerung der Region mit 654 Millionen Bewohner*innen. Inzwischen sind 78 Millionen Menschen von extremer Armut betroffen.
Die Impfung gegen COVID-19 verläuft in armen und reichen Ländern extrem ungleich. In 107 Ländern und Territorien wurden mehr als 200 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht, 45% davon in den reichen Ländern der G7 (Vereinigte Staaten, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien und Japan), obwohl dort nur 10% der Weltbevölkerung leben. Israel ist der Staat mit der höchsten Rate an Impfungen, die Zahl der Impfdosen, die in die besetzten Gebiete Palästinas gelangen werden zu wenigen hundert gezählt. (OLATZ)
UND SONST … Illegale Partys von Einheimischen und Touristen häufen sich in Madrid. Die örtliche Polizei war zwischen Donnerstag und Sonntag gezwungen, in 474 heimlichen Partys oder illegalen Treffen in Wohnungen einzugreifen, die in der spanischen Hauptstadt von Wochenende zu Wochenende mehr werden, obwohl sie wegen der Epidemie COVID-19 völlig verboten sind. Seit Beginn des zweiten Alarm-Zustandes im spanischen Staat (25. Oktober 2020) musste die Polizei bei 7.789 Partys oder Versammlungen in Madrid wegen Nichteinhaltung der Gesundheits-Maßnahmen eingreifen, die wegen wiederholten Infektions-Wellen aufrechterhalten werden.
(2021-03-21)
CORONAVIRUS FÜR PFERDE
Zoonosen sind Virus-Krankheiten, die von der Tierwelt auf Menschen übergehen. So ist davon auszugehen, dass das Coronavirus – wo auch immer – aus der Tierwelt stammt. Schweinepest, Hühnergrippe, Rinderwahn – es könnte sein, dass nun die Pferde an der Reihe sind. Das kann aus einer Nachricht aus dem spanischen Valencia geschlossen werden.
Besorgnis über einen Ausbruch von Rhinopneumonitis (span: Rinoneumonitis), einem Virus, das Pferde befällt und sich ausbreitet. In der Region Valencia kam es zu mehr als 100 positiven Fällen, sechs Pferde sind gestorben. Weitere vier Fälle wurden in Katalonien festgestellt. Der in Valencia festgestellte Virus ist besonders aggressiv und hält den spanischen Pferdesportsektor in Atem, seit im Februar die ersten Fälle dieser Infektionskrankheit festgestellt wurden.
Konkret wurde der Ausbruch im Reitzentrum Saltos (CES) in Godella entdeckt, wo sechs der mehr als 100 erkrankten Pferde gestorben sind. Alles deutet darauf hin, dass das Virus nicht im CES entstanden ist, sondern über ein Pferd aus Belgien eingeführt wurde, das die Krankheit während eines Reitturniers verbreitet hat. Tatsächlich war Spanien bis jetzt frei von dieser Krankheit, in anderen europäischen Ländern wie Belgien oder Frankreich hingegen trat das Virus früher auf. Es handelt sich um die schwerste Ansteckung in Europa seit Jahrzehnten.
Nach der Bestätigung der ersten Infektionen wurden die CES-Einrichtungen geschlossen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Die Analyse der ersten Proben bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. "Dies ist die schwerste Infektion seit Jahrzehnten in Europa", ließ die Internationale Reiter-Vereinigung mitteilen. Die Rhinopneumonie betrifft Pferde in ihrem neurologischen, respiratorischen und reproduktiven System. "Nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen hätte ich mir vorstellen können, was ich jetzt durchmache. Ich weiß, dass das Covid schrecklich ist, aber für mich persönlich ist der Ausbruch der Pferde-Rhinopneumonie das Schlimmste, was ich in meinem Leben erlebt habe", drückte die Besitzerin von CES Valencia in sozialen Netzwerken ihre Besorgnis aus.
AGGRESSIVE VARIANTE
Die Pferde-Rhinopneumonie ist eine Viruserkrankung, die Atemwegs- und Nervenstörungen sowie Aborte verursacht und durch ein Pferde-Herpesvirus hervorgerufen wird. Laut dem Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung gibt es keine wirksame Behandlungsform. Daher wird ein gutes Farm-Management, eine Verbringungs-Kontrolle und die Impfung aller Tiere empfohlen. Die Impfung bietet allerdings keinen vollständigen Schutz, ihre Anwendung ist jedoch wirksam bei der Vorbeugung von Fehlgeburten, Atemwegs- und neurologischen Erkrankungen.
Die Internationale Reiter-Vereinigung hat erklärt, dass dieser Stamm, EHV-1 genannt, besonders aggressiv ist und bereits zu Todesfällen und einer großen Anzahl von schweren klinischen Fällen geführt hat. Die Pferde, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben und die Anlage verlassen haben, werden genau beobachtet. Die Sorge in der Branche gilt nun der möglichen Ausbreitung der Krankheit. Bislang wurden in Katalonien vier positive Fälle bei Pferden bestätigt, die an dem in Valencia ausgetragenen Turnier teilgenommen haben. Diese Fälle haben zur Schließung von drei Gestüten geführt.
Die in Valencia entdeckte Variante ist überaus aggressiv und befällt Pferde sowohl in ihrem neurologischen als auch in ihrem Atmungssystem. Nach der Ansteckung können sich die Tiere nicht aufrecht halten und sterben an der Infektion. Der Grad der Übertragung des Virus ist so hoch, dass Turniere und andere Pferde-Aktivitäten in zehn europäischen Ländern bis zum 28. März ausgesetzt wurden.
CORONAVIRUS BEI PFERDEN
Diese für den Menschen nicht ansteckende Pferde-Rhinopneumonie verbreitet sich schnell durch Aerosole oder durch direkten Kontakt über Schleimhäute oder jeden Gegenstand, der gemeinsam benutzt wird, wie z. B. Wassertröge. In der Tat ist seine Übertragung der des Coronavirus sehr ähnlich. Bisher durchgeführte Maßnahmen sind die schnelle Isolierung von positiv getesteten und die Quarantäne von Tieren, die kompatible Symptome zeigen. Der Spanische Pferdesport-Verband hat versichert, dass er bis Ende März "zusammen mit den staatlichen und regionalen Gesundheitsbehörden weiterhin eine umfassende Kontrolle über alles durchführen wird, was in Valencia wie in anderen Regionen geschieht, um gegebenenfalls den Reitsport wieder zu ermöglichen“. (Quelle)
UND SONST … Steigende Covid-Zahlen in Euskadi. Madrid, die Stadt mit den lockersten Beschränkungen, zieht europäischen Tourismus an. Binnen-Tourismus macht Bilbao zum Zentrum des baskischen Vergnügens. Demonstrationen in Donostia und Bilbo zum Internationalen Tag gegen Rassismus.
(2021-03-20)
DIE GEFAHR VON ASTRAZENECA
Norwegische Experten teilen mit, die Ursache für seltene Blutgerinnsel bei mit AstraZeneca geimpften Menschen gefunden zu haben. Sie hatten die drei eingelieferten Gesundheits-Mitarbeiter untersucht und gehen davon aus, dass der Impfstoff von AstraZeneca eine schwere Immunreaktion verursacht hat. Einer der drei Betroffenen ist gestorben. Keine Überraschung war, dass Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), die sich in der Vergangenheit mehrfach als dubios charakterisiert hat, gestern in der bürgerlichen Presse den Impfstoff von AstraZeneca als “sehr sicher“ bezeichnete, und dass er mehr Vor- als Nachteile für die Gesundheit der Menschen habe. Grund zum Misstrauen.
Es wäre kein Wunder, wenn diese Agentur einmal mehr die Unwahrheit sagen würde, um einen multinationalen Konzern zu begünstigen. Vor wenigen Tagen zum Beispiel erhielt die EU Pfizer-Impfstoffe mit defekter mRNA und die Europäische Arzneimittel-Agentur deckte den Betrug. “Wir haben die Ursache für die Beschwerden unserer Patienten gefunden“, sagt Professor Pal Andre Holme, Chefarzt am Rikshospitalet in der Hauptstadt Oslo.
Eine Gruppe von Medizinern unter der Leitung von Holme hat in den letzten Tagen intensiv daran gearbeitet, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum drei Mitarbeiter des Gesundheitswesens, alle unter 50 Jahren, mit schweren Blutgerinnseln ins Krankenhaus eingeliefert wurden, nachdem sie mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft wurden. Experten gingen von der Hypothese aus, dass der Impfstoff eine unerwartete Immunreaktion auslöste, die zu einer Kombination aus Blutgerinnseln und wenigen Blutplättchen führte. Diese These hat sich ihrer Ansicht nach bestätigt.
“Unsere Theorie, dass es sich dabei um eine gravierende Immunreaktion handelt, die höchstwahrscheinlich nach der Impfung auftritt. Zusammen mit der Sektion für Thrombozyten-Immunologie im Universitäts-Krankenhaus Nord-Norwegen (UNN) haben wir nun spezifische Antikörper gegen Thrombozyten festgestellt, die ein solches Bild ergeben können. Das kennen wir auch in anderen Bereichen der Medizin, dann aber mit Medikamenten als Auslöser.“ So der Chefarzt. “Wir haben Recht. Für diese Immun-Antwort gibt keine andere Erklärung als den Impfstoff“, sagt Holme. Frage: Warum kann es nicht etwas anderes sein als der Impfstoff? “Weil wir keine andere Vorgeschichte bei diesen Patienten haben, die eine so starke Immunreaktion erklären würde. Ich bin sicher, dass diese Antikörper die Ursache sind, und ich sehe keinen anderen Grund als den Impfstoff, der das auslöst.“
Bislang wurden etwa 120.000 Personen in Norwegen mit AstraZeneca geimpft. Von der Gesamtzahl der geimpften Personen wurden nur wenige Fälle von möglichen schweren Nebenwirkungen gemeldet. Dennoch hat Norwegen die Impfung vorerst gestoppt. Holme betont, dass das Problem nicht generell die Antikörper im Blut sind. “Wir sprechen hier von ganz spezifischen Antikörpern.“ Frage: Was ist im Körper von der Zeit der Impfung bis zur Erkrankung passiert? “Wir wenden den Impfstoff an, um eine Immunreaktion gegen das zu bekommen, wogegen wir geschützt werden wollen. Der Körper entwickelt unter anderem Antikörper. Einige Antikörper können so reagieren, dass sie die Blutplättchen aktivieren, wie in diesem Fall, und Blutgerinnsel verursachen. Und weil wir diese Antikörper an der Oberfläche haben, werden sie aus dem Kreislauf eliminiert, so dass wir zu wenig Blutplättchen haben“, sagt Holme.
Am Sonntag starb einer der drei ins Rikshospitalet eingelieferten Gesundheits-Mitarbeiter. Die drei Sanitäter wurden wegen einer sehr seltenen Krankheit behandelt: * Sie kamen mit akuten Schmerzen. * Sie hatten Blutgerinnsel an ungewöhnlichen Stellen, wie dem Magen und dem Gehirn. * Außerdem hatten sie Blutungen und niedrige Thrombozyten-Zahlen.
Große Teile Europas, auch Norwegen, haben die Verwendung des AstraZeneca-Impfstoffs bis auf Weiteres eingestellt. Nachdem Norwegen und Dänemark über schwerwiegende Nebenwirkungen berichteten, haben andere Länder ihre Daten überprüft, um nach ähnlichen Fällen zu suchen. Steinar Madsen von der norwegischen Arzneimittel-Behörde sagt, dass sie informiert wurden, dass Rikshospitalet von einer schweren Immun-Reaktion ausging, wollte aber zu diesem Zeitpunkt keine Details kommentieren. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) gab auf ihrer folgenden Sitzung wieder grünes Licht für den Impfstoff. Madsen ging davon, dass die Ergebnisse aus Norwegen für die Stellungnahme der EMA berücksichtigt werden. Nun liegt es an den nationalen Regierungen, zu entscheiden, wie es in den einzelnen Ländern weitergeht. Wie es scheint, ohne Rücksicht auf Verluste.
UND SONST … Die vierte Welle kommt, wird aber nicht so gravierend. Experten fordern strengere Maßnahmen, um die vierte Welle zu verhindern. Vierzig Personen bei einem illegalen evangelistischen Gottesdienst mit Livemusik.
(2021-03-19)
UNANGENEHME WAHRHEITEN
Der baskische Ministerpräsident hat das Zauberwort in den Mund genommen: Vierte Welle. Nur wenige Tage nach der letzten Lockerung ist ein erneutes Versagen der beschlossenen Maßnahmen absehbar. Was alleine helfen kann sind neue Restriktionen. Der siebenundzwanzigste Fehler im Pandemie-Pingpong. Wir erinnern uns. Im vergangenen Juli 2020 gab es Tage, an denen keine Toten und keine Neuansteckungen verzeichnet wurden. Der einzig mögliche Folgerung: der Total-Lockdown zu Hause hatte Wirkung gezeigt. Die Politik glaubte die Pandemie überwunden zu haben und setzte auf Tourismus und Geschäfte, so kamen die nächsten Wellen, wie am richtigen Meer.
Weil bei den folgenden Covid-Etappen nicht mehr auf konsequente Maßnahmen gesetzt wurde, wurde das Juli-Ergebnis nie wieder erreicht. Zuletzt wurde gelockert, weil alle Hoffnung auf die Impf-Kampagne gerichtet war. Doch die stockt. Verschiedene Länder wie Frankreich, Italien und Deutschland schließen erneut die Bevölkerung ein und die Läden zu. Weil nichts anderes hilft. Es ist bitter, das feststellen zu müssen. Nur der Einschluss hilft wirklich, wohlgemeinte Appelle sind heiße Luft. Immer wurden Bälle absichtlich neben das Tor geschossen. Die Gaststätten seien schuld, eins ums andere Mal.
Sicher falsch, denn die Kneipiers standen derart mit dem Rücken zur Wand, dass sie unfreiwillig zu “Polizisten“ wurden, die aus purer Existenzangst penibel für die Einhaltung der Regeln sorgten. Die Stammkundschaft zieht gerne mit, weil sie ebenso wenig Interesse hat an einer neuen Schließung der geliebten Kommunikationsorte. Vielleicht liegt das Problem ganz unsichtbar in nächster Nähe. Was sich (in unserem direkten Barrio-Umfeld) täglich abspielt ist Folgendes:
Bis 20 Uhr sind die Kneipen auf, alles läuft nach Regeln, vier Personen, alle sitzen, kein Stehkonsum. Die Kneipen schließen und es bleiben zwei Stunden bis zur Ausgangssperre. In dieser Zeit geht alles drunter und drüber, in jeder Ecke der üblichen Kommunikationsräume finden die üblichen chaotischen baskischen Treffen statt: eng und herzlich, aber nicht unbedingt angemessen. Schlauer wäre es, Kneipenschließung und Ausgangssperre zusammenzulegen, und sei es um 23 Uhr, also ein Stunde später. Entscheidungen werden “auf höchster Ebene“ getroffen, von Leuten, die vielleicht von Medizin eine Ahnung haben, aber nicht davon, was auf der Straße passiert. Nicht dass es mir gefallen würden, 23 Stunden am Tag zu Hause zu sein … aber mich fragt ja niemand! Olatz
UND SONST … Der umstrittene Impfstoff AZ wird wieder freigegeben: die Vorteile seien größer als die Nebenwirkungen. Das Unternehmen AZ lieferte weniger als ein Drittel der vereinbarten Menge.
(2021-03-18)
TOTALES COVID-CHAOS
Die verschiedenen Regierungen arbeiten weiter fieberhaft daran, jegliche Klarheit im Umgang mit der Pandemie zu verdunkeln, die Motivation zur Einhaltung der Schutzmaßnahmen zu unterminieren und mit einem gesteigerten Maßnahmen-Chaos jegliche Orientierung unmöglich zu machen. Dazu kommt die Möglichkeit, dass einer der Impfstoffe nicht nur gegen das Covid hilft, sondern gleichzeitig tödlich sein kann.
Kaum eine Woche ist vergangen nach der wiedererlangten Freizügigkeit, uns zumindest in der Region Euskadi wieder frei bewegen zu können. Gleichzeitig machen die Zahlen einen Rückschritt und steigen erneut. Langsam, aber konstant. Zwar wurde angesichts der Osterferien die interregionale Bewegung untersagt, aber innerhalb Euskadis ist mit viel Bewegung zu rechnen, die Landhäuser und Pensionen sind ausgebucht, die Binnen-Tourismus-Branche ist glücklich. Dazu kommt ein langes Wochenende, das erste seit Langem, um Pläne zu machen. Die Ansteckungszahlen werden dadurch nicht besser. Um das Schlimmste zu verhindern, gab die baskische Regierung die Norm aus, dass sich in Privatwohnungen ausschließlich die üblichen Bewohner*innen aufhalten dürfen. Same procedure … jeden Tag neue Regeln, die niemand versteht, weil sie am Ende lächerlich sind.
Auf die Spitze getrieben wird dieses Chaos im Management durch die Nachricht, dass ausländische Touristinnen, zumindest deutsche, wieder in bestimmte spanische Regionen reisen können. Hintergrund ist, dass die Bundesregierung die Balearen und die Kanaren von der Liste der “gefährdeten Zonen“ genommen hat und auf der Gegenseite die spanische Regierung der Einreise zustimmt, um dem Tourismus-Sektor Brosamen zukommen zu lassen.
Es sind diese Entscheidungen, bei denen die Wirtschaft immer wieder Vorrang vor Gesundheit erhält, die die Zurückhaltungs-Disziplin aushöhlen. Im Baskenland wird uns ein Radius von 150 Kilometer Bewegung zugestanden und auf den Straßen tummeln sich Touristen, die zwei- oder viertausend hinter sich haben. Das ist nichts anderes als eine Einladung, illegale Feste zu feiern, sich mit zwei Dutzend Freunden zu treffen und die Hüllen fallen zu lassen. Besser gesagt die Masken. (Olatz, Baskultur)
UND SONST … Drei Fälle von Impf-Nebenwirkungen, einer tödlich. AstraZeneca ist für zwei Wochen auf Eis gelegt. Viele können die zweite Dosis nicht erhalten.
(2021-03-17)
SUSPENDIERT!
Es kam wie es kommen musste: Der Verdacht, dass einer der Impfstoffe gegen Coronavirus unerwünschte / gravierende Nebenerscheinungen hervorbringen könnte, war nach verschiedenen Fällen in unterschiedlichen Ländern nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Mehrzahl der EU-Länder reagierte mit einer 14-tägigen Suspension der Spritze. Zwar wird zwischen Politik und Medien inständig beteuert, dass ei paar Dutzend Fälle unter 30 Millionen Impfungen kein Grund zur Beunruhigung sein könnten. Dennoch wurde der Stoff aus dem Rennen genommen. Wäre der Verdacht eines Zusammenhangs tatsächlich so absurd, wäre sicherlich nichts passiert. Aber möglicherweise trauen nicht einmal die Politiker*innen der Lichtgeschwindigkeit, mit der gleich mehrere Impfstoffe entwickelt, produziert und legalisiert wurden. Immerhin sind weltweit Milliarden an Steuerausgaben und Unternehmens-Profiten im Spiel, das schlagen die Empfindlichkeits-Barometer schon mal etwas kräftiger aus. Vielleicht ist dennoch kein Zusammenhang feststellbar zwischen dem Impfstoff und den aufgetretenen Thrombosen, wirklich vertrauenswürdige Quellen haben wir nicht. Schlimmer sind die mittel- und langfristigen Wirkungen, Nebenwirkungen und Folgen der weitgehend unbekannten Impfstoffe. Die kommen ans Licht, wenn von der Pandemie niemand mehr spricht; oder wenn gerade die nächste wütet. (Olatz)
UND SONST … Die Ansteckungs-Tendenz dreht sich, es werden wieder mehr. Mallorquiner dürfen die Inseln nicht verlassen, Deutsche kommen in Massen zu Besuch.
(2021-03-16)
DIE INSEL-PANDEMIE
Der Chef der Welt-Gesundheit-Organisation stellt zum Thema Impfstoff-Lieferungen fest: "Wir müssen aufhören, bilaterale Deals zu machen". Er nannte keine Namen, muss aber an Israel und Pfizer gedacht haben. In einer hyper-vernetzten Welt macht es wenig Sinn, Inseln zu schaffen. Diese Woche schlugen Wissenschaftler der Duke University in den Vereinigten Staaten Alarm wegen der Situation in Brasilien, die nicht nur für die Brasilianer katastrophal ist, sondern auch eine Bedrohung für die ganze Welt darstellt.
"Welchen Sinn hat es, die Pandemie in Europa oder den Vereinigten Staaten zu bekämpfen, wenn Brasilien eine Brutstätte für das Virus bleibt?", fragte der Neurowissenschaftler Miguel Nicolelis. "Wenn wir dem Virus erlauben, auf diese Weise zu zirkulieren, öffnen wir die Tür für neue Mutationen und die Entwicklung von noch tödlicheren Varianten."
Das ist genau das, was Israel in Miniaturformat tut. Das Land impft die eigene Bevölkerung, gibt den Impfstoff aber nicht an die Bewohnerinnen der besetzten Gebiete Gaza und Westbank. Vielleicht war hier und da von dieser inhumanen Ungerechtigkeit zu lesen. Aber es wurde verschwiegen, warum eine Firma wie Pfizer einem Land das Privileg einräumt, sich problemlos zu versorgen. Eine erste einfache Erklärung ist: Geld. Die israelische Regierung greift tief in die Tasche, um Impfstoffe zu kaufen. Laut israelischen Medien bietet das Land bis zu 50% mehr als den "normalen" Preis.
UND SONST … Die Polizei löst eine Fiesta mit 733 Personen auf. AstraZeneca-Impfstoff in halb Europa suspendiert. Die baskischen Rentner und Rentnerinnen haben in einem Jahrzehnt 420 Euro an Kaufkraft verloren.
ABBILDUNGEN:
(16-03) Titelbild
(16-03)
(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2021-03-16)