Ehrenpreis für kurdischen Regisseur
Das jährlich stattfindende Internationale Filmfestival ZINEBI startet am 18. November 2016 in Bilbao seine 58. Ausgabe. Auf dem Programm stehen 71 Kurz- und Dokumentarfilme aus 33 Ländern. Einen Ehrenpreis erhalten wird der Madrider Schauspieler und Regisseur Jaime Chávarri. Mit demselben Preis ausgezeichnet wird der kurdisch-iranische Filmemacher Bahman Ghobadi für sein Werk. Mikeldi-Preise gibt es für Fiction-, Kurz- und Dokumentarfilme, daneben werden Filme außerhalb des Wettbewerbs gezeigt.
Das Internationale Dokumentar- und Kurzfilm-Festival ZINEBI geht in diesem Jahr vom 18. bis zum 25. November in seine 58. Ausgabe, dabei wird eine neue Preiskategorie für Newcomer vorgestellt.
Vorgestellt wurde das Programm von der Kultur-Senatorin von Bilbao Nekane Alonso, dem Festival-Direktor Ernesto del Río und dem Verantwortlichen für das Programm, Luis Eguiraun. Am 18. November wird das Festival mit der Vergabe des ersten Ehrenpreises eröffnet. Er geht an den Regisseur, Drehbuchschreiber und Filmkritiker Jaime Chávarri.
Chavarri dehte unter anderem „Las cosas del querer” (1989), „Tierno verano de lujurias y azoteas” (1993), „Las cosas del querer, segunda parte” (1995), „Gran slalom” (1996), „Sus ojos se cerraron y el mundo sigue andando” (1997), „Besos para todos” (2000), „El año del diluvio” (2004) und „Camarón” (2005). Am selben Abend werden die sechs baskischen Kurzfilme vorgeführt, die am offiziellen Wettbewerb des Festivals teilnehmen.
Von den 4.109 eingereichten Werken aus 107 Ländern wurden von der Jury des Festivals 71 Produktionen für die Teilnahme am ZINEBI 58 ausgewählt, um sich in drei Kategorien um die Goldenen und Silbernen Mikeldis zu bewerben. 35 Werke sind in der Kategorie Fiktion dabei, 16 Dokumentarfilme und 20 Zeichentrickfilme in den beiden übrigen Rubriken. Von den ausgewählten Filmen stammen 18 aus dem spanischen Staat, sechs davon wurden von baskischen Autorinnen gedreht. Unter den Direktoren dieser baskischen Produktionen befinden sich Garaño und José María Goenaga, die mit „Loreak“ als spanischem Beitrag am diesjährigen Oskar-Wettbewerb teilgenommen hatten. Mit dabei sind auch Kepa Sojo aus Araba und die bizkainische Regisseurin Begoña Vicario, die 1997 einen Goya-Preis gewonnen hatte für den besten Zeichentrickfilm.
Zu den diesjährigen Neuheiten gehört die neugeschaffene Wettbewerbs-Kategorie „Zinebi First Film“, die mit 7.000 Euro dotiert wurde. Ausgezeichnet werden sollen Kurzfilm-Newcomer, die sich um den Einstieg in den Bereich längerer Dokumentarfilme bemühen.
Eine besondere Vorführung findet am zweiten Festival-Tag statt, dem 19. November. Im BBK-Saal wird der Dokumentarfilm „Nosotras, Mujeres de Euskalduna” uraufgeführt (Wir, die Frauen von Euskalduna), der vom Festival selbst mitproduziert und von der Filmemacherin Larraitz Zuazo aus Bilbao gedreht wurde. Gegenstand des Dokumenatrfilms ist der Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze bei der Euskalduna-Werft, der vor genau 30 Jahren Bilbao in Atem hielt. Mit dem Ziel von Produktions- Senkungen wurde 1986 auf Beschluss der Europäischen Union die moderne und wirtschaftliche Werft geschlossen, Tausende verloren ihre Arbeit, Bilbao versank in einem Meer von Arbeitslosigkeit. Bekannt wurde seinerzeit der Kampf der Werft-Arbeiter, der Männer, die Rolle der Frauen, die in ähnlicher Weise aktiv gewesen waren, wurde vielfach ignoriert oder unterschlagen. Dieses Ungleichgewicht soll mit dem neuen Dokfilm korrigiert werden, es geht also um eine Episode der kollektiven Erinnerung der Stadt.
„Beautiful Docs-Panorama“ ist die Kategorie für Spielfilme außerhalb des Wettbewerbs, dabei werden neun Filme gezeigt, die zum Teil bei vergleichbaren Festivals ausgezeichnet wurden. Darunter Werke von bekannten Regisseurinnen wie Sergei Loznitsa, Ulrich Seidl, Robert Green oder Claire Simon.
Im Zyklus „Bertoko Begiradak - Miradas desde Euskadi” (Blicke von Euskadi) präsentiert das Festival fünf neue baskische Produktionen, vier Dokumentarfilme und einen Spielfilm, mit unterschiedlichen Themen. Dazu gehört die Uraufführung von „Gutariko azkena” von Josu Venero (Der letzte von uns), der dem kreativen Schaffen von Kirmen Uribe nachgeht, einem der bekanntesten baskischen Schriftsteller der letzten Jahre. Dazu gehört auch „Bailarines callejeros” von Xuban Intxausti (Straßentänzer), dieser Dokumentarfilm beschreibt die Arbeit zweier Künstler aus Bilbo, die im bulgarischen Plovdiv einen Workshop mit jungen Roma organisierten.
Zum Programm des diesjährigen Festivals gehören Filme aus Argentinien, Brasilien, Mexiko, Kolumbien und Venezuela, sowie Werke aus Ländern, die nicht gerade für Kino-Produktion berühmt sind: wie Kenia, Syrien oder Südafrika.
Mit Unterstützung des Baskischen Filmarchivs (Filmoteca Vasca), zeigt ZINEBI 58 bei der Eröffnungsfeier auch eine Montage von 10 Minuten unter dem Titel „Universitas Deustensis, 1943-1944“. Dabei wurden bisher unveröffentlichte Aufnahmen restauriert, die 70 Jahre in Archiven der privaten Jesuiten-Universität Deustu lagen. Sie stammen von verschiedenen Filmspulen von insgesamt 45 Minuten Dauer, aufgenommen in schwarz-weiß in 16 Millimeter und 35 Millimeter. Darauf sind junge Männer aus wohlhabenden Familien zu sehen bei verschiedenen Aktivitäten in der Universität. 1943 stand der Franquismus in seinem sechsten Jahr, was das Baskenland betrifft, der Krieg war gerade vier Jahre zu Ende. Bis zwei Jahre zuvor hatten die Gebäude derselben Universität den Faschisten als Konzentrationslager gedient, 180 Personen wurden ohne Verfahren erschossen, viele starben an den Folgen von Zwangsarbeit.
Der zweite Ehren-Mikeldi wird während der Schluß-Gala an den iranisch-kurdischen Regisseur Bahman Ghobadi verliehen, das entschied die Jury. Ghobadi wird geehrt für seine Bemühungen, die kurdische Kultur in der Welt bekannt zu machen. Bahman Ghobadi wurde 1968 im iranischen Kurdistan in der Stadt Baneh geboren, in welcher sein erster Spielfilm „Zeit der trunkenen Pferde“ spielt. In seiner Kindheit, die vom Ersten Golfkrieg geprägt war, wurde seine Heimat mehrfach von der irakischen Luftwaffe bombardiert. Viele seiner Verwandten kamen dabei ums Leben. Ghobadis Eltern trennten sich, als er elf Jahre alt war. Er musste arbeiten, um den Unterhalt seiner Familie sicherzustellen. Nach dem Mittelschulabschluss ging er zum Radio. 1988 schloss er sich in Sanandadsch einer Gruppe junger Filmliebhaber an, gemeinsam drehten sie die ersten Kurzfilme. 1993 zog er nach Teheran, um Filmemachen zu studieren. (1)
Bahman Ghobadi machte auf dem iranischen College für Filmkunst seinen Bachelor. Nach einer kurzen Karriere als Fotograf begann er Kurzfilme auf 8-mm-Film zu drehen. Er gewann seine ersten Preise mit der Dokumentation „Leben im Nebel“. Ghobadi war Assistent des iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami bei dessen Film „Der Wind wird uns tragen“. Sein erster Spielfilm war 1999 der kurdische Film „Zeit der trunkenen Pferde“, der auch der erste kurdische Film im Iran überhaupt war. 2000 spielte er in Samira Makhmalbafs „Schwarze Tafeln“ einen der Wanderlehrer. Der im Irak spielende Film „Verloren im Irak“ war sein zweiter Spielfilm. 2004 drehte er seinen nächsten kurdischen Film, „Schildkröten können fliegen“. Dieser handelt von kurdischen Kindern im Golfkrieg. Mit diesem Film gewann er die Goldene Muschel auf dem San Sebastián International Film Festival. Mit dem Film „Halbmond“ gewann Ghobadi 2006 erneut die Goldene Muschel von San Sebastián und im April 2007 den Zuschauerpreis für den besten internationalen Film beim Filmfestival in Istanbul. (1)
ANMERKUNGEN:
(1) Bahman Ghobadi (Wikipedia)
FOTOS:
(1) ZINEBI 58 Festival-Vorstellung in Bilbao (Foto Tageszeitung Deia)
(2) Der kurdische Filmemacher Bahman Ghobadi erhält einen Zinebi-Ehrenpreis 2016 (Foto: crowdact.com)
(3) Der Regisseur Jaime Chávarri erhält den zweiten Zinebi-Ehrenpreis 2016 (Foto: revistacinearte.com)