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Arabisch, Mandarin, Amazigh und Rumänisch

Neben Spanisch und Baskisch werden in der Provinz Bizkaia Galicisch, Arabisch, Tamazight und Rumänisch von mehr als 10.000 Personen gesprochen. Bizkaia, wie das gesamte Baskenland, ist eine aufnahmefreundliche Region. Seit Jahrzehnten, vor allem in den letzten zwei, ist die Provinz zur neuen Heimat von Tausenden von Menschen aus der ganzen Welt geworden. Das bedeutet, dass die sprachliche Vielfalt erheblich bereichert wurde: mittlerweile werden hier mehr als 120 Sprachen gesprochen.

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass in Bizkaia alle fünf Kontinente eine Stimme haben. Denn in dieser baskischen West-Provinz werden 120 verschiedene Muttersprachen praktiziert. Das zeigt eine Studie, die im Auftrag der Provinz-Regierung durchgeführt wurde und deren wichtigste Ergebnisse öffentlich vorgestellt wurden.

Der 21. Februar, Internationaler Tag der Muttersprache, ist der Hintergrund, der die Provinzregierung dazu veranlasst hat, "den Wert der baskischen Sprache als Brücke für Menschen mit anderen Muttersprachen hervorzuheben". Gleichzeitig wird die Bedeutung all dieser Sprachen betont, die von den neuen Bewohner*innen des Territoriums mitgebracht werden. Dies erklärte Lorea Bilbao, Abgeordnete für Baskisch, Kultur und Sport bei der Vorstellung der "Landkarte der sprachlichen Vielfalt von Bizkaia". (1)

X120x2Die Studie wurde vom Institut für Sozio-Linguistik durchgeführt, sie zeigt, dass Bizkaia einen enormen sprachlichen Reichtum vorweisen kann, entstanden durch das Phänomen der Migration, wie der Soziologe Xabier Aierdi und die Sozio-Linguistin Belen Uranga erklärten. "Unsere Schlussfolgerung ist: die Gesellschaft unseres Gebietes ist vielfältig und reich an Muttersprachen, es werden mehr als 120 Sprachen gesprochen". Die Beschaffung dieser Daten ist nicht einfach, "diese Studie ist lediglich eine Annäherung an die Identifizierung und Lokalisierung dieser Sprachen", so Uranga.

Denn es gibt kein spezielles Register, keine systematische Sammlung von Informationen. Aber es gibt Statistiken, die von der baskischen Statistik-Behörde Eustat zusammengestellt wurden, über die Herkunftsorte der neuen Bewohner*innen von Bizkaia. "Auf hypothetischer Ebene haben wir mit diesen Daten die sozio-linguistische Realität der Herkunftsländer dieser Menschen untersucht und analysiert. Die sprachliche Realität geht selbstverständlich über die Sprachen hinaus, die in den jeweiligen Ländern als offiziell anerkannt sind.“

Im Jahr 2019 lebten in Bizkaia 115.686 Menschen, die im Ausland geboren sind, das macht 10 % der Gesamtbevölkerung. Davon kommen 93.878 (81,1 %) aus zwanzig Ländern. In zehn von ihnen ist die offizielle Sprache Spanisch: Kolumbien, Bolivien, Paraguay, Nicaragua, Venezuela, Ecuador, Peru, Argentinien, Honduras und Kuba. Es handelt sich um 50.230 Personen, die mit einem sprachlichen Hintergrund angekommen sind, der komplexer ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.

X120x3Nahuatl und Yoruba

"Viele Menschen kommen aus Amerika, deren Sprache Spanisch ist. Es ist die offizielle Sprache in ihrem Land, aber die dortige Sprach-Realität kann vielschichtig sein. Aus Mexiko zum Beispiel kommen Menschen, die Spanisch, aber auch Nahuatl sprechen. Aus den Andenländern hat Bizkaia Quechua und Aymara erhalten. Dieses Phänomen ist jedoch ausschließlich auf den amerikanischen Kontinent bezogen.“ Amerika, der Norden wieder Süden, wurde bekanntermaßen vor 500 Jahren brutal erobert. Bis dahin hatte es eine Unmenge lokaler Indigena-Sprachen gegeben, von denen viele, vielleicht die meisten durch den kulturellen Genozid mit der Zeit verschwanden. “In Afrika kann ein Land wie Nigeria zum Beispiel bis zu 40 Sprachen mitbringen, darunter Yoruba und Igbo.“

“Neben unseren eigenen Sprachen, dem Baskischen und dem Spanischen, gibt es zehn weitere Sprachen, die sich durch eine große Anzahl von Menschen auszeichnen, die sie in Bizkaia sprechen. Die dritte Sprache des Territoriums, mit einer Gemeinschaft, die auf mehrere Generationen zurückblicken kann, ist das Galicische, in dem sich 25.697 Menschen ausdrücken.“ Galicien war bereits im 19. und 20 Jahrhundert Herkunft von Zehntausenden von Arbeits-Migrant*innen und ihren Familien.

X120x4Die Immigrant*innen aus Marokko und Algerien stellen die nächstgrößte Sprachgruppe, mit den Sprachen Arabisch und Tamazight, die in dieser Studie auf 13.435 geschätzt wird. Arabisch ist eine Weltsprache mit viele regionalen Unterschieden. Tamazight ist ein in Zentralmarokko, vor allem im Mittleren Atlas, gesprochener Berber-Dialekt, im Unterschied zu zwei anderen in Marokko weit verbreiteten Dialekten: Taschelhit (Süden) und Tarifit (Rif-Gebirge).

793 Sprecher*innen kommen aus Portugal und Brasilien. Mandarin-Chinesisch oder Kantonesisch sprechen 4.159. Französisch ist mit 2.529 Sprecher*innen vertreten. Wolof, Fula und Serer, drei Sprachen aus dem Senegal, mit insgesamt 3.259 Sprecher*innen. Yoruba, Igbo und Hausa, aus Nigeria, sind mit 1.877 Personen präsent. Urdu und Punjabi, aus Pakistan, sind die Muttersprachen von 1.477 neuen Bizkaia-Bewohner*innen.

"Wir wollen nicht, dass all diese Sprachen unsichtbar bleiben. Im Gegenteil, wir wollen, dass sie bekannt werden, und wir ermutigen ihre Sprecher, mit ihren eigenen fortzufahren", sagte Bilbao. "Wir wollen die Zukunft der baskischen Sprache nicht aufbauen, indem wir die anderen an den Rand drängen; wir wollen, dass die baskische Sprache gestärkt wird, aber von allen respektiert und geachtet wird, im Land der baskischen Sprache, das allen Schutz bietet, indem wir Brücken bauen, die uns vereinen, ohne eine Sprache zu verstecken, mit einer Vielfalt, die auf gegenseitigem Respekt beruht".

X120x5Sprachenvielfalt

Wer davon ausgeht, dass sich all diese idiomatische Vielfalt ausschließlich auf Bilbao und seine Umgebung konzentriert, irrt sich. Sie ist in allen Regionen des Territoriums bemerkbar, wenn auch mit eigenen Varianten. Uranga bezeichnet dies als „Super-Vielfalt“. So sind im Großraum Bilbao und im Landkreis Arratia-Nervión Arabisch und Tamazight die am häufigsten gesprochenen Fremdsprachen. Arabisch ist die Muttersprache von 32% dieser Personen und Tamazight macht 50% aus. In den Landkreisen Durangaldea, Gernika-Bermeo und vor allem in Enkarterriak (Encartaciones) hingegen fällt die Bevölkerung rumänischer Herkunft stärker ins Gewicht, die 34%, 61,4% bzw. 34% der Fremdsprachen-Sprecher*innen in diesen Zonen ausmacht. In Plentzia und Mungia leben viele Menschen, deren Muttersprache Portugiesisch ist, gesprochen von 30% der Einwohner*innen ausländischer Herkunft. In Lea-Artibai ragt die Präsenz der senegalesischen Sprachgruppe (Wolof, Fula und Serer) heraus: Insgesamt haben 47,3 % der Einwohner ausländischer Herkunft eines dieser Idiome als Muttersprache.

ANMERKUNGEN:

(1) “Las 120 lenguas maternas que se hablan en Bizkaia” (Die 120 Muttersprachen , die in Bilbao gesprochen werden), Tageszeitung El Correo, Julio Arrieta, 2021-02-19 (LINK)

ABBILDUNGEN:

(*) Migration Bizkaia (FAT)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2021-02-25)

 

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