euskara109Kurze Geschichte des Baskischen

Der Teufel wurde einst von Gott dazu verdammt, Baskisch zu lernen, erzählt die Legende. Er scheiterte jedoch an den Verbalformen. Die baskische Sprache, das Euskara, gilt als komplex und schwer zu erlernen und wartet neben den kniffligen Verbalformen mit fast zwanzig Fällen auf. Sie ist die älteste und einzige überlebende vor-indoeuropäische Sprache Europas und hat keinerlei Verwandtschaft mit dem Spanischen oder einer anderen europäischen Sprache. Dabei sind in ganz Europa Namen von  Orten, Bergen, Tälern und Flüssen baskischen Ursprungs.

Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit zur Zeit etwa 800.000 Menschen Baskisch sprechen und mehr noch es zumindest verstehen. In Nafarroa und besonders in Frankreich, wo man das Euskara von offizieller Seite entweder nicht fördert oder zu verdrängen sucht, werden die baskophonen Sprecherinnen und Sprecher immer weniger. In der Autonomen Baskischen Gemeinschaft (CAV) dagegen trägt die positive Sprachpolitik der letzten Jahre Früchte. Dort nimmt die Zahl der baskophonen Sprecherinnen und Sprecher stetig zu. Mehr und mehr Klassiker werden ins Euskara übersetzt und inspirieren Leserinnen und Leser ebenso wie Autorinnen und Autoren auf der Suche nach literarischen Ausdrucksmöglichkeiten. An den Schulen, an denen heute der Unterricht auch auf Baskisch stattfindet, wachsen neue lesende Generationen heran – ein Grund dafür, dass viele anspruchsvolle Kinder- und Jugendbücher verlegt werden. Auch der Roman und Kurzgeschichten erfreuen sich großer Beliebtheit. Die jährliche Literaturmesse in Durango ist ein Muss für lesefreudige Baskinnen und Basken und beliebtes Ziel für den Familienausflug.

euskara1xUnter Franco wurden die Baskinnen und Basken sowie ihre Sprache brutal verfolgt. Selbst baskische Vornamen und Grabinschriften waren verboten. Euskara zu sprechen war Subversion und eine Möglichkeit, antifaschistische Gesinnung zu dokumentieren. Ab 1965 wurden die Restriktionen etwas gelockert. Zunächst heimlich gründeten baskische Familien die ersten Privatschulen, an denen ausschließlich auf Euskara unterrichtet wurde – die sogenannten Ikastolas. Aber erst nach dem Tode Francos bekam das Baskische die Gelegenheit, in vielerlei Hinsicht zu erblühen. In der Verfassung von 1978 erhielt das Euskara in der Autonomen Baskischen Gemeinschaft (CAV) den Status einer regionalen Amtssprache, was seine weitere Verbreitung dort förderte.

Seit Anfang der 1980er Jahre können Baskinnen und Basken in der CAV zwischen drei verschiedenen Schulformen wählen. An Schulen der A-Linie wird auf Spanisch unterrichtet, an Schulen der B-Linie auf Spanisch und Baskisch, in der D-Linie werden alle Fächer auf Baskisch gelehrt. In den letzten 30 Jahren hat also in der CAV zumindest ein Teil der Baskinnen und Basken eine Sprachkompetenz in ihrer Muttersprache erworben, die nicht mehr hinter die spanische Sprache zurücktritt.

1968 begann der fortdauernde, lebendige Prozess, die vielen baskischen Dialekte zu vereinheitlichen. Es galt, ein gemeinsames Basisvokabular, Orthographie, Konjugation und Deklination, auf Wörter und Übersetzungen zu vereinbaren. Auf diese Weise entwickelte sich das sogenannte Batua, zu deutsch: »vereinheitlicht«.

In den Printmedien, in Radio und Fernsehen ist diese Version des Euskara mittlerweile etabliert. Inzwischen gibt es einen TV-Kanal auf Baskisch, eine große Zahl meist freier Radios und mehrere Tageszeitungen. Die einzige komplett baskischsprachige Tageszeitung ist Berria (Neu), eine Neugründung, nachdem die Vorgängerin Euskaldunon Egunkaria (Tageszeitung der Euskaldunen) 2003 verboten wurde.

Spanisch und Französisch bleiben in ihrer Präsenz übermächtig. Weil das Euskara nur in Teilen des gesamten Baskenlandes gefördert und in anderen sogar gezielt zurückgedrängt wird, setzen sich heute verschiedene Organisationen dafür ein, das Euskara weiter zu verbreiten und in allen Lebensbereichen anzuwenden. Die Baskische Regierung der CAV fördert Übersetzungsprojekte und Veröffentlichungen. Das wäre vor 40 Jahren noch undenkbar gewesen.

(Dieser Text erschien ursprünglich 2007 auf der Webseite des Pahl-Rugenstein-Verlages, dessen Bücherreihe ZUBIAK, dt: Brücken eine empfehlenswerte Auswahl von ins Deutsche übersetzter moderner baskischer Literatur darstellt. Nur wenige Textstellen mussten aufgrund der Ereignisse seit 2007 aktualisiert werden, www.pahl-rugenstein.de/zubiak).

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