Feiern Kämpfen Streiken
Das vergangene 2022 war das Post-Covid-Jahr, zumindest hoffen alle, dass es dabei bleibt. Ungemütlich war die plötzliche Nähe des Ukraine-Krieges, noch ungemütlicher die direkten Folgen der Klimakatastrophe. Ausbleibender Regen und wochenlange Trockenheit ließ Stauseen austrocknen und machten den Alltag zur Hölle. Im Baskenland gab es wieder Fiestas ohne Grenzen. Auch Arbeitskämpfe, um den Lohnverlust durch Inflation auszugleichen. Das Thema Gesundheit bleibt wichtig, denn es droht Privatisierung.
Baskultur.Info – Jahresrückblick Baskenland 2022: Das Post-Covid-Jahr / Ereignisse / Euskara / Klimawechsel / politische Gefangene / Pressefreiheit / Gewerkschaften / Streiks / Sport. Weil Frauen in der baskischen Gesellschaft überall auf dem Vormarsch sind, gilt ihnen die Bebilderung dieses Rückblicks.
ABFALL-WIRTSCHAFT
Nachdem die illegal geführte Müllkippe in Zaldibar, die vor zwei Jahren zu einem Erdrutsch mit zwei Toten geführt hatte nunmehr ein gerichtliches Nachspiel erfährt, bei dem es um Millionen geht, kommt die neu errichtete Verbrennungsanlage Zubieta in Gipuzkoa nicht aus den Schlagzeilen. Ammoniak wird in nahegelegene Bäche geleitet, über eine nicht genehmigte Ableitung fließen Dioxine, die Bürgerinitiative GuraSOS klagt schon lange über die exzessive Emission von Schmutzpartikeln. Bekannt wurde auch, dass ein nicht reparierbarer Schaden an einem Generator verhindert, dass die Verbrennungsanlage jene Funktion erfüllt, für die sie gebaut wurde, nämlich bei der Verbrennung Strom zu erzeugen. Weil sowohl die interne Kontrolle als auch die der baskischen Behörden völlig versagen bzw. Unfälle vertuscht werden, liegen Klagen bei der Justiz vor, die sich überfordert zeigt, die Vorwürfe aufzuarbeiten.
ARBEITSUNFÄLLE
Bei der Arbeit oder auf dem Weg dahin haben im Baskenland 69 Personen ihr Leben verloren, acht mehr als im Jahr 2021. Nach Provinzen gezählt waren es in Nafarroa 20 Tote, in Gipuzkoa 19, in Bizkaia 15, in Araba 5 und in Iparralde 2. Der tödlichste Arbeitsbereich ist der Bausektor mit 11 Toten. Grund sind mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und fehlende Kontrollen, die vor allem zu Sturzunfällen führen, vor allem bei Unternehmen mit Unter-Verträgen. In der Industrie starben acht Personen im Umgang mit Maschinen. Im Transport ging die Zahl der Toten von neun auf fünf zurück, in der Land- und Forstwirtschaft kamen acht Personen zu Tode. Nur die Fischerei trug sich im vergangenen Jahr nicht ins Totenbuch ein.
ARCHÄOLOGIE
Wenn Friedhöfe stillgelegt werden sollen, kann es zu archäologischen Überraschungen kommen. Zumindest im kriegsgeschüttelten Bilbao. Weil aus dem längst außer Betrieb genommenen Friedhof Begoña (Stadtteil von Bilbo) ein Park gemacht werden soll, mussten die letzten Gebeine geborgen werden. Beauftragt war die wissenschaftliche Gesellschaft Aranzadi, der Job sollte in zwei Monaten abgeschlossen sein. Doch daran war nicht zu denken. Neben den üblichen Bestattungen unter der Oberfläche wurden etwas tiefer weitere Schichten von Gräbern gefunden. Zum Vorschein kam die komplette Geschichte der Stadt der letzten 200 Jahre: Opfer aus den Karlistenkriegen (1835 und 1876), aus dem Spanienkrieg, von der letzten Cholera-Epidemie. Je tiefer die Grabung, desto älter die Knochen. Die Funde waren von derartiger Qualität, dass die Grabungen zum Lehrobjekt für Studierende aus dem ganzen Staat wurden. Die Arbeit verlängerte sich um ein halbes Jahr.
COVID-CHRONOLOGIE
Das dritte Covid-Jahr im Baskenland: 4.1. Ansteckungszahl auf Rekordniveau / 8.1. Rekord an Krankenhaus-einlieferungen, 100 pro Tag / 10.1. Zum Schulbeginn nach den Weihnachtsferien haben sich 800 Lehrerinnen krank gemeldet und müssen ersetzt werden / 13.1. Die staatliche Gesundheits-Kommission gibt die zweite Anti-Covid-Impfung frei / 17.1. Rekord an Sterbefällen (108) im Süd-Baskenland seit 11 Monaten / 18.1. Strategiewechsel bei Covid-Untersuchungen, weniger Tests führen zu weniger Positiven (7.750 statt 15.000 in der Vorwoche) / 21.1. Krankenhaus-Notstand in Navarra, 80% der Ärztinnen sind infiziert, weil sie nicht ersetzt werden können, müssen Sonderschichten gefahren werden / 22.1. Die Plattform Bizitza (Leben) demonstriert in Bilbo gegen den Covid-Ausweis mit der Begründung, dass damit das Volk kontrolliert werden solle und jene, die keine Gen-Versuche wollten / 25.1. Änderung der Impfstrategie: Covid-Infizierte sollen sich nach 5 Monaten eine dritte Dosis abholen, Kinder zwischen 5 und 11 Jahren, die Covid hatten, sollen eine erste Impfung erhalten / 27.1. Die Zahl der Covid-Patientinnen im Krankenhaus und in den Intensivstationen geht zurück / 3.2. Die Covid-Pass-Pflicht wird in Euskadi nach drei Monaten Gültigkeit für das Nachtleben und Restaurants mit mehr als 50 Plätzen zurückgenommen / 9.2. in Nafarroa werden die Limits in der Gastronomie und die Ausweis-Pflicht aufgehoben / 10.2. In den Schulhöfen von Euskadi müssen keine Masken mehr getragen werden / 20.2. Der Gesundheits-Notstand wird (wie im Mai 2021) aufgehoben, alle bestehenden Einschränkungen ebenfalls / 28.3. Im Südbaskenland kommen die ersten Anti-Covid Medikamente zur oralen Einnahme, sie verhindern die Entwicklung der Krankheit und reduzieren die Gefahr für Risiko-Patientinnen.
19.4. Nach zwei Jahren beendet der Ministerrat der Zentralregierung die Maskenpflicht, Ausnahme: der öffentliche Transport, Gesundheitszentren, Altersheime und Apotheken / 22.4. Bei leichten oder asymptomatischen Covidfällen ist keine Isolierung mehr notwendig, nahe Kontaktpersonen müssen keine Quarantäne mehr berücksichtigen / 25.4. Schulbeginn nach den Osterferien, ohne Masken und Kleingruppen / 4.7. Siebte Covid-Welle, 105 Einlieferungen mehr als in der Vorwoche, doppelt so viele in die Intensivstationen, Anstieg der Ansteckungen um 91% unter Älteren, die erneut zur Nutzung von Masken aufgefordert werden / 5.7. Sorge in Nafarroa und Euskadi wegen der neuen Covid-Subvariante, die hoch ansteckend ist mit leichtem Verlauf / 26.8. Ende der roten Zone, Euskadi hat eine 14-Tage-Inzidenz von 394 / 2.9. Warnung von 800 Epidemie-Expertinnen: Covid-19 war die schwerste Pandemie des laufenden Jahrhunderts, die viertschwerste der vergangenen vier Jahrhunderte, die Gesellschaft hat noch nicht die richtigen Antworten gefunden / 16.9. Erster Tag seit Pandemie-Beginn ohne Patientinnen auf den Intensivstationen Navarras, in Euskadi sind es noch sechs Patienten / 19.12. Noch sind 308 Covid-Patientinnen im Krankenhaus, 14 auf Intensivstationen, während der Pandemie starben in Euskadi 7.577 Personen an Covid, in Nafarroa 1.736 (Süd-Baskenland zusammen 9.313). Was bleibt sind psychologische Folgen der Einschlüsse, erhöhter Konsum von Psychopharmaka, größere Suizidrisiken, mehr Männergewalt. Und Zweifel, welche Konsequenzen die neue Omikron-Welle aus China in Europa haben wird.
EUSKARA
Die Entdeckung einer uralten Bronze-Hand hat die Welt der Euskaldunak in Stimmung gebracht. Auf dieser “Hand von Irulegi“ ist das baskische Wort "sorioneku" eingraviert, das mit dem heutigen Euskara eindeutig zu verstehen ist: Glückwunsch. Selten haben die Aussagekraft und die Klangfülle eines einzigen Wortes in der Gesellschaft eine solche Wirkung erzielt wie das auf der Bronze-Hand zu lesende "sorioneku". Das erste der fünf in iberischen Schriftzeichen geschriebenen Worte auf diesem Bronzestück aus dem 1. Jahrhundert vor Christus machte die Veröffentlichung dieses archäologischen Fundes zu einer gesellschaftlichen Sensation. Das Bild war Gesprächstoff Nummer Eins, ging durch die sozialen Netzwerke, fand sich auf T-Shirts und Tattoos wieder, was für ein archäologisches Stück alles andere als üblich ist. Dieses außergewöhnliche Echo in der Bevölkerung erklärt sich dadurch, dass der berühmte Text "zweifellos in baskischer Sprache verfasst wurde", einer Sprache, die nach Ansicht von Experten der baskischen Sprache vorausging. "Sorioneku" wurde vor allem von Euskaldunen sofort als "zorioneko" verstanden, was "viel Glück" bedeutet.
Der Fund bestätigt, dass die Baskinnen kein Volk ohne Schrift waren. Entdeckt wurde die Hand am 18. Juni 2021 von einer Archäologin. Sie gehört zum Team der Wissenschaftlichen Gesellschaft Aranzadi, das seit 2017 eine eisenzeitliche Siedlung am Fuße der Überreste der Burg von Irulegi im Aranguren-Tal in Navarra ausgräbt. Es handelt sich um eine rechte, etwa 14,5 Zentimeter lange Hand, auf der fünf Wörter eingraviert sind, insgesamt 40 Zeichen, verteilt auf vier Zeilen. Das erste Wort ist identifizierbar. Die anderen vier sind bislang noch ein Rätsel, das von Expertinnen untersucht wird. Die ältesten jemals gefundenen Schriftzeichen könnten auch sprachwissenschaftliche Theorien ins Wanken bringen. Zum Beispiel jene von der “späten Euskaldunisierung“, die davon ausgeht, dass das Euskara erst im 6. oder 7. Jahrhundert aus dem Norden eingeführt wurde. Dieser Theorie hängen vor allem spanische Wissenschaftler an, die es nicht ertragen, dass ihre Cervantes Muttersprache weniger Geschichte in sich trägt als das Euskara der Vaskonen.
FEMIZID
Der Mord an einer Bolivianerin am 27. Dezember im Bilbo-Stadtteil San Francisco wurde in den Medien als der erste und einzige Femizid in Euskadi bezeichnet. Dazu kommen drei Baskinnen, denen außerhalb des Baskenlandes das Leben genommen wurde. Im Staat wurden insgesamt 97 Frauenmorde gezählt, begangen meist von aktuellen oder ehemaligen Lebensgefährten. Alle politischen und administrativen Kampagnen haben bisher wenig Veränderung gebracht in einer patriarchalen, katholischen und von einem universellen Machismus geprägten Gesellschaft. Nach einer gewissen Ruhe während der Pandemie sprechen viele von einem starken Anstieg der Zahl der Vergewaltigungen und sexistischen Übergriffe gegen Frauen, Transpersonen, Schwule und Lesben.
FUSSBALL
Von den vier baskischen Frauen-Teams in der ersten Liga stieg Eibar in die zweite Liga ab, es blieben La Real, Athletic und Alaves. Mit dem zweiten Platz qualifizierte sich La Real für die Champions-League, scheiterte jedoch in der ersten Runde. Bei Athletic beendeten Erika Vasquez und Vanessa Gimbert, beide um die 40 Jahre alt, ihre Karrieren, ein Generationswechsel ist angesagt. Die Euskal Selekzioa der Frauen besiegte in einem Freundschafts-Spiel Chile mit 3:0.
Auch bei den Männern war ein Abstieg aus der ersten Liga zu verzeichnen, hier traf es Deportivo Alaves. La Real zog in die Europa-League ein, was Athletic knapp verpasste. Der Club aus Donostia ist auf der Erfolgsspur, nachdem Eigengewächs-Trainer Imanol Alguacil seit vier Jahren unbestritten die Geschicke bestimmt. Ähnliches soll in Bilbo der altbekannte Ernesto Valverde in die Wege leiten. Von einem im Juni neugewählten Präsidium wurde er zu seiner dritten Traineretappe zu Athletic geholt. Mit Torhüter Unai Simon und Nico Williams nahmen zwei Bilbainos an der spanischen Schlappe von Katar teil. Bruder Iñaki Williams kam mit Ghana ebenfalls nicht weit, hat in der Liga jedoch einen Rekord aufgestellt mit 227 Pflichtspielen ohne Unterbrechung, zwischen 2017 und 2022. Der geplante direkte Wiederaufstieg von SC Eibar in die erste Liga scheiterte in letzter Minute. Dort hält sich Osasuna aus Pamplona mit dem baskischen Trainer Jagoba Arasate erfolgreich.
GENTRIFIZIERUNG
Gentrifizierung ist ein Begriff, den bis heute immer noch die wenigsten verstehen. Doch viele, vor allem aus den unteren sozialen Klassen und Schichten, erleben jeden Tag die Konsequenzen von Gentrifizierung: Verteuerung von Wohnraum, Immobilien-Spekulation, Verdrängung von Bevölkerungsgruppen aus attraktiv werdenden (oder von der Politik gemachten) Stadtvierteln. Auf Migrantinnen, junge und alte Menschen und alle anderen, die über wenig Einkommen verfügen, wird keine Rücksicht genommen. Nicht immer, aber häufig steht der im Baskenland zunehmende Massentourismus hinter dieser negativen Entwicklung. In Donostia und Bilbo klagen immer mehr Leute, dass die Preise steigen und die Wohnqualität sinkt. Ehemalige Arbeiterviertel werden von Tourismus-Wohnungen überschwemmt, für Einheimische wird es immer schwieriger, eine Bleibe zu finden und zu bezahlen.
In beiden Städten existieren Gruppen, die Gentrifizierung beklagen, doch die breite Masse ist noch der Meinung, dass die “unangenehmen Begleiterscheinungen“ eben in Kauf genommen werden müssen angesichts der andauernden Wirtschaftskrise. “Von irgendetwas müssen wir ja leben“, heißt es häufig in depressivem Ton. Die Ankunft des Hochgeschwindigkeitszugs in Bilbo, zum Beispiel, wird einen tiefen Einschnitt darstellen in der Geschichte der Arbeiterviertel im Süden Bilbos. Der Bahnhof wird unter die Erde gelegt, die bisherige Zugschneise gedeckelt und mit Luxusgebäuden bebaut werden. Das traditionelle Viertel San Francisco wird zum Spekulationsobjekt erster Klasse.
GESUNDHEITS-SYSTEM
Die Pandemie hat wie nie zuvor die Grenzen des öffentlichen Gesundheits-systems gezeigt. Zwar gilt das baskische Osakidetza-System als das beste im Staat und wird vor allem nach Lateinamerika exportiert, doch Covid-19 brachte Krankenhäuser und Erstversorgung mehrfach zum Kollabieren. Für die regierenden Konservativen der PNV, zusammen mit den Sozialdemokraten der PSE, hört die neoliberale Politik der zunehmenden Privatisierung auch bei der Gesundheit nicht auf. Konzerne wie IMQ machen sich immer mehr breit. Osakidetza hat verschiedene Spezial-Dienste bereits ganz aussortiert und privaten Unternehmen überlassen. Weil Stellen nicht besetzt werden und Ausfälle nicht kompensiert werden, leiden die Bediensteten unter einem ständigen Leistungsdruck, der bereits unter normalen Bedingungen kaum zu ertragen ist und in Pandemie-Zeiten mörderische Auswirkungen hatte und zusätzlich zu Ausfällen führt.
Die baskische Regierung gesteht ein, dass etwa 200 Kinderärztinnen fehlen, aber keine ausgebildeten Leute zur Verfügung stehen. Kritikerinnen erklären dies mit den unsäglichen Arbeitsbedingungen und der schlechten Bezahlung, was dazu führt, dass die Leute entweder in den privaten Bereich gehen oder gleich ins Ausland. Den Tropfen zum Überlaufen brachte nach der Pandemie der autoritäre Führungsstil der Senatorin für Gesundheit. Trotz Forderungen nach Ausbau des öffentlichen Bereichs sprach die PNV-Politikerin von Zusammenlegung von Spezialabteilungen und der Schließung von ländlichen Gesundheits-Stationen. Die Menschen müssten sich damit abfinden, eben in den nächstgrößeren Ort zu fahren, zudem könnte nicht in jeder Dorfstation eine Ärztin angestellt sein, deren Arbeit sollten besser Krankenhelferinnen übernehmen. All diese Entwicklungen haben zu starken Protesten, Streiks und Rücktritten von Abteilungsleiterinnen geführt, im Gegenzug wurden Verwaltungsleute entlassen, die sich den politischen Leitlinien nicht anpassen wollten. Kritisch kann es in den nächsten drei Jahren werden, wenn 2.300 Bedienstete, die in Rente gehen, nicht rechtzeitig ersetzt werden.
GROSSPROJEKTE
Wegen ihrer ökologischen Unvertretbarkeit sind verschiedene Groß- und Makro-Projekte stark umstritten. In einem Naturschutzgebiet zwischen Baztan und Esteribar (Nafarroa) soll eine Magnesium-Mine angelegt werden, aus der in 20 Jahren 570.000 Tonnen Mineral gefördert werden sollen. Geplante Volksbefragungen wurden von der Zentralregierung verboten. * Umstritten ist auch eine Kali-Mine bei Zangoza (Nafarroa), die im November von der Regionalregierung genehmigt wurde, obwohl sie in einem Gebiet verortet ist, für das es keine Zulassungen geben dürfte. * Schon lange umstritten ist die Erhöhung der Wassermenge im Yesa-Stausee zwischen Nafarroa und Aragon, weil der südliche Hang nicht stabil ist, ein Erdrutsch droht und es nach Bauarbeiten seit Jahren immer wieder zu kleinen Erdbeben kommt. Die zuständige Wasserbehörde CHE verheimlicht Studien, die zum Thema angefertigt wurden.
HOCHGESCHWINDIGKEITSZUG
Seit mehr als 17 Jahren wird an der Strecke für den baskischen Hochgeschwindigkeitszug AHT-TAV gebaut, wegen seines Verlaufs “Baskisches Ypsilon“ genannt. Regelmäßig wird die Fertigstellung weiter in die Zukunft verschoben. Dieses Milliardengrab stellt nicht etwa eine Lösung des Transportproblems in Euskadi in Aussicht, es ist nichts als ein Überflieger, der die Lücke zwischen Paris und Madrid füllen soll. Hochgeschwindigkeit bedeutet, dass nicht in jedem Ort Station gemacht werden kann, weil sonst keine High-Speed zustande kommt, entsprechend werden nur die Hauptstädte angefahren. Die anfangs gebauten Streckenteile sind bereits wieder reformbedürftig, die Kosten steigen ins Unermessliche und Lügen kommen auf den Tisch. Ein wichtiges Argument für den AHT war, man wolle damit Güter von der Straße und Autobahn holen. 20 Jahre danach wurde eingestanden, dass dieser Plan nicht realistisch sei.
Bautechnisch und ökologisch ist der AHT eine nackte Katastrophe. Aufgrund der bergigen Topografie Euskadis besteht die Strecke meist aus Brücken und Tunneln, was enorme Kosten bedeutet. Natürliche Wasserläufe werden abgeschnitten, der Verbrauch von Naturflächen kennt keine Grenzen, landwirtschaftliche Flächen wurden enteignet, bäuerliche Betriebe mussten geschlossen werden. Letztes großes Spekulations-Objekt sind die drei Hauptstadt-Bahnhöfe. Vor allem in Bilbo wird daraus ein Gentrifizierungs-Schlager, wenn der bisherige Sackbahnhof unter die Erde gelegt und mit Luxuswohnungen überbaut wird. Die einst breite Widerstandbewegung hat sich längst gespalten, übrig ist ein kleiner Haufen von Öko-Anarchistinnen, die mit niemand kooperieren wollen. Die baskischen Gewerkschaften sprechen von der Notwendigkeit eines gut funktionierenden Zugnetzes, fordern statt des AHT jedoch einen “Sozialen Zug“ mit mehr Haltestellen und den Ausbau des bisherigen Euskotren-Systems.
IPARRALDE
Das französische Baskenland meldet sich immer stärker zu Wort. Die Baskisch-Schulen kämpfen verzweifelt gegen die Tatsache, dass im Staat offiziell nur eine Sprache anerkannt ist. Sie wollen ein Abitur auf Baskisch. * Weit über die Grenzen der Nordprovinzen hinaus bekannt ist das dreitägige “Euskal Herria Zuzenean“ Musik- und Kultur-Festival. Unter ökologischen Gesichtspunkten vorbildlich geführt ist es ausdrücklich nicht-kommerziell und wird von Dutzenden von jungen Leuten in freiwilliger Arbeit organisiert. Die letzten Jahre fand es mitten im Dorf Irrisarri statt, nur für die große Bühne muss Eintritt gezahlt werden. * Nicht dass die Neofaschisten von Le Pens Rassemblement National (vorher Front National) in Iparralde bei der Präsidentschaftswahl im Mai keine Stimmen erhalten hätten, doch waren es deutlich weniger als im übrigen Staat – auch hier gehen die baskischen Uhren etwas anders.
JUGEND REBELLIERT
Der baskischen Linken läuft die Jugend weg. Nach dem Ende von ETA und dem tiefgreifenden Strategiewechsel der baskischen Linken Richtung Reformismus, wird die linke Jugendszene neu sortiert. Mit Gazte Koordinadora Sozialista (GKS, Sozialistische Jugend Koordination) und Jarki sind zwei neue Organisationen auf den Plan getreten, die der “offiziellen“ Jugend-Organisation Ernai die Kräfte wegnehmen. Vor allem GKS schwimmt auf einer unerwarteten Sympathiewelle in der jungen Generation. Entsprechend giftig sind die Auseinandersetzungen, allerdings nicht auf inhaltlicher, sondern auf organisatorischer Ebene. Eine weitere Tendenz ist, sich in autonomen Gruppen zu Themen wie Wohnungsnot, kapitalistische Ausbeutung oder Migration zu organisieren. An institutionell-parlamentarischer Arbeit, wie sie von Sortu und Bildu vorgeschlagen wird, hat die Jugend mehrheitlich kein Interesse.
KIRCHE
Die Kirchgängerinnen in Donostia und Bilbao sind froh, dass vom Vatikan neue Bischöfe eingesetzt wurden, die nicht den ultrarechten Kurs der spanischen Kirche verfolgen (Opus Dei). Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Bilbo-Bischofs Joseba Segura war, eine Untersuchung der Fälle von sexistischem Missbrauch anzuordnen und sich für die Päderasten zu entschuldigen, ganz im Sinne von Papst Franziskus.
KLIMAWECHSEL
Der vielbeschworene Klimawechsel wird langsam spürbar, auch in Euskal Herria. Der Sommer 2022 war für die vier Südprovinzen der heißeste seit systematisch Temperaturen gemessen werden, in Nafarroa war es auch der trockenste. Wochenlang unerträgliche Temperaturen bis zu 45 Grad zwischen Mai und August mussten ertragen werden, Stauseen fielen auf Niedrigstand (Yesa 12%), riesige Waldbrände bedrohten Wohngebiete. In Araba, Bizkaia und Gipuzkoa stieg die durchschnittliche Jahres-Temperatur um 1,8 Grad in Nafarroa um 1,9 Grad (im Oktober waren es 4 bzw. 4,5 Grad mehr). Aus Wassermangel wurden Restriktionen zum Verbrauch des knappen Gutes verhängt, begleitet von einer öffentlichen Diskussion über eine mögliche Privatisierung von Wasser, von der manche behaupten, sie sei schon in die Wege geleitet oder erfolgt. Und wenn es dann regnet, dann so viel, dass Überschwemmungen die Folge sind, nichts ist wie gewohnt, alles extrem. Dazu passen die 25 Grad Wärme an Silvester 2022.
KOLONIALISMUS
Am 6. September 1522 kamen die Reste einer Schiffsexpedition unter dem Kommando des aus Getaria stammenden Juan Sebastian Elkano (1486-1526) zurück nach Sevilla. Zwei Jahre zuvor waren sie unter dem Kommando des Portugiesen Fernando Magellan von der kastilischen Krone beauftragt worden, den Weg nach Ostindien zu den Gewürzinseln zu suchen. Magellan starb unterwegs, Elkano übernahm das Kommando und kehrte nach der ersten Weltumsegelung der Geschichte zurück, mit nur einem von ursprünglich fünf Schiffen und den übrigen 17 Mann Besatzung. 500 Jahre danach ist Elkano im Baskenland ein Volksheld, der sich in die Geschichtsbücher eingetragen hat. Gezeichnet wird das Bild eines tüchtigen baskischen Seefahrers, auf die Darstellung der Komponente der militärischen Eroberung und Kolonisierung wird weitestgehend verzichtet. In Getaria (Gipuzkoa) stehen verschiedene Monumente für Elkano.
KORRIKA-LAUF
Nach einem Aussetzer wegen der Pandemie konnte der Korrika-Lauf für die baskische Sprache wieder stattfinden. Zur solidarischen Unterstützung des Euskara liefen vom 31. März bis 10. April Zehntausende Menschen Tag und Nacht durch alle sieben baskischen Provinzen nördlich und südlich der Staatsgrenzen. Manchmal mehr, manchmal weniger Läuferinnen, durch Regen und Schnee, wurden 2.000 Kilometer von Amurrio nach Donostia zurückgelegt. Nie zuvor waren bei der nach Kilometern aufgeteilten Korrika so viele Migrantinnen dabei. (LINK)
KRIEG
Nicht alle hat der russische Angriff auf die Ukraine überrascht. Wer den Ausbau der NATO in den vergangenen 25 Jahren verfolgte und Putins Bremsversuche zur Kenntnis nahm, konnte damit rechnen. Davon gibt es in Euskadi nicht wenige. Viele erinnern sich wehmütig an den Eintritt des spanischen Staates in die NATO vor 40 Jahren, und an die Mobilisierung dagegen. Aber Krieg ist Krieg. Die einen provozieren ihn, die andern führen ihn, die Dritten verlieren ihr Leben und die Militärindustrie lacht sich ins Fäustchen. Auch und vor allem im Baskenland, wo entsprechende Firmen überproportional vertreten sind (LINK). Der Krieg (also Russland) sei verantwortlich für die Steigerungen der Benzin- und Lebensmittel-Preise, heißt es, dabei stieg der Sprit schon vorher deutlich an. Und die Pandemie-und Krisen-geschwächte Wirtschaft nahm den Konflikt willkommen zum Anlass, die Gewinne wieder aufzufrischen. Was die Pandemie für die Pharma-Industrie, ist die Ukraine für die Waffen-Industrie. Übrigens: der Präsident des Fußballclubs Real Sociedad San Sebastian (Jokin Aperribay) ist der größte Kriegsfabrikant des Baskenlandes (SAPA). (LINK)
KUNST
Der Guggenheim-Effekt ist Geschichte. Bilbo arbeitet daran sich als universelle Kunststadt einen Namen zu machen. Dafür wurden in der Vergangenheit international renommierte Architekten eingekauft, um Museen, Paläste, U-Bahnen und Kulturzentren zu entwerfen. Nun wird das Museum der Schönen Künste millionenschwer erweitert, der berühmte Norman Foster soll es richten. Dazu hat die Guggenheim-Führung einen alten Plan ausgegraben und will im Biosphären-Reservat und Vogelparadies Urdaibai (zwischen Gernika und Bermeo) ein Öko-Museum mit zwei Standorten im Feuchtgebiet bauen lassen.
MEMORIA FRAUEN
Für alle Frauen, die während des Franquismus von Repression betroffen waren, fand am 26.11. im Bilbo-Stadtteil Santutxu in eine Gedenk-Veranstaltung statt. Mit Musik, Tanz und Blumengaben wurde eine Gedenktafel eingeweiht, die an die verfolgten, verhafteten, gefolterten, vergewaltigten, eingesperrten und erschossenen Frauen erinnert. "Mit dieser einfachen, aber bewegenden Veranstaltung versuchen wir, die Erinnerung an die Frauen wiederherzustellen, die während des Krieges und der Diktatur zu Opfern wurden. Mehr als 2.500 Frauen durchliefen in Bilbao die Gefängnisse von Larrinaga und die Villa Orue. Sie waren inhaftiert wegen ihrer politischen Überzeugungen. Wenn wir über Kriege sprechen, reden wir in erster Linie über Männer, dies ist eine erste Ehrung für die weiblichen Opfer des Krieges", sagte der Bürgermeister.
Anwesend waren Angehörige von Frauen, die im Chalet Orue inhaftiert waren. Maialen Lizarralde Altuna ist die Enkelin einer Frau, die zwei Jahre lang inhaftiert war. "Es war sehr emotional. Wir haben uns an das Leid erinnert, ich freue mich darüber, dass das Schweigen über diese Zeit gebrochen und die Würde wiederhergestellt wird. Es ist wichtig, dass alles ans Licht kommt, damit sich das Geschehene nicht wiederholt“. Die Initiative geht auf einen Antrag antifaschistischer Erinnerungsgruppen zurück, zu denen auch BASKALE zählt. Ein Dossier, das an allen im Stadtrat vertretenen Parteien ging sowie Gespräche mit Vertreter*innen des Rathauses führten zu dieser späten und notwendigen Anerkennung. (LINK)
MIGRATION
Die legale und illegale Einwanderung ins Baskenland hat im Jahr 2022 verschiedene wichtige Etappen erlebt. Nie war die Pro-Migrations-Bewegung so stark wie heute, und vor allem: die Migrantinnen haben begonnen, sich zu organisieren und öffentlich einzumischen. Im Baskenland (wie im Staat) wurde eine Regularisierungs-Kampagne durchgeführt, die zu einer Gesetzgebung in Madrid führen soll. In keiner Region des Staates ist die Unterstützung durch einheimische Kräfte so stark wie im Baskenland.
Aufgrund seiner geografischen Lage ist Gipuzkoa zum kritischen Punkt geworden. Viele afrikanische Migranten wollen nach Frankreich oder Belgien, wo sie Familie haben, Euskadi ist Zwischenstation. Doch der französische Staat hat die Grenzen wieder dicht gemacht und schiebt “erwischte illegale Migranten“ sofort wieder ab (auch wenn dies illegal ist). Immer wieder wählen Migranten deshalb den Bidasoa-Grenzfluss als Option. Doch der träge erscheinende Fluss ist tückisch und hat bereits neun Menschenleben gefordert, zwei Afrikaner sind im vergangenen Jahr beim Überquerungsversuch ertrunken. Zwischen Irun und Hendaia laufen deshalb ständig Kampagnen mit der Forderung, die Grenzen zu öffnen und die Kriminalisierung zu beenden.
Dass es für und mit Migrantinnen und Grenzen auch anders gehen kann, hat der Krieg in der Ukraine gezeigt. Nicht nur mitteleuropäische Länder, auch die Region Baskenland hat Tausende ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, ohne jegliche Bürokratie, mit wohlwollenden Empfangsgeschenken und der Aufnahme in öffentlichen und privaten Domizilen. Vorbildlich. Vor den Augen jener afrikanischen Migrantinnen, die zwei oder drei Mal in Minibooten die lebensgefährliche Mittelmeer-Überfahrt hinter sich gebracht haben, die um jeden Cent und jede schlechte Arbeit betteln müssen, weil sie keine Papiere haben. Der Vergleich beider Situationen führt automatisch zum Fazit, dass hier eine völlig inakzeptable rassistische Differenzierung gemacht wird: die weiß-häutigen Europäerinnen und die Schwarzhäutigen aus Afrika.
Euskadi und die Ukraine haben seit dem Super-GAU im Tschernobyl-AKW 1986 eine besondere Verbindung. Seit 1996 kommen jedes Jahr Gruppen von ukrainischen Kindern, um den Sommer in baskischen Familien zu verbringen und gesundheitlich aufzutanken. Diese Geste hat über die Jahrzehnte zu innigen Beziehungen geführt und zeichnet sich aus als humanitärer Akt. Mit dem Krieg im Hintergrund hat diese Beziehung einen rassistischen Beigeschmack erhalten. Baskische Kriegsreporter suchen in Kiev oder Jarkov nach Kindern, die schon in Euskadi waren – die Kinder erklären auf Baskisch (!) wie es ihnen in Kriegszeiten geht. Dass sie dabei für humanitäre Kriegspropaganda der NATO benutzt werden, ist diesen Kindern sicher nicht vorzuwerfen.
MONDRAGON KOOPERATIVE
Die größte Kooperative des Staates, die baskische MCC aus Mondragon-Arrasate, verlor zwei wichtige Unternehmen, deren Mitglieder bzw. Aktionäre den Ausstieg beschlossen. Es handelt sich um zwei erfolgreiche Unternehmen, die 13% des Personals, 16% des Umsatzes, 20% der Bruttogewinne und 29% der Investitionen ausmachten. Die Unternehmen Ulma und Orona wollten ihre Gewinne nicht mehr bei MCC umverteilen und machten sich wieder unabhängig. (LINK)
MUSIK-FESTIVALS
Zum ersten Mal nach der Pandemie konnten im vergangenen Sommer die üblichen großen Musikfestivals wieder stattfinden: BBK Live in Bilbo und Azkena Rock in Vitoria-Gasteiz. In der Bilbao-Messe von Barakaldo gastierte Rosalia, im Bilbo-Stadion San Mames traten erst Fito und die Fitipaldis auf, danach Metallica. Zu Abschiedskonzerten von Berri Txarrak und Hertzainak fanden sich ebenfalls Tausende ein. Das internationale Filmfestival Zinemaldia fand ebenfalls wieder in voller Blüte und mit physischer Präsenz statt.
PELOTA
Der baskische Volkssport Pelota erlebt weiterhin alle denkbaren Höhenflüge. Pelota wird mit der Hand gespielt, mit dem Holzschläger, mit Netzschläger, mit Plastik- oder Strohkorb, gespielt wird auf offenen oder geschlossenen Frontons oder in Trinquete-Hallen. Pelota Mano (Hand) wird im Fernsehen live übertragen und ist enorm populär. Das ursprüngliche Pelota – Jai Alai oder Cesta Punta hat im Baskenland in den vergangenen 80 Jahren an Bedeutung verloren. Viele Spieler gingen nach Amerika, um dort Geld zu verdienen, am Rande von Wetten. Weil jene Zeiten vorbei sind, kamen in den letzten Jahren viele Pelotaris zurück. Der Pelota-Verband, mit wohlwollender Unterstützung von Politik und Medien, promoviert seit einem Jahr Turniere für Cesta Punta und Remonte, die sich eines enormen Interesses erfreuen. In Gernika und Markina füllen sich die Fronton-Hallen, das öffentliche Fernsehen überträgt live. Das schnellste Ballspiel der Welt hat nichts von seiner Attraktivität verloren.
POLITISCHE GEFANGENE
Die französische Justiz hat auf den Druck der Straße reagiert und zwei ETA-Gefangene freigelassen, die seit mehr als 30 Jahren inhaftiert waren: Jon Kepa Parot und Jakes Esnal. Beide waren 1990 verhaftet worden und sind 71 Jahre alt. Weil sie zu lebenslanger Haft verurteilt waren, war ihre Freilassung abhängig von Anhörungen vor Gericht, wo bereits mehrfach die Fortdauer der Haft beschlossen worden war. Zuletzt hatte es in Iparralde eine Reihe von Kampagnen zur Freilassung der beiden Gefangenen gegeben.
Mit dem Amtsantritt der PSOE-Podemos-Koalition in Madrid kam Bewegung in die Frage der politischen Gefangenen. Zum Preis der Zustimmung zu neoliberalen Haushalten beendete diese Regierung die Zerstreuung der Gefangenen (dispersión). Aus Cadiz, Murcia, Madrid oder Galicien wurden sie alle in die vier baskischen Knäste gebracht oder in naheliegende außerhalb der Grenze. Dass die baskische Regierung die Verwaltung der Knäste übernommen hat, zeigt noch keine Wirkung, denn das Madrider Sondergericht Audiencia Nacional revidiert fast alle Freigangs-Entscheidungen. Mehrfach wurden Gefangene nach Hause entlassen und dann wieder eingesperrt. Für die Freundinnen und Angehörigen, die regelmäßig zu Knast-Besuchen fahren, hat sich die Situation radikal verändert: niemand hat mehr als zwei Stunden Fahrzeit. Das Ende der Zerstreuung führte zum Ende des Mirentxin-Fahrdienstes. Denn um Verkehrsunfälle (16 Tote in 30 Jahren) auf den langen Knastfahrten zu vermeiden kauften Angehörige über Spenden Kleinbusse, mit denen die Besucherinnen von freiwilligen Fahrerinnen jedes Wochenende in die entlegensten Regionen gebracht wurden. Es versteht sich von selbst, dass die ultrarechten Opferverbände und die Postfranquisten weiter auf Rache setzen und gegen die Maßnahmen der sozialliberalen Koalition wettern. Nicht zu Ende ist die Mobilisierung für die Rechte der politischen Gefangenen in Euskadi, nach zwei Jahren Zwangspause wird die Demonstration am zweiten Januar-Samstag wieder aufgenommen, zu der in der Vergangenheit bis zu 100.000 Personen in die Bizkaia-Hauptstadt kamen. Gegen Rache-Justiz – für die Rechte der Gefangenen.
PRESSEFREIHEIT
Konflikte und Kriege werden nicht nur mit Waffen ausgefochten, sondern auch mit Propaganda und Unwahrheiten. Medien spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Immer schwierige wird es, die Realität von Falschmeldungen zu unterscheiden. Jeder Journalist muss überlegen, ob er Information unkontrolliert wiedergibt, oder sie kontrastiert mit anderen Quellen. Dass willige Journalisten in vorrückende Truppen integriert sind – embedded journalism – ist keine Neuheit. Pablo Gonzalez, aus einem kleinen Dorf bei Gernika ist Kriegsreporter, gehört aber nicht zu den Willigen. Dafür bezahlt er nun. Dass er russisch spricht (in Russland geboren) war im Ukraine-Krieg von Vorteil, es wurde jedoch zum Vorwand, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Erst aus der Ukraine ausgewiesen wurde er in Polen verhaftet unter dem universellen Vorwurf, ein russischer Spion zu sein. Seit dem 28. Februar 2022 sitzt er im Knast, ohne anwaltlichen Kontakt, eine Begründung für die Vorwürfe liegt nicht vor, die Haft wird alle drei Monate ohne Angabe von Gründen verlängert, in neun Monaten hatte er einen einzigen zweistündigen Besuch von seiner Frau. Das spanische Außenministerium, eigentlich zuständig für den Schutz der seiner Rechte, hält sich heraus, um die Beziehungen zum autoritären Polen nicht zu verderben. Dieselbe Haltung zeigt Brüssel, die juristische Farce des Grenzlandes zu Ukraine und Russland wird gedeckt. Nur Pressevereinigungen und Menschenrechts-Organisationen fordern die Freilassung von Pablo Gonzalez. (LINK) (LINK)
RENTNER*INNEN AUF DER STRASSE
Seit fünf Jahren (Januar 2023) gehen in vielen baskischen Städten jeden Montag Rentnerinnen und Rentner auf die Straßen, um für eine würdige Altersversorgung zu demonstrieren. Ähnliche Bewegungen gibt es auch in anderen spanischen Regionen, aber nirgendwo so konsequent wie in Hegoalde. Zu den Forderungen gehören 1.080 Euro als Mindestrente für alle, 1.200 bei Pflegefällen, besonderes Augenmerk liegt bei Witwen, die keine eigenen Ansprüche geltend machen können und gezwungen werden, unter der Armutsgrenze zu leben. Im Laufe ihrer Existenz hat die Bewegung Schnittpunkte mit anderen gesucht und gefunden, aus den Bereichen Jugend, Streiks, Gewerkschaften. Politisch blieben sie unabhängig.
SPORT
Auch ohne aktuelle Spitzenstars ist Radsport sehr beliebt, die Pyrenäenetappen der Tour de France werden von Tausenden von Baskinnen besucht. Die Tour 2023 fährt ihre ersten drei Etappen in Euskadi. Weniger beliebt ist die Vuelta, das spanische Gegenstück zur Tour, die seit dem Ende von ETA wieder in Euskadi vorbeifährt. * Populär sind auch die im Sommer stattfindenden Ruderregatten, die im Wechsel an Küstenorten zwischen Galicien und Donostia stattfinden. Diese Regatten gehen zurück auf die Tradition der baskischen Walfangboote. Bei den Frauen sind Orio und Arraun Lagunak aus Donosti stark, bei den Männern hat sich Urdaibai (Bermeo) gegen Dauerkonkurrent Hondarribi durchgesetzt. Krönung der Rudersaison ist die Doppelregatta an den ersten beiden September-Sonntagen, bei denen sich die Concha-Stadt zu Volksfesten füllt, auch hier gewann Urdaibai. * Barrika ist ein kleines Küstendorf nördlich von Bilbo, die Tatsache, dass Jon Rahm (wie die Sahne, Schweizer Familiengeschichte) dort vor 28 Jahren geboren wurde, hat den Flecken bis in die USA berühmt gemacht. Rahm ist nämlich Golfspieler und erfolgreich dazu, er gewinnt internationale Turniere und war kurzzeitig Nummer eins der Welt-Rangliste. Seit Dezember 2022 ist er auch Botschafter von Athletic Bilbao, aus Anlass des 125-jährigen Bestehens des Clubs.
STREIKS
Die baskischen Gewerkschaften sind so stark wie nie zuvor. Das liegt vor allem an der Bereitschaft, Verbesserungen in der Arbeitswelt durch Streiks zu erreichen. 47% der Streiks im Staat finden laut Statistik im Baskenland statt, obwohl die Bevölkerung nur 3% der staatlichen ausmacht. Deshalb richten sich von außerhalb viele Blicke voller Neid und Anerkennung auf die baskische Arbeiterbewegung. Die baskischen Arbeitgeber haben dafür wenig Verständnis, Abwanderung ist dennoch nicht zu befürchten, weil die baskische Regierung mit ihrer neoliberalen Wirtschafts-Politik für optimale Infrastruktur und Förderung sorgt und sich bei Streiks immer auf die Seite der Kapitalisten stellt. Im vergangenen Jahr wurden Streiks in einer Keksfabrik, im Guggenheim Museum (Reinigung) und bei Mercedes-Gasteiz erfolgreich zu Ende gebracht, fast schon legendär ist der Erfolg bei Tubacex ein Jahr zuvor nach 240 Streiktagen. Allein im März fanden neun Streiks gleichzeitig statt. Für die Gewerkschaft ELA stehen vor allem solche Arbeitsbereiche zum Konflikt an, in denen viele Frauen arbeiten, weil sie besonders von Niedriglöhnen und schlechten Bedingungen betroffen sind.
Derzeit wird gestreikt bei der Feuerwehr, in Altersheimen, in der Erziehung, im Gesundheitsbereich und bei den Hausangestellten. Ein Geheimnis der Streikerfolge ist die Streikkasse (LINK), über die einige baskische Gewerkschaften ihren Mitgliedern einen Teil des Lohnausfalls erstatten. Diese Solidarkassen sind das Ergebnis harter Kämpfe und werden ausschließlich über Mitgliedsbeiträge angelegt. Mitxel Lakuntza, der Generalsekretär der größten baskischen Gewerkschaft ELA, hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: Verhandeln gehört zwar zum Geschäft, aber Streiken ist besser, die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache (LINK).
TIERFARMEN
Speziell nach der Pandemie ist das Bewusstsein über die Schädlichkeit und Gefahr durch Massentierhaltung größer denn je. Schlechte Produkt-Qualität, Grundwasser-Verschmutzung und Methan-Erzeugung sind die Stichworte. Entsprechend stark ist die Ablehnung von Makro-Projekten. In Iruña Oka (Araba) soll eine Großfarm mit 40.000 Hühnern entstehen, in einem Naturschutzgebiet versteht sich. Befürchtet wird die Verschmutzung des Grundwassers des Zadora-Flusses. * Eine Makrozucht in Caparroso (Süd-Nafarroa) mit bislang 5.200 Kühen soll erweitert werden, hierher stammen 24% der in Navarra produzierten Milch. Etwas weiter südlich, in Noviercas (Soria), ist eine noch größere Makrofarm geplant, 20.000 Stück Vieh sollen dort gehalten werden, deutlich mehr als in ganz Navarra. Das könnte jedoch nunmehr scheitern, nachdem die spanische Regierung kürzlich die maximale Größe solcher Tier-KZs auf 850 Tiere beschränkt hat. (LINK)
TOURISMUS
Reisen ist im vergangenen Jahr zum wichtigsten Menschenrecht geworden, nach zwei Covid-Durchgängen mit Zwangspause. Zumindest für alle, die sich das leisten können. Wie nie zuvor ziehen kamera-bewaffnete Großgruppen durch die baskischen Altstädte und fotografieren alles und alle, die ihnen in die Quere kommen. Alteingesessene Bewohnerinnen wissen immer weniger, ob sie nun im Zoo oder in einem Erlebnispark leben. Die neoliberalen Stadtverwaltungen tun alles, um diese Entwicklung weiter voranzutreiben. Folgen sind Mietverteuerung, Gentrifizierung, Verdrängung von Bevölkerungsgruppen (Arbeiterklasse, Migrantinnen). Derweil meldet das Guggenheim-Museum neue Besuchs-Rekorde. Neue Hotels werden eröffnet, weil internationale Großevents eben dies erfordern. 2023 erlebt Bilbo nicht mehr und nicht weniger als den Start der Tour de France, für Millionen eingekauft, damit Millionen am Fernseher den Namen Bilbao sehen können und Hunderttausende nach einer Unterkunft in der Stadt suchen. Bereist jetzt werden Hotelzimmer für das Zehnfache des Normalpreises verkauft. Aus der Sicht der Stadtverwaltung bleiben Millionen hängen – nur nicht in den Geldbörsen der schlecht bezahlten Tourismus-Bediensteten.
UNABHÄNGIGKEITS-BEWEGUNG
Die baskische Unabhängigkeits-Bewegung erlebt nicht gerade eine Hochkonjunktur. Andere Themen – Pandemie, Wirtschaftskrise, Gesundheitssystem – stehen im Vordergrund. Der Flopp von 2015, für Kulturfeste teure Stadien anzumieten, hat zusätzliche Spuren hinterlassen, manche wurden auch von der spanischen Repression in Katalonien abgeschreckt. Deshalb wurde für den vergangenen 2. Juli eine risikofreie Aktion gewählt. Wer Lust, Zeit und ein Auto hatte, sollte in die Pyrenäen fahren und zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einem der 120 Gipfel zwischen Irun und Aragon ein Licht anzünden. Für die östlichen Gipfel der 430 Kilometer langen Bergkette waren ANC und Omnium von der katalanischen Unabhängigkeits-Bewegung zuständig. Viel Symbolismus, wenig Inhalt.
WEIN-ZERTIFIKAT
Der weltbekannte Rioja-Wein stammt aus einem Gebiet, zu dem ein Teil der baskischen Provinz Araba gehört und ein Teil der spanischen Region La Rioja. Übergreifend gibt es ein Zertifikat (Denominación de Origen Calificada - DOC), das die Herkunft der Weine bescheinigt. Damit soll jetzt Schluss sein. Denn die baskischen Winzer*innen wurden bei den DOC-Aufsichtsrats-Beschlüssen seit Langem wenig berücksichtigt. Dass der Wein aus der nördlich gelegenen Rioja Alavesa eine bessere Qualität aufweist, daran hat die Fachwelt keine Zweifel. Doch weil die Weinberge auf der Südseite (La Rioja) eine größere Dimension ausmachen, hatten jene Weinproduzent*innen die Entscheidungs-Mehrheit. Deshalb haben die Bask*innen beschlossen, den Verband zu verlassen und ein eigenes Zertifikat zu gründen, mit Unterstützung der baskischen Regierung. Nicht einverstanden sind die Rioja-Regierung (PSOE) und die Zentralregierung (ebenfalls PSOE), und selbstverständlich die Süd-Winzer*innen. Doch kann gegen den Ausstieg wenig gemacht werden. Außer zu klagen. Demnächst wird somit eine baskische Rioja-Marke auf dem Ladentisch stehen (wo sie aus politischen Gründen nicht boykottiert wird).
WINDENERGIE
Klar ist, dass eine Energiewende nötig ist, um die Klimakatastrophe zu verhindern (oder abzumildern). Kohle und Atomenergie werden im Baskenland ohnehin nicht produziert. Was sich für eine Wende anbietet, sind das Meer und die Berge, um Windräder aufzustellen. Viele sind sich der Notwendigkeit der Wende bewusst, doch niemand will die Windparks haben. An allen potenziellen Standorten sammeln sich Bürgerinitiativen, um die Verschandelung der Landschaft zu beklagen und Partei zu ergreifen für Vögel, die von Windrädern erschlagen werden könnten. Zugegeben, die Landschaft wird nicht schöner, doch irgendein Preis muss gezahlt werden. Dazu kommt, dass hinter den Windrädern multinationale Profitinteressen stehen, denen der Klimawechsel egal ist, solange die Kasse stimmt.
Überraschung des Jahres war insofern das Angebot eines staatlichen Unternehmens aus Norwegen, das kostengünstige Angebote zum Bau von Windparks machte. Die linksliberale Koalition EH Bildu (sonst unter den Ablehnerinnen zu finden) ging auf das Angebot ein und startete ein Pilotprojekt in der von ihr regierten Stadt Azpeitia in Gipuzkoa, bislang mit ungewissem Ausgang: die Ablehnung kam prompt. Auf dem Meer werden Versuche angestellt mit schwimmenden Windrädern weit vor der Küste – aus den Augen aus dem Sinn.
WIRTSCHAFTSKRISE
Für kapitalistische Wirtschaftskrisen werden gerne Ausreden oder Sündenböcke gesucht. Dabei gehören sie zum System. Vor drei Jahren war es die Pandemie, der die Schuld für die Krise angelastet wurde, dabei hatte sich bereits vorher begonnen. Im Gegenteil, die Wirtschaft versuchte die Pandemie zu nutzen, unliebsame Belegschaften zu reduzieren (dass dabei der Mittelstand baden ging, war ein Kollateralschaden). Im vergangenen Jahr war es der Ukraine-Krieg, auf den alles Negative zurückgeführt werden sollte. Eine erneute Lüge. Denn die Preissteigerungen im Energiebereich (Strom, Kraftstoff) begannen schon früher. Der Bereich zeichnet sich dadurch aus, dass es nur eine Handvoll Produzenten und Lieferanten sind, die sich den Markt teilen und Preise ansetzen können, wie sie wollen. Allen voran der baskische Muli-Konzern Iberdrola, in aller Welt vertreten. Mit der Ausrede von Kostenerhöhung von Gas wurde der Strompreis innerhalb eines Jahres versechsfacht. Dabei wurden Milliardengewinne erzielt. Lediglich für den Preisanstieg bei Lebensmitteln war der Krieg mitverantwortlich. Die Inflation stieg zeitweise auf 10%. Dass die baskischen Gewerkschaften darauf reagieren, ist nur logisch. Bei Arbeitskämpfen sollen (neben anderen Verbesserungen) zumindest der Lohnverlust durch die Inflation ausgeglichen werden.
WOHNUNGSNOT
Das Dach über dem Kopf sollte für alle ein Grundrecht sein – Tatsache ist, dass nirgendwo sonst so viel spekuliert und manipuliert wird. Im Süd-Baskenland wird nach wie vor überall gebaut – obwohl in den großen Städten Tausende von Wohnungen leer stehen. Die Preise in den Metropolen sind extravagant und schon lange nicht mehr bezahlbar. Donostia (San Sebastian) ist nach Madrid die zweitteuerste Stadt des Staates. Ein Blick auf die durchschnittlichen Mietpreise für eine 70-qm-Wohnung: Donostia 1.350 Euro, Bilbo 950 Euro, Gasteiz 750 Euro – das macht einen Unterschied von 600 Euro zwischen der Haupt- und der Concha-Stadt, wo fast die doppelte Miete anfällt. Von Donostia ist bekannt, dass Millionäre aus der ganzen Welt Schlange stehen müssen, um eine teure Wohnung an der Bucht zu kaufen, weil es nicht genug Angebote gibt. Die Preisentwicklung wird nach unten durchgereicht, wer wenig Geld hat, bleibt auf der Straße. Bilbo ist bekannt für einen Leerstand von mehr als 5.000 Wohnungen (bei 350.000 Einwohnerinnen). In der Altstadt gibt es keine Mietwohnungen mehr, weil der Tourismus alles frisst, die Preise steigen im zweistelligen Bereich. In den anliegenden Arbeitervierteln greift Airbnb ebenfalls immer mehr um sich, die Hälfte davon illegal und am Finanzamt vorbei. Sozialer Wohnungsbau läuft dem steigenden Bedarf meilenweit hinterher. Für Obdachlose und junge Migrantinnen ohne Papiere bleibt nur die Straße.
VERKEHRS-KOMPETENZ
Weil der Staat bis heute viele der Verwaltungs-Kompetenzen nicht an die Autonomie-Regierungen übertragen hat, gibt es auch 45 Jahre nach ihrer Ratifizierung politische Zerwürfnisse. Die linksliberale Koalition EH BILDU nutzte die Schwäche der Regierungskoalition und ließ sich die Zustimmung zum Staatshaushalt mit der Übertragung der Verkehrs-Kompetenz in Nafarroa bezahlen. Damit wird die ungeliebte Guardia Civil ausgebootet. Die postfranquistische Rechte (PP, UPN, Vox) sieht darin einen Ausverkauf des Staates und läuft Sturm. Dabei stand die PP mit Aznar bereits 2008 kurz davor, dieselbe Übertragung vorzunehmen.
WORT DES JAHRES
Das Wort des Jahres hat nichts mit Pandemie, Krieg oder Wirtschaftskrise zu tun, jene Themen, die die Gesellschaft am meisten beschäftigen. Das Wort des Jahres – baskisch und im Baskenland – lautet “Sorioneko“, die Inschrift auf einer in Navarra ausgegrabenen Bronze-Hand. “Sorioneko“ ist ein Glückwunsch, laut Aranzadi handelt es sich um das “älteste und ausführlichste Zeugnis der baskischen Sprache bis heute“. Ein Glücksmoment in problematischen Zeiten.
* AUSBLICK 2023
Wenn Wahlen anstehen, füllen sich die Straßen des Baskenlandes mit Baustellen, denn Verbesserungs-Arbeiten sind ein Zeichen dafür, dass “etwas getan wird“. Diese Beobachtung gehört zur Praxis der neoliberalen Politik der Baskisch Nationalistischen Partei PNV, die im Superwahljahr 2023 ihre letzten Erfolge wiederholen will. Neben Neoliberalismus in der Wirtschaft gehört Sozialpolitik links von den Sozialdemokraten zum Geheimrezept der Partei. Gewählt wird ein neues spanisches Parlament (noch ohne Termin), am 29. Mai finden Regional-, Provinz- und Kommunalwahlen statt. Weil die autonome Gemeinschaft Baskenland (Euskadi) die Wahlen vorgezogen hat, wird kein neues baskisches Parlament gewählt. Wer auch immer die Kommunalwahlen in Vitoria-Gasteiz gewinnt, es wird zum ersten Mal eine Bürgermeisterin geben, weil alle vier relevanten Parteien Kandidatinnen aufgestellt haben: PNV, EHB, PSOE und PP. Eine interessante Frage wird sein, ob die faschistische Vox-Partei irgendwo einen Fuß in die Tür bekommt, sprich Abgeordnete stellen kann. Bislang haben die Neo-Franquisten nur einen Sitz im baskischen Parlament.
ABBILDUNGEN:
(*) Baskische Sportlerinnen (FAT)
(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2023-01-07)