Baskische Filme beim Festival in San Sebastian
Vom 22. bis 30. September 2017 findet in Donostia / San Sebastian die 65. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals ZINEMALDIA statt. Einmal mehr werden Ehrengäste aus aller Welt erwartet zu einem der namhaftesten Filmfestivals in Europa – neben Berlin, Cannes und Venedig. Während Filmsternchen und Stars über rote Teppiche flanieren und Autogrammjäger*innen auf die Berühmtheiten warten, interessiert im Baskenland insbesondere die Beteiligung baskischer Filme am großen Spektakel – sie ist vielversprechend.
Vierzehn baskische Filme nehmen 2017 am Internationalen Filmfestival ZINEMALDIA teil – soviele wie nie zuvor in der Geschichte der renommierten Veranstaltung.
Lange Zeit gab es Beschwerden, dass das baskische Kino beim Zinemaldia-Filmfestival in Donostia ein eher stiefmütterliches Dasein spiele. In den vergangenen Jahren hat sich diese Situation geändert, das Festival verzeichnet eine immer breitere Teilnahme baskischer Streifen. Das liegt zum einen an der Breite der Kreativszene und an der Vielzahl von Filmschaffenden im Baskenland, zum anderen auch an einer entsprechenden Förderpolitik der baskischen Regierung. Von den vierzehn in diesem Jahr eingeladenen baskischen Beiträgen konkurrieren sieben für den Irizar-Preis, die Auszeichnung für den besten baskischen Film (1).
Mit dieser Rekordbeteiligung zeigt das baskische Kino, wie stark es sich im Aufwind befindet und auch auf dem europäischen und internationalen Markt Chancen hat. Insofern zeichnet sich die Teilnahme sowohl durch Qualität wie durch Quantität aus. Insgesamt vierzehn Filme sind in den acht zum Festival gehörenden Sektionen und Programmen vertreten.
Nach soviel Kritik in der Vergangenheit haben die Verantwortlichen von Zinemaldia die große baskische Beteiligung im Jahr 2017 mit einer gewissen Genugtuung der Öffentlichkeit vorgestellt. Direktor José Luis Rebordinos und Mediendirektorin Ruth Pérez de Anucita stellten Ende August die Titel der an der 65. Ausgabe teilnehmenden Werke vor. Anwesend waren Persönlichkeiten aus der baskischen Kinowelt, Schauspieler*innen, Regisseur*innen und Produzent*innen; daneben der baskische Kultursenator, der Provinzpräsident und der Vorsitzende der unabhängigen Produktionsgesellschaften des Baskenlandes.
In der offiziellen Festivalsektion werden Schauspieler*innen, Regisseur*innen, Fotografie und Drehbuch mit der Goldenen und silbernen Muschel prämiert (Concha de Oro, Concha de Plata), sowie natürlich der beste Film. Der bekannte US-amerikanische Schauspieler und Regisseur John Malkovich steht der Vergabejury vor. Neben der offiziellen Sektion gibt es eine Reihe weiterer, bei denen Preise verteilt werden. Darunter Zinemira, die sich mit dem baskischen Kino beschäftigt. Den Ehrenpreis in diesem Bereich erhält in diesem Jahr die navarrische Filmtechnikerin Julia Juaniz (Jg. 1956), die in ihrer Karriere mit der Produktion von mehr als 60 Filmen teilweise bekannter Regisseur*innen beschäftigt war. Für den Preis in dieser Sektion bewerben sich zwölf Filme.
Drei Titel der Zinemira-Sektion konkurrieren um den Irizar-Preis für den besten baskischen Film. Darunter „Elkarrekin-Together“ von Pablo Iraburu, Migeltxo Molina und Igor Otxoa, der auch bei der Gala des baskischen Filmes gezeigt werden wird. Sein Inhalt kreist um eine Gruppe von Archäologen, die in den USA auf der Suche sind nach einem Beweis für Zusammentreffen und Zusammenarbeit von baskischen Walfängern und nordamerikanischen Ureinwohner*innen. Dabei ist auch der Film „Non/No“ von Eñaut Castagnet und Ximun Fuchs, hierbei geht es um die Situation in einem kleinen französischen Dorf nach der Schließung einer Fabrik. Und schließlich „Bi txirula” (Zwei Flöten), der Film über eine Reise, die zum Nachdenken anregt und das Spielfilmdebüt von Iñigo García darstellt. Zinemira wird komplettiert mit zwei Filmen, die außerhalb des Wettbewerbs teilnehmen. Zum einen „Converso“, ein Dokumentarfilm von David Arratibel, der die Konversion einer Familie zum katholischen Glauben zu vermitteln versucht; sowie „Nur eta herensugearen tenplua“ (Nur und der Tempel des Drachens), ein von Juanba Berasategi gedrehter Zeichentrickfilm, der auf einer Romanfigur der baskischen Schriftstellerin Toti Martinez de Lezea basiert.
Auch „Volar” (Fliegen), ein Film von Bertha Gaztelumendi, der in Zusammenarbeit mit dem Frauen-Ressort Emakunde der baskischen Regierung produziert wurde, bewirbt sich um den Irizar-Preis. Inhalt des Films ist das Wochenend-Treffen von neun Frauen, die alle Opfer von patriarchaler Gewalt geworden sind. Auch Filme aus anderen Festival-Sektionen sind am Wettbewerb um den Irizar-Preis beteiligt. Dazu gehören zwei Filme aus der Offiziellen Sektion, „Morir“ (Sterben) von Fernando Franco, und „Handia“ (Groß) von Aitor Arregi und Jon Garaño, die im vergangenen Jahr den vielbeachteten Streifen „Loreak“ (Blumen) präsentiert hatten. Sie alle wollen zum besten baskischen Film gekürt werden. Ein weiterer Konkurrent in diesem Rennen ist Antonio Cuadri mit seinem Film „Operación Concha“ (Operation Muschel), der im Velodrom gezeigt werden wird. Komplettiert wird der Wettbewerb von Koldo Almandoz mit seinem Film „Plágan“, dieser Beitrag nimmt im Übrigen an der Sektion Zabaltegi teil.
Neben den Beiträgen von Zinemira und den Filmen, die für den baskischen Preis vorgeschlagen wurden, nimmt am Zinemaldi-Filmfestival innerhalb des Kimuak-Programms auch eine Reihe von ausgewählten Kurzfilmen teil. Hierbei handelt es sich um eine Initiative der baskischen Regierung und der baskischen Filmothek. In diesem ausschließlich für Professionelle vorgesehenen Bereich sind „Ab Alio” von Iñigo Royo und Iñigo Fernández, „Aprieta pero raramente ahoga” (Drücken aber nicht ertrinken) von David P. Sañudo zu sehen, sowie „Areka” von der Atxur Animazio Taldea (Atxur Animations Gruppe), „Euritan” (Im Regen) von Irati Gorostidi und Arantza Santesteban, „For the good times” de Andres Daniel Sanz, und „La fiebre del oro” (Goldfieber) von Raúl de la Fuente.
Festivaldirektor Rebordinos hob die auffallende Präsenz des baskischen Kinos in der Filmindustrie hervor. Der Streifen „Dantza“ (Tanz) von Telmo Esnal ist in der Festival-Sektion „Glocal in Progress“ vertreten, er wird von Rebordinos als besonders ehrgeiziges Projekt bezeichnet, für Zinemaldia 2018 werden ihm Chancen eingeräumt, in der offiziellen Sektion teilzunehmen. Der Direktor kündigte auch die Beteiligung zweier baskischer Filme im Forum Coproduktion an, was beim großen Bewerbungsandrang bemerkenswert sei. „Dieses Jahr gibt es zwei große Projekte: 'Akelarre' (Hexentanz), ein schöner Film über Hexen, und „El doble más quince“ (Doppelt plus fünfzehn), die Geschichte eines Jugendlichen und einer Frau, die einem Kurzfilm entspringt“, so Rebordinos.
Die Donostia-Preise – in diesem Jahr drei an der Zahl – gehen an den argentinischen Schauspieler und Zinemaldia-2015-Preisträger Ricardo Darin, an die 1928 geborene belgische Fotografin Agnès Varda und die italienische Schauspielerin Monica Bellucci (2). Diese Ehrenpreise gingen im vergangenen Jahr an Ethan Hawke und Sigourney Weaver. Zuletzt kursierte durch die baskischen Nachrichten, dass der österreichisch-kalifornische Terminator Arnold Schwarzenegger ebenfalls in Donostia erwartet werde. Mit solch hochkarätigen Ehrengästen, Jurymitgliedern und Preisträger*innen garantiert sich das Zinemaldia-Filmfestival seinen weltweiten Ruf und die Erwähnung in den internationalen Medien. Die Eintrittskarten für die Film-Vorstellungen sind bei Festivalbeginn in der Regel bereits lange ausverkauft.
ANMERKUNGEN:
(1) Information aus dem Artikel „El cine vasco proyectará en Zinemaldia la calidad y cantidad de sus producciones” (Das baskische Kino zeigt beim Zinemaldia die Qualität und Quantität seiner Produktionen), aus der baskischen Tageszeitung Deia (Link)
(2) Offizielle Webseite des Filmfestivals Zinemaldia Donostia / San Sebastian (Link)
ABBILDUNGEN:
(*) Offizielle Webseite Zinemaldia