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Wer finanzierte Krieg und Diktatur?

Der Schmuggelkönig Juan March, das Portugal Salazars, Mussolinis Italien, die deutschen Nazis, verschiedene europäische Banken und viele andere mehr haben eines gemeinsam: während des Spanienkrieges von 1936 bis 1939 finanzierten sie die Franquisten. Eine Publikation von José Ángel Sánchez Asiaín mit dem Titel „Die Finanzierung des Spanischen Bürgerkriegs“ liefert eine detaillierte Liste der finanziellen und materiellen Hilfen, die den Aufständischen zu Gute kamen, sowie die Namen der Geldgeber.

Am 18. Juli 1936 kam es zu einem faschistischen Staatsstreich gegen die republikanische Regierung Spaniens - wenig bis gar nicht bekannt ist, wer die Putschisten und den folgenden Krieg finanzierte. Bei den Parlaments-Wahlen im Februar 1936 war in der Zweiten Spanischen Republik eine sozialdemokratische Regierung gewählt worden. Der Staatsstreich rechtsgerichteter Generäle mit Unterstützung von Kirche und Oligarchie trieb das Land in einen brutalen und blutigen Krieg, um gegen jegliche demokratische Vorstellung ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. (1)

Doch geht ein Staatsstreich nicht von heute auf morgen über die Bühne. Vor allen Dingen haben Staatsstreiche keine Chance, wenn sie ohne bodenständige finanzielle Unterstützung daherkommen. Denn die notwendige militärische Ausrüstung, der Unterhalt der Truppen, und vor allem die Finanzierung eines neuen Staates nach einem Krieg, wie ihn Spanien erlebte, musste bezahlt werden. Stellt sich also die Frage: welche Geldgeber stehen hinter Staatsstreich und Krieg?

Woher kam die Finanzierung?

Im Jahr 2013 veröffentlichte der Ökonom und Banker José Ángel Sánchez Asiaín (Barakaldo, 1929) seine Untersuchung „Die Finanzierung des Spanischen Bürgerkriegs“. Damit erhielt er nicht nur den Nationalen Preis jenes Jahres in der Abteilung Geschichte, das Werk zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es detailliert auflistet, woher die wirtschaftlichen und finanziellen Hilfen kamen, die die Putschisten des 18. Juli erhielten. Darüber hinaus liefert die Schrift Information darüber, von welcher Seite die beiden beteiligten Seiten – die legitime Regierung und die Franquisten – nach dem Beginn des Krieges Unterstützung erhielten.

Eine der wesentlichen Schlussfolgerungen der Publikation ist, dass praktisch niemand außer der Sowjetunion und auf sehr bescheidene Weise Frankreich es wagten, mit der Republik Handel zu treiben, sei es aus Angst vor dem Kommunismus, oder aus Angst vor den faschistischen Alliierten. Der Staatsstreich, der den Krieg verursachte und dessen einzige Rechtfertigung die „Rettung Spaniens“ war, wurde fast aussschließlich mit ausländischem Kapital finanziert, das als Bedingung zudem hohe Zinsen forderte. So gesehen waren die Aufständischen, die sich selbst „Nationale Bewegung“ nannten gar nicht so national wie sie vorgaben.
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Aus Anlass des 80. Jahrestages des militärischen Staatsstreichs und des folgenden Krieges erinnert die linke Tageszeitung Publico erneut an die Darstellungen von Sánchez Asiaín und richtet das Scheinwerferlicht auf alle Länder, Banken und alle Persönlichkeiten, die den „Golpe“ (span: Schlag“) vom 18. Juli finanzierten und in den ersten Monaten den finanziellen Rückhalt darstellten, obwohl der Aufstand in großen Teilen des Landes in den ersten Wochen gescheitert war und obwohl allen bewusst war, dass ihre Finanzierung dazu dienen würde, das Land zu zerstören. (1)

Juan March

Der mallorquinische Banker und Schmuggelkönig Juan March (1882-1962), dessen Familie bis heute über einen großen Besitz verfügt, war 1936 der reichste und einflussreichste Mann im Staat und zögerte keinen Moment, alles zu unternehmen, um die Republik zu ruinieren. Zuerst unterstützte er die Verschwörung, dann stellte er Mittel für den Aufstand zur Verfügung. Zu Beginn des Konflikts unterstützte er großzügig die Faschisten, dann kaufte er alle Arten von Kriegsmaterial. Es ist unmöglich, die Summe zu kalkulieren, die March den Aufständischen zur Verfügung stellte. Unter Historikerinnen und Journalisten wurden Zahlen gehandelt zwischen einer Milliarde Peseten und 15 Millionen Pfund Sterling, dazu die Finanzierung eines großen Teils der Kosten für die italienische Invasion auf Mallorca. Klar ist auf jeden Fall, dass March in den ersten Tagen nach dem Golpe dem Putschisten-General Emilio Mola (für die sog. Nordfront zuständig, das heißt, für den Krieg gegen das Baskenland), 600 Millionen derzeitige Peseten zur Verfügung stellte (2). Er bezahlte die Miete für das Flugzeug, mit dem der General Franco von den Kanaren nach Marokko transportiert wurde. Wenn es notwendig war, lieferte er Bürgschaften für die Sache der Franquisten, nachdem er vorher gute Zinsen für sich und seine Kumpane ausgehandelt hatte.

Der Banker March kümmerte sich – so Sánchez Asiaín – auch um die in jedem militärischen Konflikt eminent wichtige Frage der Lieferung und Finanzierung von Treibstoff, den die sogenannte „Burgos-Regierung“ benutzte (so nannten sich die Aufständischen, um sich Legitimität zu geben). March bot dem nordamerikanischen Unternehmen Texaco ausreichende Garantien, um die ersten Öllieferungen an die Putschisten zu finanzieren. Stattdessen stoppte Texaco seine Lieferungen an die Republik, trotz bestehender Verträge. Sánchez Asiaín ergänzt: „Es gibt zwar keine Dokumente, die das belegen, aber klar erscheint auch, dass Spanien auch von Portugal Öl bekam, und dass erneut March die finanziell treibende Kraft für diese Käufe war“. March-Kapital diente auch dazu, die mageren Kassen der Falange zu füllen. Zwar hatte der Falange-Gründer José Antonio Primo de Rivera noch zwei Jahre zuvor angedroht: „wenn wir an die Regierung kommen, wird als erster der Multimillionär und Schmuggler Juan March aufgehängt“. Dennoch floss 1936 das Geld des Kapitalisten in die Kassen der Falangisten, zuerst gegen den Widerstand Riveras, dann mit seiner Zustimmung.

Portugal unter Salazar

Sánchez Asiaín schreibt, die Hilfe Portugals für den Militäraufstand sei „bedeutend und großzügig“ gewesen. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Beschränkungen sei „die portugiesische Hilfe in Bezug auf ihr Volumen und ihre Regelmäßigkeit lange nicht so umfangreich gewesen wie die aus Itaien und Deutschland“. Die Bedeutung der portugiesischen Hilfe lag in der Tatsache, dass sie in den ersten Tagen des Staatsstreichs kam, als die Aufständischen in der schwächeren Position waren.

Antonio de Oliveira Salazar

Das lusitanische Land wurde formal zu einem Empfänger von Waffen im Namen Francos. Vorher hatte das Land nicht einmal auf der Lsite der Waffen empfangenden Länder gestanden, plötzlich jedoch stand es in der weltweiten Liste von Kunden der Nazi-Waffenindustrie auf dem dritten Platz, in Europa sogar auf dem ersten. Diese Hilfe war entscheidend, erstens, um den Nicht-Angriffs-Pakt zu retten und zweitens, um als Nachhut die logistische Unterstützung zu sichern, und in der franquistischen Zone die Kommunikation aufrecht zu erhalten, die nach dem gescheiterten Staatsstreich in zwei Bereiche geteilt worden war. Sánchez Asiaín belegt, dass das Regime der portugiesischen Diktatur den Franquisten alle Arten von finanziellen Mitteln zur Verfügung stellte, Kredite portugiesischer Banken, sowie eine umfassende politische und diplomatische Deckung. „Es ist bewiesen, dass sich die Espíritu Santo Bank in Lisabon 1937 an 37 spanische Vertreter wandte, um ihnen mitzuteilen, dass ihnen bestimmte finanzielle Zuwendungen zukommen würden“.
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Die Provinzregierung Navarra

Navarra verfügte mit seiner Provinzregierung zu jener Zeit über Sonderrechte (Fueros), die ihr die wirtschaftliche Kontrolle über das Territorium erlaubte. Sánchez Asiaín stellt fest, dass die Provinzregierung (Diputación Foral de Navarra) „den Aufständischen eine wichtige, großzügige und regelmäßige institutionelle Hilfe zukommen ließ“. Am 24. Juli 1936 (sechs Tage nach dem Golpe, gab General Mola der Provinzregierung den Befehl, ihm einen Kredit von 2 Millionen Peseten zur Verfügung zu stellen, um die Kosten bezahlen zu können für „die Bewegung, die zur Rettung Spaniens aufgebrochen ist“. Die Provinzregierung Navarra führte auch eine Reihe von Kriegssteuern ein, die 13.942.813 Peseten Einnahmen brachten, und „der nationalen Sache“ weitergegeben wurden. Dieses Geld diente unter anderem dazu, Flugzeuge für die Verteidigung von Pamplona zu kaufen, Molas Kredit zu kündigen, Franco ein gepanzertes Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, Motorräder für den General Varela, eine Rente von 1.840 Peseten für Molas Töchter, und für die Bezahlung einer Rechnung von 4.700 Peseten, ausgestellt von der baskisch-navarrischen Architekten-Kammer für einen Bauplan eines Hauses für die Mola-Witwe (2).

Karlisten

Eine weitere wichtige Einnahmequelle zur Finanzierung des Aufstands waren Geldspenden von einer Gruppe ausgewählter Karlisten (3), die wirtschaftlich bestens gestellt waren und zu denen Joaquín Baleztena, Miguel María Zozaya und Fernando Contreras gehörten. Eine ganz außergewöhnliche Finanzquelle, so der Autor, war das System regelmäßiger Beiträge, das die Karlisten seit 1934 eingeführt hatten, bei dem alle Mitglieder an die „Traditions-Kasse“ „mindestens genau so viel einzahlen sollten, wie sie an Steuern an den Staat entrichteten“.

Francesc Cambó

Dieser katalanische Politiker, Mitgründer und Führer der Regionalistischen Liga, von Romanones als der „beste Politiker des 20. Jahrhunderts“ beschrieben, half dabei, im Ausland 410 Millionen Peseten zu sammeln zur Unterstützung des Aufstands. Er bürgte und half, Kredite in Höhe von 35 Millionen Dollar zu erhalten.

Zionistische Beiträge

Trotz der Drohsprüche von General Queipo de Llano in Radio Sevilla „gaben die großen jüdischen Familien von Melilla beachtliche Summen für die Rebellion“. Franco, der mit der jüdischen Bank in Tetuán und Tánger um Kredite verhandelte, sah sich gezwungen, diese antisemitischen Sendungen zu verbieten. Am 15. August schickte er einen Brief an den Israelitischen Kommunalrat von Tetuán und bat darum, nicht auf die antisemitischen Kommentare zu hören.

Das faschistische Italien

Sánchez Asiaín beschreibt zwei Gründe, die den großen Umfang von Mussolinis Hilfe für die Franquisten rechtfertigen. Auf der einen Seite waren es politische und wirtschaftliche Gründe, Mussolini wollte um jeden Preis den Mittelmeer-Raum beherrschen und eine mögliche französisch-spanische Blockade verhindern. Auf der anderen Seite stand Mussolinis Überzeugung und Mission, gegen den Kommunismus kämpfen zu müssen. „Eine wichtige Rolle spielte sicherlich auch, dass der spanische Krieg eine gute Gelegenheit war, neue Waffen zu testen“, so der Autor. Die italienische Regierung schlug vor, die franquistischen Schulden für die Lieferung von Kriegs-Material aller Art auf 5 Milliarden Lira zu limitieren. Die umfassende italienische Militär-Hilfe bestand aus Savoia-Flugzeugen und Fiat-Jagdfliegern, aus Waffen und Truppen, so der Historiker Ángel Viñas. Als der Krieg zu Ende war, veranschlagten spanische und italienische Vertreter den Gesamtkredit, den Italien den Aufständischen zur Verfügung gestellt hatte, auf 6,9 Milliarden Lira. Doch war die italiensiche Regierung weitaus großzügiger als die nazideutsche, sie schlug vor, die Gesamtschulden für Kriegsmaterial und andere Kosten bis zum 31. Dezember 1939 auf 5 Milliarden festzulegen und auf den Rest zu verzichten.

Nazi-Deutschland

Offiziell begannen die Verhandlungen der Aufständischen um Hilfe von den Deutschen am 21. Juli 1936, als Franco einen Vertrauten Hitlers empfing, weil er versuchen wollte, zum deutschen Führer so direkt und schnell wie möglich Kontakt aufzunehmen. Als das Hilfsgesuch Hitler erreichte, ermutigten ihn Luftwaffenchef Göring und Kriegsminister Blomberg, dem Gesuch zu folgen „aus Sympathie für die antikommunistische Haltung und um den Spanienkrieg als Laboratorium zu benutzen, um die deutsche Kriegstechnik zu verbessern“. Göring erinnerte Hitler auch daran, dass Deutschland im Austausch für Flugzeuge dringend notwendige Mineralien erhalten könnte.
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Adolf Hitler

So gesehen ist die deutsche Einmischung in den Spanienkrieg vor allem unter dem Aspekt der Versorgung mit Rohstoffen zu verstehen, vor allem von Mineralien im Zusammenhang mit Kriegsgerät (Wolfram). Auf dieser Grundlage unterschrieben die Aufständischen am 20. März 1937 mit Hitler einen „Freundschafts-Vertrag“, der während des Krieges zu verschiedensten Operationen führte, bei denen die franquistischen Wünsche wenig zählten und die Bedürfnisse der Nazis viel. Ein beachtlicher Anteil der Schulden, die die Franquisten bei Deutschland hatten, wurde in Form von Kompensationen bezahlt, dass heißt, in Form von Exporten, von allem von Rohstoffen. Zu Kriegsende bezifferten die Nazis die Schulden auf 372 Millionen Mark, die Kosten in Höhe von 99 Millionen für die Legion Condor eingeschlossen. Dennoch gab es zwischen den beiden Diktaturen nie eine Vereinbarung über die Höhe der Schuld. Es gab lediglich eine politisch einvernehmliche Lösung, um die Klärung zu vertagen. Diese Übergangs-Lösung wurde 1941 unterschrieben, sie erlaubte den Nazis, sich im spanischen Staat zu versorgen ohne zu bezahlen. „Unter anderem Mineralien, Speiseöl und Orangen wurden nach Deutschland geliefert ohne für die spanische Wirtschaft Devisen zu erzeugen“, so der Autor.

Gesellschaft für Handel, Industrie und Transport

Diese Holding portugiesischer Unternehmen stellte den Franquisten am 8. August 1936 einen Kredit bis zu 175.000 Pfund Sterling zur Verfügung, bei einem Jahreszins von 5,5%.

Philippinische Tabak-Gesellschaft

Sie stellte einen Kredit von einer Million Dollar zur Verfügung, der später um 200.000 erweitert wurde. Die Bereitstellung erfolgte am 22. Oktober 1936 ohne Zinsansprüche.

Kleinwort, Sons & Co

Diese englische Bank gewährte am 15. September 1937 (der Krieg im Baskenland war seit drei Monaten zu Ende) einen Kredit in Höhe von 800.000 Pfund bei 4% Jahreszins. Knapp einen Monat später kam ein weiterer Kredit von 1,5 Millionen Pfund bei 3% Zins hinzu.

Société de Banque Suisse

Das Bankhaus erteilte am 20.Oktober 1938 einen Kredit in Höhe einer Million Pfund Sterling.

Caixa Geral de Depósitos

Diese portugiesische Bank erteilte am 28. Februar 1939 einen Kredit, begrenzt auf 50 Millionen portugiesische Escudos, bei 4% Jahreszins.

Italienisches Banken-Konsortium

Unabhängig von der Hilfe des italienischen Staates stellte ein Banken-Konsortium unter Vorsitz der Banco de Italia und in Zusammenarbeit mit den Banken Hispano Americano und Español de Crédito den Franquisten am 20. November 1937 einen Kredit von 125 Millionen Lira zur Verfügung, der 1939 auf 300 Millionen erhöht wurde.

 

ANMERKUNGEN:

(1) Die Information zum vorliegenden Artikel stammt aus einer Publikation der spanischen Online-Tageszeitung Publico vom 13.7.2016: „Quién puso el dinero para el golpe del 18 de julio y la Guerra Civil?“ (Wer gab das Geld für den Putsch am 18. Juli und für den Bürgerkrieg?) (Link)

(2) Emilio Mola (1887-1937) war ein spanischer General und einer der Hauptakteure des Putsches vom 18. Juli 1936 der zum Spanienkrieg führte. Mola starb bei einem Flugzeug-Unfall am 3. Juni 1937, kurz vor dem militärischen Sieg an der Nordfront, wo er die aufständische Armee kommandierte. (Link)

FOTOS:

(*) Fotos von einer Kundgebung in Bilbao, Jahrestag der faschistischen Bombardierung vom 4. Januar 1937 (Foto Archiv Txeng – FAT)

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