Kriegsproduktion auf Hochtouren
Die Welt treibt auf einen neuen großen Krieg zu. Der Rüstungs-Boom lässt global die Umsätze der Rüstungs-Industrien steigen, auch die baskische profitiert davon, sie verzeichnet ein Plus von 500 Millionen Euro. In Zeiten, in denen die so genannten “Verteidigungs“-Haushalte dramatisch erhöht werden, reiben sich Rüstungs- und Waffen-Fabrikanten die Hände, dass es qualmt. Egal, ob tatsächlich Krieg oder nicht: Jeder Rüstungs-Euro ist eine verlorene Anstrengung, die der ganzen Gesellschaft schadet.
Die baskischen Technologie- und Rüstungs-Unternehmen ITP, Sener, SAPA und Aernnova sind hoch erfreut über die Auswirkungen der Aufrüstungs-Programme der Europäischen Union, an denen sie als Produzenten maßgeblich beteiligt sind.
Vor zehn Jahren verpflichtete sich der spanische Staat gegenüber der NATO, seinen Verteidigungshaushalt auf 2% seines Brutto-Inlands-Produkts (BIP) zu erhöhen. Das bedeutete mehr als 30 Milliarden Ausgaben. Ein Jahrzehnt später ist das Land immer noch weit davon entfernt. Laut dem jüngsten, für 2023 verabschiedeten allgemeinen Staatshaushalt erreichen die für diesen Sektor vorgesehenen Mittel nicht einmal 15 Milliarden Euro. Die Zahl soll bis 2029 erreicht werden, aber NATO-Generalsekretär Mark Rutte, der diese Woche mit Premierminister Pedro Sánchez zusammentraf, hat bereits gesagt, dass dies nicht ausreicht und der US-Faschisten-Präsident Donald Trump spricht bereits von 5%. (1)
Die Forderung, dass sich die europäischen Länder stärker in der NATO engagieren sollen, ist nicht neu. Sie kam auf mit Barak Obama als US-Präsident. Der vom Westen mit massiver NATO-Ausdehnung über Jahre hinweg provozierte Krieg in der Ukraine hat in den Augen der westlichen Militär-Allianz die Ernsthaftigkeit des Themas deutlich gemacht. Angeblich nach der alten Kriegs-Maxime “si vis pacem, para bellum“ - wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor. Doch Frieden will da niemand, von “Kriegstauglichkeit“ ist die Rede. Und Trump scheint bereit zu sein, seine Verbündeten unter Androhung von Zöllen zu Investitionen in militärische Streitkräfte zwingen zu wollen.
Die Rüstungs- und Kriegs-Industrie (perverserweise gerne Verteidigungs-Industrie genannt) hat die große Chance selbstverständlich sofort erkannt, wie aus den Daten des spanischen Verbands der Unternehmen der Branche, Tedae, hervorgeht. Der Umsatz dieser Unternehmen ist im letzten Jahr um fast 15% auf 19 Milliarden Euro gestiegen. Das Baskenland ist in diesem Sektor mit großen Unternehmen wie ITP Aero, Sener, Aernnova und SAPA Placencia sehr gut vertreten. In der Produktion im Baskenland sind direkt 803 Personen beschäftigt, weitere 920 Arbeitsplätze sind indirekt davon abhängig.
Die von der Zentralregierung geforderte Aufstockung des Militär-Haushalts und die Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen aus dem Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) sorgen in der Industrie für eine beträchtliche Finanzspritze. Die EU wird 5 Milliarden Euro ausgeben, in diesem Jahr sollen 1,154 Milliarden Euro im Rahmen der dritten EDF-Ausschreibung investiert werden.
Diese Anreize haben bereits zu einer Steigerung des Umsatzes der baskischen Unternehmen in diesem Sektor geführt. Ihr Umsatz ist um mehr als 500 Millionen gestiegen und liegt nun bei über 2,7 Milliarden. Eine Steigerung im zweistelligen Prozentbereich, die den Firmen weitere Möglichkeiten zum Geschäft mit dem Tod verspricht. Zu diesem Ergebnis kommt einer der wichtigsten Think Tanks der baskischen Wirtschaft, Zedarriak. Im vergangenen Monat hat das Wirtschaftsforum in seinem jüngsten Bericht eine “Reflexion“ über die Positionierung des Baskenlandes in diesem Sektor vorgeschlagen. Der zuständige Koordinator, Guillermo Dorronsoro, wies darauf hin, es sei notwendig, ein Engagement im Bereich des staatlichen Militär-Haushalts (Verteidigung genannt) zu analysieren, denn dieser Bereich werde “Gegenstand umfangreicher Investitionen“ – anders ausgedrückt: der Kriegstreiber Trump hilft der baskischen Militär-Industrie auf die Sprünge.
Die Projekte, an denen baskische Unternehmen bereits beteiligt sind, reichen von Telekommunikation, Satelliten-Ortung oder dem Einsatz künstlicher Intelligenz bis hin zur Entwicklung kritischer Elemente und Antriebe für Panzer und Kampfflugzeuge sowie zur Energie-Einsparung. Sie haben den Vorteil, dass es sich um wichtige Elemente für die Wirtschaft handelt, die mit anspruchsvollen Qualitäts-Ansprüchen entwickelt und dann im zivilen Leben angewendet werden können, wie TEDAE, der nationale Verband der Luftfahrt-Unternehmen hervorhebt (Asociación Española de Empresas Tecnológicas de Defensa, Seguridad, Aeronáutica y Espacio – Spanischer Verband der Unternehmen für Verteidigung, Sicherheit, Luft- und Raumfahrt-Technologie). Hinter diesem vornehmen Namen verstecken sich Rüstungs-Unternehmen.
Sener ist eines der aktivsten Unternehmen. Laut Jahresabschluss für das letzte Geschäftsjahr 2023 stieg der Umsatz der Rüstungs-Profiteure um 43% auf 524 Millionen, was unter anderem auf den Anstieg der Aufträge im Bereich “Verteidigung“ zurückzuführen ist. Das Unternehmen der Familie Sendagorta ist an mehreren von der EU geförderten Projekten beteiligt. Dazu gehören “Commands“ oder “Hydef“, die autonome Fahrzeuge oder die Verteidigung gegen Bedrohungen aus der Luft entwickeln. Es ist auch am FCAS-Programm beteiligt, mit dem das neue europäische Kampfflugzeug entwickelt wird. Diese Sparten sind nach dem Beschluss der dritten Ausschreibung des Europäischen “Verteidigungsfonds“ mit drei Projekten im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz und Satellitenkommunikation zur Steuerung selbstgesteuerter Fahrzeuge ausgebaut worden. Es gibt also mehr zu verdienen.
Das Unternehmen hat außerdem mit der Einrichtung eines Ingenieur-Zentrums in Zamudio Investitionen in Höhe von 25 Millionen Euro getätigt. In Santander wurde ein Hochleistungs-Zentrum für Antennen-Komponenten eingerichtet, in Sevilla ein Büro für 30 Mitarbeiter. Außerdem wurde das japanische Unternehmen NTT Data gekauft.
Das neue europäische Kampfflugzeug
Ein weiterer wichtiger Akteur im Baskenland ist ITP Aero. Das Luftfahrt-Unternehmen ist der industrielle Triebwerks-Koordinator in Spanien für das FCAS-Programm. FCAS steht für “Futuro Sistema Aéreo de Combate”, englisch: Future Combat Air System, deutsch: Zukünftiges Luftkampf-System. Für das europäische Kampfflugzeug sollen zwischen 2023 und 2027 fast 2,5 Milliarden ausgegeben werden. Das baskische Unternehmen schloss das Jahr 2023 mit einem Rekordumsatz ab, der um 25% auf 1,305 Milliarden stieg, wovon etwas mehr als 20% direkt auf die Rüstungs-Industrie entfallen. Ein weiteres baskisches Luftfahrt-Unternehmen, Aernnova, steigerte seinen Umsatz im Jahr 2023 auf 883 Millionen, wie aus dem nicht Bericht hervorgeht. Das ist ein Anstieg von 18,3% in einem Bereich, in dem 2 von 10 Euro aus dem Rüstungs-Sektor stammen.
SAPA Placencia (im gipuzkoanischen Ort Placencia de las Armas / bask: Soraluze) spielt eine Schlüsselrolle bei dem 8x8-Kampffahrzeug, das zusammen mit Santa Barbara, Escribano und Indra gebaut wird. Die ersten Lieferungen des Auftrags über 348 Einheiten haben sich verzögert, aber der Auftrag über mehr als 2 Milliarden wird durch einen weiteren Auftrag über fast 400 Fahrzeuge ergänzt, die die alten TOA-Panzer ersetzen sollen. Das Unternehmen der Familie Aperribay verzeichnete einen Umsatz von 54 Millionen, was einer Steigerung von 16% entspricht. Ganz nebenbei ist der Panzerbauer Jokin Aperribay auch noch Präsident des Fußballclubs Real Sociedad San Sebastian aus Donostia.
Daten
(*) 1.723 Arbeitsplätze: Der Verteidigungssektor im Baskenland hat 803 Beschäftigte und schafft indirekt weitere 920 Arbeitsplätze.
(*) Der Umsatz der wichtigsten Unternehmen des Sektors beläuft sich auf 2.720 Millionen Euro.
(*) Der Verteidigungshaushalt des spanischen Staates muss laut NATO und US-Präsident Trump um 10 Milliarden Euro erhöht werden, um 2% des Brutto-Inlands-Produkts zu erreichen. Letzterer spricht bereits von 5% des BIP.
(*) 20% Umsatzsteigerung der baskischen Unternehmen, die in diesem Rüstungs-Sektor tätig sind.
Baskultur.info berichtete bereits in der Vergangenheit über die baskische Rüstungs-Industrie: am 21-04-2022 unter dem Titel “750 Millionen Rüstungs-Umsatz – Hier werden Kriege vorbereitet“.
ANMERKUNGEN:
(1) Fakten und Zitate aus dem Artikel “El auge militar eleva en 500 millones las ventas de la industria vasca de Defensa” (Der militärische Boom lässt den Umsatz der baskischen Verteidigungs-Industrie um 500 Millionen Euro steigen), es handelt sich um keine Übersetzung. Tageszeitung El Correo, 2025-02-02 (LINK)
ABBILDUNGEN:
(1) Rüstung (infodefensa)
(2) Rüstung (wikipedia)
(3) ITP Rüstung (elcorreo)
(PUBLKATION BASKULTUR.INFO 2025-02-04)