Fotografien von Lucio Vergara
Das Generalarchiv von Nafarroa hat eine Schenkung erhalten: die Fotosammlung "Lucio Vergara". Sie umfasst insgesamt 1.035 bisher unveröffentlichte Bilder des Ortes Arantza im Norden der baskischen Region, aufgenommen von Lucio Vergara Machicote. Lucio Vergara arbeitete als Tischler in der Firma seines Vaters und war ganz nebenbei Hobby-Fotograf, der sich die damals teure Ausrüstung leisten konnte. Seine Fotografien ermöglichen eine visuelle Reise durch Arantza im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Arantza: Frauen bei der Arbeit im Maisfeld, eine Gruppe von Musikern, Txistu-Hersteller, Kurs mit Singer-Nähmaschinen – Fotografien von Lucio Vergara Machicote (1892-1978) aus den 1930er Jahren.
Arantza, Navarra
Arantza (span: Aranaz) ist ein kleiner Ort im nördlichen Navarra, bekannt für seine idyllische Lage in den Vorpyrenäen und für sein vielgerühmtes Euskara-Internat (Barnetegi). Der Ort ist 66 km von Iruñea (Pamplona) entfernt, der Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft. Im Jahr 2017 lebten 623 Personen in Arantza. Der historische Name dieser Gemeinde ist Aranaz und gilt formal auch heute noch als Name der Gemeinde in der spanischen Sprache. Er war der offizielle Name der Gemeinde bis 1989, als er in Arantza geändert wurde, seinen baskischen Namen. (1)
Lucio Vergaras Fotografien wurden jahrzehntelang im Haus der Vergara-Familie in der Stadt aufbewahrt. Nun haben zwei seiner Töchter, María Josefa und Juana María Vergara Oñativia, beschlossen, die Sammlung dem Generalarchiv der Region Navarra zu schenken. Hier wurden sie in das Programm der Fotothek von Nafarroa aufgenommen. (2)
Die “Sammlung Lucio Vergara" besteht aus 1.035 Gelatine-Bromid-Glasplatten, die meisten in den Formaten 13x18 cm, 9x13 cm und 6x9 cm, mit einer Vielzahl von Motiven, hauptsächlich Gruppenfotos mit Familien, von Hochzeiten und Freundesgruppen. Daneben Porträts von Männern, Frauen und Paaren, Fotos von Kommunionen und lokalen Ereignissen wie Festen oder Prozessionen.
Die Bilder zeugen von der akribischen Arbeit des Fotografen bei der Zusammenstellung der Szenen, die er nach Aussage seiner Verwandten mit großer Sorgfalt vornahm. Seine Fotografien, insbesondere die von familiären und öffentlichen Ereignissen, sowohl bürgerlicher als auch religiöser Art, sind ein grafisches Zeugnis von großem Wert für die Rekonstruktion der Geschichte von Arantza und der Region in den 1920er Jahren, vor Beginn des Spanienkriegs.
Die Sammlung war jahrzehntelang auf dem Dachboden des Hauses der Familie Gartxinea in Arantza aufbewahrt worden. Vor allem dank seiner Nichte María Vergara Vergara, Tochter von Gabriel Vergara (Bruder von Lucio) und Josefina Vergara. Maria hatte dieses Vermächtnis so aufbewahrt, wie es der Autor hinterließ, nämlich in einer kleinen Holzhütte, die er selbst auf dem Dachboden gebaut hatte und die er als heimisches Fotolabor nutzte. In diesem Raum wurden die Kisten mit den fotografischen Glasplatten konserviert, auch die Fläschchen mit den Chemikalien und andere für die fotografische Entwicklung notwendige Utensilien.
Nach Angaben der Regierung von Nafarroa erhielten Ángel Murua Iñurritegi, ein großer Liebhaber der Fotografie, und seine Frau María Rosario Alústiza Vergara, Tochter von María Pilar Vergara und Enkelin von Lucio Vergara, 2016 nach Gesprächen mit María Vergara die Erlaubnis, das gesamte Material abzuholen. Sie brachten alles zu ihrem Haus in Legazpi (in Gipuzkoa, 99 km entfernt), wo sie es reinigen, klassifizieren und scannen konnten.
Die tausend Fotografien von Lucio Vergara aus Navarra, die im General-Archiv aufbewahrt werden, werden nun in hoher Qualität digitalisiert, um sie anschließend mit Beschreibungen zu versehen und zu katalogisieren, damit sie von der Öffentlichkeit eingesehen werden können.
Möbelschreiner und Hobby-Fotograf
Lucio Vergara Machicote (Arantza, 6. Juli 1892 / Legazpi, 4. August 1978) war von Beruf Tischler und ganz nebenbei Amateurfotograf. Er machte eine Ausbildung an der Kunst- und Gewerbeschule in Donostia und arbeitete in Arantza in der Schreinerei seines Vaters. In dieser Funktion verfügte er über ausreichende Mittel, sich die damals nicht gerade billige Fotoausrüstung leisten zu können.
1920 heiratete er Felicitas Oñativia, gebürtig aus Urretxu in Gipuzkoa und Lehrerin an der Schule von Arantza. In Arantza betrieb Lucios Familie außerdem ein Geschäft für Lebensmittel und Stoffe, das sich im Erdgeschoss des Hauses Gartxinea befand (Goiko Karrika, 3). Lucio und seine Frau hatten fünf Kinder und zogen 1930 nach Legazpi, wo sie weiterhin als Lehrerin arbeitete und er bis zu seiner Pensionierung in der Fabrik Patricio Echeberría S.A. tätig war. Aus offiziellen Dokumenten geht hervor, dass Lucio Vergara 1926 Mitglied des Stadtrats von Arantza und 1937 Gemeinderichter in Legazpi war. (2)
Arantza-Aranaz
Arantza-Aranaz wurde bereits 1280 und 1366 unter dem Namen Aranaz erwähnt. Andere Varianten, unter denen es im Mittelalter erscheint, sind Araynnaz, Aranatze und Raynaz. Dieser Ortsname wurde sowohl im Baskischen als auch im Spanischen austauschbar verwendet, obwohl er im Baskischen auch als Aranatz ausgesprochen wird. Der Name der Einwohner dieses Ortes ist Aranaztarra, der sowohl im Spanischen als auch im Baskischen verwendet wird und sowohl für Männer als auch für Frauen gilt. Die Variante Arantzatarra wird auch im Baskischen verwendet.
Der Ort Arantza liegt im Nordwesten der Autonomen Gemeinschaft Navarra auf einer Höhe von 271 Metern. Die Gemeinde umfasst eine Fläche von 31,2 km² und grenzt im Norden an die Gemeinde Lesaka, im Osten an die Gemeinde Igantzi (span: Yanci) und die Berge Bidasoa und Berroaran, im Süden an die Gemeinden Ituren und Zubieta und im Westen an die Gemeinde Goizueta. (1)
ANMERKUNGEN:
(1) Aranaz – Arantza, Wikipedia (LINK)
(2) “Arantza a comienzos del siglo XX, en las fotografías de Lucio Vergara” (Arantza zu Beginn des 20. Jhds, auf Fotos von Lucio Vergara), Tageszeitung Gara, 2022-02-02 (LINK)
ABBILDUNGEN:
(*) Arantza (lucio vergara)
(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2023-02-27)