Ukrainische Kollateralschäden
Kraftstoffpreise schießen in die Höhe, rekordverdächtige Strompreise, auch Lebensmittel heben ab. Kosten steigen auf historische Niveaus, Unternehmen lassen die Produktion wegen der immenser Energiekosten einstellen. Schritt für Schritt durchdringen die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine immer mehr Winkel des baskischen Lebens. Wenn Lebenskosten steigen und Einnahmen nicht mithalten, nennen Gewerkschaften dies Kaufkraftverlust. Hört sich soziologisch an, kann aber existenzielle Folgen haben.
Weil die Welt globalisiert ist und Güter nicht mehr am Ort ihres späteren Konsums produziert werden, sind alle voneinander abhängig. Da passen Kriege nicht ins Bild, weil sie das Gefüge empfindlich stören. Preise steigen. Konzerne verdienen weiter und mehr. Waffenfabriken ohnehin. Die Armen bleiben auf der Strecke. Auch im Baskenland? Stichwort: Sonnenblumenöl aus der Ukraine.
Eigentlich ist der baskische Ministerpräsident, ein echter katholischer Konservativer, kein Freund von starken Worten. Eher bekannt, um den heißen Brei herumzureden. Doch nach zehn Tagen Krieg in der Ukraine hat er starken Tabak aus der Tasche geholt und die bevorstehende ökonomische Entwicklung als “Kriegswirtschaft“ bezeichnet. Von einer Pandemie in die nächste. Ukraine statt Omikron. Obus statt Virus. Nach dem Kollaps in den Krankenhäusern jetzt Inflation und Verarmung. Zuerst jene, die durch den Krieg alles verlieren. Danach die “Kollateralschäden“. Die sich vor Bomben in Sicherheit währen spüren ebenfalls Nadelstiche. Wer kein Auto besitzt, muss über drastische Erhöhungen der Spritpreise nicht schimpfen. Doch bei den Lebensmitteln wird es ernst. Die Arbeiterklasse bezahlt die Rechnung.
Domino-Effekt
Die Globalisierung begünstigt die Chaostheorie, die besagt, dass das freundliche Flattern eines Schmetterlings einen Orkan am anderen Ende der Welt auslösen kann. Dies geschieht aufgrund der enormen Handels- und Wirtschafts-Verflechtungen zwischen allen Ländern der Welt. Was wäre, wenn es statt eines Schmetterlingsflugs einen Krieg gäbe, und zwar nicht in den Antipoden, sondern nebenan, in Europa selbst? Der Hurrikan nimmt an Stärke zu, Tsunamis sind im Anmarsch.
Der Moment ist gekommen. Der Angriff in der Ukraine ist in erster Linie eine menschliche Katastrophe. Doch hat er Folgen, die unser Leben in vielen Bereichen direkt betreffen. Als der baskische Ministerpräsident Urkullu von einer "Kriegswirtschaft" sprach, hat er nicht übertrieben. Der Anstieg der Treibstoffpreise wirkt sich auf alles aus, der Mangel an Rohstoffen beeinträchtigt das Lebensnotwendigste. Streiks sind die Folge, Produktionsstopps wegen Kosten und Liefermangel kommen auf die Tagesordnung, Entlassungen sind absehbar. Niemand bleibt von den Auswirkungen des Krieges verschont, niemand weiß, wie weit sie gehen werden. Was sich anbahnt … (1)
Kraftstoffe: historischer Anstieg auf zwei Euro pro Liter für Diesel
Die Autonome Region Baskenland (CAV) produziert nur 10% des eigenen Energiekonsums, 90% müssen importiert werde, im Vergleich: Spanien importiert 68%, Europa 57%. 78% des Konsums werden mit Erdöl gedeckt, 34% mit Erdgas, 11,7% über Stromimporte (Atomstrom aus Frankreich), 0,3% sind Kohle. Erneuerbare Energien machen 9,8% aus und werden in der Region produziert, vor allem über Windenergie.
Benzin und Diesel sind aktuell kurzzeitig auf mehr als zwei Euro pro Liter gestiegen und haben ein neues Allzeithoch erreicht. Zwar gab es bereits seit Mai letzten Jahres einen Anstieg aufgrund der wirtschaftlichen Erholung, doch der Einmarsch in der Ukraine hat alles in den Schatten gestellt. Grund ist, dass Russland der weltweit drittgrößte Ölproduzent und der zweitgrößte Exporteur ist. Seine Rolle in Europa ist von wesentlicher Bedeutung, da es 27% des Rohöls liefert. Das Gefüge kommt in Unordnung. Am Mittwoch (9.3.) kostete ein Barrel Öl 111 Dollar, der Preis stieg an einem Tag auf 140 Dollar. Mittlerweile sanken die Barrelpreise, die an den Tankstellen aber nicht in gleichem Rhythmus. Die weitere Entwicklung ist kaum vorhersehbar.
Verkehr: Lkw-Fahrer am Rande des Abgrunds und drohende Streiks
Diese Kraftstoff-Preise verteuern alles. Ganz unmittelbar den Transport. Ein Sektor, der seit vielen Jahren auf einem schmalen Rendite-Grat wandelt, mit Blick in den Abgrund, nun kommt die Strafe. In einem Maße, dass die Plattform zur Verteidigung des Transportsektors zu einem unbefristeten Streik aufgerufen hat. Es handelt sich um keinen großen Verband, er wird aber von der Transport-Gewerkschaft HIRU unterstützt und stellt einen Machtfaktor dar, der ein Land lähmen kann: "Damit niemand unter den Kosten arbeitet".
Fischerei: Schiffe im Hafen, drohende Engpässe
Der Dieselpreis trifft auch den Fischereisektor. Nach einigem Zögern beschloss die baskische Flotte (183 Schiffe), den Fischfang mitten in der Makrelen- und Sardellen-Saison fortzusetzen. In Häfen wie Vigo, Celeiro, Barbate, Isla Cristina, Caleta de Vélez und Almería wurde anders entschieden, der Betrieb wurde eingestellt. Angesichts des Transportstreiks legten die Basken nun die Schiffe ebenfalls an die Leine. Die Fischerei leidet doppelt: direkt durch die Kraftstoffpreise, zusätzlich durch die erhöhten Transportkosten. Cepesca, der wichtigste Verband des Sektors, warnt vor der Gefahr eines Einbruchs der Fischversorgung.
DIE STEIGENDEN LEBENSHALTUNGSKOSTEN FÜHREN ZU SOZIALEN SPANNUNGEN, GEWERKSCHAFTEN FORDERN ANGESICHTS DES KAUFKRAFT-VERLUSTES DER BEVÖLKERUNG LOHNERHÖHUNGEN
Strom: ein neues Rekordhoch und Schwankungen
Der Strompreis ist eng an den von Gas gekoppelt. Russland liefert 40% des europäischen Gasbedarfs. Selbst wenn Russland seine Drohung wahr macht, den Hahn zuzudrehen, hat der Anstieg der Strompreise längst begonnen. Große Schwankungen spielen sich ab. Derzeit (März 2022) liegt der Durchschnitts-Preis pro Megawatt-Stunde auf dem Großhandels-Markt bei 368 Euro und damit fast 130 Euro über dem Durchschnitt des Monats Dezember 2021 (vor nur vier Monaten), der mit einem Durchschnitt von 239 Euro der bisher teuerste Monat in der Geschichte war.
Euskadi-Unternehmen: Stillstand im "Energie-Notstand"
Die Energiesituation betrifft nicht nur die Bevölkerung. Auch für die Unternehmen ist sie eine Plage, im ganzen Staat werden stromintensive Produktions-Anlagen stillgelegt. Im Baskenland haben diese Woche Arcelor-Mittal in Olaberria und ACB in Sestao die Produktion und Arbeit eingestellt. Andere, wie Sidenor, Nervacero oder Aceros Olarra, sind kurz davor. Die baskische Senatorin für wirtschaftliche Entwicklung, Arantxa Tapia, hat davor gewarnt, dass sich die autonome Gemeinschaft in einem "Energienotstand" befindet.
Beschäftigung: Arbeitgeber kündigen Entlassungen an
Die baskischen Arbeitgeber, insbesondere der Arbeitgeber-Verband Adegi aus Gipuzkoa, rechnen bereits mit erneuter Kurzarbeit, als unmittelbare Konsequenz des Konflikts in der Ukraine. Gefordert wird die Reaktivierung von Mechanismen, die während der Pandemie zum Rettungsanker wurden. Der Bizkaia-Arbeitgeber-Verband Cebek warnte ebenfalls vor "Versorgungs-Engpässen, hohen Energiekosten und einem Stillstand des Konsums". Dies führe zu "ernsten Cashflow-Problemen, um verschiedenen Zahlungen und finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können". Vor diesem Hintergrund haben auch die Gewerkschaften ihre Befürchtungen über einen weiteren Stellenabbau geäußert, zu einem Zeitpunkt, als alles auf die Überwindung der Pandemiekrise eingestellt war.
Preise: Höchste Inflationsrate seit 1986, soziale Spannungen
Der soziale Notstand kommt nicht nur über den Arbeitsmarkt, sondern auch ganz unmittelbar von der Preiseskalation. Eng verbunden mit dem Anstieg der Energiepreise ist der sprunghafte Anstieg des Verbraucher-Preisindexes: Die Inflation ist auf 7,6% gestiegen, die höchste Rate seit Dezember 1986. Sie betrifft bereits fast alle Artikel des Warenkorbs. Der Rückschluss liegt nahe, dass dies jene am härtesten trifft, die ohnehin schon Mühe hatten, über die Runden zu kommen. Die Ungleichheiten nehmen zu.
Die Verbraucher*innen-Verband (OCU) warnt vor dem "besorgniserregenden" Anstieg der Preise für wichtige Produkte wie Obst und Gemüse. Lebensmittel im Allgemeinen sind innerhalb eines Jahres um 5,6% gestiegen. Das entstehende Szenario weist in Richtung eines sozialen Konflikts. Die Bevölkerung erleidet einen spürbaren Verlust ihrer Kaufkraft. Gewerkschaften fordern Lohnerhöhungen, um den Anstieg der Lebenshaltungskosten auszugleichen. Die Unternehmen, die von der allgemeinen Situation über die Energie- und Kostenflanke betroffen sind, argumentieren hingegen, dass dies nicht der beste Zeitpunkt ist, um mehr Ausgaben zu tätigen. Nach Kapitallogik ist nie der richtige Zeitpunkt.
Sonnenblumenöl: Alarm in der Konserven-Industrie
60% des im Staat konsumierten Sonnenblumenöls stammt aus der Ukraine, ein gewaltiger Anteil. Bereits jetzt sind wieder leere Supermarktregale zu sehen. Die baskische Konserven-Industrie ist im Alarmzustand. Bei Unternehmen entlang der Küste, die Meeresprodukte in Konserven packen, insbesondere in Bermeo, Ondarroa, Berriatua und Markina (Bizkaia), sind 56% der Produktion aufgrund des Öl-Mangels in Gefahr. Jedes Unternehmen hat seine Strategie, die Reserven sind unterschiedlich. Hält die Situation jedoch drei Wochen oder länger an, wird es nach Ansicht des Sektors zu Produktions-Einstellungen kommen. Alternative wäre, auf einheimisches Olivenöl umzusteigen, aber auch das würde Mehrkosten verursachen.
Reisen: Hotelbuchungen gehen um 13% zurück
Für den (ohnehin sehr fraglichen) Tourismussektor war gerade Licht am Ende des Tunnels in Sicht, man hoffte auf die Erholung von der Pandemie. Dann kam der Krieg in der Ukraine und die Wirtschaft wurde erneut in Mitleidenschaft gezogen. Weltweit weisen verschiedene Studien seit Beginn der Invasion auf einen Rückgang der Buchungen um 20% hin, im spanischen Staat wird dieses Absacken mit 13% beziffert. Problem ist nicht nur die Unsicherheit, die ein militärischer Konflikt in der Bevölkerung hervorruft, sondern auch der Anstieg der Kosten für Dienstleistungen, einschließlich touristischer Serviceleistungen, was diese weniger attraktiv macht.
Getreide: Auswirkungen auf Futtermittel- und Brotpreise
Die Ukraine ist der größte Getreideproduzent Europas, 22% des Maises, der im spanischen Staat ankommt, stammt aus diesem Land. Die Invasion hat zu einem enormen Anstieg der Preise für diese Produkte geführt: 80% mehr als vor einem Jahr und 25% mehr als im Januar. Die Regierung hat Brüssel aufgefordert, die Kriterien für den Import aus anderen Ländern zu flexibilisieren und in Ausnahmefällen die Anbaugebiete innerhalb der EU auszuweiten. Der Preisanstieg wirkt sich sowohl auf die Futtermittel-Produktion (und damit Fleisch-Produktion) als auch auf die Brotherstellung aus. Die baskischen Bäckereien haben bereits angekündigt, dass sie ab sofort den Preis für einen Laib Brot um fünf bis zehn Cent erhöhen werden – Brot ist ein täglich verzehrtes Grundnahrungsmittel.
Düngemittel: Schlag gegen die landwirtschaftliche Produktion
Der spanische Verband der Düngemittel-Hersteller (Anffe) hat darauf hingewiesen, dass Russland einer der Hauptlieferanten dieser Produkte für die Europäische Union ist. So dass alle Maßnahmen, die wegen des Krieges in der Ukraine auf beiden Seiten ergriffen werden, "zu Lieferschwierigkeiten und einem außerordentlichen Anstieg der Produktionskosten führen".
Die Börse: Schwankungen und Atempause nach 3 Wochen Rückgang
Die Auswirkungen des Krieges sind auf den Märkten zu spüren. Mitte Februar lag der Ibex 35 bei über 8.700 Punkten, nachdem er seit November 2021 ca. 400 Punkte verloren hatte. Mit dem Ausbruch des Konflikts verstärkte sich der Abwärtstrend, der mit 7.644 Punkten seinen Tiefpunkt erreichte, am Wochenende (12.3.2022) jedoch bei 8.142 Punkten endete, nachdem Putins Botschaft, es gebe "positive Veränderungen" in den Verhandlungen mit der Ukraine, zu Käufen animierte. (1)
Beispiele für Preissteigerung
Preissteigerung ist zu einem ständigen Prozess geworden. Was heute gilt, ist morgen Vergangenheit. Dennoch einige momentane Preisangaben aus den baskischen Märkten (Stand 16.3.2022):
Lachs ist einer der Könige bei den Fischhändlern, hat um fast 40% zugelegt. Seehecht (merluza) ist teuer und ist von 9,80 Euro pro Kilo auf 11,80 Euro gestiegen. Eier: Der Preis für ein Dutzend Eier ist um 30 Cent gestiegen (ca. 15%), es zeichnet sich ein weiterer Anstieg ab. Zucchini: Der Preis für Zucchini ist um mehr als 128% gestiegen, von 1 Euro auf 2,28 Euro. Frischer Ziegenkäse: Das Stück kostet 41 Cent mehr. Hähnchen: 3,50 Euro pro Kilo, Steigerung um 30 Cent. Lammkoteletts kosten 15% mehr als vor einigen Wochen. Ein Kilo liegt bei 12,80 Euro. Bananen aus La Palma wurden vorher für "höchstens" für 1,20 verkauft, heute gehen sie nicht unter 2,20 Euro. Kalbsfilets: Von 10,80 auf 11,80 pro Kilo, was einer Steigerung von (nur) 10% entspricht. Kaninchen sind von den üblichen 6,90 Euro auf 9,90 Euro gestiegen.
WO PREISE AM STÄRKSTEN STEIGEN
Der Krieg in der Ukraine verteuert Produkte aus Sonnenblumenöl und Getreide, aber auch Fleisch und Eier wegen des zu erwartenden Anstiegs der Futtermittel-Preise. Den von der Pandemie ohnehin schon schwer angeschlagenen Familien-Haushalten wird das einen weiteren Schlag versetzen.
Wie stark der Anstieg sein wird, bleibt abzuwarten. Doch die Verknappung bestimmter Rohstoffe, die in diesem Land eingekauft werden und die explodierenden Energiepreise haben bereits zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise geführt, der weiter gehen wird. Alles im Zusammenhang mit Sonnenblumenöl und Getreide wie Mais und Weizen. Und in der Folge auch alle Produkte, die aus diesen Erzeugnissen hergestellt werden: Futtermittel, Fleisch- und Wurstwaren, Backwaren, Bier, Konserven, Eier und Milch. (2)
Die kurze Hoffnung
Die wirtschaftliche Erholung von den Folgen der Pandemie führte zu einem starken Anstieg der Nachfrage nach allen Arten von Rohstoffen, die der Binnen- oder Welt-Markt in der gewünschten Zeit nicht befriedigen konnte. Die Verknappung des Angebots führte zu einer ersten Inflationsspirale, die durch die hohen Energiekosten (Strom, Gas und Öl) und nochmals durch den Krieg verschärft wurde.
Russland und die Ukraine sind wichtige Lieferanten von strategischen Rohstoffen, sowohl für die Industrie wie auch für die Lebensmittel-Produktion. Beide Länder sind weltweit führend bei der Ausfuhr von Weizen, Mais und Gerste. Parallel zum Krieg mit Flugzeugen und Panzern hat Russland die Ausfuhr eines Großteils der Waren, die es an den Rest der Welt verkauft, beschränkt. Lieferungen aus der Ukraine werden durch die Unterbrechung der Kommunikationswege behindert.
Hauptlieferanten im Krieg
Neben 42% des Getreides, 60% des SB-Öls, stammen 30% des Mais, 17% des Weizens, 31% der Pflanzenöl-Kuchen und 15% der Körner-und Hülsenfrüchte aus der Ukraine. Was Weizen betrifft, so "hat die schlechte Ernte in Kanada den Markt unter Druck gesetzt. In Europa hatten wir gute Produktionen, aber mit schlechter Qualität in Ländern wie Frankreich. Kurz gesagt, wir brauchen eine gute Weizenernte für das nächste Jahr, daher sind die derzeitige Dürre und die hohen Düngemittel-Preise ein großes Risiko".
All das wird zu höheren Preisen für viele Lebensmittel führen. Zum Beispiel Getreide-Erzeugnisse wie Backwaren und Bier, das aus Weizen oder Gerste hergestellt wird. Etwa ein Drittel des vom spanischen Staat eingeführten Getreides wird für die Herstellung von Tierfutter verwendet. Der Anstieg der Futtermittel-Kosten wird sich absehbar auf die Vermarktung aller Arten von Fleisch, Eiern und Kuhmilch auswirken. Zudem wirken sich die explodierenden Energiepreise auf die gesamte Lieferkette aus.
Regierung schließt Engpässe aus
Die Ministerin für Wirtschaft versichert, dass im Staat "kein Risiko" eines Versorgungs-Engpasses bei Getreide oder Düngemitteln bestehe. Ein Preisanstieg werde sich jedoch nicht vermeiden lassen. Spanien ist eines der Länder mit der größten Autonomie im Bereich der Düngemittel. Doch ist klar, dass die Spannungen auf den internationalen Märkten direkte Auswirkungen auf die Preise haben.
Einige Supermarkt-Ketten haben den Kauf von Sonnenblumenöl eingeschränkt, dessen Preis sich in den letzten Tagen mehr als verdoppelte. Die Verbraucher-Organisation OCU sieht "keinen Grund" für Rationierungs-Maßnahmen. "Eine Begrenzung des Ölverkaufs kann sich kontraproduktiv auswirken“. Das jetzt verkaufte Öl stamme aus der Ernte des vergangenen Sommers, die lange vor dem Krieg stattfand. Daher würde ein hypothetischer Engpass "erst im nächsten Jahr" eintreten. Außerdem ist die Lagerung großer Mengen dieses Produkts "nicht sinnvoll: ein Jahr nach der Abfüllung verliert das Öl an Qualität und Eigenschaften". Erinnert wird, dass es Alternativen gibt, die "genauso gesund und erschwinglich" sind, wie Sojaöl, Rapsöl oder Oliventresteröl.
Fabriken suchen bereits nach Alternativen
Einige Fabriken suchen bereits nach Alternativen zum Sonnenblumenöl, das für die Herstellung von Konserven, Backwaren und Snacks unerlässlich ist. Konservenfabriken haben üblicherweise keinen großen Lager, mehr als ein Monat ohne SB-Nachschub ist undenkbar. "In spätestens drei Wochen ist das hier vorbei". Als Lieferanten kommen auch andere Länder in Betracht, Bulgarien, Moldawien oder Frankreich. Aber "sie reichen nicht aus, um alle Bedürfnisse zu befriedigen". Die am stärksten von der Verknappung des Öls betroffenen Produkte werden Kekse, Schokolade, Kuchen, Gebäck und sogar Schnittbrot sein. (2)
ANMERKUNGEN:
(1) Information und Zitate aus: "La economía de guerra es esto: combustible disparado, récord de la luz, empresas paradas” (Das ist die Kriegswirtschaft: steigende Kraftstoffpreise, rekordhohe Strompreise, Stillstand der Unternehmen), Tageszeitung El Correo, 2022-03-13 (LINK)
(2) Information und Zitate aus: ”Los alimentos que más van a subir el precio en los próximos días” (Die Lebensmittel, deren Preise in den nächsten Tagen am stärksten steigen werden) Tageszeitung El Correo, 2022-03-13 (LINK)
ABBILDUNGEN:
(1) Kriegswirtschaft (FAT)
(2) Ukraine-SB (wallpaper)
(3) Ondarroa-Fisch (elcorreo)
(4) SB-Öl-Mangel (eleconomista)
(5) Ukraine-Weizen (cnn-espanol)
(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2022-03-16)