Basken in Amerika vor 20.000 Jahren?
Die Clovis-Kultur wird als die älteste Indigenen-Kultur des amerikanischen Kontinets betrachtet. Jüngere Ausgrabungen haben jedoch gezeigt, dass es bereits vorher Menschen gab, die dort lebten. Die wissenschaftlichen Hinweise deuten darauf ihn, dass jene vorherigen Bewohnerinnen vom europäischen Kontinent kamen, möglicherweise vom Golf von Bizkaia. Die britischen Wissenschaftler Bradley und Oppenheimer stellen mit ihren Forschungen die bisherigen Hypothesen auf den Kopf, ins Spiel kommen Basken.
Bei zwei Informations-Veranstaltungen wurde eine Hypothese erklärt, nach der urzeitliche Bewohnerinnen des heutigen Baskenlandes mit der ursprünglichen Zivilisation in Amerika in Verbindung stehen. Auf den von Jauzarrea (1) organisierten Veranstaltungen hatten der Archäologe Bruce Bradley von der englischen Universität Exeter, sowie der Gen-Forscher Stephen Oppenheimer von der Universität Oxford den Auftrag, die Ausgrabungsfunde und den aktuellen Stand der Forschungen zu erklären, mit denen sie seit Jahren beschäftigt sind. (2) In Donostia (San Sebastián) fanden die beiden Wissenschaftler nicht nur bis auf den letzten Platz gefüllte Veranstaltungs-Säle, sondern gleichzeitig ein aufmerksames Publikum, das besonders überrascht war von der Information, dass die ersten Besiedlerinnen des amerikanischen Kontinents Baskinnen gewesen sein sollen, Basken und Baskinnen vom Golf von Bizkaia. (2015-02-21)
Der Archäologe Bruce Bradley hatte Kopien von einigen Gegenständen aus verschiedenen archäologischen Fundorten mitgebracht, zum Anfassen für die Anwesenden. Dabei erklärte er die Hypothese, von der er und sein Kollege ausgehen. Während der letzten großen Eiszeit entwickelten die Personen im Solutréen-Zeitalter, einer Kulturepoche der Jungsteinzeit (22.000 bis 18.000 v.C.) neue Überlebenstechniken im Zusammenhang mit dem Meer. Sie lernten schnell. Das Meer fror nach und nach zu, doch die Menschen schafften es, sich mit speziellen Schiffen weiterhin zu bewegen. Sie kamen bis Amerika, auf diese Art besiedelten sie beide Seiten des Ozeans. Als die Eiszeit zu Ende ging und das Meer auftaute, blieben einige Bewohnerinnen auf der anderen Seite und konnten nicht zurück. Sie blieben also und machten sich daran, eine Region zu erforschen, die bis dahin unbekannt war“, erklärte der Wissenschaftler.
Solutréen – Jung-Paläolithikum
Das Solutréen ist eine archäologische Kultur des Jungpaläolithikums (Altsteinzeit), die während des letzten Kältemaximums der Weichsel-Eiszeit von etwa 22.000 bis 18.000 v. Chr. in Westeuropa verbreitet war. Der namensgebende Fundort liegt bei Solutré-Pouilly, nahe Mâcon im Département Saône-et-Loire (Burgund, Frankreich). Der Fundplatz liegt unterhalb eines markanten Felsens, der aus einem tektonisch schräg gestellten fossilen Korallenriff besteht und weithin als Geländepunkt sichtbar ist. Die Ausgrabungen in Solutré wurden kurz nach der Entdeckung erster Funde im Jahr 1866 begonnen. Die ersten Grabungen wurden von den französischen Geologen Henry Testot-Ferry und Adrien Arcelin durchgeführt. Als Kulturstufe des Paläolithikums wurde das Solutréen erstmals 1869 von Gabriel de Mortillet verwendet. (3)
Stellt sich die Frage: wer waren die Menschen der Solutréen-Kultur? Sie ist ein Teil der Epoche der Altsteinzeit und war verbreitet auf der Iberischen Halbinsel und einigen Teilen des heutigen französischen Staates. Zeitlich wird die Kultur auf den Zeitraum von 22.000 bis 18.000 v.C. datiert.
Die bisherige wissenschaftliche Hypothese war davon ausgegangen, dass die älteste indigene Kultur des amerikanischen Kontinents die Clovis-Kultur sei (4), datiert zwischen 11.250 und 10.600 v.C. Doch wurden an verschiedenen Fundorten Objekte gefunden, die älter sind, bis zu 21.000 Jahre alt. Zudem stimmen diese Objekte in ihren Merkmalen nicht mit jenen der Clovis-Kultur überein. Vielmehr sind sie den Objekten aus der Solutréen-Kultur ähnlich, die diesseits des Ozeans gefunden wurden.
Es scheint fast unglaublich, dass eine Zivilisation den Ozean überquert hat, als dieser zugefroren war. Doch muss dabei in Betracht gezogen werden, dass der Meeresspiegel viel niedriger war. Zudem gibt es bis heute Völker, die sich dem Leben im Eis und niedrigen Temperaturen gut angepasst haben. „Im Mai waren wir bei einem Inuit-Volk. Wir hatten 36 Grad minus und fragten sie, wie sie solche Bedingungen aushalten könnten. Sie sagten uns, kein Problem, im Gegenteil, es sei der erste Tag mit frühlingshaften Temperaturen“, erklärte der Archäologe Bradley und vermittelte einen Eindruck davon , wie anpassungsfähig Menschen sein können.
Europäische Gene
Nächstes Thema waren genetische Beweise. „Ich habe nicht an die Solutréen-Hypothese geglaubt. Ich verstand nicht, wie die Menschen den Ozean überquert haben könnten während der größten Eiszeit. Die Kollegen haben es mir erklärt und mich überzeugt. Ich beschloss, einmal mehr die genetische Seite zu betrachten“, gestand Stephen Oppenheimer ein und lieferte umfassende Erklärungen über das gemeinsame Gen, das in Europa und Amerika gefunden wurde.
Der Genforscher Oppenheimer fasste zusammen, dass die mitochondrielle DNS (5), eine Trägerin von genetischer Information aus der Zeit vor 21.000 Jahren aus den Fundorten mit der X2A (6) übereinstimmt, deren genetischer Ursprung in Europa liegt, genauer gesagt im Mittelmeer-Raum. Diese Gene verbeiteten sich bis zum Norden der Iberischen Halbinsel und erreichten den Golf von Bizkaia. Dort nahmen die Solutréen-Bewohnerinnen die Reise auf in Richtung der Neuen Welt.
ANMERKUNGEN:
(1) Jauzarrea: Baskische Forschungs-Gesellschaft, die sich auf die Erforschung von sozialen Bezügen, interkulturellen und multikulturellen Verbindungen spezialisiert hat, die in Zusammenhang stehen mit der baskischen Kultur und Geschichte. Dazu gehören die Verbindungen zu anderen indigenen Völkern und Kulturen. (Link)
(2) Artikel in der baskischen Tageszeitung Gara, 2016-02-20: „Llegaron los vascos hasta América hace 20.000 años” (Kamen die Basken vor 20.000 Jahren nach Amerika?)
(3) Solutréen / Jung-Paläolithikum (Wikipedia)
(4) Die Clovis-Kultur war die erste flächig verbreitete prähistorische Kultur auf dem amerikanischen Kontinent. Archäologisch ist sie durch ihre charakteristischen Projektilspitzen aus Feuerstein mit doppelseitigen Schneiden und beidseitigen Flächenretuschen definiert. Die Kultur ist nach dem eponymen Fundort Clovis im US-Bundesstaat New Mexico benannt, wo die ersten Spitzen im Jahr 1937 ausgegraben wurden. Die Kultur wurde mit Hilfe der 14C-Datierung auf etwa 11.000 bis 10.800 Before Present (~9050 bis 8850 v.C.) datiert. Einzelne Funde weichen geringfügig ab. Dies entspricht dem Ende der letzten Kaltzeit (in Nordamerika als Wisconsin glaciation bezeichnet) und damit dem Übergang von der erdgeschichtlichen Epoche des Pleistozäns zum bis heute anhaltenden Holozän. (Wikipedia)
(5) Als mitochondrielle DNS, (englisch mitochondrial DNA, kurz mtDNA), manchmal auch als Chondriom bezeichnet, wird die zumeist zirkuläre, doppelsträngige DNA im Inneren (Matrix) der Mitochondrien bezeichnet. Die mtDNA wurde 1963 von Margit M. K. Nass und Sylvan Nass mit elektronenmikroskopischen Methoden und 1964 von Ellen Haslbrunner, Hans Tuppy und Gottfried Schatz aufgrund biochemischer Messungen entdeckt. Die menschliche mtDNA besteht aus 16.569 Basenpaaren mit 37 Genen … (Wikipedia)
(6) X2A, Haplogruppe: Als Haplogruppe wird eine Gruppe von Haplotypen bezeichnet, die spezifische Positionen auf einem Chromosom innehaben. Die Haplogruppe X ist in der Humangenetik eine Haplogruppe der Mitochondrialen DNA. Die genetischen Sequenzen der Haplogruppe X trennten sich von Haplogruppe N und in der Folge von 20.000 bis 30.000 Jahren drifteten sie weiter auseinander in die zwei Subgruppen X1 und X2. Die Haplogruppe X macht etwa zwei Prozent der Bevölkerung in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika aus. Ihre Subgruppe X1 ist sehr viel weniger zahlreich und beschränkt sich nur auf Nord-, Ostafrika, und den Nahen Osten. Subgruppe X2 scheint mit der Zerstreuung der Bevölkerung während oder nach der letzten Eiszeit vor etwa 21.000 Jahren, einhergegangen zu sein. Sie ist stärker im Nahen Osten, im Kaukasus, in Südosteuropa und am Mittelmeer verbreitet und etwas weniger stark im übrigen Europa. Besondere Konzentrationen finden sich in Georgien (acht Prozent), den Orkney-Inseln (in Schottland) (sieben Prozent) und unter den israelischen Drusen (26 %). In seinem populären Buch „Die sieben Töchter Evas“ gibt Bryan Sykes der Vorfahrin dieser Haplogruppe den Namen Xenia. Eine Studie von 1998 zufolge findet sich die Haplogruppe X auch in mehreren nordamerikanischen Völkern in unterschiedlich hoher Konzentration (Ojibwa bis 25,7 %, Navajo 6,5 %, Sioux 14,6 %). Dies wurde als genetischer Hinweis auf die Solutréen-Hypothese zur Besiedlung Amerikas gewertet, allerdings wurden 2012 neue Studien auf wesentlich größerer Fallbasis veröffentlicht, die eine genetische Verwandtschaft entsprechend einer Ausdehnung von der Westküste in Richtung Süden nahelegt, die dann von zwei weiteren Einwanderungswellen überlappt wird. (Wikipedia)
FOTOS:
(1) Archäologie-Museum Bilbo-Bilbao (Foto Archiv Txeng – FAT)
(2) Archäologie-Museum Bilbo-Bilbao (Foto Archiv Txeng – FAT)
(3) Archäologie-Museum Bilbo-Bilbao (Foto Archiv Txeng – FAT)