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Geschichte der baskischen Kabeljau-Fischerei

Im Auftrag des Kabeljau-Unternehmens Biscay Seafood haben die Historiker José Maria Unsain und Peio Urrutia ein Buch herausgebracht mit dem Titel „Die Basken und die Kabeljau-Fischerei / The Basque cod fishery“. Die Publikation ist zweisprachig, Englisch und Spanisch. Sie zeigt das Panorama der abenteuerreichen Kabeljau-Fischerei, vom 16. Jahrhundert bis in die heutigen Tage. In der zweiten Hälfte des Buches ist eine umfangreiche Fotosammlung zu finden, die von jenen Fischerei-Erfahrungen zeugt.

Obwohl sie über nur knapp 200 Kilometer Küste verfügen, sind die Basken als erfahrene Schiffsbauer, Seeleute und Fischer bekannt. Manche Stimmen sagen, die Basken hätten bereits vor Kolumbus den großen Sprung gemacht, wie vor ihnen bereits die Wikinger. An dieser Stelle geht es um die Geschichte der Kabeljau-Fischerei.

Wal und Kabeljau

kabelbuch02Vor der industriellen Revolution gehörten der Walfang und der Verzehr von Kabeljau (bask: bakailaoa, span: bacalao, frz: cabillaud) zu den Lebensgrundlagen der baskischen Gesellschaft. Sie waren die Grundlage einer ausgewogenen Ernährung. Die Verankerung der Kabeljau-Tradition in der baskischen Gesellschaft ist Jahrhunderte alt. Die spätmittelalterlichen Fischkutter folgten Fischbänken nach Schottland, Norwegen, Island, Grönland und weiter nach Nordwesten. Erste Hinweise auf eine baskische Fischindustrie sind der Archäologie zu verdanken, alte Dokumente über den Fischfang der Basken stammen aus dem Mittelalter. Heute ist es kaum mehr vorstellbar, doch wurde die baskische Küste bis vor hundertzwanzig Jahren in den Wintermonaten von Walen besucht.

Für ihre Fangzüge gingen die baskischen Fischer in den weit entfernt gelegenen Gewässern des Nordatlantik den Walen hinterher und schufen die Voraussetzung für die Kommerzialisierung von Kabeljau. Wikinger waren die ersten, die auf ihren Fahrten von Norwegen nach Kanada Kabeljau trockneten, bereits im 10. Jahrhundert.

Im heute kanadischen Neufundland (Terranova) wurden die Reste eines Wikinger-Lagers gefunden. Sie lernten, Kabeljau zu konservieren, indem sie ihn in der winterlichen Luft aufhängten bis er vier Fünftel seines Gewichts verlor und hart wurde. In späteren Jahrhunderten folgten baskische Walfänger den Wikinger-Spuren bis Neufundland. In jenen Gewässern fanden sich neben Walen auch enorme Mengen an Kabeljau.

kabelbuch03„Zu den Errungenschaften des Baskenlands gehört die Erfindung des Walfangs und die eines bedeutenden Industriezweigs. Über Grönland fanden sie den Weg in die Fischgründe Terranovas, begannen dort zu siedeln und entdeckten neue Fischkulturen. Mit dem Einsalzen des Kabeljaus schufen sie einen Wirtschaftszweig für den europäischen Markt". Zu lesen ist diese Beschreibung in einer Dissertation über die Entdeckung Neufundlands, die 1772 vorgestellt wurde.

Das Buch der Kabeljau-Fischerei

Vier Jahre sind vergangen, seit das Buchprojekt zur Kabeljau-Fischerei in Angriff genommen wurde. (1) Die Historiker Peio Urrutia und der ehemalige Kodirektor des Schifffahrts-Museums Donostia (San Sebastián), José Maria Unsain, hatten in einer Ausstellung die Geschichte der Kabeljau-Schiffe dargestellt. Dieses Ausstellungs-Material stellte nun die Grundlage dar für das Buch „Die Basken und die Kabeljau-Fischerei / The basque cod fishery“. Das Werk, das zum Verkauf für ein größeres Publikum angeboten wird, bietet einen umfangreichen Überblick über die Geschichte und Tradition der Kabeljau-Fischerei.

Im umfangreicheren zweiten Teil des Buches ist eine große Foto-Sammlung enthalten, mit weitgehend unveröffentlichten Fotos. „Sie sind die sichtbare Hinterlassenschaft des baskischen Fischereiwesens des 20. Jahrhunderts, vom ausgehenden 19. Jahrhundert sind nur wenige Exemplare überliefert – aus nachvollziehbaren Gründen gibt es aus früheren Zeiten keine Fotografien“, so heißt es in der Beschreibung des Unternehmens-Verlags. Die Fotografien werden begleitet von Texten, die dabei helfen, die Bilder in ihren Zusammenhang zu stellen und sie verständlich zu machen.

kabelbuch04Bei der Vorstellung des Buches versicherte Unsain, mittels der Fotos werde deutlich, „wie hart und gefährlich diese Art von Arbeit und Leben war, um ihre Existenzgrundlage zu sichern mussten die Seeleute und Fischer enorm viel ertragen, sowohl die Basken wie auch jene, die in großer Zahl aus Galicien nach Bizkaia und Gipuzkoa kamen“, um sich Richtung Neufundland und andere Teile des Nordmeers einzuschiffen.

Historiker und Buchautor Unsain kommentierte die enthaltenen Abbildungen, mit denen der Versuch unternommen wurde, „auch die bedeutende Rolle von Frauen in den Kabeljau-Fabriken darzustellen“. Die gezeigte Fotosammlung umfasst Bilder von professionellen Fotografen wie Alfonso Zarranz aus Trintxerpe, oder von Jean-Briand Ozon aus dem in Neufundland liegenden Saint Pierre. Die Mehrheit der Abbildungen sind jedoch von Fischern und Seeleuten angefertigt, die auf diese Weise ihren Familien zeigen wollten, wie ihre tägliche harte Arbeit aussah. Insgesamt sind es mehr als 200 Bilder, die den Alltag der Kabeljau-Fischerei dokumentieren. Das Buch ist für 25 Euro im Buchhandel zu erstehen.

Seeleute als Reporter

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Die Einführung zum Buch stammt ebenfalls von José Maria Unsain. Darin betont der Autor die Arbeit der Seefahrer als Hobby-Fotografen, die mit ihren Schnappschüssen ihr Leben in Neufundland dokumentierten. „Was die Anzahl und die Qualität anbelangt, konnten wir auf ausreichende Fotografien zurückgreifen. Dass wir nun Leben und Geschichte der baskischen Kabeljau-Fischer kennenlernen können, ist vor allem den Besatzungsmitgliedern zu verdanken, die Fotokameras mit auf die Reise nahmen“. In diesem Sinne nannte Unsain die Seeleute „improvisierte Reporter“.
 

Ebenfalls bei BASKULTUR.INFO erschien der Artikel „Baskische Küche (1). Kabeljau: ein Fisch als kulinarischer Botschafter“. Hier ist von der Kabeljau-Geschichte die Rede und von der Nutzung des Fisches in der Gastronomie. (2)

ANMERKUNGEN:

(1) Übersetzung des Artikels „La aventura bacaladera vasca de la mano de José Maria Unsain y Peio Urrutia” (Das Abenteuer der baskischen Kablejau-Fischerei von JM. Unsain und P. Urrutia), publiziert in der Tageszeitung Gara vom 2018-12-23

(2) Artikel „Baskische Küche (1). Kabeljau: ein Fisch als kulinarischer Botschafter“ (Link)

ABBILDUNGEN:

(1) Fischkutter Jaizkibel (gara)

(2) Fischarbeiterinnen Orio (eusko ikaskuntza)

(3) Zeitungsartikel (todocoleccion)

(4) Fischer (Meermuseum Bermeo)

(5) Fischarbeiterinnen (Meermuseum Bermeo)


(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2018-12-24)

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