Konkrete Exkursions-Vorschläge
Fünf Exkursionen in verschiedene Regionen des Baskenlandes stellt Baskultur.info an dieser Stelle vor. Sie gehören neben den Stadtrundgängen in Bilbao und den Exkursionen nach Wunsch zum kulturellen Basisangebot von Baskultur.info. Eine Reihe weiterer Ausflugsziele sind in Arbeit und werden im Laufe der Zeit an dieser Stelle hinzugefügt. Unsere Reise-Philosophie (Warum sozialverträglicher Tourismus?) und die Konditionen für die Teilnahme an unseren Aktivitäten sind nachzulesen in den nebenstehenden Beiträgen.
LA ARBOLEDA
Der Ausflug nach La Arboleda (bask: Zugaztieta) führt uns in eines der Herzen des ehemaligen Erzabbaus in Bizkaia, die Triano-Minenregion, deren Name auf die Römer zurückgeht. Bereits sie hatten das wertvolle Metall entdeckt und eine entsprechende Verarbeitung bewerkstelligt. Der industrielle Abbau im großen Stil begann jedoch erst Ende des 19.Jh. Unschätzbarer Vorteil war, dass das Erz bis zu 80% Metallgehalt hatte und dass der Abtransport über das Meer sozusagen vor der Tür geschehen konnte. Wie Skilifte zogen sich Förderbänder Kilometer landeinwärts.
Von Trapagaran (spn: Trapaga) geht eine Funicular-Seilbahn hinauf nach La Reineta (bsk: Larreineta). Früher war sie dem Transport von Material zwischen den Stadtteilen oben und unten gewidmet, heute erfüllt sie touristische Zwecke und bietet einen schönen Überblick über das Hafengebiet von Bilbao und die umgebenden Städte der Nervion-Bucht. Von La Reineta nach La Arboleda führt ein Fußmarsch von weniger als einem Kilometer, unterwegs werden wir Zeugen der bizarren Landschaft, die der intensive Erzabbau hinterlassen hat. Zwischen übrig gebliebenen Gesteinsbrocken und mittlerweile zu Seen gewordenen Abbau-Tälern stellt eine Initiative von Künstler/innen ihre Werke aus (Meatzalde Goikoa Parkea). Das Arbeiterstädtchen La Arboleda bewahrt Zeichen der elenden aber auch kämpferischen Zeit der Minen-Industrie, das Versammlungslokal der Sozialistischen Partei und Reste von Holzhäusern. Zwei Kilometer bergan finden wir das Naturkunde-Museum Peñas Negras, das den lokalen Bergbau beschreibt, mit Blick auf nebenliegende Täler. Dort beginnt unsere Wanderung zur Magdalena-Höhle, und zur Elvira-Grube. Der Marsch lässt ausreichend Zeit, die Geschichte der Arbeiter-Bewegung zu erzählen, er führt 10 km (ca. 3,5 Stunden) durch ehemaliges Minengebiet, ist aber von niedrigem Schwierigkeitsgrad. Dabei macht er Hunger auf das typische Bohnengericht, das Arboleda bietet. Wer nach so viel Industrie-Geschichte noch nicht genug hat, kann einen Blick werfen auf ein Dorf, das der größten Tagebau-Mine des Baskenlandes weichen musste: Gallarta. Wie ein riesiger Schlund taucht die Concha II (Muschel II) in den Berg, daneben wirkt das am Rande liegende Bergbau-Museum wie eine Puppenstube. In Gallarta sind Reste des ersten Arbeiter-Hospitals zu sehen, ein Ergebnis unermüdlicher Kämpfe und des guten Willens eines humanistischen Arztes, der Geschichte gemacht hat.
Artikel: Triano-Minengebiet / Skultpturenpark
Fotoserien: Arboleda / Skulpturenpark / Bergbau-Museum
SALINEN-DORF GESALTZA
Wenn ein unterirdischer Fluss vor dem Sprung ans Tageslicht einen Salzstock durchfließt, haben wir es mit einer Saline zu tun – dies ist die Geschichte von Salinas de Añana (bsk: Gesaltza). Bereits in frühen Zeiten wurde dieser Reichtum entdeckt und ausgebeutet. Der Wichtigkeit des Rohstoffs bewusst, übernahm das Königshaus das Salz-Monopol. Gesaltza ist ein kleines Dorf am Salzbach, bebaut mit Dutzenden von Salzgewinnungsanlagen. Nach jahrelangem Verfall werden die Salineros heute wieder aufgebaut, erneut wird Salz gewonnen. Ausgehend von einem kleinen Museum werden Führungen durch die Anlage angeboten.
Wenige Kilometer weiter liegt die alte Römerstadt Iruña Veleia, deren Bedeutung darin besteht, dass Fundstücke deutlich machen, dass es vor 2000 Jahren bereits baskische Schriftsprache gab. Für den Rückweg über Bizkaia ist ein Abstecher über Burgos notwendig. Die Hochebene über Urduña bietet nicht nur einen wunderschönen Blick ins Tal Richtung Norden, sie ist auch Schauplatz des Nervion-Wasserfalls. Nur wenige Meter vorher entsprungen, stürzt der junge Fluss 200 Meter in die Tiefe, um sich auf den Weg nach Bilbao zu machen. Ein Natur-Museum zeigt den Pflanzenreichtum der Gegend, eine großangelegte Wolfsfalle macht deutlich, wie sich die Hirten gegen ihren größten Feind zur Wehr setzten. Die Serpentinen-Abfahrt nach Urduña ist ein Naturereignis, der Winter lässt mit Schnee, Wind und Kälte bizarre Eisformen entstehen. Unten im Tal ist nach einer Wasserwanderung hinter dem malerischen Dorf Delika der Wasserfall aus gegenteiliger Perspektive zu bewundern, der Ort Urduña ist wegen seiner strategischen Lage am sog. Königlichen Handelsweg nach Kastilien eines der ältesten baskischen Städtchen. Nach dem 36er-Krieg errichteten die Faschisten dort ein Konzentrationslager, an dessen Opfer jedes Jahr im Mai am Mahnmal im Stadtzentrum erinnert wird.
Artikel: Gesaltza-Veleia /
Fotoserien: Gesaltza-Veleia / Nervion / Urduña-Delika
LANESTOSA / BIZKAIA
Der kleine Ort Lanestosa liegt im äußersten Westen des Baskenlandes, direkt an der Grenze zu Kantabrien, in einer karstigen Gegend, die eine ganze Reihe von interessanten Höhlen aufweist: Cullalvera mit den auffällig großen Tropfsteinhallen; die Museumshöhle Kobenkoba direkt über Lanestosa; Pozalagua mit den Kringel-Stalaktiten und einer unglaublichen Zerstörungs-Geschichte; sowie Covalana, deren Höhlenmalereien noch in kleinen Gruppen zu besichtigen sind.
Auffällig der Unterschied vom beschaulichen Baskendorf Lanestosa zum wenige Kilometer entfernten und in Kantabrien liegenden Ramales de la Victoria. Nicht nur der vollständige Ortsname (Ramales des Sieges) erinnert an Zeiten des spanischen Faschismus, auch die Straßennamen: Calle Franco heißt die Hauptstraße, als ob der Diktator nie gestorben wäre. Ramales liegt nur wenige Kilometer hinter der baskischen Grenze, die historische Aufarbeitung der Diktatur ist hier noch nicht in Tritt gekommen.
Lanestosa hat eine nette kommunale Herberge, in der nur im Sommer laute Jugendgruppen stören könnten. Links und rechts geht es hinauf in die Berge, die nach einiger Steigearbeit schöne Ausblicke liefern. Interessant die mittelalterliche Altstadt, daneben die Indiano-Villen, gebaut von heimgekehrten Amerika-Auswanderern. Für diese Höhlen-Fahrt schlagen wir eine Übernachtung vor.
Artikel: Karrantza-Lanestosa /
Fotoserien: Karrantza / Lanestosa / Ramales /
ARANTZAZU - OÑATI
Die im bergigen Herzen von Gipuzkoa gelegene heilige Stätte Arantzazu, seit 1514 ein Franziskaner-Kloster, ist nicht nur für Wallfahrer/innen ein lohnendes Ziel, ebenso für Freund/innen von Natur und Kunst. Die im 20.Jh erneuerte Kirche wurde von bedeutenden baskischen Künstlern wie Jorge Oteiza und Nestor Basterretxea gestaltet in einem für Gotteshäuser sehr untypischen Stil. Der bizarre Komplex steht auf 750 Metern Höhe, oberhalb eines engen Tals, am Aufstiegsweg zum Aizkorri Berg, dem höchsten in Gipuzkoa. Der Aufstieg ist nicht ohne, vor allem im letzten felsigen Teilstück, und dauert 7 bis 8 Stunden. Auf halbem Weg, nach 90 Minuten Marsch auf leicht ansteigendem Weg, der vorwiegend durch Waldstücke führt, liegt die Urbia-Hochebene mit einer kleinen Kirche und einer Kneipe mit Holzofen, die Sommer wie Winter sonntags gut besucht ist.
In den wenigen Gebäuden um das Arantzazu-Kloster sind neben dem neuen Friedens-Forschungs-Zentrum Baketik (dt: Vom Frieden) eine Reihe von Gaststätten zu finden. Unterhalb der Wallfahrtskirche Arantzazu liegt die vorzeitliche Höhle Arrikrutz (dt: Steinkreuz), die lange unterirdische Verzweigungen aufweist. Als eine der ersten Höhlen, die im Baskenland wissenschaftlich erforscht wurden, ist sie Fundort von Bären- und Panther-Knochen, sowie des ersten vollständig erhaltenen Skeletts eines Höhlen-Löwen auf der iberischen Halbinsel.
Zehn Kilometer weiter unten im Tal liegt die mittelalterliche Stadt Oñati (1467) mit der ältesten Universität des Baskenlandes, 1540 gegründet und 1901 geschlossen. Bekannteste Persönlichkeit aus der Gegend ist der sagenumwobene Eroberer Lope de Aguirre (ca.1511 bis 1561), dem der deutsche Filmemacher Werner Herzog mit dem Historienfilm “Aguirre, der Zorn Gottes“ 1972 ein imposantes wenn auch etwas fragwürdiges Denkmal gesetzt hat.
Artikel: Arantzazu-Oñati /
Fotoserien: Arantzazu / Oñati / Arrikrutz /
GERNIKA –URDAIBAI
Das Biosphären-Reservat Urdaibai beginnt nördlich der Stadt Gernika und erstreckt sich auf der westlichen Seite bis zum Hafenort Mundaka, östlich bis zu den Laida-Dünen. Das Gebiet weist ein mildes Mikroklima auf und bietet eine einmalige Vielfalt an Vögeln, die insbesondere am Urdaibai Bird Center studiert werden kann. Für Wanderfreund/innen bieten sich Besuche an auf der Ostseite im bunten Oma-Wald und zu den keltischen Ruinen von Arrola aus vorchristlicher Zeit. Der Fußweg zum bemalten Wald beginnt nahe dem Eingang zur Tropfsteinhöhle Santimamiñe, ist einfach zu gehen und führt zu einem vor allem bei gutem Sonnenlicht erfreulichen Farbspektakel. Der Maler Ibarrola setzte auf Perspektive, nicht der einzelne Baum ist das Objekt, in unterschiedlicher Entfernung stehende Bäume ergeben bei entsprechender Betrachtung ein Puzzle von Bildern. Die Santimamiñe-Höhle ist bekannt für ihre Wandmalereien aus der Zeit des Paläolithikum. Um ihren Bestand zu schützen ist der Zugang zur Höhle nicht mehr möglich. Dafür zeigt eine virtuelle 3D-Schau die Schönheit der urzeitlichen Kunst eindrucksvoller las das Original es vermag.
Unweit auf einem Bergrücken wurden die Ruinen der keltischen Siedlung Arrola gefunden, von den Römern mit dem Begriff Oppidum beschrieben. Circa 400 Jahre vor Christus und vor der römischen Besetzung entwickelte sich in Arrola ein komplexes Dorfleben. Die dort gemachten Funde sind einzigartig im Baskenland, sie haben großen archäologischen und historischen Wert und werden auf Info-Tafeln gut erklärt.
Gernika ist traurig-bekannt durch seine Zerstörung durch nazideutsche Flieger, die 1937 im Auftrag Francos die Stadt in Schutt und Asche legten. Für die Dauerhaftigkeit dieser Erinnerung sorgte Pablo Picasso mit seinem weltberühmten Gemälde “Guernica“.
Auf der westlichen Seite des Reservats zu besichtigen sind die Reste einer römischen Siedlung in Forua, in Sukarrieta die eindrucksvolle Gebäudegruppe einer Ferienkolonie – und eben das Biosphären-Gebiet, breit wie ein See bei Flut, bei Ebbe aus einer Vielzahl von Grasinselchen bestehend. Im Surf-Geheimtipp Mundaka finden sich ein kleiner Hafen, ein ebenso großer Strand, eine über dem Meer thronende Kapelle und eine nette Altstadt. Das vor dem Ortseingang liegende Restaurant des Campingplatzes Portuondo bietet den vielleicht besten Überblick über das Reservat. In Bermeo liegt eine der größten noch aktiven Fischerei-Flotten des Baskenlandes, entsprechend ist dort das Fischerei-Museum zu finden. Lohnenswert ein Besuch beim Friedhof, der direkt und hoch über dem Meer liegt. Etwas weiter an der Küste der Leuchtturm Matxitxako, eine Basterretxea-Skulptur, die an eine Seeschlacht von 1937 erinnert und einer der schönsten Küstenanblicke des Baskenlandes: die Insel San Juan de Gaztelugatxe.
Artikel: Gernika /
Fotoserien: Arrola Castro / Oma-Wald / Santimamiñe / Gernika /
Begleitete Exkursionen:
Innerhalb seiner kulturellen Aktivitäten bietet der Kulturverein BASKALE begleitete Exkursionen an, unter anderem in die oben beschriebenen Gebiete und Orte. Technische Daten: Ausgangspunkt ist Bilbao, maximal sechs Teilnehmerinnen, genaues Tagesprogramm gemäß konkreter Absprache. Die Optionen für den Tagesausflug ergeben sich aus den in den Artikeln beschriebenen Orten und Aktivitäten. Wenn ein Ausflugsziel interessante Besuchs-Optionen bietet, die während einer Fahrt nicht alle durchführbar sind, wird je nach Interessenlage eine Auswahl vorgenommen.
Ausgehend von einer Ausflugs-Dauer von 5 bis 10 Stunden (Abfahrt und Rückkehr verhandelbar) betragen die Grundkosten für den Ausflug 25€ pro Stunde plus Fahrtkosten. Dazu kommen eventuelle Eintritte für Höhlen, Museen, Übernachtung und Verköstigung. Kontakt: baskale.elkarte (at) gmail.com oder baskultur.info (at) gmail.com.