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Etappen eines politischen Konflikts

2011 hat die baskische Untergrund-Organisation ETA ihren bewaffneten Kampf für beendet erklärt. 2017 hat ETA ihre Waffenarsenale übergeben und 2018 hat sie sich nach einer Befragung unter ihren Militanten aufgelöst. Für die einen waren diese 60 Jahre antifranquistischer Widerstand und Kampf für ein sozialistisches Baskenland – für die anderen waren es Jahrzehnte des Terrors. Der Streit um die Geschichtsschreibung ist schon längst im Gang. Rückblick auf die Ereignisse der vergangenen 60 Jahre.

ETA war der Ausdruck eines politischen Konflikts. Dieser Konflikt existierte lange vor ETA. Und er wird nach ihr existieren, bis er eines Tages gelöst werden kann. Nicht mit Waffen, Folter und Repression, sondern im Dialog.

(2018-05-07) Vor wenigen Tagen hat die baskische Untergrund-Organisation ETA (Euskadi ta Askatasuna – Baskenland und Freiheit) ihre Auflösung bekannt gegeben. Damit ist eine lange Etappe im Konflikt zwischen dem Baskenland und Spanien zu Ende. Es war nicht die erste Etappe, und wird nicht die letzte sein. Die Karten werden nun neu gemischt, Geschichte wird geschrieben, so oder so, die Varianten haben nichts gemein. Baskultur.info bietet einen chronologischen Rückblick über die Ereignisse jener 60 Jahre. Die Auflistung ist lange nicht vollständig, gibt aber einen Überblick über die Entwicklungen und historischen Eckpunkte.

01/04/1939
eta02Ende des Spanienkrieges. Das Baskenland ist bereits seit 2 Jahren besiegt. Bizkaia und Gipuzkoa gelten als „Verräter-Provinzen“, die besonders streng bestraft werden. Die Franquisten lassen Tausende Republikaner*innen liquidieren. Die baskische Regierung geht nach dem Fall von Bilbao bereits 1937 ins Exil nach Paris.
1952
In Bilbao organisiert sich eine Studiengruppe unter dem Namen Ekin (unternehmen), um heimliche Kurse über Euskara und baskische Geschichte zu organisieren.
1953
Über die PNV nimmt die Gruppe Kontakt auf zu deren Jugendorganisation EGI (Euzko Gaztedi Indarra – Baskische Jugend-Kraft).
1956
Beide Gruppen fusionieren und formulieren eine Resolution für den ersten baskischen Weltkongress 1956 in Paris. Sie plädieren für einen Generationswechsel innerhalb der PNV und geraten in Konflikt mit der Parteispitze. Dies führt zum Ausschluss von Ekin. Ekin propagiert eine Strategie der „direkten Aktion“, nicht zuletzt unter dem Eindruck der weltweit agierenden nationalen und antikolonialen Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt, insbesondere in Algerien.
Ende 1958
Benito del Valle, Julen Madariaga, Iñaki Larramendi und José Luis Álvarez Emparanza “Txillardegi” gründen in Deba die antifranquistische Widerstands-Organisation ETA. Der Name Euskadi Ta Askatsuna (Baskenland und Freiheit) geht auf einen Vorschlag von Txillardegi zurück.
31/07/1959
Am 31 Juli 1959 wird der Name ETA zum ersten Mal benutzt in einem Schreiben an den baskischen PNV-Exil-Politiker Jesús María Leizaola, aus Anlass des Loiola-Tages und des 64. Jahrestages der Gründung der baskisch-bürgerlich-nationalistischen Partei PNV. Zur ETA-Leitung gehören Eneko Irigaray, David López Dorronsoro, Txillardegi, Benito del Valle, José Manuel Agirre, Julen Madariaga, Alfonso Irigoien und Patxi Iturrioz.
22/03/1960
eta03Tod des baskischen Exil-Präsidenten José Antonio Agirre Leizaola.
28/03/1960
Der PNV-Politiker Jesús Maria Leizaola wird neuer Exil-Präsident (Lehendakari).
26/09/1960
Das franquistische Regime beschließt das Gesetz zur Bekämpfung von Banditentum und Terrorismus.
18/07/1961
ETA versucht einen Zug zum Entgleisen zu bringen, der Veteranen des Bürgerkriegs für eine Jubiläumsfeier nach San Sebastián transportiert. Die erste grosse Aktion der Organisation scheitert, die Polizei reagiert mit Strassensperren, Verhaftungen und Folterungen.
19/07/1961
Erste Razzia gegen ETA-Mitglieder. Rafa Albisu, Imanol Laspiur, Iñaki Larramendi, Evaristo Urrestarazu, Iñaki Balerdi, Eduardo Ferrán, Julen Madariaga, Antonio Iriondo, Ángel Aranzabal, José Urbieta, José Antonio Eizagirre, Eustakio Narbaiza, Serafín Basauri, Javier Agirre, Agustín Olaskoaga, Rubén López de la Calle, Javier Elosegi, José Mari Quesada, Ildefonso Iriarte, Sabin Uribe, Guillermo Mariñelarena, José Ramón Luzarraga, Iñaki Basurko, Martín San Román, Alejandro Ormaetxea, Patxi Amezaga, José Muñoa und Santiago Iturrioz werden inhaftiert.
08/08/1962
Gescheitertes Attentat gegen Franco in Aiete, Donostia (San Sebastian). ETA arbeitet dabei mit Anarchisten zusammen.
02/12/1962
Am Sitz der spanischen Militärregierung in Donostia (San Sebastian) lässt ETA eine Bombe explodieren.
01/04/1963
Das Regime beschließt die Gründung des “Tribunal de Orden Público” (TOP – Tribunal der Öffentlichen Ordnung), ein politisches Sondergericht, in dem künftig alle politischen Delikte verhandelt werden.
14/04/1963
Der Ort Itsasu im französischen Baskenland wird zum Schauplatz eines historischen baskischen Nationalfeiertags, des Aberri Eguna. Zum ersten Mal ruft ETA auf, daneben auch die Gruppe Enbata, in der Studierende aus den Nordprovinzen Lapurdi, Zuberoa und Nafarroa Beherea organisiert sind.
16/02/1964
eta04ETA-Bombe gegen den Sitz der Zivilregierung (Gobierno Civil) in Iruñea (Pamplona).
29/03/1964
Im illegalen ETA-Magazin Zutik (Aufrecht) werden Angriffe der PNV beklagt. Die christdemokratisch-nationalistische Exilpartei bezeichnet ETA als “Kommunisten” und “Abenteurer”.
30/03/1964
In Gernika wird heimlich der erste Nationalfeiertag Aberri Eguna im Südbaskenland (Hego Euskal Herria) seit Ende des Krieges 1939 gefeiert. Sogar Präsident Leizaola taucht einen Moment lang auf. Die Polizei reagiert repressiv.
07/12/1966
Erster Teil der V. Vollversammlung von ETA.
21/03/1967
Zweiter Teil der V. Vollversammlung von ETA.
07/11/1967
Nach einem Schusswechsel mit der Polizei in Derio wird ein ETA-Mitglied verhaftet, ein zweiter, Txabi Etxebarrieta, entkommt.
17/02/1968
Der Unterricht der baskischen Sprache wird von den Franquisten legalisiert.
07/06/1968
José Pardines ist der erste Guardia Civil Polizist, der bei eine Verkehrskontrolle durch ETA zu Tode kommt. Stunden später wird Txabi Etxebarrieta am Ortseingang von Tolosa erschossen, er ist der erste Militante der Organisation, der in einer Auseinandersetzung mit den Polizeikräften getötet wird.
02/08/1968
Bei einem ETA-Attentat wird der bekannte Folterer, Gestapo-Kollaborateur und Polizeikommissar Melitón Manzanas getötet. Es ist das erste tödliche Attentat von ETA, die sich vorher auf Sabotage und symbolische Aktionen beschränkt hatte.
29/03/1969
Das Regime verkündet eine Amnestie für alle „Delikte“ vor dem 1. April 1939.
21/04/1969
Die Fahndung nach einem ETA-Mitglied führt zu vielen Durchsuchungen in Kirchen und Klöstern. 100 Personen werden festgenommen, ein Taxifahrer stirbt. Unter den Verhafteten sind sieben Priester, die der Unterstützung von ETA beschuldigt werden.
22/07/1969
Das franquistische Regime ernennt den Borbonen Juan Carlos zum Nachfolger des Diktators Francisco Franco.
02/06/1970
Der französische Präsident de Gaule besucht den Diktator Franco in Madrid.
17/06/1970
eta05Neun baskische Exilierte beginnen im Büro der Vereinten Nationen in Brüssel einen Hungerstreik. Der belgische Justizminister erkennt ihnen zwei Tage nach Beginn des Protestes den Flüchtlings-Status zu.
18/09/1970
In Gegenwart Francos wird in Donostia (San Sebastian) die 6. Weltmeisterschaft des Baskischen Pelota eröffnet. Der Baske Joseba Elosegi zündet sich selbst an und springt auf das Spielfeld mit dem Ruf „Es lebe das freie Baskenland”. Er wird schwer verletzt und inhaftiert.
05/10/1070
US-Präsident Nixon trifft sich in Madrid mit Diktator Franco.
01/12/1970
In Donostia entführt ETA den deutschen Konsul Eugene Beihl Schaefer. Er bleibt 23 Tage in Gefangenschaft bevor er in Wiesbaden freigelassen wird.
03/12/1970
Beginn des sogenannten Burgos-Prozesses gegen die Führung von ETA, die im Jahr zuvor verhaftet worden war. Die Staatsanwaltschaft fordert neun Todesstrafen. Es kommt zu einem Generalstreik, der von einer Mehrheit der Bevölkerung befolgt wird.
19/01/1972
In Gipuzkoa wird der Industrielle Lorenzo Zabala entführt, er ist Aktionär des Unternehmens Precicontrol, dessen Arbeiter sich seit zwei Monaten im Streik befinden.
09/10/1972
Die französische Regierung erklärt ETA für illegal
19/04/1973
Der ETA-Kämpfer Eustakio Mendizabal Benito “Txikia” stirbt in einem Polizeihinterhalt in Algorta.
15/12/1973
Die im französischen Baskenland gegründete bewaffnete Gruppe Iparretarrak (IK, dt: Die aus dem Norden) unternimmt ihre erste Aktion in Banka (Nieder-Nafarroa).
20/12/1973
Luis Carrero Blanco, Admiral und spanischer Regierungs-Präsident stirbt bei einem ETA-Attentat in der Claudio Coelho Straße von Madrid, als sein gepanzertes Fahrzeug mit einer starken Sprengladung in die Luft geschleudert wird.
01/06/1974
eta06ETA spaltet sich in „Milis“ und „Polimilis“ (ETA-m und ETA-pm  oder ETA-militar und ETA-politico-militar).

13/09/1974
ETA wird für ein Bombenattentat auf ein Café im Zentrum von Madrid verantwortlich gemacht, das von Polizisten frequentiert wird. 12 Leute sterben bei dem Anschlag, 69 werden verletzt. Seltsamerweise gibt es kein Bekennerschreiben, entgegen der sonstigen Gewohnheit bei ETA.
01/05/1975
Die Gewerkschaft LAB wird gegründet.
05/06/1975
Der Söldner Marcel Cardona stirbt beim Attentatsversuch, als er eine Autobombe gegen den baskischen Flüchtling Josu Urrutikoetxea präparierte. Es handelt sich um das erste Attentat von spanischen parapolizeilichen Gruppen unter dem Namen „Batallón Vasco Español“ (BVE), die bis 1981 aktiv bleiben (Baskisch Spanisches Bataillon).
01/08/1975
Die abertzale Koordination KAS (Koordinadora Abertzale Sozialista) wird gegründet.
27/09/1975
Letzte Hinrichtungen des Franquismus: die ETA-Kämpfer Jon Paredes Manot und Ángel Otaegi werden zusammen mit den FRAP-Kämpfern Xose Humberto Baena, José Luis Sánchez Bravo und Ramón García in Barcelona erschossen. Reaktion ist ein Generalstreik, der mehrere Tage dauert.
12/10/1975
Letzter öffentlicher Auftritt Francos.
20/11/1975
Francisco Franco stirbt. In Gang kommt ein politischer Prozess, der offiziell „Transición“ genannt wird, auf Deutsch „demokratischer Übergang“. In diesem Prozess werden die bürgerlichen Institutionen wieder hergestellt, Wahlen wieder eingeführt. In den Reihen der Politik, der Justiz, der Polizei und des Militärs bleibt alles beim Alten. Die Franquisten halten die Zügel fest in der Hand. Erster Regierungschef wird der Falangist-Franquist Mario Suarez.
03/03/1976
Die bewaffnete Polizei schießt in Gasteiz (Vitoria) in eine Streik-Versammlung und tötet fünf Arbeiter. Mehr als hundert Verletzte, der Einsatz wird befohlen vom Altfranquisten und damaligen Innenminister Manuel Fraga.
18/03/1976
ETA-pm entführt den Industriellen Ángel Berazadi Urbe aus Gipuzkoa, Direktor des Unternehmens Estarta y Ecenarro. Er wird am 08/04/1976 tot aufgefunden.
05/04/1976
eta07Massenflucht aus dem Gefängnis von Segovia, darunter viele Basken. 29 Gefangene erreichen die Grenze. Die Guardia Civil tötet den geflüchteten Katalanen Oriol Solé, nur fünf erreichen tatsächlich die Freiheit.
06/04/1976
Weil zwei spanische Polizisten in Biarritz verschwinden kommt es zu einer großangelegten Razzia der französischen Polizei gegen ca. 200 baskische Flüchtlinge. Drei werden verhaftet, sechs auf die Insel Yeu deportiert, 32 werden aus dem Bezirk Bayonne verbannt.
01/07/1976
Die Alternative KAS wird öffentlich vorgestellt.
23/07/1976
Der Anführer von ETA-pm Eduardo Moreno Bergaretxe “Pertur” verschwindet spurlos. Staatliche Stellen weisen ETA die Verantwortung zu, das ETA-Umfeld spricht von Polizeiverantwortung.
15/09/1976
VII. Asamblea von ETA-politico-militar.
04/01/1977
Sondergericht als Ersatz für Sondergericht: das franquistische TOP wird durch die Audiencia Nacional ersetzt.
18/01/1977
Legalisierung der baskischen Fahne, Ikurriña.
23/03/1977
Legalisierung der Baskisch Nationalistischen Partei, PNV.
24/04/1977
Gesprächsrunde über eine parteiübergreifende nationalistische Plattform (Frente Nacional Vasco) im baskisch-französischen Txiberta. Ein gemeinsames Vorgehen aller baskischen Vertreter soll koordiniert werden. Es nehmen alle baskischen politischen Akteure teil, von ETA bis zur PNV. Das Projekt scheitert. Die bürgerlichen Parteien wollen auf jeden Fall an den Wahlen teilnehmen und sind gegen einen Wahlboykott. ETA beschließt daraufhin die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes.
12/05/1977
Generalstreik mit der Forderung einer Amnestie für alle politischen Gefangenen. Die Polizei schießt scharf, unter den Demonstranten kommt es zu sieben Toten.
17/06/1977
eta08Legalisierung der abertzalen Gewerkschaft LAB.
24/10/1977
Der “Verhandlungstisch von Altsasu” (Mesa de Altsasu) wird eingerichtet. Damit versuchen die Parteien EHAS, ESB, ANV und EIA eine Allianz für die Kommunalwahlen zu gründen. Aus der Allianz wird später Herri Batasuna (Volkseinheit).
15/10/1977
Das Amnestie-Gesetz 46/1977 wird im spanischen Parlament verabschiedet.
27/04/1977
Die linksnationalistische abertzale Wahlplattform Herri Batasuna wird vorgestellt.
24/02/1978
Erste Sitzung des Baskischen Generalrats (Consejo General Vasco).
17/03/1978
ETA-m legt eine Bombe im Reaktor des im Bau befindlichen AKW Lemoiz: zwei Arbeiter sterben (Alberto Negro und Andrés Guerra), vierzehn werden verletzt.
08/07/1978
Während der San-Fermines-Fiestas in Iruñea (Pamplona) stürmt die spanische Polizei die Stierkampfarena. Der Demonstrant Germán Rodríguez stirbt an einem Kopfschuss, mehr als hundert Personen werden verletzt.
18/07/1978
ETA-pm protegiert eine politische Partei, EIA. Diese beginnt mit der Kampagne “Que se vayan” (Haut ab). Gemeint sind die spanischen Polizeieinheiten.
06/12/1978
Referendum über die neue spanische Verfassung. Im Baskenland erhält sie keine Mehrheit.
21/12/1978
Der ETA-Führer José Miguel Beñaran “Argala” stirbt bei einem paramilitärischen Attentat.
02/01/1979
Der französische Staat entzieht den baskischen politischen Flüchtlingen ihren Status als Flüchtlinge.
01/04/1979
Die abertzale Jugendorganisation Jarrai (dt: Folgen) wird gegründet.
25/10/1979
Volksbefragung über das innerhalb der spanischen Verfassung ausgehandelte baskische Autonomie-Statut (Estatuto de Gernika) für die drei Provinzen Araba, Bizkaia und Gipuzkoa. Eine Mehrheit ist dafür.
11/11/1979
ETA-pm entführt Javier Rupérez, Mitglied des Leitungsgremiums der aus Altfranquisten bestehenden spanischen Rechtspartei UCD.
1980
Im blutigsten Jahr ihrer Geschichte tötet ETA mindestens 89 Personen.
11/06/1980
Der Kämpfer der “Autonomen Antikapitalistischen Kommandos” (Comandos Autónomos Anticapitalistas) José Miguel Etxeberria “Naparra” verschwindet. Eine paramilitärische spanische Gruppe bekennt sich zu der Aktion.
14/11/1980
eta09In Venezuela werden die Verantwortlichen des “Flüchtlings-Hilfs-Kommitees“ Jokin Alfonso Etxeberria und Esperanza Arana von einem parapolizeilichen Kommando ermordet.
29/01/1981
Der Ingenieur José María Ryan des im Bau befindlichen AKW Lemoiz wird entführt. Fünf Wochen später (am 6. Februar) wird er tot aufgefunden. Im Jahr 1984 beschließt die PSOE-Regierung ein Moratorium, mit der das AKW-Projekt gestoppt wird.
13/02/1981
Das verhaftete ETA-Mitglied Joxe Arregi stirbt nach schwerer Folter im Polizeigewahrsam.
23/02/1981
Putschversuch in Madrid. Zweihundert Guardia Civiles dringen ins Parlament ein und nehmen die Parlamentarier*innen als Geiseln. Darunter 22 Bask*innen. An dem Versuch eines Staatstreichs nehmen auch Militäreinheiten teil. Der Putsch scheitert, weil sich der König auf die Seite des Parlaments stellt.
01/04/1981
Hungerstreik in der Kathedrale von Bayonne zur Unterstützung politischer Flüchtlinge.
04/04/1981
In Iparralde (Ipar Euskal Herria) werden nach einer Pressekonferenz von IK-Iparretarrak vierzig Personen festgenommen, darunter Jacques Bortayrou, Marie Cristine Aragón, Jean-Marc Cazaubon, Cristina Canales, Catherine Bernard, Isabelle Etxeberria, Jean Pierre Halzonet, Carinne Duboscq und Maite Etcheberria.
28/05/1981
ETA-pm verkündet das Ende weiterer bewaffneter Aktionen.
01/06/1981
Die von ETA-pm geförderte Partei EIA löst sich auf in der neuen Gruppierung „Euskadiko Ezkerra“ (EE - Euskadi-Linke).
19/06/1981
Der aus Las Carreras in Bizkaia stammende GRAPO-Kämpfer Juan José Crespo Galende stirbt im Hungerstreik, bei dem es um die Haftbedingungen geht.
22/02/1982
ETA-pm VII. Versammlung schwört dem bewaffneten Kampf ab und tritt in Verhandlungen mit der Regierung über eine Resozialisierung.
15/03/1982
eta10aDas Parlament von Nafarroa (Navarra) beschließt das navarrische Autonomie-Gesetz (Ley de Amejoramiento foral).
01/01/1983
Der Plan ZEN (Zona Especial Norte – Spezielle Nord Zone) tritt in Kraft, er soll der Aufstandsbekämpfung im Baskenland dienen und wurde vom spanischen Innenministerium entworfen.
1983
Hochrangige Mitglieder der spanischen Regierung rufen die „Antiterroristischen Befreiungsgruppen“ (Grupos Antiterroristas de Liberación – GAL) ins Leben. Die paramilitärische Organisation tötet bis 1987 mindestens 27 mutmassliche ETA-Mitglieder und Sympathisanten. Die Todesschwadrone werden auch für Entführungen, Bombenattentate und Folterungen verantwortlich gemacht. Finanziert werden sie durch öffentliche Gelder.
07/08/1983
Das Mitglied von Iparretarrak Jean Louis “Popo” Larre, verschwindet spurlos in Las Landas, Iparralde.
15/10/1983
Die ETA-Mitglieder Joxean Lasa und Joxi Zabala werden von der Guardia Civil im nördlichen Baskenland entführt, gefoltert und ermordet. Erst 12 Jahre später (1995) werden ihre Leichen gefunden – zufällig. Ein Guardia-Civil-General wird dafür zur Rechenschaft gezogen.
04/12/1983
Der Nordbaske Segundo Marey wird von Söldnern des spanischen Innenministeriums entführt und zehn Tage später freigelassen, nachdem sich herausstellt, dass er mit ETA-Aktivisten verwechselt wurde.
12/01/1984
Zum ersten Mal werden baskische Flüchtlinge aus Iparralde ausgewiesen, Begründung: “absolut dringend”. Sechs werden nach Panama deportiert, darunter Carlos Ibarguren. Einen Monat später erhält er von französischen Behörden den Status als Flüchtling.
23/02/1984
Tödliches Attentat der CCAA (Autonome Kommandos) gegen Enrique Casas, Spitzenkandidat der PSOE in Gipuzkoa und Mitglied des Sicherheitrats der baskischen Regierung.
22/03/1984
Bei einem Polizei-Hinterhalt im Hafen von Pasaia werden Dionisio Aizpuru Arbelaitz, Pedro María Isart Badiola, José María Izura Sanz und Rafael Delas Aizkorbe Sanz, alle Mitglieder der CCAA (Autonome Kommandos) getötet.
24/09/1984
eta11aDie französische Regierung erlaubt zum ersten Mal die Auslieferung von Flüchtlingen: betroffen sind Pakito Lujanbio, José Carlos García Ramírez und José Manuel Martínez Beiztegi. Es beginnen Auslieferungen von baskischen Exilierten in größerem Umfang, bis 2015 werden es nahezu 500.
20/11/1984
Die GAL (Grupos Antiterroristas de Liberación – Antiterroristische Befreiungs-Gruppen) ermorden den Kinderarzt Santi Brouard in seiner Praxis in Bilbao. Er war Politiker von Herri Batasuna im baskischen Parlament.
26/12/1984
Das Anti-Terrorismus-Gesetz (Ley Antiterrorista (Ley Orgánica 9/1984) tritt in Kraft. Es erlaubt eine polizeiliche Kontaktsperre von bis zu zehn Tagen gegen Personen, die des Terrorismus angeklagt werden. Die Kontaktsperre öffnet der Folter Tür und Tor.
07/03/1985
Tödliches Attentat gegen den Polizeiobersten und Einsatzleiter der baskischen Autonomie-Polizei, Ertzaintza (Carlos Díaz Arcocha).
30/03/1985
Xabier Galdeano, Journalist der Tageszeitung EGIN (Machen) stirbt bei einem Attentat von Paramilitärs.
08/01/1986
Die nach Ecuador deportierten Alfonso Etxegarai und Ángel Aldana werden von spanischen Geheimpolizisten (GEO) in Ecuador entführt und gefoltert.
01/01/1986
Eintritt des spanischen Staates in die Europäische Gemeinschaft.
12/03/1986
Referendum über den Verbleib des spanischen Staates in der NATO. Die Mehrheit im Staat ist für die NATO, die Mehrheit im Baskenland dagegen.
19/07/1986
Der französische Staat verallgemeinert die Regelung für Ausweisungen aufgrund einer Bestimmung von 1945. Erstes Opfer einer Auslieferung an den spanischen Staat ist der baskische Flüchtling Txema López Varona.
10/08/1986
María Dolores González Katarain “Yoyes”, ehemaliges ETA-Mitglied, die sich auf legalem Weg für eine Wiedereingliederung entschieden hatte, wird von ETA auf offener Straße getötet.
04/09/1986
Die sozialdemokratisch-nationalistische Partei Eusko Alkartasuna wird gegründet als Abspaltung von der bürgerlich-nationalistischen PNV.
05/09/1986
Der historische ETA-Führer Txomin Iturbe kommt nach Algier, um im Namen ETAs die Verhandlungen mit der spanischen Regierung zu führen. Iturbe stirbt in Algerien im Februar 1987 bei einem Unfall.
25/10/1986
Tödliches Attentat gegen den Militär-Gouverneur in Gipuzkoa, Rafael Garrido. Dabei sterben auch Frau und Sohn des Militärs (Daniela Velasco und Daniel Garrido). Gleichzeitig wird María Josefa Teixeira tödlich verletzt, sie stirbt am 11. November.
19/06/1987
ETA führt am Geschäftszentrum Hipercor in Barcelona ein Bombenattentat durch. Trotz mehrfacher Warnanrufe, das Gebäude zu räumen, sterben 21 Personen, 45 werden verletzt. Hipercor wird zum folgenreichsten Attentat der Geschichte von ETA. Mehr als 20 Jahre später stellt ein Gericht Nachlässigkeiten bei der Polizei fest, die die Warnanrufe nicht ernst genommen hatte.
30/09/1987
eta12aGemeinsame Razzia der spanischen und der französischen Polizei auf beiden Seiten der Grenze: 256 Verhaftungen, 55 Ausweisungen an den spanischen Staat, 12 Deportationen nach Algerien und drei nach Venezuela, Nur eine der betroffenen Personen (französischer Herkunft) wird vor Gericht gestellt.
12/01/1988
Die spanischen und baskischen Parteien PNV, PSE, AP, CDS, EA und EE unterschreiben den “Pacto de Ajuria Enea”, eine Übereinkunft zur Normalisierung und Befriedung des Baskenlandes. Sie stellt eine neue Strategie gegen ETA und die baskische Linke dar.
08/01/1989
Offizieller Beginn der Verhandlugnen von ETA mit der spanischen Regierung in Algier. ETA verkündet einen 15-tägigen Waffenstillstand, der später verlängert wird. Am 4. April, nachdem die Gespräche gescheitetert sind, wird der Waffenstillstand aufgehoben.
20/11/1989
Attentat im Hotel Alcalá in Madrid gegen baskische Parlamentsabgeordnete. Josu Muguruza stirbt, Iñaki Esnaola wird schwer verletzt. Iñigo Iruin und Jon Idigoras bleiben unverletzt.
29/05/1991
Autobombe gegen die Kaserne der Guardia Civil von Vic (Katalonien): es sterben sieben Polizisten und sieben Familienangehörige, darunter drei Kinder. Weitere 12 Personen, die in der Kaserne wohnen, werden teilweise schwer verletzt.
29/03/1992
In Bidarte werden die Flüchtlinge Francisco Mujika Garmendia “Pakito”, José Luis Álvarez Santacristina “Txelis” und Joseba Arregi Erostarbe (alle Mitglieder der ETA-Führung) festgenommen. Des Weiteren die nordbaskischen Staatsbürger Philippe Lasalle, Manuel Rodríguez, Dolores Berrouet, Pello Langou und das Ehepaar Mathieu und Bernardette Thuya sowie ihre Tochter Gaxuxa.
01/01/1993
Die Partei Euskadiko Ezkerra (EE) löst sich auf, ihre Mitglieder treten in die Sozialistische Partei Spaniens PSOE ein.
24/09/1993
Das ETA-Mitglied Xabier Kalparsoro stirbt beim Sturz aus dem zweiten Stock des Kommissariats der Nationalpolizei in Bilbao.
22/11/1993
Tödliches Attentat gegen den Sergeanten der Ertzaintza, Joseba Goikoetxea Asla.
01/12/1993
Die Ertzaintza wird zu einer Razzia bei der linken Tageszeitung EGIN geschickt.
23/01/1995
Tödliches ETA-Attentat gegen den Präsidenten der PP in Gipuzkoa, Gregorio Ordóñez.
19/04/1995
Attentat mit Autobombe in Madrid gegen den Präsidenten der PP José María Aznar. Dabei stirbt eine 69-jährige Frau, die sich in einem einstürzenden Haus befand.
20/04/1995
ETA bringt die “Alternativa Democrática” (Demokratische Alternative) ins Spiel, mit ihr wird die Alternative KAS ersetzt.
01/11/1995
eta13aIn Paris werden in einem Mammutprozess solidarische Basken und Bretonen vor Gericht gestellt.
01/12/1995
Die Alternative KAS gibt es nicht mehr.
17/01/1996
ETA entführt den Gefängnisbeamten José Antonio Ortega Lara. Nach 532 Tagen wird er von der Guardia Civil aus seinem Verließ befreit, am 1. Juli 1997.
06/02/1996
Tödliches Attentat gegen Fernando Mújica Herzog, den Präsidenten der PSOE in Gipuzkoa bis 1993.
03/03/1996
Bei den spanischen Parlamentswahlen erzielt die PP von José María Aznar einen Wahlsieg.
04/03/1996
Tödliches Attentat gegen den Ertzaina-Polizisten Ramón Doral, der gleichzeitig Mitglied bei der PNV ist und einer der Hauptverantwortlichen für den Kampf gegen ETA.
28/02/1997
Guardia Civiles und Ertzainas beschießen sich gegenseitig, nachdem sie sich in Bilbao mit ETA-Mitgliedern verwechselt haben. Drei Verletzte.
11/03/1997
Tödliches Attentat in Donostia gegen den Gefängnisbeamten Francisco Javier Gómez Elosegi, gleichzeitig Mitglied bei der Gewerkschaft ELA.
29/03/1997
In Itziar (Deba, Gipuzkoa) wird unter seltsamen Umständen die Leiche des ETA-Mitglieds Josu Zabala Salegi gefunden.
12/07/1997
Zwei Tage nach seiner Entführung tötet ETA nach einem Ultimatum den PP-Stadtrat von Ermua, Miguel Ángel Blanco. Es kommt zu massiven Mobilisierungen gegen ETA und zu einer Pogromstimmung gegen die baskische Linke.
15/07/1998
Die Nationalpolizei stürmt die Redaktion der Tageszeitung EGIN und schließt sie auf Anordnung der Audiencia Nacional. Jahre später wird der Vorgang für unrechtmäßig erklärt.
12/09/1998
Die baskischen Parteien im baskischen Parlament beschließen den Lizarra-Garazi-Pakt, gemeinsam mit Gewerkschaften und weiteren politischen und sozialen Organisationen. Der Pakt ist eine Initiative zur Beilegung des Konflikts über Dialog. PP, PSOE, UPN, UGT und CCOO unterschreiben nicht.
16/09/1998
ETA kündigt einen einseitigen und unbefristeten Waffenstillstand an. Er wird verlängert bis zum 3. Dezember 1999.
19/06/1999
Vertreter der Aznar-Regierung und von ETA treffen sich in Genf zu Verhandlungen.
08/09/1999
Udalbiltza, die Versammlung der baskischen Gemeinden wird aus der Taufe gehoben.
06/10/1999
Die Unabhängigkeits-Organisation Ekin wird gegründet.
03/12/2000
Nach dem Scheitern des Lizarra-Paktes erklärt ETA ihren 14-monatigen Waffenstillstand für beendet.
21/01/2000
eta14aIn Madrid wird ein Polizeibeamter durch eine Autobombe getötet, vier weitere Personen werden verletzt. Eine zweite Autobombe hinterlässt keine Verletzten. Ein vorbeikommender Jugendlicher wird von der Polizei erschossen, weil er für ein ETA-Mitglied gehalten wird. Die ETA-Anschläge unterstreichen das Scheitern des Lizarra-Paktes.
22/02/2000
Tödliches Attentat gegen den baskischen Parlamentarier von der PSE-PSOE in Araba, Fernando Buesa, und gegen seinen Bodyguard.
26/04/2000
Der Guardia-Civil-General Enrique Rodríguez Galindo wird zu 71 Jahren Gefängnis verurteilt wegen Entführung und Ermordung der beiden ETA-Mitglieder Lasa und Zabala. Nur vier Jahre später (2004) kann er das Gefängnis verlassen.
07/05/2000
Tödliches Attentat gegen den Journalisten José Luis López de la Calle, einen der Gründer des Foro de Ermua, einer antiabertzalen Organisation nach dem Tod der PP-Politikers Miguel Angel Blanco.
29/07/2000
Tödliches Attentat gegen den ehemaligen Zivil-Gouverneur von Gipuzkoa, Juan María Jáuregui, PSOE-Mitglied.
08/08/2000
Tödliches Attentat gegen den Vorsitzenden des Unternehmerverbandes ADEGI, Joxe Mari Korta.
16/09/2000
In Hernani, 500 Meter vom Park Chillida-Leku entfernt, werden einsatzbereite Granaten gefunden. Dort werden das spanische Königspaar und Regierungschef Aznar zur Einweihung erwartet.
21/11/2000
In Barcelona wird Ernest Lluch erschossen, ehemaliger katalanischer Minister der PSOE-Regierung Felipe González.
04/04/2001
Der Richter des Politgerichts Audiencia Nacional Baltasar Garzón erklärt die Organisation Ekin für illegal.
18/12/2001
Der Richter der Audiencia Nacional Baltasar Garzón erklärt die Gefangenen-Hilfsorganisation Gestoras Pro-Amnistía für illegal. Wenige Wochen darauf auch die Nachfolge-Organisation Askatasuna (Freiheit), die im französischen Staat allerdings legal bleibt.
27/12/2001
Der Europarat veröffentlicht eine Liste mit Personen und Organisationen, die als “terroristisch” betrachtet werden. Darin sind enthalten ETA, KAS, Xaki, Ekin, Jarrai-Haika-Segi und Gestoras.
27/06/2002
Das spanische Parlament beschließt ein neues Parteien-Gesetz, speziell zugeschnitten auf Herri Batasuna, die prompt für illegal erklärt wird. Ebenso Euskal Herritarrok, Batasuna, ANV und EHAK, sowie die Wahlplattformen Herritarren Zerrenda, Autodeterminaziorako Bilgunea, Abertzale Sozialisten Batasuna, Aukera Guztiak, Demokrazia Hiru Milioi. Über zehn Jahre hinweg haben zwischen 15 und 20% der baskischen Wahlberechtigten keine Wahloption mehr.
27/08/2002
Die baskische Ertzaintza-Polizei schließt alle Lokale von Batasuna, der Partei der baskischen Linken.
20/02/2003
eta15aAuf Anweisung der Audiencia Nacional durchsucht die Guardia Civil die Redaktionsräume der einzigen baskisch-sprachigen Tageszeitung Egunkaria, sie wird geschlossen. Die Chefredakteure werden gefoltert und erst Jahre später von allen Vorwürfen freigesprochen. Vom Gerichtshof in Straßburg wird die spanische Justiz verurteilt, weil sie die Folteranzeigen des Chefredakteurs Martxelo Otamendi nicht ernst genommen hat.
26/02/2003
Rafael Vera und José Barrionuevo, beide aus dem Innenministerium der Gonzalez-Regierung, werden in Guadalajara wegen ihrer Beteiligung an den staatlichen GAL-Todesschwadronen inhaftiert. Hohe Parteifunktionäre der PSOE stehen an der Tür, darunter Felipe González, der von vielen für den Drahtzieher des „schmutzigen Krieges“ gehalten wird.
07/05/2003
Das US-Außenministerium setzt Batasuna auf die Liste der “terroristischen” Organisationen.
29/06/2003
Auf EU-Ebene wird das Gesetz zu Verhaftung und Auslieferung beschlossen. Es tritt im Januar 2004 in Kraft.
18/02/2004
ETA kündigt das Ende aller bewaffneten Aktionen in Katalonien an, beginnend mit dem 1. Januar.
11/03/2004
Bei Bomben-Attentaten auf drei Nahverkehrszüge in Madrid sterben 192 Menschen. Die Regierung Aznar beschuldigt ETA, obwohl sie bereits Kenntnis hat, dass Jihadisten hinter den Anschlägen stehen. Mit französischer Untersützung wird vom UN-Sicherheitsrat eine ETA verurteilende Erklärung herausgegeben. Vier Tage später verliert die PP wegen dieser Lügen die spanischen Parlamentswahlen.
13/03/2004
Ein spanischer Polizist und sein Sohn töten in Pamplona den Bäcker Ángel Berrueta, weil dieser sich weigert ein Plakat aufzuhängen, das ETA die Verantwortung für die Attentate am 11. März zuordnet.
14/03/2004
Die PSOE, mit José Luis Rodríguez Zapatero als Präsident, gewinnt die Parlamentswahlen.
17/05/2005
Das spanische Parlament stimmt Gesprächen zwischen der Regierung und ETA zu. In den folgenden Monaten finden Treffen statt in Oslo (Norwegen), Genf und Lausanne (Schweiz).
20/05/2005
Das Politgericht Audiencia Nacional urteilt gegen die linken Jugendorganisationen Jarrai, Haika und Segi: es handle sich um unerlaubte aber keine „terroristischen“ Organisationen.
18/06/2005
ETA verkündet das Ende bewaffneter Aktionen gegen gewählte Vertreter*innen der politischen Parteien im spanischen Staat.
22/03/2006
ETA erklärt einen “dauerhaften Waffenstillstand”.
20/09/2006
Bis zum 15. November kommt es zu Treffen in Loiola (Gipuzkoa) zwischen Batasuna, der PSOE und der PNV. Die PP boykottiert. Ziel ist eine gemeinsame Haltung für die Verhandlungen zwischen ETA und der Regierung.
30/12/2006
Nach dem Scheitern aller Gespräche sprengt ETA das Parkhaus T4 des Flughafens Madrid-Barajas in die Luft. Es kommt zu zwei Toten. Tage später bekennt sich ETA zu dem Anschlag und erklärt gleichzeitig die Aufrechterhaltung des Waffenstillstands vom 22. März 2006 für weiterhin gültig.
02/01/2007
Der spanische Innenminister, Alfredo Pérez Rubalcaba, erklärt den Verhandlungsprozess für gescheitert.
19/01/2007
Das spanische Oberste Gericht (Tribunal Supremo) ändert das Urteil der Audiencia Nacional und definiert die baskischen Jugendorganisationen Jarrai, Haika und Segi als „terroristische“ Organisationen.
05/06/2007
eta16aETA verkündet das Ende des Waffenstillstands, der 2006 begonnen hatte.
08/06/2007
Arnaldo Otegi wird inhaftiert. Am 30. August 2008 wird er wieder entlassen.
01/12/2007
In Capbreton (Landas, Iparralde) werden zwei Guardia Civiles von ETA erschossen.
21/05/2008
Ein Teil der ETA-Führung wird in Bordeaux verhaftet, darunter Xabier López Peña.
02/08/2008
Iñaki de Juana Chaos wird nach 21 Jahren Haft entlassen. Er hat drei Hungerstreiks hinter sich, nachdem die Behörden versuchten, wegen zwei Presseartikeln seine Haft zu verlängern. Nach der Entlassung wird er weiter verfolgt.
16/09/2008
Das spanische Oberste Gericht (Tribunal Supremo) erklärt die historische Linkspartei ANV und die im Parlament vertretene Partei EHAK für illegal.
03/12/2008
Tödliches Attentat gegen den Unternehmer Inazio Uria in Azpeitia. Seine Firma ist am äußerst umstrittenenen baskischen Hochgeschwindigkeitszug beteiligt. Ökolog*innen kritisieren ETA für ihre Einmischung in die Bewegung.
02/01/2009
Die baskische Linke kündigt eine strategische Änderung ihrer politischen Linie und ihres Vorgehens an.
30/06/2009
Der Gerichtshof in Straßburg bestätigt die Illegalisierung von Batasuna.
13/10/2009
Polizeiaktion wegen des “Bateragune-Falls”. Arnaldo Otegi, Rafa Díez, Arkaitz Rodríguez, Miren Zabaleta und Sonia Jacinto werden festgenommen unter dem Vorwurf, die illegale Partei Batasuna “wiederaufbauen” zu wollen.
14/11/2009
In der “Altsasu-Erklärung” verpflichtet sich die baskische Linke zu einem Prozess, der auf friedlichen und demokratischen Elementen beruht. Es wird deutlich gemacht, dass sie für die Konfliktlösung die sog. Mitchell-Prinzipien respektieren wird. Dabei handelt es sich um sechs Regeln, die zur Lösung des Nordirland-Konflikts unter allen Beteiligten ausgehandelt wurden.
24/11/2009
40 Jugendliche werden unter dem Vorwurf festgenommen, zur verbotenen Jugendorganisation Segi zu gehören.
16/02/2010
Die baskische Linke stellt das Dokument “Zutik Euskal Herria” vor (Baskenland Aufrecht). Gleichzeitig wird bekräftigt, dass künftig ausschließlich gewaltfreie und demokratische Mittel angewandt werden. Die Linke plädiert für eine Sammlung von Kräften für die Unabhängigkeit.
11/03/2010
Die Leiche des seit Monaten vermissten ETA-Mitglieds Jon Anza wird in einer Leichenhalle in Toulouse gefunden. ETA macht die spanische und französische Regierung für den Tod verantwortlich, als Anza im April 2009 zu einem Treffen mit ETA-Mitgliedern fuhr und spurlos verschwand.
17/03/2010
eta17Beim Versuch, Autos zu rauben, wird ein ETA-Kommando in Frankreich von der Polizei gestellt. Es kommt zu einem Schusswechsel, bei dem der französische Polizist Jean-Serge Nerin stirbt. Er ist der erste getötete französische Polizist in der ETA-Geschichte. Gleichzeitig ist er auch der letzte Tote.
29/03/2010
Brüssel-Erklärung. Persönlichkeiten wie Desmond Tutu, Frederick De Klerk, die Stiftung Nelson Mandela, John Hume, Albert Reynolds oder Jonathan Powell unterstreichen die Bedeutung der von der baskischen Linken unternommenen Schritte. Sie fordern von ETA einen Waffenstillstand und von der spanischen Regierung eine adäquate Antwort.
20/06/2010
Batasuna und die sozialdemokratisch-nationalistische Partei EA kündigen eine strategische Allianz an mit dem Namen „Lortu Arte“ (Bis es erreicht ist).
05/09/2010
In einer an BBC geschickten Erklärung verkündet ETA, dass sie bereits vor Monaten beschlossen hat, keine “offensiven bewaffneten Aktionen” mehr zu unternehmen.
25/09/2010
Mit der “Gernika-Erklärung” fordern Batasuna, Aralar, EA, Alternatiba und Abertzaleen Batasuna, sowie eine Reihe anderer gewerkschaftlicher und gesellschaftlicher Gruppen ETA und die spanische Regierung auf, ein Panorama von Nicht-Gewalt zu schaffen, das den Ausgangspunkt bilden kann für Dialog und politische Verhandlungen unter Einbezug aller Parteien.
23/11/2010
Das Gericht von Pau erlaubt die Auslieferung von Aurore Martin, eine führende Persönlichkeit von Batasuna – abertzale Partei, die in Frankreich legal ist – aufgrund eines internationalen Haftbefehls, der von der Audiencia Nacional ausgestellt wurde. Zum ersten Mal erlauben die französischen Behörden somit die Auslieferung einer Person von Batasuna mit französischer Staatsbürgerschaft. Eine Volksmobilisierung verhindert die Auslieferung.
10/01/2011
ETA antwortet auf die Erklärungen von Brüssel und Gernika und erklärt einen „permanenten, allgemeinen und überprüfbaren“ Waffenstillstand.
01/10/2011
Ekin löst sich selbst auf.
16/09/2011
Die Audiencia Nacional spricht im Fall “Bateragune” Strafen zwischen zehn und acht Jahren Haft aus. Die Verurteilten waren beteiligt am Strategiewechsel der baskischen Linken und hatten dabei möglicherweise auch Kontakt zu ETA.
17/10/2011
Aiete, Konferenz und Erklärung. Internationale Konferenz in Donostia, anwesend sind u.a. Kofi Annan und Bertie Ahern (ehemaliger irischer Ministerpräsident). Die geladenen Teilnehmer*innen fordern ETA auf, ihre bewaffnete Aktivität definitiv für beendet zu erklären. Gleichzeitig werden die Regierungen in Paris und Madrid aufgefordert, sich auf Konversationen einzulassen. Politische Vertreter*innen sollen den politischen Dialog begleiten und die Bevölkerung befragen.
20/11/2011
ETA kündigt das definitive Ende ihrer bewaffneten Aktivitäten an.
05/02/2012
Herrira wird gegründet, eine Organisation zur Unterstützung von politischen Gefangenen. 18 Personen, die in dieser Organisation arbeiten, werden später von der spanischen Justiz verhaftet, die Organisation wird verboten.
02/07/2012
Das Kollektiv der baskischen politischen Gefangenen EPPK erklärt, dass sich alle bewusst sind, dass ihr Kampf „Schmerz verursacht“ hat.
14/03/2013
Vorgestellt wird das Sozialforum (Foro Social), eine Diskussionsplattform zur Förderung des Friedensprozesses.
17/10/2013
Im Sondergericht Audiencia Nacional beginnt das Verfahren gegen die sog. Herriko Tabernas, im Umfeld der baskischen Linken existierende Volkskneipen. Im Juli 2014 wird mit dem Urteil die Beschlagnahme von 111 Lokalen verkündet. Es handelt sich um Besitztümer in Millionenhöhe.
21/11/2013
Der Europäische Gerichtshof in Straßburg annulliert die sogenannte “Parot-Doktrin” (doctrina Parot’, AZ197/2006), ein juristischer Trick der spanischen Justiz, mit dem Dutzende von politischen Gefangenen länger in Haft gehalten werden als ihr Urteil vorsieht. Wochen später werden an die Hundert betroffene Gefangene im Block freigelassen.
28/12/2013
Das Gefangenenkolletiv EPPK erkennt den von seinen Mitgliedern „verursachten Schaden“ an und akzeptiert die legalen Wege für die Haftentlassung der Gefangenen. Eine Amnestie oder Teilamnestie, wie sie von Teilen der baskischen Linken gefordert werden, ist damit vom Tisch.
12/09/2014
Nach einer wochenlangen Kampagne der baskischen Linken wird der krebskranke ETA-Gefangene Iosu Uribetxebarria freigelassen, nachdem von Experten bestätigt wurde, dass ihm nur wenig Lebenszeit bleibt. Die Ärzte gehen von 2 Monaten aus.
21/02/2014
eta18Die “Internationale Kommission zur Bestätigung” (des Waffenstillstands) (Comisión Internacional de Verificación) verkündet in Bilbo, dass ETA einen Teil ihrer Waffen unbrauchbar gemacht hat. Im vorgestellten Video sind zwei Mitglieder der Kommission mit zwei ETA-Mitgliedern zu sehen an einem Tisch mit Waffen und Munition. Die spanische Justiz antwortet mit einem Verhör der Konfliktvermittler.
16/01/2015
Tod von Iosu Uribetxebarria, dem fünf Monate zuvor freigelassenen krebskranken ETA-Gefangenen. Statt der angenommenen zwei Monate Lebenszeit blieben ihm fünf Monate, was zwischenzeitlich zu heftigen Debatten geführt hatte, bei denen u.a. die Wiederinhaftierung des Gefangenen wegen Fehldiagnose gefordert worden war.
22/09/2015
Die mutmaßlichen ETA-Führer*innen David Pla und Iratxe Sorzabal, werden in Baigorri, Iparralde festgenommen.
29/05/2016
Die Audiencia Nacional lehnt die Akkumulierung von Strafen aus verschiedenen Staaten der EU zum gleichen Delikt ab. Damit stellt sie sich gegen europäischen Normen.
16/12/2016
In Luhuso, Iparralde werden fünf öffentlich bekannte Personen festgenommen, die in direkter Aktion mit der Entwaffnung von ETA beschäftigt waren. Sie hatten sich von ETA Waffen übergeben lassen und damit begonnen, sie in einer geheimen Werkstatt unbrauchbar zu machen. Nach massiven Protesten werden sie Tage später freigelassen.
19/01/2017
Die baskische Regierung stellt einen wissenschaftlichen Bericht über die Folterpraxis der spanischen aber auch der baskischen Polizei vor. Es handelt sich um den ersten offiziellen Bericht zum Thema. In Spanien wird Folter weiterhin geleugnet. Für den Bericht wurden 4.113 Fälle von Folter seit 1960 untersucht. So gut wie in allen Fällen wird das Siegel „glaubhafte Anzeigen“ verliehen. Geschätzt wird, dass seit den 1960er Jahren (Franquismus) im spanischen Staat ca. 10.000 Personen aus dem linken Spektrum gefoltert wurden. In weniger als 10% der Fälle kam es in der Folge zu juristischen Verfahren. Gleichzeitig wurden hunderte von „falschen Geständnissen“ erpresst, die in Gerichtsverfahren teilweise auch gegen andere Personen verwandt wurden.
08/04/2017
Die Entwaffnung von ETA wird unter internationaler Aufsicht und Mitwirkung der Zivilbevölkerung vollzogen, gleichzeitig kommt es zu einer Großveranstaltung in Bayonne. In einer Erklärung vom Vortag bezeichnet sich ETA als “entwaffnete Organisation”.
27/02/2018
Die in Frankreich gefangen gehaltenen ETA-Mitglieder Julen Mendizabal und Zigor Garro werden ins Baskenland-nahe Gefängnis Mont-de-Marsan gebracht. Die Maßnahme wird vorsichtig interpretiert als Wechsel in der französischen Strafvollzugs-Politik gegenüber baskischen Gefangenen.
20/04/2018
ETA veröffentlicht eine Erklärung, in der sie den „verursachten Schaden“ anerkennt, an das „übermäßige Leiden“ erinnert, das im Baskenland viele ertragen mussten. ETA verpflichtet sich „zur definitiven Überwindung der Folgen des Konflikts und zu seiner Nichtwiederholung“.
03/05/2018
ETA erklärt das Ende ihrer Existenz und die Auflösung sämtlicher Organisations-Strukturen.

ANMERKUNGEN:

(1) Die Chronologie ist entnommen aus einer Publikation des linken Historikers Iñaki Egaña unter dem Titel „Breve historia de ETA“ (Kurze Geschichte von ETA), 2017 erschienen im Txalaparta-Verlag. An einigen Stellen wurden sie ergänzt. Die Chronologie wurde am 3. Mai 2018 in der baskischen Tageszeitung GARA abgedruckt. (Link)

ABBILDUNGEN:

(*) ETA-Geschichte (Die Abbildungen stammen aus den Foto-Archiven der baskischen Tageszeitungen Gara und Deia)

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