Die Kategorie KÜNSTE umfasst sechs Themenbereiche: Kunst, Musik, Theater, Film, Fotografie und Architektur.
Autoritäre Erneuerung gescheitert
1945 herrschte in Bilbao der Franquismus, der gültige Urbanismus-Plan stammte aus dem Jahr 1875. Siebzig Jahre ohne Aktualisierung machten neue Projekte dringend notwendig in der von Industrialisierung und Inmigration geprägten Tal-Stadt. Der franquistische Bürgermeister Zuazagoitia erarbeitete in Zusammenarbeit mit den Zentral-Behörden einen Plan, bei dem es nicht nur um die Stadt selbst gehen sollte, sondern gleich um den ganzen Großraum. Autoritarismus und Egoismus verhinderten die Umsetzung.
Wegbereiter der abstrakten Kunst
Das Guggenheim-Museum in Bilbao zeigt eine Ausstellung mit Werken des russischen Malers Wassily Kandinsky, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Revolution der Formen anführte und als Wegbereiter der abstrakten Kunst gilt. Die Ausstellung umfasst neunzig Werke aus der New Yorker Sammlung der Guggenheim Foundation. Diese umfassende Retrospektive, bestehend aus Gemälden und Arbeiten auf Papier, zeichnet Kandinskys ästhetische Entwicklung im Laufe seiner Karriere nach. Trotz Pandemie geöffnet.
Vom besonderen Wert der Kopien
Reproduktion hört sich an wie Kopie, Piraterei, Abklatsch, billig, Verstoß gegen Copyright, Plagiat oder Fälschung. Muss es aber gar nicht sein. Es ist vielmehr eine Art, Kunst ohne die Originale darzustellen. Schließlich können nicht alle nach Athen oder Berlin reisen, um sich den Pergamon-Altar live anzuschauen. Ein gutes Beispiel ist das 1927 eröffnete Reproduktions-Museum in Bilbao. Es zeigt klassische Skulpturen in Originalgröße und wird durch interessante Wechsel-Ausstellungen komplettiert.
Foltertod im Baskenland
Fast 35 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod durch die Polizei kommt der Fall von Mikel Zabalza auf die Leinwand. Der Dokumentarfilm von Amaia Merino und Miguel Ángel “Pitu“ Llamas wurde vor wenigen Tagen beim Internationalen Filmfestival Zinemaldia 2020 in Donostia / San Sebastián öffentlich vorgestellt. Darin kommen Personen zu Wort, die von persönlich erlittener Folter berichten, sowie Familienangehörige von Mikel Zabalza, die von behördlicher Seite nach wie vor Aufklärung und Wahrheit fordern.
Otl Aicher im Museum der Schönen Künste
Das Museum der Schönen Künste in Bilbao präsentiert zum ersten Mal eine monografische Ausstellung zum Thema Design. Gewidmet ist diese Retrospektive dem deutschen Grafik-Designer Otto “Otl“ Aicher. Auf ihn geht das Logo der Metro Bilbao zurück, deren Eröffnung sich im November 2020 zum 25. Mal jährte. Aicher gilt als einer der prägendsten deutschen Gestalter bzw. Grafik-Designer des 20. Jahrhunderts. Verheiratet war Aicher mit der Schwester der von den Nazis ermordeten Hans und Sophie Scholl.
Ingenieur-Consulting am Ufer des Nervión
Seit dem Guggenheim Museum wurde Architektur in Bilbao zum Synonym für Modernität. Die Ästhetik der Bauobjekte tritt stärker in den Vordergrund. Das industrielle Bilbao mit seinen großen Fabriken und Lagerhallen zeichnete sich aus durch Praktikabilität und Nützlichkeit der Produktionsstätten. Demgegenüber tritt mittlerweile auch bei Büro- und Geschäftsgebäuden die Kunst des Baus in den Vordergrund. Dazu kommen ökologische Kriterien wie Nutzung der Sonnenenergie, des Regenwassers oder CO2-Absorption.
Karlistenkrieg im Stummfilm
Die baskische Filmbranche feiert einen ganz besonderen Jahrestag. Im Oktober 1920, vor genau hundert Jahren, wurde der erste Spielfilm im Baskenland gedreht. Regie führte die unter dem Pseudonym “Musidora“ bekannte Filmpionierin Jeanne Roques aus Paris, die gleichzeitig auch als Koproduzentin und Hauptdarstellerin auftrat. Der Stummfilm hatte von Anfang an zwei offizielle Titel. “Pour Don Carlos“ hieß er im französischen Staatsgebiet, auf spanischer Seite trug er den Namen “La Capitana Alegría“.
Zum Tod von José Luis Zumeta
Das Baskenland hat mit dem Tod des Malers José Luis Zumeta nicht nur einen großen Künstler, sondern auch an Farbe verloren. Zumeta starb inmitten der Corona-Krise am 22. April 2020 in seiner Werkstatt im Donostia-Stadtteil Gros. Im Gegensatz zu der Mehrheit seiner baskischen Kolleginnen war Zumetas Stil nicht figurativ, sondern abstrakt. Trotz Ausstellungen in Europa und Amerika wurde er vor allem im Baskenland bekannt und beliebt. Zumeta war Gründungs-Mitglied der avantgardistischen Kunst-Gruppe GAUR.