Kein Zufall, dass in einem Land, das für seine Sprache, Kultur und Identität kämpfen muss, das politische Bewusstsein stärker ausgeprägt ist. Menschen organisieren sich, in Gewerkschaften, Nachbarschaften, gegen Patriarchat und Rassismus, für Flüchtlinge und internationale Solidarität. Eine Übersicht.
Obdachlose sichtbar machen
“Die Unsichtbaren sichtbar machen“ ist das Ziel einer Initiative in Bilbo, die den doppelsinnigen Namen BesteBi“ trägt. Auf Baskisch kann das “zwei andere“ bedeuten, aber auch “ein anderes Bilbao / Bizkaia“ (in der Abkürzung Bi“ für Bilbao oder Bizkaia). Die sichtbar gemacht werden sollen, sind Obdachlose, die in immer größerer Zahl in den Straßen der Städte “zu sehen“ sind. Nicht sie selbst sind unsichtbar, sondern ihre Schicksale, im schlimmsten Fall ihr Tod. 43 Obdachlose haben ihr Leben verloren.
Das “Guernica-Bild“ nach Gernika holen
Seit 45 Jahren kämpfen Aktivisten des Vereins “Gernika Batzordea“ im baskischen Gernika um eine würdevolle Erinnerung an die Bombardierung ihrer Heimatstadt. Spanien im Jahr 1976. Diktator und Massenmörder Francisco Franco ist seit wenigen Monaten tot. Seine politischen Erben organisieren den politischen Übergang, der später als sogenannte “trancisión“ in die Geschichte eingehen wird. Im Baskenland stehen Massen-Demonstrationen, Streiks, Auseinandersetzungen und politische Morde auf der Tagesordnung.
26A: der internationale Tag
Am 26. April, dem Tag der lesbischen Sichtbarkeit, bekennt sich Bilbo Feminista Saretzen (Feministisches Bilbao vernetzen) zum Lesben-Feminismus als politischer Haltung gegen männliche Hegemonie. Mit diesem Herrschaftssystem der patriarchalen Hegemonie wird versucht, alle Formen der Körperlichkeit zu beherrschen und Frauen-Lesben zu konditionieren. Lesbisch zu sein ist eine direkte Aktion der Rebellion gegen das Hetero-Patriarchat. Am 26. April jeden Jahres soll dies öffentlich demonstriert werden.
“Sklavinnen“ melden sich zu Wort
Die meisten von ihnen sind Migrantinnen. Ihre Arbeit besteht in der häuslichen Pflege von bedürftigen Personen, die es sich leisten können. Viele dieser Pflegefrauen wohnen zudem im betreffenden Haushalt und liefern somit eine Versorgung rund um die Uhr. Manche unter sklavenähnlichen Bedingungen, die sexistische Übergriffe einschließen. Diese Frauen haben sich im Baskenland zusammengeschlossen und eine Interessenvertretung gegründet: “Feministische Migrantinnen. Sozial – und Gesundheits-Pflege”.
Hier werden Kriege vorbereitet
Keine große Überraschung, die sich auskennen, beklagen es schon lange: Das Baskenland erwirtschaftet mit der Rüstungs-Industrie einen Jahresumsatz von 750 Millionen Euro. Der Fahrrad-Marsch durch den Großraum Bilbao am 23. April 2022 dient dazu, auf diesen Schandfleck hinzuweisen und die Umwandlung der Rüstungs-Industrie in eine zivile Industrie zu fordern, sowie die Ablehnung von Militärausgaben insgesamt. Und auf den widersprüchlich-heuchlerischen Diskurs der baskischen Regierung hinzuweisen.
Steuer-Verweigerung
Krieg ist das größte Verbrechen gegen die Menschheit. Ein Verbrechen, das gegen die Menschen in vielen Ländern der Welt begangen wird und das sich 2022 auch in Europa durch die russische Aggression und den Krieg in der Ukraine und den Militarismus der NATO verschärft hat. Wieder verursacht Krieg katastrophale Zerstörung, viele Toten und Millionen von Flüchtlingen. 22 Organisationen aller Art rufen deshalb in Bizkaia zur Steuerverweigerung auf: Nein zu Kriegen – Entschärfe deine Steuererklärung.
La Sinsorga in Bilbaos Altstadt
Das von den baskischen Journalistinnen Irantzu Varela und Andrea Momoitio ins Leben gerufene Projekt „La Sinsorga“ soll ein Café-Restaurant, ein Kleidergeschäft, einen Raum für Treffen, Vorträge oder Konferenzen und einen Coworking-Raum umfassen. Ausgerechnet in einem ehemaligen Geschäft für Brautkleider, das während der Pandemie schließen musste. Gesucht werden Frauen zur finanziellen Förderung des Projekts sowie Fachfrauen aus dem Baugewerbe, die sich mit den Renovierungsarbeiten befassen.