covid3a
Warten auf den Höhepunkt

Maßnahmen wie Ausgangssperre und Einschränkung der Mobilität haben im Baskenland bisher zu keiner Verbesserung der Situation geführt. Die Maßnahmen sind ungenügend, werden nicht konsequent eingehalten, Krankenhäuser stehen vor dem Kollaps. Die Verantwortlichen warten auf den Höhepunkt, den Tag mit den meisten Neu-Ansteckungen und Toten. Danach soll die Welt wieder ins Gleichgewicht kommen. Italien stirbt langsam. Die Botschaft Chinas, das die Pandemie überwunden hat, will niemand hören.

Italien, Spanien und Frankreich haben staatliche Notstandsregelungen ausgerufen. Nach einer Woche haben die Schutzmaßnahmen keine Sichtbaren Ergebnisse gebracht. Alle warten auf den Tag X mit den meisten Neu-Infektionen und Toten. Danach soll alles besser werden. China hat die Seuche überwunden.

(2020-03-22)

8. Tag Ausnahmezustand

Und täglich grüßt das Murmeltier

Wenn ich morgens aufwache, fühle ich mich wie Bill Murray, der zynische Reporter, der durch Leiden zum Humanisten wird. Eine weitere Runde drehen, mit derselben Routine, denselben Tricks, denselben Schutzmasken und Handschuhen, derselben Gymnastik vor dem Kühlschrank, denselben Katastrophen-Nachrichten, denselben steigenden Zahlen von Infizierten und Toten. Wenn draußen nicht die Virus-Polizei stünde, würde ich nicht glauben, was gerade vor sich geht. Meine Vermutung: Orwell, Camus und Bradbury haben sich zusammengetan und einen teuflischen Plan ausgeheckt, aus Rache dafür, dass wir ihre apokalyptischen Schriften und Warnungen nicht ernst genommen haben. Ich stelle mich meiner Bestrafung und verfluche den Moment, in dem ich die drei Bücher wegen Überfüllung aus meinem Regal verbannt habe. Überfüllung ist genau das, was uns nun in Form des Sensenmannes entgegenkommt, Überfüllung der Städte, Überfüllung der Mägen, Überfüllung der Konsumtempel, Krankenhäuser sind mit Virusfällen überfüllt. Was bleibt, ist die Ambros`sche Vision von der definitiven Fiesta auf dem Zentralfriedhof, wo die Pfarrer mit den Huren tanzen, die Juden mit Arabern, und Skelette um die Wette saufen. Bei einer Wahl zum Studenten-Parlament vor 35 hatten wir ein Plakat mit der sinnigen Losung: Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter. Ich bin bereit, der literarischen Troika ein Lösegeld zu zahlen, um aus der Entführung in Dantes Lieblingsversteck entlassen zu werden.

covid3b chomEntscheidung in der Verlängerung

In jedem Endspiel kann es eine Verlängerung geben, wenn sich auf dem Spielfeld nichts Entscheidendes abspielt. Schiedsrichter Sanchez hat gestern eine Verlängerung im Finale gegen das Coronavirus angekündigt: zwei Wochen mehr Alarm-Zustand, zwei Wochen mehr Ausnahmezustand und Ausgangssperre. Vorläufig bis zum 12. April. Ostern und alles was dazu gehört fällt somit flach. Zum Glück auch der Tourismus.

Elfmeterschießen

In Italien hat auch die Verlängerung keine Entscheidung gebracht, dort geht man nun ins Elfmeterschießen: Die Regierung hat alle produktiven Aktivitäten verboten, außer den wesentlichen, um den Virus zu stoppen. Italien liegt bei 4.825 Covid-Toten, 793 aus den vergangenen 24 Stunden.

Unser täglich Brot

Weltweit: 307.341 Fälle (+32.000), 13.049 Tote (+1.600), 92.383 Geheilte (+4.000). In Spanien: 28.572 Fälle (+5.000), 1.720 Tote (+395), 2.575 Geheilte (+450). In Navarra: 664 Fälle (+180), 10 Tote (+4). In Euskadi: 2.097 Fälle (+350), 85 Tote (+14), 25 Geheilte (+4). Deutlich mehr Steigerungen als gestern. Spaniens neuer Rekord: plus 395 Tote, fast 5.000 mehr Fälle.

Baskenland

covid3c sortuWie mit Panzern und Helikoptern das Coronavirus bekämpft werden soll muss erst noch erklärt werden. Im Süden Navarras rückten Panzer aus, über Bilbao kreisten am Nachmittag Militärhubschrauber. Gestern war noch von militärischen Desinfektions-Trupps die Rede, heute wird Kriegsgerät ausgefahren, um “den Verkehr zu kontrollieren“. *** Am Abend gab es wieder Töpfeschlagen. Diesmal nicht gegen das nutzlose Geseier einer korrupten Bourbonen-Monarchie, sondern gegen den baskischen Ministerpräsidenten. Aus der baskischen Gesellschaft wird gefordert, er solle sich dafür stark machen, dass die alle wirtschaftlichen Aktivitäten, die nicht der Bekämpfung der Pandemie dienen, eingestellt werden – wie in Italien geschehen. Das Gegenteil praktiziert die große spanische Kaufhaus-Kette Corte Inglés, dort wurde heute – Sonntag – die Lebensmittel-Abteilung geöffnet, angeblich, um einer Massifizierung in anderen Supermärkten am Montag vorzugreifen. Ein zynisches Argument. Die Gewerkschaften sehen darin pures Profitinteresse. Die Ansprache des Lehendakari war peinlich, Schaufensterreden und nichtssagende Floskeln. “Ich bin dankbar für die Zusammenarbeit der Bevölkerung und hoffe, dass wir alle …“.

Déjà vu Camus (1)

Seuchen sind wiederholt der Hintergrund für Erzählungen gewesen. Naturgemäß spielt die Pest die bedeutendste Rolle. Sie hat sich ja - zumindest bis jetzt - am tiefsten in das Menschheitsgedächtnis gegraben. In Camus‘ Roman steht der zentrale Satz: "Heimsuchungen gehen tatsächlich alle Menschen gleich an, aber es ist schwer, an sie zu glauben, wenn sie über einen hereinbrechen." Camus schildert den Verlauf der Pestseuche in Oran, einer Stadt an der algerischen Küste, aus der Sicht der Hauptfigur Dr. Bernard Rieux. Die Pest wird zum gemeinsamen Feind der gesamten Bevölkerung. Jeder nimmt den Kampf auf. Das Absurde deckt sich mit der Realität, denn an der Pest sterben Schuldige wie Unschuldige gleichermaßen. Aber ging es Camus überhaupt um die Seuche? Lesen kann man den Roman als eine Erzählung, wie Menschen auf eine nicht beherrschbare Katastrophe reagieren. Durchgesetzt hat sich aber die Interpretation, "La peste" sei ein Buch des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, den Camus durch die Seuche symbolisiert. Das Erscheinungsjahr 1947 legt diese Deutung nahe. Selbst wenn Camus weniger die Pest meinte als den Nationalsozialismus: Ausnahmsweise sollte man seinen Roman schlicht als Plädoyer für Solidarität lesen. Die richtigen Schlüsse für die aktuelle Situation kann jeder selbst ziehen. (Wiener Zeitung)

Schwarzer Humor

Manchmal zynisch und sarkastisch, aber immer dabei: der baskische Humor, und durchaus selbstkritisch. Heute zum Beispiel: “Tausche Klopapier gegen Bier. Ich hab schlecht kalkuliert: ich trinke mehr als ich scheiße“.

(2020-03-23)

9. Tag Ausnahmezustand

Neue Alltags-Routine

Nach einer Woche “relativer Ausgangssperre“ hat sich in der kleinen Wohngemeinschaft eine neue Routine eingespielt. Spät ins Bett und spät aufstehen. Erste Internet-Runde, informieren publizieren. Strategische Planung des täglichen Ausgangs: Zeitungen, oder minimale Einkäufe, in einem Stadtteil oder im anderen, Gewohnheiten wechseln, interessante Punkte anpeilen, die gleichzeitig einen Vorwand für das Umherschweifen beinhalten (denn Alibi-Hund habe ich keinen). Bewegungen beobachten und Polizeibegegnungen vermeiden. Zufällig Bekannte oder Freund/innnen treffen zum kurzen Austausch von Durchhalteparolen. Händewaschen. Erneut Internet, Mittagessen vorbereiten mit kollegialem Austausch. Mittagessen zu den Mittagsnachrichten (oder umgekehrt). Intensive Arbeitsphase: Arbeit, Übersetzungen, Kontaktantworten, kleinere Publikationen. Beobachtung der Nachbarschaft durchs Fenster. Geplante Anrufe des Tages. Neun Uhr Teleberri-Tagesschau (eine Stunde) mit allen wichtigen und unwichtigen Informationen des Tages (inclusive Sport und Wetter). Zehn Uhr Töpfeschlagen für und gegen … einzige politische Aktion des Tages. Mitternacht: Fernseheinheit, amerikanische Krimiserien. Spät ins Bett. Die Routine gibt eine gewisse Sicherheit und wird doch langsam beängstigend. Und täglich grüßt das Murmeltier.

covid3d armeeMilitäreinsatz

Mit etwas Verspätung erklärt sich der Einsatz von Militär-Hubschraubern über Bilbao – ein Vergnügen muss es sein, die Basken von oben zu beobachten. Die wenigen Alten, die den Krieg erlebt haben, dürfen sich an die Legion Condor erinnert fühlen. Gelandet wurde in Loiu, dem kleinen Ort im Txorierri-Tal, das den Flughafen von Bilbao beherbergt, in dem normalerweise Hunderttausende von Tourist/innen landen, um Bilbao unter sich aufzuteilen. Übrigens: Dieser Flughafen wurde ab 1937 nach dem Sieg der Franquisten von Zwangsarbeitern gebaut. Nun soll er desinfiziert werden, mit Helikop und Amoniak. Die Morgenpresse meldet, dass nach dem Flughafen nun auch die Bahnhöfe der drei baskischen Hauptstädte desinfiziert werden sollen. Unter Desinfektion ist das schlichte Versprühen einer für die Öffentlichkeit unbekannten Flüssigkeit zu verstehen.

Das Morgen-Bulletin

Euskadi verzeichnet zum ersten Mal mehr geheilte Personen als Tote an einem Tag. *** 70% der Virusinfizierten im Baskenland sind älter als 50 Jahre. *** Wissenschaftler streiten darüber, ob die bisher ergriffenen Maßnahmen ausreichend sind oder nicht. *** Telefongesellschaften warnen vor einer Überlastung des Internets. Vor allem die übermäßige Versendung von Videos und die von den Behörden angeordnete Telearbeit von zu Hause aus strapaziert das Internet. Eine solche Überlastung könne die Funktionsfähigkeit von Krankenhäusern gefährden. Empfohlen wird deshalb der Verzicht auf Videos, Musik, Witze, und eine Beschränkung auf Text-Botschaften. Ein erster Hinweis, dass Internet demnächst eingeschränkt werden könnte.

Warten auf den Wendepunkt

Weltweit: 339.259 Fälle (+32.000), 14.706 Tote (+1.700), 98.834 Geheilte (+6.500). In Spanien: 33.089 Fälle (+4.500), 2.182 Tote (+460), 3.355 Geheilte (+800). In Navarra: 886 Fälle (+220), 24 Tote (+14). In Euskadi: 2.421 Fälle (+324), 120 Tote (+35), 283 Geheilte (+258). Steigerungen und Reduzierungen, unklare Zahlen. Spanien legt nach wie vor kräftig zu. In Madrid sind die Intensivstationen der Krankenhäuser völlig überfordert, in den Krematorien gibt es Wartelisten.

Besonders betroffen von Coronavirus

… sind die baskischen Städte Gasteiz (747), Bilbao (223), Basauri (108), Donostia (58), Getxo (69), Barakaldo (51), Labastida (21), Leioa (39), Irun (30), Tolosa (30), Galdakao (26), Erandio (25), Santurtzi (23).

Nachrichten

Der rechte Bürgermeister von Pamplona schlägt vor, die wegen der Stierläufe weltbekannten San-Fermin-Fiestas zu verschieben, normalerweise beginnen sie am 6. Juli. Selbst wenn die Pandemie bis dahin eingedämmt ist, sind keine Touristen-Massen zu erwarten. *** Die spanischen Fußball-Ligen werden suspendiert bis die Regierung Entwarnung gibt. *** Das Olympische Komitee IOC steht kurz davor, die diesjährigen für Tokio vorgesehenen Spiele abzusagen. *** In Italien starben seit gestern 651 Personen, die Gesamtzahl der Toten beläuft sich auf 5.476. *** Falschmeldungen (bulos) wuchern im Mediendschungel. Zwei weiteren Ministern der spanischen Regierung sowie der reaktionären Esperanza Aguirre wurde eine Ansteckung nachgesagt, letztere sollte sogar mit ihrem Mann zusammen gestorben sein. Das stellt sich nun als Fake heraus. Es wäre auch zu schön gewesen: Aguirre war als Madrider Regionalpräsidentin vor Jahren für die Kürzungen im Gesundheitsbereich verantwortlich.

covid3e chinaKriegsberichterstattung

Zu Beginn der Coronavirus-Krise waren die baskischen Fernseh-Nachrichten noch informativ, wie es sich für gute Aufklärungsarbeit gehört. Nach sechs Wochen Dauerthema ist die Tendenz negativ. Aus Nachrichten sind Durchhalte-Parolen geworden, geschmückt mit persönlichen Schicksalen (die nicht zurückgeholten Rentner/innen aus Peru) und kleinen Überlebenstricks in der mörderischen Szenerie (der Musikverein XY organisiert ein Konzert mittels sozialer Medien, zwei Fußballer aus Pamplona spielen auf ihrer Dachterrasse Fußball-Tennis ohne sich zu sehen oder zu berühren). Wirkliche Information ist nur noch über Internet und soziale Netze zu kriegen, wobei größte Vorsicht geboten ist, um nicht auf Fakenews hereinzufallen (wie ich gestern, als ich einer bekannten Informations-Quelle vertraute und die konspirative Nachricht einer Weltanalyse von Noam Chomsky ungeprüft weitergab). In den Fernseh-Nachrichten geht es fast nur noch um die Legitimation der aktuell praktizierten, unzureichenden Katastrophen-Politik. Eine Art von Kriegsberichterstattung ohne das Wort “Krieg“ zu benutzen. Wir erinnern uns: Schon Alexander der Große erkannte die Bedeutung von Kriegsberichten. Auf seinen Feldzügen waren Schreiber anwesend, die seine Kriegserfolge dokumentierten und weiterleiteten und somit seinen Ruf als siegreicher Feldherr festigten. Doch nicht nur über Sieg und Niederlage wurde berichtet, die Kriegsberichterstattung diente auch der Desinformation des Gegners und zur Manipulation der öffentlichen Meinung.

Verlassen

Alte Menschen sind besonders anfällig für den Virus, kein Zufall, dass es gerade in Altersheimen zu Mehrfach-Ansteckungen kam. Die spanische Verteidigungs-Ministerin behauptet nun, die Armee habe bei ihren Desinfektions-Streifzügen durch Altersheime verlassene und tote alte Menschen entdeckt. Konkrete Orte und Namen nannte sie nicht. Frage: Entspricht die Aussage der Realität oder ist es eine Legitimations-Lüge für die Militarisierung der Gesellschaft?

covid3f istriPolizeivirus

30 Beamte der Stadt- und Regionalpolizei des Baskenlandes haben sich mit Coronavirus angesteckt. Die Mehrzahl ist jünger als 50 Jahre und gehört somit nicht zur Risiko-Altersgruppe. *** Erneut hat die baskische Polizei hunderte von Bußgeldern verteilt wegen Verstößen gegen die Virus-Schutzbestimmungen – die Bask/innen sind eben alle vom Anarchismus beflügelt. *** In Güeñes, Bizkaia hat ein 85-jähriger Autofahrer den Verkehrstod einem Virustod vorgezogen, er wurde am Bahnübergang von einem Nahverkehrszug erfasst. *** Am gestrigen Sonntag hatte eine Gruppe von Polizeiwagen-Besatzungen nichts Besseres zu tun, als in der Euskadi-Hauptstadt Vitoria-Gasteiz – spontan – einen Autokonvoi von einem Krankenhaus zum andern zu organisieren, um dem Pflegepersonal ein Denkmal zu setzen. Versteht sich von selbst, dass die Uniformierten in dieser Zeit ihren eigentlichen Arbeitsaufträgen nicht nachkamen. Den in dieser Zeit verantwortlichen Vorgesetzten droht nun ein Disziplinarverfahren. *** Unbekannte haben versucht, mit einer Internet-Virus-Attacke das Gesundheitssystem anzugreifen. Die spanische Polizei warnt zudem vor Fakenews und falschen Nachrichten: “Manche Leute haben viel Zeit und kommen auf dumme Gedanken“.

Kapitalismus

In Euskadi wurden von Unternehmern 7.250 Anträge auf vorläufige Entlassung gestellt, die insgesamt 51.213 Arbeiterinnen und Arbeiter betreffen. Wenn das baskische Arbeits-Ministerium den Anträgen zustimmt, übernimmt die Arbeitslosen-Versicherung einen Teil der Lohnkosten.

Millionen zurück

Der Ministerpräsident von Kantabrien, westliche baskische Nachbar-Region, hat in einem Video den König aufgefordert, zu den Millionen Stellung zu nehmen, die sein König-Vater als Kommission für Geschäfte mit Saudi Arabien eingesteckt und in der Schweiz versteckt hat. Die Millionen sollten zur Bekämpfung de Pandemie in die Staatskasse fließen. Spanien erleidet bekanntlich nicht nur den Coronavirus, sondern gleichzeitig den Virus der Corona.

(2020-03-24)

10. Tag Ausnahmezustand

Alle Räder stehen still

Italien hat es getan, der baskische Ministerpräsident will es wie Frau Merkel und der Arbeitgeberverband mit allem Mitteln verhindern, die Gewerkschaften fordern es, die Regionalregierung von Murcia hat es beschlossen: alle Räder, die sich nicht für die Bekämpfung der Pandemie drehen, sollen ab sofort stillstehen. “Das wäre das wirtschafliche Koma“, sagte der Baske noch vor zwei Tagen in seiner Ansprache über TV, “enorm schwer, wenn wir wieder bei Null anfangen müssten“. Italien und Murcia, sicher bald auch Madrid, werden weiter unten, aber sicher nicht bei Null neu beginnen müssen. Im Gegenteil, der Stillstand ist eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Krankheit. Denn in der Industrie kommt es zwangsläufig zu Massen-Ansammlungen, die dort Beschäftigten sind Muliplikatoren. Deshalb muss die heilige Kuh “Wirtschaft“ geschlachtet werden, oder zumindest betäubt. Kapitalismus oder Gesundheit.

Warten auf Godot

covid3g romWeltweit: 383.944 Fälle (+45.000), 16.595 Tote (+1.900), 101.911 Geheilte (+3.100). In Spanien: 39.673 Fälle (+6.600), 2.696 Tote (+514), 3.794 Geheilte (+439). In Navarra: 1.014 Fälle (+128), 31 Tote (+7). In Euskadi: 2.728 Fälle (+307), 133 Tote (+13), 67 Geheilte. *** Spanien erlebt einen neuen Rekordtag. *** Die Virus-Zentren sind Madrid, Katalonien und Baskenland, das bedeutet, die drei wirtschaftlichen Zentren des Staates, das spricht für sich. *** Im Baskenland gibt es Pläne, Hotels und andere Einrichtungen zu Krankenstationen umzurüsten. Die gefährdeten alten Menschen werden dezentral und nach Schwere-Kategorien eingeteilt. Sie werden von der restlichen Krankenhaus-Population getrennt, um keine Virus-Übergriffe zu riskieren. Die Situation in Altersheimen muss katastrophal sein, was sich aus Einzelinformationen ableiten lässt, was allerdings niemand ausspricht. *** In Madrid sind die Intensivstationen der Krankenhäuser völlig überfordert. Weil die Krematorien wegen der vielen Todesfälle den Verbrennungen nicht mehr nachkommen, wurde das Eislaufstadion requiriert, dort werden die Särge gestapelt und kaltgestellt.

Besonders betroffen von Coronavirus

Die baskischen Städte Gasteiz (heute 900 / +153), Bilbao (345 / +122), Basauri (129 / +21), Donostia (92 / +34), Getxo (102 / +33), Barakaldo (80 / +29), Labastida (21 / +0), Leioa (60 / +21), Irun (46 / +16), Tolosa (35 / +5), Galdakao (33 / +7), Erandio (43 / +18), Santurtzi (40 / +17), Portugalete (26), Arrasate-Mondragon (21), Eibar (21). In Bizkaia gab es zum ersten Mal mehr Infizierungsfälle als in Araba, obwohl Gasteiz nach wie vor die Liste der betroffenen Orte anführt. Auffällig ist, dass der gesamte Industriegürtel um Bilbao die Infektionslisten prägt, von der Hafenstadt Santurtzi auf der südlichen Nervion-Seite, bis Basauri und Galdakao östlich von Bilbao, bis Erandio und Getxo auf der nördlichen Nervion-Seite. * Gestern wurden in Navarra und Euskadi erneut ca. 20 Personen festgenommen wegen Verstößen gegen die Schutzverordnungen, gleichzeitig wurden mehr als 1.000 Bußgelder verteilt, an Autofahrer wie an Fußgänger. Viele schaffen mit allen Tricks, um das Verbot der Bewegungsfreiheit zu umgehen. *** Die Zahl der Einbrüche und Diebstähle ist deutlich zurückgegangen.

Déjà vu Camus (2)

Am Morgen des 16. April trat Doktor Bernard Rieux aus seiner Praxis und stolperte mitten auf dem Treppenabsatz über eine tote Ratte. Vorerst schob er das Tier beiseite, ohne es zu beachten, und ging die Treppe hinunter. Aber auf der Straße kam ihm der Gedanke, dass diese Ratte dort nicht hingehörte, und er machte kehrt, um den Concierge zu informieren. (Camus – Die Pest)

Und selbst wenn …

Alle Welt starrt wie das Kaninchen auf die Schlange auf den Höhepunkt der epidemiologischen Entwicklung des Coronavirus: wann endlich sinken die Zahlen von Infizierten und Toten! Mit Sicherheit wird dieser Tag eintreten, früher oder später, und es ist zu befürchten, dass danach eine gewisse Entspannung eintritt, verbunden mit Nachlässigkeiten, in der irrigen Annahme, dass die Krise damit überstanden sei. Denn selbst wenn … bedeutet dies keine Entwarnung. Sagt der Epidemiologe. Wer die Geschichte der falsch benannten „Spanischen Grippe“ von 1918 nur etwas kennt, weiß dass sie in verschiedenen Wellen erschien, zwischen denen Momente lagen, in denen man meinte, die Pandemie überwunden zu haben. Am Tag X beginnt die harte Arbeit der Immunisierung, um zu verhindern, dass die Geschichte sich wiederholt und die Pandemie in die zweite Halbzeit geht. Die Entwicklung dieser weltweiten Grippe, die sehr wahrscheinlich von den USA ausging, mit ihren Auswirkungen im Baskenland ist nachzulesen in einem 2018 publizierten Artikel bei Baskultur.info.

covid3g presoFalsche Politik

In der baskischen Provinz Bizkaia wurden kleine Bauernmärkte verboten, bei denen bislang lokale Produzent/innen ihre Produkte direkt an Konsument/innen verkauften. Die Folge dieser Entscheidung hat Auswirkungen auf beide Seiten: die Konsument/innen werden in den Supermarkt gezwungen, wo Produkte durch 20 Hände gehen und soundso viele Zwischenhändler mitverdienen – die die Produzent/innen werden ihre Erzeugnisse nicht mehr los, wenn sie sich nicht über die Limitierungen hinwegsetzen.

Hätte ich gestern gewettet, dass auch die Olympischen Spiele 2020 an Coronavirus draufgehen, hätte ich gewonnen. Und mit mir wahrscheinlich neun von zehn anderen. Es ist eher eine von Profitinteressen geleitete Unverschämtheit, so zu tun, als hätte eine solche Massenveranstaltung in diesen Zeiten auch nur die geringste Chance, ausgetragen zu werden. Die Verantwortlichen, die sich so lange zieren, bevor sie sich geschlagen geben, sind sich des Ernstes der Lage nach wie vor nicht bewusst. Sie sollten in einem Altersheim in Madrid eine Woche Freiwilligen-Dienst leisten, um von ihren Wahn-Viren kuriert zu werden.

(2020-03-25)

11. Tag Ausnahmezustand

Die Fake-Erfahrung

Fake ist kein neues Waschmittel, sondern eine mitunter bittere Erfahrung im Internet. Wir sprechen aus eigner Erfahrung. Übelicherweise werden Nachrichten mit auffälligem oder sensationellem Gehalt gegengeprüft, das heißt, andere Medien werden auf denselben Inhalt abgesucht. Wiederholt sich die Nachricht, kann von Wahrheitsgehalt ausgegangen werden. Vor Tagen ging uns eine Nachricht zu von einer Quelle, die uns absolut vertraulich erschien: Die Analyse von Noam Chomsky über die Rolle der USA in der Coronavirus-Geschichte im linken Portal insurgente.org (die Nachricht ist dokumentiert). Eine dem Inhalt ungefähr vergleichbare Nachricht war bereits einen Monat zuvor durch die sozialen Medien gegangen, fand aber keine besondere Verbreitung. Die Blogger von baskinfo.blogspot publizierten die Nachricht von insurgente, die sich als Fake herausstellte. Das Portal selbst hatte der Fake bemerkt, am nächsten Tag war der Link verschwunden. Bemerkenswerter steigerten sich die Besuchszahlen für den Link bei Baskinfo von üblicherweise 100 auf 2.000. Bleibt festzustellen, das Fake News zu Hysterie und Dramatisierung einer Situation beitragen können und nicht hilfreich sind bei einer nüchternen Analyse der Situation. Umgekehrt werden Nachrichten – wie zum Beispiel die Hintergründe des Ausrückens der spanischen Armee – in der Medienwelt kaum hinterfragt, sodass alternative Berichterstattung schwierig wird. Aus Angst vor Fake kann es zu Nichtpublikation von ungesicherten Meldungen kommen. Ebensowenig hilfreich.

covid3h fleischRindfleisch übrig

Die Sagardotegiak (Sidra-Keller) stellen im Baskenland, genauer gesagt in Gipuzkoa, eine ganz besondere Tradition dar, die auf eine bäuerliche Gewohnheit zurückgeht. Wenn im Januar der neue Apfelmost fertig war, wurden in den feucht-kalten Bauernkellern deftige Essen organisiert: kräftige Rinderkoteletts mit Kabeljau-Omeletts, Käse und Nüssen zum Nachtisch. Das Besondere war der neue Most, der in kleinen Mengen aus dem Fass gezapft wurde. Die Tradition hat sich gehalten und ist mittlerweile zu einer Massenveranstaltung geworden, die ihre Anhänger/innen bis Madrid zählt. Von Januar (Txotx) bis Mai ziehen Massen von Bask/innen und Baskophilen nach Gipuzkoa, um schlemmerische Nachmittage zu verbringen. Eigentlich auch in diesem Jahr – wenn nicht … als die Sagardotegi-Saison nach ihrer Eröffnung Ende Januar gerade Fahrt angenommen hatte, kamen aus China die Alarmnachrichten und führten auch im europäischen Baskenland zur Einstellung aller gastronomischen und kulturellen Aktivitäten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Fleischlieferungen – unter anderem aus Deutschland, weil das Baskenland nicht ausreichend produziert – bereits in Auftrag gegeben. Nun sitzen die Lieferanten auf Tonnen von Fleisch, von dem sie nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Billigverkäufe sind in Überlegung, um die Kühlhäuser zu leeren. Wirtschaftlich hat die Cancelung der Sagardo-Saison mit Sicherheit weniger Folgen als die Schließung von Mercedes, Michelin, Sidenor und Volkswagen. In kultureller und emotionaler Hinsicht ist der Verlust schwerwiegend.

Der Tag X bedeutet keine Entspannung

Weltweit: 423.121 Fälle (+39.000), 18.919 Tote (+2.324), 108.629 Geheilte (+6.718). In Spanien: 47.610 Fälle (+7.937), 3.4.34 Tote (+738), 5.369 Geheilte (+1.575). In Navarra: 1.014 Fälle (+128), 31 Tote (+7). In Euskadi: 3.271 Fälle (+543), 155 Tote (+22), 48 Geheilte (19 weniger als gestern). *** Spanien erlebt mit fast 8.000 Neufällen einen neuen Rekordtag. *** Spanien hat China in der Zahl der Toten überholt. *** Die Virus-Zentren sind Madrid, Katalonien und Baskenland, also die drei großen wirtschaftlichen Zentren des Staates.

Hart betroffen

Die baskischen Städte Gasteiz (heute 977 / +77), Bilbao (426 / +81), Basauri (142 / +13), Donostia (111 / +19), Getxo (118 / +16), Barakaldo (99 / +19), Labastida (21 / +0), Leioa (66 / +6), Irun (52 / +6), Tolosa (44 / +9), Galdakao (37 / +4), Erandio (49 / +6), Santurtzi (53 / +13), Portugalete(29 / +3), Arrasate-Mondragon (27 / +6), Eibar (24 / +3), Trapagaran ( (23), Renteria (22), Amorebieta (22), Durango (20), Bermeo (19), Laudio (18), Pasaia (18), Sopela (14), Gernika (11), Sestao (10). *** Gasteiz liegt nach wie an der Spitze, Bilbao holt covid3g gastosauf. Die Zahl der Neuansteckungen ist nicht so hoch wie gestern, der gesamte Industriegürtel um Bilbao prägt die Infektionslisten, von der Hafenstadt Santurtzi auf der südlichen Nervion-Seite, bis Basauri und Galdakao östlich von Bilbao, bis Erandio und Getxo auf der nördlichen Nervion-Seite. *** In Navarra sind 219 Mitarbeiter/innen aus dem Gesundheitswesen infiziert. *** Die spanische Regierung hat in einem Bulletin 371 Hotels benannt, die für Besucher/innen geschlossen bleiben, jedoch benutzt werden sollen für Gesundheits-Personal, Altenpfleger/innen, sowie Leute, die krankheitsanfällige Personen betreuen und deshalb reisen müssen. *** Eine Statistik der baskischen Regierung zeigt, wie die Ausgaben für Gesundheit im Verhältnis zum Brutto-Sozial-Produkt in den vergangenen zehn Jahren von 5,24% im Jahr 2010 auf 4,73% im Jahr 2018. Zustande kommt dieser Niedergang im baskischen Fall nicht durch Kürzungen, sondern durch Nichterhöhung des Haushaltspostens im Vergleich zu anderen. Dabei handelt es sich absolut gesehen um viele Millionen von Euro. *** In anderen spanischen Regionen, wie zum Beispiel Madrid, gab es regelrechte Kürzungen, Schließung von Krankenhäusern u.a. Diese Regionen, bzw. ihre Bewohner/innen, bezahlen nun den Preis.

Nachrichten

Bei Mercedes-Gasteiz häufen sich die Coronavirus-Fälle, bereits 14 wurden gezählt, was eine Wiedereröffnung des Werks erschwert. Die Firmenleitung hat für alle Beschäftigung die Genehmigung zu einer vorübergehenden Kündigung wegen höherer Gewalt beantragt. *** Insgesamt 11.000 solcher Anträge zur vorläufigen Kündigung liegen beim baskischen Arbeits-Senat vor, betroffen sind 70.000 Beschäftigte. *** Die baskische Regierung zahlt die Sozialhilfe in diesem Monat 5 Tage früher, um bei den Empfänger/innen finanzielle Engpässe zu vermeiden. Die Rentner/innen wurden bereits vorher ausbezahlt.

covid3h universoWWW

In einer andalusischen Kleinstadt haben maskierte Männer eine Straße blockiert, um zu verhindern, dass ein Transport mit virusgefährdeten alten Menschen durchfährt. Mit Steinen wurden die Busse und die begleitende Polizei angegriffen. *** Für satte 432 Millionen Euro hat die spanische Regierung bei China eingekauft: Millionen von Masken, Tests und Atemmaschinen – am ende wird der Virus für die chinesische Wirtschaft noch zu einem Geschäft! *** Die Welt-Gesundheits-Organisation WHO schaut besorgt in die USA, dort gab es bisher zwar “nur“ 900 Tote, die Tendenz ist jedoch steigend. In Anbetracht des mehr als dürftigen Gesundheits-Systems könnte es zu einer Katastrophe kommen. *** Weltweit sind insgesamt 1,9 Milliarden Menschen von der Ausgangssperre betroffen, 1,3 Milliarden davon in Indien.

Déjà vu Camus (3)

Am Nachmittag desselben Tages, zu Beginn seiner Sprechstunde, empfing Rieux einen jungen Mann, von dem man ihm sagte, er sei Journalist und sei schon am Morgen da gewesen. Er hieß Raymond Rambert. Klein, mit breiten Schultern, entschlossenem Gesicht und hellen, intelligenten Augen, trug Rambert sportlich geschnittene Kleidung und schien sich im Leben wohl zu fühlen. Er kam sofort zur Sache. Er recherchiere für eine große Pariser Zeitung über die Lebensbedingungen der Araber und wolle Informationen über ihre hygienischen Verhältnisse. Rieux sagte, sie seien nicht gut. Aber bevor er weiterredete, wollte er wissen, ob der Journalist die Wahrheit schreiben dürfe. «Sicher», sagte der andere. «Ich meine: Können Sie ein vernichtendes Urteil aussprechen?» «Vernichtend nicht, das muss ich einfach sagen. Aber ich nehme an, ein solches Urteil wäre unbegründet.» Leise sagte Rieux, ein solches Urteil sei tatsächlich unbegründet, aber mit dieser Frage wolle er nur wissen, ob Ramberts Berichterstattung rückhaltlos sein könne oder nicht. «Ich lasse nur rückhaltlose Berichterstattung gelten. Ich werde die ihre also nicht mit meinen Auskünften unterstützen.» «Das ist die Sprache Saint-Justs», sagte der Journalist lächelnd. Rieux sagte, ohne lauter zu werden, das wisse er nicht, aber es sei die Sprache eines der Welt, in der er lebte, überdrüssigen Menschen, der jedoch für seinesgleichen etwas übrig habe und entschlossen sei, was ihn anging, Ungerechtigkeit und Konzessionen abzulehnen. (Camus – Die Pest)

(2020-03-26)

12. Tag Ausnahmezustand

Keine Atempause

Weltweit: 474.157 Fälle (+51.000), 21.571 Tote (+2.652), 115.003 Geheilte (+6.718). In Spanien: 56.188 Fälle (+8.578), 4.089 Tote (+655), 7.015 Geheilte (+1.646). In Navarra: 1.441 Fälle (+214), 49 Tote (+16). In Euskadi: 3.946 Fälle (+675), 180 Tote (+55), 89 Geheilte (41 mehr als gestern). *** Mehr als tausend Gesundheits-Leute fordern von der baskischen Regierung völlige Bewegungssperre. *** “Pro Stunde ein Toter, dennoch ein Licht am Ende des Tunnels“ (Gara) *** Die Zahl der Toten in Spanien liegt bei 655 am Mittwoch, weniger als am Dienstag. *** “Die Zahl der Anzeigen wegen Macho-Gewalt ist um die Hälfte zurückgegangen, Angst könnte eine Ursache sein“ (Gara). *** 223.000 Masken und Handschuhe werden in den Gemeinden des Baskenlandes verteilt. *** Spanien erlebt mit einen neuen Rekordtag. *** Trotz der Meldung, dass Spanien von China Schutz-Material im Wert von 423 Millionen gekauft hat, sagt die Regierungs-Sprecherin: “Wir befinden uns im Krieg, um auf dem Weltmarkt Gesundheits-Material zu bekommen“. *** Die ersten aus China angekommenen Schnell-Tests funktionieren nicht, weil nur 34% der Fälle angeziegt werden, bei traditionellen Tests sind es immerhin 84%. Aus China wird kommentiert, dass Spanien die Tests bei einer Firma gekauft hat, die noch keine offizielle Lizenz für die Produktion besitzt.

covid3i azkarUrbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.117 Fälle/ +139), Bilbao (535 / +109), Basauri (166 / +24), Donostia (143 / +32), Getxo (144 / +26), Barakaldo (120 / +21), Labastida (21 / +0), Leioa (81 / +15), Irun (65 / +13), Tolosa (56 / +12), Galdakao (50 / +13), Erandio (61 / +12), Santurtzi (64 / +11), Zarautz (34 / +4), Portugalete(40 / +11), Arrasate-Mondragon (31 / +4), Eibar (24 / +3), Trapagaran (25 / +2), Renteria (29 / +7), Amorebieta (26 / +4), Durango (33 / +13), Bermeo (25 / +6), Laudio (31 / +13), Pasaia (19 / +1), Sopela (17 / +3), Gernika (14 / +3), Sestao (17 / +7). *** Gasteiz liegt nach wie an der Spitze, Bilbao zieht nach. Der Industriegürtel um Bilbao prägt die Infektionslisten, von der Hafenstadt Santurtzi auf der südlichen Nervion-Seite, bis Basauri und Galdakao östlich von Bilbao, bis Erandio und Getxo auf der nördlichen Nervion-Seite. In Bizkaia gibt es mehr Neufälle als in Araba und Gipuzkoa. Obwohl Gasteiz am stärksten betroffen ist, gibt es in der benachbarten Araba-Hochebene kaum Fälle. *** Der Coronavirus ist eindeutig eine Angelegenheit der Ballungszentren.

Die Apothekerin

Die Experten und Medien lassen keine Gelegenheit ungenützt, auf die Wichtigkeit des ständigen Händewaschens hinzuweisen. Dafür wird Desinfektionsmittel empfohlen, das es bislang nirgendwo gab, weil es zu den Hortensien-Artikeln gehört. Weil in den Supermärkten Klopapier wieder zu haben war, machte ich mich auf den Weg, den Erwerb von Desinfo-Spray auszuloten. In Apotheken versprach ich mir am ehesten Erfolg. Dabei konnte ich feststellen, dass diese Einrichtungen mittlerweile aussehen wie früher Banken oder Hochsicherheits-Gefängnisse: dicke Glasscheibe mit einem kleinen Durchreiche-Loch. Um einen statistisch gesehen akzeptablen Wert zu erlangen, ging ich durch sechs der auf Baskisch Botekin genannten Geschäfte, obwohl ich bereits im zweiten fündig geworden war. Die Angestellten waren mit Masken, Handschuhen und Desinfo derart perfekt ausgerüstet, dass es jeder Kassiererin in irgendeinem Supermarkt vor Neid die Zornesröte ins Gesicht treiben würde. Klassenunterschiede eben. “Wir warten auf eine Lieferung“, war die erste Antwort, die ich erhielt. “Das gibt’s überhaupt nicht mehr zu kaufen, das geht jetzt alles an die Krankenhäuser“ war eine weitere Version. Die hatten alle keine Ahnung, denn in einem A-Lokal hatte ich sogar die Auswahl zwischen drei Produkten. Die Krönung meiner halblegalen soziologischen Besuchsreihe war ein kleines Geschäft neben dem Euskal Museoa. Die Theke war zu kurz, um dort eine Hochsicherheits-Scheibe zu installieren, dafür waren die Verkäuferinnen mit Helmen abgesichert, die ich bisher nur von Schweißern kannte: fest am Kopf montiert, mit einem Klappfenster. Wie gerne hätte ich ein Foto gemacht …

covid3i huelgaLärmstreik

Morgen, am 27. März 2020 um 12 Uhr wird im ganzen Land ein von allen baskischen Gewerkschaften organisierter Protest stattfinden. Gefordert wird die Beendigung aller produktiven Tätigkeiten, die nicht zur Eindämmung der Pandemie dienen. Argument: Der Kontakt unter vielen Kolleg/innen auf der Arbeit bedroht deren Gesundheit und fördert die Verbreitung des Virus. Mittlerweile 1.300 Personen aus dem Gesundheits-Bereich haben eine Petition in dieser Richtung unterschrieben, verschiedene Regierungen weltweit haben ebenfalls zu dieser Maßnahme gegriffen. Die baskische Regierung und die Arbeitgeber-Verbände wehren sich dagegen, weil ein vorübergehender Stillstand die wirtschaftliche Grundlage des Landes kaputt mache. Welche Formen der Protest annehmen kann und darf, ist unklar. In jedem Fall wird es von Fenstern und Balkonen aus Lärm geben. Zwölf Uhr Mittags – zum Showdown, nicht zum Shootdown.

Schleppnetze

Esotherische Unternehmenskreise geben derzeit viel Geld aus für ihre Schleppnetz-Werbung nachts im Privatfernsehen, eine aufgedunsene Frontfrau versucht, die Leute an ihrem derzeitigen Schwachpunkt: Wir helfen, deine Probleme zu lösen. Coronavirus bedroht nicht nur Leben und Gesundheit, es führt auch zu Depression und Sinnkrise – die esotherischen Haifische lauern und sehen ihr Geschäft.

Gefangene des Virus

In die Liste der VIP-Patienten hat sich auch Carmen Calvo, die starke Frau der Sanchez-Regierung eingereiht. Und der ehemalige Starrichter Baltazar Garzon, der es vor Jahren fertiggebracht hat, Pinochet in London verhaften zu lassen und dessen Ende einzuläuten. Im Baskenland ist er für wenige humane Dinge bekannt. Als zuständiger Haftrichter für viele gefangen genommene Baskinnen und Basken – von ETA und nicht von ETA – sah er geflissentlich über die Folterspuren hinweg, die die Polizei in der 5-tägigen Kontaktsperre-Zeit bei hunderten Personen hinterließ, Neben sich hatte er jeweils Gerichtsmediziner, die dokumentierten, dass nichts passiert sei, außer vielleicht Selbstverletzungen der Verhafteten. So kursieren in den sozialen Medien sarkastische Botschaften, die dem Richter Glück bescheinigen, dass er von hilfsbereitem Sanitätspersonal behandelt wird und nicht von seinen Foltergesellen und medizinischen Handlangern von damals.

Verschwunden

Verschwinden aus dem Gesichtsbereich, Verschwinden aus dem räumlich begrenzten Alltag. Was macht eigentlich Mikel, mein Osteopath? Unmöglich kann er noch Leute behandeln, denn es erfordert direkten körperlichen Kontakt. Was macht meine Zahnärztin Begoña, kaum vorstellbar, wie sie mit ihren Instrumenten in geöffneten Mündern arbeitet. Verschwunden sind auch die Müllsammler*innen, die in der ganzen Stadt den Normalmüll auf verwertbare Metallteile durchsuchten, um sie dann auf Kinderwägen in Sammelstellen zu schleppen, um dafür Almosen zu bekommen. Auch die gibt es nicht mehr. Der Alltag ist von Unsichtbarkeit geprägt, auch ich bin unsichtbar, nur der Zeitungsverkäufer kennt mich noch.

covid3i gwsDéjà vu Camus (4)

Die Pest (franz: La Peste) ist ein Roman von Albert Camus aus dem Jahr 1947. Nach fünfjähriger Arbeit stellte Albert Camus am Ende des ersten Nachkriegsjahres 1946 seinen Roman “Die Pest“ fertig. Bereits kurz nach der Veröffentlichung im Juni 1947 wurde das Werk ein großer Erfolg. Als einer der bedeutendsten Romane der Résistance und der französischen Nachkriegsliteratur ist die Chronik zum Allgemeingut der europäischen Kultur und damit weltberühmt geworden. Sie gehört insbesondere in Frankreich zur Pflichtlektüre an den Schulen. Werkhintergrund sind Camus’ persönliche Erfahrungen – insbesondere die des Zweiten Weltkriegs. Somit ist “Die Pest“ eine Reflexion aus distanziertem Blickwinkel über den Widerstand der Menschen gegen physische und moralische Zerstörung, bildet jedoch gleichzeitig einen wichtigen Bestandteil in Camus’ Philosophie, der Auseinandersetzung mit der Absurdität. Da die Handlungsgeschichte die Struktur eines Dramas mit fünf Akten aufweist, wurde das Werk in vielen Ländern auch als Theaterstück aufgeführt. (Wikipedia)

(2020-03-27)

13. Tag Ausnahmezustand

USA Weltspitze

covid3j trumpWeltweit zeichnet sich eine Ablösung an der Coronavirus-Zahlenspitze an, zwischen 81 und 82 Tausend Infizierte werden gezählt, etwas mehr als in Italien und China. Was nicht dazu passt, ist die Zahl der Toten, die mit 1.000 angegeben ist, während in Italien die Zahl von 4.000 längst überschritten ist. Die Warnung der WHO, die USA seien das neue Zentrum der Pandemie wird somit zur Realität. Zentrum der Infektionen sind Stadt und Staat New York, dort ist das Gesundheitssystem bereits zum Erliegen gekommen. Für die nächsten Tage wird ein Vielfaches an Neupatienten erwartet.

Baskenland

In Bilbao wurden auf der Straße lebende Jugendliche in einer Sporthalle eingewiesen. Es kam zu Konflikten und “Fluchtversuchen“, die Polizei schritt ein. *** Die Lehrer/innen sind angewiesen, ihre Schüler/innen zu Hause über Internet zu unterrichten. Das klappt nur ungenügend, deshalb soll das öffentliche Fernsehen einspringen und pädagogische Inhalte vermitteln. *** Der ultrakatholische Bischof von Donostia zahlt 600 Euro Strafe, weil er mit einem Beifahrer erwischt wurde, was aktuell verboten ist. *** Auch die Chefin der baskischen Sozialdemokratie ist eingeliefert wegen Covid-19. *** Die Besatzung eines Fischkutters in Ondarroa steht unter Quarantäne, nachdem ein Seemann auf C-19 positiv getestet wurde. *** Der Kollaps bei den Madrider Beerdigungs-Unternehmen hat dazu geführt, dass Tote zur Lagerung nach Gipuzkoa überführt werden.

Spanien hat in China Coronavirus-Tests von schlechter Qualität gekauft, bei einer Firma, die für den Verkauf keine Lizenz hatte. Die chinesische Botschaft hatte en spanischen Behörden eine Liste mit Unternehmen geschickt. Die Spanier wählten offenbar das billigste Angebot. Nun sollen die Tests zurückgegeben werden. *** Madrid: "Mittlerweile sind 12 Prozent der Infizierten Ärzte, Sanitäter und Krankenpfleger", gibt der Seuchennotfall-Einsatzleiter zu. Insgesamt handelt es sich um über 4000 Personen aus dem Medizin-Sektor. Schuld daran sind vor allem fehlende Leitlinien und Schutzkleidung. Medien berichten von Krankenhäusern, in denen sich das Personal sogar aus Plastikmüllsäcken Schutzkittel bastelt.

… Geschichte wird gemacht

Weltweit: 542.417 Fälle (+68.000), 24.354 Tote (+2.783), 124.164 Geheilte (+9.161). In Spanien: 64.059 Fälle (+7.871), 4.858 Tote (+769), 9.357 Geheilte (+2.342). In Navarra: 1.441 Fälle (+214), 49 Tote (+16). In Euskadi: 4.601 Fälle (+655), 207 Tote (+27), 89 Geheilte.

covid3j xUrbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.280 Fälle/ +164), Bilbao (643 / +108), Basauri (186 / +20), Donostia (176 / +33), Getxo (175 / +31), Barakaldo (150 / +30), Leioa (87 / +6), Santurtzi (78 / +14), Irun (75 / +10), Erandio (73 / +12), Tolosa (70 / +14), Galdakao (57 / +7), Portugalete (51 / +11), Zarautz (41 / +7), Durango (40 / +7), Arrasate-Mondragon (39 / +8), Laudio (39 / +8), Renteria (35 / +6), Eibar (32 / +4), Amorebieta (30 / +4), Bermeo (30 / +5), Trapagaran (28 / +3), Sestao (27 / +10), Pasaia (21 / +2), Sopela (21 / +4), Labastida (21 / +0), Gernika (16 / +2). *** Gasteiz liegt nach wie an der Spitze, Bilbao zieht nach. Der Industriegürtel um Bilbao prägt die Infektionslisten, von der Hafenstadt Santurtzi auf der südlichen Nervion-Seite, bis Basauri und Galdakao östlich von Bilbao, bis Erandio und Getxo auf der nördlichen Nervion-Seite. Fazit: Das Coronavirus ist Angelegenheit der Metropolen und Ballungszentren.

Ein Bild für Götter

Russland schickt Militärlastwagen in ein NATO-Land – so könnte die Schlagzeile lauten, um zu beschreiben, was sich dieser Tage auf italienischen Autobahnen abspielt. Russische Militär-LKW, mit medizinischen Hilfsmitteln befrachtet und mit blau-weiß-roten Fahnen bestückt, sind in Italien unterwegs, um den von der Europäischen Gemeinschaft im Stich gelassenen italienischen Behörden im Kampf gegen die Katastrophe zur Hilfe zu eilen. Das “Verteidigungs-Bündnis“ lässt sich in die Karten schauen. Russland organisiert somit neben Kuba und China den Marshall-Plan für Italien.

Nachrichten des Tages

Boris Johnson, der die Pandemie frei wüten lassen wollte, um die Spreu vom Weizen zu trennen, der aber auf allgemeinen Druck zurückrudern musste, ist nun selbst dran: er hat den Virus. Es entspräche einer gewissen Logik, wenn er medizinisch nicht versorgt würde, um zu testen, ob seine eigenen Abwehrkräfte ausreichen. *** Von den 64.000 C-19-Infizierten sind 9.000 Personen aus dem Sanitätsbereich. In der Armee gibt es 172 Fälle, bei der Guardia Civil 282. *** Sowohl im Baskenland wie in Spanien wird an die Hoffnung appelliert: zwar seine die Zahlen weiter am Steigen, die Zahl der Neuansteckungen hingegen sei fallend. Deshalb: Hoffnung auf den baldigen Tag X. *** Im spanischen Fußball ist das Hauen und Stechen um Geld in Gang gekommen. Der Verbandspräsident will Härtefälle abmildern, der Ligapräsident sieht dafür keine legale Basis. Die Kicker des FC Barcelona sind nicht bereit, Einschnitte in ihre Millionenbezüge zu akzeptieren, die baskischen Kollegen von Athletic und Real Sociedad hätten damit keine Probleme. Lionel Messi und der katalanische Trainer Pep Guardiola spenden jeweils eine Million Euro für die Bekämpfung der Pandemie. Guardiolas Schenkung ist nicht frei von Polemik, denn sie kommt ausschließlich Aktivitäten in Katalonien zu Gute.

Spätnachrichten

Im Baskenland gab es so viele Tote wie nie vorher. Gleichzeitig steigt die Zahl der von Coronavirus Geheilten, die das Krankenhaus verlassen können. Dort sind insgesamt 1.565 Personen eingeliefert, 153 davon in den Intensivstationen. *** Die Unternehmen beantragen immer mehr Genehmigungen, ihr Personal zeitweilig zu entlassen, um Kosten zu sparen. Im Baskenland sind es mehr als 11.000 Anträge, betroffen sind 70.000 Beschäftigte. *** Die spanische Regierung hat verordnet, dass in der Zeit des Ausnahmezustands keine Arbeitsverträge gekündigt werden dürfen. Die Arbeitgeber protestieren. *** In Italien kam es zu fast 1.000 Toten in 24 Stunden, gleichzeitig wurden weniger Neu-Infizierungen verzeichnet – ein Hoffnungsschimmer. *** In den USA passiert das Gegenteil: wenig Tote und viele Neufälle. New York City wird bereits als das neue Wuhan bezeichnet.

Kommunist des Tages

Die Korrespondentin des baskischen Fernsehens EITB in China interviewt einen Motorrad fahrenden Chinesen nach seiner Meinung zu Coronavirus, die Antwort: "Ich bin Kommunist, ich unterstütze alles, was die Regierung beschließt".

(2020-03-28)

14. Tag Ausnahmezustand

covid3kDie USA bauen den Vorsprung aus

Die am meisten betroffenen Länder sind USA, Italien, China und Spanien mit insgesamt 325.000 Fällen, mehr als die Hälfte der insgesamt 600.000. Anstatt einen Wendepunkt zu erreichen (wie in China), ist die Tendenz weltweit von teilweise dramatisch steigenden Zahlen geprägt, vor allem dank den USA und New York City. In Big Apple sind offiziell 44.000 erkrankt und 519 tot, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

… es geht voran!

Weltweit: 602.262 Fälle (+60.000), 27.889 Tote (+3.535), 131.854 Geheilte (+7.690). In Spanien: 72.248 Fälle (+8.189), 5.690.Tote (+832), 12.285 Geheilte (+2.928). In Navarra: 1.829 Fälle (+188), 70 Tote (+12). In Euskadi: 5.136 Fälle (+535), 221 Tote (+14), 133 Geheilte (44 mehr als gestern, in Euskadi wird die Gesamtzahl der Geheilten nicht angegeben). *** Die Zahl von 832 Toten in 24 Stunden in Spanien bedeutet einen neuen Rekord. Die Zahl der Infizierten könnte deutlich höher liegen als offiziell angegeben, weil im Staat bei Weitem nicht so viele Tests gemacht werden wie zum Beispiel in Deutschland.

Urbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.425 Fälle/ +145), Bilbao (735 / +92), Basauri (203 / +17), Donostia (208 / +32), Getxo (197 / +22), Barakaldo (179 / +29), Leioa (101 / +14), Santurtzi (90 / +12), Irun (83 / +8), Erandio (82 / +9), Tolosa (72 / +2), Galdakao (64 / +7), Portugalete (58 / +7), Zarautz (42 / +1), Durango (48 / +8), Arrasate-Mondragon (49 / +10), Laudio (45 / +6), Renteria (41 / +6), Eibar (36 / +4), Amorebieta (36 / +6), Arrigorriaga (34), Bermeo (34 / +4), Trapagaran (31 / +3), Sestao (36 / +9), Amurrio (28), Etxebarri (27), Pasaia (23 / +2), Sopela (24 / +3), Labastida (21 / +0), Gernika (18 / +2). *** Gasteiz bekommt den Virus nicht in den Griff, 145 Neufälle sind Besorgnis erregend. *** Der Industriegürtel um Bilbao prägt nach wie vor die Infektionslisten, von der Hafenstadt Santurtzi auf der südlichen Nervion-Seite, bis Basauri und Galdakao östlich von Bilbao, bis Erandio und Getxo auf der nördlichen Nervion-Seite. *** Neu in der Best-of-Liste sind Arrigorriaga, Amurrio und Etxebarri. *** Fazit: Das Coronavirus ist Angelegenheit der Metropolen und Ballungszentren.

covid3lDéjà vu Camus (5)

Zur Entstehung des Romans “Die Pest“: Die biographischen Besonderheiten Albert Camus’ spiegeln sich wie in vielen seiner Werke auch im Roman “Die Pest“ wider. Der relativ lange Entstehungszeitraum von fünf Jahren, in Biographien häufig als “Pestjahre“ oder “Exil“ bezeichnet, bietet inhaltlich viel Material: Im September 1939, nach Ausbruch des Krieges, meldet sich Camus freiwillig zum Militärdienst. Aufgrund seiner Tuberkulose-Erkrankung wird er abgewiesen. Nachdem er seine Redaktionsstelle verloren hat, reist der Autor nach Oran, in die Heimat seiner zweiten Frau Francine Faure. Im März 1940 erhält er eine Stelle als Redaktions-Sekretär beim erfolgreichen Abendblatt “Paris-Soir“, welche den Umzug nach Paris fordert. Zunächst fällt ihm die Trennung von seiner Heimat Algier schwer, da er in Paris noch ein Unbekannter ist. Dennoch beendet er innerhalb kürzester Zeit seine erste Werkgruppe, welche aus dem Roman “Der Fremde“, dem Essay “Der Mythos des Sisyphos“ und dem krönenden Drama “Caligula“ besteht. Diese Trilogie verschafft ihm den Durchbruch. Im gleichen Jahr beginnt er die Arbeit an seinem Roman “Die Pest“.

Nachricht des Tages

Endlich mal eine gute Nachricht aus Madrid. Was der baskische Regierungschef mit aller Gewalt verhindern wollte, hat der spanische nun entschieden: Alle Räder stehen still, zumindest jene, die nicht zur Bekämpfung der Pandemie nötig sind. Gemeint ist vor allem die umstrittene Industrie-Produktion, bei der die Einhaltung der Schutzmaßnahmen in der Regel unmöglich ist. Ab Montag ist Schluss damit, und das vorläufig zwei Wochen lang. Negativ für die Arbeitenden: sie sollen die Ausfallzeit in der Zukunft nachholen. Mit der Regelung sparen die spanischen Behörden viel Geld, denn sonst wären Ausfallgelder zu bezahlen gewesen von den Arbeitsbehörden. So müssen die Unternehmer den Lohn weiterzahlen und können den Vorschuss später wieder hereinholen. Die baskische Regierung zeigte sich beleidigt über die Maßnahme und die Form, in der sie getroffen wurde. Beschlossen wurde außerdem, dass während der Krise keine Entlassungen vorgenommen werden können. Außerdem dürfen zeitlich beschränkte Arbeitsverträge nicht auslaufen. Minimale Regelungen zum Schutz der Schwächsten.

Rückblick

covid3m chaplinVor genau einem Monat wurde der erste Fall von Coronavirus im Baskenland festgestellt. Eine Frau aus Donostia, die nach Mailand gereist war und sich dort angesteckt hatte. Dazu kam ein zweiter, weitaus dramatischerer Fall: eine Krankenschwester aus Vitoria-Gasteiz, die sich in Andalusien angesteckt hatte und die Krankheit an ihren Arbeitsplatz einschleppte: das Krankenhaus Txagorritxu. Das heißt, die Institution, die mit der Bekämpfung solcher Übel beauftragt ist, wurde zur Multiplikatorin des Virus. Letztendlich ein Zufall, aber ein Zufall mit dramatischen Konsequenzen. Ein weiterer Fokus war Ende Februar eine Beerdigung in Gasteiz, die zur Infizierung mehrerer Personen führte und eine Ansteckungsspur in mehrere Städte des baskischen Südens legte: Labastida und Haro (Rioja).

Auch wenn mittlerweile in Bizkaia mehr neue Fälle auftauchen, bleibt die baskische Hauptstadt Gasteiz das Zentrum des Coronavirus in Euskadi. Bis heute (28.3.2020) wurden dort mehr als 1.400 Fälle gezählt. Mittlerweile wurde deutlich, dass sich das Virus in Ballungsgebieten deutlich schneller überträgt als in ländlichen Regionen – was bei der Übertragung durch Körperkontakt auf der Hand liegt.

Weiterer Schwerpunkt – in diesem Fall nicht geografisch gesehen – sind Altersheime. Prinzipiell wäre es notwendig gewesen, bereits nach dem ersten Fall alle Altersheime zu schließen, um dort Infektionen und Verbreitung zu vermeiden. Doch gab es da noch keinen spanischen Alarm-Zustand, somit hätte sich die baskische Regierung mit einer solchen Maßnahme weit aus dem Fenster lehnen müssen. Aus der chinesischen Erfahrung war von Beginn an bekannt, dass alte Menschen besonders gefährdet waren, doch wurden aus dieser Erfahrung keine praktischen Konsequenzen gezogen. Folglich ist die Situation in den baskischen Altersheimen besonders dramatisch. Viele Einrichtungen, wenn nicht alle, wurden mittlerweile aufgelöst bzw. umstrukturiert. Kranke werden von Nichtkranken getrennt, in Krankenhäusern werden Alte abgesondert.

Gasteiz wurde zur ersten Stadt im Staat, in der am 9. März die Schulen geschlossen wurden. Nach dem 13. März galt dies für alle Schulen und Universitäten des Baskenlandes. Eine halbe Million Schüler/innen und Student/innen sollen seither zu Hause bleiben und Fernunterricht betreiben. Der baskische Ministerpräsident erklärte an jenem 13.3. den Gesundheits-Notstand, kurz danach kündigte der spanische Ministerpräsident den Alarm-Zustand an, eine Ausgangssperre mit Ausnahmen und eine Schließung aller Läden und gastronomischen Betriebe, ausgeschlossen die Industrie.

Am 3. März starb der erste Covid-Patient im Alter von 82 Jahren, seither kamen mehr als 200 dazu. Von den offiziell 24 Todesfällen in Altersheimen ereigneten sich die große Mehrheit in Araba, in Gipuzkoa und Bizkaia nur wenige. Dabei ist die Zahl der Todesfälle unrealistisch, weil all jene nicht gezählt werden, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden und dort sterben.

Wenig überzeugend war bisher das Krisen-Management in Madrid, der Gesundheits-Notstand ist dort bereits eingetreten. Die Regierung hat Coronavirus-Tests gekauft, die nichts taugen. Beerdigungen sind nicht mehr möglich, Tote aus Madrid werden im Baskenland zwischengelagert.

Déjà vu Camus (6)

Die von Camus erlebte Geschichte des Zweiten Weltkriegs, der nationalsozialistischen Konzentrationslager und der Judenvernichtung, der Stalin`schen Schauprozesse, sowie des ersten Atombomben-Abwurfs forderte für ihn eine Reflexion. “Die Pest“ bot ihm entsprechende Möglichkeiten, die persönlichen Elemente seines Belagerungszustandes in Oran, die lange Trennung von seiner Frau und auch seine Erfahrungen der monatelangen Krankenhaus-Aufenthalte wegen seiner Tuberkulose zu verarbeiten. 

(28-03-2020 - Letzter Eintrag der zweiten Woche Coronavirus-Ausnahmezustand, am morgigen Sonntag erscheint an gleicher Stelle ein neuer Artikel, der täglich aktualisiert wird)

(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-03-22)

 

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