NL14 230921Tausend Mal publiziert

Ohne Pandemie und Diebstahl im Büro gibt es keine Anlässe, um neue Newsletter zu schreiben – so scheint es beinahe. Da kam die tausendste Publikation bei BASKULTUR.INFO gerade recht, als Alibi für elek-tronische Post aus Euskal Herria, dem scheinbar befriedeten Baskenland. Zwar schweigen die Waffen von ETA, aber auch so liegt viel Pulverdampf in der Luft. Das streikfreudige Land erinnert fast täglich an die Wichtigkeit von Widerstand gegen die Verhältnisse. Und BASKULTUR.INFO surft auf dieser Welle.

Baskultur.Info Newsletter Nr. 14 (2023-09-20): Im Sommer 2023, nach 10 Jahren Arbeit am Portal, ging bei Baskultur.info die 1000ste Publikation in die universellen Weiten des WorldWideWeb. Zeit zur Genugtuung, Moment der Bilanz, Gründe zum Weitermachen.

Bei unserer Publikationsarbeit surfen wir nicht nur auf der Welle des aktuellen Geschehens in diesem netten Land am Atlantik und südlich der Pyrenäen. Wir versuchen zudem, die Gelegenheiten beim Schopf zu packen und nicht nur über relevante Ereignisse zu berichten, sondern auch ihre Hintergründe zu beleuchten.

Wie zum Beispiel, dass die baskische Sprache Euskara, neben fünf anderen sogenannten Regional- oder Minderheiten-Sprachen, im Parlament von Madrid zum ersten Mal in der Geschichte einen ko-offiziellen Status erhalten hat und legal benutzt werden darf. Wenn es bei dieser Nachricht im Gebälk knarzt, dann deshalb, weil Franco sich im Grab herumgedreht hat – vierzig Jahre lang hatte sein Regime die Benutzung der Sprache unter Strafe verboten und sie auszurotten versucht. Seine Nachfolger, im selben Parlament vertreten, haben die Gelegenheit genutzt, dieses neo-franquistische Unwohlsein unüberhörbar zum Ausdruck zu bringen. Noch ein Thema für BASKULTUR.INFO.

BASKULTUR.INFO +++ Die Zeiten von Corona scheinen gefühlt bereits Jahre zurückzuliegen. Statt Lockdown und Polizei-Repression sind Krieg, Wirtschaftskrise und Inflation zu täglichen Bekümmernissen geworden. Während Baskultur.info in seinen Anfangszeiten seit 2013 viel in der Geschichte gewühlt und die baskische Kultur in ihrer ganzen Vielfalt Stück für Stück ausgebreitet hat, war April 2022 der Moment für einen Orientierungswechsel. Bereits einige Zeit vorher starteten wir mit der Kolumne den Versuch, mehr Aktualität in die Webseite zu bringen. Diese neu eingerichtete Kolumne gehört seither zu den beliebtesten und meistgelesenen Publikationen des Portals.

POLITIK Mit der neuen Kategorie “Politik“ und ihren sieben Rubriken (Antifaschismus, Gentrifizierung, Gewerkschaft, International, Repression, Soziale Bewegungen, Spanien) wurde die Aktualität der Webseite vervielfacht. Die hier veröffentlichten Berichte sind in ihrer Mehrheit von Aktualität geprägt. Und als wäre das Themenangebot nicht schon breit genug gewesen, haben wir noch eine Schippe drauf gelegt. Mit den Rubriken Spanien und International haben wir mit der Konzentration und thematischen Limitierung auf das Baskenland gebrochen. Die Bedeutung von Spanien-Themen muss nicht erst erklärt werden, International umfasst ein Spektrum von Themen, die im Baskenland interessieren und beschäftigen.

ZAZPI Baskultur.info ist durch die Einführung dieser Zazpi-Kategorie (zazpi ist die baskische Sieben) deutlich politischer geworden. Dass es an Themen niemals fehlt, zeigen die Artikel-Zahlen. In zehn Jahren kamen bei Aktuell 185, Künste 114, Kultur 222, Geschichte 207 und Reisen 128 Publikationen zusammen. In der Kategorie Politik waren es in nur 16 Monaten bereits 153.

Um trotz dieses Senkrecht-Starts halbwegs ausgeglichen zu bleiben, haben wir uns zum Ziel gesetzt, alle vier Monate in allen 39 Rubriken wenigstens eine Publikation zu tätigen, um das Gesamt-Gefüge in Bewegung zu halten. Das ist nicht ganz gelungen, in den beiden Zeiträumen 2023 (Monate 1 bis 4 und 5 bis 8) wurden jeweils 31 Rubriken bedient, bei einem Rhythmus von einer Publikation alle 2 Tage.

Genug der Zahlen. Wusstest du, dass das Baskenland und Navarra 4% der Bevölkerung des spanischen Staates ausmachen? Nein? Und wusstest du vielleicht, dass diese 4% es schaffen, 50% aller im Staat stattfindenden Streiks auf ihre Schultern zu nehmen? Solche und ähnliche Geschichten sind zum Beispiel in der Rubrik Gewerkschaften zu finden. Keine Atempause, Geschichte wird gemacht … und wir berichten.

FRAUEN-THEMEN Geschichte und Kultur sind männergeprägt, das gilt auch für die baskische Gesellschaft. Um dem entgegenzuwirken, haben wir seit Beginn unserer Publikations-Arbeit im Portal versucht, diese patriarchalische Darstellung und Sichtweise durch feminine und feministische Inhalte zu korrigieren. Nicht in einer besonderen Kategorie oder Rubrik, sondern quer zu allen Themenbereichen.

Aktuellste Nachricht in diesem Zusammenhang ist, dass die baskische feministische Bewegung für den 30. November zu einem Generalstreik aufgerufen hat, bei dem das Thema der Pflege in den Mittelpunkt gestellt wird. Wenn Generalstreik bereits ein Faktum ist, das im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts möglicherweise Erstaunen auslöst, dann umso mehr, dass nicht Gewerkschaften dazu aufrufen, sondern eine soziale Bewegung wie die feministische – mit Unterstützung von Gewerkschaften, durchaus.

Themen aus dem Baskenland, typisch baskische Themen – Baskultur.info versucht, in deutscher Sprache am Ball zu bleiben. Nicht zuletzt dank des Trägervereins …

KULTURVEREIN BASKALE

MIGRATION Neben der Webseite sind Aktivist*innen des baskisch-deutschen Kulturvereins in eine Reihe weiterer Initiativen und Projekte eingebunden: im baskischen Kulturzentrum BIRA, im besetzten und selbstverwalteten Zentrums-Projekt Karmela. Weil die große Mehrheit der drei Dutzend Baskale-Mitglieder sich aus Migrant*innen aus vier Kontinenten zusammensetzt, versteht es sich fast von selbst, dass Migration zu den Themen-Schwerpunkten gehört. Im vergangenen Jahr 2022 wurde mit einem Projekt ein Stadtrundgang aus der Sicht von Migrant*innen entwickelt; in diesem Jahr 2023 gehen wir der Beziehung zwischen Migration und der baskischen Sprache Euskara auf die Spur. Nicht, um am Ende eine wenig aussagekräftige Statistik zu erstellen, sondern weil wir mit dem Projekt gleichzeitig zur Euskaldunisierung animieren wollen. Ikusi eta ikasi – schaue und lerne!

ALTERNATIVE RUNDGÄNGE Historische Rundgänge bietet Baskale weiterhin in der Altstadt Bilbo, in Gernika und in Donostia (San Sebastian) an. Zum Thema “Frauen: Arbeit und Repression“ kommen Besuche in Bilbo-Santutxu und der Nachbarstadt Portugalete hinzu. In Zusammenarbeit mit Bilbo Zaharra Memoria Taldea organisieren wir für einheimische Interessierte regelmäßig Rundgänge in den ehemaligen Arbeiter- und Bergbau-Vierteln von Bilbao La Vieja, dem alten Bilbo.

BILDUNGSREISEN Nach wie vor wenden sich Bildungsträger aus der Schweiz, Österreich und Deutschland an den Kulturverein Baskale mit der Bitte um die Organisation von Kontaktbesuchen, um die sozial-politische Wirklichkeit im Baskenland kennenzulernen. Gewerkschaften, Universitäten, Schulen, Jugendverbände, Geschichtswerkstätten sind einige davon – die gewünschten Themen sind Faschismus in Spanien und seine Aufarbeitung, Gewerkschaften, Migration, antifranquistischer Widerstand, Antifaschismus heute. Die Dauer der Begleitung liegt zwischen einem Tag und einer Woche.

BEGLEITUNGS-ANGEBOTE Die gesammelten Vorschläge zu alternativen Rundgängen und Reisebegleitungen, die der Kulturverein Baskale anbietet, sind in einem extra Blog unter dem Namen Baskenland-Reisen zu finden. Wir machen kein Geheimnis daraus, dass der Erlös aus dieser Arbeit dazu dient, die Unkosten der Kulturvereins-Aktivitäten auszugleichen.

BASKINFO-BLOG Neben der Webseite Baskultur.info unterhalten wir seit 12 Jahren den Blog Baskinfo.blogspot.com mit einer aktuellen Presseübersicht auf Spanisch, Baskisch, Deutsch, Englisch und gelegentlich auch Französisch und Katalanisch).

BASKALE Die Aktivitäten des Kulturvereins finden ihren Niederschlag im Blog von Baskale Elkartea. Für Oktober 2023 geplant ist eine Rundreise durch verschiedene Orte, in denen ein Dokumentarfilm über die Aktivitäten der feministisch-lesbischen Frauengruppe “Rote Zora“ der 1980er und 1990er Jahre vorgestellt wird. Feministische Frauengeschichte.

REISEBUCH Fehlen darf auch nicht der Hinweis auf unser vor vier Jahren publiziertes alternatives Reisebuch Bilbao-Bizkaia, das als PDF erworben werden kann.

MEDIENPARK BASKALE: 

www.baskultur.info

www.baskinfo.blogspot.com

www.baskale-elkarte.blogspot.com

www.baskenland-reisen.blogspot.com

Agur – Herzliche Grüße!

AMAIA URRUTIKOETXEA

 

Redaktion BASKULTUR.INFO

baskultur.info (ad) gmail.com

Bilbo, 2023-09-21

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