Europas schwimmende Seuche
Die Möglichkeit, nach der Coronavirus-Pandemie wieder zu reisen hat zu einem vorher nie erlebten Reiseboom geführt, bei dem offenbar alle Rücksicht auf die Zukunft des Planeten über Bord geworfen werden. Die Scham ist vorbei. Für jene, die es sich leisten können, wird Reisen zum wichtigsten Menschenrecht. Das gilt nicht für die anderen, die aus Kriegsgebieten flüchten oder sich vor dem Hungertod in europäische Sicherheit bringen wollen und dabei im Mittelmeer ertrinken. Kreuzfahrerei wird zum Fanal.
Von ökologischem Tourismus ist keine Rede mehr. Reisen ist angesagt, um jeden ökologischen oder anti-ökologischen Preis. Kreuzfahrten sind billig, auch für die obere Mittelschicht bezahlbar. Dabei stoßen Kreuzfahrtschiffe weltweit die gleiche Menge an umweltschädlichen Gasen aus wie eine Milliarde Autos.
Eine Kreuzfahrt auf dem Nil, im Mittelmeer, in den grünen norwegischen Fjorden, in der Karibik oder auf den griechischen Inseln. Dies sind einige der berühmtesten Routen der schwimmenden Hotels, die auf den Wellen der Weltmeere und Ozeane schippern. Hunderte von Schiffen, die zwar nur 1% der Weltflotte ausmachen, die jedoch deutlich ihre Spuren hinterlassen. Allein in Europa "emittieren sie pro Jahr so viel Schadstoffe in die Atmosphäre wie 1 Milliarde Autos". (1)
Dies hat eine Studie ergeben, die von Transport & Environment erstellt wurde. Diese internationale Plattform von 51 internationalen Umwelt-Instituten und Nicht-Regierungs-Organisationen wurde vor über 30 Jahren gegründet, und nimmt für sich in Anspruch, “einige der wichtigsten europäischen Umweltgesetze mitgestaltet“ zu haben. Die Vision von Transport & Environment (T&E) ist ein emissionsfreies Mobilitätssystem, das erschwinglich ist und minimale Auswirkungen auf Gesundheit, Klima und Umwelt des Planeten hat. Das genaue Gegenteil dessen, was derzeit von den reichen Ländern ausgehend praktiziert wird.
Cruise Lines International Association
"In dieser Phase unserer Reise in Richtung Netto-Null-Emissionen brauchen wir die klare Unterstützung von Regierungen und politischen Entscheidungsträgern", erklärt die Cruise Lines International Association (CLIA). CLIA ist nach eigenen Aussagen der “weltweit größte Handelsverband der Kreuzfahrt-Industrie, der als Stimme und führende Autorität der globalen Kreuzfahrt-Unternehmen fungiert. Im Namen seiner Mitglieder, angeschlossenen Unternehmen und Partner unterstützt die Organisation Richtlinien und Praktiken, die ein sicheres, gesundes und nachhaltiges Umfeld für Kreuzfahrtschiffe fördern und positive Reiseerlebnisse für die mehr als 30 Millionen Passagiere, die jährlich eine Kreuzfahrt unternehmen, ermöglichen“. (2)
Von diesen positiv klingenden Zielen ist der Verband momentan Lichtjahre entfernt. Denn derzeit gehen immer mehr dieser lebensvernichtenden Dreckschleudern auf Tour, die Emissionen werden nicht verringert, sondern vermehrt, die Klimakatastrophe wird mit Vollgas angetrieben, die Politik soll Probleme lösen, die die Verbands-Mitglieder selbst verursachen.
Zur CLIA-Gemeinschaft gehören “die weltweit renommiertesten Hochsee-, Fluss- und Spezialkreuzfahrt-Gesellschaften, eine hochqualifizierte und zertifizierte Reisebürogemeinschaft sowie zahlreiche Interessengruppen der Branche, darunter Häfen und Reiseziele, Schiffsentwicklung, Zulieferer und Unternehmens-Dienstleistungen. CLIA vertritt 95% der weltweiten Hochsee-Kreuzfahrt-Kapazitäten sowie 54.000 Reisebüros und 15.000 der größten Reisebüros der Welt“. Der globale Hauptsitz der Organisation befindet sich in Washington-DC, regionale Büros in Nord- und Südamerika, Europa, Asien und Australasien. (2)
Bilbao mischt kräftig mit
Damit wären wir auch und nicht zuletzt bei Bilbao angekommen. Vor zehn Jahren wurde im Hafen von Getxo, an der Mündung des durch die Guggenheim-Stadt führenden Nervion-Flusses ein millionen-teurer Kreuzfahrt-Anleger gebaut. Seither steigen die Zahlen der einlaufenden Schiffe und Passagiere (mit Ausnahme der Pandemie-Zeit) jährlich. Die letzte von den Behörden als “positiv“ gefeierte Nachricht war, dass Bilbao-Getxo nun auch zum Ausgangspunkt solch zweifelhafter Reisevergnügen werden soll. Der Wahn kennt keine Grenzen.
Die derzeit von den Kreuzfahrt-Schiffen verwendeten Antriebs-Kraftstoffe stoßen Schwefeloxide (SOx), Stickoxide (NOx) und Feinstaub in die Atmosphäre aus, auch bekannt als PM2,5. Diese Werte sind nach Angaben von T&E im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie nicht zurückgegangen, obwohl sich die Zahl der Reisenden noch nicht erholt hat. "In diesem Stadium unserer Reise in Richtung Netto-Null-Emissionen ist eine klare Unterstützung seitens der Regierungen und politischen Entscheidungsträger erforderlich".
Nach uns die Sintflut
Im Vergleich zu 2019 sind die Laufzeit und der Kraftstoff-Verbrauch dieser Schiffe um 24% gestiegen, was zu einem Anstieg der Schwefeloxid-Emissionen um 9%, der Stickoxid-Emissionen um 18% und der PM2,5-Emissionen um 25% geführt hat. Diese Gase und Partikel stehen mehreren Studien zufolge in direktem Zusammenhang mit Atemproblemen und Lungenkrebs. Daher wurden für das Jahr 2020 Rechtsvorschriften angestrebt, um diese Situation umzukehren und die Emissionen, insbesondere die von großen Kreuzfahrt-Schiffen verursachten SOx-Emissionen, zu verringern.
Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) hat einen neuen Grenzwert für den Schwefelgehalt von Schiffs-Kraftstoffen festgelegt. Ab dem 1. Januar 2020 wurde der maximale Schwefelgehalt von 3,5 Prozent auf 0,5 Prozent gesenkt, wobei dieser Wert bis 2025 auf 0,1 Prozent sinken soll. Trotzdem sind die Schadstoff-Emissionen in den großen europäischen Häfen seit Inkrafttreten dieser Verordnung nicht zurückgegangen.
"Die Pandemie hat den Hafenstädten eine vorübergehende Atempause verschafft, aber dieser Effekt ist nun vorbei. Der Kreuzfahrt-Tourismus ist wieder da und Reiseziele wie Barcelona und Athen ersticken erneut in der giftigen Luftverschmutzung durch Kreuzfahrt-Schiffe", stellt Constance Dijkstra, Leiterin der T&E-Kampagne für den Seeverkehr, im Bericht ihrer Organisation fest. Dagegen steht: "Einige der kurzfristigen Lösungen, die derzeit auf den Schiffen getestet werden, funktionieren über nachhaltige Biokraftstoffe, insbesondere weiterentwickelte Biokraftstoffe, die aus Nicht-Lebensmittel-Biomasse hergestellt werden, einschließlich Biomethanol und Biomethan", so die Sprecher des KF-Unternehmer-Verbandes CLIO.
Aber was bedeutet Nachhaltigkeit?
Offiziell handelt es sich um ein vorgeblich umweltverträgliches Konzept oder Handlungsprinzip bei der Nutzung von Ressourcen. “Hierbei soll eine dauerhafte Bedürfnis-Befriedigung (der Menschheit) gewährleistet werden, indem die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme bewahrt wird, vor allem von Lebewesen und Ökosystemen.“ Übersetzt heißt das: nur so viel konsumieren, wie nachwächst, immer mit Blick darauf, dass kommende Generationen ebenfalls Bedürfnisse haben.
Das System, das hinter der bisher rücksichtlosen Nutzung der Ressourcen steht – zum Beispiel die gnadenlose Abholzung der Amazonas-Urwaldes – wird von diesem Handlungsprinzip nicht in Frage gestellt. Hinter dieser Rücksichtlosigkeit stehen eiskalte Profitinteressen, die das Holz aus dem Urwald heute verkaufen und maximalen Profit machen wollen. Diese Rücksichtlosigkeit zu beschränken, wie das Prinzip Nachhaltigkeit vorgibt, bedeutet, die Katastrophe hinauszuschieben, aber nicht, sie zu verhindern.
Dazu kommt, dass eine ganze Reihe maßgeblicher Politiker in der westlichen Welt – Trump, Bolsonaro, die gesamte neofaschistische Rechte – die aktuelle Klimakatastrophe in Frage stellt und damit auch jede Art von Maßnahmen, sie zu verhindern oder zu bremsen. Stattdessen soll der Konsum-Kapitalismus angefeuert werden, so gut es nur geht. Zurück zur “Sustainability“: Statt system-immanenter Nachhaltigkeit, die die Gründe für die Zerstörung nicht wirklich in Frage stellt, wären hingegen zur Rettung der Zukunft der Menschheit radikale Schnitte und Schritte nicht nur notwendig, sondern unverzichtbar. (3) (4)
„Derzeit verfügen bereits 40% der weltweiten KF-Flotte über die notwendigen Systeme für den Anschluss an das Stromnetz, und 75% werden bis 2028 angeschlossen sein", wird von Seiten von CLIO mit Genugtuung erklärt. Mit Strom betrieben, das wird also als Rettungsanker präsentiert. Strom, der aus der Steckdose kommt, wie schon in den Gründerzeiten der Anti-AKW-Bewegung propagiert wurde. Aber wie dieser Strom produziert wird – mit gefährlicher Atomenergie, schmutzigem Erdöl oder noch dreckigerer Kohle – darüber schweigt des Sängers Höflichkeit.
Dasselbe gilt für die Herstellung von künftig immer potenteren Batterien, die aus giftigen und in beschränkten Massen vorkommenden Mineralien hergestellt werden. Eine Studie von Transport & Environment (T&E) besagt, dass die Herstellung von Lithium-Batterien im spanischen Staat und im übrigen Europa aufgrund von Rohstoffmangel gefährdet ist. Wenn sich nichts ändert, so heißt es, wird Europa bis 2030 nicht in der Lage sein, seinen Bedarf an Batterien zu decken, und sie von der ausländischen Konkurrenz importieren müssen.
Barcelona ist Vorreiterin
Trotz internationaler Warnungen vor den Auswirkungen dieser Schadstoffe auf die menschliche Gesundheit ist Barcelona der europäische Hafen, der die meisten Stickoxide von Schiffen "aufnimmt", die im Hafen der katalanischen Mittelmeer-Metropole anlegen. Diese monumentalen Schiffe stoßen fast dreimal so viel Schwefeldioxid (SOx) aus wie alle Autos in der Stadt. "Die SOx-Grenzwerte für Autos sind in Europa 100-mal strenger als die für Schiffe", heißt es in der T&E-Studie.
Eine Übersicht zeigt die Emission von Schwefeldioxid durch Kreuzfahrt-Schiffe und Autos in den zehn europäischen Hafenstädten mit der höchsten Verschmutzung im Jahr 2022 – Statistik-Kürzel: Zahl der anlegenden Kreuzfahrschiffe (KFS). Im Quellen-Artikel ist für die Rangsliste die Masse an Kreuzfahrt-Emission von Schwefeldioxid in Tonnen (K-SOx) ausschlaggebend, die Zahlenangaben bzw. die Maßeinheiten sind jedoch widersprüchlich, weshalb an dieser Stelle auf die Zahlen verzichtet wird.
(1) Barcelona (Katalonien): 106 KFS. (2) Civitavecchia (Italien): 103 KFS. (3) Piräus (Griechenland): 84 KFS. (4) Palma de Mallorca: 79 KFS. (5) Lissabon (Portugal): 108 KFS. (6) Hamburg (Dtl): 47 KFS. (7) Southampton (England): 45 KFS. (8) Mikonos (Griechenland: 56 KFS. (9) Santorini (Griechenland): 69 KFS. (10) Funchal (Madeira, Portugal): 96 KFS.
Venedig (Italien) rutschte in der Negativ-Liste der Häfen mit der schlechtesten Luftqualität aus der Liste der 10 am meisten kontaminierten Orte, nachdem die Stadtverwaltung 2021 die Einfahrt großer Kreuzfahrtschiffe verboten hatte. In der Folge fiel Venedig vom Platz des am stärksten durch Kreuzfahrtschiffe verschmutzten Hafens im Jahr 2019 auf Platz 41 im Jahr 2022, was zu einem Rückgang der SOx-Emissionen um 80% führte. Die Gesamt-Emissionen wurden dadurch selbstverständlich um kein einziges Gramm reduziert, sie verteilen sich nun eben auf die entsprechenden Kreuzfahrt-Strecken der Dreckschleudern, oder auf die Ersatzhäfen.
Die Maßnahme in Venedig hat jedoch nicht verhindert, dass Italien das Land mit der höchsten Schwefeloxid-Konzentration in der Nähe seiner Häfen ist, weit vor Spanien, das in der traurigen T&E-Rangliste an zweiter Stelle steht.
Nach Angaben der Branche zielt der Fahrplan zur Dekarbonisierung von Kreuzfahrt-Schiffen auf eine 40-prozentige Reduzierung im Jahr 2030 und auf eine Netto-Null-Emission bis 2050 ab. Darüber hinaus hat sich die Branche verpflichtet, ihre Schiffe im Einklang mit den EU-Vorschriften ab 2030 in den Häfen mit Strom zu versorgen. In den 350 Kreuzfahrt-Häfen Europas gibt es bisher jedoch nur sieben Liegeplätze, die dafür ausgerüstet sind.
Statistik: Italien 152 kursierende KFS. Spanien 183 KFS. Griechenland 121 KFS. Norwegen 110 KFS. Frankreich 176 KFS. Dabei ist zu beachten, dass die Schiffe in jedem Land gegebenenfalls mehrere Häfen anlegen. Der Hafen von Bilbao-Getxo liegt mit 78 Kreuzern im Jahr 2022 ganz offensichtlich gut im Rennen um den Preis für die schlimmsten Umwelt-Verbrechen. Um die 100.000 Passagiere wurden dabei bewegt. Doch war der Schadstoffausstoß offenbar nicht ausreichend, um in die Liste von T&E aufgenommen zu werden. “Was nicht ist, kann ja noch werden“, könnte der entsprechende zynische Kommentar dazu sein. Denn die Zahlen steigen unaufhörlich und die bizkainischen Behörden tun alles, um in Rekordnähe zu kommen und zu bleiben.
Häfen ohne "Anschluss“
Trotz der EU-Richtlinien kommt die Dekarbonisierung der Häfen auf dem spanischen Festland und in spanischen Gewässern nur langsam voran. "Es gibt nur ein paar positive Beispiele auf den Kanarischen Inseln und Mallorca", betont Alejandro García, Direktor für Wasserstoff und Häfen bei VINCI Energies Spanien. Das italienische Unternehmen Vinci ist “weltweit führend bei Lösungen für Digitalisierung und eine Energiewende, im spanischen Staat arbeitet der Betrieb seit 20 Jahren und verfügt über 3.000 Mitarbeiter*innen.
Im Hafen von Barcelona ist der Weg zur Dekarbonisierung mit mehreren Pilotprojekten bereits eingeschlagen, auch wenn die ersten elektrischen Infrastrukturen erst Ende 2023 oder Anfang 2024 fertiggestellt sein werden. Nach den Plänen der Hafenbehörde der katalanischen Hauptstadt werden durch die Elektrifizierung der Kreuzfahrt-Liegeplätze 66.000 Tonnen CO2 und 1.234 Tonnen Stickoxid-Emissionen aus der Hafentätigkeit entfallen.
Andererseits erwägen Kreuzfahrt-Unternehmen wie MSC die Verwendung von Flüssiggas oder e-LNG, das aus Wasserstoff hergestellt wird, der durch Hydrolyse mit erneuerbarer Energie und aufgefangenem CO2 erzeugt wird. "Der Umstieg von Öl auf Gas ist wie der Umstieg von Tabak auf Alkohol. Es mag der Kreuzfahrt-Industrie helfen, die Luftverschmutzung zu reduzieren, aber aus Sicht des Klimas ist es schrecklich", warnt Constance Dijkstra, Leiterin der T&E-Kampagne für Meeres-Transport.
Ökologischer Tourismus
Dass dieser Artikel über die Schrecken des Kreuzfahrt-Tourismus und der entsprechenden Industrie unter der Rubrik “Ökologischer Tourismus“ erscheint, ist demselben Widerspruch geschuldet wie jener, der glauben macht, dass nachhaltige Wirtschaft das Problem des alles konsumierenden Kapitalismus lösen könnte. Ökologischer Tourismus wird angesichts des real existierenden Massentourismus immer mehr zu einer Schimäre, ein Trugbild, dem wir nicht allzu viel Glauben schenken sollten.
Ökologischer Tourismus ist, zu Hause loszugehen und naheliegende Ziele zu Fuß zu erreichen. Dazu bestenfalls den öffentlichen Bus zu nutzen oder die Eisenbahn, deren Nutzung noch einen relativ geringen ökologischen “Fußabdruck“ hinterlässt. Bei allem anderen, schon gar nicht beim Urlaub in Indonesien, sollte sich niemand auch nur die geringsten Hoffnungen auf ein gutes Gewissen machen. Auch wenn die Klimakatastrophe vor allem das Ergebnis des kapitalistischen Vermarktungs-Systems ist, haben alle einzelnen daran ihren Anteil. Vor allem jene, denen eine “erhöhte Kaufkraft“ zugeschrieben wird.
ANMERKUNGEN:
(1) “Los puertos europeos se ahogan con los cruceros” (Die europäischen Häfen ersticken an Kreuzfahrschiffen), Tageszeitung El Correo, 2023-08-08, Autoren: José A. González und Leticia Aróstegui (LINK)
(2) CLIA – Cruise Lines International Association (LINK)
(3) Nachhaltigkeit, Wikipedia: Im entsprechenden englischen Wort sustainable ist dieses Prinzip erkennbar: to sustain im Sinne von “aushalten“ bzw. “ertragen“. Mit anderen Worten: Die beteiligten Systeme können ein bestimmtes Maß an Ressourcennutzung “dauerhaft aushalten“, ohne Schaden zu nehmen. Das Prinzip wurde zuerst in der Forstwirtschaft angewendet: Im Wald ist nur so viel Holz zu schlagen wie permanent nachwächst. Als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkannt wurde, dass alle Rohstoffe und Energievorräte auf der Welt auszugehen drohen, ging der Gebrauch des Begriffs auf den Umgang mit allen Ressourcen über. In seiner ersten und älteren Bedeutung weist “nachhaltig“ als Adjektiv oder bei adverbialem Gebrauch darauf hin, dass eine Handlung längere Zeit anhaltend wirkt. Die (ungeregelte) Ressourcennutzung führt über längere Zeit zum Verlust der Ressourcen. Da das oben genannte Handlungsprinzip das Gegenteil, nämlich die Ressourcenerhaltung trotz Nutzung zum Ziel hat, ist darauf zu achten, dass die erste und die hinzugekommene Bedeutung zueinander nicht widerspruchsfrei sind. (LINK)
(4) Kritik der Nachhaltigkeit, 2022-12-15 (LINK)
ABBILDUNGEN:
(1) Kreuzfahrt (elcorreo)
(2) Bilbo-Getxo (cronica viajera)
(3) Chivitavecchia (discover travel)
(4) Barcelona (el independiente)
(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2023-08-19)