Antifranquistischer Kampf nach dem Krieg
Bekannt ist, dass rechte Generäle am 18. Juli 1936 im spanischen Staat einen Militärputsch anzettelten, der in einen dreijährigen Krieg mündete. Bekannt ist auch, dass die Nazis mit ihrer Legion Condor in diesem Konflikt eine entscheidende Rolle spielten. Weit weniger bekannt ist, dass der Krieg in Spanien mit dem Sieg der Faschisten und Franco nicht zu Ende war, sondern dass es einen Guerrilla-Kampf gab, der das diktatorische Regime noch mehr als zwei Jahrzehnte lang beschäftigte: der Maquis.
Maquis waren die letzten Verlierer im Spanienkrieg, auf der Flucht kamen sie nach Frankreich, wo sie sich dem Kampf gegen die Nazis anschlossen, um später Franco anzugreifen. Geschichte eines vergeblichen Kampfes. (Teil 1)
Der Maquis war bekannt unter den Begriffen „Guerrilla” (la guerrilla), „Spanischer Widerstand“ (resistencia española) oder „Spanische Guerrilleros“ (Guerrilleros Españoles). Zu verstehen ist unter Maquis die Gesamtheit antifaschistischer Guerrilla-Bewegungen im Widerstand, deren Aktivität mit dem Spanienkrieg von 1936 bis 1939 begann. Der baldige Ausbruch des 2. Weltkrieges nach Ende des Spanienkriegs im April 1939 überraschte viele ehemalige republikanische Soldaten auf französischem Territorium.
Viele der republikanischen Flüchtlinge schlossen sich nach der Niederlage im Spanienkrieg der französischen Resistance an oder dem Verband der spanischen Guerrilleros (Agrupación de Guerrilleros Españoles). Nach 1944, als sich die Nazi-Armeen auf dem Rückzug befanden, richteten viele dieser Guerrilleros ihren antifaschistischen Kampf erneut gegen Spanien. Trotz der gescheiterten Invasion 1944 im Aran-Tal drangen einige Milizen bis ins Landesinnere vor und schlossen sich jenen Verbänden an, die seit Kriegsende 1939 in den Bergen geblieben waren und die Etablierung des Franquismus bekämpften. (1)
Die Maquis-Guerrilla
Der Höhepunkt der Guerrilla-Aktivitäten lag zwischen 1945 und 1947. Im Jahr 1948 ordnete Stalin die Demontage der kommunistischen Guerrilla im spanischen Staat an. Von diesem Zeitpunkt an verstärkte sich die franquistische Repression, die nach und nach die Maquis-Gruppen eliminierte. Die Auflösung der Guerrilla war nicht allein das Ergebnis der Offensive der Guardia Civil, die Kommunistische Partei Spaniens (PCE) hatte daran wesentlichen Anteil, allen voran ihr Exil-Führer Santiago Carrillo (2). Viele der Maquis-Kämpfer starben oder wurden festgenommen (was in vielen Fällen dem Tod gleichkam). Andere entkamen nach Frankreich oder Marokko. Im Jahr 1952 wurde die letzten relevanten Kontingente evakuiert. Jene,die weiter in den Bergen verharrten und sich weigerten, zwischen Exil und Tod zu wählen, kämpften danach nur noch um ihr Überleben. Das Ende des Maquis kam mit dem Tod von Ramón Vila 1963 und von José Castro 1965.
1991 wurde in Santa Cruz de Moya (Cuenca) ein Monument für die spanischen Guerrilleros aufgestellt, eines der wenigen, die im Staat existieren, ein weiteres steht bei Bejes, in den Bergen der Picos de Europa. Besucht werden kann das Maquis-Camp AGLA in der Sierra de Albarracín, wenige Kilometer vor Teruel (Süd-Aragon).
Der Begriff Maquis
Der Begriff Maquis kommt vom französischen Maquis, welches wiederum aus dem Korsischen und Italienischen abgeleitet ist und für eine Landschaft aus Büschen und Gestrüpp steht. In Frankreich wurden so die Guerrilla-Gruppen der Resistance bezeichnet, die im Zweiten Weltkrieg gegen die deutschen Besatzungs-Truppen kämpften und die sich in Bergzonen und Wäldern versteckten. Der französiche Begriff „prendre le maquis“ entspricht dem italienischen „gettarsi alla macchia“ und dem spanischen „echarse al monte“ – sich auf den Berg werfen. Diese Guerrilleros (dabei waren nur wenige Frauen) wurden „maquisards“ genannt. In der Folge wurde der Begriff auch im spanischen Staat benutzt als Synomym für Widerstand und Guerrilla, in Anspielung auf die republikanischen Guerrilleros, die am französischen Maquis teilgenommen hatten.
Bis ins Jahr 1944 waren jene, die in die Berge gegangen waren, bekannt als „guerrilleros”, „die von den Bergen”, „Abgehauene”, „Geflüchtete” oder „Drückeberger“. Doch nach der gescheiterten Invasion im Aran-Tal und dem folgenden Einsickern von verschiedenen aus Frankreich kommenden Einheiten ins spanische Hinterland, verbreitete sich der Begriff „Maquis“ über die ganze Halbinsel. In der Geschichts-Schreibung wurde der Name aufgegriffen als der bekannteste für die aus Männern und Frauen bestehenden Guerrilla-Gruppen, die in Bergen und Städten gegen die Franco-Diktatur kämpften.
Szenarien
Die Maquis bewegten sich vor allem in bergigen Gebieten der gesamten Halbinsel, insbesondere in Wäldern, die gutes Versteck boten. Wichtig für Versorgung und Nachschub war der Kontakt zur Zivilbevölkerung. Der Maquis bevorzugte Gebiete, in denen zumindest ein Teil der Bewohner/innen wohlgesonnen war, denn ohne zivile Unterstützung war die Guerrilla verloren. Manche Gruppen setzten sich direkt aus Leuten des Gebiets zusammen, die von der Repression zur Flucht aus dem zivilen Leben gezwungen worden waren. In Gebieten mit kaltem Winter, wie in den Bergen von Leon, verbrachten die Maquis oft lange Zeit zurückgezogen in Hütten, oder in Dörfern versteckt, in denen sie Unterstützung hatten.
Die Hauptzonen der Guerrilla-Aktivität (Landgegenden sind orange markiert, gelb die Städte mit der größten Aktivität).
Die stärkste Guerrilla-Aktivität fand in den Bergen der kantabrischen Nord-Küste statt, von Galicien bis Kantabrien, mit Schwerpunkt in den Bergen Asturiens, Nord-León und Palencia. In der Provinz Kantabrien (Santander, Picos de Europa) hielt sich die Guerrilla bis 1958, bis zum Tod von Bedoya, dem letzten kantabrischen Maquis. Aktions-Zentren waren auch die Levante (Teruel, Castellón, Valencia und Cuenca); das Zentrum der Halbinsel (Extremadura, Nord- Cordoba, Ciudad Real, Toledo, Ávila und die Berge des Zentralmassivs); der Süden Andalusiens mit zwei unabhängigen Zonen: Cadiz und Granada-Malaga. Dazu kamen Aktivitäten in kleineren Gebieten wie La Mancha, Ober-Aragón oder Bages und Berguedá in Katalonien.
Dass die Operationsgebiete des Maquis ländlich und abgelegen waren ermöglichte den Aufbau von Gruppen. Gleichzeitig war es ein großes Hindernis auf dem Weg zum Ziel. Weil es keine Medien gab, die über die Aktionen informierten, wussten nur wenige von der Guerrilla. Die große Mehrheit der spanischen Bevölkerung hatte keine Ahnung, was sich in den Bergen abspielte.
Verbindungspunkte
Für das Überleben der Guerrilla waren der Kontakt mit der Bevölkerung unverzichtbar, die Verbindungspunkte und Verbindungspersonen. Für sie gab es Namen wie „Guerrilleros der Ebene“ oder „Passive Milizen“. Über sie erhielten die Maquis Lebensmittel und Schutz, wenn es notwendig war, auch Information, die Verbindungsleute übernahmen Kurierdienste und andere Funktionen. Insgesamt gab es weit mehr Verbindungsleute als Maquis-Kämpfer/innen. In den Jahren des spanischen Maquis wurden mehr als 20.000 Personen wegen Unterstützung festgenommen. Der Maler Ambrosio Ortega aus Palencia war 23 Jahre eingesperrt (1947 bis 1970), weil er als Kontaktmann erwischt worden war.
Gleichzeitig waren die Kontakt-Personen der Polizei-Überwachung weit mehr ausgesetzt als die Maquis. Sie bildeten unfreiwillig den Nachwuchs der Guerrilla, denn wenn Gefahr bestand, entdeckt zu werden, gab es nur noch den Weg in die Berge, um der Verhaftung zu entgehen. Das erklärt, weshalb sogar Anfang der 50er Jahre, als die Guerrilla-Aktivität rückläufig war, sich immer noch Männer und Frauen den Gruppen anschlossen.
Ursprung des Maquis in Spanien
Der Vormarsch der franquistischen Truppen auf der Halbinsel war der Hauptgrund für die Bildung des Maquis. Überall, wo die Faschisten eindrangen, begannen sie umgehend mit einer brutalen Repression. Linke und regionale Nationalisten wurden willkürlich ermordet, auch einfache Bauersleute wurden regelrecht abgeschlachtet, wie zum Beispiel in Elgeta. Frauen wurden vergewaltigt, geschoren und brutal erniedrigt, Beschlagnahmungen und Enteignungen waren Tagesgeschäft. In dieser Situation kam ein Ergeben für viele nicht in Frage, weil es den sicheren Tod bedeutete. Sie gingen bewaffnet in die Berge. Zu den Opfern dieser umfassenden Repression gehörten auch einfache Menschen, die mit der Republik sympathisiert hatten, aber nicht politisch aktiv gewesen waren, Lehrer/innen waren per se verdächtig und wurden liquidiert. Viele versuchten, sich in ihren Häusern zu versteckten oder in Häusern von Angehörigen. Die in die Berge gingen, waren zu Beginn in der Minderheit. Den Geflüchteten schlossen sich nach und nach Deserteure an, sowie Flüchtlinge aus Gefängnissen und Konzentrationslagern. Diese unzusammenhängenden Gruppen waren der Keim der späteren Guerrilla-Gruppen.
In ihrer politischen Ausrichtung waren die Guerrilla-Gruppen so pluralistisch wie der ganze republikanische Block im Verlauf des Krieges, insbesondere Kommunistinnen, Sozialistinnen und Anarchistinnen waren vertreten. Verschiedene Gründe, insbesondere der Ehrgeiz der PCE bis 1948 führten jedoch dazu, dass die kommunistische Tendenz die Oberhand gewann gegenüber den anderen Strömungen.
Frauen in der Guerrilla
Es waren nicht viele, aber es gab auch Frauen in der Guerrilla. Wie bei den Milizen im Spanienkrieg waren Frauen mit den typischen Versorgungs-Funktionen befasst, Kinder, Herd und Krankenversorgung. In Abwesenheit der Männer wurden sie auch in Fabriken eingesetzt zur Aufrechterhaltung der Produktion. Unter Waffen standen wenige Frauen, am ehesten bei der anarcho-syndikalistischen CNT. Als Frauen erlebten diese Aktivistinnen eine ganz besondere Repression und Gewalt, wenn sie in die Hände des Faschisten gerieten. Dieser Kampf von Frauen kommt in einem besonderen Teil der Aufarbeitung der Maquis-Geschichte zur Sprache.
XIV Korps der Guerrilla-Armee
Der republikanischen Seite wurde schnell bewusst, welche Möglichkeiten ein Guerrillakrieg im feindlichen Hinterland bot. Im Oktober 1937 startete Regierungschef und Verteidigungs-Minister Juan Negrin eine entsprechende Initiative zur Gründung des 14. Guerrilla-Corps der Armee (XIV Cuerpo de Ejército Guerrillero). Diese Bezeichnung wurde auch von der baskisch-republikanischen Armee benutzt, bis die Nordfront zusammenbrach. Kurzfristiges Ziel des Armeeteils war die Unterbrechung von Kommunikation und Nachschub der feindlichen Linien und die Durchführung von speziellen Operationen. Langfristig sollte – im Falle einer Niederlage an der konventionellen Front – der Krieg gegen den Franquismus fortgesetzt werden.
Bis zum Ende des Krieges war die Guerrilla-Einheit an der Front von Teruel, in Andalusien, Extremadura und Toledo in Erscheinung getreten. Die bedeutendste Einzelaktion war die Befreiung von 300 asturianischen politischen Gefangenen aus der Festung Carchuna in Granada am 23. Mai 1938. Während der Jahre 1938 und 1939 nahm die Einheit viele aus Andalusien und Extremadura geflüchtete Republikaner auf. In den übrigen Zonen, in denen es größere Kontingente von Flüchtigen gab, gelang dies jedoch nicht (Leon, Asturien, Galicien, Kantabrien). Die republikanische Niederlage hatte das Verschwinden dieser Einheit zur Folge.
Rückzug nach Frankreich
Angesichts des franquistischen Vormarsches in Katalonien überquerten Hunderttausende von republikanischen Soldaten und Zivilbevölkerung 1939 die französische Grenze. Dort wurden sie von den französischen Behörden in Flüchtlingslagern aufgenommen, insgesamt 22: Agda, Barcarès, Saint-Cyprien, Argelès-sur-Mer, Berck Plage, Montpellier Chapallete, Fort-Mahon-Plage, Tour de Carol, Septfonds, Baste-les-Foages, Bram, Haros, Gurs, Vernet d'Ariège, Rivesaltes, die als Gefängnis genutzte Templer-Festung Colliure, Rieucros und im Norden Afrikas die Lager Camp Morand, Meridja, Djelfa, Hadjerat-OM'Guil und Ain-el-Curak. In diesen Lagern begann die Re-Organisation der antifranquistischen Kräfte.
Im Lager Argelès-sur-Mer kam es zu einer Reihe von Treffen, an denen die Kommunistische Partei Spaniens (PCE) und die Vereinigte Sozialistische Jugend (Juventudes Socialistas Unificadas, JSU) teilnahmen. Im Oktober 1940 wurde beschlossen, zusammen mit der französischen Resistance zur antifaschistischen Aktion gegen die deutschen Besatzer und das Marionetten-Regime von Vichy überzugehen.
Die Resistance
Am 11. Oktober 1940 startete das Vichy-Regime die „Kompanien Ausländischer Arbeiter“ (Compañías de Trabajadores Extranjeros, CTE), die Gefangenen den Austritt aus Lagern erlaubte. Der Preis war, sich in Zwangsarbeits-Kolonnen zu integrieren, um in Fabriken zu arbeiten. Das entsprach den wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Zeit, es erhöhte gleichzeitig die Fluchtgefahr. Kurze Zeit später wurde der Obligatorische Arbeitsdienst (Servicio de Trabajo Obligatorio, STO) eingeführt für alle Franzosen und Französinnen, mit ähnlichen Zielen: die Waffen-Fabriken brauchten Arbeitskräfte ebenso wie die Arbeiten an der faschistischen Befestigungs-Mauer am Atlantik.
In den Berg-Camps organisierten sich junge Leute, die aus den STO-Arbeitsdiensten geflohen waren. Spanische Flüchtlinge aus den CTE kamen dazu und verstärkten die Reihen der Resistance. Die Resistance war nicht nur ein Sammelbecken von Deserteuren aus der französischen Armee, sie hatte von Beginn an mehr zivilen als militärischen Charakter. Von diesem Moment an wird das Wort „Maquis“ benutzt, als Bezeichnung für die Berg-Camps. Für die dort versammelten Kämpfer/innen wird der Begriff „Maquisard" benutzt.
Gründung der AGE
Die Teilnahme republikanischer Exilierter aus Spanien in der französischen Resistance begann im Juli 1941 nach der Invasion der Sowjetunion durch die Nazi-Deutschland. Organisiert wurde sie von der PCE (spanische KP) über die Unión Nacional Española (UNE). Im französischen Maquis hatte diese Gruppe einen besonderen Protagonismus aufgrund der drei Jahre Erfahrung aus dem Spanienkrieg. Im April 1942 wurde der 14. Guerrilla-Verband (XIV Cuerpo Guerrillero) gegründet, bei einem Treffen in einem entlegenen Gebiet der Pyrenäen, nahe der Stadt Foix. Erster Kommandant war Jesús Ríos García, ehemaliger Offizier des XIV. Cuerpo de Ejército Guerrillero del Ejército Popular de la República (14. Verband der Guerrilla-Armee der Volksarmee der Republik). Davon wurde der Name abgeleitet.
Zu Beginn wurde der Verband in Brigaden von 60 bis 90 Personen organisiert. Doch ab Ende 1943 waren es zwei Divisionen, Freischärler und Partisanen, die von der KPF kontrolliert wurden, obwohl sie de facto nach wie vor den bewaffneten Arm der UNE darstellten. Im Mai 1944 wurden die beiden Divisionen als solche unter der Bezeichnung AGE (Agrupación de Guerrilleros Españoles) anerkannt, dazu gehörten 9.000 Männer. Sie begannen mit einer neuen Militärstrategie, von Sabotage und vereinzelten Aktionen gingen sie über zum frontalen Angriff auf isolierte Einheiten der Wehrmacht. Auf diese Art konnten sie zahlreiche Orte im Süden Frankreichs befreien. Alle Kämpfer der AGE sahen den Kampf in Frankreich gegen die deutschen Besetzer und die Vichy-Milizen als Beginn des Kampfes zur Befreiung Spaniens.
Die Zahl der spanischen Kämpfer in den Reihen der Resistance wird in verschiedenen Quellen unterschiedlich angegeben, die Zahl von 10.000 entspricht ungefähr der Realität. Von diesem Moment an, als der Krieg gegen die Nazis in Frankreich eingedämmt ist, beginnen die spanischen Widerständler, ihre Blicke wieder über die Pyrenäen in Richtung Süden zu wenden.
Guerrilla-Föderation León-Galicien
Während sich in Frankreich die Exilierten organisierten, um den Nazismus zu bekämpfen, formierten sich in Spanien Guerrilla-Gruppen, die sich ausschließlich aus geflüchteten Republikanern zusammensetzten. Wichtigste Gruppe war die Federación de Guerrillas de León-Galicia (Föderation der Guerrillas von León-Galicien), die von den Kommunisten später als Beispiel dargestellt wurde für den Aufbau weiterer Guerrilla-Gruppen. Offiziell gegründet wurde diese Organisation im Frühjahr 1942, in jenem Jahr fand in den Bergen von Ferradillo (Montes Aquilanos), nahe der galicischen Stadt Ponferrada der Gründungs-Kongress statt. Sie hatte ausdrücklich einen ideologisch pluralen Charakter, in ihren Reihen fanden sich Sozialisten, Anarchosyndikalisten von der CNT, Gewerkschafter der sozialistischen UGT, Kommunisten und Kämpfer ohne politische Zugehörigkeit. Eine der vereinbarten Regeln war das Verbot von ideologischen Streitereien, um die Harmonie zwischen den verschiedenen Tendenzen zu garantieren.
Im Laufe des Jahres 1943 wurde die Föderation stark geschwächt durch verschiedene Konfrontationen mit der Guardia Civil, der bewaffneten Polizei und der Armee. Am 1. April wurde die erste Nummer der Zeitschrift „El Guerrillero“ herausgegeben, das Sprachrohr der Föderation, das bei späteren Ausgaben eine Auflage von 300 erreichte. Sie wurden in Santalla del Bierzo (El Bierzo-León) heimlich gedruckt. Bis 1943 war das die einzige Guerrilla-Organisation in ganz Spanien, dann entstand das Komitee der antifaschistischen Milizen von Asturien (Comité de Milicias Antifascistas de Asturias). In den übrigen Gebieten des Landes agierten Guerrilla-Gruppen, die nicht so groß waren. Ab 1944 stieg der kommunistische Einfluss und prägte die Entwicklung der Föderation, in ihren Aktionen wurde sie offensiver ausgerichtet. 1945 ging die Föderation über in die 4. Guerrilla-Gruppe (IV Agrupación Guerrillera).
Gruppen des Maquis agierten in den Bergen von León, im Osten der galicischen Provinzen, in der Gegend um El Bierzo und in Sanabria (Zamora). Berühmte Guerrilleros waren Manuel Girón, der Anarchist Marcelino de la Parra und Ramón Rodríguez Varela.
Die baskische Guerrilla
Weshalb der baskische Maquis, die baskische Guerrilla kaum oder wenig erwähnt wird, hat Hintergründe. Denn auch im Baskenland gab es über 25 Jahre hinweg einen bewaffneten Widerstand gegen die Diktatur. Bekannt ist, dass sich baskische Milizionäre der französischen Resistance anschlossen und im Kampf gegen die Nazis eine wichtige Rolle spielten. Das „Bataillon Gernika“ zum Beispiel war maßgeblich an der Vertreibung der letzten Nazi-Bastion vor Bordeaux beteiligt. Die Basken – und die baskische Exilregierung – hatten ein großes Interesse an der Bekämpfung des Faschismus, in der Hoffnung, dass die Alliierten nach den Nazis die Franquisten angreifen würden.
Die PCE kontrollierte aus dem Exil große Teile des auf der Halbinsel aktiven Maquis, im Baskenland spielte die Partei als Widerstandskraft jedoch keine bedeutende Rolle. Zwar waren viele Basken im Exil, ehemalige Milizionäre und Zivilisten. Doch nur ein Teil schloss sich dem Maquis an, ein anderer Teil folgte den Anweisungen der baskischen Exil-Regierung, die alles daran setzte, direkt mit den Alliierten zu kooperieren. So entstand das Bataillon Gernika, das nichts mit dem Maquis zu tun hatte. An einer Stelle heißt es, Basken hätten sich dem Maquis angeschlossen, sie seien zur Ausbildung nach Frankreich (Bearne) geschickt worden, und hätten sich dann mit Waffen abgesetzt, um eigene Verbände zu gründen und auf anderen Wegen die Nazis zu bekämpfen.
Im Jahr 2001 publizierte Mikel Rodríguez Alvarez seine Analyse mit dem Titel „Maquis. La guerrilla vasca 1938-1962” (Maquis. Die baskische Guerrilla 1938-1962). Das Buch handelt von baskischen Guerrilleros im Kampf gegen den Faschismus während des Zweiten Weltkrieges und danach. Das Buch hat Pionier-Charakter, es ist das erste, das sich auf die Spuren des baskischen Maquis macht. Im Mittelpunkt steht der Kampf der Guerrilla-Gruppe Euskadi (Agrupación Guerrillera de Euskadi). Über Erzählungen von Zeitzeugen und bis dahin unveröffentlichte Dokumente der Kommunistischen Partei zeichnet der Autor ein Bild jenes ungleichen Krieges, der sich über mehr als 20 Jahre hinzog. Erinnert wird an baskische Kommunisten wie Jesús Monzón, Celestino Uriarte, Luis Fernández, Victorio Vicuña oder Fermín Isasa, die in Vergessenheit geraten sind. (3)
ANMERKUNGEN:
(1) Wikipedia: der vorliegende Text basiert vorwiegend auf dem Beitrag “Maquis guerrilla antifranquista” in spanischer Sprache, es handelt sich um eine freie Übersetzung mit Zusätzen. Längere Einfügungen aus anderen Quellen sind entsprechend markiert (Link)
(2) Santiago Carrillo (*1915 Gijón, Asturien / 2012 Madrid) war General-Sekretär der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) von 1960 bis 1982. Carrillo wurde als Sohn eines prominenten sozialistischen Abgeordneten geboren. Als 13-jähriger war er bereits Mitglied der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE). Er nahm an der Vereinigung des Sozialistischen und des Kommunistischen Jugendverbandes 1934 zur Vereinigten Sozialistischen Jugend teil und wurde deren erster Vorsitzender.
Carrillo nahm an den revolutionären Aufständen in Asturien im Oktober 1934 teil und saß dafür bis 1936 im Gefängnis. 1936 wurde er Mitglied des PCE, 1937 bereits Mitglied im Zentralkomitee der KP. Am Spanischen Bürgerkrieg nahm er als Offizier und politischer Kommissar teil, leitete die Junta zur Verteidigung Madrids gegen die Truppen Francos vom November 1936 bis zum Januar 1937 und fuhr einen entschieden prosowjetischen Kurs.
Unmittelbar nach Bekanntwerden, dass er 1960 zum neuen Generalsekretär der PCE gewählt wurde, wurde seitens des Franco-Regimes der Vorwurf erhoben, Carrillo habe die Exekution von 2.000 bis 5.000 Franquisten in Paracuellos del Jarama (Madrid) zu verantworten bzw. nicht verhindert. Diese Kontroverse ist bis heute Gegenstand der Debatte zwischen revisionistischen Autoren und renommierten Historikern, die – wie Ian Gibson und Ángel Viñas – nachwiesen, dass die Vorwürfe auf zahlreichen Quellenmanipulationen basierten.
Nach dem militärischen Zusammenbruch der Republik floh er nach Paris, gehörte dort der republikanischen Exilregierung an und versuchte, die Partei zu reorganisieren. Carrillo lebte 38 Jahre im Exil, meistens in Frankreich, aber auch in der UdSSR und in Südamerika. Ab 1942 war er am Aufbau einer illegalen Geheimorganisation der Partei in Spanien beteiligt.
1960 wurde er Generalsekretär der PCE als Nachfolger von Dolores Ibárruri (la Pasionaria), die gleichzeitig zur Vorsitzenden gewählt wurde. Carrillo verstärkte die Position der Partei im Untergrund in der Arbeiterklasse und unter den Intellektuellen und unterlief mehrere Versuche, ihn abzulösen. Nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968 durch die Armeen des Warschauer Pakts begann Carrillo, seine Partei von der KPdSU zu distanzieren. Beim Parteikongress in Rom 1976 trat er für einen „pluralistischen Wettbewerb“ der Parteien ein.
Er kehrte 1976 nach dem Tode des Diktators General Francisco Franco im Geheimen nach Spanien zurück und wurde von der Polizei festgenommen, aber nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Bei den Verhandlungen über die Wiederherstellung der Demokratie in Spanien mit Ministerpräsident Adolfo Suárez wurde die Anerkennung der Monarchie durch die PCE gefordert. Bei der ersten international beachteten Parteikonferenz ließ Carrillo vorher ein Foto von König Juan Carlos I. im Hintergrund aufhängen und erreichte damit ihre Wieder-Zulassung als Partei am 9. April 1977. Carrillo wurde Mitglied des Neunerausschusses der Demokratischen Opposition, der den politischen Übergang (Transición) ausarbeitete. Zusammen mit Georges Marchais in Frankreich und Enrico Berlinguer in Italien entwickelte er bei einem Treffen am 2. März 1977 den Eurokommunismus. Im April 1978 strich er auf dem Parteitag des PCE die Begriffe „Marxismus-Leninismus“ aus der Programmatik der Partei und lehnte den Leninismus als dogmatisch ab. Er kritisierte zusammen mit Berlinguer die sowjetische Intervention in Afghanistan 1980 und lehnte den Putsch General Wojciech Jaruzelskis in Polen ab als Versagen des Versuchs, das Moskauer Gesellschaftsmodell zu exportieren. (Link)
(3) Maquis. La Guerrilla Vasca (Maquis. Die baskische Guerrilla), Buch von Mikel Rodríguez Alvarez, 2001, Txalaparta-Verlag (Link)
ABBILDUNGEN:
(1) Maquis-Gebiet Bejes Kantabrien (FAT)
(2) Maquis-Gebiet Bejes Kantabrien (FAT)
(3) Maquis Operations-Gebiete (Wikipedia)
(4) Maquis-Gebiet Bejes Kantabrien (FAT)
(5) Maquis-Denkmal Cuenca-Aragon (Wikipedia)
(6) Maquis-Gebiet Bejes Kantabrien (FAT)
(7) Maquis-Gebiet Bejes Kantabrien (FAT)
(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2017-03-18)