kick23aIm Schatten der Tour

Die Fußball-Saison 2022-2023 war zweifellos eine besondere und wird in die Geschichte der Kickerei eingehen, zum Guten wie zum Schlechten. Eine Saison-brechende Weltmeisterschaft wird vorläufig einmalig bleiben, falls nicht die Saudis Milliarden auf den Tisch legen. Den baskischen Fußball hat es wenig berührt. Was mehr denn je deutlich wurde in diesem Fußballjahr ist, dass in diesem Weltsport nicht nur die oft beschworenen “elf Freunde“ eine Rolle spielen, sondern auch die Aufsteller, die Trainer.

Trainer: Üblicherweise sind sie die Sündenböcke, die entlassen werden, wenn es nicht läuft, wie der Ultra-Fanblock, Sponsoren oder die Vorstandschaft es erwarten. In diesem Spieljahr wurden die baskischen Übungsleiter zu absoluten Stars, einer gewann sogar einen bedeutenden Titel.

Ob in England, in Deutschland oder im Baskenland selbst: baskische Trainer sind eine gefragte Spezies. Nie zuvor wurde dies so deutlich wie in der abgelaufenen Saison. Dass die drei Erstliga-Clubs mit vier baskischen Coaches begannen (drei Männer, eine Frau), ist dabei noch das wenigste. Dass sie die Tour auch zu Ende bringen konnten, ist schon eher bemerkenswert. Mit unterschiedlichem Erfolg, aber mit der Note “bestanden“.

Ernesto Valverde kehrte nach seinem Barca-Ausflug zu seinem Leib-und-Magen-Club Athletic Bilbao zurück, im dritten Anlauf. Er hält in Bilbo den besonderen Rekord, hier noch nie entlassen worden zu sein, immer ging er aus eigenen Stücken. Zu verdanken hatte Valverde seinen erneuten Auftritt dem Ergebnis der Präsidentschafts-Wahlen. Bei den Frauen war es Ex-Kickerin Iraia Iturregi, die das Zepter schwingen durfte, mit mäßigem Erfolg. Eigengewächs Imanol Alguacil ging bei Real Sociedad San Sebastian bereits in sein fünftes Jahr und war erfolgreicher denn je: die Champions als Prämie wartet nicht immer. Jagoba Arrasate seinerseits lieferte bei Osasuna vielleicht die beste Meisterarbeit von allen ab: aus dem erklärten Abstiegskampf wurde eine Europa-Qualifikation.

Stars sind die Trainer

Der einzige Versager in der Jahresliste wurde aus Sevilla gemeldet. Julen Lopetegi aus Asteasu in Gipuzkoa durfte nicht lange Aufstellungen bestimmen und wurde in Sevilla nach einer Champions-League-Saison abgesägt. Gleichzeitig leckten sich auf einer europäischen Insel andere Clubfunktionäre die Finger nach ihm, konkret bei den Wolverhampton Wanderers. Julen war er nicht der einzige, der sich reif für die Insel zeigte. Aston Villa – 1982 immerhin schon mal Meister der Landesmeister – wollte unbedingt Unai Emery (ex-PSG) haben und zahlte dafür auch noch eine satte Ablöse. Dazu gibt es in London noch Mikel Arteta, der fast sein ganzes Fußballerleben in England verbracht hatte und nun die Gunners von Arsenal coacht. Etwas tragisch: nach langer Tabellenführung schnappten ihm Guardiolas City-Millionäre die Meisterschaft vor der Nase weg. Der weniger bekannte Javi Garcia, einst Coach bei Osasuna, Cadiz und Valencia wurde bei Leeds United zum Retter vor dem Abstieg berufen, aber bald wieder entlassen, das Team stieg ab.

kick23bZurück zum Kontinent. Ein germanischer Arzneimittel-Hersteller aus dem bayerischen Leverkusen befand sich in der Liga nach einem Sieg aus acht Spielen schnell auf dem Abstiegsplatz und schwang das Lasso nach Tolosa, in die gipuzkoanischen Berge. Dort lebt Xabi Alonso, Welt- und Europameister, Liverpool, Real Madrid und Bayern München im Curriculum und nach seinem Zweitliga-Debüt als Trainer bewusst arbeitslos. Alonso kam und alles wurde anders. In der Champions-League belegte man vor Atletico Madrid den dritten Gruppen-Platz und durfte in der Europa-League weitermachen, wo erst im Halbfinale, und das sehr knapp, Schluss war gegen Mourinhos AS Roma. Hätte die Saison zehn Spieltage länger gedauert, wäre sein Werks-Team sicher Meister geworden. Auch Real Madrid schielt bereits neidisch nach NRW, denn nächstes Jahr will der Italiener Ancelotti bei Real Schluss machen.

Der Ex-Bilbaino Andoni Iraola wird beim Club Rayo Vallecano aus einem Madrider Arbeiter-Stadtteil sicher in bester Erinnerung bleiben. Erst der Aufstieg in die erste Liga, dann zwei erfolgreiche Jahre bis zum freiwilligen Abschied. Erwähnenswert auch, dass der französische Baske Didier Deschamps das Finale der Katar-WM erreichte und nur knapp der Titelverteidigung entging. Dass Aitor Karanka (ex-Athletic und Real M.) nicht in Israel bleiben will. Und dass Javier Aguirre – nicht Werner Herzogs Zorn Gottes, sondern der Mexikaner – bei Real Mallorca ebenfalls gute Arbeit abgeliefert hat und beinahe eine Europa-Qualifikation erreicht hätte. Dabei ist Aguirre ein Spezialfall, weil er eigentlich kein Baske ist, wegen seines Familiennamens und seiner erfolgreichen Zeit bei Osasuna aber “el vasco“ genannt wird. Kommt fast auf dasselbe heraus.

Das Meisterwerk

Zur Vorstellung des überraschend erfolgreichsten aller baskischen Trainer würden auf einer Bühne die Scheinwerfer angehen und ein aufgeregter Frontmann würde einen Superlativ ablassen. In einem schriftlichen Bericht geht das nicht. Da wird stattdessen nur der Name genannt – und niemand kennt ihn! Zumindest nicht außerhalb der baskischen Grenzen. Oder hat in Flensburg, Graz oder Winterthur schon mal jemand den Namen José Luis Mendilibar gehört?

Mal ehrlich! Dass der schon Lanzarote, Eibar, Athletic, Valladolid, Osasuna, Levante und Alavés gecoacht hat, wissen sicher nur die allerwenigsten. Auf ganz fußball-typische Art war dieser Mendilibar (sein Name ist Baskisch und bedeutet Fluss am Berg) ein Nutznießer der Abhalfterung von Julen Lopetegi beim FC Sevilla, der gleich zu Beginn entlassen wurde. Dazwischen wirkte noch ein Argentinier, als “harter Hund“ bekannt, aber ohne Erfolg. Als Mitte Februar “Mendi“ gerufen wurde, dachten alle: Schadenbegrenzung bis zu Saisonende, Hauptsache Abstieg vermeiden. Doch daraus wurde nichts.

kick23cDenn José Luis aus dem Bizkaia-Zaldibar (bekannt, weil hier ein Müllberg abgerutscht war und zwei Arbeiter verschüttete) gab sich mit dem Minimum nicht zufrieden. Er baute das Team erst um und dann auf, gewann ein paar Spiele und schaffte Wundersames. In der Liga ging es bergauf, in der Europa-League kickten die Andalusier mit ihrem baskischem Steuermann nacheinander Eindhoven und Fenerbahce aus dem Wettbewerb. Als dann Manchester United zugelost wurde, dachten alle an einen Abschied mit Würde. Doch daraus wurde nichts, es folgten erfolgreiche Duelle gegen die Giganten ManU und Juventus. Zur Krönung holte Sevilla gegen Jose Mourinhos AS Rom den Pokal und qualifizierte sich auf diesem Weg auch noch für die nächste Champions-League. Wie im Märchen, die baskische Fußball-Geschichte des Jahres! Besser als Messi mit seiner Endlich-doch-noch-WM.

Als bekannt wurde, dass “Mendi“ nur einen Vertrag bis Saisonende hatte, gingen die Fans in Sevilla auf die Straße und forderten Verlängerung. Für einen Sportlehrer, der von seinem Charakter her das ungefähre Gegenteil darstellt von Lautsprechern wie Guardiola, Mourinho oder Klopp: ein stiller Fußball-Handwerker, der konsequent seinem System folgt und bisher außer vielen Sympathien wenig Erfolge eingefahren hatte.

Real Sociedad

La Real setzt schon lange nicht mehr auf einheimische Spieler wie Athletic dies praktiziert. Zuletzt hatte der Club ein gutes Händchen mit außerordentlichen Spielern, die woanders aussortiert wurden. Zum Beispiel der kanarische Ex-Weltmeister David Silva, ein Norweger aus Leipzig oder der Japaner Take Kubo. Dass Trainer nicht aus England oder Deutschland kommen müssen, zeigte Imanol Alguacil aus Orio, vorher Amateur-Trainer und bereits einmal in der Not eingesprungen. Der Mann mit einem einzigartigen Presse-Diskurs brachte das Team in seinem fünften Jahr auf der Real-Bank in die Championsleague, hinter den Millionärs-Clubs Barca, Real und Atletico.

kick23dIn der Europa-League kam das Aus gegen Roma früh in der Zwischenrunde. Nach vielen Verletzungen beendete die einst große Hoffnung Asier Ilarramendi aus Mutriku seine Karriere, eine Zeit lang galt er als Nachfolger des berühmten Xabi Alonso, der Sprung bei Real Madrid gelang jedoch nicht. Bitter ist das Aus von David Silva, der sich in der Vorbereitung zur neuen Saison das Kreuzband riss und seine Karriere beendete. Schwarzer Fleck auf der himmelblauen Weste des Clubs ist einer der Organisatoren des jüngsten Erfolgs: Präsident Jokin Aperribay ist Waffenproduzent und lebt davon, dass andere umgebracht werden. In Donostia kümmert das die wenigsten.

Das Real-Damenteam musste im Spieljahr zähneknirschend eingestehen, dass frau in der vergangenen Saison (Vizemeisterschaft hinter Barca und vor Real Madrid) über die Verhältnisse gespielt hatte. Der Erfolg war nicht zu wiederholen, ein Platz im Mittelfeld entsprach den Leistungen des von der katalanischen Ex-Fußballerin und Journalistin Natalia Arroyo trainierten Teams.

CF Osasuna

Jagoba Arrasate aus dem bizkainischen Berriatu passt in Iruñea (Pamplona) seit drei Jahren wie die Faust aufs Auge: perfekt. Ein Arbeiter ohne laute Töne, mit Händchen für die richtigen Kicker auf dem Platz. Zur Verfügung hatte er ein Team mit überdurchschnittlichen Spielern, die womöglich bald weggekauft werden. Wer vor der Saison von Europa gesprochen hätte, wäre als Illusionist beschimpft worden. Arrasate zierte sich bis zum Schluss: durch die Qualifikation für die Conference League wurde die Arbeit belohnt.

Das Duell des Jahres fand im April im Pokal-Halbfinale statt, qualifiziert hatte sich neben Osasuna auch Athletic – sicher war somit eine baskischer Finalteilnehmer. Athletic hatte das fünf Mal in zehn Jahren geschafft, Osasuna nur ein Mal in den letzten zwanzig. Duell der harten Konkurrenten, denn Athletic hatte in der Vergangenheit mehr als einen Spieler aus Navarra entführt. Beide Spiele endeten 1:0, in der Verlängerung hatte Osasuna die Nase vorn. So fand sich Arrasates Team ganz verdient im spanischen Pokalfinale wieder, gegen keine Geringeren als die Millionäre von Real Madrid. David gegen Goliath, eines jener dummen Fußball-Klischees, die dazu dienen, das Milliardengeschäft in einen Schleier der gleichen Chancen für alle zu hüllen. Dass das Finale knapp verloren ging, war mehr als entschuldbar, die Verlierer wurden enthusiastischer gefeiert als die Gewinner.

kick23eDoch als sich die Fußballwelt in Navarra auf Wolke sieben wähnte, kam die brutale Ernüchterung. Zehn Jahre zuvor hatten Club-Funktionäre den Abstieg mit Schmiergeldern zu verhindern versucht. Die Korrupten wurden erwischt, der Club stieg dennoch ab und die UEFA hielt eine Strafe in Petto, mit der niemand mehr gerechnet hatte: Ausschluss aus dem europäischen Wettbewerb. Erst im Schiedsverfahren Ende Juli wurde der Club doch noch zugelassen. Das freut vor allem einen der Publikums-Lieblinge, der nach komplizierten Verletzungen schwere Zeiten hinter sich hat: Chimy Avila, ein Argentinier aus einem Armenviertel von Rosario, der zwischen Waffen und Fußball aufwuchs, durch Morde Familienangehörige verlor und als Maurer arbeitete.

Athletic Bilbao

Nach einer Reihe von verkorksten Spielzeiten hatte der Name Ernesto Valverde auf der Trainerbank aufputschende Wirkung. Dritte Traineretappe für “txingurri“, die Ameise, wie er liebevoll genannt wird. Kurz vor Saisonstart kam mir Ander Herrera ein alter Bekannter zurück, nach Zwischenspielen bei ManU und PSG. Im Juni wurde ein neuer Präsident gewählt über Wahlen, bei denen 40.320 Mitglieder stimmberechtigt sind. Athletic ist neben Osasuna, Real Madrid und Barcelona Verein geblieben und zu keiner Aktiengesellschaft umfunktioniert worden, 84% der Mitglieder sind Männer 16% Frauen.

Die Saison begann entsprechend hoffnungsvoll, mit einer kurzen Tabellenführung. Danach gings bergab, keinem anderen Team der Liga bescherte die eingeschobene WM einen solchen Abbruch. Nur ein Sieg gegen die “oberen Zehntausend“, am Ende stand – nach dem enttäuschenden Halbfinal-Aus im Pokal, in der Verlängerung gegen Osasuna – der achte Platz in der Tabelle, der bitterste Rang, weil mit ihm die Europa-Qualifikation verpasst wurde. Ein paar Wochen lang machte die UEFA den Bilbainos Hoffnung, Osasuna durch einen Ausschluss wegen Spielmanipulation in der Conference-League ersetzen zu dürfen.

Ein Zeichen des Enthusiasmus, den Athletic in Bilbao immer begleitet, auch wenn es nicht so gut läuft, war das Spiel zum 125. Geburtstag. Der Spielplan wollte es, dass er auf ein Auswärtsspiel bei Betis Sevilla fiel. Dazu wurde das Stadion San Mamés – die Kathedrale des Fußballs – geöffnet und 25.000 Zuschauer*innen feierten mit, was sich 1.000 Kilometer weiter im Süden abspielte. Ein Fußball-Fest.

Einen besonderen Rekord stellte der in Bilbao geborene und in Pamplona aufgewachsene Iñaki Williams auf, Sohn eines Migrantenpaars aus Ghana. Seit April 2016 – sieben Jahre lang – verpasste er kein einziges Liga-Spiel mit seinen Leones (Löwen) von Athletic, weder durch gelbe Karten noch durch Verletzung. Er spielte 251 Partien am Stück, damit übertraf er die bisherige Bestmarke des Real-Sociedad-Spielers Juan Antonio Larrañaga aus den 1980er Jahren, der 202 Mal in Folge gespielt hatte. Auch auf dem dritten und vierten Platz in dieser Rekordliste stehen mit Luis Miguel Arconada (188) und Andoni Zubizarreta (171) zwei baskische Spieler.

Weil der Athletic Club 2023 sein 125-jähriges Jubiläum feiert, mehr als hundert Jahre nur mit einheimischen Spielern agierend, beruft der Verein ein Jahr lang jeden Monat bekannte Sportler*innen oder Menschen aus dem Umfeld zu “Botschafter*innen. Im Januar war es der Golfstar Jon Rahm aus dem Bizkaia-Dorf Barrika, im Februar der Top-Pelotari Jokin Altuna aus Gipuzkoa, seit Kindesbeinen Athletic-Fan. Im März war die Palästinenserin Honey Tahljieh an der Reihe, Gründerin und ehemalige Spielführerin der palästinensischen Auswahl – im April der ehemalige deutsche Kicker Thomas Hitzlsperger, einer der wenigen Sportler, der sich zu seinem Schwulsein bekennt und bei Athletic bereits zu Filmtagen eingeladen war.

kick23fIm Mai gab es zwei Botschafter*innen aus dem Radsport: die ehemalige Weltmeisterin und mehrfache Siegerin der Tour de France und des Giro d‘Italia, Joane Somarriba, aktiv von 1987 bis 2003; und der alte Radstar Marino Lejarreta, aktiv von 1979 bis 1992. Im Juni wurde Maria Arthuer, die Mutter der aktuellen Athletic-Stars Iñaki und Nico Williams nominiert, die alle drei aus Ghana stammen, es sind die ersten afrikanischen Spieler bei Athletic, auf die die Fans besonders stolz sind. Im Juli war der mexikanische Schriftsteller und Fußballfan Juan Villoro an der Reihe. Ein buntes Sammelsurium an Persönlichkeiten, das perfekt den Charakter des Clubs widerspiegelt.

Die Ex-Kickerin Iraia Iturregi arbeitete zwei Jahre als erste Trainerin der Athletic-Frauen am Neuaufbau des Teams, bevor sie in die Club-Verwaltung berufen wurde. Der geringe sportliche Erfolg war keine Überraschung, denn einerseits gingen zwei langjährige Leistungsträgerinnen in Rente, zum anderen ist Athletic zum Abwanderungsclub geworden und hat hervorragende Spielerinnen verloren, die bei anderen Clubs Erfolge suchen. Lucia Garcia ging zu Manchester United und Irene Paredes über den PSG zum FC Barcelona, mit dem sie dieses Jahr die Championsleague gewann.

Weder mit Geld noch mit Erfolg kann Athletic dieser Tendenz standhalten. Immerhin kam Iraias Team im Pokal ins Halbfinale, wo Real Madrid mit Null zu Vier das Ende bescherte. Hoffnung macht der Nachwuchs. Drei Kickerinnen feierten im August 2022 in Costa Rica mit der spanischen Auswahl den Titel bei der Weltmeisterschaft der U20, kurz zuvor waren sie Europa-Meisterinnen geworden. Die Euskal Selekzioa der Frauen – leider noch nicht teilnahmeberechtigt an offiziellen Turnieren – gewann im Dezember 2022 ein Freundschaftsspiel gegen Chile mit 3:0

Zweite Liga

SD Eibar und Deportivo Alavés aus Gasteiz waren in der Segunda División erklärte Favoriten für den Aufstieg. Bis kurz vor Ende hielten sie den Erwartungen stand und belegten direkte Aufstiegsplätze. Doch im Finale ging die Luft aus, beide mussten in die Ausscheidungsspiele unter vieren. Beide trafen aufeinander, Alavés hatte knapp die Nase vorn. Für Eibar die dieselbe große Enttäuschung wie im Vorjahr, Trainer Gaizka Garitano verabschiedete sich und wurde durch den Ex-Löwen Joseba Etxeberria ersetzt.

Gegen Levante ging es für Alavés in der Qualifikationsrunde ums Ganze, in zwei Spielen wollte kein Tor fallen. Verlängerung mit Fußballwunder, das an den europäischen Finaleinzug des Clubs vor 22 Jahren erinnerte. 128. Minute, Elfer für Alavés. Der zum Schießen antrat war in der Winterpause von Athletic ausgeliehen worden: Asier Villalibre. Was folgte ist eine fast biblische Geschichte mit positivem Ausgang. Denn der Mittelstürmer aus Gernika ist ein bekannter Fußball-Trompeter, dem die Mauern von Levante nicht standhielten. Er verwandelte eiskalt und Alavés war zum sechsten Mal in seiner Geschichte in der ersten Liga.

Diesem Erfolg konnten die Alavés-Damen leider nicht folgen. Ein Jahr zuvor waren sie in die Erste Liga aufgestiegen, der Kampf um den Klassenerhalt war, trotz eines prominenten Trainerwechsels, aber nicht zu schaffen. Den umgekehrten Weg gingen die Frauen von Eibar, die ein Jahr nach dem Abstieg wieder in die erste Liga zurückkehrten.

Dritte Liga

kick23gDer überraschende Abstieg der Amateure von Athletic Bilbao nach einer Chaos-Saison von der dritten in die vierte Liga ist für den Club eine kleine Katastrophe. Denn die Filiale war immer ein Reservoir an Spielern für den Fall, dass in der ersten Liga Ersatzkräfte gebraucht werden. Der Leistungsunterschied zur vierten Liga dagegen ist zu groß für den gelegentlichen Sprung in die Erste.

Das Gegenteil vollbrachte der Provinzclub Amorebieta (baskisch: Zornotza). Nach dem Abstieg aus der Zweiten gelang der direkte Wiederaufstieg. Der Club vertraute dabei auf ausgemusterte Spieler von anderen baskischen Clubs und lieh in der Winterpause den aufsteigenden Jungstar Julen Jon Guerrero, Sohn des gleichnamigen Athletic-Idols, von Real Madrid aus. Weil das Stadion nicht Zweitliga-tauglich ist, muss der Club seine Heimspiele wie vor zwei Jahren auf dem Trainings-Stadion von Athletic austragen, in Lezama.

Übrigens

Bei der wenig erfolgreichen WM-Teilnahme der spanischen Auswahl (in der Zwischenrunde gegen Marokko ausgeschieden) waren vier Basken beteiligt. Neben Cesar Azpilicueta von Chelsea waren von Athletic Unai Simon und Nico Williams mit dabei, sowie der Wahlbaske und Ex-Bilbaino Aymeric Laporte von Manchester City. Bruder Iñaki Williams hatte sich im Vorfeld für Ghana entschieden und war drei Mal im Einsatz. Beim Erfolg Spaniens in der Endrunde der UEFA-Nations-League waren für folgende baskische Spieler im Einsatz: Unai Simon, Kepa Arrizabalaga, Aymeric Laporte, Martin Zubimendi, Mikel Merino..

Ein paar Bedeutungsstufen tiefer wurde bei der Vorbereitung zur neuen Saison die Euskal Herria Txapelketa ausgetragen, die Meisterschaft der baskischen Clubs, ein inoffizieller Titel, den die beiden im Vorjahr besten baskischen Teams gegeneinander ausspielen. In diesem Fall Real Sociedad und Osasuna, Ende 1:3. Statistik: Athletic: 3 Teilnahmen, 2 Titel (ein Finale abgebrochen), Osasuna (3/2), Eibar (1/1), San Sebastian (6/1), Alavés (1/0).

Nicht nur Fußball

Der Golfer Jon Rahm aus Bizkaia ist mit seinen internationalen Erfolgen zum medialen Dauerbrenner geworden, dem Nachrichten-Publikum werden Birdies und Eagles nur so um die Ohren gehauen. Das Sportereignis des Jahres schlechthin war jedoch nicht die weiße Kugel auf dem Grünen, sondern eine Zweiradfahrt in Bilbao.

Hier begann die diesjährige Tour de France mit drei Etappen durch die Hauptstädte Bilbo, Gasteiz, Donostia, sowie durch Zornotza (Amorebieta). Für viele Millionen hatten die baskischen Behörden das Spektakel eingekauft, mit dem Ziel „über das drittwichtigste Sportereignis der Welt“ in die Schlagzeilen zu kommen. Dies gelang ohne Zweifel, mit einer Volksbeteiligung sondergleichen. Als sogenannte “Radsport-Nation“ war die begeisterungsfähige baskische Bevölkerung überall am Straßenrand vertreten und hinterließ bei den Aktiven tiefe Eindrücke. Dass der Makroevent auch Baustein des fatalen Tourismus-Plans der baskischen Behörden ist, geriet in den Hintergrund. Nur wenige Stimmen waren zu hören, die in Erinnerung riefen, dass Tourismus prekäre Arbeits- und Lebens-Verhältnisse schafft und für eine Gesellschaft keine Zukunft darstellt.

ABBILDUNGEN:

(1) Frau Williams (marca)

(2) Xabi Alonso (cuatro)

(3) JL Mendilibar (orgullobiri)

(4) La Real (transfermarkt)

(5) Osasuna (cad.ser)

(6) Iñaki, Nico (elcorreo)

(7) Irene Paredes (vanguardia)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2023-07-28)

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