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Carmelo Ortiz de Elgea im Bellas Artes

Das Museum der Schönen Künste in Bilbao hat einen weiteren Schritt gemacht, die Anthologie baskischer Künstlerinnen und Künstler zu vervollständigen. Für Carmelo Ortiz de Elgea (1944, Gasteiz-Vitoria) ist es nach 1984 bereits die zweite Retrospektive, die ihm das Museum in Bilbao zuteil werden lässt. In 6 Etappen ist das Werk des baskischen Landschaftsmalers dargestellt, der auf große Formate setzt. Fünfzig Werke von Ortiz de Elgea hängen im Raum der Wechselausstellungen des bilbainischen Museums.

Der Landschaftsmaler Carmelo Ortiz de Elgea (Gasteiz 1944) gilt als Autodidakt unter den baskischen Künstlern, früh begann er mit seinem Werk, das sowohl in Einzel- wie in Kollektiv-Ausstellungen und allgemeinen Kunstinitiativen seinen Ausdruck fand.

Die Retrospektive im Museum der Schönen Künste Bilbao ist unterteilt in sechs Schaffensphasen des Künstlers, der in seiner Karriere verschiedene Etappen durchlief, bei denen die Landschaft immer das Hauptmotiv blieb. „Für mich ist die Natur der größte Reichtum, den es gibt“, erklärte Carmelo bei der Vorstellung. (Fotoserie)

Biografie

Carmelo Ortiz de Elgea Jauregui wurde 1944 in Gasteiz-Vitoria geboren, kurz danach zog die Familie nach Aretxabaleta in Gipuzkoa. Schon früh begann Carmelo Ortiz zu malen, insofern wird er allgemein als künstlerischer Autodidakt betrachtet. Mit vier Jahren malte er erste Aquarelle, mit neun wandte er sich Ölfarben zu. 11-jährig wurde er an der Kunstschule Gasteiz angemeldet, um zeichnen zu lernen, sein Talent brachte ihm mehrere Stipendien ein und ermöglichte schließlich, 1962 (mit 18 Jahren) in Madrid zu studieren. Dort lernte er in Museen die Kunstwelt jener Zeit und ihre Protagonisten kennen, seine Vorliebe für Landschafts-Motive – im Besonderen aus seiner baskischen Heimat – kristallisierte sich heraus. (1)
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Vor seiner Madrid-Erfahrung hatte er mit 15 Jahren den Kunstpreis der Provinz Araba für Nachwuchs-Künstler gewonnen, ein Jahr darauf sogar den in der Hauptkategorie. Mit 17 Jahren hatte Carmelo Ortiz seine erste individuelle Ausstellung in Gasteiz, weitere folgten bald. Mit Stipendien setzte er 1964 seine Studien in Madrid fort, wo er mit seinem Künstlerfreund Juan Mieg zusammen lebte, mit dem er später gemeinsame Ausstellungen machte. Das Werk von Antonio Tapies, das er in der Folgezeit kennenlernte, beeindruckte ihn stark.

Zurück in Gasteiz beteiligte sich Ortiz an den Versuchen, gemeinsam mit anderen baskischen Kreativen avantgardistische Kunstschulen zu gründen: Emen (Hier) in Bizkaia, Gaur (Heute) in Gipuzkoa, Danok (Wir alle) in Navarra und in Araba 1966 die Gruppe Orain (Jetzt), deren Mitbegründer er war.

Ende der 60er Jahre gewann Carmelo Ortiz de Elgea mehrere Preise, seine Ausstellungen dehnten sich auf Donostia, Bilbo und Pamplona aus, Anfang der 70er reiste er nach Frankreich und Italien. Zwischen 1978 und 1980 folgten Ausstellungen in verschiedenen spanischen Städten, 1984 die erste Retrospektive im bilbainischen Museum der Schönen Künste, in dem sich nun (2016) ein Kreis schließt. Die Ausstellung trug den Titel „Pasaiatik pasaiara 1952-1984“ (Von Landschaft zu Landschaft). In den 80er Jahren schlossen sich 30 weitere Ausstellungen an, kollektiver und individueller Natur, dasselbe in den 90ern. Eine Reise nach Kuba wirkte inspirativ auf Carmelo. Nach 1993 setzte er den Eindruck, den die De-Industrialisierung in Bilbao bei ihm auslöste in eindrucksvolle Gemälde um. Weitere Reisen – u.a. Ägypten, Nordamerika, Argentinien, Portugal, Deutschland, Schweiz, Griechenland – erweiterten seine kulturelle und erzählerische Vision mit neuen Elementen. 1999 erlebte er eine Retrospektiv-Ausstellung im Kulturzentrum Montehermoso von Gasteiz – es sollte nicht die letzte bleiben.

Es folgten: 2002 eine Ausstellung über die Gruppe Orain in Guéthary, 2005 zum selben Thema in Gasteiz; 2010 „Die Kontinuität der baskischen Kunst“ in Bilbao; 2011 zusammen mit Jose Luis Zumeta „Licht nach innen“ im Artium-Museum Gasteiz. 2012/2013 machte er den Sprung über den großen Teich und stellte zwei Mal in Reno, Nevada aus.
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Schaffens-Etappen

Die erste Phase von 1963 bis 1968 umfasst die frühen Werke von Carmelo Ortiz, sie charakterisiert den Künstler als vielseitig und autodidaktisch. Er lebt auf dem Land, in direkter Verbindung mit der Natur, seinem Hauptthema. Berge, Ebenen und Bauernhäuser prägen seine Bilder.

Anfang der 60er Jahre nehmen seine Landschaften die Farben der Madrider Schule an. Mitte der 60er nimmt er Elemente von Popart und Collage in seine Gestaltungstechnik auf. 1966 gründet Ortiz mit anderen Künstlern zusammen die baskische Avantgarde-Gruppe Orain (Jetzt). Bis 1971 steht die menschliche Erscheinung im Vordergrund, Phantasie, Humor und Erotik kommen dazu.

Von 1973 bis 1978 folgt eine Zeit der Abstraktion der Landschaften, geometrische Figuren und große farbige Hintergründe dominieren.

Anfang der 80er Jahre experimentiert Carmelo Ortiz an neuen Ausdrucksformen. Zufällig findet er im Studio Bilder aus seiner Anfangszeit wieder, was dazu beiträgt, dass er zur identifizierbaren Landschaft und zur realen Perspektive zurückkehrt. Ab 1983 kommen erneut Figuren hinzu, wenn auch nur als Schatten. In diese Zeit fällt auch eine Serie von Gemälden, die sich mit der De-Industrialisierung von Bilbao jener Zeit beschäftigen – Bilder, die entfernt an Heinrich Vogelers Komplexbilder erinnern.

Die neueren Bilder von Carmelo Ortiz de Elgea streifen wieder die Abstraktion. Reiseeindrücke – Kuba, Kalifornien – fanden in entsprechenden Werken ihren Niederschlag.
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Groß, größer

Carmelo Ortiz' Gemälde sind von großen Dimensionen. Bei der Pressekonferenz zur Ausstellungs-Eröffnung auf sein Faible für die Bilder-Größe angesprochen erklärte er: „Ich bin ein Barockmaler, ich will die Leinwand füllen, in großen Formaten kann ich Geschichten erzählen. Wenn ich einen Baum male, sollte er in seiner ganzen Dimension erscheinen. Wenn ich Leinwände von 50 mal 50 sehe, überkommt mich Neid, darauf kann ich nicht malen. Mein Limit ist die Tür meines Studios, da müssen die Werke durch. Eine ganze Mauer zu bemalen wäre mein Traum, am Besten so groß wie ein Frontón“.

Carmelo Ortiz de Elgea ist in Bilbo im Museum der Schönen Künste zu sehen bis zum 16. Januar 2017.

ANMERKUNGEN:

(1) Information aus: „Los paisajes de Ortiz de Elgea se adueñan del Bellas Artes”, Gara; und „No hay mayor riqueza que la naturaleza”, Deia; beide vom 19.10.2016

FOTOS:

(*) Pressekonferenz der Ausstellungs-Eröffnung Carmelo Ortiz de Elgea (Foto Archiv Txeng – FAT)

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