Wo soll das alles enden?
Um im La-Palma-Bild zu bleiben – der Vulkan ist wieder ausgebrochen. Sein Name ist nicht Cumbre Vieja wie auf der Kanareninsel, sondern Omikron von der Corona-Familie. Ansteckungen wie nie zuvor, Millionen in Quarantäne – dennoch ist die Stimmung hoffnungsvoll. Die neuerliche Massenansteckung könnte der Anfang vom Ende der Pandemie bedeuten. Behaupten einige. Die Herden-Immunität könnte vor der Tür stehen und die unwirksame Impferei ersetzen. Januar 2022 wird Zeichen setzen für die nahe Zukunft.
Omikron beherrscht die Corona-Welt, sorgt für neuen Lockdown, Ausgangssperren und Impfzwang. Ende der Spritzen-Freiwilligkeit – unsinnige Kampagnenziele sollen jetzt mit Nachdruck erreicht werden.
(2022-01-31)
ZWANGSRÄUMUNG
Sie ist Gewaltopfer ihres ehemaligen Partners, hat drei minderjährige Kinder und keine eigene Wohnung. Als wäre das noch nicht genug: Nun ist sie im Barakaldo-Viertel Lutxana aus ihrer Miet-Wohnung vertrieben worden. Zwangsgeräumt. Die Sozial-Initiativen Berri-Otxoak und Argitan beklagen diese Zwangsräumung, Dutzende von Menschen versammelten sich, um eine alternative Unterkunft zu fordern. Wie immer fand die Räumung in Begleitung von Polizisten der Ertzaintza statt. Die Tatsache, dass die Wohnung der öffentlichen Miet-Gesellschaft Alokabide gehört, verleiht der Angelegenheit skandalöse Züge.
Das Frauen-Beratungs-Zentrum Argitan und die Sozial-Plattform Berri-Otxoak gegen Ausgrenzung versammelten sich um 8.30 Uhr vor dem Eingang, um die Räumung zu beklagen und von den Behörden eine angemessene Wohnalternative für die Frau zu fordern. "Die öffentlichen Verwaltungen verstoßen mit dieser Räumung gegen die verbindlichen Resolutionen der Vereinten Nationen und des Straßburger Gerichtshofs für Menschenrechte, die alternative Unterkünfte fordern, wenn Familien in einer prekären Situation betroffen sind und vor allem, wenn Minderjährige es sich um Minderjährige handelt". Die Behörden kamen diesen Aufforderungen nicht nach, gegen 9.15 Uhr gingen Polizeibeamte in das Gebäude, was zu einem Moment der Spannung führte. Eine Stunde später, verließen die in der Wohnung versteckten Argitan-Aktivisten den Ort mit den Habseligkeiten der vertriebenen Frau, die nicht anwesend war.
Die Initiativen haben versichert, dass im Moment Anzeichen vorliegen, dass der Frau eine andere Unterkunft angeboten wurde und dass sie somit auf der Straße steht. "Die Institutionen kommen ihrer Pflicht nicht nach, Menschen, die sich in einer prekären Situation befinden, eine würdige Behandlung zuzusichern". Sie wiesen darauf hin, dass Alokabide die Wohnungen schlecht verwaltet, viele seien besetzt oder würden für Geschäfte benutzt. “Niemand bleibt zurück“ war der Politiker-Spruch als die Pandemie begann, niemand sollte Not leiden. Das steht in krassem Widerspruch zu dem Akt, eine arme und hilflose Kleinfamilie auf die Straße zu setzen.
UND SONST … Die Reform des neoliberalen Arbeitsgesetzes steht weiter in den Sternen. Podemos hatte mit den Arbeitgebern und den spanischen Gewerkschaften einen Kompromiss ausgedealt, im Baskenland und Katalonien wurde niemand gefragt oder informiert. Hier wird der Inhalt kritisiert, Veränderungen werden gefordert, weil die Reform unzureichend ist. Gleichzeitig sind die Stimmen der Kritiker*innen zur Verabschiedung der Reform unverzichtbar. Die baskischen Gewerkschaften sind radikal gegen die Reform.
(2022-01-30)
HEIZEN ODER ESSEN
"Manche Familien müssen entscheiden, ob sie das Haus heizen oder sich ernähren sollen", sagt die Sozialarbeiterin Arantza. Alle Indikatoren für Energiearmut in Esukadi "haben sich wegen der Pandemie und des Anstiegs der Strom- und Gaspreise verschlechtert". Arantza ist Mitglied der Energie-Genossenschaft Goiener und Koordinatorin von Powerpoor im Baskenland, einer EU-Initiative zur Unterstützung von Menschen, die unter Energiearmut leiden: "Die Heizung, die macht fast die Hälfte unseres Konsums aus, die Rechnungen müssen gut überprüft werden, um nicht mehr als nötig zu bezahlen.“
F: Wie viele Familien in Euskadi sind von Energiearmut betroffen? A: 8,5% der Haushalte haben Energiekosten, die einen großen Teil ihres Einkommens ausmachen. Und 6,5% verbrauchen nur wenig Energie, weil sie es sich nicht leisten können. 7,6% der Haushalte haben Schwierigkeiten, für eine angemessene Raum-Temperatur zu sorgen, 5,2% zahlen ihre Rechnungen verspätet. F: Haben sich die Situation während der Pandemie verschlechtert? A: Im Vergleich zu 2019 ist alles schlechter geworden, wegen der Pandemie, aber auch wegen der Energiekrise und des Anstiegs der Energiepreise.
F: Wie hat sich die Gesundheitskrise auf diesen Bereich ausgewirkt? A: Wegen der Pandemie mussten wir mehr Zeit zu Hause verbringen, was einen höheren Verbrauch bedeutet. Wir bezahlen mehr, aber das Einkommen steigt nicht. Wenn dann noch Arbeitslosigkeit hinzukommt ... F: Wer sind die von Energiearmut betroffenen Familien? A: In der Regel große Familien, häufig Migranten. Auch Rentner haben Probleme, ihre Rechnungen zu zahlen, und alleinerziehende Familien. Immigrantinnen sind eine besonders gefährdete Gruppe. F: Ist Heizen für manche Menschen ein Luxus? A: Für manche Menschen trifft das zu. Manche Familien müssen sich entscheiden, ob sie heizen oder ein Lebensmitteln kaufen wollen. F: Manche greifen zum Heizen zu gefährlichen Alternativen? A: Ja, manche heizen mit Holz, Brandgefahr ist die Folge. Katalytische Kocher verbrauchen im Haus Sauerstoff, das ist ein Risiko. Manche verwenden Kerzen oder Elektroherde und Heizkörper in schlechtem Zustand, die nicht nur ein Risiko darstellen, sondern auch teuer sind. F: Kann der Strom bei bedürftigen Familien abgestellt werden? A: Die Pandemie hat zu einer Verlängerung des Schutz-Zeitraums geführt bevor abgestellt wird, aber es geschieht, im Staat eher als in Euskadi. Wenn eine Familie nicht bezahlt, wird abgestellt.
F: Welche Beihilfen können beantragt werden? A: Zum Beispiel die Strom- oder Heizungs-Gutscheine, die komplementär gewährt werden. Das ist ein Rabatt auf die Rechnung, der vom Lieferanten gewährt wird. Gemeinden bieten soziale Soforthilfe an, um die Energiekosten zu decken. Die werden von den Sozialdiensten bearbeitet. F: Was ist mit den Verträgen der Energie-Lieferanten? Die Rechnungen sind oft verwirrend manchmal werden Dienstleistungen eingebaut, die nicht notwendig sind. Oder in den Rechnungen sind Wartungs- oder Versicherungs-Leistungen enthalten, die nicht in Anspruch genommen werden. Die Reduzierung des Stromverbrauchs ist eine einfache Möglichkeit, die Rechnung zu senken, dazu ist Information nötig. F: Welche Mängel in Häusern steigern den Verbrauch? A: Wohnungen in schlechtem Zustand. Ungedämmte Wohnungen mit alten Fenstern oder schlecht schließenden Türen. All das sind Probleme von Wohnungen, in denen arme Leute leben.
UND SONST … Eine Demonstration der neuen Organisation “Sozialistische Jugend-Koordination“ (GKS) hat in Pamplona und Bilbao 7.000 Personen mobilisiert und gegen “die Diktatur der Bourgeoisie“ demonstriert, die zur Verschlechterung der Lebensbedingungen der Mehrheit führen. Gewerkschaften haben ebenfalls Tausende mobilisiert gegen die unzureichende Reform der neoliberalen Arbeitsreform. Es deutet sich ein streikreiches Jahr an.
(2022-01-29)
SEXISTISCHE ÜBERGRIFFE STEIGEN
Die Zahl der Opfer von sexuellen Übergriffen im Baskenland steigt um 31,6%. Insgesamt 455 Frauen gaben an, im vergangenen Jahr Opfer eines Verbrechens gegen die sexuelle Freiheit geworden zu sein. Im Jahr 2020 kam es zu 338 Anzeigen, was eine Zunahme dieser Art von Beschwerden im Baskenland um fast ein Drittel bedeutet. Aus den vom baskischen Fraueninstitut Emakunde erhobenen Daten geht hervor, dass die Zahlen nur in der Provinz Araba zurückgegangen sind, während in Bizkaia und Gipuzkoa ein Anstieg von jeweils fast 60 Frauen zu verzeichnen ist.
Im Jahr 2021 gab es 107 mehr Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Freiheit. In Gipuzkoa ist der Anstieg mit 57 neuen Fällen im Vergleich zu 2020 am größten (113 im Jahr 2020 gegenüber 170 im Jahr 2021), was einem Anstieg von 50,4% entspricht. Dicht gefolgt von Bizkaia, wo 56 neue Opfer zu verzeichnen waren (68 Angriffe im Jahr 2020 gegenüber 224 ein Jahr später), was einem Anstieg von 33,3% entspricht. Nur in Alava ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen: von 57 Fällen im Jahr 2020 auf 51 im Jahr 2021, was einem Rückgang von 10,5% entspricht.
Die Zahl der weiblichen Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt ist im Baskenland im letzten Jahr ebenfalls gestiegen, und zwar von 2.892 auf 2.932. Das sind 40 Frauen mehr und entspricht einem Anteil von 1,4%. Obwohl in Bizkaia 8 Frauen weniger gezählt wurden als im Jahr 2020, ist es weiterhin die Provinz mit der höchsten Anzahl von Übergriffen durch Partner und Ex-Partner, 1.581, verglichen mit 898 in Gipuzkoa und 453 in Alava. Zurückgegangen ist im letzten Jahr der Indikator der häuslichen Gewalt (von 947 auf 940 Fälle). Der höchste Anstieg war in Alava zu verzeichnen, wo 145 Frauen zu Opfern wurden, im Vergleich zu 123 im Jahr zuvor. In Gipuzkoa stieg die Zahl der Opfer von 270 auf 293, in Bizkaia sank sie um 52, nämlich von 554 auf 502.
UND SONST … Auch wenn in anderen Regionen Öffnung angesagt ist, werden die Covid-Beschränkungen in Euskadi um drei Wochen verlängert: Kneipen, Discos, Publikum, Pass. 70% der in Krankenhäuser eingelieferten Covid-Patientinnen sind nicht geimpft. Angeblich hat der Druck des Impfpasses dazu geführt, dass sich 3% mehr Personen den Spritzen ausgesetzt haben.
(2022-01-28)
PARTEI DER DEMAGOGEN
Die spanische Politik hat sich schon längst von jeglicher Rationalität entfernt. Die Praxis der rechten und ultrarechten Parteien bestehen aus reiner Demagogie und Lüge, ganz abgesehen von der allumfassenden Korruption, die die Rechte aus franquistischen Zeiten herübergerettet hat. Hohe Amtsträger benehmen sich wie Großgrundbesitzer, die den Colt locker an der Seite hängen haben, immer zum Schuss bereit. Der Begriff Populismus wäre bereits eine Verniedlichung der Tatsachen. Leute von Podemos sind in deren Augen Kommunisten, die Basken bestehen aus Terroristen oder Terroristenfreunden. An dieser Stelle eine Reihe von politischen Lügen des aktuellen PP-Parteichefs Pablo Casado aus dem Wahlkampf in der Region Kastilien-León.
Casado: "Verbraucherminister Alberto Garzón (von Unidos Podemos) sagte, dass die spanischen Landwirte Tierquäler sind und giftiges Fleisch ins Ausland exportieren". Falsch. Garzón hat weder gesagt, dass Spanien giftiges Fleisch exportiert, noch hat er alle spanischen Landwirte pauschal als Tierquäler bezeichnet. Das ist für jeden, der seine Erklärungen gelesen hat, offensichtlich.
Casado: "Intensive oder extensive Viehhaltung? Nun, das kommt darauf an. Es hängt vom Monat, vom Betrieb und von der Familie ab". Vor allem auf den Monat kommt es an. Wenn man die PP von Castilla-La Mancha vor ein paar Monaten fragte, waren Makrofarmen gefährlich "für die öffentliche Gesundheit", bis der Streit mit Garzón kam und die Tweets gelöscht wurden, in denen die intensive Tierhaltung angeprangert wurde.
Casado: "Wenn der Verbraucherminister sagt, dass Fleisch ungesund ist, dann frage ich mich, warum wir in Spanien länger leben als alle anderen in der Welt, außer Japan". Falsch. Alberto Garzón hat nie gesagt, dass Fleisch ungesund ist. Er hat nur verteidigt, dass es gesund ist, den Konsum zu reduzieren. Dies ist auch die Meinung der überwiegenden Mehrheit der Ernährungs-Wissenschaftler und wird von fast allen internationalen Organisationen, angefangen bei der UNO, befürwortet.
Casado: "Sie geben eine Million Euro für den Bürgerkrieg, um ich weiß nicht was für Archive zu digitalisieren, eine weitere Million Euro für den Tourismus anderer Rassen und noch eine Million Euro für Gewerkschafts-Häuser". Bei der Million Euro "für den Bürgerkrieg" handelt es sich um ein Projekt zur Digitalisierung eines Archivs mit 787.000 Dokumenten über die Repression während der Diktatur, ein Thema (das der Opfer, die nicht zur ETA gehören), das der PP-Führer verhöhnt und verspottet hat, seit er in einer seiner ersten öffentlichen Reden vom "Krieg der Großväter" und "den Gräbern von ich weiß nicht wem" sprach. Die Million Euro "für den Tourismus anderer Rassen" existiert nur in seiner Vorstellung. Dem am nächsten kommt ein Plan, der neben vielen anderen Zielen darauf abzielt, Spanien als Reiseziel für LGTBI-Touristen zu fördern, das naheliegendste Beispiel: Pride in Madrid; oder als Reiseziel für ältere Touristen, Touristen anderer Religionen, Touristen mit Behinderungen. Was die Million für die Gewerkschafts-Häuser betrifft, so geht es um die Sanierung von staatlichen Gebäuden, die von Gewerkschaften genutzt werden, um die Energieeffizienz zu verbessern und Strom und Heizkosten zu sparen. Das ist etwas, das in allen europäischen Plänen in allen Ländern enthalten ist, nicht nur in denen mit "sozialkommunistischen" Regierungen.
Casado: "Die triumphalistische Propaganda der Regierung mit den Arbeitslosenzahlen ist unsensibel gegenüber den 10 Millionen Familien, die laut Caritas in großer Armut leben, und gegenüber der Million Familien, die zu den Kirchen gehen, um Lebensmittel bitten, weil sie nicht einmal genug haben, um einkaufen zu gehen. Ein wenig Respekt für das wahre Spanien". Falsch. Pablo Casado gibt wie üblich keine einzige korrekte Zahl an. Wenn wir bedenken, dass der durchschnittliche Haushalt im Staat aus 2,5 Personen besteht, wären bei 10 Millionen Familien 25 Millionen Menschen in dieser Situation: mehr als die Hälfte der Einwohner*innen. Man muss schon nach Honduras, Guatemala oder Venezuela gehen, um einen solchen Prozentsatz an Armut zu finden. Die Realität sieht anders aus: Der von Casado zitierte Caritas-Bericht spricht von 6 Millionen Menschen in schwerer Armut, nicht von 25 Millionen. Dies ist eine besorgniserregende Zahl, jedoch viermal niedriger als die vom Oppositionsführer erfundenen Zahlen für das "wahre Spanien". Was die Million Familien (2,5 Millionen Menschen) betrifft, die in Armenküchen gehen, um zu essen, so gibt Casado erneut eine falsche Zahl an. Nach Angaben von Caritas haben im vergangenen Jahr 1,6 Millionen Menschen eine Lebensmittel-Lager aufgesucht. Eine zweifellos erschreckende Zahl, aber viel niedriger als die des Präsidenten der PP.
UND SONST … Ein bekannter Fotograf stürzt in Paris auf der Straße, kann nicht mehr aufstehen und erhält neun Stunden lang keine Hilfe, weil er für einen Obdachlosen gehalten wird, ein solcher ruft schließlich den Notdienst, der Fotograf stirbt an Erfrierungen. Das baskische Fernsehen fragt: Könnte das auch hier passieren? Sozialarbeiter*innen sagen: Ja.
(2022-01-27)
ARBEIT! WAS FÜR ARBEIT?
In der Presse ist zu lesen: “Im spanischen Staat wurden im Jahr 2021 ca. 840.000 Arbeitsplätze geschaffen, womit der Stellenverlust durch die Pandemie wettgemacht wurde. Das bedeutet, dass die Arbeitslosenquote nach einem letzten Quartal auf 13,3% sinkt, in dem der Arbeitsmarkt trotz der sechsten Welle dynamisch blieb“. Dynamisch bedeutet: ohne jegliche Einschränkung. Anders als in Gastronomie und Kultur. Malochen ist erste Bürgerpflicht, die Kneipe ist ansteckend, die Schicht nicht. “Das ist mit einem Zuwachs von mehr als 4% der größte Zuwachs von Arbeitsplätzen seit 2005“, so das Nationale Institut für Statistik (INE). Welche Art von Arbeit das ist, wird meist verschwiegen.
Die Daten zum BIP lassen noch keine wirtschaftliche Erholung erkennen lassen, die Entwicklung spiegelt sich auch in der Verringerung der Zahl der Arbeitslosen wider, die im Jahr 2021 weiter um 615.900 Personen sank, bleiben nun 3.103.800. Die Quote sank um 2,8 Punkte auf 13,3%, auf den niedrigsten Stand seit 2008. Die Zunahme der Beschäftigung haben zu einem Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen um 224.700 Personen geführt, was einer Erwerbsquote von 58,6 % entspricht. Im letzten Jahr nahm die Beschäftigung in allen Sektoren zu, wobei sich der größte Zuwachs auf den Dienstleistungssektor mit 705.400 zusätzlichen Beschäftigten konzentrierte, gefolgt von der Industrie mit 71.500 und der Landwirtschaft mit 58.000 zusätzlichen Arbeitskräften. Leider sind die meisten Arbeitsplätze nach wie vor prekär und zeitlich begrenzt. Sonst wären die Stellen bei der Pandemie nicht gekündigt worden.
UND SONST … Voller Stolz wurde gestern in Bilbao der Start der Tour de France 2023 im Baskenland vorgestellt. Während in den letzten Jahren wegen Geldmangel baskische Radteams von der internationalen Bühne verschwunden sind, zahlen baskische Institutionen 12 Millionen Euro für drei Etappen Tourstart. Zur Förderung des Tourismus. Und weil der Name B.I.L.B.A.O weltweit in den Medien herumgereicht wird. Merchandising.
(2022-01-26)
ANTI-ABTREIBUNGSSCHULE ERHÄLT MILLIONEN
Die Schule der katholischen “Propagandisten-Vereinigung“ in Vitoria-Gasteiz erhält von der baskischen Regierung 2 Millionen Zuschüsse für ihre Erziehungsanstalt. Die steht in Widerspruch dazu, dass dieselbe Vereinigung vor Kurzem in der Stadt an Bushaltestellen Plakate gegen Abtreibung aufhängen ließ. Deren Entfernung wurde von der Stadtverwaltung umgehend angeordnet. Der Zuschuss erklärt sich als Teil staatlicher Zuschüsse für anerkannte Privatschulen (von denen es im Baskenland und mehr noch im Staat nicht wenige gibt) und als Beitrag zu den Zusatzkosten, die durch die Pandemie entstanden sind.
Am Tag, als die Zuschüsse bekannt wurden, waren die Anti-Abtreibungsplakate, der Propagandisten bereits verschwunden. Ähnliche Maßnahmen wurde auch in anderen Gemeinden des Staates ergriffen. Im Mittelpunkt der katholischen Kampagne steht der Slogan "Vor einer Anti-Abtreibungsklinik zu beten ist cool". Im Bericht, den der Stadtrat von Gasteiz beim Frauen-Institut Emakunde in Auftrag gegeben hat, heißt es, dass der katholische Propagandisten-Verband mit diesen Botschaften "das Recht der Frauen auf den Schutz der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, das Grundrecht auf persönliche und familiäre Privatsphäre und das Recht auf körperliche und moralische Unversehrtheit der Frauen verletzen könnte".
Tatsächlich bereitet der Gleichstellungs-Senat derzeit eine Reform des "Gesetzes über sexuelle und reproduktive Gesundheit und freiwilligen Schwangerschaftsabbruch" vor. Dabei ist vorgesehen, die Belästigung durch Protesten vor Abtreibungskliniken unter Strafe zu stellen, wogegen diese Anti-Abtreibungs-Kampagne protestiert.
“JUNGFRAU-MÄDCHEN-SCHULE“
Der 1908 gegründete katholische Propagandisten-Verband verfügt über einen eigenen Verlag, mehrere Medien und die Universitäts-Stiftung San Pablo CEU Universitäres Studien-Zentrum), von der drei Universitäten und ein Dutzend Schulen im ganzen Staat abhängen. Eine dieser Schulen ist die CEU Virgen Niña (Jungfrau-Mädchen) von Gasteiz. Virgen Niña verfügt über 24 Klassenräume für Unterricht in Vor- und Grundschule sowie Oberstufe. Alle nach dem Schulmodel A, das die baskische Sprache so gut wie ignoriert. Die Schulen werden von der Regional-Regierung subventioniert, mit 1,9 Millionen Euro mehr für das Schuljahr 2021-2022 und 123.570 Euro an direkten Beihilfen für Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie.
Mit Hilfe der Villacisneros-Stiftung haben die CEU-Schulen eine Reihe von Konferenzen über die ETA ins Leben gerufen, die an der Schule in Valencia von dem rechten PPler Carlos Urquijo, ehemaliger Vertreter der spanischen Regierung in Euskadi und Präsident der Esteban de Garibay-Stiftung eröffnet wurde. Letztere bezeichnet sich als "Treffpunkt für alle, die über den Rückgang der spanischen Identität im Baskenland und Navarra besorgt sind". Spanische Ultranationalisten.
UND SONST … Vor 157 Jahren (1865) wurde in Bilbao Sabino Arana Goiri geboren, Politiker, Schriftsteller und Ideologe, der als Gründer des baskischen Nationalismus betrachtet wird und die Partei PNV gründete (Baskische Nationalistische Partei). Vor sieben Jahren (2015) wurde die seit 134 Tagen vom Islamischen Staat besetzte syrische Stadt Kobane von linken kurdischen Guerrilla-Verbänden mit den YPJ-Frauen-Brigaden befreit.
(2022-01-25)
DER GROSSE KIRCHENRAUB
Die katholische Kirche des spanischen Staates ist bereit, etwa 1.000 unrechtmäßig immatrikulierte Vermögenswerte an den Staat zurückzugeben – Kirchen, Kapellen, Ländereien. Eine von der Regierung erstellte Liste geht jedoch von 34.961 angeeigneten Immobilien aus, Kennerinnen der Materie sprechen von 100.000. Die spanische Kirche behauptet, sie habe keine Beweise für das Eigentum an etwa 1000 dieser 34.961 immatrikulierten Vermögenswerte und wäre bereit, sie zurückzugeben. Aber nur die.
Regierungschef Sánchez und Kardinal Omella trafen sich am Montag zu einer Besprechung, bei der sie die zwischen Regierung und Bischofskonferenz erzielte Vereinbarung über die Rückgabe bekannt gaben. Beide Seiten stellten eine Vereinbarung vor, in der die Kirche einräumt, dass bei etwa tausend dieser Vermögenswerte die Eigentumsverhältnisse unklar sind oder die Dritten gehören, so dass der Weg für ihre Rückgabe frei ist. Trotz der Bedeutung der Vereinbarung handelt es sich um eine lächerliche Zahl, angesichts der Tatsache, dass die Regierung insgesamt 34.961 Immobilien identifiziert hat, die dank des Aznar-Gesetzes (und seit 1947) von der Kirche immatrikuliert, das heißt angeeignet wurden. Es handelt sich um Gebäude und Terrains, die vormals kommunal und kollektiv genutzt wurden und für die keine Eigentümer in die Register eingeschrieben waren. Dieses rechtliche Vakuum nutzte die Kirche, um sich die Immobilien anzueignen.
Die Regierung übermittelte dem Kongress eine Liste der von der katholischen Kirche zwischen 1998 und 2015 erstmals registrierten Immobilien, und die Bischofskonferenz hat nach Angaben beider Parteien eine "erschöpfende" Untersuchung derselben in Absprache mit den verschiedenen Diözesen durchgeführt. Die Vermögenswerte wurden katalogisiert, nach Diözesen gegliedert und die Immatrikulationsverfahren der einzelnen Vermögenswerte wurden überprüft. Die Madrider Exekutive wird die lokalen Stellen und Register über die zurückgegebenen Immobilien informieren, damit diese entsprechende Regularisierungs-Prozesse einleiten können.
Die linke baskische Koalition EH Bildu protestiert: "Es handelt sich nicht um 965, sondern um 100.000 geraubte Vermögenswerte". Die EH Bildu-Abgeordneten Bel Pozueta und Oskar Matute haben die Regierung Sánchez aufgefordert, die gesamte Liste des von der Kirche immatrikulierten Eigentums zu veröffentlichen und von Amts wegen zu handeln, um "die illegalen Einschreibungen rückgängig zu machen" und die Objekte an seine legitimen Eigentümer zurückzugeben. Pozueta wies darauf hin, dass es sich nicht um 965, sondern um "100.000 Immobilien handelt, die seit 1947 enteignet wurden, 3.000 davon allein in Navarra". (LINK)
UND SONST … Eine Eisplatte in der Antarktis, so groß wie Araba und Bizkaia zusammen, hat sich 2017 vom Polareis gelöst und auf ihrem Weg nach Norden aufgelöst. Dabei hat sie 150 Millionen Tonnen Süßwasser freigesetzt, die sich auf die Lebenswelt des Ozeans auswirken. Forscherinnen fragen sich, welche Folgen das haben wird für das maritime Ökosystem und den Lebensmittel-Kreislauf. Erderwärmung = Klimakatastrophe.
(2022-01-24)
GUTE NACHRICHTEN AUS KUBA
Die dortige Medizinforschung ist auf dem Weg, wirksame Nasentropfen gegen Coronavirus zu entwickeln. Sollte das Projekt Erfolg haben bleibt die Frage, ob wir je in den Genuss dieser Tropfen kommen, oder ob wir warten müssen bis Pfizer oder andere ein ähnliches (deutlich teureres) Präparat auf den Markt bringt. Mambisa heißt das Präparat, das nach ersten klinischen Studien Sicherheit und Immunität verspricht. Auf der Grundlage seiner Erfahrung in der Erforschung und Herstellung kombinierter Impfstoffe entwickelt das kubanische Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) den Impfstoff Mambisa gegen Covid-19, der auf nasalem Weg verabreicht wird.
Im Gegensatz zu injizierbaren Impfstoffen, stimuliert das auf diesem Weg verabreichte Präparat die lokale Immunität in der Nasenschleimhaut, dem Eintrittsort von SARS-CoV-2, was eine frühe Neutralisierung des Erregers ermöglicht. Der Impfstoff Mambisa ist eine Kombination aus zwei genmanipulierten Proteinen: dem RBD-Protein des SARS-CoV-2-Spike und einem Protein des Hepatitis-B-Virus. CIGB-Forschungen haben gezeigt, dass das Protein des Hepatitis-B-Virus eine starke unterstützende Wirkung hat bei der Stimulierung der nasalen Immunität, was 2015 zu seiner Verwendung bei der Herstellung und Registrierung des therapeutischen Hepatitis-B-Impfstoffs HeberNasvac führte.
Beide Antigene werden mit Technologien hergestellt, die seit mehr als 25 Jahren zur Herstellung von Proteinen verwendet werden, die sich als Impfstoffe sicher, funktionell und wirksam erwiesen haben.Der Impfstoff wurde so konzipiert, dass er eine breite Immunantwort auslöst, die sowohl eine systemische als auch lokale Immunität in der Nasenhöhle und den Atemwegen umfasst. Die lokale Immunität der Schleimhäute ist wichtig, um die Vermehrung des SARS-CoV-2-Virus in der Nase zu verhindern, die der Ausgangspunkt für die Ausbreitung der Krankheit ist. Jüngste Studien haben gezeigt, dass die Nasenhöhle bei fehlender Schleimhaut-Immunität zu einem Coronavirus-Reservoir werden kann, wodurch der Patient dem Risiko einer Reinfektion oder der Übertragung der Krankheit auf andere ausgesetzt ist. Die Immunität der Nasenschleimhäute wird durch die Verabreichung eines intranasalen Impfstoffs erheblich stimuliert.
CIGB hat parallele klinische Studie der Phase I/II entwickelt, um die Sicherheit und Immunität schaffende Wirkung von Mambisa bei 120 gesundeten Covid-19-Freiwilligen zu untersuchen. In Phase I wurden drei Geräte zur nasalen Verabreichung verglichen, zwei davon in Spray- und eines in Tropfenform. Bei allen drei Geräten erwies sich Mambisa als ein sicherer Impfstoff. Die Nebenwirkungen waren meist leicht, es wurden keine schwerwiegenden Folgen beschrieben. In allen Gruppen verursachte Mambisa eine mehr als viermal höhere Anti-RBD-Reaktion gegenüber dem Ausgangswert, die Hemmwirkung gegen Covid war mehr als 20% höher, systemisch wie in der Nasenschleimhaut. Derzeit werden Freiwillige für eine klinische Studie der Phase II aufgenommen. Darüber hinaus wird derzeit eine klinische Studie der Phase II durchgeführt, um die Immun-Wirkung und Sicherheit einer Auffrischungsdosis von Mambisa bei 2.220 Personen zu untersuchen, die mit dem Impfstoff geimpft wurden.
Jüngste Veröffentlichungen in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften sowie von Immunologen weltweit haben auf die potenziellen Vorteile von nasalen Impfstoffen bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie hingewiesen. Allerdings befinden sich derzeit nur 11 Impfstoffe in der Phase der klinischen Forschung mit dem Ziel der nasalen Verabreichung. CIGB ist ein wissenschaftlicher Produktionskomplex, der zur Unternehmensgruppe BioCubaFarma gehört und sich der wissenschaftlichen Forschung und Innovation, der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Produkten, Anwendungen, Medikamenten und Impfstoffen von hohem Wert widmet. Ihre Innovationsprojekte und Produkte konzentrieren sich auf Schlüsselbereiche des biomedizinischen Sektors wie die Diagnose, Behandlung und Vorbeugung aller denkbaren Krankheiten. (LINK)
UND SONST … Nach den Groß-Demonstrationen für eine vollständige öffentliche Gesundheits-Versorgung räumt die baskische Regierung ein, dass 200 Stellen für Mediziner*innen und Kinder-Ärzt*innen unbesetzt sind, Begründung: es gäbe kein Fachpersonal. Die Opposition: “Kein Wunder, wenn nur kurze Verträge angeboten werden. SO gehen die Leute ins Ausland oder in die private System“.
(2022-01-23)
BLOSS WEG AUS BILBAO!
Bilbao erlebt den größten Bevölkerungsverlust der letzten zwanzig Jahre. Die Meldebehörde verzeichnet seit 2020 einen Rückgang von mehr als 5.000 Einwohner*innen (EW), wodurch die Stadt mit 345.000 Einwohnern den niedrigsten Stand seit den 1960er Jahren erreicht. Ein Schrumpfprozess, so schnell wie seit den 1990er Jahren nicht mehr. DAs Unterschreiten der Zahl von 345.000 EW wäre ein Meilenstein, es entspräche dem Stand der 1960er Jahre. Gründe dafür sind die Pandemie, die damit verbundene Wirtschaftskrise und der Rückgang der Zuwanderung. Denn die Balance von Zu- und Abwanderung wurde in der jüngeren Vergangenheit nur durch Migration erhalten. Die Zuwanderung von Menschen aus dem Ausland glich die “negative vegetative Bilanz aus“, denn jedes Jahr (schon vor der Pandemie so) gibt es viel mehr Todesfälle als Geburten.
VERÄNDERUNG DER TRENDS
Die Auswirkungen der Pandemie haben bei vielen das Bewusstsein dafür geschärft, wie wichtig (neben der Arbeit) ein angenehmes, entspannendes und gesundes Lebensumfeld ist. Bekanntlich bieten Städte keinen solchen Luxus. Bereits im ersten Pandemie-Sommer, nach dem dreimonatigen Lockdown, war klar, dass einige (die wirtschaftlich dazu in der Lage waren) die Stadt Richtung Umland verlassen wollten, das schon länger bekannte Castro-Urdiales-Syndrom, oder die Rückkehr in die umliegenden Dörfer. Was ist sonst passiert? Die Finanzkrise vor einem Jahrzehnt beschleunigte den bereits seit einiger Zeit spürbaren EW-Verlust in Bilbao, 2017 erreichte die Stadt mit 345.110 Einwohnern ihren Tiefpunkt. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs kam es dann zu einem anhaltenden Anstieg bis zum Januar 2020, als die Zahl von 350.184 Personen erreicht wurde. Dann kam die Pandemie und die Party war vorbei.
MIGRANT*INNEN WERDEN GEBRAUCHT
"Alles wird vom Gleichgewicht der Wanderungen abhängen", also von der Ankunft von Ausländer*innen. Und die kommen nur, "wenn es Wirtschaftswachstum gibt". Das Problem ist besonders in Bilbao sichtbar, betrifft aber das gesamte Baskenland. "Seit 2014 hängt das Bevölkerungs-Wachstum in Euskadi stark von der Ankunft von Menschen aus anderen Ländern ab. Deshalb ist es so wichtig, an Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität für Unternehmen zu gewinnen“, schreibt die interessierte Presse. Bilbao sei ein gutes Beispiel für die Abhängigkeit von Migrant*innen, denn der letzte Aufschwung bei der EW-Zahl, als die Zahl von 350.000 überschritten wurde, fand im Jahr vor der Pandemie statt, als mehr als 4.000 Menschen aus anderen Ländern einwanderten.
UND SONST … Zwischen 20 und 30.000 Personen haben in Bilbao, Gasteiz und Donostia gegen die Gesundheits-Politik der baskischen Regierung demonstriert und die unerträglichen Arbeitsbedingungen des Gesundheitspersonals angeprangert. Die aufrufenden Gewerkschaften versprechen weitere Mobilisierungen und schließen einen Streik nicht aus.
(2022-01-22)
ALLES HÄNGT ZUSAMMEN
Ein explodierender Vulkan in der Südsee verwüstet die Insel Tonga, provoziert einen Tsunami im Pazifik und schickt akustische Wellen um die Welt. Die werden in den Pyrenäen, 17.000 Kilometer vom Ursprungsort entfernt, zwei Mal festgestellt. Die ersten seismischen Wellen treffen 20 Minuten nach der Explosion ein, auf dem direkten Weg von Tonga in die Pyrenäen, sie kommen mit einer Geschwindigkeit von 8 Kilometern pro Sekunde. Die zweiten Wellen 16 Stunden später, nachdem die Druckwelle den Erdball überquert hat. Alles hängt zusammen.
Ölpest in Peru. Das südamerikanische Land ist mit einer Umweltkatastrophe konfrontiert, die die Küste vor Lima betrifft. Ein Öltanker entlädt gerade seine Fracht in einer zu Repsol gehörenden Raffinerie, als er von einer riesigen Welle getroffen wird, die durch den Vulkanausbruch bei Tonga ausgelöst wurde. Die starke Ölverschmutzung hat Folgen für die Küste, die Meerestiere und die lokale Wirtschaft. Die Regierung macht Repsol für die Ölpest verantwortlich, das Unternehmen versichert, dass es keinen Tsunami-Alarm gab. Alles hängt zusammen.
Die riesige, zig Quadratkilometer große Plastikinsel, die vor Kanada treibt, lässt sich nicht erklären mit einer verantwortungslosen Müllpolitik in jenem nordamerikanischen Land. Schuld sind die Meeresströmungen, die den Plastikmüll aus West-Europa sammeln und nach Kanada transportieren, eingeschlossen den Müll der beliebten Fiestas von Bilbo und Donostia. Alles hängt zusammen. Untersuchungen am Nordpol und am Südpol haben ergeben, dass das ewige Eis Partikel enthält, die vor fünfzig, sechzig Jahren hergestellt wurden: Nano-Kunststoffe. Die Nano-Technologie schafft biochemische Maschinen im Nano-Bereich. Ein Nano-Meter ist ein Milliardstel eines Meters, die Technologie befasst sich mit molekularen oder atomaren Prozessen. Die Nano-Technologie nutzt natürliche Prozesse durch direkte Manipulation, um einzigartige Konfigurationen zu erstellen, die tiefgreifende Auswirkungen haben. Nano-Kunststoffe sind Nano-Technologien für Kunststoffe. Und enden an den Polen. Sicher durch Meeresströmungen. Alles hängt zusammen.
UND SONST … In Bilbao haben 15.000 Personen gegen Impfung und den Covid-Pass demonstriert. Freiheit, Diktatur, Impfnazis … Teilnehmer*innen aus Gipuzkoa, und Navarra, 15 Busse aus Asturien, Kantabrien. Impfnazis.
(2022-01-21)
WIDERWÄRTIGE KICKEREI
Für viel Geld – sogenannte Öldollars – wird das spanische Supercup-Turnier ins Ausland verkauft, konkret nach Saudi Arabien. Nicht gerade der Nabel der Welt des Fußballs, aber schwerreich und immer auf der Suche nach politischem Whitewashing. Whitewashing? Die schlechten Nachrichten kommen immer von alleine. Der saudische Geheimdienst killt in der Botschaft in der Türkei einen systemkritischen Journalisten, der umgehend in Säure aufgelöst wird; die baskische Friedensbewegung beklagt seit Jahren, dass einmal im Monat aus dem Hafen Bilbao ein Frachter ausläuft, der baskisch-spanisches Militärmaterial in den Orient bringt. Keine guten Nachrichten für das Image des frauenfeindlichen Staates. Und dann ist da noch ein Krieg, ein vergessener Krieg, ein ziemlich schmutziger Krieg, der nicht zu gewinnen ist. Ein Krieg im Jemen, bei dem viele Bomben fallen und viele Kinder sterben. Die Saudis zahlen, die Industrie profitiert. Genau das beklagt die baskische Friedensbewegung.
Viele Fans aus Bilbao waren nicht anwesend zum spanischen Whitewashing-Supercup im Saudi-Land, um ihren Club Athletic zu unterstützen. Ein Sieg und eine Niederlage waren die Bilanz, zurück blieb ein guter Eindruck. Die baskische Reporterin durfte ins Mikro sagen, sie fühle sich nicht diskriminiert, und das Team war beinahe erfolgreich. Keine 24 Stunden nach der Abreise der Kicker standen wieder Bomben auf der Tagesordnung, einer der Gründe für die Notwendigkeit des spanisch-saudischen Whitewashing. Ein “notwendiger Angriff gegen die Hutis“ im Jemen. Bilbao war abgereist und doch präsent: Sport und Waffen. Whitewashing ist das Aufpolieren einer schmutzigen Weste mit medial gepuschten Aktionen. Wie einem in die ganze Welt televisiv übertragenen Supercup. Demnächst folgt eine Fußball-WM nach ähnlichem Schema. Viel Vergnügen auch!
UND SONST … Der baskische Tourismussektor zieht eine schlechte Jahresbilanz. Angesichts der “russischen Bedrohung in der Ukraine“ bietet die spanische Regierung eine “Verlegung spanischer Jagdbomber nach Bulgarien“ – die werden finanziert über einen Staatshaushalt, der linke und rechte baskische Zustimmung erhielt.
(2022-01-20)
DIE ÄRZTEKAMMER MOBILISIERT
Die Ärztekammer Bizkaia schließt sich der gewerkschaftlichen Mobilisierung am 23. Januar an, bei der das Ende der Kürzungen im Sozialbereich und Personal-Aufstockungen gefordert werden. "Die Zeit läuft ab, das institutionelle Engagement muss sich in konkreten Lösungen konkretisieren, sonst wird nicht die Pandemie unserem Gesundheits-System ein Ende setzen, sondern die Untätigkeit derer, die es verwalten". Mit diesem Satz endet das Kommuniqué, das der Vorstand der Ärztekammer gestern veröffentlichte, um seine Unterstützung für die Mobilisierung zu bekunden, die am kommenden Sonntag die Situation der Grundversorgung der baskischen Gesundheitsbehörde Osakidetza anprangern wird.
In dem Dokument wird betont, dass seit dem Eintritt der Omikron-Variante "die Spannungen im Gesundheits-System unseres Landes ungeahnte und nie dagewesene Dimensionen annehmen. Wenn die Pandemie in diesen zwei Jahren alle Beschäftigten im Gesundheitswesen in Schach halten konnte, steht die Grundversorgung am Rande des Zusammenbruchs", so die Einschätzung. Dringend müsse eine Strategie her, um das System um jeden Preis vor dem angekündigten Tod zu bewahren". - "Wir laufen Gefahr, dass die Primärversorgung zusammenbricht. Wenn das passiert, bricht das gesamte System zusammen und als Gesellschaft verlieren wir eine unserer grundlegenden Garantien: den Gesundheitsschutz".
AUSGEQUETSCHT
Das Ärztekollegium weist auf die "nie gelöste Arbeitsplatzunsicherheit" in der Grundversorgung hin und erklärt, dass die Beschäftigten dieses Dienstes "zu einer ohnehin schon übermäßigen und anstrengenden Arbeitsbelastung eine weitere, ebenso wichtige übernommen haben: die Betreuung der großen Mehrheit der COVID-19-Patienten". Nach der Aufzählung der zahlreichen Aufgaben des Gesundheits-Systems geht es zur die Situation der Pflegekräfte: "Sie haben das Gefühl, dass sie von den Verantwortlichen für die öffentliche Gesundheit vernachlässigt und ausgepresst werden". Mit diesen Argumenten begründet die Kammer ihren ungewöhnlichen Schritt, auf die Straße zu gehen. Drei Demonstrationen sind vorgesehen: in Bilbao, in Donostia und in Gasteiz um 12 Uhr.
UND SONST … Trotz des Millionen-Betrugs, den die Provinz-Regierung Bizkaia durch falsche Bauaufträge erlitten hat, versichert der Präsident der PNV, dass die Handlungen des Ex-Bürgermeisters von Alonsotegi (der mehrere Straftaten zugegeben hat) "keine Korruption" sei, weil es zu keiner unrechtmäßigen Bereicherung gekommen sei, weil die Verurteilten die falsche Subvention zur Begleichung einer Schuld der Stadtverwaltung bei einer Baufirma verwendeten.
(2022-01-19)
LEGION CONDOR ÜBERLEBT
In León, Region Kastilien, ist der offiziell älteste Mann der Welt gestorben. Saturnino de la Fuente wurde fünf Jahre vor dem Ersten Weltkrieg geboren, er wurde genau 112 Jahre und 344 Tage alt. Saturnino habe sein Leben am Dienstag nach dem Frühstück im Haus seiner Tochter ausgehaucht, sagte sein Schwiegersohn. Ein tiefer Seufzer, dann sei sein langes Leben “innerhalb weniger Sekunden wie eine Kerze erloschen“. Den Titel des ältesten lebenden Mannes hatte ihm das Guinnessbuch der Rekorde am 10. September vergangenen Jahres verliehen, nach dem Tod des Puertoricaners Emilio Flores. Am 12. Februar wäre Saturnino 113 geworden.
Allerdings habe er immer darauf bestanden, dass er schon am 8. Februar 1909 das Licht der Welt erblickt habe. Seine Eltern hätten ihn erst vier Tage später registrieren lassen. Dies sei damals wegen der hohen Kindersterblichkeit üblich gewesen. Eltern hätten sich den Papierkram gespart, bis einigermaßen sicher war, dass ein Baby überleben würde. 1933 heiratete er Antonina Barrio, mit der er acht Kinder hatte. Er überlebte nicht nur seine Frau, sondern auch drei seiner Kinder, zurück bleiben fünf Töchter, 14 Enkel und 22 Urenkel.
ZEITZEUGE HISTORISCHER EREIGNISSE
Saturnino hat in seinem Leben einiges durchgemacht und überstanden. 1937 wäre sein Leben im Spanienkrieg fast durch einen deutschen Flieger zu Ende gegangen. Er wurde unter den Trümmern eines Hauses verschüttet, auf das ein deutsches Kampfflugzeug der Legion Condor abgestürzt war. Die Legion Condor unterstützte damals im Auftrag Hitlers den Putschisten-Führer und späteren Diktator Franco. Aus den verlustreichen Kämpfen des Spanienkriegs, in dem zwischen 1936 und 1939 schätzungsweise 500.000 Menschen starben, konnte er sich wegen seiner geringen Körpergröße von nur 1,50 Metern heraushalten. Als Schuster, der Knobelbecher für die Soldaten Francos anfertigte, war er wichtiger.
In seiner Freizeit war Saturnino ein begeisterter Fußballer. Ende 2020 war er der erste, der in der Provinz León gegen Coronavirus geimpft wurde. Bis zuletzt habe er sich in einem relativ guten körperlichen und geistigen Zustand befunden, sagte sein Schwiegersohn. Sein Geheimnis für ein langes Leben? “Ein ruhiges Leben und füge niemandem Schaden zu“, sagte er bei einem seiner letzten Geburtstage. Einen Guinness-Nachfolger gibt es noch nicht, der nächste älteste Mann der Welt könnte der 112-jährige Venezolaner Juan Vicente Perez Mora sein, der am 27. Mai 1909 geboren worden sein soll. Die älteste Frau der Welt ist übrigens Kane Tanaka aus Japan, sie hat 119 Jahre hinter sich.
UND SONST … Eine tschechische Folksängerin soll sich absichtlich mit Corona angesteckt haben, um einen Covidpass zu bekommen, weil sie sich nicht impfen lassen wollte. Der Versuch endete mit ihrem Tod. Sohn und Ehemann, beide geimpft, beschuldigen nun Freunde, die Musikerin negativ beeinflusst zu haben. Solche Geschichten werden gerade gerne herumgereicht.
(2022-01-18)
GEFÄNGNIS: GEWALT OHNE AUSWEG
Gewerkschaften und Verbände im Strafvollzug quantifizieren die Aggressionen in den Gefängnissen auf eine sehr merkwürdige Weise. Sie dokumentieren nur (angebliche) Übergriffe und Gewaltakte von Häftlingen gegen Strafvollzugs-Bedienstete. Um Übergriffe und Misshandlungen durch Strafvollzugsbeamte oder zwischen Häftlingen kümmern sie sich wenig. Für sie zählt nur die eigene Sicherheit und ihre wirtschaftlichen Interessen. Anstatt sich mit den Gründen zu befassen, warum die Gefängnisse für niemanden sicher sind, beschränkt sich ihre Mühe darauf, sich als Vertreter der Autorität auszugeben, um den Schulterschluss zu stärken und bessere Gehälter zu fordern. Die mögen legitim sein, dürfen aber auf keinen Fall auf der Konstruktion eines verzerrten Bildes der Gefangenen als gewalttätige und aggressive Gruppe beruhen.
Diese Verbände begreifen nicht, was es heißt, Menschen einzusperren, sie durch Isolierung zu bestrafen, ihnen eine Privatsphäre und würdige Behandlung vorzuenthalten. Dass auf diese Art ganz logisch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass es zu Ausbrüchen und heftigen Reaktionen kommt. Und wenn die Gefangenen nicht auf diese Weise reagieren, dann deshalb, weil sie wissen, dass sie verlieren werden, wenn sie den Missbrauch der Autorität beklagen oder die Entrechtung anprangern. Die Aussage der Beamten hat immer Vorrang, die Gefangenen werden der Lüge bezichtigt und dafür bestraft.
Das schwerwiegende Problem des heutigen Strafvollzugs besteht darin, dass es nicht in der Lage ist, den Gefangenen einen Wiedereintritt in die Gesellschaft zu gewährleisten, die legendäre "Resozialisierung". Unfähig, die Rechtssicherheit der Inhaftierten zu gewährleisten und die gesetzlich verankerten Rechte wie Leben, würdige Behandlung, Privatsphäre und Gesundheit zu garantieren. Dies führt zu Gewalt und Spannungen unter den Gefangenen sowie zwischen Gefangenen und Gefängnispersonal. Es führt zu Frustration, Verzweiflung, Rachegelüsten, kurz gesagt, zu einem konfliktreichen und gewalttätigen Klima in den Gefängnissen. Dies kann nur durch alternative Modelle anstatt Bestrafung und Einsperren beseitigt werden. Die gibt es zwar, doch werden sie nicht angewendet. (César Manzanos ist Doktor in Soziologie, Mitglied der gefängnis-kritischen Organisation Salhaketa und schreibt in der Tageszeitung Gara)
UND SONST … In Bilbao wurden 50 Personen festgenommen in einer Operation gegen Menschenhandel mit Frauen. Die Opfer lebten in unmenschlichen Bedingungen und wurden sexuell ausgebeutet.
(2022-01-17)
BASKISCHE KORRUPTION
Ist hier noch eine Person, die sagt, sie hätte es nicht schon gewusst? Die baskische Bau-Industrie lief und läuft wie geschmiert. Mit Betonung auf geschmiert. Das hat nun auch ein Gericht festgestellt. Hochamtlich. Im Bilbao-Nachbarort Alonsotegi. Der ehemalige Bürgermeister – von den baskischen Christdemokraten, das muss festgestellt werden – und zwei Bauunternehmer wurden in einem Korruptionsfall für schuldig befunden. Dass sie nicht für Jahre ins Gefängnis gehen, liegt allein an der Tatsache, dass sie ihre Schmierereien zugegeben haben und das erschwindelte Geld zurückzahlen wollen. Immerhin 680.000 Euro an öffentlichen Geldern. Die Strafe von zwei Jahren Haft muss nicht angetreten werden.
Der Ex-Bürgermeister, zwei Bauunternehmer, ein Architekt und ein Gemeindeberater bekennen sich wegen Korruption schuldig. Sie hatten die Ausführung von Bauarbeiten vorgetäuscht, die nie ausgeführt wurden. Die Vereinbarung zwischen Anklage und Angeklagten muss noch unterzeichnet werden. Der Fall geht auf das Jahr 2011 zurück, als die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft ein Komplott schmiedeten, um an das Geld zu kommen (600.000 Euro von der Provinzverwaltung und weitere 81.392 Euro aus der Rathaus-Kasse). Sie nutzten die sintflutartigen Regenfälle im Herbst, um öffentliche Gelder für die Reparatur von drei Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Betrug bei öffentlichen Subventionen, Veruntreuung, Falschaussage und Täuschung – diese Arbeiten waren weder notwendig, noch wurden sie durchgeführt. Kommunale Berichte behaupteten die Notwendigkeit und die angebliche Durchführung.
Die angeblich saubere Weste der konservativ Baskisch Nationalistischen Partei PNV erhält immer mehr stinkende Flecken. Nach dem Urteil wegen der 3%-Kommissionen bei öffentlichen Aufträgen vor zwei Jahren ein weiterer Rückschlag für die Regierungspartei.
UND SONST … Athletic Bilbao kehrt mit einem Vize-Supercup aus Saudi Arabien zurück, wohin der spanische Fußball-Verband das Miniturnier verkauft hat. Im Interesse von allen. Die teilnehmenden Clubs verdienen Millionen, die Saudis können von ihren Kriegsverbrechen, vom in Salzsäure aufgelösten Journalisten Kashoggi und den fehlenden Frauenrechten ablenken. Whitewashing autoritärer Regime sagt die kritische Soziologie dazu. Im Fernsehen spielt es ohnehin keine Rolle, ob die Bälle in islamische oder katholische Tornetze purzeln.
(2022-01-16)
AUSGEBRANNTES PERSONAL
Die Pandemie führt baskische Gesundheits-Personal zu einem “Ausbrenn-Effekt“ und beschleunigt den Eintritt in den Ruhestand. Mindestens "60%" der Beschäftigten im Gesundheitswesen leiden unter arbeitsbedingtem Stress, weil die Arbeitsbelastung in den letzten zwei Jahren enorm zugenommen hat. Das baskische Gesundheitspersonal legt die Rechnung vor für die Arbeitsüberlastung durch die Pandemie. Die Zahl der Krankenpfleger*innen, die (vorzeitig) in den Ruhestand gehen, ist um 13% gestiegen, die Zahl der Ärzte, die ihre Laufbahn über 65 Jahre hinaus verlängern, ist erheblich zurückgegangen.
Ein Delegierter der baskischen Ärztegewerkschaft bringt es auf den Punkt: "Man geht resigniert ins Krankenhaus, weil man viele schwerkranke Patienten sieht. Sie beginnen Ihre Schicht und wissen, dass Sie die ganze Nacht nicht schlafen werden. Die Atmosphäre unter den Kollegen ist nicht mehr dieselbe. Wir haben keine Zeit, uns zu entspannen, über andere Dinge zu reden oder nach der Familie zu fragen. Auf der Intensivstation sind wir zu 200% ausgelastet, die Überlastung erzeugt Stress und Ängste. Die Pandemie dauert nun schon zwei Jahre an, und es ist psychologisch schwierig, mit so vielen kranken Patienten umzugehen. Oder die Zunahme der durch Coronavirus verursachten Todesfälle auf der Intensivstation psychisch zu bewältigen“.
Die Worte spiegeln die Erschöpfung wider, unter der ein großer Teil der Mitarbeiter von Osakidetza nach 22 Monaten intensiver Arbeit leidet. Ohne Aussicht, dass sich das Szenario kurz- oder mittelfristig ändern wird. Ein Beispiel für das Burnout-Syndrom oder "Ausgebrannt-Sein". Das Syndrom tritt auf, wenn Berufstätige über einen längeren Zeitraum einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind, zu der noch andere Faktoren kommen. Eine davon ist die Form, wie diese Arbeit von der Behörde organisiert wird. Personalmangel, fehlender Ersatz für kranke Kolleg*innen, oder die Tatsache, dass Fachkräfte Doppelschichten arbeiten und ihre Stundenpläne ändern müssen.
Das Problem gab es bereits vor 2020, doch in den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Burnout-Betroffenen Arbeitnehmer sprunghaft angestiegen. Zwar gibt es keine neuen offiziellen Statistiken, aber Studien. Ein Psychiater, zuständig für die psychologischen Hilfsprogramme der Ärzte- und Krankenpflegevereinigung in Bizkaia, schätzt, dass 60 % des Gesundheits-Personals "in unterschiedlichem Maße" betroffen sind. Sie beobachten einen Anstieg der Zahl der Beschäftigten, die um psychologische Hilfe bitten: "70% tun dies aufgrund des Burnouts bei der Arbeit mit Covid ". Akute Fälle machen eine Behandlung und Freistellung von der Arbeit notwendig. Unter erfahrenen Fachleuten gibt es nicht wenige, die Vorruhestand in Erwägung ziehen oder die Karriere abzubrechen.
Die Gewerkschaft SATSE hat einen erheblichen Anstieg von Anfragen älterer Krankenpfleger*innen registriert, "die nicht mehr klarkommen und sich über vorgezogenen Ruhestand informieren". Junge Kolleg*innen fragen nach Möglichkeiten der Versetzung aus der Primärversorgung, dem Bereich, in dem der Anteil der "Ausgebrannten" aufgrund der Arbeits-Bedingungen am höchsten ist. In Pflege und Medizin ermöglicht Osakidetza seit 10 Jahren eine Verlängerung der Berufstätigkeit über das 65. Lebensjahr hinaus, über jährliche Verlängerungen. Hier kam es zu einer Trendwende während der Pandemie. 13% mehr Vorruhestand, eine Verlängerung der Berufstätigkeit kommt für immer weniger Betroffene in Frage, bei Ärztinnen fiel die Zahl von 100 auf 60. Ein Arzt bedauert, dass " uns weder die arbeitsmedizinischen Dienste noch die Leitung der Zentren fragen, wie es uns geht und wie wir uns fühlen".
Das Burnout-Syndrom kennt keine Altersgruppen. Nach Geschlecht betrachtet sind Frauen aufgrund der Doppelbelastung (Beruf und Familie) häufiger betroffen. Viele mussten sich wegen psychischer Probleme krankschreiben lassen, mit Schuldgefühl und dem Eindruck, ihre Kollegen im Stich zu lassen. Die ausgebrannten Fachkräfte "entmenschlichen die Patienten", handeln wie Automaten, die Qualität der Pflege ist in Frage gestellt, Fehler werden gemacht. " Präventivmaßnahmen sind notwendig, um solche Situationen zu vermeiden. Hausarzt Ángel García ist mit 64 in den Ruhestand gegangen. "Ich liebe meinen Beruf, aber die Vernachlässigung der medizinischen Grundversorgung durch die Verwaltung ist enorm, sie ist zu einer Katastrophe geworden. Wir Fachleute wurden schlecht behandelt". Einführung der computergestützten Anamnese, keine Personalaufstockung, kein Ersatz für Krankenstand, Überlastung, fehlender Schutz älterer Kolleg*innen waren einige der Gründe dafür.
UND SONST … Das große mediale Ablenkungsmanöver ist zu Ende. Ein Tennis spielender Impfgegner wird ausgewiesen. Arroganz, mit einem VIP-Ausweis ungeimpft in ein Land einzureisen, in dem Impfung vorgeschrieben. Alle durften sich mit einer der Seiten identifizieren. Impfen oder nicht. Solidarisch mit dem Millionär oder nicht. Dahinter die Geschichte der deportierten armen Migrantinnen ausgeblendet.
(2022-01-15)
INFORMATIONSMANGEL, STRATEGIEVERLUST
Zu Wochenbeginn informierte die baskische Gesundheits-Senatorin das Parlament, dass ab sofort nicht mehr alle Infektionsdaten über Coronavirus erfasst werden, sondern nur noch Fälle mit schweren Symptomen oder solche mit Personen aus gefährdeten Gruppen. Kurz danach wurde in den Medien der Rückgang der Übertragungsrate gemeldet, kein Wunder, wenn nicht gezählt wird, sinken die Zahlen. In den sozialen Netzwerken wurde dies mehrfach erwähnt und kritisiert.
Dumm genug, dass diese verweigerte Informations-Sammlung die beiden wichtigsten Elemente der Strategie der Regierung Urkullu in Frage stellt. Erstens die Impfung und zweitens der Covidpass. Zum ersten, wenn nicht alle Ansteckungen dokumentiert werden, weiß niemand, ob eine Person eine Auffrischungsdosis benötigt oder erst in einigen Monaten, weil sie eben Covid durchgemacht hat. Folglich gibt der Pass auch nicht genau wieder, ob das Impfprotokoll korrekt eingehalten wurde. Er kann unvollständig sein, wenn die Krankheit erst kürzlich durchgemacht wurde und dies in keinem Register vermerkt ist.
Andererseits (so die Erfahrung einer Familie in Donostia), hat Osakidetza nicht nur aufgehört, Positivbefunde zu registrieren, verweigert werden auch PCR-Tests für die Antragsteller*innen, die ihren Covid-Pass gemäß EU-Vorschriften aktualisieren wollen. Die Regierung nimmt also ihren eigenen Pass nicht ernst, provoziert Chaos, und missachtet die Empfehlungen internationaler Gremien: das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten, in denen es ausdrücklich heißt, dass Screening und Tests für die Kontrolle der Übertragung unerlässlich sind.
Scheinbar soll der Pandemie schnell ein Ende gesetzt werden: nicht mit Schutzmaßnahmen, sondern mit Neudefinitionen, Statistikverfälschung und Testverweigerung. Die (ebenfalls zweifelhafte) die Europäische Arzneimittelagentur hat gewarnt, es sei noch zu früh, Covid als normale Krankheit zu betrachten. Beim überstürzten Vorgehen der baskischen Exekutive, ohne Plan, wird die Bevölkerung die Konsequenzen tragen.
UND SONST … Die Bewegung der Rentnerinnen und Rentner des Baskenlandes zeigt Stärke. In den Hauptstädten wurde verschiedene Demonstrationen organisiert, in Bilbo gingen 12.000 durch die Straßen. Für eine würdige Existenz, ausreichendes Einkommen für allein lebende Frauen.
(2022-01-14)
SCHULSTREIK IN IPARRALDE
Die Gewerkschaften der Lehrkräfte haben für den gestrigen Streik in Iparralde (Nord-Baskenland) eine Rekordbeteiligung festgestellt. Gestreikt wird im ganzen französischen Staat, und im Baskenland ein wenig entschlossener. Bei dem Ausstand geht es um die chaotischen und nicht nachvollziehbaren Handlungs-Protokolle für die Schulen während der Pandemie. Wie üblich bei Streiks sind die von Gewerkschaften und öffentlichen Stellen gemeldeten Zahlen sehr unterschiedlich. Halten wir uns an die Gewerkschaften. Rund 1.000 Menschen versammelten sich anlässlich des Streiks in Baiona, der größten Stadt von Iparralde, Hauptstadt der baskischen Provinz Lapurdi (Labourd).
Wie im Vorfeld abzusehen war, mussten (am Donnerstag 13.1.2022) zahlreiche Schulen wegen des Protests gegen die neuen Gesundheits-Protokolle geschlossen werden. Dem Aufruf aller Lehrkräfte-Gewerkschaften folgen nach Angaben der Mehrheits-Gewerkschaft der Grundschulen (SNUIPP-FSU) 75%, nach Angaben der Schulbehörde Bordeaux waren es nur 38,5%. Weil zahlreiche Schulen ihre Pforten schließen mussten, organisierten die Gemeinden für die Schüler*innen ein Mindestangebot an Betreuung. Neben den öffentlichen Schulen und den privaten Baskisch-Schulen (Euskara ist in Frankreich keine offizielle Sprache) haben sich auch private katholische Schulen dem Streik angeschlossen, eine außergewöhnliche Tatsache.
Die Kundgebung vor der Unterpräfektur von Baiona “besuchte“ auch den Sitz der Akademischen Aufsichtsbehörde und das Rathaus, um danach zum Ausgangspunkt der Demonstration zurückzukehren. Rund 1.000 Menschen versammelten sich, Vertreter*innen verschiedener Gewerkschaften wurden in der Unterpräfektur empfangen.
ZAHLEN-STREIT
Die Lehrkräfte-Gewerkschaften sprechen von einer Rekordbeteiligung. Die Gewerkschaft spricht auch von der Wahlbeteiligung der Schulassistent*innen und -anderen Helfer*innen, die die auf 80% beziffert werden. Eine unbestreitbare Tatsache war die Vielfalt der Protest-Teilnehmer*innen, denn neben Lehrkräften nahmen diesmal auch Schulleiter*innen und sogar Inspektor*innen der Schulaufsichtsbehörde teil. Auch Eltern und einige Schüler*innen waren anwesend.
Minimale Betreuungsdienste mussten organisiert werden. In Baiona zum Beispiel wurden von den 25 städtischen Schulen 12 geschlossen, Schüler*innen, die nicht alleine zu Hause bleiben können, wurden von der Stadtverwaltung betreut. Dasselbe in Donibane Lohizune, Angelu, Bidarte und Ziburu. In Schulen, die geöffnet blieben, mussten alternative Stundenpläne organisiert werden.
KRITIK AN REGIERUNGS-POLITIK
Die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen sind im ganzen Staat auf breite Kritik gestoßen. Prognosen über streikende Lehrer*innen und geschlossene Schulen gingen von einer hohen Beteiligung aus. Die Mehrheitsgewerkschaft in den Sekundarschulen, SNUIPP-FSU, meldet auf Landesebene 62%, während das Bildungsministerium von 23,7% spricht. In Paris zum Beispiel wurden 200 Schulen geschlossen.
SCHULBEGINN NACH WEIHNACHTEN
Die Rückkehr zur Schule nach dem Ende der Weihnachtsferien ist im Nord-Baskenland alles andere als ruhig verlaufen. Der französische Bildungsminister Michel Blanquer wartete mit der Bekanntgabe des Gesundheits-Protokolls (mit dem der exponentielle Anstieg der Covid-19-Fälle bewältigt und das Hauptziel, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten, erreicht werden soll) bis zum Vorabend des Unterrichtsbeginns am Montag, dem 3. Januar.
Als der Unterricht dann wieder aufgenommen wurde, waren 5% der Lehrkräfte krankgeschrieben, zwischen 10 und 15% der Schüler*innen mussten zu Hause blieben. Nicht mehr gültig ist die Regel aus früheren Phasen der Pandemie, nach der ganze Klassen nach Hause geschickt werden, sobald ein positiver Fall verzeichnet wird. Stattdessen wurde beschlossen, ein dreifaches Prüfungssystem einzuführen, bestehend aus einem Apothekentest und zwei Selbsttests, um den Kontaktpersonen die weitere Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen. Die daraus resultierende Warteschlange in den Apotheken und Laboratorien wurde für die Familien und natürlich auch für die Lehrer*innen zum Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Geduld war vorbei.
Angesichts dieses Zusammenbruchs kam Premierminister Jean Castex seinem Kollegen Blanquer zu Hilfe, und stellte im Fernsehen zur besten Sendezeit seine Idee vor, den Umgang mit Ansteckungen zu "beschleunigen", was nicht einmal eine Woche lang Bestand hatte. Die Tests in der Apotheke wurden gestrichen, den Familien wurde vorgeschlagen, ihre Kindern an drei aufeinander folgenden Tagen zu testen, um das ersehnte negative Ergebnis zu erhalten und damit den weiteren Schulbesuch zu sichern.
SCHNAUZE VOLL
Diese Ankündigung hat die Gewerkschaften nicht beruhigt, FSU64, SE-UNSA64, FNEC-FP-FO64, SNUIPP-FSU und LAB unterstützten den Protesttag, der von den wichtigsten Elternverbänden mitgetragen wird. Diese "Apas" fordern die Familien sogar ausdrücklich auf, ihre Kinder nicht zur Schule zu bringen. Barthélemy Mottay, Departements-Sekretär von SNUIPP-FSU sagte in Erklärungen gegenüber Kazeta.eus, das Lehrpersonal sei durch der Pandemie "überdrüssig", das letzte Protokoll aus Paris sei "nicht praktikabel und unwirksam".
"Trotz eines negativen Tests ist es möglich, dass ein Schüler in den folgenden Tagen positiv getestet wird, was bedeutet, dass das Risiko einer Infektion weiterhin besteht", erklärt er. Zudem handele es sich bereits um Vorwahlkampf, deshalb konzentriere sich das Interesse der Regierung seiner Meinung nach auf Medienkampagnen. "Minister Blanquer rühmt sich zwar, dass die Schulen in Frankreich noch geöffnet sind, aber in Wirklichkeit stehen die Klassenzimmer leer", klärt Mottay auf.
WIDERSPRÜCHLICH
Er kritisiert "das hohe Maß an Widersprüchen", das seiner Meinung nach die Gesundheitspolitik in den Schulen kennzeichnet. Krankheitsbedingte Fehlzeiten werden nicht abgedeckt. Während die Gewerkschaften eine Aufstockung des Personals fordern, "hat das Ministerium entschieden, anstatt Leute einzustellen auf pensionierte Lehrer*innen zurückzugreifen, gefährdete Personen also". Die Gewerkschaften teilen zwar das Ziel, die Schulen offen zu halten, sind aber der Ansicht, dass dies auch bedeutet, dass die notwendigen Mittel bereitgestellt werden müssen, damit der Unterricht unter Bedingungen stattfinden kann, die für die verschiedenen Akteure akzeptabel sind.
In der zweiten Woche seit Unterrichtsbeginn sind weder die Tests, noch die Masken und schon gar nicht die versprochenen CO2-Messgeräte in den Schulen angekommen. Daher erklären die Gewerkschaften in ihrem Mobilisierungsaufruf: "Der heutige Streik ist ein Ausdruck des allgemeinen Unbehagens". Sie hoffen auf Maßnahmen, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten, da die Inzidenzrate von Covid-19 im Departement Ipar Euskal Herria zwischen dem 2. und 8. Januar bei 2.852,7 Fällen pro 100.000 Personen lag. (QUELLE)
UND SONST ... Ausgerechnet im patriarchalen und kriegführenden Saudi Arabien knüpft Athletic Bilbao an alte Erfolge an. Das Halbfinale im spanischen Supercup gegen eine Madrider Weltauswahl verlief erfolgreich, nun wartet im Finale eine weitere Madrider Weltelf. Hier fließen Millionen, wenn sie schon nicht für Waffenkäufe benutzt werden für Kriegsverbrechen im Jemen.
(2022-01-13)
DER BEHAUPTETE CORONA-HOLOCAUST?
Im Covid-Gespräch beim Einkaufen erzählte eine Freundin aus Bilbo, dass sie mittlerweile zwei Personen gesehen habe, die gelbe Sterne trugen zum Zeichen ihrer Covid-Impf-Ablehnung. Darunter eine Nachbarin. Etwa die verschieden-farbigen Dreiecke, die Juden, Kommunisten, Roma oder Schwulen von den Nazis an die Brust geheftet wurden? Nein, es müssen fünf- oder sechs-zackige Sterne gewesen sein. “Bei der kleinen Anzahl von Negationisten, die es im Baskenland gibt, muss diese Idee aus dem Ausland gekommen sein“, war mein Gedanke. Internet gab mir Recht.
Antisemitisch oder nicht: In halb Europa wurden bei Protesten gegen Covid-Maßnahmen und gegen Kampagnen, die für Impfstoffe gegen das Virus warben, Symbole und Bilder des Holocaust zweckentfremdet. Dabei werden das Naziregime (antisemitisch, rassistisch, frauenfeindlich, fremdenfeindlich und homophob) und seine mörderischen Handlungen mit den aktuellen Pandemie-Maßnahmen verglichen. In London marschierten Demonstranten "für die Freiheit", mit gelben Sternen, in Form des sechszackigen Davidsterns. Das Symbol mussten Juden in Nazi-Deutschland nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 auf ihrer Kleidung tragen, um als Juden erkannt zu werden. Dieselben Demonstranten trugen Schilder mit Slogans wie "Holocaust mit Covid-Spritzen".
In Avignon wurde der EU-Pass für geimpfte Personen mit dem Antisemitismus der Nazis verglichen. "Die Nazis begannen damit, Kindergärten und Kinos für Juden zu verbieten“. Ein Bild aus französisch-sprachigen rechtsextremen Foren (hundertfach auf Facebook) vergleicht Juden in Deportationszügen auf dem Weg in die Gaskammern mit Menschen, die zur Covid-Impfung anstehen. Der Bild-Untertitel: "Sie dachten, es sei nur eine Dusche – sie dachten, es sei nur eine Spritze".
Eine französische Krankenschwester weigert sich, den Covid-19-Impfstoff zu verabreichen, sie twitterte, dass sie an keinem "medizinisches Experiment" teilnehmen wolle, das gegen die "Nürnberger Gesetze" verstoßen würde. Diese antisemitischen und rassistischen Gesetze, die 1935 in Nazi-Deutschland erlassen wurden, verboten die Reichsbürgerschaft für Juden und die Eheschließung zwischen Deutschen und (deutschen) Juden. Ein tschechischer Abgeordneter veröffentlichte eine Collage, in der die Botschaft der am Konzentrationslager Auschwitz angebrachten Aufschrift "Arbeit macht frei" in "Impfung macht frei" umgewandelt wurde.
In Deutschland gab Demo-Schilder mit der Aufschrift: "Masken machen frei" oder "Impfen macht frei". Auf einer Demonstration im November 2020 zog eine junge Frau eine Parallele: "Ich fühle mich wie Sophie Scholl, weil ich mich seit Monaten aktiv an der Widerstandsbewegung beteilige". Sophie Scholl und ihr Bruder Hans gründeten 1942 die Gruppe "Weiße Rose", zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe wurden sie verhaftet und hingerichtet, nachdem sie beim Verteilen von Anti-Nazi-Flugblättern erwischt worden waren.
ZURÜCK INS BASKENLAND
Bei einem Abschiedskonzert in Gasteiz hat Sänger Evaristo als Frontman der legendären Punkband La Polla Records (aus den 1990er Jahren) eine Fahne mit dem durchgestrichenen Symbol der Welt-Gesundheits-Organisation WHO hochgehalten und Impfgegnerinnen das Mikrofon überlassen. Ganz nebenbei trug Evaristo eine gelbe Armbinde mit einem Stern. Ein Teil der Besucherinnen fühlte sich animiert, die vorgeschriebenen Masken abzulegen, von physischer Distanz war ohnehin keine Rede.
UND SONST … im ganzen Baskenland Proteste wegen des Frauenmordes in Navarra und gegen die Kürzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich.
(2022-01-12)
VOGEL STRAUSS
Erinnert sich jemand an Vogel Strauß-Politik? Internet klärt auf. Der Begriff bedeutet, den Kopf in den Sand zu stecken, eine Redewendung, die steht für: Eine drohende Gefahr nicht sehen wollen, die Augen vor unangenehmen Realitäten verschließen oder bestimmte Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis nehmen.
Der Ministerpräsident des spanischen Regierung hat soeben praktisch demonstriert, was dies in der Praxis bedeutet. Weil die Pandemie nicht zu bewältigen ist, wird sie weg-definiert. Augen zu – und schon ist die Pandemie verschwunden! Die Erklärung von Sanchez auf dem Höhepunkt der Pandemie, der gleichzeitig den Tiefpunkt der Gegenmaßnahmen darstellt: “Wir müssen überlegen, ob der Begriff Pandemie noch angemessen ist, die gegenwärtige Situation zu beschreiben, stattdessen sollten wir von einer endemischen Krankheit sprechen“. Endemisch bedeutet: häufig vorkommend.
Dieser Versuch, von der Schwere der Situation und der Unwirksamkeit der eigenen Maßnahmen abzulenken, war ebenso dumm wie durchsichtig. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Von höchster und von niedrigster Ebene. Sanchez Versuch der Um-Definierung wurde als “Banalisierung“ und als “Vergrippung“ der Pandemie bezeichnet. Von der Welt-Gesundheits-Behörde WHO kam die Rüge, es sei viel zu früh, von einem Ende der Pandemie zu sprechen, gerade jetzt, auf dem Höhepunkt der Ansteckungen, wenn niemand den weiteren Verlauf erahnen kann. Alle zu Rate gezogenen Ärztinnen und Epidemiologinnen waren sich in ihrer Ablehnung einig. Auch von ganz unten – die baskische Gesundheits-Verantwortliche, wurde diese Haltung bekräftigt. Das Madrider Manöver wurde zum Rohrkrepierer.
An anderer Stelle jedoch, war man sich durchaus einig im Strategiewechsel, der angesichts des Zusammenbruchs des Gesundheits-Systems und der Wirkungslosigkeit aller Gegenmaßnahmen angeordnet wird: Selbsthilfe ist angesagt. Erst sollten “die sich krank fühlen“ im Krankenhaus ihren Test selbst machen. Jetzt sollen sie gar nicht mehr kommen, sondern die Eigenversorgung zu Hause abwickeln. Selbst ist die Frau! Versorgt werden nur noch multiple Patientinnen, Schwangere und besonders gefährdete Gruppen. Der Rest wird unsichtbar gemacht, Outsourcing heißt das in der Industrie, was anderes ist das kranke Gesundheits-System ja gar nicht mehr.
Das Manöver hat drei Vorteile. Erstens wird der Kollaps des Systems verschleiert, die Krisensuppe kann mit dem ungenügenden Personal auf Normalflamme weitergeköchelt werden. Zweitens wird vom desaströsen Zustand des Systems abgelenkt, mit dem in den vergangenen zwei Jahren viel zu viele ihre schlechten Erfahrungen gemacht haben. Zu viele wissen seither aus eigener Erfahrung, was Sozialkürzungen bedeuten. Drittens wird die Zahl der Positiv-Fälle nach unten gedrückt. Denn wo Testergebnisse nicht mehr registriert werden, wo unklar bleibt, ob positiv oder negativ, da sinken die Zahlen automatisch (außer bei Intensivstationen und Friedhöfen). Gehen die Zahlen runter, kann sich wiederum Herr Sanchez freuen und sich in seiner Banalisierungs-Strategie bestätigt fühlen.
UND SONST … Am ersten Tag fehlten im Baskenland 800 Lehrerinnen beim Unterricht, am zweiten waren es 500 mehr, macht 8% des Personals. In Israel wurde mit der Verabreichung der vierten Pfizer-Dosis begonnen, entgegen der Empfehlung des Herstellers und der WHO, nach deren Meinung der Stoff für eine vierte Impfung noch nicht ausreichend untersucht ist.
(2022-01-11)
AUFRUF ZUR VERTEIDIGUNG DER GESUNDHEIT
Das Jahr ist vorbei, wir blicken zurück auf die Ereignisse des Jahres 2021. Gute Vorsätze für das neue Jahr. Die Föderation der Nachbarschafts-Vereinigungen Bilbao ruft zu einer Mobilisierung auf gegen Kürzungen im Gesundheitswesen und für die Rückkehr zur persönlichen Betreuung. Die Institutionen sprechen von Defiziten beim Gesundheitspersonal, bei der technischen Ausrüstung ... als Nutzer*innen dieser Dienste sehen wir jedoch große Lücken und schlechte Planung. Personalmangel ist ein strukturelles Problem. Wenn es heute schon schwierig ist, die krankheitsbedingte Abwesenheit von Mitarbeiter*innen auszugleichen, was passiert dann erst mit Stellen von Angestellten, die in den Ruhestand gehen?
Während die Regierung die Vorteile der telefonischen Kranken-Betreuung preist und telematische Alternativen statt persönlichen Terminen sucht, leidet die Bevölkerung unter dem völlig unzureichenden Service, ist mit langen Warteschlangen konfrontiert, hat Probleme bei der Vereinbarung eines Termins beim Hausarzt, ganz zu schweigen von Terminen bei Fachärzt*innen. Bei den letzten Änderungen der Betreuungs-Protokoll ist die Rede von Selbsttests, Selbst-Tracking und Eigendiagnosen.
Alles deutet darauf hin, dass mit der gezielten Verschlechterung der öffentlichen Gesundheitsfürsorge das private Gesundwesen gefördert werden soll. Das können wir nicht akzeptieren. Es ist an der Zeit, die prekäre Situation öffentlich anzuprangern und ein dezentralisiertes, lokales, persönliches und hochwertiges öffentliches Gesundheitssystem zu fordern. Deshalb rufen wir die Bevölkerung von Bilbo auf, uns am, am 12. und 19. Januar 2022 (jeweils Mittwoch) vor den Gesundheits-Zentren in unseren Vierteln zu demonstrieren. Seit Beginn der Pandemie haben die Bürgerinnen und Bürger angesichts der widersprüchlichen Maßnahmen eine beispielhafte Geduld bewiesen, angesichts der Unzulänglichkeiten der öffentlichen Verwaltung mussten in unseren Stadtvierteln private Solidaritätsnetze geschaffen werden, insbesondere während des Lockdowns. Nun ziehen wir Bilanz und fordern Rechenschaft, wir fordern, der Verschlechterung der öffentlichen Dienstleistungen, vor allem der öffentlichen Gesundheitsversorgung, ein Ende zu setzen. Wir fordern deshalb für das Jahr 2022:
* Rückkehr zur persönlichen Betreuung ohne lange Wartezeiten, * Wiederherstellung des nächtlichen Betreuungs-Dienstes im Zentrum von Deusto * Kein Mangel in der Gesundheits-Versorgung unserer Kinder in den Stadtvierteln * Versorgung der älteren Menschen, ohne Warteschlangen, mit speziellen Altersangeboten * Schwangere sollen den Hebammen-Dienst wieder in Anspruch nehmen können * Der SAMUR-Notfall-Dienst muss aufrechterhalten werden, als weiteres Instrument für die Versorgung der Bevölkerung * Die Bevölkerung soll wieder Zugang haben zu ihren vertrauten Hausärzten * Würdige Arbeits-Bedingungen für das Gesundheits-Personal von Osakidetza, ohne Überlastung durch Patienten-Zahlen, mit dem Recht auf Ruhezeiten, ohne Verkürzung der Öffnungszeiten der Gesundheitszentren * Die Betreuung im Bereich psychische Gesundheit muss ausgebaut werden, um die Tabus der Vergangenheit zu überwinden * Es müssen ausreichend Stellen geschaffen werden, um notwendige Vertretungen zu gewährleisten und die in den Ruhestand gehenden Mitarbeiter*innen zu ersetzen.
Um all dies zu erreichen, ist der Einsatz der Bevölkerung notwendig, auf der Straße müssen wir für ein öffentliches, persönliches, nahes und hochwertiges Gesundheitssystem eintreten.
UND SONST … Nach dem zweiten tödlichen Arbeitsunfall des Jahres 2022 verzeichnete das Baskenland am selben Tag den ersten Frauenmord (crímen de violencia machista). In Tutera (Tudela, Navarra). Die Lehrerin kam nicht zum Schulbeginn, war nicht zu erreichen und wurde von der Feuerwehr erstochen aufgefunden. Der Ex-Lebensgefährte ist untergetaucht und wird von der Polizei gesucht.
(2022-01-10)
AUSFÄLLE
Es fehlen Busfahrer*innen, es fehlen Zugführer*innen, die Gasflaschen-Lieferanten kommen nicht, einige Geschäfte bleiben zu, 800 Lehrer*innen fehlen, im Gesundheitsbereich sind 5% abwesend … weil zu viele Menschen von Covid betroffen sind, in allen Bereichen der Gesellschaft. Deshalb wird nun, mit der Ausrede, dass Omikron nicht so schwerwiegend wirkt, die Zahl der Krankentage nach Ansteckung reduziert. Waren es bisher 10 Tage, sollen die Patient*innen jetzt schon nach fünf Tagen zurück an die Front geschickt werden. Der kapitalistische Kreislauf ruft.
Das Todesrisiko erhöht sich bei Nicht-Geimpften um das Zwanzigfache, lässt die baskische Gesundheitsbehörde verlauten. Gleichzeitig wird überall gemeldet, dass zwei Drittel der zuletzt in Krankenhäuser eingelieferten Patient*innen nicht geimpft waren. Ob die Zahlen stimmen? Dahinter steckt unverhohlen die Absicht: bisherige Impfverweigerer zu nötigen, den Arm doch noch hinzuhalten. Weil ständig von Kollaps der Gesundheitsdienste die Rede ist, kommt die Feststellung einer Schuldzuschreibung gegenüber den Verweigerern gleich: “Ihr seid für den Kollaps verantwortlich“. Fehlt nur noch der kleine Schritt dahin, Ungeimpfte für Krankenhaus-Aufenthalte bezahlen zu lassen. Weil sie die Schuld tragen.
Weit von den ursprünglichen Hoffnungen entfernt – ganz wirkungslos kann die Impferei nicht gewesen sein. Sie hat zwar entgegen den Versprechungen das Fortschreiten der Pandemie nicht aufgehalten, manche erkrankten trotz Impfung zwei oder drei Mal. Doch hat sie die Schwere der Krankheit reduziert, weitere Ansteckungen verhindert und Todesfälle vermieden – das sozialdemokratische Pandemie-Bekämpfungs-Modell. Selbstverständlich sind solche Medienberichte ganz im Interesse der Pharmaindustrie und deren Milliardenprofite, die durch jede neue Impfrunde garantiert wird, die dritte, die vierte, die ....
UND SONST … Euskadi verzeichnet den ersten tödlichen Arbeitsunfall des Jahres, ein 47-Jähriger ist in Gasteiz vom Bau gestürzt. Und wieder war es ein Arbeiter eines Sub-Unternehmens. Manche Dinge ändern sich nie, weil entsprechende politische Entscheidungen nicht getroffen werden. Prekarität ist gewollt, Unfälle werden billigend in Kauf genommen.
(2022-01-09)
DIE OMIKRON-HOFFNUNG
Unsere Kolumnen-Leserinnen fragen verzweifelt, weshalb diese Monats-Kolumne mit “Hoffnung“ überschrieben ist. Die Antwort ist einfach, nachdem Expertenstimmen laut geworden sind, die eine 100%-Ansteckung regelrecht herbeibeten. Weil alles andere nicht geholfen hat, soll nun die Pandemie selbst helfen. In Form der bisher humanitärsten Variante der Zoonosen-Konsequenz (was bedeutet nochmal Zoonose …). Die einzige und letzte Chance, doch noch den Herdentrieb zu erwischen, sprich: die zu Covid-Beginn so verzweifelt beschworene Herden-Immunität.
"Angesichts des Omikron können wir nur entscheiden, wie schnell wir alle infiziert werden“, sagt zum Beispiel der Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Infektionskrankheiten der Universitäts-Klinik Navarra. Er rechnet in den kommenden Wochen mit einer enormen Belastung des Gesundheits-Systems (was nicht besonders schwer zu erahnen ist). Nach dem Gipfel kommt das Tal, dafür prophezeit unser Experte einen starken Rückgang der Ansteckungsgefahr.
Der Mikrobiologe versichert, dass die Omikron-Variante "über uns hinweggeht und wir praktisch nur die Geschwindigkeit bestimmen können, mit der wir uns alle infizieren". Angesichts der Omikron-Welle sieht er schlechte Zeiten für das System kommen. Impfung werde den Krankheits-Verlauf der neuen Variante abschwächen, aber auf keinen Fall stoppen, man müsse sich deshalb bei der Betreuung auf die Gruppen mit Risikofaktoren konzentrieren. “Die Schutz-Maßnahmen zielen nicht darauf ab, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, das ist unmöglich, vielmehr soll die Ansteckungsrate verlangsamt werden. Aus einem Grund: um den Kollaps des Gesundheits-Systems zu vermeiden“. Das System sei bereits jetzt am Limit.
"Der massive Druck auf das Gesundheits-System wird sich in den nächsten Tagen sicher verschärfen, weil wir vor drei oder vier Wochen nicht die Maßnahmen ergriffen haben, die nötig gewesen wären, um dies zu verhindern. Die beschlossenen Reduzierungen des Gesundheitsdienste werden die Situation verbessern". Anders ausgedrückt: die Einschränkung der Gesundheitsdienste ist die einzige Chance zu ihrem Überleben.
GLOBALE IMPFUNG
Zur Perspektive der Pandemie: "Impfungen sind zwar wichtig, aber unzureichend für ein "globales Problem", das nicht ausgerottet werden könne, wenn die Impfung nicht auch die Entwicklungsländer erreiche. Denn "es kann nicht sein, dass wir hier bereits die dritte Dosis oder Kinderimpfung praktizieren und es Länder gibt, in denen Erwachsene mit Risikofaktoren nicht eine einzige Impfung erhalten haben". Dass die Impfung der Welt-Bevölkerung nicht einmal 40% betrage sei "eine moralische Schande".
Die WHO sei dazu da, um für eine gerechte Verteilung der Impfstoffe zu sorgen: “aber wir haben gesehen, das ist kompliziert, nicht nur bei SARS-CoV-2", so der Experte. “Seit Jahren gibt es Impfstoffe und Medikamente gegen Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose, AIDS, Masern und Diphtherie, aber viele Menschen in den Entwicklungsländern sterben weiterhin an diesen Krankheiten, obwohl sie wirksam sind“. Der entwickelte Impfstoff sei "sehr wirksam, gut und sicher".
"Impfstoffe zielen darauf ab, Einweisungen zu verhindern, schwere Infektionen zu vermeiden und Todesfälle zu verhindern. Nicht zur Vermeidung von Infektionen". Im globalen Kontext wies der Experte darauf hin, dass SARS-CoV-2 die Tendenz hat, immer mehr übertragbare Varianten mit immer weniger schwerem Krankheitsverlauf hervorzubringen, was eine steigende Zahl von Menschen mit Antikörpern und damit einen besseren Schutz "begünstigen" werde. (naiz)
UND SONST … Die Notaufnahmen brechen zusammen angesichts einer Welle von Covid-Patientinnen. Das Todesrisiko vervielfacht sich ohne Impfung. Die neue Arbeitsreform kommt nach Euskadi mit einem Anteil von 27% tempoorär Beschäftigten.
(2022-01-08)
DREIFACHER KOLLAPS
Überall da, wo mit Arbeitskräften knapp kalkuliert wird, führt Coronavirus zu Krisen und Ausfall. Umso mehr mit der hochansteckenden Omikron-Variante. Öffentlicher Transport wird eingeschränkt, Müllabfuhr fällt aus und wir dürfen gespannt sein, wie viele Lehrerinnen am Montag nicht den Dienst antreten, weil sie den Virus haben oder in Depression gefallen sind. Mercedes oder Michelin in Gasteiz oder VW in Pamplona holen sich über Leih-Firmen die nötige Lückenfüllung. In Schulen geht das nicht, wenn die Lehrerin fehlt, gibt es von heute auf Morgen keinen Ersatz.
Noch viel weniger in einem Bereich, der jahrelang von Kürzungen betroffen war und derzeit im Blick der gesamten Weltbevölkerung steht: die Gesundheits-Versorgung. Durch die Pandemie an den Rand des Machbaren gebracht. Bereits die vorangegangenen Covid-Wellen führten das baskische System mehrfach zum Kollaps. Zwei Jahre in Dauer-Überbelastung. Die Versorgung der Patientinnen kann nicht mehr gewährleistet werden. Wegen Virusnähe überdurchschnittlich viele Erkrankungen. “Wenn ich ausfalle“, sagt ein baskischer Arzt im Fernsehen, “gibt es niemand, der oder die mich ersetzt. Meine Kolleginnen, die ohnehin schon heftig belastet sind, müssen meine Arbeit mitmachen. Die Patienten können nicht betreut mehr werden, wie sie es verdienen, sie werden unzufrieden und verlieren das Vertrauen in die Versorgung“.
Derzeit 5% krankheitsbedingte Ausfälle in Krankenhäusern werden nicht ersetzt, die Übrigen ertrinken im Stress, an Urlaub und Feiertage nicht zu denken. Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr ... Die einen haben Covid, die anderen Depressionen. “Nicht wenige überlegen, ob sie den Beruf wechseln sollen, weil die Lage unerträglich ist“.
UND SONST … Weil die große jährliche Massendemonstration für die Rechte der baskischen politischen Gefangenen in Bilbao aus von den Veranstalter*innen wegen der Pandemie abgesagt wurde, finden am heutigen 8. Januar 191 lokale Mobilisierungen in ganz Euskal Herria statt, von Muzkiz bis Izaba, von Miarritze bis Tudela.
(2022-01-07)
VOM AUSSTERBEN BEDROHT
Eine jener sensationellen Nachrichten, mit denen wir an der Nase herumgeführt werden. Wir sollen überzeugt werden, nur wer genau hinschaut erkennt, wie platt die Argumente sind. In irgendeinem Labor wurde festgestellt, dass die vierte Impf-Dosis die körperlichen Widerstandskräfte verfünffacht. Also auf zur Impfung! Was nicht gesagt wird: von wo nach wo! Von 1% auf 5%, oder von 15% auf 75%, oder gar von 25% auf 150%. Viertel Wahrheiten sind halbe Lügen.
Rührend ist die Fürsorge, die in Zeiten von Cholera den vom Aussterben bedrohten Spezies zuteil wird. In Chile werden im Zoo vom Verschwinden bedrohte Tierarten geimpft, darunter ein Orang-Utan aus Borneo und ein bengalischer Tiger. Beide wurden einst aus ihrer gewohnten Umgebung entführt und in Zoo-Gefängnisse gesteckt. Dort geht es ihnen besser als dem Großteil der Bevölkerung in Afrika, wo es Impfstoffe weit und breit nicht gibt. Die kapitalistischen Gesellschaften entscheiden, wer das Überleben durch Impfhilfe verdient und wer nicht.
UND SONST … Die Polemik um den Konsum-Minister der spanischen Regierung zieht weitere Kreise. Er hatte zum Ausdruck gebracht, dass chemisch-industrielle Viehhaltung schlechtere Fleischqualität liefert als extensive Viehbetriebe in offener Natur. Die kapitalistische Fleischindustrie läuft nun Amok, die Postfranquisten machen die Geschichte zum Wahlkampf-Thema, der Minister soll zurücktreten.
(2022-01-06)
C19-TAGES-DIAGNOSE
Die heutigen Tagesnachrichten haben viel miteinander zu tun. Dank Covid. Euskadi, Afrika, China, Frankreich, Polen – alles hängt miteinander zusammen. In Bilbao versuchen die Metro-Chefs händeringend, ihr Personal aus dem Urlaub zurückzupfeifen, um die Regelmäßigkeit des Transports zu garantieren. Der Krankenstand hat zur Krise geführt, im Zugverkehr mussten bereits Ausfälle in Kauf genommen werden. Überall bewegt sich die Zahl der infizierten Beschäftigten um die 5%. Die baskische Polizei sieht sich außer Lage, die illegalen Massenbesäufnisse zu kontrollieren, geschweige denn zu verhindern. Alles läuft aus dem Ruder.
Außer Kontrolle ist auch die “afrikanische Schweinepest“: in Polen. Noch so eine Pandemie, die zwar noch nicht (oder vielleicht doch schon?) zur Zoonose geworden ist (Zoonose, Sie erinnern sich?), die aber den Schweinebestand bedroht, weil gekeult werden muss. Auch hinter der Grenze auf deutscher Seite ist die Sorge groß, doppelte Gitter werden installiert, um Übertragungen zwischen Haus- und Wildschwein zu verhindern. Nutzt aber nichts. Denn die Gefahr kommt auch aus der Luft, wenn aasfressende Vögel infizierte Tierreste hinter dem Zaun verlieren oder abwerfen. Schöne Scheiße. Die Behörden haben deshalb freilaufende Schweine zum Stallhüten verurteilt, das wiederum mögen die Bio-Vertreiber ganz und gar nicht. Denn nur Freilauf ist biowürdig.
Nicht genug damit. Im französischen Staat, Marseille um genau zu sein, wurde bereits im Dezember eine neue Corona-Variante entdeckt, die mit einer großen Zahl von Mutationen ausgestattet ist und mit der 12 Personen infiziert wurden. Sie wurde von einem Reiseheimkehrer aus Kamerun mitgebracht, was nicht unbedingt bedeutet, dass die Variante dort entstand. Jedenfalls begünstigt die niedrige Impfquote von 2,4% die Entwicklung neuer Varianten, so Experten. Solange die Impfkampagne nicht wirklich global vorangetrieben wird, werden sich immer wieder neue Varianten entwickeln, die mal harmloser oder aber gefährlicher sind. Wozu die neue Variante gehört, wird sich zeigen. Auch, ob sie bis in unsere Breitengrade im Baskenland vordringen.
UND SONST … Nur ein Ort in Euskadi ist noch ohne Covid und Inzidenz: das Indiano-Dorf Lanestosa. In China werden wieder ganze Städte abgeriegelt, Italien verordnet Impfzwang für alle über 50, aggressiver Diskurs gegen Nicht-Geimpfte in Frankreich. Experten sagen ein Jahr voraus mit neuen Varianten und einer abgeschwächten Pandemie. Heftige Kritik am Konsum-Minister wegen seiner Kritik an der industriellen Fleisch-Produktion in Massenhaltung.
(2022-01-05)
BASIS-DEMOKRATIE DURCH COVID
Wo sonst Kontrolle und Repression wegen “Blaumachen“ angesagt ist, wird angesichts des Personal-Notstands nun “an die Eigenverantwortung“ appelliert: Infizierte sollen coronabedingte Arbeitsausfälle auf Mallorca ab sofort selbst melden (sicher kein besonders deutsches Syndrom).
Die Regierung der Balearen setzt beim verlorenen Kampf gegen Corona-Erkrankungen zunehmend auf Eigenverantwortung. Man arbeite an einem Online-System, mit dem Betroffene Arbeitsausfälle melden können, sagte die balearische Gesundheitsministerin. Das sei angesichts der derzeitigen Fülle von Ansteckungen dringend notwendig. Im Baskenland gebe es so ein System seit der vergangenen Woche schon.
Bislang sind für die Bearbeitung von coronabedingten Ausfällen die Beschäftigten des Gesundheitswesens zuständig. Diese haben bisher auch bestimmt, wer als enger Kontakt von Infizierten eingestuft wird. Positiv getestete Kontakte müssen sieben Tage in Quarantäne, negativ getestete nicht. Das sollen nun alle selbst einschätzen und beurteilen. Endlich also basisdemokratische Aspekte der Pandemie. Sollten wir demnächst womöglich auch Strafzettel für Falsch-Parken selbst ausfüllen? Und was ist mit den öffentlichen Bussen?
Bereits um die 70 Prozent der Infektionen gehen laut Gómez auf die Omikron-Variante zurück. Der Krankenstand im Krankenpersonal geht bedrohlich auf die 5% zu, das drückt sich zahlenmäßig in Tausender-Ziffern aus. Der Krankenstand generell stieg von Oktober auf Dezember auf das Vierfache, momentan steigt die Kurve exponentiell.
UND SONST … Die Gewerkschaften mobilisieren für den 23. Januar zu Märschen wegen der “gravierenden Krise des baskischen Gesundheits-Systems“. Sie fordern dringende Maßnahmen, um den Personal-Notstand zu mildern, der die Erst-Versorgung zum Kollaps geführt hat. Stellt sich die Frage: Warum erst am 23.?
(2022-01-04)
HOMIKRON
Endlich ist das Baskenland einmal europäische Spitze! Gefolgt von Spain auf dem zweiten Platz: nirgendwo gab es prozentual so viele Covid-Ansteckungen. Allein in der vergangenen Woche wurden im Südbaskenland 13,5% aller Pandemie-Ansteckungen verzeichnet. Im Vergleich mit März 2020, als wir eingeschlossen wurden, müsste nun eigentlich ein Lockdown mit drei Vorhängeschlössern erfolgen. Ist aber nicht. Im Gegenteil. Abgesehen von den Alarmmeldungen geht das Leben seinen gewohnten Gang (zumindest für die Covid-Pass-Besitzerinnen).
In Navarra sind 51% der gemachten Tests positiv, dabei werden deutlich weniger Tests durchgeführt. 9.500 Neufälle, 67.000 in der vergangenen Woche, die Inzidenz liegt bei mehr als 4.500, in einzelnen Orten bei sechs bis achttausend. Bereits heute machen sich die Silvesterpartys bemerkbar. Besonders gefährdete Altersgruppen sind 17/18 und 20 bis 29 – die 19-Jährigen fallen heraus, sie müssen besonders gut geimpft oder besonders vernünftig sein. In Euskadi wie in Nafarroa haben 4% des Gesundheitspersonals krank geschrieben, im Osten macht das 550, im Westen 1.600. Wenn die Schule wieder losgeht, wird es in den Erziehungsanstalten nicht anders aussehen, eher schlimmer.
Nicht genug mit dem neuen Grippencovid-Cocktail, La France meldet ebenfalls eine neue Variante mit 46 Mutationen. Die Angst vor dem Biest sitzt so tief, dass die Metro im Großraum weit entfernt ist von ihrem historischen Rekord von 91 Millionen Fahrgästen aus dem Jahr 2019, nur im eigenen Auto steckt man sich hingegen sicher nicht an. Bei derart Katastrophenzahlen erscheint es eine Randnotiz, dass die Diözese Bizkaia fünf Missbrauchsfälle an Minderjährigen untersuchen will, die allerdings schon 40 oder 50 Jahre zurückliegen. Besser jetzt als nie.
UND SONST … Überall wird vor Massenansammlungen gewarnt, nur für Fußballstadien gilt die Ausnahme. Wo Impfung nicht hilft, hilft Opium … fürs Volk. Athletic hat bei Osasuna geschnüffelt und gewonnen. Das Duell der Trainer endete Null zu Null – beide waren so positiv wie das Ergebnis für die Bizkainos.
(2022-01-03)
HOCH-KONJUNKTUR
Die sechste Welle treibt weiter mit unverminderter Wucht auf die baskische Küste zu. Im Metapher ist Covid die Welle, die Küste sind wir. 9.500 neue Fälle in 24 Stunden, Inzidenz 6.000, die Gesundheitsbehörde gerät wieder an ihre Grenzen. Leute, die kommen, um sich testen zu lassen, weil sie Covid-Kontakt hatten, werden angewiesen, sich selbst in die Nase zu bohren und sich selbst zu testen. “Du gehst da raus und hast Zweifel, ob du den Selbst-Test auch richtig gemacht hast“, sagt einer der Hilflosen nach dem Osakidetza-Besuch.
Selbst-Tests sind nicht besonders seriös, wo sonst überall die Professionalität hochgehalten wird. Doch wenn Personal fehlt, kann plötzlich volkstümliche Selbstverwaltung stattfinden, die sonst so verpönt ist. Personal fehlt, weil zu wenige eingestellt sind; weil die Interims-Angestellten im Sommer wieder entlassen wurden; weil auch das G-Personal von Omikron betroffen ist. Bankrotterklärung.
Sogar im noblen Bereich der Privat-Versicherung kehrt Chaos ein. Der Gesundheits-Multi IMQ schließt eine Intensivstation und konzentriert die Klienten auf eine andere. Zu viele kranke Krankenpflegerinnen, dazu kommt, dass die noch gesunden streiken, weil sie “die Nase voll“ haben (im wahrsten Sinne des Wortes) von schlechten Arbeitsbedingungen und Covid-Stress. Ein Gruß von dieser Seite!
Ohne Frage bedeutet ein Covid-Pass sozialen Ausschluss. Wo Argumente nicht überzeugen (so überhaupt vorhanden), soll Repression helfen. Nach zwei Wochen Pass-Pflicht, wird die Repression gefeiert: 30.000 bisher Impf-Unwillige haben nun doch den Oberarm zum Anstechen freigemacht. Hurra, hurra! Die Impfquote steigt von 91 auf 92%. Wenn die Daumenschraube noch einen Tick weiter zugedreht wird, schaffen wir sogar die 93 bis zum kommenden Wochenende.
Alarm im Arbeitgeber-Lager! Sturm im Wasserglas: Im Oktober waren 6.000 erbarmenswerte abhängig Beschäftigte im Krankenstand, im November waren es 16.000 und im Dezember 31.000. Die Pandemie hat also doch auch gute Seiten. Wir hoffen, der Krankenstand nähert sich schnellstmöglich der Impfquote. Wer hier nicht mitmacht wird künftig als Volks-Verräter(in) betrachtet.
Mit Schallgeschwindigkeit (wie gestern geahnt) hat sich Flurona vom Nahen Osten in den Fernen Westen verteilt: der Cocktail aus Grippe und Covid. Heute wurde Katalonien fündig, Galicien ebenfalls. Sicher hausgemacht. Fragt sich, ob der Name beibehalten wird oder katalanisiert bzw. galizisiert wird.
UND SONST … Der baskischen Regierung wurde von der Zentralregierung die Kompetenz für den Strafvollzug übertragen. Nun soll die Praxis reformiert werden. Der Anteil der Freigänger (mit Wiedereingliederungs-Hilfe) soll von 26% auf 40% gesteigert werden. Das gilt selbstverständlich nicht für die politischen Gefangenen. Die sollen drinne vermodern.
(2022-01-02)
MUTATION UND ABSTURZ
Von der Spitzenposition zum Absturz – das Jahr fängt gut an! In Israel wurde bei einer schwangeren Frau, die erfolgreich entbinden konnte, eine Infektion festgestellt, die einer Mischung von Coronavirus und Grippe entspricht. Die Frau war nicht geimpft, die neue Kreuzung wird "Flurona" genannt.
Die Patientin zeigte trotz Nichtimpfung nur leichte Symptome. Das Gesundheits-Ministerium des zionistischen Staates untersucht diesen (angeblich) bislang einzigartigen Fall, um festzustellen, wie gefährlich die Kombination der beiden Viren sein könnte. "Die Symptome sind dieselben. Sie sind viral und verursachen Atembeschwerden, beide greifen die oberen Atemwege an", sagte der Leiter der gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses.
Die Gesundheitsbehörden teilten mit, das Land habe mit der Verabreichung der vierten Dosis des Coronavirus-Impfstoffs an Patienten mit geschwächtem Immunsystem begonnen. Seit einiger Zeit grassiert die vierte Covid-Infektionswelle, die Zahl der Fälle steigt rasch wie überall. Nach der sensationellen Impfkampagne des Staates, die alle Rekorde schlug und weltweit beobachtet und bewundert wurde, wird nun geschätzt, dass nur 60% der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Im spanischen Staat sind es 85%, im Baskenland sogar über 90%.
Angesichts der fortgesetzten Reisetätigkeit weltweit ist mit der Verbreitung von jedem neuen Virus, jeder neuen Kombination in absehbarer Zeit zu rechnen. Omikron hat nur wenig Zeit gebraucht von Südafrika in die weite Welt. Nach den Silvesterpartys ist das baskische Publikum höchst gespannt, wie sich die ungeschützten Exzesse auf die Ansteckungszahlen auswirken werden. “Experten“ sagen voraus, in zwei bis drei Wochen sei die “Spitze“ erreicht. Das wäre der Gipfel!
UND SONST … Rechts ist ansteckend, zuletzt betroffen ist der Vorsitzende der postfranquistischen Volkspartei PP. Von dieser Stelle aus Genesungswünsche für Casado, wir wünschen das Beste für die Tage in der Intensivstation!
(2022-01-01)
COVID IN DER ULTRARECHTEN
Seit beginn der Pandemie bewegt sich die Ultrarechte – europaweit, weltweit – zwischen Negationismus und Widerstand gegen die Schutzmaßnahmen. Auf letztere weitestgehend zu verzichten hat zu vielfachen Ansteckungen und Ausfällen geführt, in keiner Partei gab es so viele “Positive“ wie bei der faschistischen Vox. Zuletzt der Chefredakteur der recht weit rechts stehenden (postfranquistischen) La Razón (Übersetzung: Grund, Begründung, Vernunft). Das Gezeter des Vox-Sympathisanten oder Mitglieds (wer weiß) Francisco Marhuenda ist aufschlussreich und interessant:
Den dritten Tag in Folge ärgert sich F.M. über seine Covid-Ansteckung, als wäre er der Einzige, dem es so geht. Den dritten Tag in Folge fordert der Direktor von La Razón sein Recht ein, auf die Straße zu gehen, um das Virus zu verbreiten. Er bedauert, dass diese Entscheidung nicht von seiner politischen Heldin abhängt: "Ich bin glücklicherweise von einem leichten Covid-Fall betroffen, gleichzeitig aber einer repressiven Welle und einem absurden Einschluss von Seiten der hier Herrschenden ausgesetzt.
Schade, dass es nicht Isabel Ayuso (ultrarechte Ministerpräsidentin von Madrid) ist, die die Tage des Einschlusses festlegt. Denn ich fühle mich in perfektem Zustand und könnte auf der Straße sein. Stattdessen leide ich unter einer "politischen Hysterie", die vom Zaun gebrochen wurde. Ich müsste eigentlich in die Liste der Unzulänglichkeiten des öffentlichen Gesundheitswesens aufgenommen werden, derzeit bin ich eine Geisel dieser frei erfundenen Geschichten, die von überreagierenden Politikern und Medizin-Beamten auferlegt wurden. Die haben entschieden, dass ich gegen meinen Willen zehn Tage eingesperrt werde, auch wenn es jetzt nur sieben sind". Marhuenda hält sich für eine Mischung aus Mandela, dem Grafen von Monte Cristo und Clint Eastwood auf Alcatraz. So viel zur Intelligenz-Quote der spanischen Ultrarechten zu Jahresbeginn. Weit entfernt von baskischen Sphären.
UND SONST … Weil die üblichen Silvester-Festräume auf behördliche Anweisung nach ein Uhr nachts schließen mussten, verlagerte sich das Besäufnis-Geschehen erneut in Parks und dunkle Ecken. Ergebnis: Tonnen von Plastikmüll und Ansteckungen ohne Ende.
ABBILDUNGEN:
(0) Collage FAT. (1) Vernunft. (2) xxx.
(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2022-01-01)