frauen01Baskinnen - eine historische Spurensuche

Unter dem Titel „Baskenland. Frauengeschichten – Frauengesichter“ legten Gerd Schumann und Florence Hervé im Jahr 2000 ein Lesebuch vor, das sich thematisch mit dem Thema baskische Frauen befasste. Weil die Artikel-Sammlung insbesondere historisch vorgeht hat das Buch auch 15 Jahre nach seiner Publikation nichts an Aktualität verloren. Im ersten Artikel gehen die beiden Autor/innen mit der Uni-Professorin Teresa del Valle auf Spurensuche durch verschiedenste Bereiche femininen Lebens.

(2015-09-25) Im Klappentext der Artikelsammlung ist zu lesen: „Klischees von Euskal Herria (Baskenland) kursieren seit hundert Jahren und länger – nicht erst, seit es die ETA gibt. Dass die baskische Schicksalstadt Guernica im Land mit Respekt, aber ohne Kirche „heilig“ genannt wird, weiß kaum jemand. Das widerständische Völkchen jenseits und diesseits der Pyrenäen (Hegoalde und Iparralde), auf spanischer und französischer Seite, umgibt Geheimnisvolles. Bis heute blieben, wie schon zu Humboldts und später zu Tucholskys Reisezeiten, Herkunft von Mensch und Sprache unklar. Doch selbst bei dem, was Land und Leute an sich angeht und was also erfahrbar wäre, prägen das europäische Verständnis vom Baskenland Schlagworte, denen die Unfähigkeit folgt, Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Euskal Herria ist reich an Kultur und Tradition, landschaftlich unendlich schön, weil kratzbürstig, und – entgegen aller Vorurteile – weltoffen.“ Auf zum Rückblick in die baskische Frauenwelt mit „Frauengeschichten und Frauengesichtern“.

Cer ete da andra erdiaen cauria? Sagar errea, eta ardao gorria. Alabaya, contrario da Milia: Azpian lur oca ganean arria. – Was wird aus der Wunde der Frau werden, die gerade geboren hat? / Bratapfel und Rosé / Aber das Gegenteil geschieht mit Milia / Unter ihr kalte Erde und über ihr Stein.

Um das Jahr 1400 herum, das genaue Datum ist nicht bekannt, starb die Baskin Milia de Lastur bei der Geburt ihres ersten Kindes. Zur Beerdigung stimmte ihre Schwester ein Klagelied an, das erhalten blieb, aufgezeichnet von Esteban de Garibai: Ein poetisch-feinfühliges Stück Lyrik, das eine häufig unterstellte Geschichtslosigkeit der baskischen Frau widerlegt. Wenn Milias Schwester die Strophe singt, widerspricht sie dem damals herrschenden Zeitgeist, aufoktroyiert per päpstlichem Dogma. Das in diesem spätmittelalterlichen Lied gezeichnete Bild der Geburt aus „Bratapfel und Rosé“ stand in völligem Kontrast zur vorherrschenden, religiös gefärbten Weltanschauung: Für die prüden katholischen Theologen war die Geburt schmutzig, und der Körper an sich hatte mit Wollust zu tun.frauen02

Es hat viele aufbegehrende, geschichtsprägende Schwestern, wie die von Milia gegeben, doch blieben sie meist namenlos. Berühmt wurden ihre Männer, wie der erste Weltumsegler Juan Sebastián Elcano, der blutrünstige Konquistador Aguirre, „Zorn Gottes“ genannt, Ordensgründer Ignatius von Loyola. Trotzdem lässt sich die historische Baskin weder reduzieren auf die Rolle der Königin, die „Geschichte macht“, noch die der Bäuerin, die lediglich dem menschlichen Evolutionsmechanismus dient.

Auf der Spur der baskischen Frau und vor allem ihrer historischen Rolle helfen kein Internet und kaum eine Universitatsbibliothek: Wie fast überall in der Welt des Patriarchats gilt auch in diesem Fall, dass Geschichte männlich ist, von Männern gemacht und geschrieben wird. In Sachen Baskenland (Euskal Herria) liegen die Dinge sogar noch einen Tick komplizierter, da dieses Land - wenn überhaupt - zwar als ethnisches oder kulturelles Gebilde betrachtet wurde, Geschichte und deren Niederschrift jedoch den Zentralstaaten anhingen. Entsprechend niedrig stellt sich der Forschungsstand dar.

Ais Professorin für soziale Anthropologie beschäftigt sich Teresa del Valle mit der Geschichte des Menschen und dabei speziell mit Gesichtspunkten seiner Entwicklung innerhalb ethnischer Zusammenhänge. Sie lehrt an der Universität von San Sebastián (Donostia), leitet dort „el seminario de estudios de la mujer“, das Seminar für Frauenstudien. Mittlerweile arbeiten darin einige Dutzend Fachfrauen insbesondere zur „Baskin“ im umfassenden Sinn. Bis Mitte der siebziger Jahre hatte die faschistische Franco-Diktatur mit ihrem militaristischen, die gesamte Gesellschaft durchdringenden Männlichkeitskult eigenständige Frauenprojekte verhindert, die in anderen europäischen Ländern längst gang und gäbe waren, so dass die 68er Frauenbewegung erst mit einigen Jahren Verspätung im südlichen Baskenland Einzug halten konnte. Franco starb Ende 1975 und Professorin del Valle war die erste Frau, die gut zwei Jahre danach soziale Anthropologie als Fach übernahm, nach ihrer Rückkehr aus den USA.frauen03

Das Baskenland als solches biete der Forschung herausragende Bedingungen, meint die Professorin inzwischen, denn dort präsentiere sich eine Gesellschaft im Umbruch. „Immer mehr Frauen waren und sind nicht mehr bereit, auf dem Lande zu bleiben, dort zu heiraten, sondern suchen andere Lösungen, gehen also in die Stadt." Dort existierten starke Unterschiede beispielsweise zwischen Frauen, die einen Beruf ausüben und feste Kontakte zu anderen Menschen hatten, sowie andererseits Hausfrauen mit weitaus geringeren Möglichkeiten als früher auf den Bauernhöfen.

Was nun die Kirche angeht, so sitzt der Dogmatismus doch noch tief, und Teresa del Valle gesteht zu, dass der päpstliche Einfluss als Kontrollinstanz und im Bereich der Sexualität weiter wirke. Allerdings verhalte sich die Baskin weniger nach theoretischen Vorgaben und Formeln Roms, als vielmehr nach traditionellen Praktiken, zu denen auch vorchristliche Sitten und Gebräuche gehörten. Einige historische Stichworte mögen die widerspruchsvolle Entwicklung der Rolle der Frau im Zwiespalt von Tradition und Katholizismus kennzeichnen: archaische Stammesgesellschaft auf Grundlage des Hirtenwesens bis ins 11. Jahrhundert; Beginnende Christianisierung; Naturreligion mit vielen Göttern kontra Monotheismus; Riten und Kulte werden integriert; Baskinnen erhalten innerhalb der römischen Kirche das Sonderrecht zugesprochen, Messdienerinnen zu sein; 1238 erstmals schriftlich festgehalten: Erbrecht für erstes Kind gleichberechtigt, ob Tochter oder Sohn; ungeteilt soll der Hof bleiben, alle übrigen Kinder gehen leer aus; Auswanderungsland Baskenland; gewaltsame Christianisierung; Hellseherinnen, Naturheilerinnen werden gejagt, Untersuchungen und Prozesse enden in „Hexenverbrennungen“; 1609 wurden in Labourd (Lapurdi) unter Pierre de Lancre, Gesandter des Königs, Hunderte Frauen, aber auch Kinder und Geistliche verbrannt.

Obwohl in jüngerer Zeit energische Anstrengungen unternommen wurden, benennt Professorin Teresa del Valle zunächst den recht dürftigen Ausgangspunkt ihrer Arbeit: „Natürlich gab es im Rahmen der gesamten Geschichtsforschung im Baskenland einige Werke, in denen über die baskische Frau geschrieben wurde. Doch waren die Autoren Männer, berühmte Geschichtsforscher wie José Miguel Barandiaran, Julio Cario Baraja und andere, und die betrachteten aus einer Globalsicht die gesamte baskische Gesellschaft, wobei die Männer immer im Vordergrund standen. Wenn über Frauen gesprochen wurde, geschah das aus männlicher Sicht. Das hing hauptsächlich damit zusammen, dass Forschung zu dieser Zeit ausschließlich den Männern vorbehalten war. Und das wiederum hing damit zusammen, dass die Frau im Ländlichen Leben eingebunden war."frauen04

Knapp tausend Jahre liegt die Gründung der ersten baskischen Städte Sangüesa (bask: Zangoza) und Estella (bask: Lizarra) zurück und signalisierte die langsam einsetzende urbane Entwicklung und mit ihr den sich nunmehr entwickelnden Land-Stadt-Gegensatz. Wiederum tausend Jahre zuvor befand sich die Romanisierung des Baskenlandes auf ihrem Höhepunkt. 75 vor Christus hatten die römischen Besatzer Pampaelo, das heutige Pamplona (Iruñea) gegründet. Und wiederum einige Jahrhunderte zurück liegen Durchzug und teilweise Niederlassung der Kelten, die dem Baskenland auch die Sidrerías (Cidreria, Mostkeller) bescherten. Woher und wann allerdings die baskischen Ureinwohner kamen, blieb bis heute ungeklärt, und also erzählt Kurt Tucholsky in seinem „Pyrenäenbuch“ von 1927 die Geschichte des Grafen von Montmorency, der sich gegenüber einem Basken dem „Alter seines Namens, seines Adels, seiner Familie, rühmte und von welch großen Männern er abstammte. Der Baske erwiderte: Wir Basken, Herr Graf: wir stammen überhaupt nicht ab!“

Der erste baskische Zusammenschluss im 9. Jahrhundert hielt - mit Unterbrechungen und in verschiedenen Konturen - fast tausend Jahre: zunächst als erbliche Monarchie von Pamplona, später als „Königreich Navarra“ mit weiblichem Thronfolgerecht, meist bereits mit starken Fremdeinflüssen von französischen oder kastilischen Herrschaftshäusern. Seit 1659 trennte eine künstliche Grenze zwischen Frankreich und Spanien die drei Nordprovinzen vom Süden des Baskenlands, und wenige Jahrzehnte später wurden die baskischen Institutionen von der Französischen Revolution negiert und Paris kulturell und politisch vollständig untergeordnet.

Als unüberwindliches Hindernis indes wirkten Grenzziehungen und Separierungen nicht. 1801 bemerkte der weltreisende Forscher Wilhelm von Humboldt: „Selbst in neueren Zeiten in zwei sehr ungleiche Theile zerrissen und zwei grossen und mächtigen Nationen untergeordnet, haben die Vasken dennoch keineswegs ihr Streben nach Selbstständigkeit aufgegeben." Wie heute, und also drängen sich zwei Jahrhunderte nach dem ungewollt hellseherischen Humboldt vor allem zwei Fragen auf, wobei die zweite derzeit unbeantwortet bleiben muss? Wieso haben die Basken ihre Selbständigkeit immer noch nicht aufgegeben? Wenn bereits bei Humboldt „neuere Zeiten“ begonnen hatten, wann enden sie?

Auf Grundlage des schon im Mittelalter bestehenden Gewohnheitsrechts, das dem Baskenland Sonderrechte (fueros) garantierte, bewahrte der baskische Süden weitgehend seine Eigenart. Die dem König von Kastilien und León abgerungenen „fueros“ garantierten Steuerfreiheit und Veto-Rechte. Militärdienst außerhalb des Landes gab es nicht, Folter war verboten. Die „fueros“ galten offiziell bis ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts, als politisches Programm überstanden sie sogar die Jahrzehnte der Franco-Diktatur, an deren Beginn die vollständige Zerstörung der „heiligen Stadt der Basken“ Guernica (bask: Gernika) durch Bomber aus Nazi-Deutschland stand. Nur die Eiche blieb stehen, der Baum, unter dem einst die fremden Könige schwören mussten, die baskischen Sonderrechte einzuhalten. Ein Zeichen wie ein Wunder ...frauen05

Als kleines Wunder erscheint auch das Überleben der Sprache als tragende Säule jeglicher Kultur, zumal nach Jahrzehnten blutiger Verfolgungen und gnadenloser Unterdrückung durch Franco, den Caudillo (Führer). Auf Euskara wird nunmehr in Teilen der autonomen Region Euskadi an den Schulen unterrichtet, erste Fremdsprache: castellano (Spanisch). Selbst in den Großstädten des Südens und in den durch andalusische oder kastilische Arbeits-Immigranten geprägten Industriezonen wird die ursprüngliche Sprache wieder gepflegt.

Eine gehobene Stellung besaßen baskische Frauen im Alltag. Professorin del Valle dazu: „Die Frauen auf dem Land agierten in den typisch baskischen Hofeinheiten, die als Institution betrachtet werden müssen. Dort lebten die Leute, arbeiteten, Kultur und Sprache wurden hier gelehrt. Dabei spielte die Frau eine aktive und ganz entscheidende Rolle. Sie leitete die Hausgeschäfte, Tierzucht, Landwirtschaft, gab die Sprache weiter, fungierte wie eine Lehrerin und vermittelte zudem die katholische Religion. Sie nahm wichtige Funktionen bei den zu Geburt oder Tod zelebrierten Ritualen ein und konnte auch erben. Höfe wurden niemals auf die Kinder verteilt, und der oder die Erstgeborene, egal ob männlich oder weiblich, erbte den Hof."

Manche, meist männliche Wissenschaftler, verklärten diesen ungewöhnlichen Zustand als ,,baskisches Matriarchat", eine Wertung, die nach Auffassung der Professorin nicht die tatsächliche Lage trifft und nur in Teilbereichen berechtigt ist. Letztendlich stand die Baskin zwar im Zentrum der Familie, hatte aber eben doch nur spezifische Arbeiten zu verrichten. Vielleicht lässt sich dieser Zustand eher als eine Art Arbeitsteilung charakterisieren, in der dem Mann, der nicht eng an den Hof gebunden ist und der als „pastor“ (Hirte) in die Berge geht, eine größere Freiheit zukommt. Die Frau besaß die Autonomie, so die Professorin, ihre direkte Umgebung zu beherrschen und definierte sich selbst immer in Verbindung zu den verschiedenen Familienmitgliedern, während die Männer andere Räume ausfüllten und sie also eine andere Art von Macht ausübten. Teresa del Valle konstatiert ein wachsendes gesellschaftliches Interesse von Frauen: „Eine Überraschung, die wir in der Arbeit zur Studie erlebt haben war, dass Frauen durch die Bank und generell wesentlich aufgeschlossener gegenüber Veränderungen waren als Männer und als ihre Realität vermuten ließ. Quer durch die Generationen waren sie offen für Veränderungen. Sicher haben Frauen nicht so viel zu verlieren wie Männer. Sie haben etwas zu gewinnen. Männer haben etwas zu verlieren und sind deswegen konservativer."

Weniger im Rahmen politischer Zusammenhänge als vielmehr allgemeingültig versteht Teresa del Valle ihre Einschätzung vom eher progressiven Wesen der baskischen Frau, obwohl natürlich - wie in ganz Europa - auch im vorfranquistischen Baskenland besonders der zwanziger und dreißiger Jahre Bewegungen entstanden. Innerhalb der baskischen Nationalpartei gründeten 1922 Haydee Agirre und Polixene Trubudua den ersten Frauen-Zusammenschluss gegen massiven männlichen Widerstand.
Ein Jahrzehnt später entstanden die ersten gesamtspanischen, partei-ungebundenen Frauenorganisationen mit meist kleineren Ablegerinnen auch im Baskenland - darunter die „Antifaschistischen Frauen“ als größte Gruppe mit ihrer Vorsitzenden, der Baskin Dolores Ibarruri, und die anarchistischen Mujeres Libres mit der 1914 in San Sebastián geborenen Baskin Casilda Miliciana. Beide machten sich vor allem außerhalb des Baskenlandes einen Namen: die eine als Kommunistin und führende Vertreterin der republikanischen Volksfront, die andere als Militante im asturischen Bergarbeiterstreik 1934, die mit Bomben und Flugblättern erwischt und zu 29 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. 1936 amnestiert, beteiligte sie sich später vor allem in Barcelona an Streiks und Aktionen, während Dolores als Pasionaria, als leidenschaftliche Rednerin in Madrid und vor den Internationalen Brigaden in die Geschichte einging. Zwar waren sich die beiden Frauen-Organisationen untereinander nicht unbedingt wohlgesonnen, doch vertraten sie während des Bürgerkriegs übereinstimmend die Position: „Männer an die Front, Frauen die Arbeit“ (Mujeres Libres). Dolores Ibarruri: Zehntausende Frauen forderten „von der Regierung, sie solle die Männer aus allen Funktionen, wo sie nicht unbedingt gebraucht würden entlassen, um sie an die Front zu schicken, und alle Arbeiten in der Etappe den Frauen übertragen“. So geschah es auch im Baskenland, das allerdings bereits im Juni 1937 von den Putschgenerälen eingenommen wurde.

Mit dem Ende des autonomen Baskenlandes im Volksfront-Spanien 1937 folgten nahezu 40 Jahre gnadenlose Unterdrückung alles Baskischen und ungezählte Fluchten über die Pyrenäen und den Grenzfluss Bidasoa. Es kam zu Internierungen in französischen Lagern wie Gurs, doch fanden auch viele Baskinnen Unterschlupf bei Verwandten und Freunden in Iparralde. Als das Nord-Baskenland ab 1940 unter der deutschen Besatzung litt, endete der wachsende Frauenwiderstand im Rahmen der Résistance häufig in Konzentrationslagern. Doch besteht die baskische Solidarität über die Pyrenäen hinweg bis heute und entwickelte sich in jüngster Zeit sogar weiter, wenn auch die politischen Rahmenbedingungen wieder einmal wechselten und Paris mittlerweile eng mit Madrid gegen politische Flüchtlinge zusammenarbeitet.frauen06

Hält über die positiven Aspekte hinaus - wie sonst in den hochindustrialisierten Metropolen - mit der weiteren Entwicklung auch eine Vereinsamung der Menschen Einzug? Noch existieren im Baskenland jene traditionell starken zwischenmenschlichen Bindungen, die weit über die Familien hinausreichen. Sogenannte „Cuadrillas“ prägen das Zusammenleben seit Jahrhunderten, und Teresa del Valle wertet diese als sehr positive Erscheinungen. Die Cuadrillas würden den Menschen von Kind an bis ins hohe Alter begleiten und der Vereinzelung, die nicht etwa mit Individualität verwechselt werden sollte, entgegenwirken. Natürlich lebten immer mehr Menschen auch allein in Einzelappartements, doch seien sie gleichzeitig mit dem sozialen Beziehungsnetz verknüpft.

„In der baskischen Gesellschaft spielen Gruppen und die Familie eine große Rolle. Kinder werden gemeinsam erzogen. Die Menschen neigen dazu, zusammen etwas zu unternehmen ohne großartig Strukturen zu schaffen – das ergibt sich einfach so. Herausragend sind die Gruppen von Frauen, die sich bilden und Aktivitäten ankurbeln. Sie packen Dinge gemeinsam an und reden nicht um den heißen Brei herum. Etwas Effektives zu entwickeln innerhalb von Gruppen wie auch hier im Frauenseminar - das geht hervorragend. Ob zu Themen wie Kultur oder Sprache oder zum Feminismus. Und ich meine, das gibt es in dieser Massivität nirgendwo anders."

Werden die „Cuadrillas“ überleben? Welche Zukunftsaussichten besitzen nationale Kulturen wie die baskische angesichts einer dominanten Zentralmacht - ob wie bisher in Madrid und Paris oder zukünftig eventuell in Brüssel? Führt ein rigoroser, durch ökonomische Zwänge forcierter Modernisierungsdruck zum Untergang nationaler Besonderheiten? Die Forschungs-Ergebnisse des Fraueninstituts von San Sebastián könnten bereits in naher Zukunft als eine Art unverzichtbare Bewertungsgrundlage für neue Fragen dienen. Obwohl - die forschenden Frauen stellen sich sicher Besseres vor, als ein vielleicht negatives Morgen am eher positiven Gestern messen zu müssen.frauen07

ANMERKUNGEN:

Die Autor/innen: Gerd Schumann, Jahrgang 1951; Tageszeitungs-Volontariat, Redakteur und freier Journalist für Hörfunk und Presse. Buchveröffentlichungen als Autor und Herausgeber. Florence Hervé, 1944 in Frankreich geboren; Studium der Germanistik in Bonn und Paris, Promotion; tätig als Dozentin und Publizistin für Hörfunk und Presse. 1977 Preis „Frauen fördern Frauen“ in der Sparte „Journalismus“; Herausgeberin der Reihe „Frauengeschichten – Frauengesichter“. Die Drucklegung, Produktion und Herausgabe des Buches im Dietz-Verlag Berlin wurde mit Mitteln der Rosa-Luxemburg-Stiftung Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e.V. gefördert.

FOTOS:

(1) Hexendarstellung. Foto Archiv Txeng

(2) Ausstellungs-Plakate Niki de Saint Phalle in Bilbao. Foto Archiv Txeng

(3) Wandbild Frauenarbeit. Foto Archiv Txeng

(4) Frauen tragen die Welt, Monument Donostia. Foto Archiv Txeng

(5) Graffiti: Frauen wehren sich. Foto Archiv Txeng

(6) Darstellung Mütterlichkeit. Foto Archiv Txeng

(7) Frauen-Darstellung bei Kunstausstellung. Foto Archiv Txeng

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